Beiträge von Gurox

    Amüsiert über meinen Tischnachbarn strich ich mir schmunzelnd übers Kinn. “Von welchen wilden redest du in Germanien? Ich dachte wir hätten die jetzt zivilisiert, sie können doch auch unseren Truppen beitreten”. Naja so gut kannte ich mich auch nicht da aus. Vielleicht hatte er ja auch irgendwo in der Wildnis gelebt. Es gab ja immer Leute die das extravagante liebten und sich dann wunderte wenn etwas schief lief. Aber eins hatte ich festgestellt, egal was man von den Germanen sagte, sie hatten feurige Frauen. Ha wenn ich da an die Funkensprühende Blauäugige dachte, dann wurde es mir jetzt noch ganz anders. Nur die Männer waren etwas verklemmt und teilweise grobklotzig.
    Was hatte der gerade gefragt? Ja nun wie sollte ich es ihm erklären. “Ich bin selbständig”, sofort fügte ich hinzu damit er auf keine krumme Gedanken kam, von wegen Einstellung oder so,“ so zu sagen ein, ein Mann Betrieb, wie soll ich es umschreiben, eine Art Dienstleistung kann man es nennen.” Mir gefiel echt was ich gerade gesagt hatte, es stimmte ja auch so gesehen. Ich beschaffte etwas, was immer es auch war und nutzte dieses und brachte es unter die Menschheit.

    Das Essen welches serviert wurde sah gut aus, wie auch die Garküche, eine der saubersten in Rom und ich hatte weiß Gott schon reichliche gesehen. Meinen Tischnachbarn schien es zu schmecken. “Ja nun, was nehme ich denn? Ach ich probiere den Grünkohl mit den Würstchen, Brot, Aprikosen mit Honig und Bier.?” Gerade als ich der Bedienung noch einen abschätzenden Blick nach schickte, kam schon wieder ein gast und platzierte sich neben mir. Aufmerksam betrachtete ich ihn als er mich nach der Casa Octavia fragte. Das wäre wohl sehr schlecht wenn ich nicht die wichtigste Häuser in Rom kennen würde. Wer kannte nicht das Anwesen der Octavianer sowie Gaius Octavius Victor. “Da trügt der Schein”, antwortete ich. “Soviel mir bekannt ist war ich schon immer in Rom, allerdings an die ersten Jahre meiner Kindheit erinnere ich mich nicht und mir hat auch niemand etwas davon erzählt. Allerdings mit der Wegbeschreibung, dürfte es etwas schwierig werden. Von hieraus gibt es zu viele rechts und links, wenn du verstehst was ich meine.”

    Was war geschehen? Ich wusste es nicht, mein Schädel dröhnte als wenn die Nachschwingungen eines Gongs in meinem Kopf stattfinden würden. Schlecht war es mir, der Magen rebellierte.
    Dem Geruch nach zu urteilen lag ich in der Nähe von Wasser. , Ich lag bestimmt im Baleum. Mühsam rollte ich mich zur Seite, stützte die Hände auf und wollte mich hoch hieven. Zunächst gelang es mir nicht, dann irgendwann nach einigen Versuchen hatte ich es geschafft, auf allen vieren angekommen, krabbelte ich zur nächsten wand und zog mich daran hoch. Auf wackligen Beinen schaute ich mich um. Hier müsste doch irgendwo, … richtig da saß er. Ein ähnliches Prachtexemplar wie der andere kleine Hurensohn Saß am rand des Beckens und grinste mich herausfordernd und frech an. “Na sind wir denn endlich soweit?” Vor Spott triefend tönte es zu mir herüber. Zunächst beachtete ich ihn nicht weiter, stellte mich so mit dem Rücken gegen die Wand, dass ich ihn im Blick hatte.
    “Och nun komm hab dich nicht so wir waren doch ganz sanft mit dir, haha.” Sein dreckiges lachen hätte ich im amliebsten ins Maul gestopft, doch dafür war jetzt ganz bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt als schwieg ich und versuchte stattdessen mit zunächst noch wackeligen Schritten in Richtung Baleum zu gehen. Ein gallerter Geschmack kam hoch, den ich mühsam runter schluckte. Am Beckenrand angekommen, stand der Knirps auch schon neben mir und goss einen Kübel Wasser über mich. Langsam ging ich die Stufen runter und freute mich jetzt auf das angenehm warme Wasser. Mein kleiner Wächter stieg zu mir und kümmerte sich rührend um meinen Körper und mein Wohlergehen. Ja das konnte er wirklich.


    Später saß ich neben meinem Gastgeber, nicht ohne vorher zum x ten Mal Besserung beteuert zu haben. Nach einer reichhaltigen Cena bekam ich meine nächsten Aufträge zugeschustert.

    Langsam nagte das Hungergefühl immer bohrender in mir. Den ganzen Tag hatte ich mich auf den Märkten herumgetrieben, das waren die orte wo in Rom die Nachrichten nur so sprudelten. Informationen vom Puls der Zeit brauchte ich für meine Geschäfte. Jetzt aber bevor ich zum nächsten Treffen aufbrechen würde brauchte ich einfach Nahrung. Ja und wie konnte es anders sein, gleich in der Nähe, nur drei Häuser weiter war die nächste Garküche. Meinte ich das jetzt nur oder war diese Garküche neu. Der Geruch, welcher mir in die Nase kroch, war vielversprechend. Neugierig trat ich ein und schaute mich um. Ich hatte Glück, gerade wurde ein Tisch frei.
    Noch ehe er Platz nahm, nickte ich der Bedienung zu, es sollte ihr anzeigen, dass er gerne gleich bestellen würde. Nun schaute ich mich in aller Ruhe um und musterte die Gäste.

    “Komm rein, er erwartet dich.“ Der Spott triefte nur so aus der Stimme, eben jenes Burschen, den ich noch am Nachmittag an der Haarlocke gepackt hatte.
    Ich war im Anschluss von diesem Zusammentreffen in den Thermen gewesen, hatte mich gründlich gereinigt und frisch eingekleidet. Wusste ich doch welchen Wert er auf Sauberkeit legte. Ausgerechnet er befasste sich ständig mit dieser kleinen schmutzigen Ratte und hielt seine schützende Hand über ihn. Ich durfte ihm fast wörtlich in den Hintern kriechen nachdem ich genügend zu Kreuze gekrochen war.
    Es half alles nichts ich musste da durch, denn wenn das alles stimmte was ich vermutete, dann konnte ich gewaltig absahnen.
    Nicht nur an einer Stelle. Jetzt galt es aber meiner Pflicht nach zukommen, nach dieser vermaledeiten Vereinbarung von vor einigen Jahren, hatte er mich in der Hand.
    “Eines Tages gehörst du mir und dann kannst du nur noch die Götter anflehen”, zischte ich dem Burschen zu ehe ich das Atrium verließ und weiter zu seinem Cubiculum ging. Niemand hätte von außen ahnen können, dass hier in der Subura in einem Hinterhof solch eine Insula befand.
    Das Cubiculum hätte im Wettstreit, an Aussehen und Ausstattung, dem eines jeden Patrizier stand halten können.
    “Aaah da bist du ja endlich, ich dachte du wärst heute etwas schneller gewesen. Hast du vergessen wie sehr ich das Warten hasse, zumal nachdem was du heute mit dem Kleinen getrieben hast. Wie machen wir es denn heute? Bekomme ich oder zuerst du deine Belohnung.”
    In meinem inneren begann es zu brodeln, nicht dieses Spiel, wo möglich mit dem kleinen Mistkerl. Warum hatte ich damals nur nicht besser aufgepasst? Ein einziges mal in meinem Leben war ich unaufmerksam gewesen. Diesen Fehler bereute ich nun schon seit Jahren und bezahlte ihn mit meinen Diensten an diesem menschlichen wandelndem fetten Schwein. Fett war er äußerlich und ein Schwein im Sinne einer Charakterbeschreibung.
    Da lag er nun auf seiner Kline und was machte er? Er stopfte, er stopfte gerade Trauben im Wechsel mit Huhn und Käse in sich hinein und ich sollte ihm bestimmt nun mit Flüssigkeit abfüllen. Ich hätte kotzen können, doch lieber das, als Kerker, Folter und Tod.
    Die fette ringbestückte Hand wies in Richtung Wein. “Bedien dich. Warum muss ich dir das immer wieder sagen, du kennst doch das Prozedere.” Die Zähne zusammenbeißend füllte ich einen Becher mit Wein und nahm anschließend einen großen Schluck. Vielleicht sollte ich mich volllaufen lassen, überlegte ich kurz, doch die Zeit würde nicht reichen. Richtig schon schnackelte sein Zeigefinger in der Luft herum. Um die Bedeutung der Bewegung wusste ich genau. Mit unbewegter Miene begann ich mich zu entkleiden. Gerade wollte ich mich auf die Knie in gewohnte Pose begeben, da spürte ich wie etwas über meinem Rücken strich. Sofort fuhr ich herum und schaute dem frech grinsenden Rotzbengel ins Gesicht. Noch ehe meine Hand ihm an die Gurgel fahren konnte hörte ich hinter mir ein: “Eeh, ehe lass es und du mein Söhnchen darfst dich austoben”. Ehe ich mich mit geballten Fäusten richtig hinknien konnte, knallten die ersten Peitschenhiebe auf meinen Rücken. “Zehn sollte erst einmal reichen, dann darfst du ihn nach belieben benutzen. Wie wollen doch sehen ob wir ihm gehorsam beibringen können.” Jetzt gab es kein halten mehr, ich sprang auf und wollte mir als erstes das Kerlchen packen. Zu spät ein dumpfer Aufprall.

    Klatsch, klatsch links und rechts gab’s ein paar um die Ohren. “Du verdammte Mistkröte, du sagst mir jetzt sofort was du mit dem Urbanern zu bereden hattest. Wage ja nicht mich anzulügen, einer deiner Jungs hat mir erzählt, dass du dich ausführlich mit ihm unterhalten hast. Ich will ganz genau wissen was da auf dem Markt los war. Hörst du?” Schon hatte ich das Bürschen an einer seiner Schläfenlocke gepackt, wickelte sie kurz um den Finger und zog ihn soweit hoch bis ihm die Tränen in die Augen schossen. Es war immer das gleiche mit dem Burschen, alles freundliche zureden half nichts, ihm kam man nur mit einer festen Hand bei. Bestimmt würde er auch jetzt noch nicht reden wollen, es sei denn er würde so vorausschauend sein und wissen, dass er mit seinen Informationen selber nichts anfangen konnte, Er wusste ja auch, dass er von mir, außer einem Tritt in den Hintern, als Lohn nichts zu erwarten hatte. Dafür kannten wir uns lange genug. “Schon gut, schon gut”, quiekte es unter meiner Hand. Ich sagte ihm nur wer die Finger mit dem Ringen genommen hat.” “Und du gabst ihm diese Auskunft ganz ohne das du eine Gegenleistung verlangtes? Grinsend schaute ich das Bürschlein an, welches ich zur Sicherheit immer noch an seinem schwarzen Löckchen fest hielt. “Sehe ich so aus? Er versprach mir eine Crista” “Eine was?” Ungläubig starrte ich das Kerlchen an und lockerte dabei unbewusst meinen Finger um seine Haarlocke. Sofort hatte er die Chance genutzt, war mir entwischt und stand in sicherer Entfernung, streckte mir die Zunge heraus nicht ohne mir den Finger zu zeigen . Knurrend wandte ich mich ab. Ich musste das Ganze erst durchdenken. Auf dem Markt war etwas gesehen. Ich selber war nicht anwesen gewesen. Die seltsamsten Gerüchte kursierten in Rom. Viele Leute wussten etwas und ich musste unbedingt meine Kasse aufbessern. Daraus musste sich für mich doch ein lohnendes Geschäft ergeben. Mein wichtigster Ansatzpunkt war dieser Bursche. Ein Blick in die Richtung wo er eben noch gestanden, bestätigte meine Vermutung, er war natürlich weg.
    Verärgert seufzend machte ich mich auf dem Weg, wie ich es hasste diesem Kerl zu Dienste zu sein, gerade noch hier auf einem Hinterhof in der Nähe des Marktes hatte ich gehofft einen guten Ansatzpunkt in den Fingern zu haben.