Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Es war die Zeit der Entscheidungen. Oder vielleicht eher die Zeit der Verteidigung der Entscheidungen ihrer Eltern. Es wurde nichts mehr in Frage gestellt, nicht mehr selbst gedacht. Es wurde gehorcht. Sie nahmen Befehle an, befolgten sie und verteidigten sie gegen Kritik. Sie machten sie sich zu eigen, ohne dass sie damit glücklich wären. Aber ihr Glück, ihre Liebe war nicht Teile der Entscheidungsfindung. Da gab es andere Kategorien, Geld, Einfluss, Beziehungen. Es war traurig, aber wahr. Aber genau deswegen gab es auch nichts mehr zu sagen.


    Curio nahm zu Kenntnis, dass sie ihm ihre Hand entzog. Er selbst trat einen Schritt zurück. Er selbst hatte keine Ahnung, was sie durchmachte, denn er hörte keine Stimmen, sah keine Bilder und verstand nicht, was es für Folgen hatte, sie so konsequent zu ignorieren, ohne sie aber loswerden zu können. Nur ein Bild erschien in seinem Kopf, so als hätte die kurze Berührung ihrer Hände die Fähigkeiten Silvanas auf ihn übertragen und dieses Bild, wie der Fundanius handfest dafür sorgte, dass sie diese Gabe auch wirklich nicht mehr anzuwenden versuchte, ließ ihm einen kalten Schauer den Rücken hinab laufen. Er fröstelte leicht und trat schockiert einen weiteren Schritt zurück.


    Wir werden beide irgendwann mit all dem klarkommen, Runa. Vielleicht dauert es ein bisschen, aber irgendwann wird es gehen.


    gab er schließlich eine Art Zusammenfassung ihres Gesprächs und gleichzeitig einen düsteren Ausblick auf ihre Zukunft, die keine gemeinsame Zukunft mehr war. Und obwohl das Gespräch eigentlich beendet war, ging er nicht, sondern blieb angewurzelt dort stehen, wo er stand. Konnte er nicht gehen, wollte er nicht gehen, durfte er nicht gehen? Er hatte keine Ahnung.

    Curio zerriss es beinahe, sie weinen zu sehen. Es waren mittlerweile nur noch zwei Schritte zwischen ihnen und es wäre ein leichtes für ihn an sie heranzutreten und sie in den Arm zu nehmen. Kurz zuckte sogar seine Hand nach vorne, um ihre Berührung zu erwidern, doch die Mauer zwischen ihnen war wieder aufgebaut und sie war massiver, als je zuvor. Erneut schluckte er und schaute auf seine Sandalenspitzen.


    Die Entscheidung dazu liegt nicht mehr bei mir. Wir sollten beide gelernt haben, die... Befehle unserer Eltern zu befolgen.


    Es war eine recht einfach Sache. Für alles, was er hier entschieden hatte, war er selbst und nur er verantwortlich. Jetzt hatte er die Chance, die gesamte Verantwortung für die kommenden Entscheidungen auf seine Eltern abzuwälzen. Und wer war er, diese Chance, nach all dem, was hier aufgrund seiner grandiosen Fehleinschätzungen vorgefallen war, verstreichen zu lassen.


    Mein zukünftiger Schwiegervater ist ein einflussreicher Mann dort oben. Mit ein bisschen Engagement und einem Empfehlungsschreiben deines Vaters kann er mir womöglich einen direkten Wiedereinstieg ermöglichen.


    Wieder plapperte er nur nach was seine Mutter ihm vorgegeben hatte. Es klang so logisch, so schlüssig und war so einfach. Es konnte nur richtig sein. Und selbst wenn nicht. Der Satz seiner Mutter, dass es das beste sei, dass man ihn hier vergaß, hatte ihn gebrochen, was dieses Thema anbetraf. Er würde nicht mehr aufbegehren. Nein, er würde hier verschwinden, so wie er hier aufgeschlagen war und würde tun, was man von ihm verlangte.


    Allerdings blieb ihm komplett die Luft weg, als Silvana betonte, dass sie ihren Tempeldienst an den Nagel hängen wollte. Er konnte es nicht glauben. Ungläubig schüttelte er den Kopf, öffnete und schloss seinen Mund, ohne dass ein Laut seinen Weg hinausfand und ignorierte schließlich die Mauer zwischen ihnen. Mit zwei schnellen Schritte trat er auf sie zu er ergriff ihre Hand.


    NEIN!


    brach es aus ihm hervor und sofort bereute er es. Sein Blick wanderte im Tempelinneren umher, doch fand er niemanden, der es nicht hätte hören dürfen. Stattdessen fuhr er leise fort.


    Du darfst deine Gabe nicht wegwerfen, Runa. Niemals. Du musst sie nutzen, denn sie nutzt allen. Auch dein Vater würde nicht wollen, dass du das alles einfach so wegwirfst.


    Warum er jetzt hier plötzlich die Position des Ducciers vertrat, wusste er auch nicht. Wahrscheinlich einfach deswegen, weil seine eigene Meinung keine Bedeutung mehr hatte und er sich auf irgendeine Autorität berufen musste, deren Meinung noch Gewicht hatte. Verus musste es wissen, dass seine Tochter diese Gabe erhalten hatte - ebenso wie er, wie es hieß - und er konnte kein Interesse daran haben, dass sie diese Enscheidung der Götter mit Füßen trat.


    Du hörst.. oder siehtst... oder ach, bei Pluto, was auch immer es ist, es ist doch noch da, oder? Oder ist es weg?

    Curio hörte sich an, was Silvana zu sagen hatte. Er hatte es also irgendwie herausgefunden, hatte es ihr an den Kopf geworfen. Solche Geistesblitze kamen nicht von ungefähr, ganz im Gegenteil hatten sie immer mit irgendwelchen Einflüsterungen zu tun... Und gewissen Fehlern der Geheimnisträger. Immer noch beschäftigte ihn dabei sein unglücklicher Versprecher vom Mogonfest. Auch er trug Schuld und dennoch, für das Zusammentragen der Informationen, für die kluge Deduktion und die daraus folgenden Schlüsse war Minerva zuständig. Eine der drei Göttinen, die der Venus nicht untertan waren. Wahrscheinlich war sie die Vertretung der Nemesis, die sich für die vielen kleinen und großen Verfehlungen, denen sich Curio schuldig gemacht hatte, rächte. Denn es waren noch einige Rechnungen offen und diese wurden jetzt offensichtlich beglichen. Curio blickte kurz zu deren Statue zu Rechten des Göttervaters, seufzte leise und schüttelte den Kopf.


    Entschuldige dich nicht. Gegen die Vorsehung kommst auch du nicht an.


    Dass er weiterhin Verus' Klient bleiben sollte, war für Curio ein zweischneidiges Schwert. Mit den Duccier hatte er wohl die einflussreichste Familie der Stadt auf seiner Seite. Mehr als eine Marionette, ein "duccisches Projekt" sollte er aber nicht sein. Das musste er aber akzeptieren. Wer wusste schon, wie lange dieses ganze Verhältnis noch andauerte, vor allem, wenn es nach dem Willen seiner Eltern ging. Das Donarwetter in der Casa Helvetia war ja kaum zu überhören gewesen und seine Mutter hatte sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Sie hatte ihm ausgebreitet, dass ihr Klientelverhältnis dermaßen erschüttert sei, dass es kaum weitergeführt werden könnte. Es sei eine Verlegenheitslösung, so ihre Worte, an deren Weiterführung niemand ein tatsächliches Interesse haben konnte. Daher würde es ohnehin auf langfristige Sicht keine Zukunft haben. Da half es auch kaum, dass Silvana andeutete, er könnte für Verus wie ein Sohn sein, denn Söhne bändelten nicht mit ihren Schwestern an.


    Ich danke dir für... deine Fürbitte... Es wird sich zeigen, was aus dem Klientverhältnis wird. Das Vertrauensverhältnis jedenfalls dürfte zerstört sein, was nicht die beste Basis für ein Patronat ist...


    plapperte er unterm Strich nur das nach, was seine Mutter gesagt hatte. Letztlich war das alles aber mit einer anderen Überlegung verbunden, die eng mit der Verheiratung Silvanas zusammenhing.


    Was deine Hochzeit angeht, wünsche ich dir alles Gute. Meine Mutter hat mir ihrerseits eine... Wartezeit von drei Monaten eingeräumt...


    wie selbstlos von ihr...


    Danach wird auch meine Verlobung mit Valeria Diademata aus Agrippinensium vorangetrieben. Unter Umständen... das heißt... wenn mir ihr Vater eine Anstellung im dortigen Cultus Deorum verschaffen kann, werde ich sogar dorthin ziehen.


    Damit Mogontiacum ihn vergessen und das Patronat ohne größeren Aufsehens gelöst werden könnte, hatte seine Mutter noch hinzugefügt. Er verzichtete jedoch darauf, denn er wollte nicht, dass sie erfuhr, dass ihr Einsatz auf etwas gemünzt war, das vermutlich ohnehin ein Verfallsdatum hatte. Das konnte und wollte er ihr nich antun.


    Während alldem hielt er den Abstand von drei bis vier Schritten immer aufrecht. Auch wenn ihn eine unsichtbare Hand drängte, zu ihr zu treten, sie ihn den Arm zu nehmen oder sie wenigsten zu trösten. Doch all das tat er nicht. Er wurde aufgehalten, dur sein schlechtes Gewissen, seinem Nochpatron gegenüber, seiner Angst vor den Folgen ihrer zufälligen, oder besser, von Minerva initiierten Entdeckung und dem Wissen darüber, dass es ihnen das alles hier nur noch schwerer machen würde. So blieb er stehen, schluckte immer wieder und unterdrückte seinerseits die Tränen, die ihm das erste Mal seit langem wieder in die Augen zu stiegen drohten.

    Curio war damit beschäftigt, die übriggebliebene Asche vom großen Opferaltar zu entfernen, als von hinten ein Discipulus auf ihn zutrat. Die Aeditua Duccia wolle ihn sehen, sagte der junge Mann unbedarft, ohne zu wissen, dass er womöglich Zeuge davon wurde, wie sich Curio den letzten Nagel in seinen Sarg rammte. Aber der Helvetier zögerte, und das nicht ohne Grund, denn Silvanas Vater hatte ihm unmissverständnis klar gemacht, dass sich Curio von Silvana fernzuhalten hatte. Vergiss deine Gefühle, hatte er gesagt. Es wird keine gemeinsame Zukunft geben. Es war klar was das bedeutete, ein weiteres Treffen und es wäre endgültig vorbei. Acanthos aber, der die Aufforderung natürlich mitbekommen hatte, trat heran, bat den Discipulus die Patera mit der Asche an den üblichen Ort zu bringen - wo auch immer der hier am Capitolium war - und fing an, leise mit Curio zu tuscheln. Der zeigte sich wenig begeistert davon, schüttelte regelmäßig den Kopf wurden dann aber eher unfreiwillig von seinem Sklaven in den Tempel gezehrt und nun wehrte sich Curio nicht mehr. Andere Herren hätten ihren Sklaven wahrscheinlich auspeitschen lassen und hätte sich Curio gewehrt, hätte man ihn nur noch darauf angesprochen, warum er genau dies nicht tat. Doch verstand niemand, welchen Stellenwert Acanthos für Curio hatte.


    Als sie durch die Pforte getreten waren, mussten sich Curios Augen an die diesige, noch vom süßlichen Geruch des Weihrauchs erfüllte Dunkelheit gewöhnen. Acanthos raunte ihm noch zu, dass er einen schnellen Fluchtweg eröffnen würde und eilte an ihm vorbei zu einer seitlichen Tür. Curio war nun allein und der erste, den er hier sah, war der germanische Bedienstete Thorgall, der sich ebenso wie Acanthos quasi mit den verbündet hatte. Auch hier fungierte er offenbar als eine Art Türsteher, der die beiden vor neugierigen Neuankömmlingen und zufällig hereinkommenden Discipuli, die auf Anweisungen warteten, warnen sollte. Der Germane deute in eine dunkle Ecke, die nur von Zeit zu Zeit durch eine flackernde Flamme einer Fackel erleuchtet wurde und wo die Umrisse einer Person zu gehen waren. Immer noch zögerte der junge Helvetier. Er sollte es nicht tun, er durfte es nicht tun und doch setzten sich seine Füße in Bewegung. Sicherheitshalber schaute siche Curio nochmal um, doch außer dem Germanen und der Person in der dunklen Ecke war niemand zu sehen. Er ging weiter und stand schließlich vor Silvana. In gebührendem Abstand, es mochten drei bis vier Schritte sein, blieb er stehen und blickte die junge Duccia fragend an. Vielleicht war es etwas ganz banales, vielleicht ging es gar nicht um sie und verstand hier einfach irgendwas komplett falsch. Und so eröffnete er das Gespräch in einer Art und Weise, die den üblichen Konventionen entsprachen, die sie in der Öffentlichkeit zu nutzen pflegten.


    Du wolltest mich sprechen, Duccia?

    Sie hatten bereits die ersten Schritte bis zu den Vorhängen zurückgelegt, als Silvana ihn plötzlich zurückhielt. Kurz war er verwirrt. Wollte sie sich nicht auf den Weg machen? Doch die Erklärung folgte auf dem Fuße. Sie wollte zu Alpina. Gut das ließe sich einrichten. Wo sie aber war, das wusste er nicht genau.


    Im Kräutergarten habe ich sie grade nicht gesehen und in der Küche war sie - zumindest vorhin - auch nicht. Wir können aber gerne mal in die Taberna Medica gehen und schauen, ob sie dort ist.


    So würde sie zumindest schonmal den Wohnbereich ihrer Freundin kurz sehen, und den Weg kennenlernen, wie sie über die Taberna Medica ohne nochmal auf die Straße gehen und sich dort zeigen zu müssen, direkt ins Atrium käme. Daher nickte Curio nur, griff ihre Hand und schlenderte, ja er schlenderte, denn es galt jede Sekunde mit ihr auszunutzen, ins Atrium und durch den Wohnbereich von Corvinus und Alpina direkt in die Taberna Medica.

    Curio nickte zufrieden, als sie Antwort auf seine Frage gab, dann jedoch musste er sich wirklich fragen, ob sie wollte, dass er gleich jetzt und hier endgültig den festen Stand verlor und zur seite wankte. Neben ihm stand zwar ein starkaussehender Discipulus aus dem Marstempel, doch wie würde es schon aussehen, wenn sie ihm etwas zuflüsterte und er daraufhin zusammeklappte. Wenn sie erstmal weg war... Ja,wenn sie erstmal weg wäre, würde alles besser werden. Alles würde sich verbessern, sie würde wegverheiratet, er würde wegverheiratet und alles wäre super. Friede, Freude Honigkuchen... Als ob. Eigentlich hätte er dankbar sein und ihr noch ein paar freundliche Worte mit auf den Weg geben sollen, doch alles was er herausbrachte, war ein geflüstertes, leicht kratziges


    Schon gut...


    bevor sie ihm den Rücken zuwandte und er sich kurzentschlossen für die Aufsicht über die Vorbereitungen des blutigen Opfer meldete. Da sie ja vermutlich mit reingehen würde, mussten sie sich so kaum sehen und er blieb an der frischen Luft und musste nicht in den stickigen, weihrauchduftschwangeren Tempel, wo sein Kreislauf heute wohl endgültig über den Styx wandern würde.

    Die gemeinsame Zeit verging wir im Fluge und wie immer war sie viel zu kurz. Es war jedes Mal das gleiche Problem: Entweder wollte Curio sie nicht gehen lassen oder Silvana wollte noch ein bisschen bleiben oder beides. Und immer mussten sie am Ende doch vor der bitteren Realität kapitulieren und sich trennen. Sie sahen sich ja doch immer wieder, auch wenn es jeweils nur wenige Stunden waren. Er gab ihr noch einen Kuss, einen sehr langen Kuss, der ihnen einige weitere Sekunden schenkte, doch irgendwann löste er sich doch von ihr. Mit einem Seufzer nickte er schließlich und blickte ihr tief in die Augen.


    Ja... es... wird Zeit. Ich bringe dich aber noch zur Tür.


    Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Das würde ihnen noch ungefähr ein bis zwei weitere Minuten miteinander ermöglichen. Wenn er sie noch nach Hause brächte sogar... Nein, auch das war ausgeschlossen. Leider...

    Curio hatte keine Ahnung was ihn erwartete, als er am Capitolium ankam. Die beiden Kulte hatten beim Apollo-Kult lediglich um Opferhelfer gebeten und so hatte er zwei Discipuli und, aufgrund krankheitsbedingter Personalengpässe, sich selbst als Opferhelfer angemeldet. Mit dem Einkauf der Opfergaben und -tiere, der Dekoration des Capitoliums und den sonstigen Personalangelegenheiten des Opfer hatte er nichts zu tun gehabt, sondern wusste lediglich, dass der duccische Pontifex, sein unfreiwilliger Patron, heute erster Opferhelfer sein würde, da auch der ranische Pontifex kränklich daniederlag. Allein das wäre wurde schon unangenehm gewesen, aber im Zeitalter nach derKatastrophe musste er lernen, damit zurecht zu kommen. Doch was er sah, als letztlich der abgeordnete Aedituus des Capitoliums hinaustrat und die anwesenden Opferhelfer begrüßte, zog es ihm komplett den Boden unter den Füßen weg. Warum sie? Warum ausgerechnet sie?


    Doch wechselten die Fragen in seinem Kopf schnell die Richtung. Warum haderte er überhaupt? Die Zeit war reif gewesen, sogar überreif, dass ihn das Rad der Fortuna, das ihn bis dahin immer höher und höher getragen hatte, nun gnadenlos hinabzog. Er spürte förmlich, wie Fortuna ihn mit ihrem unerbittlichen Blick musterte und der kleine Drecksack Loki, den Curio immer noch keiner römischen Gottheit zuordnen konnte und ihn deshalb einfach als Personifikation des groben Unfugs und der Schadenfreude ansah, sich schelmisch die Hände rieb und sich vermutlich nur zu gerne hier irgendwo rumtrieb, um sich am Unglück der beiden Liebenden zu ergötzen. Doch was sollte er anderes tun, als Haltung bewahren, Formen einhalten und Konventionen zu pflegen. Glücklicherweise war er der letzte in der Reihe, da er auch so ziemlich als letzter vor dem Pontifex angekommen war und versuchte, so unbeteiligt wie möglich zu wirken. Dann kam sie bei ihm an und erst jetzt nahm er auch tatsächlich Augenkontakt auf. In ihre Augen stand die Traurigkeit förmlich eingeschrieben, während sie bei ihm wohl ähnliches erkennen könnte. Sie reichte ihm nicht die Hand, was wohl auch besser war, da er eine Berührung nicht ertragen hätte, richtete aber ein paar Worte an ihn.


    Salve, Aeditua Duccia. Oh ja, ein glücklicher Umstand. Ich hoffe, du konntest dich mittlerweile gut in die Arbeitsabläufe des Tempels einleben.


    antwortete er so neutral, wie möglich. Es tat ihm weh, doch ging es nicht anders. Es ging jetzt nur darum, die üblichen gesellschaftlichen Nettigkeiten so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, damit sie, noch bevor der duccische Pontifex das Capitolium erreichte, so viel Abstand wie möglich zwischen sich bringen konnten.

    Langsm neigte die Pause ihrem Ende entgegen und als Zeichen für die Zuschauer, dass sie nun bald wieder ihre Plätze einnehmen mögen, nahmen die Musiker wieder ihre Plätze ein und spielten eine schnelle und lustige Weise mi Flöten, Lyrae und Trommeln. Es erinnerte entfernt an einen alten germanischen Tanz, der aber mit zahlreichen römischen Einflüsses garniert war. Hinter der Bühne beoachtete Curio, wie sich die Schauspieler auf den zweiten Teil vorbereiteten. Der Rezitator trank noch einen ganzen Becher Wasser in einem Zug, die Tänzer vollzogen Dehnbewegungen und Bühnenarbeiter nahmen bereits die Aufbauten für die dritte Ode vor. Als der Helvetier sah, dass es nun wirklich keinen Grund mehr gab, hier hinten zu verharren, machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Platz. Dort angekommen grautlierten ihm einige Sitznachbarn zum gelungenen ersten Teil, er sah jedoch auch den einen oder anderen Zuschauer, der dösend auf seinem Platz saß. Ob sie jetzt nur in der Pause ober bereits während der Vorstellung geschlafen hatten, wusste Curio natürlich nicht. Aber dennoch gab es bestimmt einige, denen es ähnlich ging.

    Da waren sie also nun. Heute am Festtag für Virtus und Victoria. Da die lokalen Kulte der beiden Gottheiten hier in Mogontiacum recht klein waren und keine eigenen Tempel oder Schreine betrieben, hatten sie einerseits im Capitolium nachgefragt, ob das Opfer dort unter Anleitung eines Pontifex durchgeführt werden konnte, und andererseits Kultpersonal aus den anderen, größeren Kulten angefordert, um ein solch großes Opfer stemmen zu können. Es war nichts besonders und passierte hier quasi immer dann, wenn die kleineren Kultgemeinschaften vor einem großen staatlichen Opfer standen.


    Besonders waren lediglich die Umstände des Opfers, denn heute trafen drei Menschen aufeinander, deren Beziehung in den letzten Tagen ganz und gar nicht rosig gewesen war. Ausgerechnet an einem Festtag, an dem unter anderem Virtus geehrte wurde, stand der duccische Pontifex als erster Opferhelfer den magistratischen Opferherrn zur Seite, aufgrund fehlender Alternativen war Curio vom Apollo-Kult für den heutigen Festtag abgeordnet worden und von den Hausherren war, um die griechische Tragödie zu komplettieren, Silvana bestimmt worden, um den Opfernden zu assistieren. Es hätte nicht delikater sein können. Freilich wusste der weitaus größte Teil der übrigen Anwesenden, seien es die die Dicipuli, die als Ministri fungierten, seien es die vielen Einwohner, die auf dem Forum standen, dem Opfer beiwohnen wollten, um sich danach ihre Spotulae abzuholen. Doch etwas mehr als eine Handvoll Leute wusste darüber bescheid und sie wüssten auch um den Drahtseilakt, dem sich die drei zentralen kultischen Beamten des heutigen Opfers hier hingaben.


    Alle drei wussten, dass sie hier Dienst nach Vorschrift machen mussten, damit das Opfer funktionieren konnte. Und dennoch, es war spannend für jene, die darum wussten, wie sich die drei letztlich zueinander und miteinander verhalten würden.


    Das alles hatte mit der Vorbereitung des Opfers nichts zu tun, denn diese war durch die Kulte von Victoria und Virtus durchgeführt worden. Zwei herrliche Opfertiere wurden eingekauft, beide strahlend weiß und aufwendig geschmückt, ein prächtiger Eber für Virtus und eine beeindruckende Sau für Victoria. Hinzu kamen die unblutigen Opfergaben: Beide bekamen jeweils eine Amphore Wein und Opferkuchen. Victoria sollte zudem den für sie symbolischen Lorbeerkranz erhalten.


    Sim-Off:

    edit: Icon geändert und Titel erneut angepasst.

    Letzlich passierte das Unvermeidliche. Und es passierte schnell und laut. Curio kannte solche Situation zu genüge, er wusste, wie er sich zu verhalten hatte und er wusste, was er zu unterlassen hatte. So blickte er auf die Tischplatte vor sich - bloß nicht ins Gesicht schauen, das provozierte nur noch mehr - , verkrampfte seine Hände um die Armlehnen, zuckte dann und wann zusammen, wenn es besonders laut wurde und die Höhepunkte der einzelnen, fast schon theatralen Akte erreicht waren und mit großen Finalen über ihn hereinbrachen, beobachtete wie einzelne Gegenstände von dem ohnehin nur spartanisch belegten Tisch hinunterfielen - besonders ein Stilus hatte es ihm angetan, der in allegorischer Weise von der Mitte des Tisches bei jedem Handschlag seines Patrons auf die Tischplatte weiter zum Rand wanderte und schließlich mit einem beeindruckenden Salto den Tisch in Richtung Boden verließ - und hörte einfach nur zu, was sein Patron ihm erstaunlich detailliert, mit teils verbittertem, teils vor Wut regelrecht schnaubenden Ton vor den Kopf warf. Dabei widersprach er nicht - auch das war ein absolutes Tabu in solchen Situation, da vor allen wenn, wie es hier der Fall war, die meisten Dinge stimmten und alle anderen Dinge zum aktuellen Zeitpunkt unmöglich widerlegt werden konnten, ohne eine weitere Tirade herauszufordern, die ungleich heftiger über ihn hereinbrechen würde - sondern hörte einfach nur zu.


    Irgendwann endete es dann. Immer endete es irgendwann, manchmal waren es nur Pausen, in denen das Gegenüber Energie und Luft für eine weitere, meist umso heftigere Tirade sammelte, manchmal lauerte es darauf, einen weiteren Anstoß für eine Tirade aufzuschnappen, manchmal verlangte es aber auch Erklärungen, weitere Informationen oder Rechtfertigungen. Letzteres war hier gegeben. Das erste Mal, seitdem die Tirade über ihn hereingebrochen war, schaute Curio nun auf. Und nun hatte Curio ein Dejavù. Er würde sich jetzt einmal auflehnen, so wie er sich an seinem letzten Tag auf dem Weingut seines Vaters aufgelehnt hatte. Es würde ihm wenig nutzen, ebenso, wie es ihm damals genutzt hatte - wobei man dabei auch durchaus unterschiedlicher Ansicht sein konnte - doch er konnte jetzt nicht schweigen. Seine Lippen zitterten etwas, als er nun zum Reden ansetzte, ebenso wie seine Hände leicht zitterten.


    Ich liebe deine Tochter, Pontifex.


    setzte er an und war nun bewusst in eine andere Anrede gewechselt, da er es nach den letzten Worten des Ducciers nicht mehr wagte, ihn mit Patron anzusprechen.


    Ich liebe sie über alles. Es ist mehr als eine fixe Idee oder eine tumbe, kurzlebige Romanze. Ich liebe sie wirklich und ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als für immer mit ihr zusammen zu sein.


    Da war es raus und es fühlte sich irrational gut an, dass es nun raus war und es nun in dieser Hinsicht keine Unwahrheiten mehr zwischen ihm und dem Duccier gab, den er doch so sehr schätzte.


    Aber um deine Frage zu beantworten: Ich habe sie nicht entehrt. Niemals. Mein...


    Er zögerte, es selbst auszusprechen, weil er damit etwas manifestierte, das unausgesprochen zwischen ihnen stand. Denn letztlich verband sie mehr, als eine unredliche Beziehung mit seiner Tochter, nämlich ein Patronat, das wohl aber den heutigen Tag nicht überstehen würde.


    Mein Wort mag für dich keinen Wert mehr haben und dennoch versichere ich: Es ist nie passiert.


    Und schon fiel sein Blick wieder hinab auf die Tischplatte, um die nächste Tirade über sich ergehen zu lassen.

    Er wusste es. Ohne Zweifel. Sein ganzes Auftreten, sein ganzes Verhalten und schließlich das hörbare Zähneknirschen, das Curio einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte, waren Anzeichen genug. Mehr brauchte Curio nicht zu wissen. Langsam setzt er sich auf den freien Stuhl. Konnte er noch etwas retten? Wohl kaum. Nun wunderte sich Curio nur, dass der Duccier ihn nicht gleich hier auf dem Tisch enthauptete, sondern sich offensichtlich sogar noch einen Spaß daraus machte, ihn hier zappeln zu lassen. Er lernte heute eine Seite seines Patrons kennen, die er bisher noch nicht kannte und die er eigentlich auch nie kennenlernen wollte.


    Nun, war das einzige Wort, das sein Patron sagte. Nun. Ein einziges Wort und und es schnitt dem jungen Helvetier wie ein scharfes Messer direkt ins Fleisch. Was wollte er hören? Die Wahrheit? Würde es das besser machen? Würde er auch nur ansatzweise verstehen, warum das alles passiert war? Und wenn es etwas ändern würde: Warum hatte es dann nicht bis morgen warten können. Der Blick des Ducciers ruhte auf ihm und verursachte zusätzlich Nadelstiche. Die Pause wurde immer länger, immer unangenehmer, immer schmerzhafter. Sekunde für Sekunde war es eine Qual. Er wollte etwas sagen, er musste etwas sagen, doch was hätte er sagen können? Nichts. Er wusste vermutlich genug, hatte vielleicht irgendwie dafür gesorgt, dass seine Tochter geredet hatte oder war sogar durch die üble Fama darauf aufmerksam gemacht worden. Letzteres allerdings wäre mit Abstand der schlimmste Fall, denn dann wäre es schon öffentlich und alles, ausnahmslos alles wäre vorbei. Er könnte hier mit allem abschließen, seine Sachen packen und direkten Weges nach Argentorate umziehen, um seine zukünftige Verlobte heiraten, bevor das wahre Gerücht auch dort ankommen konnte. Aber auch ersteres wäre ein Problem, da er Silvana gut genug kannte, um zu wissen, dass sie ihm die Stirn bieten wollte, letztlich aber doch das tat, was ihre Familie wollte.


    Und weiter verging die Zeit, flossen die Sekunden dahin, ohne dass Curio auch nur irgendwas erwidert hätte. Kurz schoss es durch seinen Kopf, dass er die unverbindliche Art anlegen könnte, die ihm während so manchem politischen Gespräch aus der Bredouille hinaus geholfen hatte. Doch hier, das war der Grund, warum er diesen Gedanken verwarf, würde diese Art wohl kaum helfen. So saß er hier nun zwischen Skylla und Charybdis, wobei erschwerend hinzukam, dass er nicht einfach den Kurs halten konnte (denn auch das wäre das Ende), sondern gezwungen war, zu steuern und damit unweigerlich einem der beiden Ungeheuer zum Opfer fallen würde.


    Und doch musste er jetzt kämpfen. Allein schon für Silvana. Es gab nichts mehr zu verschweigen. Es musste raus. Er atmete tief durch, griff zu Silvanas Geschenk, dem steinernen Anhänger mit dem helvetischen Widderhkopf unter seiner Tunika und blickte seinen Patron dann so fest an, wie es jemand konnte, dessen komplette Zukunft auf dem Schafott stand und auf ihre Hinrichtung wartete.


    Ich nehme an, du möchtest mir etwas sagen, Patron. Und ich nehme auch an, dass dies hier kein angenehmes Gespräch werden wird.


    antwortete er, wobei er wahrscheinlich deutlich selbstbewusster klang, als er eigentlich war. In jedem Fall bereitete er sich jetzt darauf vor, dass irgendwas auf ihn einprasseln würde. Das kannte er aber schon von seinem Vater. Man könnte sagen, dass er bereits umfangreiche Erfahrungen mit solchen Situationen hatte sammeln können Er hoffte nur, dass ihn der Duccier nicht gleich aus dem Haus schleifen und auf dem Forum ausstellen würde. Die Duccier konnten bestimmt recht spontan eine öffentliche Hinrichtung organisieren, auch zu solch einer unrömischen Uhrzeit. Auf der anderen Seite wären damit alle Probleme buchstäblich mit einem Schlag gelöst...

    Curio hatte Zweifel daran, dass der kultische Aspekt tatsächlich eine Rolle spielte. Auch, wenn ihr Vater ihm das noch versichert hatte, stand nun der Fundanius ganz oben auf der Agenda. Und wenn der tatsächlich so ein engstirniger Korinthenkacker war, würde Silvana vielleicht ein gutes Hausmütterchen werden, mehr aber auch nicht. Das würde sie aber nicht glücklich machen, das wusste Curio ganz sicher. Sanft streichelte er ihr durch Haar, als sie weiter ihre Hoffnungen kundtat und Curio wollte nicht widersprechen. Dennoch, die Zweifel blieben. Ihre Zweifel aber konnte und wollte er nicht stehen lassen.


    Du hast von den Göttern deine Gabe mitbekommen. Das wissen wir beide. Ich kann es zwar nicht immer verstehen, da mir kein solches Geschnek mitgegeben wurde. Aber ich sehe es immer wieder. Du bist was besonders, Runa. Lass dir das niemals ausreden.


    Er hatte keine Zweifel daran und würde auch keine Zweifel daran zulassen. Sie war mehr als eine einfach Aeditua. So einfach war das. Und kaum, dass er das gesagt hatte, erkannte Silvana wohl auch wieder als erste, dass sie die wenige gemeinsame Zeit nutzen mussten und brachte ihn einem zärtlichen Kuss zu schweigen. Er gab ihr recht und erwiderte den Kuss, ohne weiter zu diskutieren. Dabei zog er sich wieder nah an sich heran und spürte nun wieder ihren Körper an seinem. Vielleicht, wenn sie es einmal... Nein! Diese Grenze stand. Sie durfte nicht überschritten werden. Das hatte er sich selber geschworen und fühlte sich auch Silvana gegenüber verpflichtet, es nicht soweit kommen zu lassen. Stattdessen genoss er das, was sie hatten, anstatt an das zu denken, was sie nicht haben durften. Und es war gut so.

    Viel Zeit hatte Verus nicht, um über die Vor- und Nachteile von Äxten, Schwertern und stumpfen Löffeln nachzudenken. Denn innerhalb weniger Minuten erschien Curio im Raum. Grade noch hatte er beim Abendessen mit der Familie gesessen, als Acanthos förmlich hineingestürmt war. Zielstrebig war er auf Curio zugegangen und hatte ihm ins Ohr geflüstert, dass Duccius Verus angekommen sei, ihn unverzüglich sehen wolle und aller Wahrscheinlichkeit nach bescheid wusste. Mehr musste der Makedone nicht sagen, denn schon war Curio erblasst, ruckartig aufgestanden, hatte sich entschuldigt und war ohne weiteren Umweg regelrecht ins Officium gestürzt. Und nun stand er hier, noch den Kopf leicht erhoben, denn es konnte ja immer noch etwas anderes wichtiges vorgefallen sein. Doch welche andere Angelegenheit, das fragte sich Curio ernsthaft, konnte schon so wichtig sein, dass es nicht bis morgen warten könnte. Letztlich blieb nur eines übrig und das wäre ein echtes Problem.


    Salve, Patron.


    grüßte er aber erstmal freundlich, aber vorsichtig, während er dir Tür hinter sich schloss. Gleiches hatte er auch mit der etwas dickeren Tür zum Atrium gemacht, damit nicht allzu viel hinausdrang. Weiteres sagte er nicht, wahrscheinlich auch, weil er gar nicht erst dazu käme.

    Und da kamen auch schon die nächsten beiden Honoratioren. Die beiden Duccier nahmen ebenso direkt Kurs auf Curio als Veranstalter und sein Patron richtete auch direkt das Wort an ihn.


    Salvete Patron, Procurator.


    grüßte er erstmal beide freundlich, bevor er direkt auf die Fragen von Verus antwortete.


    Es ist alles vorbereitet. Für das unblutige Opfer stehen ein Humpen Bier und frisches Gemüse bereit. Für das blutige Opfer steht der Lammboch bereits draußen, der dann gleich in einer kleinen Prozession hereingeführt werden wird.


    Es sollte ja auch einigermaßen feierlich sein, auch wenn es nur ein geschlossenes Opfer für die Magistrate und die Decurionen war.

    | Liam


    gemeinsam mit


    | Acanthos


    Liam kannte den großgewachsene Pontifex natürlich noch nicht. Dafür war er einfach nocht nicht lang genug im helvetischen Haushalt. Acanthos hingegen kannte ihn nur zu gut und ihm entging auch nicht, dass der Pontifex gereizt und aufgebracht wirkte. In Verbindung mit der späten Stunde und den Worten, dass er seinen Klienten "unverzüglich" sehen "wollte", ließen nur einen Schluss zu...


    Salve, Pontifex Duccius. Natürlich wird dich dein Klient sofort empfangen.


    sagte er und führte den Pontifex durch das Haus in das kleine Officium in Curios Wohnbereich. >>>

    | Acanthos


    Es gab keine Alternative zu diesem Raum, in den Acanthos den Pontifex gebracht hatte. Er war klein, wurde durch zwei Stühle, einen Tisch und ein Regal beinahe komplett ausgefüllt und eignete sich eigentlich eher für ruhige, konstruktive Gespräche, denn für sowas, was wohl ohne Zweifel jetzt folgen sollte. Trotzdem lag er etwas abseits und da die dahinterliegende Einliegerwohnung noch nicht vergeben war, sollte auch nichts nach draußen drinen.


    Dein Klient wird sofort hier sein.


    sagte Acanthos neutral und verschwand dann sofort wieder auf dem Raum.

    | Liam


    gemeinsam mit


    | Acanthos


    Liam, der Ianitor, unterhielt sich soeben mit Acanthos, dem sympathischen Sekretär des Hausherren, über die Sicherung des Thesaurus, als förmlich jemand an die Tür hämmerte. Kurz kam Acanthos in den Sinn, dass die Germanen doch diesen einen Gott mit seinem riesigen Hammer anbeteten, denn genau nach diesem Hammer hörte sich dieses Klopfen an. Liam erhob sich öffnete die Tür und sagte seinen üblichen Spruch auf.


    Salve. Du befindest dich vor der Casa Helvetia.


    - deren Tür du grade zu demolieren versuchst -


    Was kann ich für dich tun?


    Vor ihm stand ein großer bärtiger Mann mit Mantel und Kapuze. Letzte hatte er sich tief ins Gesicht gezogen, sodass man ihn nicht sofort erkennen konnte.

    Sie standen noch immer, nun aber direkt mit dem Blick in den Kräutergarten. Venus würde ihnen beistehen, sagte Silvana mit dem Brustton der Überzeugung. Und wer, wenn nicht sie könnte sich dabei so sicher sein? Ein liebevolles Lächeln umspielte Curios Lippen und nun platzierte er einen Kuss auf ihre Nasenspitze.


    Ja, das wird sie.


    stimmte er ihr zu, auch wenn er sich nicht sicher sein konnte, dass nicht irgendein reicher Pinkel in Rom ein ähnliches Gesuch mit einem noch größeren Gelübde verbunden hatte und der Fokus der Göttin nun wieder von hier abgezogen wurde. Und wer wusste schon, was der Fundanius und der Quintilius mit den Göttern zu schaffen hatten und womöglich einen noch mächtigeren Fürsprecher als Vernus hatten. Gut, da gab es nicht viele, aber Minerva und Diana konnten immer noch mit Schild oder Lanze dazwischenstreben und alles zunichte machen. Einen endgültigen schlag bekam seine Zuversicht, als Silvana betonte, dass sie einen Weg finden müssten, Curio als DEN optimalen Kandidaten hervorzuheben. Der junge Helvetier ließ nochmal die Kategorien durch den Kopf gehen und musste bei jeder einzelnen ein großes "Nein" hinter seinen Namen schreiben. Es war entmutigend.


    Es wird schwierig. Vielleicht werde ich in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren soweit sein, als angemessener Kandidat angesehen zu werden. Aber bis dahin wirst du schon in einer arrangierten Ehe stecken... Ebenso wie ich wahrscheinlich...


    Er konnte eine gewisse Bitterkeit in seiner Stimme nicht unterdrücken, denn selbst die fünfzehn Jahre waren bereits eine großzügige Schätzung seines kommenden Werdegangs. In dieser Zeit konnte viel passieren und würde noch viel passieren. Es würde noch viel Wasser den Rhenus hinablaufen und beide Elternpaare würden sich kaum solange vertrösten lassen. Zumal die Duccier ja nocht nichtmal um die Gründe für die Verzögerungen wussten. Es war verzwickt.


    Uns wird wohl nur ein Wunder oder ein Geistesblitz für deinen Vater helfen... Und ansonsten müssen wir uns nochmal ernsthaft überlegen, ob wir nicht doch noch gemeinsam verschwinden sollten...


    Es war die Ultima Ratio, der aller, aller letzte mögliche Schritt, für den Fall, dass alle anderen Möglichkeiten endgültig ausgeschöpft worden waren. Doch das war, zumindest jetzt, noch nicht der Fall. Der Fundanius konnte noch immer als Kandidat ausscheiden und was mit den Quintilius war, konnte sowieso keiner vorhersehen.

    Curio war grade dabei, die beiden langen Tische abzugehen und zu überprüfen, ob auch alles den hohen Ansprüchen eines Festbanketts für den Ordo decurionum genügte, als die beiden neugewählten Duumvirn den Sitzungssaal betraten. Vorne weg mit sicheren und souveränen Schritt der nunmehr als Duumvir iterum amtierende Vitellius Tryphon, ihm folgte sein Amtskollege Sempronius Imbrex. Beide waren gut gelaunt, wozu sicherlich in erster Linie der neue große Sitzungssaal beitrug, der heute auch noch mit Teppichen, Girlanden und bunten Blumen geschmückt war. Curio wandte sich Acanthos zu und bat ihn, fortzufahren, während er selbst auf die beiden Duumvin zutrat.


    Salvete, Duumvir Vitellius, Duumvir Sempronius. Ich möchte euch erstmal noch persönlich zu eurer Wahl beziehungsweise Wiederwahl herzlich gratulieren. Mögen die Götter euch in eurer kommenden Amtszeit beistehen.


    So gehörte es sich, vor allem als Aedituus, denn für eine direkt folgende Amtszeit war er nicht angetreten, um sich wieder auf seine Pflichten im Tempel konzentrieren und sich in Ruhe auf die Aedilatskandidatur vorbereiten zu können.


    In der Tat läuft alles zu vollsten Zufriedenheit. Die Speisen werden derzeit noch zubereitet, das Opfertier steht bereit und die Pontifices Ranius und Duccius werden euch gleich beim Opfer für Apollo Mogon zur Seite stehen. Sobald die anderen Magistrate und Decurionen angekommen sind, können wir also umgehend mit der Feier beginnen.


    Perfekt war es nicht gelaufen. Einige Lebensmittellieferanten hatten sich verspätet, da ihnen von irgendwem ein falscher Lieferzeitpunkt genannt worden war. Stattdessen hatte Curio umdisponiert und das Opfer vorbereiten lassen, bis die Speisen und Getränke in der Curia angekommen waren. Das hatte den ursprünglich Plan zwar umgeworfen, doch damit galt es nun zu arbeiten. Alls das mussten die Duumvirn aber nicht erfahren, da mittlerweile alles bereitstand und sich die herbeigerufenen Stadtsklaven nun bei der Herrichtung und Zubereitung der Speisen beeilen mussten, um pünktlich nach dem Opfer auftischen zu können. Darauf hatte Acanthos ein Auge, während Curio weiter im Sitzungssaal blieb, um die ankommenden Decurionen und die anderen städtischen Honoratioren zu begrüßen.