Nur mit einem kurz angebundenen
Danke.
trat Curio gefolgt von seinem Sklaven ein und folgte Albin dorthin, wo er ihn hinführen würde.
Nur mit einem kurz angebundenen
Danke.
trat Curio gefolgt von seinem Sklaven ein und folgte Albin dorthin, wo er ihn hinführen würde.
Curio hätte wahrscheinlich gelacht, oder na ja, zumindest geschmunzelt, wenn er in der vergangenen Nacht mindestens eine, besser zwei Stunden Schlaf mehr bekommen hätte. In seiner jetzigen Situation blieb der Witz aber irgendwo zwischen seinem Gehörgang und seinem Humorzentrum hängen und würde dort, wo er hing, wohl eines qualvollen Todes sterben. Der Helvetier hätte Mitleid mit dem Witz gehabt, wenn er ihn denn als solchen wahrgenommen hätte. Abseits jeden Konjuntivs aber überging er den Witz.
Salve, Albin. Ich möchte zu meinem Patron, dem Pontifex.
antwortete er mit ungewöhnlich rauher Stimme - denn die übliche Kanne Wasser am Morgen hatte er kurzerhand ausfallen lassen...
Sichtbar derangiert von der kurzen und arbeitsreichen vergangenen Nacht und einen Tag, nachdem auch Curio die absurden und böswilligen Gerüchte über seine Vaterschaft gehört und nun etwas Zeit hatte, wenn schon nicht die Urheber, so doch die Keimzelle des Gerüchts zweifelsfrei festzustellen, erschien der Helvetier vor dem Haupttor der Villa Duccia. Anders als üblich wählt er dabei nicht den üblichen Vorzugseinlass, sondern den langen Weg über Albin, zumal er auch außerhalb der üblichen Salutatiofrequenz hier auftauchte. Dennoch duldete sein Anliegen keinen Aufschub, da es sich nachteilig auf seine Karriere auswirken konnte - und würde - wenn er nicht sofort mit seinem Patron über mögliche Gegenmaßnahmen spräche. Daher wartete er auch nicht, dass sein Sklave Acanthos an die Tür klopfte, sondern tat es kurzerhand selber.
TOCK TOCK TOCK
Etwas verspätet kam Curio in der Taberna an, wo Merula bereits an ihrem Stammtisch in einer ruhigeren Ecke auf ihn wartete. Sie wollten heute den ersten Teil der Woche miteinander koordinieren und - wie immer - auch einige politische und gesellschaftliche Gerüchte austauschen. Es war eine der ersten Lektionen, die der erfahrene Carsuleius dem Helvetier beigebracht hatte: Informiert sein ist alles! Mit einem entschuldigenden Blick setzte sich Curio auf den freien Platz, schüttete sich etwas Wein in seinen bereits bereitgestellten Becher und goss großzügig Wasser hinterher.
Entschuldige meine Verspätung, Merula. Du weißt ja, die Kreuzungsschreine...
Merula winkte ab und schüttelte den Kopf.
Ach was, nicht der Rede wert. Du hast ja jetzt auch noch mehr zu tun. Aber erstmal herzlichen Glückwunsch!
Jovial klopfte der Carsuleius Curio auf die Schulter und gab der Bedienung zu verstehen, dass er heute die Rechnung übernehmen werde. In Curios Gesicht hingegen spiegelte sich Verwirrung wider. Etwas unschlüssig blickte er auf den Weinkrug, dann zu seinen Becher und schließlich zu Merula, der breit grinste.
Glückwunsch? Wozu? Die Schreine jedenfalls benötigen noch Zeit, bis sie eingeweiht werden können.
Erneut schütelte Merula den Kopf.
Doch nicht die Schreine, du Paddel! Ich meine deine glücklichen Familienneuigkeiten.
Merula wirkte überrascht, dass sich die Verwirrung bei Curio keineswegs nachließ, sondern ganz im Gegenteil viel größer wurde.
Kriegst du überhaupt noch etwas mit. Ich meine deine Vaterschaft.
Vaterschaft...
Langsam dämmerte Curio, worauf das hier hinauslaufen sollte. Allerdings wechselte sein Gesicht keineswegs in Freude, wie es Merula wahrscheinlich erwartet hatte, sondern wurde vielmehr ungehalten.
Es ist nicht mein Kind.
stellte Curio schließlich mit allem Nachdruck fest, den er zusammenbekam.
Aber...
versuchte es Merula erneut, doch Curio unterbrach ihn unwirsch.
Es - ist - nicht - mein - Kind! Und ich werde es nicht tolerieren, dass solche Unwahrheiten verbreitet werden!
Mittlerweile waren auch die Umstehenden aufmerksam geworden und Curio musste sich zusammenreisen, dass er hier keinen Tobsuchtsanfall bekam.
Schon gut, schon gut...
versuchte Merula beschwichtigend auf Curio einzureden.
Aber in diesem Fall solltest du dringend schauen, dass du dem entgegenwirkst.
Curio nickte. Wer auch immer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte - und für Curio war die Zahl der Verdächtigen an einer Hand abzuzählen -, er und wahrscheinlich sie tat es um ihm zu schaden. Schon jetzt war ihm klar, dass damit sein größter Trump, seine Integrität, hier in Frage gestellt werden sollte. Es würde einen Charakterkrieg geben und er war bereit, diesen bis zum bitteren Ende auszufechten. Jetzt aber musste er sich, wohl oder übel, erstmal mit der kommenden Wochen beschäftigen, auch wenn er gezielt darauf achtete, sich genug Zeit für mögliche Gegenmaßnahmen zu lassen.
Das erste Mal stapfte Curio durch die zukünftige Casa Helvetia, die jetzt aber noch aus zwei Häusern bestand, die beide dringend renovierungsbedürftig waren und die durch einen Umbau zu einem Haus umgestaltet werden müssten. Heute ging es aber darum, festzustellen, was im Haus getan werden musste, welche - noch nutzbaren - Möbelstücke von den vorherigen Eigentümern zurückgelassen worden waren, die auch in der zukünftigen Casa Helvetia weiter genutzt werden könnten. Als erstes nahm er sich das breitere Haus des Vorbesitzers Varius Naso vor. Die Häuserfront war breit genug für einen Eingangsbereich links und eine Taberna rechts. Die Taberna rechts war lange Zeit nicht vermietet gewesen, bot aber einen Tresen und einen Schrank im hinteren Teil des Raumes. Der Eingangsbereich links bot genug Platz für kleine Kammern auf beiden Seiten, wobei dort keine Kammer irgendwelches Mobiliar bot. Der Wohnbereich im Hinteren Teil war groß genug für ein kleines Atrium in der Mitte, vorne zum Eingangsbereich die Wirtschaftsräume und hinten für einen großen Multifunktionsraum. Zudem fand sich rechts ein kleiner Garten. Mobiliar fand sich vor allem in der kleinen Küche, wo noch ein guterhaltener Küchentisch stand, und in einem der Wohnräume, wo sich noch Schränke, Truhen und Körbe fanden. Alle wären, nach einer grundsätzlichen Reinigung, noch nutzbar. Insgesamt wurde aber deutlich, dass vor allem das übliche Wohnmobiliar, also Liegen für das Triclinium und Schlafliegen für die Cubicula noch gekauft werden mussten.
Das zweite Haus war zwar etwas weniger renovierungsbedürftig, als das größere, da es bis zum Schluss bewohnt gewesen war, doch hatte der Besitzer alles Mobiliar mitgenommen. Zudem notierte sich Curio nochmal die konkreten Ausmaße. Die Idee für das Gesamtprojekt bestand darin, die beiden Häuser zu verbinden, den hinteren breit in drei Wohnbereiche, einen für Corvinus und seine Familie, einen für Curio (und eine mögliche Familie) und den Bereich in der Mitte als allgemeinen Wohn und Repräsentationsbereich. Im kleineren Haus sollte zudem vorne eine zweite Taberna mit einer kleinen Einliegewohnung Platz finden, die als ganzes vermietet werden könnte. Inwiefern das alles umsetzbar sein würde und wie das Haus letztlich aussehen würde, lag allerdings an den Möglichkeiten, die der Architekt sah und hierzu hatte Curio einen Termin in einigen Wochen gemacht, wo eine erste gemeinsame Begehung stattfinden sollte.
Erneut besuchte Curio die Baustelle des Kreuzungsschrein, wo grade damit begonnen wurde, dass Dach auf die kleine Säulenkonstruktion aufzusetzen. Interessiert beobachtete er, mit welche Präzision die Arbeiter das Aufsetzen durchführten, denn jede Ungenauigkeit würde dazu führen, dass das Dach nicht richtig saß und womöglich schnell eine der kleinen Säulen überlasten könnte. So wagte es der Helvetier auch nicht, den Bauleiter in diese Phase der höchsten Konzentration zu stören, weshalb er nur ein paar Schritte hinter ihm stand und beobachtete, wie er laute Anweisungen gab und mit kleinen Bewegung die Richtung angab, wie das Dach aufgesetzt werden sollte. Es war schon erstaunlich wie gut es funktioniert, die Arbeiter genau so zu lotsen, dass das Dach letztlich mit einem leisen Knierschen auf die Säulenkonstruktion aufgesetzt wurde. Die Arbeiter traten zurück und der Bauleiter ging um den Schrein herum, um zu überprüfen, ob alles zu seiner Zufriedenheit war. Dafür ließ er sich viel Zeit, prüfte jeden Übergang und legte hier und da seinen Winkelmesser an. Gespannt nahm Curio jede Bewegung und jeden Blick des Bauleiters wahr und als er letztlich ebenfalls zurücktrat und zufriede nickte, atmete der junge Helvetier tief durch. Das war schon mal geschafft. Nun musste nur noch das Bildnis hineingemalt werden, bevor es dann schließlich zum kleinen Opfer für die Lares Compitales kommen würde.
Curio war längst kein Experte in der Eingeweideschau und hatte, grade auch wegen des öffentlichen Charakters des Opfers einen Haruspex hinzugezogen. Allerdings musste der Spezialpriester nicht dazutreten, da sie Zeichen aus Curios Warte eindeutig genug waren. Der helle Schimmer auf der rechten Vorderseite keine sonstigen Zeichen und erst recht keine Fehlbildungen oder Knötchen markierten die Annahme des Opfers. Curio nickte dem Haruspex, als Zeichen, dass dieser nicht benötigt wurde, zu, zog seiner Hände aus den Eingeweiden heraus und rief mit lauter und deutlicher Stimme das
Litatio!
aus. Erleichtert blickte Merula zu Curio hinüber, der sich mittlerweile eine Wasserschüssel hatte bringen lassen, um sich das Blut von den Händen zu waschen. Auch dabei ging er sehr gründlich vor, da das Blut nur schwer aus der Kleidung zu entfernen war. Sodann begannen die Opferhelfer damit, die essbaren Teile des Ebers in die Tempelküche zu bringen und sie für die wartenden Vicani vorzukochen. Währenddessen trat Curio zu seinem Kollegen, wechselte ein paar Worte mit ihm und folgte dann den Opferdienern, um die Einteilung der Spotulae zu überwachen. Es dauerte einige Zeit, denn das Opfertier hatte viel Fleisch abgeworfen - ebenfalls ein Verdienst des Einkäufers Merula - und irgendwann trat Curio schließlich mit den Spotulae aus dem Tempelinneren und begann damit, sie unter den Vicani zu verteilen. Jedes Mal, wenn die beiden Magistri ein Körbchen ausgaben, betonten sie dabei für jeden Vicanus persönlich, dass die Laren Vicani auch weiterhin dem Vicus und seinen Einwohnern gewogen bleiben würden.
Auch Curio hatte noch einen kurzen Blick auf Silvana werfen können, die seine winzig kleine Geste offenbar verstanden. Auch er freute sich sehr darüber, musste sich aber nun wieder auf das Opfer konzentrieren. Der Ausruf der jungen Duccia sorgte für die gebotene Ruhe und die rituellen Handlungen konnten beginnen. Curio ließ sich erneut die Hände waschen und begann nun damit, dem Opfertier den Schmuck abzunehmen, es mit Mola salsa zu bestreichen und es mit einem Kultmesser rituell zu entkleiden, indem er seinen Rücken hinabfuhr. Das Schwein wirkte dabei recht unbeteiligt und gab nur dann und wann einen kleinen Grunzer von sich. Schließlich nahm er die Gebetshaltung ein und sprach mit lauter Stimme.
Oh Lares Vicani! Ihr Geister des Ortes und Beschützer des Vicus Apollonensis, in dem wir wohnen und den wir beide, Numerius Carsuleius Merula und Iullus Helvetius Curio, als Magistri Vici vertreten dürfen.
Die Menschen des Vicus Apollinensis vertrauen auf eure Hilfe und auf euren Schutz, die ihr ihnen nie verweigert. Dafür bringen euch die Vertreter des Vicus und auch jeder einzelne Vicanus regelmäßig gerechte Opfer dar.
Nehmt daher diesen weißen Eber, aufgewachsen auf einem Hof unserer Stadt und mit genauem Blick ausgesucht, sodass ihr an ihm keinen Makel finden werdet.
Steht dafür auch weiterhin den Einwohnern des Vicus bei und haltet eure schützende Hände über ihren Häusern und Straßen. Dafür werden wir euch auch weiterhin Opfer darbringen, um euch zu danken und zu ehren.
erneut wurde das Opfergebet durch eine Wendung nach rechts beendet. Und der Opferschlächter, ein kleiner, gedrungener Mann, der wohl neu im Tempel sein musste, da er ihn noch nicht kannte. Er zückte sein Messer und offenbar wurde dem Schwein nun klar, was ihm blühte, denn erneut entwich ein Grunzen seinem Maul.
Der Opferschlächter reagierte sofort, nahm seine Position ein und strich dem Schwein zweimal sanft über die Schnauze, was offenbar beruhigend wirkte. Curio merkte sich das für seine eigenen späteren Opfer, doch waren das alles nur kleine Verzögerungen, die das Unvermeidliche nicht abwenden konnten.
Agone?
folgte daher nun die Frage des Opferschlächters und da Curio keine weiteren Verzögerungen wollte nickte er und sprach mit lauter und deutlich Stimme
Age!
Curio wusste, dass jeder Opferschlächter sein Handwerk beherrschte und auch dieser, den er bislang noch nicht kannte, war dabei keine Ausnahmen. Ein schneller Schnitt und das kurze Pfft, das Curio trotz seiner Routine immer noch bei jedem blutigen Opfer kurz erschauern ließ, waren ein untrügliches Zeichen, dass alles geklappt hatte. Wie immer wurde das Blut von einem Opferdiener in einer Paterae aufgefangen, der Schlächter entfernte die Vitalia und legte sie auf eine weitere Patera und brachte sie Curio, der sein Ärmel hochschob, kurz durchatmete und dann seine Hände in die blutige Schale tauchte, um die Leber zu untersuchen.
Das Voropfer war beendet und Merula schritt nun voran nach draußen, um mit dem blutigen Opfer fortzufahren. Curio blieb noch einen Augenblick stehen. Er hätte Silvana gerne einen lieben Blick oder ein Augenzwinkern zugeworfen, doch da hier überall Discipuli standen und ihre Blicke auf ihn gerichtet hatten, um mögliche Anweisungen entgegenzunehmen, wäre sogar schon solch eine kleine Geste direkt aufgefallen. Davon, dass er ihr mehr, als den gesellschaftlich angebrachten Körperkontakt widmete, war schon gar nicht mehr die Rede. Kurz ruhte sein Blick auf ihr und sie wäre wohl die einzige, die wusste, was derweil durch seinen Kopf ging. Dann trat er einen Schritt auf sie zu.
Sprich du bitte das "Favete Linguis", Duccia.
sagte er, gab ihr und den übrigen Discipuli ein Zeichen, sich draußen für das blutige Opfer aufzustellen und nickte Silvana daraufhin ein zweites Mal zu, wobei sie vielleicht einen kleinen Schimmer in seinen Augen erkennen konnte. Die Entscheidung war nichts besonderes. Tempelschülern, die kurz vor ihrem Einführungsopfer standen, wurde häufig das "Favete Linguis" übertragen, damit sie bereits ihre laute Opferstimme einüben konnten. Dann ging er vor, um neben seinen Kollegen zu treten, der bereits wartete. Die Opferdiener brachten das Schwein zu seinem Platz und banden es fest, sodass das Hauptopfer nun beginnen konnte. Bei diesem Teil war es Curio, der das Gebet sprechen würde, also trat er noch einen Schritt nach vorne und blickte, wieder ganz in der Rolle des Opferherrn, zu Silvana, die nun für Ruhe auf dem Platz sorgen sollte.
Gemeinsam mit Merula startete Curio die Opferprozession vor dem Südtor der Stadt. Angeführt durch die Musiker zogen sie durch die Straßen und erreichten den Apollo-Tempel um die Mittagszeit. Vor dem Tempel hatten sich bereits einige Vicani, und wie bei jedem Opfer natürlich auch einige Leute, die sich darunter gemischt hatten, eingefunden, um dem Opfer beizuwohnen. Daher war der Vorplatz gut gefüllt. Als die Musik erklang, bildeten die Anwesenden ein Spalier, manchmal mussten Ministri nachhelfen, doch klappte dies, wie üblich bei öffentlichen Opfern, recht problemlos, und so erreichten die Magistri Vici des Apollonensis, beide in ihre beste Toga gekleidet, gemeinsam mit dem reich geschmückten Opferter, einem weißgetünchten Eber, den Tempelvorplatz und schließlich auch die Stufen zum Tempel. Das Opfertier wurde einem Opferhelfer gegeben und die Curio und Merula schritten die Tempelstufen hinauf zum Eingang, wo bereits durch einen weiteren Opferhelfer das Handwaschbecken bereit gehalten wurde. Beide Magistri wuschen sich die Hände, Curio allerdings besonders intensiv, aus Angst, dass eine einfache Waschung aufgrund seiner jüngsten Verfehlungen nicht ausreichen würde, und zogen sich dann ihre Togen über den Kopf.
Als erstes folgte nun das Weihrauchopfer. Curio übernahm dieses ob seiner Erfahrung und überließ dann für das restliche unblutige Opfer Merula das Feld. Bei Bedarf würde Curio ihm nur von hinten das Opfergebet einflüstern, das der Carsuleier eigentlich hatte auswendig lernen sollen, worauf sich Curio aber wegen der sonst so konsequenten Weigerung des Carsuleius zur Übernahme kultischer Aufgaben nicht verlassen hatte. So traten sie nun an den Seitenaltar, wo bereits die Opfergaben von zwei Opferhelfern bereitgehalten wurde. Merula nahm die Gebetshaltung ein und begann zu sprechen.
Oh Lares Vicani! Ihr Geister des Ortes und Beschützer des Vicus Apollonensis, in dem wir wohnen und den wir beide, Iullus Helvetius Curio und Numerius Carsuleius Merula, als Magister Vici vertreten dürfen. Ihr beschützt diesen Vicus vor Unheil und sorgt für die...
Sicherheit seiner Einwohner.
... Sicherheit seiner Einwohner. Seit jeher bringen euch die Vertreter der Vicani dafür gerechte Opfer dar, um euch zu danken und euch zu ehren.
Daher bitten wir euch: Nehmt diese Opfergaben an, die wir euch übergeben. Nehmt diesen Wein, gewachsen in den Weinbergen der Region und gekeltert von den Weinbauern der Stadt. Nehmt diesen Opferkuchen...
Curio verdrehte die Augen. Hätte Merula mitgedacht, während er sprach, hätte er sich denken können, wie es weiterging.
Hergestellt aus dem Getreide der Region und gebacken durch die Bäcker unseres Vicus.
... hergestellt aus dem Getreide der Region und gebacken durch die Bäcker unseres Vicus. Und sorgt so weiterhin dafür, dass unser Vicus blühe und gedeihe.
Merula legte die Opfergaben auf den Altar und schüttete den Wein mit der Patera in die dafür vorgesehene Öffnung und wandte sich dann nach rechts ab. Curio nickte ihm zu. Wenigstens das hatte er sich gemerkt und wäre der Carsuleius nicht so ein talentierter Einkäufer gewesen, wodurch die Opfergaben samt und sonders von bester Qualität waren, wäre Curio wirklich angenervt gewesen.
Als Curio zwei Tage nach der Grundsteinlegung mal wieder etwas mehr Zeit für den Baustellenbesuch einplanen konnte, zeigte sich, dass die Bauarbeiten diesmal planmäßig voranschritten. In den ersten zwei Tagen war der massive Sockel des Schreins fertiggestellt worden, auf dem auch der Opferaltar Platz finden sollte. Viele der abgebauten Materialien waren dafür wieder nutzbar gewesen, auch wenn die Steinmetze vor allem dafür sorgten, die verwitterten Außenseiten wieder glatt und glänzend zu machen. Dadurch war allerdings auch einiges Material verlorengegangen, sodass auch noch zusätzliche Steine gekauft werden mussten. Die gute Nachricht daran war, dass es sich trotzdem alles innerhalb des vorhandenen Budgets bewegte. Interessiert ließ sich Curio über den bisherigen Fortschritt und die nächsten Schritte informieren. In den kommenden zwei Tagen sollten die kleinen Säulen und das Dach für den Opferaltar gefertigt werden, sodass der Schrein das übliche Aussehen eines Minitempels erhielt. Die nächsten ein bis zwei Tage würden für den Maler benötigt, der das Larenbildnis anfertigen würde. Erneut hatte sich Curio für jenen Maler entschieden, der auch bereits das letzte Larenbildnis am Schrein im Nordwesten des Vicus erneuert hatte. Hier würde er nun ein komplett neues Bildnis anfertigen können und natürlich auch hier wieder den Widderkopf darin aufnehmen.
Grüß euch!
sagte er erstmal freundlich, schob Alpina den Stuhl zurecht, wartete, bis sie sich neben die fremde ältere Frau setzte, und nahm dann ebenfalls Platz. Er blickte gutgelaunt in die Runde.
Jetzt übertreib mal nicht, Othmar. Ich hatte nur Glück, dass ihr mich gefunden habt. Und dass ich euch die Kasse geführt war, war ja nun auch selbstverständlich.
Es waren nur wenige Tage, die sie gemeinsam verbracht hatten, die ihm aber immer noch in bester Erinnerung geblieben waren. Schon der erste Tag, als sie ihn vor den brutalen Wegelagerern gerettet hatten, war ihm ins Gedächtnis eingebrannt und würde dem Händler und seinen Begleitern seinen ewigen Dank sichern. Dass sie jetzt auch Alpina - und natürlich auch das ungeborene Kind - durch das gefährliche Germania Magna begleitet und sie sicher wieder zurück gebracht hatten, könnte er ihnen nun gar nicht genug danken.
Aber tatsächlich habe ich es zum Aedituus im Apollo-Tempel gebracht.
Seine erfolgreiche Wahl zum Magister Vicus verschweigte er erstmal, schließlich wollte er hier nicht allzu sehr auftrumpfen. Und ohnehin war er hier als Privatperson und nicht in irgendwelchen Ämtern und Würden.
Eng in seinen duchnässten Mantel gehüllt betrat Curio gemeinsam mit Alpina jene Taberna, in denen der Othmar, den er kannte, normalerweise mit seinen Begleitern unterkam, wenn sie in Mogontiacum waren. Gemeinsam mit Alpina durchsuchte er den Schankraum, doch war es Alpina, die den Händler als erstes erblickte. Curio schaute in jene Richtung, die ihm von Alpina angezeigt wurde, doch da einige Köpfe im Weg waren, brauchte er einige Zeit, bis er den Tisch fand. Zuerst fiel ihm die massige Gestalt von Wolfhart auf, den er sofort wiedererkannte. Der Riese mit dem weichen Kern unterhielt sich mit einer Frau, die Curio nicht kannte. Dann sah er Hrothgar, den stummen zweiten Begleiter des Othmar und schließlich auch den Händler selbst. Missmutig blickte er in seinen Bierhumpen und dann zu der Frau, die mit ihnen am Tisch saß. Ein Lächeln erschien auf Curio Gesicht und er lächelte Alpina an.
Oh ja, das ist er.
Mühsam bahnte er sich den Weg durch den überfüllten Schankraum, wobei er einen Blick darauf hatte, dass Alpina stets direkt hinter ihm war. Aufgrund der unangenehmen Enge rechnete er auch damit, dass Alpina von dem einen oder anderen Gast auch - natürlich rein zufällig - berührt werden würde. Mit Blick darauf, dass sie aber das Kind seines Bruders trug, hatte er Argusaugen darauf und würde jeden, der das wagte, mit klaren Worten zurechtweise. Er kannte die beiden Magistri Vici aus Novus gut und die könnten den Leuten das Leben deutlich schwerer machen.
Der Tempel des Schutzgottes der Stadt bot zudem einen kleinen Seitenalter für die Verehrung der Laren des Vicus. An diesem führten Curio und sein Mitmagister
| Numerius Carsuleius Merula
am heutigen Festtag der Lares Publici ein Opfer durch. Dafür hatten sie ein mittleres Voropfer mit Opferkuchen und Wein und ein blutiges Opfer mit einem weißen Ebe vorbereitet. Natürlich hatte es zu diesem Opfer auch eine Einladung an die Einwohner des Vicus gegeben, die nach dem Opfer Spotulae erhalten sollten.
Curio wollte sich grade schon erheben, als der Duccier nun auch noch von sich aus ein Thema zur Sprache brachte. Daher rutschte er stattdessen nur auf seinem Platz ein bisschen zurück und saß nun wieder komplett aufrecht. Die Pause, die danach entstand, nutzte er dann ebenso, um einen Schluck Wein zu trinken und dann den Ausführungen des Procurators zu folgen.
Was dann folgte, war nicht gänzlich unerwartet, denn die Umbaupläne der Curia waren ja schon seit längerem Gesprächsthema zwischen den Decurionen und den politisch interessierten Bürgern, sodass in den zahlreichen Cenae oder Convivia, an denen er während seines Wahlkampfs und auch nach seiner Wahl immer wieder teilgenommen hatte. Lediglich die Frage, wer diesen Bau beaufsichtigen sollte, war stets ein großes Thema, sowohl die Magister Vici aus Apollinensis, und damit auch Curio selbst, als auch die Aedile waren im Gespräch, und natürlich auch der eine oder andere aufstrebende Jungdecurio. Curio hatte nach den Gesprächen eigentlich damit gerechnet, dass der petronische Aedil UND Jungdecurio damit beauftragt werden würde. Nun war er es aber, der sich damit beschäftigen sollte. Letztlich kam es ihm natürlich entgegen und war vielleicht auch für die Entscheidungs ausschlaggebend, dass er sich in der letzten Zeit viel mit Bauplänen beschäftigt hatte, sowohl in Bezug auf jene beiden Kreuzungsschreine, die er komplett zu erneuern gedachte, als auch auf die Casa Helvetia, für die zumindest schon Grobplanungen bestanden hatten. Allerdings würde er sich auch sicherlich noch nicht als Architekturexperten bezeichnen.
Doch hatte Curio auch während der Gespräche mit seinem Patron dazugelernt: Tiefstapeln, wo nötig, Chancen nutzen, wo möglich. Und mit diesem Bau könnte er einige, vielleicht sogar entscheidende Punkte für seine spätere Aufnahme in den Ordo decurionum sammeln. Er zögerte daher nur kurz und trank vorher noch einen Schluck.
Ja, ich habe davon gehört und freue mich, dass mir diese Aufgabe zu teil werden soll, Procurator. Welche Planungen liegen denn bereits vor? Und vor allem: Wann sollen die Bauarbeiten beginnen?
Curio nahm an, dass es bereits erste Vorstellungen des Ordo dazu gab, sodass er vermutlich nur die entsprechenden Sitzungsprotokolle heraussuchen musste. Diese dürften aber wohl nur erste Skizzen beinhalten. Da er aber ja ohnehin mehrmals die Woche mit Lysander zusammentraf, wäre es ein leichtes, auch dessen Informationsstand und vor allem die konkreten Baupläne in Erfahrung zu bringen.
Einen Tag später als geplant war der Rückbau des Schreins abgeschlossen. Der Bauleiter hatte sich dafür entschieden, mehr Baumaterial wiederzuverwenden, als geplant, sodass die Arbeiter deutlich vorsichtiger beim Rückbau sein. Zudem sorgte der Bauleiter dafür, dass die rückgebauten Steine auch bereits für den Neubau zurechtgeschlagen werden sollten, was auch etwas mehr Zeit fraß. Nun aber war der Bauplatz leergeräumt und der Neubau konnte beginnen. Nach der Nachricht, dass der Neubau beginnen konnte, waren Curio und der Architecht erneut zusammen gekommen, um der Grundsteinlegung beizuwohnen. Auch wenn Curio in den letzten Tagen immer mal wieder vorbeigeschaut hatte, war er doch nie länger als eine halbe Stunde hier verblieben, um sich von dem Bauleiter auf dem neusten Stand zu halten. Heute musste er allerdings mehr Zeit einplanen, wodruch er auch mit dem einen oder anderen Arbeiter ins Gespräch kam.
Als der Grundstein schließlich gelegt wurde, stand Curio neben dem Architecten und beobachtete die Bemühungen der Arbeiter, eine vernünftige Grundlage zu schaffen. In den nächsten Tagen würde der Schrein komplett neugebaut und für die Umgebung wieder deutlich ansehnlicher werden. Und natürlich konnten auch die Händler und Reisenden wieder an einem komplett intakten Schrein den Lares Compitales dieser Kreuzung opfern. Der Helvetier war zufrieden mit dem, was er sah, denn er mochte es, wenn Dinge vorankamen. Zwar hatte es einen Tag länger gedauert, doch waren in dem Bauplan von 14 Tagen bereits einige Puffertage eingeplant, sodass ihm auch nochmal vom Architect versichert wurde, dass die Bauplanung eingehalten werden würde. Curio freute sich schon darauf, den neuen Schrein mit einem kleinen Opfer einzuweihen. Denn das stand ganz am Ende des Plans für diesen Schrein.
Zweimal die Woche traf sich Curio in der Taberna Silva Nigra mit seinem Mitmagister
| Numerius Carsuleius Merula
um die anstehenden Termine jeweils für eine halbe Woche abzusprechen, Projekte zu koordinieren und Pflichtanwesenheiten aufzuteilen. So mussten sie bei kleineren Terminen nicht beide erscheinen, während sie absprachen, welche Termine so groß waren, dass sie beide erscheinen mussten. Merula war vier oder fünf Jahre älter als Curio, war vor zwei Amtszeiten bereits einmal Magister Vici gewesen und hatte ein untrügliches Talent dafür, sich vor unangenehmen Terminen zu drücken. So blieb es oft an Curio hängen, Termine bei Schweinebauern oder Kleintierzüchtern wahrzunehmen, während sich der Carsuleius vor allem Termine auf dem Markt sicherte. Curio ließ ihm das durchgehen, denn aus den Erzählungen Merulas von dessen erster Amtszeit wurde deutlich, dass es ihn das letzte Mal getroffen hatte, als er sich seine Amtszeit mit einem alten, verknöcherten ehemaligen Alaoffizier geteilt hatte, der sogar schon mehrere Amtszeiten hinter sich gebracht hatte. Daher war es für Curio nur logisch, dass er als Grünschnabel halt in den sauren Apfel beißen und manchmal im wahrsten Sinne des Wortes Ochsentouren hinter sich bringen musste. Dennoch gab es auch einen Lichtblick, denn Merula überließ ihm als ausgebildetem Aedituus den Großteil ihrer kultischen Aufgaben. So hatten sie sich im ersten Drittel der Amtszeit gut miteinander arrangiert.
Aus dem einen Haus des Centurio Varius Naso waren schnell zwei Häuse geworden, da sein Bruder sogar mit dem Besitzer des Nebenhauses eine erste Absprache zum Verkauf des Hauses gemacht hatte. Curio war überrascht, dass sie nun sogar über zwei nebeneinanderliegende Häuse sprachen, als er aber auch das zweite Haus, dieses Mal mit dem Evocatus selbst, besichtigen konnte, und er einen guten Preis in Aussicht stellte, war klar, dass sie auch das Nebenhaus kaufen würden. Es überstieg zwar leicht das geplante Budget für den Hauskauf an sich, doch blieb dies trotzdem noch unter den Kosten für einen Neubau. Kurz: Es lohnt sich. Zwar würden sich dann an anderer Stelle, wahrscheinlich an der Einrichtung oder bei einem Renovierungsabschnitt Geld einsparen müssen, doch da sich dadurch die Wohnfläche um gut die Hälfte erweiterte und sogar über eine kleine Einliegerwohnung und eine weitere Taberna Mieteinnahmen möglich geworden waren, die auf längere Sicht zur Finanzierung beitragen würden, entschied Curio sich letztlich für den Zukauf. So schloss er die Verträge mit dem Evocatus und dem Centurio ab, die beide ganz offensichtlich froh waren, ihre Häuse schnell, unkompliziert und zu insgesamt guten Preisen verkauft zu haben und nahm dann umgehend Kontakt mit dem alten Fabricius auf, der sich bereit erklärte, einen Teil der Kosten für den Kauf des von ihm vermittelten Hauses zu vorzufinanzieren. Den Rest der Kosten deckten sie mit einer Versicherung ihres Vaters, des alten Primus Pilus, die Curios Bruder bereits eingeholt hatte. Damit waren die Helvetier nun stolze Besitzer zweier Streifenhäuser in guter Lage innerhalb der Canabae.
Doch waren sie noch weit entfernt davon, dort jetzt auch einziehen zu können. Es musste renoviert und umgebaut werden, bevor überhaupt über einen Umzug gesprochen werden konnte. Die Planungen dafür waren zwar bereits angelaufen, doch war deren Umsetzung aufgrund seines Wahlkampfprojekts erstmal eine zweite Stelle gerückt. Auch hatte der Architect zu bedenken gegebe, dass wohl bald auch noch der Umbau des Forums anstünde, sodass sich dort auch nocht Verzögerungen ergeben könnten. Allerdings stellte er auch klar, dass Umbau und Renovierung der Streifenhäuser aufgrund der Anweisungen der Duccier insgesamt sehr weit oben auf seiner Prioritätenliste stünde. Wahrscheinlich, so hoffte Curio, direkt nach den städtischen Bauprojekten.
So groß wie "das" Internet, ist "das" Fernsehen doch gar nicht.
Aber es läuft im ZDF.
Edit: Da war Silvana schneller.
Heute abend, 19:30h
Terra X - Magisches Deutschland
Behandelt gemäß Sendungsinformation die kultischen Stätten der Kelten und Germanen, die ja in der Regel unter freiem Himmel lagen, meist Wälder, Haine o.ä.
Die Sendung scheint also besonders interessant für jene zu sein, die sich für die einheimischen Kulte in Germania Superior interessieren.