Normalerweise vermied es Curio tunlichst nachts in den Straßen unterwegs zu sein. Und ganz besonders an den Nächten der Lemuria hatte er sich immer am liebsten in seinem Bett verkrochen, damit ihn auch ja keine Larvae oder Lemuren heimsuchen konnten, die ja besonders in diesen Nächten höchst aktiv waren. Doch da sie sich jetzt die beiden Häuser gekauft hatten, bei denen Curio fürchtete, dass sie schon länger nicht mehr dem üblichen Lemuriaritual unterzogen worden waren, war er mit seinem Sklaven Acanthos und einen weiteren Begleiter, seinem guten Freund Tullus bereits abends zu den beiden Häusern gegangen, um pünktlich um Mitternacht das Ritual zu vollziehen. Acanthos hatte genug Lampenöl mitgenommen, um die die drei Öllampen - für jeden eine - ständig am brennen zu halten, während sie sich für den späteren Weg nach Hause noch zwei Fackeln und Knüppel zur Selbstverteidigung mitgenommen hatte. Zudem hatten sie am Mittag die am heutigen Tage sehr begehrten schwarzen Bohnen gekauft, genug, um damit beide Häuse zu bedienen, und jeweils zwei Ketten und Töpfe mitgenommen, um kräftig Krach zu machen. Mit einer erste Begehung vor Einbruch der Dunkelheit stellten die drei sicher, dass keine Tiere oder sontige unliebsame sterbliche Gäste im Haus waren. Es konnte also losgehen.
Je dunkler es wurde, desto mehr nahme die Geräusche zu, die solche Holzhäuser machten. Das Knarzen und Knarren, das Quietschen und Quarken der Holzbalken erfüllte immer wieder das gesamte Haus und ließ die Unterhaltungen der drei jungen Männer erstarren. Irgendwann, als der Mond seinen höchsten Punkt erreicht hatte, nickte Curio seinen beiden Begleitern zu, erhob sich, zog mit Hilfe von Acanthos seine Toga an, stülpte sich sich über den Kopf, zog sich seine Sandalen aus und atmete einmal tief durch. Dann wusch er sich die Hände, legte die Finger zur Abwehrgeste zusammen und ging, flankiert von Acanthos, der die Schale mit Bohnen hielt, und Tullus, der ihnen mit einer Öllampe den Weg erhellte. Langsam ging Curio nun los, griff immer wieder in die Schale und warf Bohnen hinter sich, während er mit lauter Stimme sprach:
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Er erinnerte sich, wie oft er dieser Zeremonie zu Hause beigewohnt hatte.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Es war eines der wenigen Rituale, die sein Vater, der ja eigentlich Anhänger des Mithras war, selbst durchgeführt hatte.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Curio hatte derweil meistens die Öllampe vorausgetragen getragen.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Oder hatte seinem Vater die Bohnen gereicht.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Offenbar hatte die Gefahr von Larvae und Lemures schon einen gewissen Eindruck auf seinen Vater gemacht.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Denn sonst ehrte er zwar die Götter, verließ sich aber in der Regel auf den Herrn des Lichts, mit dem Curio aber nur wenig anfangen konnte.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Schritt für Schritt und Zimmer für Zimmer durchschritt Curio nun jenes Haus, das bald die Casa Helvetia sein sollte und warf dabei die schwarzen Bohnen hinter sich.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.
Und malte sich dabei aus, was hier alles passieren könnte.
Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen los.