Ocellus ertrug die Kälte des Wassers genauso stoisch wie dessen Fliessgeschwindigkeit. Der Schild erwies sich als nicht allzu störend, ebenso wenig die Furca beim zweiten turn. Er machte sich nur Sorgen um einen seinen Kameraden Varro. Der hielt sich zwar tapfer aber beim dritten Gang durch den Fluss bemerkte er, daß Varro eigenartig gekrümmt und irgendwie zusammengeschrumpft aussah.
Er hielt ihn im Auge aber auch den nötigen Abstand um ihm notfalls beizustehen.
Wie ferngelenkt traten sie an das Ufer. In kompletter Marschgepäck standen sie mehr oder weniger schlotternd in der Kälte dampfend in einer durchaus annehmbaren Linie und warteten auf die Phrasen des Ausbilders.
Beiträge von Servius Matinius Ocella
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Natürlich zeigte niemand auf. Es traute sich keiner. Als der Optio seinen Spruch abließ grinsten sich die Mäner nur an, ein paar Grinser waren recht aufgesetzt und die Augen zeugten von innerer Unruhe.
Ocellus hingegen war ein recht guter Schwimmer, wenn auch mangels Übung nicht sehr ausdauernd. Aber für diese kleine Übung hier würde es sicher reichen. Er vertraute auf seine Kraft und Stärke.
Ocellus schaute über die Furt und sah die Kameraden auf der anderen Seite. Nun würde es bald sicher losgehen. -
Die plötzliche Stimmungsänderung des Praefectus war alarmierend, genauso wie die Befehle. Ocellus trat neben den Praefecten und wartete bis dieser sich auf dem Boden befand. Dessen Gesicht entnahm er die Bestätigung, daß Reiten zwar die Reisegeschwindigkeit erhöhte aber auch dem Wohlbefinden schadete. Praefectus,...Tiro Matinius Ocella,... es befindet sich nur eine Patrouille in Umland, alle Tribuni sind laut Wachbuch im Castellum... Soweit sich nicht einer durch eines der Seitentore verdrückt hatte...was für Tribuni ja nicht wirklich vorgesehen war.
Dann führte er wortlos das völlig erschöpfte Pferd ins Castellum während hinter ihm die Torflügel geschlossen wurde.
Es war etwas im Busch, soviel war sicher.
In gedanken was es wohl sein könnte brachte er das Pferd in die Equiles und übergab es in die Hände eines des Calones. Dann begab er sich zurück zum Tor, schließlich war seine Wache noch nicht beendet. -
Immer noch ein wenig schuldbewußt ging Ocellus neben Varro in die Hocke.
Na,...geht´s wieder?
Varro schien arg angeschlagen. Ocellus half ihm auf die Beine und musterte kurz dessen Hals und Nackenbereich.
...naja,...bißchen gerötet, aber nichts gequetscht,...na komm, bis zum Schwimm test bist du wieder fit, wir kühlen das und dann wird es schon wieder. Seine Stimme drückte Zuversicht aus. -
Die Ausbildung war recht enervierend heute und Varro nutzte die Zeit für ein kleines Nickerchen. Ocellus fand ihn auf dem Bett vor. In seinen Händen hielt er einen Brief. Er rüttelte an Varro´s Schulter und meinte,
Yo, Varro,...hier ist ein Brief für dich abgegeben worden!Er wedelte mit der Rolle vor Varro´s schlaftrunkenen Augen. -
Zerknirscht sah Ocellus zu wie sich Varro ins Leben zurück mühte. Er schaute ihn traurig an. Entschuldige Varro,...ich hatte wohl vergessen daß,...geht´s wieder?
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Ocellus nahm seinen Panzer und drapierte ihn in Griffweite neben seinem Bett. Dann nahm er sich seinem Mantel, denn die Nächte waren noch kühl.
Ich gehe jetzt in die Therme ,...wenn du willst kannst du mich begleiten. Auffordernd nickte er dem Mann zu. -
Ocellus betrat mit dem ihm fremden Octavier die Thermen. So,...Octavius,...hier ist es so wie im ganzen Imperium. Du wirst dich zurechtfinden. Vielleicht sehen wir uns nachher noch.Dann wandte er sich ab und ging seiner Wege.
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Die Visitation ging ruhig und routiniert über die Bühne. Ocellus filzte den Aemilier und vergas auch die beliebten Verstecke nicht.
Nachdem er am Körper nichts finden konnte begutachtete er das Bündel und gab dieses dann dem Mann zurück.
In Ordnung! mit Blick auf Varro nickte er den Mann durch.Du gehst zur Principia und meldest dich dort im Rekrutierungsbüro...viel Glück Civis!
Die Wachen ließen den Mann passieren. -
Ocellus betrat in diesem Moment die Unterkunft. Er bemerkte die dicke Luft und ging einfach zu seinem Lager. Langsam stellte er seine Waffen ab, zog seinen Helm aus und platzierte ihn auf der Kiste vor seinem Bett.
Dann ging er zu Octavius und blieb vor ihm stehen.
Hilf mir mal bei den Schnallen... -
Ocellus wies auf die freien Betten und sagte,
Such dir eins aus, und mach´s dir gemütlich!
An einen der Anwesenden Legionäre gewandt meinte er im Hinausgehen Quintus, Primus, habt ein Auge auf ihn, er darf die Baracke nicht alleine verlassen!
Dann machte er sich wieder auf den Weg zum Haupttor. -
Ocellus tat wie geheißen und winkte den Octavier zu sich.
In Ordnung Octavius, bist du soweit?
Wie er den Tribun verstanden hatte war der Octavier trotz allem ein Sicherheitsrisiko und die Götter allein wußten ob er damit falsch oder richtig lag. -
Ocellus lockerte den Nacken und schlackerte ein wenig mit den Armen um die Muskeln zu lockern.
Er wußte, daß der Kampf ungleich war. Falls nötig konnte er Varro am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Aber der Optio wollte ja eine Belustigung.
So beobachtete er Varro, der nach einer Lücke, einer Unachtsamkeit in seiner Deckung lauerte. Das würde auf Dauern langweilig werden, so griff er also an. -
Die Fackeln wurden herausgebracht.Also hatte sich nun eine neue Situation ergeben.Da jetzt offiziell Abend war und ihre Wache beendet musste wohl der Wachoffizier entscheiden ob jemand das Lager betreten durfte. Abgesehen davon würde heute wohl niemand mehr den Interessenten auf Tauglichkeit überprüfen.
Ocella tat einen Schritt vor und sagte,
Wachablösung Varro,...das hier soll der Wachoffizier entscheiden! Dabei sah er den Octavier ernst an. Wer konnte schon sagen was in den Tagen nach dem Tod des Augustus richtig oder falsch war?
Am besten war es sich an die Regeln zu halten. -
Ocellus nickte Varro zu und baute sich für den Ankömmling gut sichtbar auf. Sollte der kleine Kerl etwas Dummes tun, würde er es umgehend bereuen.
Dann nannte er seinen Namen,...einen wohlklingenden Namen, einen alten Namen.
Doch es war nur ein Lippenbekenntnis. Wer sollte schon wissen ob der Name stimmte. Ocellus blieb wachsam und beobachtete vor allem den unmittelbaren Bereich um den Kerl herum. -
So kam es dann so wie Ocellus es vermutet hatte. Der äußerst oberflächliche Befehl des Ausbilders ließ den ungeübten Tironii viel Spielraum für Phantasie und es entstand ein Gebilde, welches eher an einem Maulwurfshügel als an eine militärische Offensivformation erinnerte.
Unter den Schilden sah Ocellus in teils amüsierte Gesichter der Sorglosen und teils angestrengte Gesichter der Realisten, welche ahnten welcher Feixtanz noch auf sie warten würde.
Nach einem kurzen Blickaustausch mit Varro verschaffte sich Ocellus Gehör.
Er gab kurze Anweisungen und so formierten sich 4 Mann vorne und bildeten eine Schildwand, Scutum nach vorn, Körper leicht versetzt, stoßbereit mit der Schulter in Marschrichtung. Es folgten zwei Reihen á 4 Mann, welche den Schild zu einem Dach über den Köpfen bildeten.
Dabei achtete Ocellus darauf, daß sie Scutii überlappten und somit eine Einheit bildeten.
Es entstand eine L-Form.
Die restlichen 4 Männer verteilte Ocellus jeweils zwei rechts und links und stellte sich als letzter und größter Mann mit den verbliebenen zwei Männern in die letzte Rotte und hob sein Scutum über den Kopf, während die beiden anderen Männer die Flanken sicherten.
Das Gebilde war recht wackelig und es fehlte im Grunde ein kompetenter Anweiser, jedoch gab es den Männern eine Grundhaltung, welche sie nun durch Disziplin festigen mussten. Sicherlich nicht perfekt und Anlass zur Korrektur, aber sie hatten bewiesen, daß sie auf Befehle reagieren konnten.
Was nun kommen würde, sollte sie nur noch perfektionieren. -
Ocellus sah von seinem Posten aus, daß der alte Präfect in Varros Posten herumgeisterte und wartete ein wenig ab. Denn es war eines ihrer Spielchen sich auf dem Kontrollgang zu treffen, einen kurzen Scherz zu machen und wieder zum Posten zurückzugehen.
Eher beiläufig sah er zum schwach beleuchteten Vorfeld des Castellums als neben ihm einer der ewigen Immunes auftauchte. 20 Jahre in der Legion und noch immer in den unteren Rängen. Was Vullo an Ehrgeiz missen ließ glich er durch enorme Kenntnisse über den letzten Klatsch und Tratsch wieder aus.
Na, schon gehört?
Ocellus verdrehte leicht genervt die Augen und beobachtete weiter das Vorfeld. Vullo pustete warmen Atem im klamme Hände und stellte sich neben Ocellus.Naja,...ich habe einen Kumpel bei den Prätorianern... Ist das so? Ocellus hatte Null Interesse an den Neuigkeiten des Vullo. Sie brachten ihm nichts. Sorgten lediglich für Unsicherheit und er mochte keine Unsicherheit.
Jaaaa, is so! äffte Vullo den Riesen nach. Er mochte Ocellus. Der strahlte eine derartige Ruhe und Selbstsicherheit aus, daß er ein wertvoller Kamerad im Kampf wäre. Doch ließ er niemanden an sich heran. Hing immer nur mit diesem Germanicus ab. Welcher für ihn ein typischer Offizierscharakter war. Er mochte Germanicus nicht, aber er würde ihn im Auge behalten....jaaa...willst du nicht wissen was man so im Palast munkelt?
Fragte er wichtigtuerisch mit einem warmen Verschwörerton.
Nein, ich möchte nicht wissen was man im Palast so munkelt, mich interessiert nur die Ruhe während der Palisadenwache und die Anwesenheit des Präfecten auf dem nächsten Posten!
Ein leichtes Nicken und ein strenger Blick auf Vullo ließen diesen unter einem unterdrückten Fluch wieder in den warmen Wachturm verschwinden. Ocellus grinste ein wenig und sah zu Varro´s Posten. -
Wenn er auch voller Tatendrang war, so störte ihn der Gedanke an die Formationsübungen. Und die Testudo war seiner Meinung nach die schlimmste von allen.
Da sich der Blick des Optios nahezu auf seinem Nasenbein zu fixieren schien trat er einen Schritt vor,
Die Testudo-Formation ist nur mit dem rechteckigen Schild (Scutum) möglich, nicht mit dem vor allem von Hilfstruppen verwendeten Rundschild (Parma). Die Legionäre der ersten Reihe halten ihre Schilde nach vorne. Die folgenden Reihen halten ihre Schilde hoch über ihre Köpfe, so dass sie die Vorangehenden mit bedeckten und sich überlappten.
Durch die Testudo ist auf jeden Fall eine Deckung nach vorn, nach links (der Schildseite jedes Kämpfers) und vor allem nach oben gegeben, so dass sich die Formation auch unter starkem (überhöhtem) Beschuss vorbewegen kann. Diese aufwändige und im Gefecht sehr schwerfällige Formation können nur disziplinierte Legionäre effizient ausführen. Es kommt darauf an, sie im richtigen Moment einzunehmen und vor allem auch wieder rechtzeitig aufzulösen um einen taktischen Vorteil zu halten.
Da lag der Hund begraben, wenn er sich so umsah dürfte es noch eine Weile dauern bis diese Kerle hier auch nur annähernd dazu in der Lage waren -
Ocellus war verwirrt. Wie konnte ein Mensch nur so ausdauernd und endlos über ein Thema reden? Gleichzeitig entspannte er sich ein wenig, wohl genauso wie Rufus und Vitamalcus, denn nach diesem Redeschwall dürfte dem Optio ebenfalls die Lust am Unterricht vergangen sein.
Vielleicht hatten sie Glück und würden noch ein wenig Nahkampf üben. Das Ringen war Ocellus´Leidenschaft, wie einige seiner Kameraden schon leidvoll erfahren mussten. Andererseits warteten noch die mobilen Belagerungsmaschinen auf sie. Alles...nur keine Rezitationen mehr! -
Ocellus´Magen zog sich etwas zusammen. Theorie war nicht und wird auch nie sein Ding sein. Er blinzelte ein wenig zu Varro, er hoffte, daß dieser sich ein wenig in die Bresche werfen würde. Trotzdem sortierte er sein bruchstückhaftes Wissen über das geforderte Wissen.
Viel war es nicht, hoffentlich würde Varro sich bald erschöpfend äußern.