Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    "Sie wird sich über deine Grüße sehr freuen." sagte Balbus und nickte leicht.
    "Nun möchte ich dich aber auch nicht weiter in Beschlag nehmen."
    Er straffte sich etwas und verabschiedete sich dann von Valerian und liess diesen allein.


    Auf dem Weg nach draussen verabschiedete er sich noch überaus freundlich von dem Schreiber, von dem er sicher war, dass es sich um einen Spion des Vesculariers handelte und verliess dann die kaiserliche Villa, zusammen mit seinen beiden Begleitern in Richtung seines kleinen Landguts.

    Balbus nickte. "Natürlich. Morgen früh, werden wir dann weitersehen, was wir mit dir machen können." sagte er. Dann rief er einen Namen in Richtung der Tür.
    "Das Cubiculum, dass ich für dich hab vorbereiten lassen, ist zwar nicht das größte und luxuriöseste, das wir haben, aber es ist angemessen." sagte er, während ein kleiner Sklavenjunge in der Tür erschien.
    Balbus deutete auf den Jungen. "Der Junge wird dir zeigen, wo dein Gepäck ist und dich danach zu deinem Cubiculum bringen."



    Der Junge, der die enthaltene Aufforderung natürlich verstanden hatte, nickte leicht und wartete darauf, dass der junge Prudentier sich erhob um ihn IN DEN HOF zu führen.

    Mitten auf dem Hof war das aufgehäuft, was vor einigen Stunden von einem Fuhrmann am Tor abgegeben worden war. Offensichtlich handelte es sich um Gepäckstücke, die laut Aussage des Fuhrmanns einem jungen Prudentier aus Achaia gehörten.
    Die ganze Zeit über hatte der Haufen hier gewartet und wurde nun endlich erlöst, denn ein kleiner Sklavenjunge führte nun besagten Prudentier auf den Hof hinaus. Er baute sich neben dem Haufen auf und deutete darauf.

    Balbus nickte leicht. "Ja, das wäre alles." sagte er und wollte sich schon verabschieden, als ihm noch eine Kleinigkeit einfiel.
    "Etwas persönliches hätte ich noch." sagte er dann. "Meine Frau, deine Nichte Vespa, bat mich dir ihre Grüße zu übermitteln und dir zu sagen, dass sie an jedem Tag für dein Wohlergehen und deine Genesung zu den Göttern betet."
    Das mit dem täglichen Gebet war zwar leicht übertrieben, aber das war in dieser Angelegenheit durchaus angebracht.

    Balbus nickte leicht und sagte dann: "Nun, du wirst ja noch eine Weile in Rom bleiben und ich bin sicher, wir werden etwas für dich finden."
    Er lächelte ermutigend.
    "Aber zuerst solltest du erstmal richtig hier ankommen und dich zurecht finden." Er klang mittlerweile sehr viel freundlicher als noch kurz nach Arvinas Ankunft.
    "Dein Gepäck ist wie gesagt draussen auf dem Hof und wartet dort auf dich. Und da ich ja durch die Ankunft deines Gepäcks über deine bevorstehende Ankunft informiert war, habe ich dir auch schon ein Cubiculum vorbereiten lassen."

    "Hm." war Balbus erster Kommentar und er kam nicht umhin seinen Verwandten noch einmal zu betrachten, wobei sein Blick leicht skeptisch wirkte. "Du weisst, dass ein Teil einer politischen Karriere aus einem militärischen Tribunat besteht?" fragte er dann und hakte eine solche Karriere in Gedanken schon mal ab.

    Balbus nickte und war schon fast zufrieden. Salinator war eine Hürde, die es zu nehmen galt, aber davor würde er nicht zurückschrecken.


    "Wenn du es wünschst, werde ich dies in den nächsten Tagen mit dem Praefectus Urbi besprechen und dann, seine Zustimmung vorausgesetzt, alles in die Wege leiten."

    Balbus verabschiedete den Qunitilier und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder seinem jungen Verwandten und dem Brief in seinen Händen. Er setzte sich wieder auf den Sessel, in dem er schon zuvor gesessen hatte, brach dabei das Siegel und öffnete den Brief.


    "Nimm doch Platz." sagte er zu Arvina, ohne den Blick vom Brief zu heben. "Wie wäre es mit einer Erfrischung?" Noch immer war sein Blick auf den Brief gesenkt, den er aufmerksam las. Und wie aus heiterem Himmel trat beim Stichwort Erfrischung ein junger Sklave mit einem Tablett ein. Darauf befanden sich ein Becher und eine Karaffe mit extremst verwässertem Wein, wie Balbus ihn häufig trank, seit Vespa im Haus war.
    Der Sklave füllte erst Balbus' Becher wieder auf und gab danach auch Arvina einen gefüllten Becher, bevor er sich selbst wieder aus dem Raum entfernte.


    Balbus hatte derweil den Brief vollständig gelesen und liess ihn ein Stück sinken, während sein Blick sich auf Arvina hob. Der Junge war wirklich extrem füllig, dachte er sich erneut.
    "Du bist also in Rom um Karriere zu machen?" fragte er dann. "Welche Art der Karriere denn? Strebst du in die Politik?"

    Balbus wiegelte die Entschuldigung des Jungen mit einer Handbewegung ab. Es war so gelaufen, wie es gelaufen war und im Nachhinein liess sich daran sowieso nichts mehr ändern, daher sagte er nur: "Jetzt bist du hier und das ist was zählt."


    Den Brief nahm er entgegen, liess ihn jedoch erst einmal ungeöffnet und wandte sich an Valerian.


    "Ich würde dir eine Erfrischung anbieten, mein Freund, aber ich befürchte, dass die Familienangelegenheiten, die sich hier jetzt gerade anbahnen für dich nicht unbedingt spannend sein werden und ich möchte dich mitnichten langweilen." sagte er und blickte dabei etwas entschuldigend zu seinem Untergebenen, den Brief in Händen langsam drehend.

    Er überlegte einen kurzen Moment. Oder zumindest erweckte er den Anschein dies zu tun, denn eigentlich war das, was er dazu sagen wollte schon seit Tagen zurechtgelegt.


    "Decimus Livianus ist ein fähiger Soldat und Anführer und er hat sich bereits auf einigen Schlachtfeldern bewiesen. Die Tatsache, dass er in Parthia in Gefangenschaft geriet, ist in der öffentlichen Meinung noch nicht vergessen und so ist er sicherlich kein unumstrittener Mann." sagte er. "Purgitius Macer ist ebenfalls ein mehr als fähiger Mann, jedoch ist er schon seit längerem nicht mehr im militärischen Dienst gewesen, und hat stattdessen durch seine überaus herausragende Amtsführung bei der städtischen Wasserverwaltung von sich reden gemacht. Möglicherweise sollten seine Talente lieber wieder erneut dort eingesetzt werden, denn er wird nebenbei bemerkt ja auch nicht jünger."
    So, jetzt musste er das ganze nur noch sauber eintüten und möglicherweise würde er die kaiserliche Villa ja sogar mit einem neuen Legaten für die Prima verlassen.
    "Daher würde ich Aurelius Ursus den Vorzug geben. Er ist noch jung und zeigt militärische Ambitionen, die gefördert werden sollten. Möglicherweise hat er eine sehr erfolgreiche Karriere auf diesem Gebiet vor sich und sollte daher die Gelegenheit erhalten sich zu beweisen. Ausserdem hat er während seines letzten Tribunats, meines Wissens nach, durch die Erkrankung des Tiberius Vitamalacus bereits einen Einblick in die Führung der Legio Prima erhalten."

    Balbus betrachtete den jungen Mann, der ihm da als sein Verwandter präsentiert wurde. Da war definitiv ein groß angelegtes Sportprogramm angesagt.
    Er lächelte etwas und stand auf. Dann wandte er sich jedoch erstmal Valerian zu. "Salve Valerian. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, du weisst meine Tür steht dir immer offen." sagte er. "Und ich danke dir, dass du dich meines jungen Verwandten angenommen hast. Womöglich würde er sonst noch immer durch die Gassen Roms laufen." Was ihm sicherlich gut tun würde.


    Dann wandte er sich Arvina zu und sein Gesichtsausdruck wurde ein Wenig ernster. "Salve junger Mann und willkommen in Rom." sagte er. "Ich habe dich erwartet, auch wenn mir der Zeitpunkt deiner Ankunft bis eben ein großes Rätsel war."
    Er sprach ruhig, aber mit einem durchaus anklagenden Tonfall.
    "Normalerweise schickt man einen Boten voraus, wenn der Zeitpunkt der Ankunft zu Beginn der Reise nicht klar ist." Er ging einen Schritt auf den voluminösen jungen Mann zu. "Hättest du dich an diese simple Verhaltensregel gehalten, hätte ich dir jemanden entgegen schicken können um dich am Stadttor abzuholen. Dann hättest du nicht durch die Stadt irren und den guten Quintilius belasten müssen. Ausserdem sähe es auf meinem Hof dann jetzt nicht aus wie auf einem germanischen Trödelmarkt."

    In der Tat war Balbus ein wenig überrascht, was er jedoch nicht zeigte, denn soweit hatte er sein Gesicht dann doch unter Kontrolle.


    "Ich sähe drei sehr geeignete Kandidaten." sagte er und fragte sich, wen Quarto wohl ins Spiel gebracht hatte und inwiefern Valerian den Vorschlag seines unmilitärischen Bruders bewertete.
    "Zwei meiner Kandidaten hatten bereits einmal das Kommando über die Legio Prima. Zum einen wäre da Senator Purgitius Macer. Er ist als Kommandeur der Academia von unbestreitbarer Eignung für ein solches Kommando." begann er dann und liess auch direkt den zweiten Namen fallen. "Der zweite, meiner Meinung nach, denkbare Kandidat wäre Senator Decimus Livianus." Da er sich ziemlich sicher war, dass dieser Name sowieso keine Chance hatte, führte er dazu auch nichts weiter aus. Zumindest von sich aus nicht.
    "Der dritte Kandidat ist Senator Aurelius Ursus. Er ist zwar militärisch noch nicht allzu erfahren, diente allerdings bereits mehrfach als Tribun, unter anderem auch in der Legio Prima."
    Auch wenn er der unerfahrenste war, hatte Balbus beschlossen sich für den Aurelier zu entscheiden, denn eine Legion unter einem jungen, unerfahrenen Legaten war einfacher zu kontrollieren als eine Legion mit einem sehr erfahrenen Legaten der dem falschen Mann hörig war.

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    In Schraubzieris Augen war ein kleiner Schimmer der Erleuchtung zu erkennen, denn er vermutete nun, dass das Auftauchen des, zwar angekündigten aber keineswegs fest terminierten, Verwandten etwas mit den ominösen Gepäckstücken zu tun hatte.
    Er nickte dann leicht auf die Frage des Quintiliers hin. Ja, Dominus Balbus ist zuhause. Wenn ihr mir folgen wollt, dann führe ich euch zu ihm. sagte er und öffnete die Porta vollständig um die beiden einzulassen und sie dann ins INNERE DES HAUSES zu geleiten.

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    Schraubzieris kam langsamen Schrittes in den Wohnraum. In seinem Gefolge befanden sich Quintilius Valerian und ein sehr voluminöser Mann, der scheinbar ein Verwandter des Hausherren war.
    Er betrat das Zimmer und blieb direkt in der Tür stehen, so dass seine beiden Verfolger ersteinmal dazu gezwungen waren im Korridor zu stehen. Schraubzieris verneigte sich leicht.
    Dominus, Quintilius Valerian ist hier. Und offenbar ist auch Prudentius Arvina eingetroffen.
    Er wartete, noch immer in der Tür stehend, auf eine Reaktion seines Herren.



    Balbus blickte von seiner Lektüre auf und blickte seinen Ianitor einen kurzen Moment fragend an. Dann nickte er jedoch und sagte: "Dann mal herein mit ihnen." Er legte seine Lektüre zur Seite und stellte auch seine Füsse wieder auf den Boden. Aufzustehen ersparte er sich jedoch vorerst.



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    Schraubzieris verneigte sich erneut und trat dann wieder in den Korridor hinaus und bedeutete den beiden Wartenden einzutreten. Er selbst machte sich dann wieder auf den Weg zur Porta.

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    Schraubzieris, der kleine und überaus eifrige ägyptische Ianitor öffnete wenige Augenblicke später die Porta. Beim Anblick des großen und äusserst vulominösen Mannes stockte ihm kurz der Atem und er schaute verwundert aus der Wäsche. Dann fiel sein Blick allerdings auf den Quintilier und er kam wieder zu Worten.
    Salve Quintilius Valerian, Herr. Wer ist dein... er suchte kurz nach einem netten Wort ... wohlgenährter Freund?
    Natürlich hätte er die beiden auch einfach einlassen können, wie er es üblicherweise tat, wenn dich wichtigsten Klienten vor der Porta standen, aber in diesem Moment siegte seine Neugierde. Vor allem, weil erst vor recht kurzer Zeit ein merkwürdiger Mensch an die Porta geklopft hatte und ominöses Gepäck abliefern wollte, dass nun im Hof auf seinen Besitzer wartete.

    Balbus hatte es sich im Adedis bequem gemacht. Der Tag war anstrengend gewesen und er genoss die Ruhe, die hier herrschte. Vespa wuselte irgendwo im Haus herum und plante vermutlich gerade großflächige Umbauarbeiten um das Haus kindersicher zu machen, doch das störte ihn in diesem Moment nicht. Er hatte die Arbeit hinter sich gebracht und wollte sich jetzt einfach nur ein wenig ausruhen.
    So sass er auf einem der Sessel, hatte die Füße bequem hochgelegt und genoß einen Becher Wein - natürlich stark verdünnt, denn er wollte ja nicht den ehefraulichen Unmut erwecken - und las dabei in den Aufzeichnungen seines Vaters. Das tat er in letzter Zeit vermehrt, ohne es wirklich zu realisieren.

    Balbus blieb noch einige Minuten, nachdem die Milites das Heiligtum verlassen hatten. Er wies die Fahnenwache an ihn mit dem Feldzeichen allein zu lassen und als auch sie den Raum verlassen hatten, ging er einen Schritt auf die Statue des Kaisers zu.
    Er betrachtete sie, liess den Blick über das kalte Abbild des kaiserlichen Gesichtes wandern. Die Statue war ganz offensichtlich eine Beschönigung, denn bei ihrem letzten Aufeinandertreffen wirkte der echte Kaiser weniger lebendig und stark, als es diese Nachbildung tat. Er seufzte leicht bei dem Gedanken an das Gespräch mit Valerian in Misenum. Es war nicht sehr erfreulich gewesen und Balbus Unmut über den Kaiser war durchaus gewachsen. Nicht zum ersten Mal fragte er sich tief in seinem Inneren, ob es richtig war Valerian zu unterstützen. War ein so schwacher Mann wirklich der Richtige um Rom als Kaiser zu führen?
    Aber es gab keine wirkliche Alternative, denn die hiess zur Zeit Vescularius Salinator und war mehr als indiskutabel.
    Er musste an eines der Gespräche mit seinem jungen duccischen Schützling zurück denken. Warum Salinator nicht einfach entmachtet wurde, hatte er gefragt. Weil er auf Valerian's Wunsch hin die Macht in Händen hielt, hatte Balbus geantwortet. Aber war dieser Wunsch nicht eindeutig falsch? Was band Balbus wirklich daran? Gerade eben hatte er den neuen Milites noch gesagt, dass die Praetorianer auch Rom und das Volk schützten, aber verstoß er nicht selbst genau dagegen, wenn er das Volk der Willkür des Vesculariers überliess? Sollte er nicht den Rat des Ducciers befolgen und sofort zu Salinator gehen und ihn festnehmen?
    Balbus schüttelte leicht den Kopf. Iulianus hatte Valerian eingesetzt und damit war für Balbus klar, dass Valerians Machtanspruch legitim war und er ihn zu schützen hatte und das trotz aller damit verbundenen Konsequenzen. Ob Iulianus etwas von all dem geahnt hatte? Wusste er von der engen Verbindung zwischen Valerian und Salinator, die ja offenbar schon länger bestand?
    Er seufzte und blickte in die leeren Augen der Statue. Was mochte die Zukunft bringen? Er würde es vielleicht sehen. Aber nicht heute und nicht jetzt, denn nun würde er nach Hause gehen. Nach Hause in sein warmes Nest zu seiner liebenden Frau.
    Er wandte sich von der Statue ab und verliess das Sacellum, woraufhin die Wachen wieder ihre Posten bezogen.

    "Sie benötigt einen neuen Legaten." stellte Balbus kurz und sachlich fest. "Und da der Posten des Legaten der einzigen Legion in Italia einer ist, der nicht unbedingt einfach mit irgendwem besetzt werden sollte, dachte ich, ich dürfte dir vielleicht meine bescheidene Meinung zu diesem Thema anbieten. Immerhin gehört es ja auch zu meinen Aufgaben dich in militärischen Fragen zu beraten."
    Auch wenn Balbus befürchtete, dass diese Enscheidung nicht hier getroffen wurde sondern im Officium des Praefectus Urbi, wollte er die Chance möglicherweise doch auf die Entscheidung ein wenig Einfluss zu nehmen, nicht ungenutzt verstreichen lassen.