Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Eigentlich hatte Curio direkt zur Traube seiner Unterstützer, um sich dort erneut feiern zu lassen und ihnen allen nochmal für ihre Unterstützung zu danken. Dann aber winkte ihn das Oberhaupt der Duccier zu sich und den ließ man ja bekanntlich nicht warten. Glücklicherweise stand der Duccier weit vorne, sodass sich Curio nicht durch die Menschenmenge zwängen musste. Doch als Marsus dann das Wort erhob, wurde ihm bewust, dass er nicht der einzige war, dem gratuliert werden sollte. Als der Helvetier nach rechts schaute, erblickte den Petronius Marcellus... Ausgerechnet Petronius Marcellus. Es war zwar zu erwarten gewesen, dass der Duccier auch seinem eigenen Klienten grautlieren wollte, doch dass er gleich beide Amtsträger zeitgleich zu sich rief, war für Curio eher unangenehm. Curio musste sich anstrengen, damit sich seine Abneigung gegen den Petronier nicht bahnbrach und sich allzu deutlich in seinem Gesicht kundtat. Der Einfachheit halber ignorierte der Helveter daher den neugewählten Aedil erstmal, allerdings mit dem Wissen, dass das weder eine Lösung seiner jetzigen Situation war und erst recht kein Dauerzustand für die gesamte Amtszeit sein würde.


    Vielen Dank, Procurator. Und natürlich will ich mein bestes geben, um die Einwohner unserer Stadt nicht zu enttäuschen.


    Eigentlich hätte Curio einen bestgelaunten Gesichtsausdruck gehabt, doch die unmittelbare Nähe zu Marcellus sorgte dafür, dass er diesen nicht zu stande brachte. Dennoch war ihm die Freunde über seinen Wahlerfolg anzusehen.

    Natürlich, Procurator.


    antwortete Curio, als sie nun das Ende ihres Gesprächs erreicht hatten. So trank er nun den letzten Schluck aus seinem Becher, erhob sich von seinem Platz, verabschiedete sich und verließ die Villa Duccia, denn auch auf ihn wartete bereits der nächste Termin im Vicus.

    Es war schon fast ein Wunder, dass Curio mit dem Architekten Lysander einen Termin für die Begehung der beiden Streifenhäuser machen konnte, um einen ersten Plan für den Umbau und die Renovierungsarbeiten zu vereinbaren. Der Architekt war im Moment mit den Bauarbeiten des Kreuzungsschreins und den Planungen für den Bau der Curia gut ausgelastet, doch wurde sein Terminplan auch durch die zahlreichen kleineren Projekte der Einwohner in Mogontiacum gefüllt. Während die städtischen Projekte dabei Priorität hätten, waren die privaten Bauprojekte - und dazu gehörte auch der Umbau der neuen Casa Helvetia - durchweg mit niedrigeren Prioritäten belegt. Daher war es erstmal schwierig, überhaupt einen gemeinsamen Termin zu finden, zumal Curio natürlich auch noch seinen Terminplan mit den Verpflichtungen als Magister Vici hatte, und letztlich blieben dann auch für den heutigen Termin nur wenig Zeit.


    Diese jedoch wollte Curio so gut es ging nutzen. Gemeinsam begingen sie das Haus, Curio machte auf die diversen Wünsche von ihm und seinem Bruder, sowie die kleineren und größeren Eigenheiten der Häuse aufmerksam, der Architect nahm überall Maß, um zu wissen, wie viel Bauplatz ihm letztlich blieb und ließ sich dann auch nochmal die Grobplanung erklären. Ungefähr zwei Stunden konnte er sich Zeit nehmen und diese waren dann auch entsprechend vollgepackt mit Informationen und Absprachen. Zum Ende des Termin kam er aber schnell zu jener Nachricht, auf die Curio gewartet hatte: Ihre Wünsche waren zwar mit einiger Arbeit verbunden, waren aber umsetzbar und würden auch - nach dem jetzigen Stand - das Budget der Helvetier nicht sprengen. Erleichtert nahm Curio diese Bestätigung zu Kenntnis, denn es wäre wohl wieder ein schwerer Rückschlag für die Bauplanungen gewesen, wenn nun auch noch die Ideen der Helvetier komplett ausgehebelt worden wären.

    Zitat

    Original von Sergia Fausta
    Im Gegensatz dazu: Sei X ein Decurio in der Stadt Y. Zieht X jetzt aus Y weg und lebt künftig in Rom, dann bleibt X trotzdem weiter ein Decurio der Stadt Y. Auch wenn er in Rom nicht das Ansehen eines Decurio von Y genießt, weil dieses Ansehen ortsgebunden ist, verliert X sim-on nichts. Und deshalb finde ich: Wenn X sim-on nichts verliert, wieso sollte man ihm dann sim-off das Decurio-Symbol am Avatar bzw das im Tabularium entfernen?[/FONT]


    Na ja, selbst das Ansehen eines Decurio einer Stadt bleibt ja erhalten, Spieler X hat aber halt nur in seiner Stadt auch jene Privilegien, die ihm als Decurio zustehen. Denn allein, dass man es irgendwo zum Decurio gebracht hat - und wenn es auch nur der barbarische Norden ist ;) - ist ja schon etwas, mit dem man hausieren gehen kann.


    Ansonsten gibt es ja mit dem Ordo decurionum ohnehin kaum greifbare Vorteile außerhalb der Stadt, außer eben, dass man sagen kann "Sieh her, ich bin Decurio von Pusemuckel, hab also irgendwas gemacht, erreicht oder genug Geld, um mir das verdient zu haben."

    Mhm...


    entfuhr es Curio, als sein Patron ihn darüber informiert, dass er die Information über Alpinas Schwangerschaft bereits hatte und ihm ebenso bereits versichert wurde, dass das Kind nicht von Curio ist. Kurz ärgerte er sich, dass er nichts davon wusste - sie hätten ihm das ja auch mal sagen können, und überhaupt, wann sollten sie denn hier gewesen sein, direkt gestern? - schob den Ärger aber schnell beiseite, da er hier nichts zu suchen hatte.


    Dann ging es aber wieder ans Eingemachte. Curio hörte sich die Fragen seines Patrons an, sortierte wieder seinen Gedanke, was sich aufgrund seines Schlafmangels deutlich schwieriger gestaltete, als sonst und versuchte dann einen kurzen Überblick zu geben.


    Nun, das Gerücht geht bereits auf dem Forum und im gesamten Vicus herum. Es dürfte bald allgemein bekannt sein, auch in den übrigen Vici, wenn die Händler es weitertragen. Unmittelbare Gefahr... gibt es eigentlich keine. Lediglich könnte meine Reputation leiden, was zukünftige Projekte und Wahlkämpfe komplizierte machen könnte. Auch gehe ich davon aus, dass die Libertina immer weiter Dinge erfindet. Diese könnten irgendwann auf alle Personen in meiner Umgebung übergehen, mein Bruder in der Legion, auf dich und deine Familie, inklusive meiner F... vielbeschäftigten Schülerin, meine Freunde und Amtskollegen, zum Beispiel Aedituus Fabricius Tullus oder meinen Mitmagister Carsuleius... Im Moment traue ich dieser... Frau fast alles zu.


    Fast hätte sich Curio zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt bei der denkbar schlechtesten Person verplaudert, denn ihm lag schon das Wort Freundin im Mund, was er grade noch hatte ersetzen können. Offenbar funktionierte sein Gehin also trotz der durchgemachten Nacht noch einigermaßen gut. Was er aber nun zu tun gedachte war derweil die komplizierteste Frage. Erneut trank er einen Schluck, bevor er antwortete.


    Am liebsten würde ich dafür sorgen, dass das Gerücht aus der Welt geschafft wird, allerdings dürfte das aufgrund der Verbreitung schwierig wenn nicht sogar unmöglich werden. Zudem habe ich darüber nachgedacht, eine Klage wegen übler Nachrede beim Statthalter anzustrengen, allerdings fehlen dafür, wie gesagt, im Moment noch handfeste Beweise und ich weiß auch nicht, inwiewei solche überhaupt gefunden werden können.

    Nachdem der Neubau des Schreins am südlichen Stadttor abgeschlossen war, konnte nun auch der Schrein an der Porta Navaliorum erneuert werden. Auch dieser befand sich an prominenter Stelle, nämlich direkt am Stadttor zum Vicus Navaliorum. Hier kamen viele Menschen vorbei, die mit dem Schiff in Mogontiacum ankamen und dann den Weg zum Forum einschlugen. Deswegen war er auch, aufgrund der regelmäßigen und intensiven Nutzung, ziemlich mitgenommen und in Absprache mit Lysander hatte sich Curio entschieden, auch diesen komplett zu erneuern. Das Prozedere war nach der Vollendung des letzten Schreins bereits mit einer gewissen Routine verbunden: Die Bauarbeiten würden ungefähr vierzehn Tage dauern, die Anwohner wurden bei Baubeginn über die Arbeiten informiert, während der Bauphase würden Curio und Lysander regelmäßig vorbeischauen und schließlich am Ende ein kleines Opfer für die Laren darbringen.

    Curio nickte Verus dankbar zu und folgte ihm dann in den Garten zu einer Sitzgruppe. Direkt hinter ihnen lief natürlich auch Acanthos, der aber stehen blieb, während Curio sich hinsetzte und kurz durchatmete. Ebenso dankbar war er schließlich für den Becher mit Wasser, den sein Patron ihm anbot und den er erstmal halb leerte und vor sich stellte. Dann begann der Duccier auch mit der zentralen Frage und Curio musste erstmal seine Gedanken ordnen. In der kleinen Pause, die daraufhin entstand, trank er nun auch seinen Becher leer, atmete erneut durch und erhob dann den Blick.


    Vielen Dank... Nun, gestern informierte mich mein Amtskollege Carsuleius Merula bei einem unserer wöchentlichen Treffen über ein Gerücht, das derzeit die Runde macht. Darin wird behauptet, dass ich der Vater eines Kindes sei, das von Susina Alpina ausgetragen werde. Wie du weißt wohne ich zusammen mit ihr in der Casa Atia, da sie mich freundlicherweise aufgenommen hatte, als ich grade neu in der Stadt angekommen war. Ich möchte dir an dieser Stelle mit allem Nachdruck versichern, dass an diesem Gerücht nichts dran ist. Zwar ist meine Gastgeberin tatsächlich schwanger, jedoch bin ich - ohne den geringsten Zweifel - nicht der Vater ihres Kindes.


    Curio machte eine kurze Pause, in der er sich mit einem kurzen Blick versicherte, ob er sich noch etwas einschütten dürfe und da kein Widerspruch bestand, schüttete Curio nach und trank noch einen Schluck. Dann fuhr er fort.


    Da ich keinen Zweifel daran habe, dass dieses Gerücht lediglich deswegen gestreut wurde, um meine Reputation in der Stadt und diejenige von Susina Alpina zu beschädigen, habe ich gestern umgehend nach dem Treffen den ganzen Nachmittag und Abend recherchiert, aus welcher Richtung es gestreut wurde, und habe fast die gesamte Nacht versucht, die Recherchen zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.


    Erneut machte er eine Pause, trank noch einen Schluck und blickte kurz auf den im Hintergrund plätschernden Wasserfall. Mühsam stellte er aber seine Konzentration wieder her, um nun auch die Ergebnisse der gestrigen Arbeit zusammenzufassen.


    Demnach bin ich mir so gut wie sicher, dass dieses Gerücht nur von der Libertina Phryne gestreut worden sein konnte, die wir ja beide noch in unangenehmer Erinnerung haben. Leider fehlen mir dazu noch handfeste Beweise, da sie offensichtlich einen Mittelsmann, oder besser, eine Mittelsfrau eingesetzt hat, sodass ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Vorwürfe gegen sie erheben kann.


    Es ärgerte Curio mal wieder, dass ihm letztlich jeglicher Hang zur Konspiration abging. Gut, seine Beziehung mit Silvana und den Umständen des Angriffs auf Petronius hatte er bislang noch gut verdecken können. Allerdings hielt er es nur für eine Frage der Zeit, bis eines der beiden, oder im schlimmsten Fall sogar beide, irgendwann ans Licht kämen. Allerdings würde er versuchen, das möglichst lang hinauszuzögern, wenn er es schon nicht komplett verhindern konnte. Da ihm nun aber jeglicher Hang dazu fehlte, während Phryne offenbar nur allzu gute Erfahrungen darin aus Rom mitgebracht hatte, blieb dem Helvetier nichts anderes übrig, als mit rechtschaffenen Mitteln dagegen vorzugehen. Ob es nun eine konkrete Privatklage vor dem Statthalter sein würde oder etwas anderes würde zum weitaus größten Teil auch von diesem Gespräch mit seinem Patron abhängen.

    Acanthos, der in seinem Rücken mal wieder das alte Gerücht hörte, drehte sich um und sah eine junge Frau, die das offenbar offensiv verbreitete. Er neigte sich vorsichtig zu Curio vor, flüsterte ihm etwas zu und mischte sich anschließend so unaufällig wie möglich in die Masse. Würde die junge Frau, die da so offensichtlich die Unwahrheit propagierte, an ihm vorbeikommen, würde er sich jederzeit umdrehen und entsprechend darauf reagieren. Ähnliches taten nun auch Tullus und Merula, die offensichtlich den jungen Helvetier unterstützen wollten, ohne dass er selbst einen Eklat herbeiführen musste.

    Curio war schon ziemlich nervös, als der präsidierende Duumvir die Sitzung eröffnete und sogleich Duccius Marsus das Wort erteilte. Es war das erste Mal in seiner Amtszeit, dass er sich zu einem Thema ausführlicher zu Wort melden sollte und sogar bereits einen offiziellen Arbeitsauftrag im Namen der Stadtverwaltung und des Ordo decurionum erhalten sollte. Curio hatte sich für diesen Moment eine kurze Rede zurecht gelegt, die er im folgenden halten wollte. Zuerst aber hörte er von seinem Platz unter den Magistri Vici und in Sichtweite zu seinem Patron, an dem er sich in der Regel für sein Stimmverhalten orientierte. Als der Duccier schließlich endete, meldete er sich und ihm wurde schnell das Wort erteilt.


    Werte Decuriones!
    Ich danke Decurio Duccius Marcus für seinen Vorschlag, mir die Aufsicht über die Umbauarbeiten der Curia zu übertragen. Wie euch bekannt ist, und Duccius Marsus auch nochmal freundlicherweise erwähnt hat, wurde jüngst der Neubau des Kreuzungsschreins am südlichen Stadt unter meiner Aufsicht beendet. Auch steht ein weiterer Neubau eines solchen Schreins an der Kreuzung am westlichen Stadttor hin zum Vicus Navaliorum an, der ebenfalls unter meiner Aufsicht stehen wird. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit war ich zu jeder Zeit an den Planungen beteiligt und habe unter anderem gelernt, Baupläne zu lesen und zu verstehen, und befinde mich bereits seit meinem Wahlkampf in engem Kontakt mit dem Architekten Lysander, der auch die Pläne für den Neubau der Curia ausarbeitete. Ich würde mich daher geehrt fühlen, wenn ihr, werte Decuriones, mir diese Aufgabe übertragen würdet.


    Er holte kurz Luft und setzte dann noch einen kurzen Kommentar zum zweiten Vorschlag des Ducciers hinzu.


    Weiterhin unterstütze ich den Vorschlag von Decurio Duccius Marsus zur Nutzung der Basilica Germanica als alternativen Sitzungssaals. Im Zug dessen sollte allerdings Kontakt mit den Besitzern der dortigen Verkaufsstände aufgenommen werden, um mögliche Verluste für sie zu minimieren.


    Dann setzte er sich wieder hin und hoffte, dass sich sein Herzschlag wieder verlangsamte.

    Als sie schließlich das ganze Haus durchschritten hatten und wieder zurück im Eigangsbereich waren, legte Acanthos die Bohnenschale beiseite, reichte Curio erneut die Waschschüssel, in der sich der Helvetier die Hände wusch, gab ihm jeweils einen Topf und eine Kette, nahm sich dann selbst die anderen beiden und sie schritten erneut durch das Haus. Dieses Mal machten sie kräftig Krach und Lärm. Mit den Ketten rasselten sie so fest sie konnten und die Töpfe schlugen sie gegen die Ketten. Erneut gingen sie unter dem Licht der aufgefüllten Öllampe durch jeden Raum und Curio sprach erneut mit lauter Stimme, die allerdings meist durch den Lärm überdeckt wurde.


    Manes exite paterni!


    Der Krach überdeckte Curios Gedanken und füllte das Gebäude vollkommen aus.


    Manes exite paterni!


    Wenn man genau hinhörte, konnte man auch aus dem Nachbarhaus zur linken die entsprechenden Geräusche hören.


    Manes exite paterni!


    Vermutlich waren alle Anhänger des römischen Kultes um diese späte Stunde auf den Beinen, um dieses Ritual zu vollziehen.


    Manes exite paterni!


    Einen Augenblick lange fühlte sich Curio als Teil eines Ganzen.


    Manes exite paterni!


    Und irgendwie machte es auch Spaß um diese späte Stunde noch so viel Krach zu machen.


    Manes exite paterni!


    Langsam wurden die Ketten allerdings schwer und der Lärm hämmerte in seinen Ohren.


    Manes exite paterni!


    Doch wenn es für ihn schon so unangenehm war, würde es seine Wirkung hoffentlich nicht verfehlen.


    Manes exite paterni!


    Als sie im letzten Raum waren, vermeinte Curio einen leichten Windzug im Nacken zu verspüren. Es fröstelte ihn etwas, doch nickte er dann zufrieden, was von seinen Begleitern ebenso zufrieden als Bestätigung des Erfolgs wahrgenommen wurde.


    Manes exite paterni!


    Erneut kamen sie im Eingangsbereich an, räumten alles zusammen und wechselten ins kleinere Nebenhaus, wo sie das gesamte Ritual nochmal wiederholen wollten. Im Anschluss daran würde Curio und Acanthos den Fabricius noch nach Hause bringen und sich dann selbst auf den schnellsten Weg zurück in die Casa Atia machen.

    Normalerweise vermied es Curio tunlichst nachts in den Straßen unterwegs zu sein. Und ganz besonders an den Nächten der Lemuria hatte er sich immer am liebsten in seinem Bett verkrochen, damit ihn auch ja keine Larvae oder Lemuren heimsuchen konnten, die ja besonders in diesen Nächten höchst aktiv waren. Doch da sie sich jetzt die beiden Häuser gekauft hatten, bei denen Curio fürchtete, dass sie schon länger nicht mehr dem üblichen Lemuriaritual unterzogen worden waren, war er mit seinem Sklaven Acanthos und einen weiteren Begleiter, seinem guten Freund Tullus bereits abends zu den beiden Häusern gegangen, um pünktlich um Mitternacht das Ritual zu vollziehen. Acanthos hatte genug Lampenöl mitgenommen, um die die drei Öllampen - für jeden eine - ständig am brennen zu halten, während sie sich für den späteren Weg nach Hause noch zwei Fackeln und Knüppel zur Selbstverteidigung mitgenommen hatte. Zudem hatten sie am Mittag die am heutigen Tage sehr begehrten schwarzen Bohnen gekauft, genug, um damit beide Häuse zu bedienen, und jeweils zwei Ketten und Töpfe mitgenommen, um kräftig Krach zu machen. Mit einer erste Begehung vor Einbruch der Dunkelheit stellten die drei sicher, dass keine Tiere oder sontige unliebsame sterbliche Gäste im Haus waren. Es konnte also losgehen.


    Je dunkler es wurde, desto mehr nahme die Geräusche zu, die solche Holzhäuser machten. Das Knarzen und Knarren, das Quietschen und Quarken der Holzbalken erfüllte immer wieder das gesamte Haus und ließ die Unterhaltungen der drei jungen Männer erstarren. Irgendwann, als der Mond seinen höchsten Punkt erreicht hatte, nickte Curio seinen beiden Begleitern zu, erhob sich, zog mit Hilfe von Acanthos seine Toga an, stülpte sich sich über den Kopf, zog sich seine Sandalen aus und atmete einmal tief durch. Dann wusch er sich die Hände, legte die Finger zur Abwehrgeste zusammen und ging, flankiert von Acanthos, der die Schale mit Bohnen hielt, und Tullus, der ihnen mit einer Öllampe den Weg erhellte. Langsam ging Curio nun los, griff immer wieder in die Schale und warf Bohnen hinter sich, während er mit lauter Stimme sprach:


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Er erinnerte sich, wie oft er dieser Zeremonie zu Hause beigewohnt hatte.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Es war eines der wenigen Rituale, die sein Vater, der ja eigentlich Anhänger des Mithras war, selbst durchgeführt hatte.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Curio hatte derweil meistens die Öllampe vorausgetragen getragen.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Oder hatte seinem Vater die Bohnen gereicht.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Offenbar hatte die Gefahr von Larvae und Lemures schon einen gewissen Eindruck auf seinen Vater gemacht.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Denn sonst ehrte er zwar die Götter, verließ sich aber in der Regel auf den Herrn des Lichts, mit dem Curio aber nur wenig anfangen konnte.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Schritt für Schritt und Zimmer für Zimmer durchschritt Curio nun jenes Haus, das bald die Casa Helvetia sein sollte und warf dabei die schwarzen Bohnen hinter sich.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.


    Und malte sich dabei aus, was hier alles passieren könnte.


    Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.

    Daran anschließend kann ich auch allen, die sie noch nicht gelesen oder auch im Lateinunterricht übersetzt haben, die Catilinarischen Reden von Cicero ans Herz legen. Die sind mindestens ebenso wenn nicht sogar fast noch eine Schippe dramatischer. ;)

    Curio nickte bei den Ausführungen des Ducciers verstehend. Er war bislang nur zweimal im Sitzungssaal der Decurionen gewesen, verstand aber, dass die neuen Pläne die Repräsentativität der Saals steigerten. Andererseits überraschte es ihn, dass die Officia im Obergeschoss zwei großen Archivräumen weichen sollten. Das kleine, muffige Archiv im Keller war sicher nicht optimal, aber dafür dann gleich die Arbeitsräume streichen? Offenbar hatte es aber dazu von den ehemaligen Amtsträgern keinen Widerspruch gegeben und wahrscheinlich hatte auch jeder potentielle Amtsträger auch Arbeitsräume zu Hause, in denen die täglichen Schreibarbeiten erledigt werden konnten. Auch dies nahm Curio daher erstmal auf. Dass die Arbeiten schnell beginnen sollten, war schließlich ebenso naheliegend, da für die Bauzeit die gesamte Curia nicht nutzbar war und die Amtsträger und Decurionen dieses Kapitel auch abschließen wollten, da es - soweit Curio wusste - schon lange angegangen werden sollte.


    In Ordnung, Procurator. Ich werde mich dann nochmal über den letzten Stand informieren und auch mit Lysander über die Planungen sprechen, sodass wir dann bei der nächsten Contio das Thema abschließend besprechen können, bevor die Bauarbeiten beginnen.


    antwortete Curio schließlich noch auf die Ausführung des Duccius und wartete, ob es sonst noch etwas zu besprechen gab.

    Es wunderte Curio schon ein bisschen, dass die Frau für den Pelzhändler antwortete und ihm vorher wohl auch mit einem Knuff zu verstehen gegeben hatte, dass er nicht antworten sollte. Dennoch freute es ihn, dass der Händler die Einladung annahm.


    Ich freue mich schon auf die Cena.


    bestätigte Curio, dass die Einladung natürlich auch in seinem Namen ausgesprochen worden war. Und auch die Frage Alpinas bejahte er zuerst mit einem Nicken.


    Wir werden euch natürlich auch hlfe, so gut es uns möglich ist. Schließlich haben wir beide euch auch viel zu verdanken.

    Nachdem er die letzten Worte gesprochen hatte, sammelte sich Curio einige Augenblicke, drehte sich um und zog sich die Toga über den Kopf. Sein Sklave hielt ihm zuerst die Handwaschschale hin, in der Curio seine Hände reinigte, und reichte ihm danach die Acerra mit dem Weihrauch, aus der der Helvetier mit drei Fingern einige Körnchen und in der Weihrauchschale am Schrein entzündete. Erneut wartete er einige Augenblicke bis der Rauch sich im von der Schale her ausbreitete, nahm die übliche Gebetshaltung an und begann mit lauter Stimme das Opfergebet.


    Hört mich, ihr Laren dieser Wegkreuzung!
    Ich beschützt diese Kreuzung und alle, die auf ihr gehen und stehen vor Unheil. Wie ihr seht habe ich, Iullus Helvetius Curio euren Schrein an dieser Stelle erneuert, damit euch die Vorbeischreitenden auch weiterhin Opfer darbringen können. Ich möchte heute der erste sein, der euch ein Opfer an eurem neuen Schrein darbringt.


    Er ließ sich die Opfergaben reichen, zuerst den Wein, den er aus der Patera heraus langsam auf den Boden fließen ließ, und schließlich den Kuchen, den er in die Aedicula legte.


    Nehmt daher diesen schmackhaften Opferkuchen und diesen fruchtigen Wein als Opfer an, auf dass ihr auch weiterhin die hier Vorbeischreitenden unter euren Schutz nehmt.


    Mit einer Wendung nach rechts beendete er das Gebet, hielt einen Moment mit geschlossenen Augen inne und trat schließlich einen Schritt vom Schrein zurück. Zufrieden blickte er zu seinem Sklaven, dann zum Architekten und dem Maler und wandte sich schließlich wieder den Versammelten Einwohnern zu, während er seinen Kopf wieder enthüllte. Nun konnten die Menschen hier an einem wieder hergerichteten Schrein ihre Opfer darbringen und wussten gleichzeitig, wem sie dies zu verdanken hatte.

    Als Curio sich so umschaute, fiel ihm nach Tullus auch noch Alpina auf, die sich aber etwas weiter hinten aufhielt. Auch wenn er sich gefreut hätte, wenn sie dem kleinen Opfer von einem Platz weiter vorne beigewohnt hätte, war es ob der diversen Gerüchte wohl tatsächlich besser, dass sie sich etwas im Hintergrund hielt. Als letzte erschien nun auch noch sein Mitmagister Carsuleius Merula, der sich ebenfalls einen Platz ganz vorne einnahm. Danach wechselte Curio noch ein paar Worte mit dem Architekten und trat dann einen Schritt nach vorne.


    Werte Vicani des Vicus Apollinensis!


    eröffnete Curio nun mit seiner Ansprache die folgende kleine Zeremonie.


    Ich freue mich sehr, dass wir heute gemeinsam den neuen Kreuzungsschrein zu Ehren der Lares Compitales an dieser Stelle einweihen können. Der alte Kreuzungsschrein, der vorher an dieser Stelle stand, wurde sorgsam abgetragen und viel seines Materials findet sich nun auch im neuerrichteten Schrein, den ihr hier vor euch seht. Auf diese Weise habe wir einen guten Mittelweg gefunden zwischen der Erhaltung des ursprünglichen Schreins und seines kompletten Neubaus.


    Eine kurze Pause folgte, bevor Curio fortfuhr.


    Wie ihr seht, steht mit dem neuen Schrein nun wieder ein repäsentatives Bauwerk für die Lares Compitales an dieser prominenten Stelle, an der tägliche zahlreiche Menschen von nah und fern vorübergehen. Mit diesem Neubau ehrt unser Vicus die Laren dieser so wichtigen Kreuzung also wieder auf eine Weise, die ihnen zusteht.


    Erneut setzte Curio eine Pause. Der Schrein war ja vor allem eine Ehrung der Laren, hatte an dieser Stelle aber natürlich auch eine repräsentative Wirkung für alle möglichen Kurz- und Langzeitgäste im Vicus und der Stadt.


    In diesem Sinne werde ich mich auch weiterhin für die Renovierung und die Umbauarbeiten der Kreuzungsschreine in unserem Vicus einsetzen.


    Das war auch schon seine kurze Ansprache. Im Anschluss würde er nun das Opfer für die Laren vollziehen.

    Auch wenn die Stimmung Curios ob der unschönen Gerüchte über seine vermeintliche Vaterschaft etwas gedrückt war, freute er sich darauf, der kleinen, aber feierlichen Enthüllung des erneuerten Kreuzungsschrein am Südtor beizuwohnen. In den letzten Tagen waren die finalen Arbeiten noch erledigt worden. Das Kultbildnis war beendet worden und zeigte nun die beiden Kreuzungslaren mit ihren typischen Attributen und, in der unteren rechten Ecke das Abbild eines Widderkopfes, der die Leute daran erinnern sollte, wer ihnen diesen Schrein erneuert hatte. Danacht hatten die Bauarbeiten den Sockel, die Säulen und das Dach nochmal glattgeputzt und den ohnehin schon hellen Stein regelrecht zum Leuchten gebracht. So konnten Curio, der duccische Architekt Lysander und der Maler vom Forum den Schrein am heutigen Tage enthüllen. Hierzu hatte sich bereits eine kleine Menschentraube um den nun beendeten Bau versammelt, während Curio und die beiden Handwerker, und dahinter natürlich der allgegenwärtige Acanthos, neben dem Schrein standen und warteten, dass die Sonne hinter einer größeren Wolke wieder erschien. Nach einer kurzen Ansprache Curios sollte zudem ein kleines Opfer an die Lares Compitales dargebracht werden, um den Schrein damit auch endgültig seiner eigentlichen Aufgabe zu übergeben. Die Opfergaben lagen bereits in einem Korb bereit, den Acanthos neben seinen Füßen stehen hatte. Curio hatte sich von einem befreundeten Bäcker einen repräsentativen, also etwas größeren, Opferkuchen backen lassen und zudem eine kleine Amphore Wein besorgt. Auch fanden sich in dem Korb eine Patera, ein Kästchen mit Weihrauch sowie ein Schüssel für die Handwaschung.


    Curio schaute sich nochmal um, ob er bekannte Gesichter sah. Er hatte zwar keine expliziten Einladungen ausgesprochen, da er aber in den letzten Tagen über nicht viel anderes als die Einweihung des Schreins gesprochen hatte, hatte es wohl auch nahegelegen, dass er sich über das eine oder andere Gesicht eines Freundes gefreut hatte. Als erstes erkannte er Tullus, der quasi auf ihn zueilte und dann einen guten Platz in der ersten Reihe ergatterte.

    Als Verus um die Ecke bog und für die beiden sichtbar wurde, räusperte sich Acanthos, um Curio, der immer noch die Augen geschlossen hatte, auf die Situation vorzubereiten. Der öffnete die augen nun ruckartig, nahm eine einigermaßen angemessene Haltung an und wartete dann, bis sich sein Patron durch die Klienten des Procurators seinen Weg gebahnt hatte.


    Salve, Patron.


    grüßte er erstmal, wobei dem Pontifex vermutlich sofort die etwas rauhere Stimme ins Ohr springen würde.


    Erstmal möchte ich mich für meine... Aufmachung entschuldigen. Aber es ist tatsächlich eine dringende Angelegenheit... Vielleicht können wir etwas mehr Abstand zu den Klienten deines Vetters nehmen?


    Wenn er schon die Verbreitung des Gerüchts so gut es ging unterbinden wollte - auch wenn Fama sich dadurch vermutlich kaum beeindrucken ließe -, konnte er ja schlecht dadurch als weitere Quelle auftreten, dass er es in Anwesenheit der anderen duccischen Klienten besprach. Auch wenn sie zwar nicht verhindern konnten, dass Klienten an ihnen vorbeigingen, konnte so aber wenigstens - so hoffte der Helvetier - in eine ruhigere Ecke gehen, damit sie nicht so auf dem Präsentierteller standen.

    Offenbar waren alle Besprechungsräume belegt - gut, Curio kam ja auch außer der Reihe und recht unerwartet - sodass er nun von Albin in einem der Säulengänge geparkt und zum Warten aufgefordert wurde. Curio nickte dem Vilicus dankbar zu und lehnte sich, als der Alte in den Tiefen der Villa verschwand, an die Wand hinter sich. Dann schloss er die Augen und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Erschrocken stellte er fest, wie stoppelig sich sein Gesicht anfühlte und er ärgerte sich, dass er sich nicht rasiert hatte. So vor seinen Patron zu treten war eigentlich alles andere als angemessen, doch jetzt wollte er keine Zeit für Eitelkeit aufwenden, wenn es doch um seine komplette Existenz ging.