Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Seit einiger Zeit liefen nun bereits die Arbeiten an der Curia. Die große Baustelle war mittlerweile ein Teil des Stadtbildes geworden, wodurch auch das Bild des Forums beeinflusst wurde. Im Innern schritt die Entkernung gut voran. Bis auf die tragenden Mauern und Wände wurden alle Zwischenwände entfernt und auch bereits der hintere Teil des Gebäudes langsam zurückgebaut und mit Balken abgestützt. Dort sollte nach der Entfernung der Decke im neuen Sitzungssaal eine Apsis angebaut werden, in der dann auch ein Altar Platz finden sollte. Allerdings stand zuerst die komplette Entkernung und die Entfernung der Decke des Saals auf dem Plan. Der Rückbau der Decke war dabei zu vorerst die größte Aufgabe, da dafür auch im Innern des Gebäude Baugerüste aufgestellt werden mussten und der Bauleiter darauf achten musste, dass die Statik der Seitenwände nicht unter dem Rückbau litt. So schritten die Arbeiten dort nur langsam voran. Zur Sicherheit waren die Seitenwände mit Balken verstärkt worden. Nun entfernten die Arbeiter Stein für Stein und Bohle für Bohle die Decke des Sitzungssaals. Der Bauleiter hatte währenddessen einige Arbeiter abgestellt, um die Seitenwände und die Deckenkonstruktion im Auge zu behalten, um mögliche Schäden oder Risse sofort zu bemerken. Er selber war vor allem damit beschäftigt mit Argusaugen die Arbeiten zu überwachen und zu schauen, dass die Arbeiter auch mit der notwendigen Sorgfalt voranschritten.


    Als Curio dann mal wieder an der Baustelle erschien - er kam normalerweise jeden Tag vorbei und ließ maximal zwei Tage die Woche aus, wenn sein Terminkalender wieder übervoll war - ließ er sich über die Fortschritte, aber auch die Probleme informieren. Zufrieden nickte er über die Fortschritte bei der Entkernung und dem Rückbau der Deckenkonstruktion im Untergeschoss, legte aber die Stirn in Falten, als er von dem Bauleiter erfuhr, dass es offensichtlich schon wieder - oder immer noch? - Probleme bei der Beschaffung von Baumaterial gäbe. Sowohl Steine, als auch Holz schien im Moment Mangelware zu sein, obwohl Curio wusste, dass derzeit neben dem Umbau der Curia und den Arbeiten an der Casa Helvetia keine weiteren größeren Bauprojekte anstanden. Und ebenso wusste er, dass die Arbeiten an der Casa Helvetia längst nicht so viel Material verschlang, dass für den Curiaumbau keine Materialien mehr übrig wären. Auch das notierte er sich und würde sich wohl damit beschäftigen, wie er dieses Problem lösen konnte. Dem Bauleiter versicherte er derweil, dass er sich darum kümmern werde, genug Baumaterial zu beschaffen, was wohl vor allem bedeutete, dass er erneut bei den Sägewerken und Steinbrüchen Klinken putzen müsste.

    Curio konnte die Leber nicht selbst untersuchen, da er ja die Patera mit beiden Händen hielt. Doch konnte auch er keine auffälligen Fehlbildungen erkennen, aber auch, für ihn doch etwas überraschend, keine eindeutigen Zeichen für ihre Zukunft. Er selbst hatte ja bei seinem Einführungsopfer eine kleine, aber nicht mit sicherheit nicht unwesentliche Voraussage gemacht. Wahrscheinlich war der Größte und Beste aber auch einfach zu beschäftigt, um diese Leistung auch noch zu vollbringen. So wartete er, bis der Haruspex sein Einverständnis gab, und gab die Patera an einen Opferdiener weiter. Grade, als Curio nun wieder die Hände frei hatte, hörte man nun das Kreischen eines Adlers, der wohl die ganze Zeit über ihnen geflogen war und nun auf sich aufmerksam machte. Mit schnellen Bewegungen hob er sich nun nach oben und vollzog einen eleganten Spiralflug. Curio blickte dem Vogel einen Augenblick nach, ließ seinen Blick wieder sinken und nickte Silvana zufrieden zu. Sie hatte es geschafft. Sein Herz vollzog einen Freudensprung, was man lediglich an dem Schmunzeln erkennen konnte, das sich in seinem Gesicht zeigte, bevor er sich schließlich den Pontifices zuwandte. Wie wohl deren Urteil ausfallen würde?

    Auch das Hauptopfer absolvierte Silvana, wie Curio meinte, nach allen Regeln der Kunst. Die rituellen Handlung waren vollständig, ihre Stimme fest und ohne den Anschein eines Zweifels und auch das Age! kam ohne Verzögerung. Alles, was danach passierte, war von den Tempeldienern und Opferhelfern so oft schon gemacht worden, dass die Routine den Rest des Opfers übernahm. Jeder Opferhelfer kannte seinen Weg, die Entfernung der Vitalia funktionierte vorbildlich und als Silvana schließlich mit der Leber des Opfertieres, die in einer Patera lag zu den Pontifices, wo auch Curio stand. Als sie zu ihnen trat, nahm er ihr die Patera ab, hielt sie so, dass sie sie untersuchen konnte und die Pontifices gleichzeitig die Untersuchung beobachten konnten und blickte sie dann erwartungsvoll an.

    Ruhig und konzentriert beobachtete Curio Silvana dabei, wie sie das Opfer vollzog. Sie sprach ihr Opfergebet flüssig und ohne auffallende Versprecher, die Opfergaben wurden ihr jeweils zum richtigen Zeitpunkt gereicht und auch ihre Haltung gefiel ihm. Wäre er ein Pontifex würde er das Voropfer bereits als bestanden markieren. Daher schloss er zum Ende ihres Gebets kurz die Augen, um ihre Stimme in sich aufzunehmen. Jene Stimme, die ihn an anderen Tagen und an einem anderen Ort innerlich jubilieren ließ, schaffte es auch jetzt wiede. Lange konnte er die Augen allerdings nicht geschlossen halten, ohne dass es als unüblich auffiel und als Silvana verstummte und die Wendung nach rechts vollzog, waren seine Augen wieder geöffnet und er versuchte mit einem kurzen und möglichst unauffälligen Seitenblick die Stimmung des Raniers einzufangen.

    Ganze dreizehn Tage nach dem Baubeginn war nun auch der zweite Schrein fertiggestellt. Das kleine Aedicula war ebenso gefertigt, wie alle Schreine in der Stadt, hob sich daher auch in keiner Weise von den übrigen ab. Lediglich das Larenbildnis war in Absprache zwischen dem Maler und Curio auf den Ort angepasst und zeigte zu Füßen der Laren einige Flusstiere und -pflanzen sowie ein kleines Boot, um die nähe zum Hafen zu betonen. Ansonsten zeigte sich auch hier wieder das Motiv des Widderkopfes unter dem Larenbildnis, um den Stifter des Schrein hervorzuheben. Curio war sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn es zuletzt aufgrund von Lieferengpässen beim Material zu einigen Verzögerungen gekommen war. Er wollte dem nochmal nachgehen, mit seinem Amtskollegen Merula darüber sprechen und im äußersten Fall auch mal beim Aedil vorbeischauen. Natürlich nur, wenn sich das nicht irgendwie vermeiden ließ.


    Am heutigen Tage ging es aber wieder darum, den Schrein einzuweihen. Das kurze Opfer, dass er dazu veranstaltete unterschied sich von Struktur und Opfergaben nicht von dem, das er bereits vor dem ersten neugebauten Schrein abgehalten hatte. Auch hier waren wieder einige Anwohner anwesend und Curio opferte routiniert einen übergroßen Opferkuchen zu Ehren der Laren der Wegkreuzung. Danach führte er wieder einige Gespräche mit den Anwohnern, wobei er immer wieder auf die Gerüchte angesprochen wurde, die über seine Person kursierten. Jedes Mal versuchte er geduldig die Menschen davon zu überzeugen, dass nichts an ihnen dran war und auch wenn ihm nicht jeder glaubte, ging Curio doch davon aus, dass seine Umgang damit zumindest dazu führte, dass bei vielen der Respekt seiner Arbeit und seiner Person gegenüber zurückkehrte.

    Als Curio seine Schülerin (und Freundin) sah, umspielte ein Lächeln seine Lippen. Leider waren grade zu viele Discipuli im Tempelinneren, die als Ministri fungieren würden, sodass eine Vertraulichkeit nicht möglich war. Ihren liebevollen Blick quittierte er zudem mit einem ebenso liebevollen Nicken.


    Nein, nein. Du fängst quasi pünktlich an. Ansonsten ist es selbstverständlich, dass ich hier bin, Duccia.


    antwortete er und verließ dann neben ihr die Cella in Richtung Porticus. Währenddessen wollte er ihr aber noch ein paar kleine Sachen mitgeben.


    Wenn du gleich hinaustrittst, wird dir wahrscheinlich der etwas ungehaltene Blick des Raniers auffallen. Lass dich davon nicht verunsichern. Seine Frau sorgt dafür, dass bei ihm zu Haus an Tagen mit öffentlichen Opfern nicht gekocht wird, sodass er einfach nur auf seine Spotula wartet. Iuppiter hat übrigens dafür gesorgt, dass die Wolken am Himmel verschwinden. Er ist dir also bestimmt wohlgesonnen.


    Er zwinkerte ihr, bevor sie hinaustraten, nochmal zu, setzte dann wieder seinen hochoffiziellen Gesichtsausdruck auf und ging neben ihr auf die Pontifices zu. Nach der Begrüßung wartete er schließlich auf ihr Zeichen und mit ihrem deutlichen Nicken, das auch die Opferdiener wahrnahmen ging es nun also los. Einer der Discipuli brachte die Handwaschschüssel und die übrigen stellen sich neben dem Gabentisch auf.

    Curio überspielte so gut es ging, dass sein Patron grade quasi seinen Finger genau in eine offene Wunde gelegt hatte. Zwar war es für Curio auch eine richtige und gute Entscheidung, dass er die Ausbildung Silvanas übernehmen konnte. Was daraus nun letztlich folgen sollte war zwar auch richtig und gut für Curio, ließ aber auch eine klaffende Wunde in der Beziehung zu seinem Patron zu entstehen, die es nun galt, solange wie möglich zu verbergen, um ihre Beziehung für die Zukunft möglich zu machen. Daher bekam sein Gewissen nun auch einen kräftigen Schlag und Curio musste tief durchatmen, um sich das nicht anmerken zu lassen. Stattdessen nickte er seinem Patron nur mit einer Mischung aus Zustimmung Dankbarkeit zu - zumal Curio wusste, dass die Entscheidung seinerzeit nicht unbedingt populär gewesen war - und drehte sich dann zu Ranius.


    Ich nehme an, dass Duccia Silvana bereits im Tempelinneren ist, um nochmal nach dem Rechten zu sehen, Pontifex. Sobald sie herauskommt, kann das Opfer beginnen. Ich werde aber wohl nochmal nach ihr schauen und dafür sorgen, dass auch im Inneren alles nach ihren Vorstellung verläuft.


    antwortete er mit einem beschwichtigenden Blick, entschuldigte sich mit einem kurzen Nicken bei den beiden Pontifices und Aedituus Iulianus und ging schnellen Schrittes durch die Tempelpforte in die Cella des Tempels. Dabei schloss er kurz die Augen und atmete nochmal durch. Bloß nichts anmerken lassen, Curio, bloß nichts anmerken lassen, ging es ihm immer wieder durch den Kopf. Im Inneren blieb er dann stehen und blickte sich nach Silvana um.

    Wie bei jedem größeren Opfer hatte sich der Tempelvorplatz langsam gut gefüllt. Das Opfertier stand bereits auf einem kleinen Rasenstück nahe des Opferaltars und nun erschienen auch die beiden Pontifices. Iulianus nickte beiden zur Begrüßung zu, ebenso wie Curio.


    Salve, Pontifex Ranius. Salve, Patron.


    grüßte Curio die beiden Amtsträger. Für seinen Patron war der Tag heute sicherlich auch besonders, weil seine Tochter heute als vollwertige Aeditua in den lokalen Cultus Deorum aufgenommen werden würde.


    Nun, Iuppiter scheint Sol angestoßen zu haben, die Wolken zu vertreiben, damit die Sonne nochmal besonders scheint. Ein gutes Zeichen für deine Tochter, Patron, die sicherlich ein vorbildliches Opfer vollziehen wird.


    Kurz wanderte Curios Blick zum Ranier, wie dessen Stimmung war und ob Curio Silvana vorwarnen musste. Danach schaute er zur Tempelpforte, ob sie nun auch bereit war, mit dem gesamten Opferablauf zu beginnen.

    Curio hatte am frühen Morgen nochmal in der Villa der Duccier vorbeigeschaut, um seiner Schülerin Mut zuzusprechen, auch wenn er glaubt, dass sie das eigentlich nicht brauchte. Mit Blick auf ihre bisherigen selbstständigen Opfer und jenen, die sie als Opferhelferin begleitet hatte, war er sich sicher, dass sie das Opfer heute routiniert vollziehen würden. Allerdings war er nicht lange in de Villa geblieben, sondern hatte sich noch vor seiner Schülern auf den Weg zum Capitolium gemacht, wo er in Absprache mit Iulianus Acco heute bei dem Opfer assistieren würde. Da Silvana es sich gewünscht hatte, würde er darauf achten, immer in ihrer Nähe zu sein, auch wenn er aufpassen musste, dass die Nähe nicht allzu auffällig wäre. Als Lehrer konnte er aber im Zweifel immer so tun, als würde er ihr lediglich über die Schultern schauen. Nur die Pontifices würden noch genauer schauen, als er selbst, da sie letztlich das Opfer annahm. Curio ging davon aus, dass vor allem der alte Ranier aber den Ausschlag für das Bestehen oder Nichtbestehen geben würde.


    Am Tempel angekommen sah Curio auch schon Acanthos, der noch früher am Tempel angekommen war und in einer Tasche die silberne Patera mitgebracht hatte. Für das Opfer stellte Curio sie in einen Nebenraum, bevor er sich auf den Tempelstufen neben seinem Amtskollegen Iulianus positionierte, mit dem er bis zum offiziellen Beginn des Opfers noch ein paar freundliche Worte wechselte.

    Das Einführungsopfer von Silvana stand kurz bevor und Curio machte sich in seiner Mittagspause auf in die Markthalle, wo er für sie ein kleines Geschenk kaufen wollte. Zuerst blieb er an einem Schmuckstand stehen und schaute sich die Stücke an, die ein Goldschmied dort ausstellte. Als er jedoch nochmal darüber nachdachte, wurde ihm scherzlich bewusst, dass es wohl noch dauern würde, bis er ihr ein Schmuckstück schenken könnte. Es würde im Moment nur zu viel Aufsehen erregen und einen Rückschluss darauf zulassen, dass da doch mehr war, als die bloße sittsame Schüler-Lehrer-Beziehung. Bevor der Goldschmied ihn daher in ein Gespräch einbinden konnte schritt Curio weiter zu einem Stand, an dem eiserne Schalen und Teller, aber auch ansehnlich geschmückte Paterae verkauft wurden. Was wäre naheliegender als Einführungsgeschenk für eine zukünftige Aeditua, als eine Patera, schoss es ihm durch den Kopf und ein Lächel erschien auf seinen Lippen. So streifte sein Blick über die Auslageware, wo er allerdings kein angemessenes Motiv fand. Neben Schlangen, Eulen und dem Herdfeuer, das offensichtlich auf den Vestakult verwies, fanden sich zwar einzelne, fanden sich auch Stern- und Sonnenmotive. Irgendwann sprach er den Schmied darauf, ob er Zeit für eine Sonderanfertigung hätte. Der Schmied, der Curio schnell als Aedituus und amtierenden Magister Vici erkannte, nickte sofort und fragre, was sich der Helvetier vorstellte.


    In aller Kürze beschrieb er dann ein Bild, dass ihm in den Kopf schnellte. Eine etwa tellergroße Patera aus Silber mit einem Adler, der von zwei Raben flankiert werden sollte. Links sollte klein unterhalb des Hauptmotivs das Wappentier der Duccier, der von einer Schlange gewürgte Wolf, und rechts daneben der helvetische Widderkopf Platz finden. Für Außenstehende würde das wahrscheinlich nur die Erinnerung an den Lehrer und Betonung des duccisch-helvetischen Verhältnisses bedeuten, Silvana würde aber hoffentlich verstehen, dass da ein bisschen mehr dahintersteckte. Der Schmied nickte und gab an, dass er für die Erstellung ungefähr drei Tage brauchen werde, worauf Curio nickte, denn so würde das Stück definitiv noch vor dem Opfer fertig werden. Ein Handschlag und eine Anzahlung besiegelten schließlich das Geschäft, sodass Curio das Geschenk in vier Tagen abholen könnte.

    Einige Tage nach der Begehung der beiden Häuse und der Erstellung eines Bauplans durch den duccischen Architecten begannen die Bauarbeiten an der neuen Casa Helvetia. Der Architect hatte Curio einen Bauleiter empfohlen, den der Helvetier auch angeheuert hatte. Ihm oblag es nun in Absprache mit Curio, Arbeiter für die Umbau- und Renovierungsarbeiten zu suchen. Dies gestaltete sich zwar nicht einfach, da viele Arbeiter bereits auf der Baustelle der Curia angestellt waren, doch fanden sich doch noch genug, um zumindest mit den ersten Arbeiten zu beginnen. Auch hier war Curio nun anwesend, als die Arbeiten begannen. Als erster Schritt sollte die teilweise Entkernung insbesondere des hinteren Bereichs vollführt werden, der später als Wohnbereich für die Familie dienen sollte. Im vorderen Bereich mussten lediglich Wände eingezogen werden, um die einzelnen Kammern voneinander abzugrenzen. Als zweiter Schritte sollten dann, ebenfalls im hinteren Bereich, die beiden Gebäude miteinander verbunden werden,, wobei besonders darauf geachtet werden musste, die tragenden Wände zu erhalten oder adäquat zu ersetzen, damit die Dachkonstruktion nicht zusammenbrach. In einem dritten Schritt würden dann die einzelnen Räume in den Wohnbereichen voneinander abgetrennt werden. Am Ende sollten auf diese Weise zwei Wohnbereiche, einen für Curio und seine spätere Familie, einen für Corvinus und seine Familie sowie ein größeres Gästezimmer entstehen, die den hinteren Bereich der neuen Casa ausfüllte. Im vorderen Bereich würden links und rechts zwei Tabernae entstehen. Die eine mit Verbindung zum hinterliegenden Wohnbereich, die andere mit einer kleinen Einliegerwohnung zur Vermietung. In deren Mitte sollten schließlich die Wirtschaftsräume Platz finden.


    Curio hoffte, dass die Bauarbeiten bis zum Ende seiner Amtszeit abgeschlossen sein würden, sodass er danach den Umzug in die neue Casa koordinieren könnte. Bis dahin galt es aber noch viel zu tun und da Curio nicht jeden Tag auf der Baustelle anwesend sein konnte, übertrug er seinem Sklaven Acanthos die Aufgabe, hier regelmäßig nach dem rechten zu sehen. Auch dem Bauleiter gab der Helvetier zu verstehen, dass Acanthos hier im Zweifel Weisungsbefugnis hatte. Danach überließ er dem Bauleiter die Weiterführung der Arbeiten und ging zu seinem nächsten Termin im Vicus Apollonensis.

    Also Curio einige Tage vor dem geplanten Bauende zur Baustelle gerufen wurde, war schnell klar, dass es Probleme gab. Offenbar konnte der Baustellenleiter auf die Schnelle keinen Marmor mehr auftreiben, obwohl der Markt noch vor wenigen Tagen genug davon angeboten hatten. Der Helvetier runzelte die Stirn, versicherte sich, dass unbedingt noch Material gebraucht werden würde, nahm vier Arbeiter mit und ging gemeinsam mit Acanthos und dem Baustellenleiter die paar hundert Meter hinunter zum Hafen, wo um diese Uhrzeit normalerweise noch Waren angeboten wurden. Schnell fand er einen Verkäufer, der allerdings mit einem wohlbeleibten Mann im Gespräch war. Der Mann wirkte auf Curio irgendwie schmierig und machte nicht den Eindruck, dass er ein Experte im Steinverkauf wäre. Direkten Schrittes ging Curio nun auf den Stand zu. Der dicke, schmierige Mann hielt plötzlich inne, trat einige Schritte von dem Stand weg und schaute sich an einem anderem Verkaufsstand um, während Curio das Gespräch mit dem Verkäufer suchte. Auch dieser gab zu verstehen, dass seine Steinvorräte bereits verkauft worden seien. Curio gab aber nicht nach. Mit allem Nachdruck und natürlich auch der gewissen Amtsautorität als Magister Vici schaffte er es, dem Verkäufer doch noch kleinere Mengen abzukaufen, wobei er allerdings nicht mitbekam, wie der schmierige Kerl am anderen Stand dem Verkäufer vorher zustimmen zugenickt hatte.


    Leicht genervt von den schwierigen Verkaufsverhandlungen ordnete Curio an, dass die Stein sofort zum Kreuzungsschrein an der Porta Navaliorum zu bringen seien, ließ Acanthos und die Arbeiter zurück, die den Transport überwachen sollten und ging dann selbst zusammen mit dem Baustellenleiter zurück zum Schrein, um die Ankunft der Steine vorzubereiten. Vermutlich würde sich dadurch der Bau um einen Tag verzögern, was allerdings noch im Pufferrahmen blieb.

    Procurator.


    verabschiedete sich Curio vom Duccier und atmete tief durch, als er sich umwendete und bereits einige Schritte entfernt war. Hölzern drehte der Helvetier sich danach zum Petronier und blickte ihn einen Moment lang an. Curio hatte ihn vor dessen Patron nicht auflaufen lassen. Es war wohl besser für beide gewesen, doch ging er davon aus, dass derm aufmerksamen Blick des Duccius seine kurz aufflammende Wut über das Verhalten des Petronier nicht entgangen war. Erneut atmete er durch, schluckte und verabschiedete sich nun auch beim Petronier mit einem kühlen Nicken gefolgt von einem ebenso kühlen


    Aedil Petronius.


    bevor er sich wegdrehte und sich schnellen Schrittes, oder besser so schnell wie es eben in einer engen Menschenmenge möglich war, in Richtung seiner Unterstützer entfernte.

    Wie von den Duumvirn verfügt begannen eine Woche nach dem Beschluss des Ordo decurionum die Umbauarbeiten der Curia. Curio hatte bereits in den letzten Tagen gemeinsam mit dem Archtekten die bisherigen Räumlichkeiten der Curia abgegangen, um die letzten Bauplanungen vorzunehmen, sodass die Arbeiten nun an diesem Tag beginnen konnten. Bereits am Morgen hatten sich zahlreiche Arbeiter vor der Curia eingefunden, die durch den Architekten und den Baustellenleiter eingewiesen wurden. Curio war ebenfalls anwesend, um sich dem Baustellenleiter und den Arbeitern als Bauleiter vorzustellen. Schnell begannen dann auch die Arbeiten im Inneren der Curia, die nun erstmal komplett entkernt werden musste.

    An die Eingangspforte der Curia wurde eine Tabula gehängt, um die Bürger über die Bauarbeiten zu informieren und sie für dringende Angelegenheiten in die Basilica zu verweisen.


    Bekanntmachung


    Für die Dauer des Umbaus der Curia ist sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.


    Die Contiones des Ordo decurionum und die Sprechstunden der Magistraten finden derweil in der Basilica Germanica statt.


    Im Namen der Bauleitung


    Iullus Helvetius Curio
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    Curio fühlte sich überfahren und trat reflexartig einen Schritt zurück, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Hatte der Petronier ihn grade allen ernstes beim Cognomen genannt? Was bildete der sich eigentlich ein, hier jede distanzierte Höflichkeit fahren zu lassen... Das glich ja schon einer Geringschätzung, einer Beleidung... Schließlich waren sie mit Sicherheit längst nicht vertraut genug, dass sowas gerechtfertigt wäre. Ganz abgesehen davon, dass Curio auch keinerlei Interesse daran hatte, irgendwelche Vertrautheiten mit diesem Kerl, von dessen unaufrichtiger Art er ja schon zu genüge gehört hatte, auszutauschen. Ganz im Gegenteil, wollte er die Distanz zwischen ihnen möglichst groß halten, am liebsten so groß wie möglich. Und noch lieber wäre es ihm gewesen, wenn er den Petronier jetzt mit einer einer kühlen "Petronius" angesprochen hätte, die den Wunsch nach dieser möglichst großen Distanz auch Ausdruck verlieh. Dieser verdammte... Wenn er sich mit jemandem verbrüdern wollte, sollte er zu seiner Lupa Phryne gehen, aber Curio gefälligst mit seinen Vertrautheiten in Ruhe lassen. All das hätte Curio ihm nur allzu gern vor den Kopf geworfen. Doch wie konnte er ihn in solch einer Situation auflaufen lassen... Direkt vor seinem duccischen Patron, auf dessen Unterstützung Curio auch in Zukunft noch angewiesen sein würde.


    Mühsam brachte Curio ein Lächeln zustande. Irgendwie musste er reagieren, doch war er sich uneins, was er jetzt genau tun sollte. Fest stand, dass er den Cognomen des Petroniers in keinem Fall benutzen würde. Da er keinerlei Interesse daran hatte, ihm zu verstehen zu geben, dass es auch nur die geringste Beziehung zwischen ihnen gab. Doch war jede destruktiv-trotzige Antwort ebenfalls Gift für die Situation.


    Ebenfalls herzlichen Glückwunsch.


    sagte er schließlich freundlich, aber deutlich distanzierter zum Petronius gewandt und vermied dabei jedwede Anrede. Sollte der Duccius hier allerdings das Gespräch nicht weiterführen, was Curio inständig hoffte, würde er sofort die Chance nutzen und zurück zu seinen Unterstützern gehen.