Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    Balbus trat aus dem Haus auf den Hof hinaus. Auch wenn er nun eigentlich kein Mitglied der kaiserlichen Garde mehr war, trug er auch an diesem Morgen seine Rüstung, die er solange getragen hatte und von der er sich nicht trennen wollte. Sie würde ihn nach Germania begleiten, wo sie durch eine neue ersetzt und in einer Kiste verschwinden würde.


    Er schaute sich um und war zufrieden damit, dass wirklich alles pünktlich vorbereitet war und die Abreise sich nicht verzögern würde.


    Er inspizierte die Sänftenträger und auch die Sänfte, da er nicht wollte, dass seine junge Verwandte auf dem Weg zum Stadttor übermässig durchgeschüttelt wurde. Als er auch damit zufrieden war, ging er einige Schritte auf das Tor zu um mit dem dort wartenden Sänftenführer noch einmal über die geplante Route zum Tor zu sprechen.

    Es war der Morgen, an dem Balbus und Aquilia nach Germania aufbrechen wollten. Balbus nach Confluentes, um den bisherigen Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn zu beginnen und Aquilia nach Claudia Agrippinensium, wo sie sich um das Fundament des prudentischen Vermögens kümmern sollte.


    Der Hof war gut gefüllt an diesem Morgen, denn mehrere Sklaven waren damit beschäftigt das wenige Gepäck, dass sofort mitgenommen werden sollte, zusammenzutragen und es hinter der Sänfte, in der Aquilia bis zum Stadttor transportiert werden sollte, aufzustellen. Auch die Träger, sowohl die für die Sänfte, als auch die für das Gepäck waren schon hier versammelt und der Hof war von den recht lauten Stimmen der vielen Menschen erfüllt.
    Vor dem Stadttor warteten bereits Pferde und Wägen für die lange Reise nach Germania.

    "Da bin ich mir sicher." sagte er. Nachdem er seinen Becher geleert hatte, erhob er sich auch schon wieder. "Bitte verzeiht mir, wenn ich nicht länger bleiben werde, doch gibt es noch sehr viel für mich zu erledigen und auch der Appetit fehlt mir heute ein wenig. Daher werde ich mich zurückziehen. Ich wünsche euch noch einen guten Appetitt und einen schönen Abend."


    "Caius, Drusilla, es war mir eine Freude, wenn auch nur eine sehr kurze, euch beide wiederzusehen und ich hoffe, dass unser nächstes Wiedersehen nicht allzulange auf sich warten lässt."


    Dann verabschiedete er sich noch einmal bei allen und verliess das Triclinium.

    Ein letztes Lächeln, ein freundliches "Vale" und einen fast schon sehnsüchtigen Blick später verliess Balbus den Platz vor dem Palast und machte sich auf den Weg zur Castra Praetoria, wo es noch vieles zu erledigen gab.

    Balbus nahm den Salut entgegen und hörte sich den kurzen Bericht an.


    "Gut Centurio. Führe deine Männer zum Magazin und lasst euch dort die benötigte Aurüstung aushändigen. Ausserdem kannst du deine Männer zum Provinatlager führen. Dort füllt ihr eure Vorräte auf und erhaltet eine Zusatzration."


    Er nahm eine Tabula vom Schreibtisch und notierte die entsprechenden Anweisungen für das Magazin und das Proviantlager. Dann händigte er die Tabula dem Centurio aus.


    "Du kannst wegtreten."

    Balbus reagierte auf die Aufforderung, indem er zu sprechen begann: "Mein Imperator, zuerst einmal danke ich dir für die Ehre und das Vertrauen, dass du mir zuteil werden lässt. Und dann wollte ich fragen, ob du spezielle Anweisungen für mich hast, oder ob ich meine Anweisungen erst vor Ort durch Vinicius Lucianus erhalten werde."

    "Dann werde ich dich voller Freude erwarten und auf den Tag hoffen, an dem du vor dem Tor meines Castellums auftauchst." sagte er.


    Einen Moment lang schwieg er, dann durchbrach er die Stille.


    "Es ist an der Zeit. Es war mir eine Freude dir meine Heimatstadt zeigen zu dürfen und eine noch viel grössere war es mir dich kennenzulernen."


    Er lächelte. "Es fällt mir zwar schwer, aber nun muss der Abschied folgen. Lebe wohl, Aelia Vespa und mögen die Götter dich schützen und über dich wachen."

    Balbus lächelte Aquilia an und nickte. "Es wäre mir eine Freude, wenn wir gemeinsam nach Germania reisen würden." sagte er. Er hatte nicht vor nach den Gründen zu fragen, schliesslich würde sie gute haben und das ganze war sicherlich auch durch seinen Vater abgesegnet, sonst hätte sie ihn gar nicht erst gefragt.

    "Ja, wir sind am Ende unserer kleinen Stadtführung. Jedenfalls vorerst." bestätigte er mit einem leicht wehmütigen Blick. "Ich weiss, dass ich dir nicht sonderlich viel zeigen konnte, aber ich hoffe, dass es dir trotzdem ein bisschen gefallen hat und dass du ein bisschen was über die Stadt gelernt hast."


    Er lächelte sie an. "Falls du in nächster Zeit nach Germania kommen solltest, so wird es mir eine Freude sein dir meine Gastfreundschaft anzubieten." sagte er.

    Balbus lächelte den beiden erwähnten zu und sagte dann: "Ja, an Caius erinnere ich mich. Er war ein ziemlich freches Kind." Er schmunzelte. "Ich dachte mir ja gestern schon, dass ich das Gesicht irgendwoher kannte. Meinen Glückwunsch, Tribun. Du musst einen wichtigen Fürsprecher gehabt haben, dass du an einem Tag zum Ritter erhoben und als Tribun eingesetzt wurdest."


    Er schaute Drusilla an. "Auch wenn es mir sehr peinlich ist, aber leider kann ich mich an dich nur sehr wage erinnern. Ich hoffe du verzeihst mir dies."

    "Ich verstehe." antwortete Balbus und führte den Weg zum Palast erst einmal schweigend fort. Er war verunsichert und so sehr er dies auch zu verbergen versuchte, war es doch recht offensichtlich.



    Sie waren schon fast wieder am Palast angekommen, als er erneut etwas sagte: "Ich muss ehrlich sagen, dass ich die kurze Zeit, die wir bisher miteinander verbracht haben, sehr genossen habe. Ich bin wirklich froh, dass wir uns damals über den Weg gelaufen sind."

    Es war Balbus letzter Tag hier und er war eigentlich nur hier um seine privaten Sachen zu holen und das Officium an seinen vorübergehenden Nachfolger, einen Centurio der ihm schon seit längerem zur Seite stand, zu übergeben. Als es klopfte, gab Balbus diesem gerade einige Instruktionen bezüglich der Materiallisten. Er blickte auf und rief: "Herein!" Vermutlich auch zum letzten Mal.

    Er wurde leicht rot und versuchte seine Unsicherheit und auch die Peinlichkeit dadurch zu überspielen, dass er das Tempo wieder ein wenig erhöhte.


    Da er nun mal danach gefragt hatte, konnte er die Antwort schlecht unkommentiert lassen. Also sagte er: "Ich finde es schön, dass du deinem Vater einen Teil deines Herzens gewidmet hast. Viel zu oft vergessen Kinder ihre Eltern, wenn sie erst einmal verstorben sind."


    Er ging wieder einige Schritte, bevor er sie fragte: "Wenn ich dir noch eine persönliche Frage stellen darf?" Er wartete einen Moment und fuhr dann fort ohne eine Antwort abzuwarten: "Wäre es dir wichtig, dass du Gefühle für den Mann hast, der sich um deine Hand bemüht? Also rein theoretisch gesprochen."


    Da lehnte er sich zwar jetzt sehr weit aus dem Fenster, aber nun gut.

    Balbus lief noch einige Schritte weiter, bevor er langsamer wurde und fast stoppte. So langsam durch die Strassen schleichend, schaute er sie mit ernster Miene an und versuchte dabei trotzdem zu lächeln.


    "Gibt es in deinem Leben eigentlich einen Mann?"


    Irgendwie bereute er die Frage in dem Moment, als er sie stellte, doch nun war es geschehen.

    Also zurück zum Palast. Er setzte sich in Bewegung und führte sie auf einen Weg zum Palast, der etwas länger werden würde, als der Weg zum Forum hin.


    "Darf ich dich etwas persönliches fragen?" fragte er, nachdem er einige Minuten schweigend neben ihr her gelaufen war.

    "Du kannst es als ein Versprechen ansehen." sagte er.


    "Ich war einige Jahre lang nicht in Rom und als ich hierher zurückkehrte, hatte ich das Gefühl, dass die Grösse der Stadt sich verdoppelt hatte. Das stimmte natürlich nicht, aber da ich mich während meiner Abwesenheit an das Leben in einer kleineren Stadt gewöhnt hatte, wirkte hier alles um so riesiger."


    Er deutete grob in die Richtung, in der der Palast am Horizont zu erkennen war. "Wollen wir zum Palast zurückkehren?"

    "Danke. Und mach es gut." sagte er noch, bevor sie sich davon machte.


    Er schaute noch eine Weile auf die Tür und hoffte inständig, dass ihr nichts passieren würde. Um ihre Schwester sorgte er sich weniger, denn die wusste offensichtlich selbst am besten, wie sie sich zu schützen hatte. Wenn sie denn überhaupt noch lebte.


    Er stand auf und packte die Schriftrollen, die er mitgebracht hatte, in die Kisten.

    "Nun ja, das war bisher so das übliche Standardprogramm für Besucher von ausserhalb." sagte er. "An und für sich ist natürlich auch das Forum Romanum selbst eine Sehenswürdigkeit. Und dann gäbe es da noch weitere Fora und Theater und und und."


    Es gab wirklich viel zu sehen und er bedauerte, dass er es ihr nicht alles zeigen konnte.