Beiträge von Titus Germanicus Antias

    Nachdem sich die Porta hinter ihm geschlossen hatte, atmete Antias ein paar mal tief durch und griff dann unter einen der Büsche des Peristyl. Sein Bündel war noch da. Erleichtert zog er es hervor, warf es sich über die Schulter und drehte sich noch einmal nachdenklich zu der Casa um.


    Bilde dir nichts darauf ein. – mahnte ihn eine innere Stimme. Die Gastfreundschaft, die dir gewährt worden ist, bedeutet noch lange nicht, dass du irgendeinen Platz im Geflecht der Gens gefunden hast. Im Stammbaum der Germanica wirst du wohl erst dann deinen Zweig bekommen, wenn du etwas vorzuweisen hast, was immer das auch sein mag.


    Die ersten Strahlen der Sommersonne hatten bereits den morgendlichen Dunst des Tiberis vertrieben, der Tag versprach wieder drückend schwül zu werden. Na los! – spornte er sich an. Es ist ein weiter Weg bis hinaus zu den Castra.

    Antias nickte abwesend.
    „Gut, gut .. macht nichts.“
    Das ganze war ihm nun doch recht peinlich. Erst hatte er die Gastfreundschaft des Senators verschlafen wie ein überfressenes Hausschwein und nun stahl er sich davon wie ein ertappter Ehebrecher.


    „Schon gut, lass den Senator schlafen. Richte ihm meinen tiefsten Dank und die besten Wünsche aus. Er weiß ja, dass ich mich heute zeitig bei den Cohortes melden will. Also nochmals, danke ihm in meinem Namen. Segen auf das Haus Germanica!“


    Antias zog seine Tunika in Form und trat aus dem Zimmer.

    Eine verdächtige Stille sog seine Träume auf. Aus einem chaotischen Bilderstrudel trieben ihm die ersten Gedanken zu. Die Gallier prügeln sich nicht! Warum? Antias versuchte aus dem Schlaf zu tauchen. Weil diesmal du an der Reihe bist! Unter hektischem Rudern schoss er der Oberfläche entgegen. Beim Mars, ich töte diese Deppen! Ächzend fuhr er vom Bett hoch – keine Gallier.


    Antias sah sich verwirrt um. Keine weiteren Betten, keine Holzwände, kein Gestank, keine Gallier. Als sein Blick durch das Zwielicht auf die Wandmalerei fiel, sickerte ihm endlich die Erkenntnis ins Bewusstsein. Das hier war nicht das Stabulum in der Suburia, sondern ein Cubiculum der Casa Germanica. Noch immer etwas benommen schwang er die Beine über die Bettkante und gähnte ausgiebig. Da musste er wohl kurz eingenickt sein. Kein Wunder bei diesen himmlisch weichen Kissen.


    Ein kalter Luftzug ließ ihn frösteln. Es schien jäh abgekühlt zu haben, hatte er ein Gewitter verdöst? Und überhaupt, konnte es tatsächlich schon so spät sein? Antias stemmte sich hoch und tapste zum Fenster. Als er die Vorhänge zur Seite zog und hinaus spähte, fuhr ihm ein eisiger Schreck in die Glieder. Wenn die Gestirne nicht plötzlich ihren Lauf geändert hatten, war es der Morgen, der da draußen anbrach, nicht die Nacht. Unmöglich – sagte er sich und schnupperte die frische Morgenluft. Zumindest unwahrscheinlich. Im Haus wurden die ersten gedämpften Geräusche vernehmbar. Nun ja, in jedem Fall höchst ungewöhnlich. Gerade als Antias die Tatsache verdaut hatte, fiel ihn die nächste an: Götter! Ich muss zur Castra!


    Hastig machte er sich über die Kupferschüssel her, wusch sich so gründlich es eben ging, zog die Sandalen an und öffnete schließlich vorsichtig die Zimmertür.


    „Teutus? Pssssst .. Teutus? Bist du da?"

    Aufgeweckter Bursche! dachte Antias grinsend. Er wäre jede Wette eingegangen, dass man sich mit Teutus auch über die ausgefallensten Wünsche hätte einigen können. Aber wer – fragte er sich, während er das Zimmer genauer in Augenschein nahm – konnte angesichts dieser Unterkunft noch offene Wünsche haben? Ein breites mit Ornamenten verziertes Bett mit zwei Decken, hellen sauberen Kissen und einem dicken weichen Cubile davor, ein kleines Pult, zwei bequeme Korbsessel, eine große Truhe auf der eine mit Wasser gefüllte Schüssel stand…


    Antias konnte kaum fassen, dass er diesen Raum ganz alleine nur für sich in Anspruch nehmen durfte, und sei es auch nur für eine Nacht.


    Mit offenem Mund glotze er auf die bemalten Wände: Hinter täuschend echt wirkenden Säulen öffnete sich ein bunter Garten bis zum dunklen von Wäldern gesäumten Horizont. Allerlei gefiedertes Getier umkreiste die Blüten und in der Ferne waren die hellen Giebel einer Tempelanlage zu sehen. Im sanften Windhauch, der von der Straße herauf durch das verhängte Fenster in den Raum wehte, glaubte Antias für einen Augenblick, die gemalten Sträucher hätten sich tatsächlich in der Brise bewegt.


    Nur mit Mühe riss er den Blick von der Malerei, ging zu der Kupferschüssel hinüber und klatschte sich dankbar kühles Wasser ins Gesicht. Dann nahm er auf beiden Sesseln nacheinander Platz, stand wieder auf, ging zum Fenster, schob die Vorhänge auseinander, sah auf die flimmernde Straße hinab und ging schließlich zum Bett, wo er die weichen Kissen befühlte. Das war kein Stroh, auch keine Wolle. Antias knautschte die Kissen, das musste Flaum sein! Flink streifte er die Sandalen ab, legte sich hin und bettete sein Haupt vorsichtig auf die Kissen. Ob Flaum oder nicht, es fühlte sich jedenfalls so an, als hätte er den Kopf direkt in den Wolken. Still dahintreibend sah er wieder zum gemalten Garten hinüber. Oder war der gar nicht gemalt? Vielleicht war der Garten echt und er selbst war nur ein Abbild. Vielleicht träumter er nur, wach zu sein. Vielleicht …...

    Zitat

    Original von Lucius Praecilius Flavus
    Falls noch jemand Gruppen kennt, dann immer her damit.
    Ich kenne bisher nur Musica Romana und Synaulia.
    Kennt noch jemand welche, ausser den genannten?


    Jawoll - Synaulia kann ich nur empfehlen!
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    Antias lächelte zurück.
    „Ich verstehe, verzeih die Frage. Manchmal macht sich bei mir ein leichter Hang zum Grüblerischen bemerkbar.“


    Jetzt aber Schluss! Er hatte Senator Sedulus um Rat gebeten, und den hatte er auch bekommen. Was ihm ansonsten noch alles durch den Kopf ging, war sein eigenes Problem. Ohnehin würde ihm sein Dienst künftig wenig Zeit für Grübeleien lassen. Dass er nicht allein grüblerisch sondern auch etwas angerührt davon war, so anständig und wohlwollend behandelt worden zu sein, sagte er dem Senator natürlich nicht.


    „Das ist eigentlich alles, du hast mir schon mehr als genug geholfen. Danke.“ lächelte er den Senator mit einer freundlichen Verbeugung an und wandte sich dann dem Sklaven zu.

    „Das ist sehr gütig, ich danke dir, Senator.“


    Ob er noch etwas loswerden möchte? Vielerlei. Sein Kopf war noch immer voll von Fragen. Manche hatten sich von selbst beantwortet, andere waren hinzugekommen. Wie man sich bei den Cohortes am besten verhielt zum Beispiel, ob er dem Senator Nachricht über seine Entwicklung zukommen lassen sollte, ob der den Sohn des Marcus Germanicus Varus zumindest als fernen dünnen Zweig am Baum der Gens anerkannte .. ob, ob, ob …


    Aber Senator Sedulus war nicht dazu da, um Antias die Suche nach den Antworten des Lebens abzunehmen. Ganz davon abgesehen, dass es auf manche Fragen wohl keine endgültigen Antworten gab.


    „Was steckt hinter Macht und Ansehen?“
    Die Frage überraschte Antias selbst. Aus welchem Winkel seines verschlungenen Geistes war das jetzt so plötzlich hervorgebrochen?


    „Nur der Selbstzweck? Oder macht es einen Menschen besser und glücklicher?“

    Das war gütiger als er zu hoffen gewagt hatte. Antias lächelte etwas verlegen.
    „Um ehrlich zu sein .. ich habe tatsächlich noch keinen Ort, an dem ich meine letzte zivile Nacht verbringen könnte. Meine bisherige Bleibe – eine dumpfe Taberna in der Suburia – habe ich heute morgen fluchtartig verlassen, weil mich zwei versoffene Gallier allnächtlich um den Schlaf gebracht haben.“


    Aber konnte er tatsächlich annehmen? Oder war das nur eine Höflichkeitsfloskel, die der Form nach unterbreitet- aber grundsätzlich dankend abgelehnt wurde? Nein, wohl kaum. Senator Sedulus war kein Mann, der leere Reden drosch.


    „Nun .. wenn es wirklich keine Umstände macht, wäre ich hocherfreut und sehr geehrt. Zumal meine Nächte nun wohl für lange Zeit recht kurz und unbequem werden dürften.“

    Antias nickte versonnen vor sich hin. Den Weg zurück nach Mogontiacum und damit zur Zweiten hatte er sich durch seinen Schwur selbst verstellt. Pflichten gab es aber hier wie dort zu erfüllen.


    „So sei es denn, Senator.“ entgegnete Antias entschlossen. „Mich bei einer Einheit zu melden, in der du gedient hast, kann mir nur eine Ehre sein. Die Cohortes Urbane also. Mogontiacum muss warten.“


    Die Erleichterung darüber, endlich eine Entscheidung gefällt zu haben, trieb Antias endlich ein unverkrampftes Lächeln auf die Züge.
    „Sollte es mir gelingen, mich an dieses Klima zu gewöhnen, werde ich auch mit allen anderen Widrigkeiten fertig, und was Freunde betrifft, vielleicht finden sich noch ein paar weitere unbeholfene Landeier in den Reihen der Cohortes.“


    Entspannt griff er nach dem Becher und ließ sich den Rest des verdünnten Weines genießerisch in die Kehle rinnen. Da fiel ihm der Ring wieder ein. Nun allerdings, nachdem Germanicus Sedulus sich Antias' Anliegen mit nobler Geduld und Höflichkeit gewidmet hatte, erschien es ihm plötzlich unpassend und albern, dem Senator einen abgegriffenen Ring zur Verwahrung aufzudrängen.


    „Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Senator Germanicus Sedulus. Alles, womit ich mich für den Moment erkenntlich zeigen kann, ist dir nochmals meine Loyalität zu versichern. Scheue dich nicht, mich beim Wort zu nehmen. Morgen früh werde ich mich also draußen an den Castra einfinden.“

    „Du hast recht, Senator.“ Antias kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    Deswegen war er hergekommen: Sedulus besaß unter vielem anderen Eigenschaften auch Weitsicht, eine Gabe, die bei Antias noch nicht zu wahrer Blüte gelangt war.


    „Das habe ich nicht bedacht. Natürlich, auch die Legion ist letztlich nicht frei von fein gesponnenen Beziehungsnetzen. Sich auf einen Patron berufen zu können, muss ja noch lange nicht bedeuten, ihn auch um Unterstützung zu bitten. Das letzte, was ich sein möchte, wäre ein Klotz am Bein meines Patrons.“


    Antias dachte ein paar Augenblicke an das Lagerleben bei der Zweiten Germanica zurück. Sein Vater hatte ihm damals den Umgang mit Pilum, Scutum und Gladius gezeigt, ihm von Manövern und Paraden erzählt – alles mit Stolz und Begeisterung.


    „Es wird wohl tatsächlich das klügste sein, mich zu den Adlern zu melden. Fragt sich nur wo? In der hiesigen Garnison wird es wenig Glorie zu erlangen geben, hier dürfte sich mein Dienst darauf beschränken, die Sänften fettärschiger Senatorengattinen zu eskortieren ....“
    Götter! Antias wich das Blut aus den Wangen und schoss ihm stattdessen in die Ohren.
    „Verzeih Senator .. ich .. äh .. das sollte nicht etwa eine Schmähung deines Standes .. du weißt hoffentlich, wie ich das gemeint habe?“


    Wenn Antias Sedulus nicht völlig falsch eingeschätzt hatte, wusste der das sehr wohl.

    Antias war erleichtert. Offensichtlich hatte der Senator seinen Redeschwall nicht als bloße Aufdringlichkeit und Zeitverschwendung empfunden. Er war inzwischen mehr als froh, sich nicht auf ein Gespräch mit Germanicus Avarus versteift zu haben. Blieb nur noch, Senator Sedulus davon zu überzeugen, dass er keine Last für ihn sein wollte.


    „Natürlich habe ich mich in der Stadt umgehört. Aus meist nutzlosem Tratsch und primitiver Polemik konnte ich dennoch heraushören, dass die Gens Germanica zusehends an Einfluss und Bedeutung zu verlieren scheint. Zum einen soll das an den gehäuften Todesfällen der jüngeren Familiengeschichte liegen, zum anderen an den Umtrieben der alten Häuser, die mein Vater stets nur Aeneas' Sackläuse genannt hat.
    Wenn das so ist, dürften der zivilen Laufbahn eines Germanicus momentan deutliche Grenzen gesetzt sein, ob mit oder ohne Patronat. In der Legion wäre dieser Dünkel zumindest weniger ausgeprägt, und ein Patron nicht unbedingt vonnöten. Oder sehe ich das völlig falsch?“

    „Nun ..“
    Antias nahm sicherheitshalber noch einen tiefen Schluck. Ob nun aus Weisheit oder aus Intuition, der Senator war zielsicher auf den Kern des Problems vorgestoßen.
    „Getan .. nichts, was auch nur annähernd einen Sinn ergeben hätte. Ich muss gestehen, dass ich bislang nicht besonders ehrenhaft gelebt habe, und seit mein Vater als verschollen gilt, ist mir mein Leben vollends entglitten.


    Anstatt mich – wie er es getan hat – wenigstens zu bemühen, unserem Namen Klang zu verleihen, habe ich mich nur treiben lassen und dabei mit der Zeit völlig vergessen, dass es einmal sein Traum gewesen war, das Haus Germanica zu ähnlicher Größe wachsen zu sehen wie das der Julia oder Flavia. Wer weiß, was geworden wäre, hätte mein Vater seine Dienstzeit ihn Ehren beenden können. Sein Sohn jedenfalls war bisher keine große Zierde, weder für die Familie, noch die Gens, noch für Rom – und das betrübt mich inzwischen zutiefst.


    Der einfachste Weg wäre für mich wohl der Weg in die Legion gewesen, dazu hätte ich Mogontiacum nicht einmal zu verlassen brauchen. Aber das wäre wieder nur eine Entscheidung aus Bequemlichkeit gewesen, nur für den täglichen Teller Puls und vielleicht eine schattige Parzelle am Ende meiner Tage, ohne Weitsicht, ohne Ziel .. und damit muss endlich Schluss sein!“


    Erschrocken bemerkte Antias, dass sich seine Hände zu Fäusten geballt hatten. Tief durchatmend lehnte er sich zurück und begann sich zu entspannen.


    „Wie schon gesagt, es gibt keine Familie mehr, der ich Ehre machen könnte. Es gibt nur noch den Namen, die Gens. Und du repräsentierst für mich das Ansehen und die Autorität des Hauses. Wenn ich dir also in irgendeiner künftigen Funktion – sei es in der Legion oder anderswo – von Nutzen sein kann, lass es mich wissen. Du kannst dir meiner Loyalität sicher sein."

    „Ich danke dir, Senator.“
    Nachdem er ein paar Schlucke von dem erfrischenden Getränk genossen hatte, fühlte er sich wie neu geboren. Ein kultivierter Mann, dachte Antias, ein Mann mit Würde, den Göttern sei Dank.
    So, und jetzt? Wo anfangen? Senator Sedulus war augenscheinlich ein viel beschäftigter Mann, sollte Antias ihn mit Erzählungen über sein Leben in Mogontiacum langweilen? Ihn mit Geschichten über seinen Vater und dessen einzigen Stolz – die Gens – überschütten? Ihm den eher minderwertigen Ring des Victorinus überreichen, ohne darüber im Bilde zu sein, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis der Senator zu Antias Urahn stand?


    „Da meine engere Familie .. wie du vielleicht weißt .. nahezu ausgestorben ist, ..“ begann Antias stockend. „ .. und ich daher die Gens .. und so natürlich dich, Senator .. als übergeordnete Autorität betrachte ..“ Hör auf damit, du Ochse! So geht das nicht! Der Mann hat zu tun! Wenn du so weiter machst, sitzt du an den Saturnalien noch hier.
    Antias nickte einsichtig und bedachte Senator Sedulus mit einem entschuldigenden Lächeln.


    „Vergebung, Senator. Die .. äh .. Rhetorik ist nicht mein Fach. Kurz gesagt, ich weiß nicht, was ich sinnvolles und ehrenhaftes aus meinem Leben machen soll und erbitte deinen Ratschlag dazu. Sehr kurz gesagt...“

    Nun erst konnte Antias im wohltuenden Halbdunkel Germanicus Sedulus hinter seinem Schreibtisch entdecken. Die gepflegte Umgangsform des Senators beruhigte und verunsicherte ihn gleichermaßen. Setzen? Noch nicht. Antias trat gemessenen Schrittes an den Tisch, neigte den Kopf und versuchte sich an einem unbefangenen Lächeln. Mäßig erfolgreich.


    „Salve verehrter Senator Sedulus, ich danke dir ergebenst für die große Ehre deiner sicher ausgesprochen knapp bemessenen Zeit.“ salbaderte Antias während ihn die eigenen Worte in seinem Kopf verhöhnten. Na wunderbar, dein Geschwätz ist öliger als die Locken eines Griechen. „Mein Name ist Titus Germanicus Antias. Als Spross aus dem entfernten Zweig des Markus Germanicus Victorinus komme ich von Mogontiacum her, möchte dir meine Aufwartung machen und um deinen allerorts hoch geschätzten ..“ jetzt ging ihm dann langsam die Luft aus, „.. weisen Rat bitten.“


    Endlich setzte er sich.

    Antias versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie beeindruckt er war. Das hier war keine gemauerte Unterkunft, sondern vielmehr ein Tempel. Ein kühler, luftiger, stiller Tempel, in dem weder gerannt noch gebrüllt wurde und in dem er sich derb und schmutzig zu fühlen begann. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie grobschlächtig und unkultiviert er auf wahre Römer wirken musste.Vielleicht eines Tages … wohin war der germanische Sklave plötzlich verschwunden? Antias wurde noch mulmiger zumute.

    Antias starrte den Haussklaven verlegen an und überlegte fieberhaft, warum der wiederum Antias so entgeistert anstarrte. Mit Sklaven hatte er so wenig Erfahrung wie mit Senatoren. Womöglich hatte er den Germanen gekränkt, nur womit? Oder seinen Herren? Oder gar beide? Aber womit, verdammt?
    „Senator Germanicus Sedulus .. natürlich.“ strahlte er daher versuchsweise. Nun, warum nicht? Wenn es Germanicus Sedulus ebenfalls zum Senator gebracht hatte, war er sicher auch ein Mann von Reife und Erfahrung. Nicht das Idol seines Vaters zwar, und vermutlich von so weitläufigem Verwandtschaftsgrad, dass er Antias für kaum mehr als einen Klienten ansehn' würde, aber sogar Klienten hatten schließlich die Möglichkeit, den Ratschlag ihres Patron einzuholen.
    „Das wäre mir natürlich eine große Ehre. Wenn du mich wirklich melden könntest?“

    Verständliche Reaktion. Antias betrachtete den Sklaven nun genauer. Germane, dachte er sich, so viel dürfte feststehen. Eine zuverlässige ehrliche Haut also, kein eingeschüchterter Leibeigener, der nur fürchtete, einen Fehler zu machen. Aber wer war Senator Sedulus? Sein Vater hatte ihn nie erwähnt bei all seinen Lobeshymnen auf die Gens und ganz speziell auf Germanicus Avarus.
    „Germanicus Sedulus? Ist das ein würdiger Mann, was denkst du?“ fragte Antias unsicher.

    Nun gut. Antias nickte verständnisvoll. Soviel zu Plänen und guten Ratschlägen. Den Senator auf dem Land zu suchen, kam nicht infrage. Schließlich war er weder dessen Klient noch irgendein aufdringlicher Bittsteller. Als Antias schon im Begriff war, kehrt zu machen, fiel ihm plötzlich der Ring ein. „Eine Bitte hätte ich.“ wandte er sich noch einmal an den Sklaven, während er mit fahrigen Fingern in seinem kleinen Lederbeutel herumkramte. „Wenn du das hier zur Aufbewahrung annehmen könntest.“ Da war er ja. Mit bedeutungsvoller Mine hielt Antias dem Sklaven einen patinierten alten Fingerring unter die Nase.


    „Das ist der Ring von Markus Germanicus Victorinus, dem Onkel des Senators und meines Urgroßvaters.“ Entschuldigend fügte er hinzu: „Nichts von Wert .. versilberte Bronze .. nicht mal ein Siegelring, nur eine umgearbeitete alte Münze.“ Antias drehte den Ring nachdenklich zwischen den Fingern. „Der Senator wird vielleicht gar nichts damit anzufangen wissen .. der Ring soll einfach durch ein würdiges Gensmitglied aufbewahrt werden, bis meine eigenen Hände würdig genug sind, ihn zu tragen.“ In einem persönlichen Gespräch hätte er sein Anliegen freilich vernünftiger darlegen können, aber darauf konnte Antias weder warten noch hoffen. „Würdest du das tun?“