Offenbar hatte Alpina tatsächlich ein Bauchgefühl, ob nun von Iuno oder dem kleinen Helvetier hervorgerufen war dabei erstmal zweitrangig, und formulierte nun nochmal klar und deutlich das, was die Befürchtungen der beiden befeuerte. Die Reaktion Friedas sprach danach Bände. Ihr Gesicht versteinerte sich und hätte sie keine Ketten um die Arme, wäre sie wohl auf die drei Käufer losgegangen. Es bestätigte sich also, denn hinterher hätte sie womöglich noch tatsächliche Hassgefühle entwickelt und dem Kind etwas angetan und das galt es ja eben unter allen Umständen zu verhindern.
Auch Alpina hatte die Reaktion wahrgenommen - was auch keine große Kunst gewesen war - und wandte sich dann auch gleich der nächsten Frau zu, die etwas jünger war, als die erste. Erneut sprach sie die Frau direkt an, die sich als Gallierin mit dem Namen Neman vorstellte. Curio mochte sofort ihre ruhige, aber selbstbewusste Art. Offenbar wusste sie genau, was sie leisten konnte und wollte und machte keine Umschweife. Dass sie bereits in der Sklaverei geboren war, war zu unglücklich, stellte aber sicher, dass sie sich ihrer Stellung im Haushalt bewusst sein würde. Es sollte nicht zu ihren Ungunsten sein, denn der Haushalt der Helvetier wäre ja ohnehin kein Haushalt unterdrückender Sklavenbesitzer, sondern nahm die Sklaven - so wie bei Leonides und Acanthos - quasi in die Familie auf.
Ich glaube, sie eignet sich sehr gut...
Und kaum, dass er diese Worte ausgesprochen hatte, eilte auch schon der Verkäufer herbei. Das Geldsäckchen, das er grade eingenommen hatte, ließ er in seiner Tunika verschwinden und kam auf Curio und Alpina zu. Natürlich erkannte er die beiden sofort.
Sieh an, sieh an. Der Magister Vici und die Kräuterfrau.
sagte er mit ausgesuchter Höflichkeit, denn natürlich wusste auch er mittlerweile, dass die beiden nichts miteinander verband, als die Beziehung zwischen Alpina und seinem Bruder.
Ein wirklich schönes Objekt habt ihr euch da ausgesucht. Bereits in Sklaverei geboren, weiß sie, wo ihr Platz ist. Sie gehorcht, ist loyal und kann sowohl im Haushalt, als auch bei der Landarbeit eingesetzt werden. Ich nehme aber an, es geht um die neue Casa? Dafür ist sie natürlich perfekt: Sie kann kochen, sticken und putzen. Und wenn sie dir gefällt, ab dem dritten Sklaven gibts einen Rabatt oben drauf!
Curio blickte den Mann ebenso freundlich an, auch wenn er bei dem Wort "Objekt" kurz die Augen schließen musste. Jedenfalls wandte er sich dem Händler zu.
Na ja, wir sprechen jetzt erstmal von dieser Frau hier. Wie viel möchtest du für sie haben?
Der Händler nannte einen Preis, der natürlich aufgrund des großen Interesses erstmal viel zu hoch angesetzt war. Curio gab ein langgezogenes Hmmmm von sich, blickte die Frau nochmal an und schaute sich dann die übrigen Sklaven an, die noch an seinem Podest standen. Ein weiterer Sklave, ein muskulöser und bedrohlich aussehender Mann war ihm vorhin noch ins Auge gefallen. Und so ließ er seinen Blick weiterwandern, bis er ihn letztlich entdeckt hatte.

Curio legte Alpina kurz die Hand auf den Unterarm, zwinkerte ihr, für den Händler nicht sichtbar, zu und drehte sich dann ruckartig von der potentiellen Kinderfrau weg und trat mit gezielten Schritt auf den männlichen Sklaven zu.
Was ist mit dem hier?
fragte Curio aus dem nichts und der Händler wirkte aufgrund des plötzlichen Schwerpunktwechsels etwas überrumpelt.
Also... ja... ein Brite, beste Ware. Stark und geschickt. Eignet sich als Leibwächter, Türwächter...
Keine Details... 1. Spricht er unsere Sprache? 2. Wie viel?
Curio wirkte ein bisschen ungehalten und dem Händler blieb wohl nichts anderes übrig, als davon ausgehen zu müssen, dass der letzte deutlich überhöhte Preis damit zu tun hatte. So ging er hier nun etwas runter, womit Curio eigentlich zufrieden sein könnte. Auch bestätigte der Sklave, dass er die lateinische Sprache beherrschte, indem er auf die erste Frage mit einem feindseligen
Natürlich verstehe ich dich, Römer...
Zufrieden nickte Curio, doch irgendwas ließ ihn zögern. Da war etwas... Ein Blick, eine Handbewegung. War es der Mann selbst, oder jemand neben ihm. Curio trat einen Schritt zurück und blickte in das Gesicht einer jungen Frau, die unmittelbar neben dem Briten stand. Sie war etwas jünger als der Mann. Stirnrunzelnd beobachtete er die Frau, die den Blick zum Boden wandte. Und da war es wieder, dieses Gefühl, das noch dadurch untermauert wurde, dass der Blick des Briten grimmiger wurde, je länger Curio die junge Frau betrachtete und ihre Augen immer wieder zu ihm hinüberwanderten, ohne dass sie den Kopf bewegte.
