Beiträge von Iullus Helvetius Curio

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    Original von Susina Alpina
    Alpina hatte ihre beste Tunika angezogen und die Utensilien für das Opfer eingekauft: Weihrauch, Opferkuchen und eine Kanne voll bestem Wein. Einen weißen Lammbock hatte sie über die Tempeldiener besorgen lassen. Mit einem Korb voll der Opfergaben begab sie sich zum Tempel des Apollo Grannus Mogon. Dort wartete sie auf Curio. Sie war schrecklich aufgeregt. Den ganzen Tag hatte sie nichts gegessen, weil sie so in Sorge war, welche Antwort ihr der Gott auf ihre Frage geben würde. Ihre Hände waren kalt. Sie zog den Mantel enger um sich, doch die Kälte schien nicht von außen zu kommen.


    Noch schien die Sonne, über der Stand, auch wenn sie deutlich tiefer stand. Dennoch herrschte war es um den Tempel deutlich ruhiger geworden und nur noch ein paar Einwohner der Stadt befanden sich noch auf dem Tempelvorplatz. Curio führte grade einen älteren Mann aus dem Tempel, der ein kleineres Opfer im Innern des Tempels dargebracht hatte, als der Blick des jungen Helvetiers auf Alpina fiel, die ihn bereits erwartete. Er wechselte ein paar Worte mit den beiden Discipuli neben ihm. Einer von ihnen verschwand im Tempel, der andere nickte Curio erleichtert zu und verließ dann das Tempelareal. Mit freundlichem Gesicht ging Curio schließlich auf Alpina zu.


    Salve, Alpina. Wie ich sehe hast du alle Opfergaben dabei. Hast du auch an die Tabula gedacht, die wir geschrieben haben?


    fragte er vor dem Beginn des eigentlichen Opfers, als auch schon der verbliebene Discipulus mit einem grobschlächtigen Mann mittleren Alters aus dem Tempelinneren heraustrat.

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    Original von Phryne
    Dies hier ist für die Kultgemeinde des Apollo Grannus Mogon. So wie ich es aus Rom kenne, ist es üblich den Kultgemeinden zu spenden. Es wäre mir eine Freude, die lokale Kultgemeinde zu unterstützen.


    Erledigst du alles im Leben mit dem gleichen Eifer wie den Opferdienst? Dann hätte ich vielleicht noch eine andere interessante Aufgabe für dich.


    Curio nahm die Spende mit einem freundlichen Dank entgegen und ließ die Münzen in eine Börse nach des Eingangs fallen, sodass das Klimpern durch das Tempelinnere. Die folgende Bemerkung, und vor allem das Zwinkern und las Lachen, ließ Curio leicht erröten. Die Frau hatte ja durchaus eine gewisse Ausstrahlung, die auch Curio nicht kaltließ.


    Äh.. Hmm... Ja... ähm... Vielen Dank für dein... äh Opfer und deine... ähm... Spende. Falls du noch ein Anliegen hast... äh, an Apollo natürlich, scheu dich nicht, den Tempel wieder zu besuchen. Vale


    verabschiedete er sich, macht auf dem Absatz kehrt und trat zum Kultbild, wo er erstmal ein paar Mal durchatmen musste.

    Curio konnte sich daran erinnern, dass bei seiner Ausbildung die Grundzüge der germanischen Religion zur Sprache kamen, insbesondere auch das Fehlen von Tempeln. Bei dem Hinweis auf heilige Bäume jedoch zeichnete sich ein leicht verwirrter Ausdruck auf Curios Gesicht ab.


    Heilige Bäume?


    fragte er dementsprechend ungläubig nach. Als er dann jedoch richtig darüber nachdachte, war es gar nicht so weit hergeholt. Schließlich war ja auch die Iupitter-Säule im Vicus Victoria ein solcher heiliger Ort unterm freien Himmel und ohne festen Tempel, geschweige denn einer Einfriedung. Er fand es interessant, dass es offensicht auch im Staatskult solche Phänomene gab, auch wenn sie eher die Ausnahme, als die Regel waren.


    Sie standen nun im Inneren des Säulengangs des Augustaliums und waren so etwas geschützt von dem kühlen Wind, der durch die Häuserschluchten wehte.


    Dein Vater hat dir ja schon die wichtigsten Götter im Staatskult vorgestellt. Am besten stellst du sie mir noch einmal kurz vor und gehst dabei noch besonders darauf ein, welche Gottheiten für unsere Stadt besonders wichtig sind.


    fuhr er nach dem kurzen Exkurs in die Religion Germanica, der wohl noch einige folgensollten, mit der eigentlichen Lektion wieder fort, wobei ihm dann doch auffiel, dass er die Temperaturen des Tages unterschätzt hatte. Daher würde er nach dieser, doch etwas längeren Teillektion den Unterricht für heute beenden und ihr noch ein paar kleinere Aufgaben geben.

    Lange Zeit passierte... nichts. Rein gar nichts. Curio konzentrierte sich auf die unmittelbare Umgebung, schaute am Tempel hinauf, dann auf den Altar, zum Forum. Nichts. Curio strengte sich an: Jedenfalls gab es kein schlechtes Omen, denn diese waren doch zumeist recht eindeutig. Hatte Apollo das Opfer etwa komplett ignoriert? Das wäre wohl peinlich, vor allem für Curio, der das denn irgendwie erklären müsste. Irgendwas musste es aber geben! Ein Haruspex hatte ihm mal gesagt, dass die Vögel, wenn sie denn flögen, zumeist von den Wäldern anflögen. Also wandte er sich dorthin, um vielleicht doch einen kleinen Vogel oder sonstwas zu sehen.


    Doch bot sich ihm ein anderes Bild: Ein leichtes, kaum zu erkennendes Glitzern wanderte über die Baumwipfel. Curio hielt einen Augenblick inne, dachte nach und nickte dann entschlossen: Sonnenstrahlen zählen!


    Siehst du dort, das leichte Glitzern über den Baumwipfeln? Das ist ein untrügliches Zeichen: Apollo hat dein Opfer angenommen und begrüßt dich herzlich in seiner Stadt.


    erklärte er mit selbstsicherer Stimme, auch wenn er das Zeichen doch für etwas mickrig hielt. Aber gut: Zeichen war Zeichen.

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    Original von Phryne
    Sag´, einer der Duccier ist doch Pontifex, nicht wahr? Dann müsstest du ihn doch besser kennen. Hast du gehört, ob er kommen will? Ich habe keinerlei Rückmeldungen auf meine Einladung erhalten. Ist das hier nicht üblich so? Ich stelle fest, dass die Sitten in Rom und in der Provinz schon sehr unterschiedlich sind. Dort hat man keine Gelegeheit ausgelassen zu feiern. Es wird wohl noch etwas dauern, bis ich mich an das provinzielle Flair Mogontiacums gewöhnen werde.


    Eine Wucht an Eindrücken bot sich dem jungen Helvetier nun, als ihm neben der Weinrebe auf dem Kopf nun auch noch ein Handwaschbecken mit Rosenwasser entgegengehalten wurden. Etwas zögerlich tauchte Curio seine Hände in das Becken, wusch sie sich, wobei ihm der intensive, aber angenehme Rosenduft in die Nase stieg, und folgte Phryne dann ins Triclinium. Dort suchte er sich einen guten Platz auf einer Kline, wartete bis sich Alpina neben ihm niedergelassen hatte und wandte sich dann Phyrne zu, die ihn auch schon zur Konversation einlud. Er hörte ihr interessiert zu, setzte dann aber einen bedauernden Blick auf.


    Ich kenne Pontifex Duccius zwar, doch könnte ich nicht behaupten, dass meine Kontakt zu ihm besonders intensiv wäre.


    Auch wenn Curio dessen Tochter ausbildetet, konnte er doch nicht behaupten, in ständigem Austausch mit dem Duccier zu stehen, auch wenn es bereits erste Überlegungen gab, das zu ändern.


    Was die Einladungen angeht, kann ich nur vermuten, dass sie grade für die Mitglieder des Ordo decurionum überraschend gekommen sein könnte und einige vielleicht bereits andere Verpflichtungen hatten.


    Letztlich hatte er keine Ahnung und es würde ihn auch nicht überraschen, wenn der eine oder andere Decurio noch erscheinen würde. Grade bei den städtischen Nobilitäten, wie den Petroniern oder den Ducciern, hielt er es aber für unwahrscheinlich, dass sie erscheinen würden.


    Nun setzte sich aber wieder seine Neugierde durch, sodass er erst etwas trank, um sich Mut zu machen und dann den zahlreichen Fragen Phryne auch eigene Fragen folgen zu lassen.


    Du sagst, du kommst aus Rom. Erzähl doch ein wenig von deinen Erlebnissen dort. Mich interessiert es brennend, wie es dort so ist.

    Es dauerte einen Augenblick, bis der Sklave seine Herrin über die Ankunft ihrer beiden Gäste informiert hatte. Letztlich trat sie aber ins Atrium hinaus und Curio fühlte sich in seiner ersten Assoziation bestätigt. Er erkannte sie als jene Frau wieder, die ein Opfer für Apollo gebracht hatte und sie erkannte ihn ebenfalls sofort wieder. Die folgenden Worte sorgten jedoch für ein deutliches Stirnrunzeln bei Curio. Auch wenn sie durchaus ansehnlich war und sich verständlicherweise auch für die Feier heute wunderbar zurechtgemacht hatte, stieß ihm die folgende offensichtlich gewollte Indiskretion sauer auf. Weder war Alpina eine Kräuterhexe, und sie war erst Recht nicht "seine" Kräuterhexe...


    Salve, Phryne, ich muss...


    setzte er daher an, wurde aber sofort von ihr unterbrochen. Seine linke Augenbraue wanderte nach oben, doch hielt er sich als guter Gast zurück, schon jetzt, so früh am Abend einen Eklat herbeizuführen. Da ja bislang keine weiteren Gäste da waren, ließ er das erstmal alles sacken und ging auf die Frage ihrer Gastgeberin ein.


    Je nachdem, wie viele Gäste du noch erwartest und es dir lieber ist, eine gemeinsame Führung durch deine Casa zu veranstalten, würde ich vorschlagen, dass wir zuerst eine kleine Stärkung zu uns nehmen.


    antwortete er mit reservierter, aber nicht unfreundlicher Stimme und folgt Phryne dann ins Triclinium, wobei er allerdings auch immer Alpina im Auge hatte.

    Auch Curio trug seine beste Tunika und war schon ein bisschen nervös, als er mit Alpina an der Casa Acilia ankam. Ihm kam die Aufgabe zu, zu klopfen, und als ihnen ein großer bulliger Sklave öffnete, war Curio versucht, einen Schritt zurückzutreten. Tapfer blieb er aber stehen und folgte ihm dann gemeinsam mit Alpina ins Innere des Hauses. Schon landete eine Weinranke auf Curios Kopf, was ihn etwas verwirrte. Wo waren sie denn hier gelandet? Da sie aber noch weiter ins Atrium geführt wurden, blickte er sich erstmal in der noch nicht vollständig ausgestatteten Casa um und wartete dann neben Alpina auf eine offizielle Begrüßung oder so was ähnliches.

    Pontifex Maior, Pontifex Maior... Curio überlegte, doch hatte er bislang noch nie einen solchen Titel gehört, zumindest, und da war er sich sicher, nicht hier im Kult der Provinz oder der Stadt. Daher war er auch kurz überfragt.


    Also der Flamen Divi Augusti ist der oberste Priester des Kults der Provinz. Der Pontifex Maior... hmm... Ich kann mir höchstens vorstellen, dass er bloß eine Ehrenstellung des jeweils dienstältesten Pontifex einer Stadt ist. Er ist aber sicherlich nicht gleichbedeutend mit dem Flamen Divi Augusti. Ich werde mich bis zu unserem nächsten Treffen mal darüber schlau machen.


    versprach er. Eigentlich hätte er das Wissen müssen, doch war ihm ein entsprechendes Amt bislang noch nie begegnet, während er eine Flamines schon kennenlernen konnte.


    Jedenfalls sind auch die Aufgabenzuteilungen richtig, wobei die Haruspices noch fehlen. Die sind aber schnell erklärt. Sie sind sozusagen Spezialpriester, die Experten für das Lesen göttlicher Zeichen, insbesondere bei der Eingeweideschau nach einem blutigen Opfer, sind.


    ergänzte er sodann einen fehlenden Aspekt noch, da es aber langsam kalt wurde, orientierte er sich langsam unter die Säulen zur Vorhalle des Augustaliums.


    Was mich aber noch interessieren würde: Gibt es in der germanischen Religion auch solche... Hierarchien?


    Da kam dann auch wieder seine eigene jugendliche Neugier zu Tage. Schließlich hatte das Vorgespräch ja bereits deutlich gemacht, dass es hier nicht nur um ein bloßes Frage-Antwortspiel gehen sollte, sondern sich vor allem auch ein reger Austausch anbot.

    Erneut landete ein helvetischer Brief im Postkasten der Villa Duccia.


    Procurator Numerius Duccius Marsus
    Villa Duccia | Mogontiacum


    I. Helvetius Curio Procuratori N. Duccio Marso salutem dixit.


    Werter Procurator Duccius,


    in der Angelegenheit eines Hausbaus auf einem Teil des Geländes der ehemaligen Casa Duccia im Vicus Apollinaris bitte ich um einen Termin bei dir. Ich bin bei der Terminvergabe flexibel und möchte die Wahl des Termin dir überlassen.


    Mögen die Götter dich beschützen.


    Vale bene,


    Iullus Helvetius Curio
    _____________


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    Während des Opfers halfen die Ministri der Opfernden unter dem prüfenden Blick Curios, wo sie konnten. Das Opfer hingegen vewirrte Curio etwas, da weder die üblichen Formen des Opfergebets eingehalten worden waren, und auch das Opfer selbst eher schnell, als feierlich vollzogen wurden. Ohne aber letztlich den Opferablauf zu stören - denn vielleicht drückte Apollo ja beide Augen zu und begrüßte die neue Bürgerin mit einem freundlichen Zeichen - schaute Curio, dass das Opfer seinem Ende zu ging und hielt dann die Augen nach einem Zeichen Apollos offen. Dabei ging er nochmal mögliche Zeichen durch, die er sich angelesen hatte: Vogelflug, Sonnenstrahlen, Tierlaute, Windboen...

    Curio nickte verstehend, denn langsam fühlte er sich wieder wohler, als es um den konkreten Opferablauf ging. Und auch die angenehme Stimme der durchaus attraktiven Frau vor ihm, leisteten ihren Teil, dass sich Curio wieder etwas entspannte.


    Welche Gaben möchtest du denn auf dem Altar verbrannt wissen. Und du solltest vielleicht schauen, dass du auch diese Gaben mit einem Gebet Apollo vorzeigst, damit seine Aufmerksamkeit gesichert ist.


    brachte er noch einige einführende Erklärungen zum Opfer am Altar an, bevor er zur Wasserschale am Tempeleingang trat, die, wegen der zunehmenden Kälte hier in der Provinz mit einem kleinen Feuer vom Einfrieren abgehalten wurde.


    Es bietet sich natürlich an, den Weihrauch nach der Reinigung, aber vor dem eigentlichen Beginn des Opfers zu verbrennen, damit Apollo auch auf das gesamte Opfer aufmerksam gemacht wird. Die Deutung der göttlichen Zeichen sollte im Anschluss an das Opfer wird kein Problem sein.


    fügte er dann noch an und reichte Phryne die Wasserschale, mit der sie nun die rituelle Reinigung vornehmen konnte. Außerdem rief er zwei junge Discipuli herbei, die dringend etwas Opferpraxis gebrauchen konnten.

    Curio musste ob der offenen Worte Silvanas grinsen. Offenbar war die Duccia deutlich offener und auch etwas kecker als Curio, der ja vor allem dadurch auf sich aufmerksam gemacht hatte, dass er jeden Tag ein bis zwei Bücher aus der Tempelsammlung mit nach Hause genommen hatte, um schonmal vor- und nachzuarbeiten.


    Das will ich doch hoffen.


    antwortete er lachend auf die letzten Worte Silvanas, trat dann die Stufen des Tempels hinauf und bedeutete Silvana, ihm zu folgen.


    Schließlich werden wir ja jetzt einige Zeit miteinander auskommen müssen.


    Schließlich hatte der duccische Pontifex ihm diese Aufgabe persönlich übertragen und auch keinen Zweifel daran gelassen, dass Curio sie auch würde beenden sollen. Sollte also nichts dramatisches dazwischenkommen, würde Curio Silvana auf dem Weg zum Amt der Aeditua begleiten.


    Doch hast du mir noch nicht gesagt, welche Aufgaben die einzelnen Akteure im Cultus haben.


    machte Curio mit einem freundlichen Gesicht auf dieses kleine Versäumnis aufmerksam. In der kühlen Luft und der neuen Situation, die ja auch für Curio noch etwas unwirklich war, konnte ja auch das eine oder andere Wort untergehen.

    Erwischt! Die Mysterienkulte waren natürlich kein expliziter Teil von Curios Ausbildung gewesen und da er ohnehin viel zu den germanischen und keltischen Kultkreisen nacharbeiten musste, waren die Mysterienkulte für ihn erstmal nicht von höchster Priorität. Natürlich war er damit genau jetzt voll ins Fettnäpfchen getreten...


    Ähm, ja... ein bisschen...


    brachte er daher zu stockend heraus, blickte dann aber zum Tempel: Das war sein Metier, da kannte er sich aus.


    Nun, das Opfer führst du natürlich nach den üblichen Regeln des Cultus Deorum selbst durch. Ich kann dir höchstens beim Gebet assistieren. Auch die Opfergaben bringst du Apollo selbst dar, wobei auch hier einer der Tempelsklaven als Opferhelfer assistieren und dir die Gaben anreichen kann.


    stellte Curio da, immer noch den Blick auf den Tempel gerichtet. Langsam erreichten sie den Eingang des Tempels und Curio blieb stehen. Schließlich war ihm immer noch klar, wo Phryne jetzt konkret Hilfestellung und Assistenz haben wollt und wo sie alleine verfahren wollte und konnte.

    Curio erwiderte das Lächeln der Frau und bedeutete ihr dann, ihm langsam über den Tempelvorhof zum Tempelinneren zu folgen.


    Sehr gerne helf ich dir, dein Willkommensopfer an Apollo Grannus Mogon auszuführen. Da du Mitglied eines Kultvereins warst, kann ich davon ausgehen, dass du mit dem konkreten Opferablauf vertraut bist? Und wo benötigst du noch Hilfe oder Unterstützung? Die Opfergaben hast du ja bereits zusammengestellt.


    wollte Curio erstmal die wichtigsten Fragen klären. Je nachdem, wie Phryne ihr Opfer ausführen wollte, würde Curio entsprechende Vorkehrungen treffen lassen.

    Curio wartete die Antwort von Silvana ab und setzte dann ein zufriedenes Lächeln auf.


    Das ist richtig. Allerdings gibt es auf Provinzebene noch den Flamen Divi Augusti. Er ist eigentlich vor allem für den Kaiserkult zuständig, ist jedoch auch Oberhaupt des gesamten Kults in seiner jeweiligen Provinz. Ihm kommt damit eine besondere Ehrenstellung unter den Priestern einer Provinz zu. Damit steht er auch höher als die Pontifices in den jeweiligen Städten.


    ergänzte Curio noch die Ausführungen. Dann jedoch stellte Silvana eine sehr persönliche Frage. Curio stockte kurz, schluckte und schaute dann am Augustalium hinauf. Es entstand eine kurze Pause. Dann blickte Curio zögerlich zu seiner Discipula.


    Eigentlich ist meine Motivation schnell erzählt. Meine Mutter nahm mich regelmäßig mit in die Tempel unserer Umgebung... Ähm... Ich stamme eigentlich aus der Umgebung von Noviomagus...


    setzte er an. Eine Windboe erhob sich und ließ einen kalten Hauch über das Forum streifen. Curio rechnete damit, dass es in den nächsten Tagen zu schneien anfangen würde. Also müsste er wohl auch seine Stiefel wieder mal zum Schuster in der Basilika bringen.


    Wie die Menschen dort den Göttern opferten, beeindruckte mich und so kam ich im Saturnus-Tempel nahe des Weinguts des alten P... äh... meines Vaters mit einem Aedituus ins Gespräch. Immer wieder besuchte ich danach den Tempel, die Gespräche mehrten sich und so entstand der Wille, mich in den Dienst der Götter zu stellen.


    fast hätte er doch bei der Beschreibung seines Vaters jene Wendung benutzt, die ihm immer durch den Kopf ging, wenn er über seinen Vater nachdachte: Der alte Primus Pilus. Glücklicherweise konnte er das noch korrigieren, denn sonst hätte er hier noch mehr erklären müssen, was eigentlich nur eine Handvoll Menschen wusste, nämlich dass sein Vater alles andere als begeistert von Curios Entscheidung war.


    Nachdenklich betrachtete er eine verwitterte Säule ganz am Rand des Tempels. Irgendwann müsste er sich diesem Konflikt noch stellen, aber jetzt grade war der absolut falsche Zeitpunkt dafür. Mit ernstem Blick wandte sich Curio dann wieder seiner Discipula zu.


    Ich nehme an, bei dir hatte dein Vater einen großen Anteil an der Entscheidung?

    Es dauerte einig Augenblicke, bis Iulianus mit Curio vor dem Apollo-Tempel erschien, sie wechselten noch einige freundliche Worte, bevor Iulianus auf die junge Frau mit ihrer Sklavin deutete und sich dann verabschiedete. Curio wiederum trat mit einem freundlichen Lächeln auf die junge Frau zu.


    Salve, ähm... Phryne? Mein Name ist Helvetius und ich bin Aedituus hier im Tempel. Iulianus sagte mir, dass du unserem Stadtpatron ein Opfer darbringen möchtest?


    fragte er und setzte dann einen erwartungsvollen Blick auf. Iulianus hatte sich nämlich bei seiner Erklärung recht kurz gefasst.

    Aufmerksam hörte Curio zu, was die Tochter des Pontifex über ihren bisherigen Wissensstand berichtete. Dieser war, wie er das beurteilte tatsächlich schon sehr fortgeschritten. Die Welt der Götter war ihr weitgehend bekannt, Opferanlässe kannte sie, nur praktische Erfahrung bei Opfern fehlten ihr noch. Also müsste sich Curio vor allem darum bemühen, Möglichkeiten für die praktische Ausbildung zu finden, während es in der theoretischen Ausbildung wohl in erster Linie darum ging, ihre eigene Positionen gegenüber den Göttern zu klären (was wohl auch dazu führen würde, dass Curios Position weiter ausgebaut werden würde).


    Das klingt ja schon alles sehr gut.


    nickte Curio anerken, sowohl in Richtung von Silvana, als auch zum Pontifex, der seine Tochter offensichtlich bereits frühzeitig an den Cultus herangeführt hatte. Dann jedoch formulierte Silvana auch gewisse Zweifel, die Curio zu Beginn seinr Ausbildung ebenfalls hatte, wobei sich diese Zweifel im Gegensatz zu der jungen Frau vor ihm auf die germanischen und keltischen Götter hatte. Je mehr er jedoch darüber gelesen hatte, desto sicherer wurde Curio, dass das schon alles so seine Ordnung hatte.


    Was deine Zweifel angeht werden wir diese natürlich gerne während der Ausbildung auch behandeln. Schließlich ist es ja grade hier in Germanien üblich, dass wir es mit mehreren kulturellen Gruppen zu tun haben, die alle ihre Eigenheiten in die Religion miteinbringen. Daher ist es nur naheliegend, dass wir über Gemeinsamkeiten, aber auch über Unterschiede sprechen.


    führte Curio aus. Er war zuversichtlich, dass die Ausbildung eine interessante Sache werden würde, sowohl für die junge Duccia, als auch für ihn.

    Curio wollte niemanden erschrecken, daher hatte er kurz ein schlechtes Gewissen. Nur zu gut konnte er sich daran erinnern, wie gefesselt er zu Beginn von den vielen Eindrücken dieser Stadt gewesen war. Daher wartete er auch geduldig, bis sich Silvana gesammelt hatte und seine Fragen beantwortete. Dann nickte er ob der richtigen antwort.


    So ist es. Wir befinden uns hier sozusagen vor dem Zentrum des provinzialen, aber auch des städtischen Cultus. Von hier gehen alle wichtigen Entscheidungen für den Kultus aus.


    erklärte Curio und und zog sich seinen Mantel fester zusammen. Es war kühler geworden in den letzten Tagen und schon bereute er es, dass er die erste Lektion nach draußen verlegt hatte. Na ja, dafür gab es sozusagen auch Impressionen abseits der trockenen Theorie.


    Dein Vater hat die bestimmt schon erzählt, wie der provinziale und städtische Kult organisiert ist. Vor diesem wichtigen Gebäude können wir das nochmal wiederholen, indem du mir die Ämter des Kults in Stadt und Provinz aufzählst und grob ihre Aufgaben erläuterst.


    Ein bisschen Frage/Antwort-Stil zu Beginn gab Curio etwas Sicherheit in seiner neuen Rolle, in die er sich selbst erstmal einfinden musste. Wie lange das dauern, wusste Curio aber selbst nicht.

    Etwas später als Silvana erschien Curio am Augustalium. Natürlich hatte es nicht geklappt, dass alle Discipuli die Terminänderungen des vergangenen Tages einhielten, sodass der Helvetier, als er am Morgen im Tempel angekommen war, erstmal umdisponieren musste. Das hatte wiederum länger gedauert, als es ihm lieb gewesen wäre. So erreichte er das Augustalium, mit Tabula unterm Arm und Stilus in der Hand und ging auf seine neue Schülerin zu.


    Salve, Duccia. Leider hat mich eine dringende Angelegenheit länger im Tempel festgehalten, als ich wollte. Aber wir können jetzt gerne sofort beginnen. Kannst du dir denken, warum wir uns grade hier vor dem Augustalium treffen?


    Er ließ seinen Blick über den Tempel streifen und beobachtete, wie soeben ein älterer Mann aus dem Tempelinneren heraustrat. Curio nickte ihm freundlich zu und blickte dann wieder zu seiner Schülerin.