Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    Balbus hörte zu, wie die Männer den Eid sprachen und sich so in die lange Reihe derer einreihten, die den römischen Kaisers als Praetorianer gedient hatten, noch immer dienten und auch bis in die Ewigkeit dienen würden.
    Er war recht zufrieden mit diesen Männern, sie hatten sich bei den Übungen früher am Tag gut geschlagen und in dieser Gruppe gab es offenbar auch keine aufmüpfigen Männer. Aber das würde die Zeit zeigen und wieder nach Mantua schicken konnte man sie später immernoch.
    Doch jetzt waren sie erstmal hier und würden sich als Praetorianer beweisen müssen. Allerdings nicht mehr heute, denn es war bereits spät am Abend und Balbus sehnte sich nach seinem Haus, nach einem Bad und einem Abendessen mit seiner Frau.


    "Gut Milites. Willkommen im Kreis der kaiserlichen Garde. Ihr könnt wegtreten." sagte er daher und entliess die Männer in ihren ersten Abend in der Castra Praetoria.

    Balbus nickte leicht, als der Miles Iulius eintraf, so wie er es auch schon bei den Meldungen der anderen Milites getan hatte, die vor dem Iulier eingetroffen waren. Den kleinen Fehler bezüglich des Ranges hörte er zwar, ignorierte ihn aber, denn er hatte das schon oft genug erlebt. Viele der Männer, die hierher kamen hatte anfangs solche Schwierigkeitchen.
    Sie warteten noch einige Minuten, bis auch die letzten der Neulinge angekommen waren und dann wurden die Türen des Sacellums geschlossen, so dass die Männer im Inneren ungestört waren. Nur die Neulinge, der Praefect und die beiden Milites, die die Feldzeichen bewachten, waren zugegen. Die Feldzeichen waren an der Rückwand des Heiligtums aufgestellt und flankierten eine Statue des Kaisers Valerian, die ebenso wie die Metallteile der Feldzeichen erst vor wenigen Stunden noch einmal gereinigt worden war.


    "Milites." begann Balbus dann. "Ihr alle habt bereits bei der Legio Prima euren Eid als Soldaten Roms abgelegt. Ihr habt in jener Legion gedient, die einen länger als die anderen und für euren aufopferungsvollen und loyalen Dienst dort wurdet ihr am heutigen Tag belohnt, denn ihr wurdet aufgenommen in die Reihen der Praetorianer."
    Und es war in der Tat eine Belohnung, denn im Gegensatz zum Dienst in der Legion bot der Dienst in der Garde eine große Zahl verschiedenster Annehmlichkeiten, beginnend bei der besseren Bezahlung und Verpflegung und bis hin zu der Tatsache, dass man seine dienstfreie Zeit in Rom verbringen konnte.
    "Seit den Tagen des göttlichen Augustus ist es die Pflicht der Garde den amtierenden Princeps zu schützen und ihm treu und loyal zu dienen. Jeder Gefahr für unseren Kaiser treten wir geschlossen und tapfer entgegen und scheuen auch den Tod nicht, denn durch unseren Kampf für die Sicherheit und den Schutz des Kaisers schützen wir nicht nur ihn selbst, sondern auch den Fortbestand des Imperiums und das Gemeinwohl Roms. Jeder einzelne Miles in dieser Castra trägt dazu bei jeden einzelnen Bürger Roms zu schützen, denn ohne Kaiser würde Rom ins Chaos stürzen."
    Das die Praetorianer in der Vergangenheit den einen oder anderen Kaiser selbst ermordet hatten erwähnte er natürlich nicht, denn das tat an dieser Stelle ja absolut nichts zur Sache.


    "Ihr werdet hier und jetzt erneut euren Eid auf den Imperator ablegen, denn ihr seit nicht länger Legionäre der regulären Truppen, sondern Milites der Praetorianer und als solche habt ihr sehr viel weitreichendere Befugnisse als sie einfache Legionäre haben. Daher ist es Tradition, dass neu aufgenommene Milites ihren Eid erneuern, wenn sie ihren Dienst bei uns antreten.
    Legt also nun hier, im Angesicht des Kaisers und vor den Standarten eurer neuen Einheiten, euren Eid auf den Kaiser ab. Sprecht mir nach."
    Und dann sprach er die Worte, die er schon so oft ausgesprochen hatte und die ihm schon so viele Soldaten nachgesprochen hatten.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIAN, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    "Ich hatte es mir eigentlich fest vorgenommen zu kommen..." sagte Balbus auf die Bemerkung bezüglich des Pompeiers "...aber es gab an jenem Abend einige Dinge hier in der Castra zu tun, die keinen Aufschub duldeten." Eigentlich hätte er sich nicht rechtfertigen brauchen, aber da er es wirklich bedauerte nicht dort gewesen zu sein, tat er es trotzdem.


    Dann kam auch schon der herbeigerufene Centurio. "Salve Centurio." begrüßte er ihn und deutete dann auf den Flavier. "Der ehrenwerte Tresvir Capitalis Flavius möchte gern unsere, in letzter Zeit so verwaisten, Kerker inspizieren."
    Er war sich recht sicher, dass Valerian seinen dezenten Hinweis verstand und dafür sorgen würde, dass der Flavier tatsächlich nur fast leere Kerkerzellen zu sehen bekam.
    Dann wandte er sich an Piso. "Centurio Quintilius wird dich in unsere Kerker begleiten und dir zeigen, was es dort zu sehen gibt oder auch nicht zu sehen gibt."

    Balbus nickte leicht auf die Versicherung des Aureliers hin. Er trank einen Schluck, bevor er dann zu reden begann.
    "Die Einschätzung der politischen Lage, die dein Subauctor damals abgegeben hat, war äusserst interessant und deckte sich in weiten Teilen mit den Einschätzungen, die auch die Experten abgegeben haben, die damals für die Garde arbeiteten." sagte er, völlig offen und geradeheraus. Was nutzte es denn um den heissen Brei zu reden, wenn man auf dem direkteren Weg viel einfacher ans Ziel kam?
    "Allerdings scheint euer Mann mehr und andere Quellen zu haben, denn seine Einschätzung umfasste einige Punkte, die unsere Experten so nicht bedacht hatten."
    Er trank noch einen Schluck und liess ein Ei verschwinden.
    "Kurzum, ich möchte von deinem Subauctor eine weitere, aktuelle Einschätzung der Lage."

    "Mir reicht es derzeit, dass meine Familie einflussreich genug ist um darüber zu wachen, wer den Kerker bevölkert." erwiderte er. "Und einflussreich genug, dass dieser Kerker jenen zum Verhängnis wurde, die es wagten meiner Familie mit Gewalt zu begegnen." Er dachte da an eine ganz bestimmte Person, die dort unten verrottet war.


    "Ich kenne nicht wirklich viele Flavier. Nur jene, die ich bei den diversen Durchsuchungen eurer Häuser hier in Rom und in Tarraco kennengelernt habe." sagte er. "Aber es freut mich zu hören, dass mein Freund Furianus wohlauf ist."


    Dann zuckte er leicht mit den Schultern. "Meine Familie. Nun ja. Hier in Rom gibt es nicht mehr viele von uns. Meine Nichte und meine Base sind in Germania. Die eine als Frau eines einflussreichen örtlichen Politikers und die andere als Priesterin. Mein Vetter Scipio führt ein dekadentes Leben in Alexandria und meine Frau und ich führen unser bescheidenes Leben hier in Rom."

    SACELLUM




    In Ermangelung eines gemeinsamen Legionsadlers verfügt jede Cohorte der Praetorianer über eine eigene, große Standarte. Die Vexillia der Cohorten werden, gemeinsam mit dem Vexillium der Equites Singulares und den Signa der Centurien und Turmae, im Fahnenheiligtum der Praetorianer aufbewahrt.

    "Aber natürlich." sagte Balbus, erhob sich und ging zur Tür. "Vielleicht findest du dort unten ja noch ein paar Spuren gewisser Familienmitglieder."
    Es war vielleicht ein wenig böse, aber Balbus ging davon aus, dass er Piso gut genug kannte um zu wissen, dass dieser auch mal einen etwas böseren Kommentar vertragen konnte. Ausserdem bestand ja die Möglichkeit, dass der Flavier es sich doch noch anders überlegte und auf die Besichtigung der Kerker verzichtete, wenn er daran erinnert wurde, dass Flavier dort unten eine gewisse Tradition hatten.


    Er öffnete die Tür und bellte den Scriba an. "Ich möchte den Princeps Praetorii oder Centurio Quintilius hier sehen. Wen du als erstes findest, soll herkommen."
    Der Scriba nickte nur und eilte davon.


    Balbus schloss die Tür wieder und kehrte hinter seinen Tisch zurück.
    "Und wie geht es der Familie?" fragte er den Flavier um die Wartezeit etwas zu überbrücken.

    Balbus schaute Piso ein Wenig irritiert an. "Ich denke nicht, dass du in unseren Kerkern jemanden finden wirst, der von großem öffentlichen Interesse ist." Und zur Zeit stimmte das sogar, denn die letzten brisanten Gefangenen waren erst vor kurzer Zeit entsorgt worden.
    "Aber da ich dich, als Vertreter des römischen Volkes, nicht davon abhalten kann dich in unsere Kerker zu begeben, sei dir der Zugang natürlich gewährt. Denn wer bin ich, dass ich einem gewählten Magistraten im Weg stehen würde?"

    Als die Männer ausgesondert worden waren, wandte sich Balbus an Valerian.
    Er sprach laut, so dass alle anwesenden es hören konnten und deutete auf die abseits stehenden Männer. "Centurio, sorge dafür, dass diese Männer etwas zu ihrer Verpflegung bekommen. Dann sollen sie Gelegenheit erhalten sich ein paar Stunden auszuruhen. Sie werden noch heute den Rückweg nach Mantua antreten."


    Dann wandte er sich an die übrig gebliebenen Milites. "Milites! Willkommen in Rom und willkommen in der Garde. Ihr werdet gleich euren neuen Einheiten zugeteilt werden. Danach werdet ihr euch im Magazin eure fehlende Ausrüstung abholen und dann eure neuen Quartiere beziehen. Heute Abend erwarte ich euch alle im Sacellum. Dort werdet ihr euren Eid als Praetorianer ableisten."
    Er wandte sich wieder an Valerian. "Centurio, sie gehören dir."
    Er liess einen letzten Blick über die Männer schweifen und verliess dann das Podest und eilte zurück zur Principia.

    In Gedanken ging Balbus schnell die Liste der aktuellen Kerkerinsassen durch, auf der Suche nach Namen von Menschen, von deren Anwesenheit im Kerker die Öffentlichkeit nicht unbedingt etwas wissen musste.
    Nebenbei fragte er: "Ich nehme nicht an, dass du mir glaubst, wenn ich dir sage, dass unser Kerker leer ist und du ihn daher nicht inspizieren brauchst?"
    Nicht dass Balbus etwas zu verbergen hatte, aber er hatte es eigentlich immer lieber, wenn nur wenige Menschen wussten, was im Inneren der dunklen Festung geschah, denn die Angst vor den dunklen Kerkern der Praetorianern war schon immer ein gutes Mittel der Abschreckung gewesen.

    Balbus hatte die Übungen aufmerksam beobachtet und hier und da einige gemurmelte Worte mit einem der Tribune gewechselt. Als Valerian dann die Übung beendete, beobachtete er noch wie die Männer sich wieder aufstellten, diesmal viel weniger enthusiastisch als noch zuvor.


    Auf Valerians Kommentar hin nickte Balbus. "Die und ausserdem noch die drei dort..." er deutete auf drei Milites, die relativ eng zusammenstanden. "Und die beiden ebenfalls." Jetzt deutete er auf zwei einzelne Milites links aussen und in der Mitte der Reihe.


    Er gab einem der Optiones eine entsprechende Anweisung und dieser ging, mit zwei älteren Milites, zu den entsprechenden Milites um sie auszusieben.

    "Das weiss ich." sagte Balbus nickend. "Und wenn es dazu kommt, dann werde ich auf dich bauen."
    Dann erhob er sich und ebenso erhob sich seine Stimme wieder.
    "Nun Centurio, ich danke dir für deine Gastfreundschaft." sagte er und gab den Becher, den er die ganze Zeit über in den Händen gehalten hatte, an seinen Klienten zurück.
    "Sprich mit Stallius Paulinus, sobald du die Zeit dazu findest. Und bereite deinen Optio entsprechend vor." sagte er. "Hast du noch Fragen?"

    "Salve Piso." erwiderte Balbus, als der Flavier eingetreten war. Er breitete die Arme ein Wenig aus und deutete auf den Raum. "Was glaubst du, wie es mir ergangen ist? Mehr Arbeit, mehr Stress, aber wenigstens ist die Bezahlung gut." Er lächelte leicht.


    "Ich hörte von deinem Wahlsieg. Ich gratuliere dir." sagte er ehrlich. "Aber sag, was bringt dich zu mir? Mein Schreiber sagte etwas von Kerkern?"

    Balbus nickte leicht, auch wenn diese Aussage des Kaisers ihn ein kleines Bisschen alamierte, denn er befürchtete, dass das darüber nachdenken so aussehen würde, dass der Kaiser den Vescularier um Rat fragen würde.
    Doch er musste sich nun damit abfinden, denn immerhin stand er hier vor dem Kaiser.


    Da er selbst zu diesem Thema im Moment nichts weiteres zu sagen hatte, wollte er noch einen anderen, ihm wichtigen, Punkt ansprechen. Die übrigen Dinge, die er eigentlich hätte besprechen wollen, strich er in Gedanken schon mal von der Liste, denn er wollte die Geduld und die Gesundheit des Kaisers nicht mehr als notwendig strapazieren.
    Aber dieser eine Punkt musste noch sein.
    "Sofern du einverstanden bist, würde ich gern noch als Mitglied des Praetorium Militare einen wichtigen Punkt ansprechen. Es geht um die Legio Prima."

    Hmm.
    Passt.
    Willkommen in der Familie.


    Verwandtschaft... Hmm..


    Arvina ist der Sohn von den NSCs Porcia Pia und Appius Prudentius Agrippa, der der (uneheliche) Sohn von Prudentia Drusilla, einer (neu einzutragenden) NSC-Tochter von Marcus Prudentius Balbus, ist.

    Auf Valerians Frage hin antwortete Balbus ersteinmal mit einem leichten Schulterzucken.
    "Das ist eine gute Frage. Im Prinzip ist er sicherlich sicher, solange er in Misenum ist, denn dort ist er weit genug von Rom weg um keine Gelegenheit zu haben Einfluss zu gewinnen. Daher dürften potentielle Usurpatoren in ihm vorerst keine Gefahr sehen." Er vermied es den Namen des Stadtpraefecten zu nennen, denn bei aller Abneigung, die er gegen diesen Mann hegte war es durchaus möglich, dass es viele andere Männer gab, die nach der Macht trachteten.
    "Allerdings wäre es wichtig, dass er nach Rom kommt, eben um sich eine Basis zur Unterstützung aufzubauen. Und wenn es soweit ist, dann wird uns nicht viel anderes übrig bleiben möglichst rund um die Uhr auf ihn aufzupassen. Das wird zum Teil auch eine Aufgabe sein, die in naher Zukunft auf die Speculatores zukommen werden."

    Der Scriba hörte aufmerksam zu und schaute den Tresvir dann mit einem leicht irritierten Blick an. Doch seine Stimme zeigte keinerlei Irritation, als er antwortete: "Bezüglich der Kerker wäre in erster Instanz aber der Princeps Praetorii zuständig."
    Erst machte er keine Anstalten sich in irgendeiner Art und Weise zu bewegen, doch dann erhob er sich und ging auf die Tür zu, die in das Officium des Praefecten führte.
    "Aber ich werde den Praefectus fragen, ob er sich etwas Zeit für dich nehmen würde." sagte er und klopfte an die Tür, bevor er sie öffnete und dahinter verschwand. Ein kurzer Wortwechsel war zu hören, dann kehrte der Schreiberling zurück.
    "Du kannst eintreten, der Praefectus hat gerade etwas Zeit." Dabei trat er von der Tür zurück um den Flavier durchzulassen.