Beiträge von Servius Matinius Ocella

    Ocellas Patrouille fiel vor dem Castellum in einen leichten Trab und dann in Schritt. Die Wachen grüßten. Ist Germanicus Varro schon zurück? fragte er den Wachhabenden. Dieser nickte und entgegnete, Japp, vor einer Stunde,...ist was passiert? Natürlich waren sie neugierig, natürlich hatten sie Varro nicht gefragt.

    Ocella winkte müde ab und entgegnete, Ein paar Halsabschneider haben die Jungs von Station VI niedergemacht,... Die Wachen sahen sich betroffen an und ließen Ocellas Trupp passieren.

    Ocella sah auf Fango hinab und fragte sich zum wiederholten mal wie zum Hades er an diesen Gaul gekommen war. Er schloß kurz die Augen und grüßte zurück.

    Eques Iunianus,...du reitest zur XXII und meldest dort in der Principia den Verlust der Benefitzarierstation VI. Die Situation ist bereinigt und die Station von unseren Leuten besetzt. Man soll stante pede für eine neue Besatzung sorgen und unsere Leute zurück zur ALA schicken. Er nickte dem frischgebackenem Eques aufmunternd zu hob kurz den Arm und ließ antraben, kurz darauf erhöhte wieder das Tempo. Der Kleine würde das schon hinbekommen. In der Ferne tauchten die Umrisse des Castellums der ALA auf. Ob Varro schon wieder zurück war?

    Ocella´s Gedanken drehten sich um andere Dinge als jene Fango´s. Was wenn die Abteilung unter Varro jetzt in einen Hinterhalt geriet während sie hier eine langweilige Patrouille ritten?

    Was war dran an dem Gerücht, daß es diesen Winter richtig hochkochen sollte?

    Die Hufschuhe der Pferde klapperten über die Strasse und verkündeten ihre Anwesenheit.

    Jetzt ging ihm auf, warum Varro immer ein ganzes Stück vor den Benefitzarierstationen von der Strasse auf die begrasten Randstreifen wechselte.

    Varro,...seit dem Gefecht im Sommer hatte er sich verändert. Die Aufmerksamkeit des Caesar störte ihn. Das ganze Gewese störte ihn. Seiner Bitte ihm Rang und Auszeichnung in engstem Kreis zu verleihen wurde zwar entsprochen, aber trotz allem fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut.

    Wie er letzte Nacht in der Station vorging, das war Varro,...wie er den mistig dreisten Gefangenen tötete, eher nicht.

    Nicht daß es nicht in Ordnung war, schließlich hatten sie die Legionäre getötet,...aber irgendetwas störte Ocella daran,...vielleicht war es daß er nicht wollte, daß sich Varro mit so etwas die Finger schmutzig machte. In den ferne tauchten die Umrisse des Castellum Mattiacum auf und er ließ Fango nach vorne rufen. Er ließ die Patrouille in Schritt fallen und so passierten sie Castellum und Brücke.

    Ocella trabte mit seiner Patrouille auf den Hof der Station. Er rutschte aus dem Sattel und drückte das Kreuz durch. Kurz unterhielt er sich mit einer der Wachen und klopfte dem Mann danach auf die Schulter. Er betrat die Wachstube und sah daß die beiden Gefangenen immer noch lebten.

    Ocella verdrehte die Augen und meinte, Das sind anscheinend zähe Burschen,...na schön,...Iunianus, du kommst mit zum Castellum, ihr übrigen haltet bis zur Ablösung die Station,...die Gefangenen bleiben hier. Was sollte er auch mit den Kerlen machen? Transportfähig waren sie nicht. Es war ihm herzlich egal, sie waren nur störender Ballast.

    Na los Iunianus,...hopp,hopp,...komm in die Hufe, Abmarsch in V !

    Er winkte Zisimos zu sich und gab ihm Instruktionen zum weiteren Ablauf, dann wandte er sich mit einem letzten Blick auf die Gefangenen ab und verließ die Wachstube.

    Die Kameraden hatten inzwischen ihre Geschäfte erledigt und etwas gegessen und getrunken. Die Station hatte heißen Würzwein und Schinkenbrote vorbereitet. Ocella nahm dankbar einen heißen Becher und eine Stulle an, während er seinem Hengst beim Fressen zusah. Jemand hatte den Pferden Heu auf den Boden gestreut.

    Nach einer Weile, deutlich mehr als V...gestärkt und ein wenig aufgewärmt gab Ocella den Befehl zum Fertigwerden,...kurz danach ritten sie ab,...in Richtung Mogontiacum. Die übrigen Stationen waren unversehrt und voll besetzt...


    Ocella klatschte in die Hände, Na los,...fertigmachen! Ihr habt den Decurio gehört! Sein Blick fiel auf den Toten mit seinem Schwert in der Brust und die beiden apathisch vor sich hinstarrenden Verletzten. Sein erster Impuls war ihnen genauso wie den toten Kameraden den Hals durchzuschneiden, doch er entschied sich dagegen.

    Sollten sie doch verrecken. Fango,Zizimos?! Ihr bleibt hier und schafft Ordnung. Danach bleibt ihr hier bis ihr abgelöst werdet!

    Kurz darauf ritt auch die Secunda bis auf die zwei Mann, welche die toten Kameraden und die Station bewachten in Richtung Borbetomagus. Doch Varro´s Sorge war unbegründet. Beide Stationen waren unversehrt und nun alarmiert. Der neue Tag war mild, ein blauer Himmel und frische Luft taten den Equites gut.

    Insgeheim war er froh, daß es nicht zu weiteren Kampfhandlungen gekommen war. Er gestand sich ein, daß er nicht ohne Varro kämpfen wollte,...denn bisher hatte er nur überlebt, wenn Varro in seiner Nähe gewesen war. Bald passierten sie die überfallene Station und Ocella ordnete noch drei weitere Equites zur Bewachung ab um danach direkt zurück zum Castellum zu reiten...wie befohlen.

    Ocella trat vor die drei am Boden knienden Gestalten. Zwei davon waren verletzt und der Dritte sah ihn wütend an. Der Junge aus der Wachstube mochte sicherlich kaum etwas wissen, der andere Verletzte war genauso wie der Junge wohl damit beschäftigt zu sterben, blieb also der Wütende. Ocella nickte den Equites hinter dem Kerl zu und sie holten ihn auf die Beine.

    Er knurrte wie ein Wolf und fletschte die Zähne. Ocella beschloß ihm nicht zu nahe zu kommen. Wer weiß was der Kerl hatte.

    Na los, Barbar,...was sollte das hier? Gibt es noch mehr von euch? Wer führt euch an?

    Der Barbar wandt sich im eisernen Griff der Bewacher und starrte Ocella nur fiebrig an. Statt einer Antwort spie er ihm blutige Spucke entgegen, welcher Ocella gerade noch ausweichen konnte. Bevor er seinen Entschluß den Kerl mit handfesten Argumenten zu überzeugen umsetzen konnte trat Varro an ihm vorbei.

    Ocella wartete neben Varro vor dem Wachgebäude. Sie sprachen nicht, atmeten nur tief die Luft ein. Da kamen die Equites zurück. Ocella erkannte einen Kerl an einem Seil und einen, offenbar Verletzten auf einem Pferd. Kopfschüttelnd erkannte er, daß der eigentliche Reiter das Pferd führte.

    Eques Iunianus,...nuntio!

    Er warf einen Blick auf Varro, doch der stand nur da wie ein Kriegerdenkmal und starrte auf die beiden Gefangenen die man vor die beiden Offiziere zerrte.

    Ocella stellte fest, daß einer der beiden verletzt war und sah Fango einfach nur an...

    War ja klar. Wieder mal eine Sabo-Falle.

    Ocella schüttelte seinen Kopf. Gegen diese Argumentation kam er nicht an. Sabo wollte Recht haben.

    Er hatte nach seinem Vorgehen gefragt, gefragt wie er Sabo´s Gehorsam einfordern würde.

    Eila tauchte auf und Ocella winkte für einen neuen Schub Met.

    Ja,...sie gehören dir,...erzähl das mal deinem Praefecten,..oder noch besser dem Caesar, der ist sogar greifbar.!

    Ocella schob den Humpen von sich und sah seinen Bruder unbestimmt an.

    Du willst es also wissen,...ja...?

    Seine Augen verengten sich und ihm schlug das Herz bis zum Hals. Er fühlte sich als müsse er einen Stier bei den Hörnern packen. Wenn ich dir einen Befehl gebe, dann ist das so wie bei dir, wenn du deinen Untergebenen einen Befehl gibst.

    Ich erwarte, daß du ihn buchstabengetreu ausführst.

    Er beugte sich ein wenig , nur ein wenig vor. Du kennst den Eid, du kennst die Konsequenzen...solltest du den Befehl verweigern ist es mir egal ob wir gleichen Blutes sind. Ich werde meine Autorität nicht von Gefühlsduselei beherrschen lassen.

    Nichts und Niemand. Du würdest die Konsequenzen umgehend zu spüren bekommen.

    Er sah seinen Bruder tieftraurig an. Ich würde dich anzeigen und in die Gerichtsbarkeit des nächsten Vorgesetzen überstellen,...danach würde ich meinen Dienst quittieren und versuchen dich aus dem Carcer zu befreien du blöder Arsch.

    Kopfschüttelnd sah er ihn an. Also wollen wir hoffen, daß es nie soweit kommt.

    Ocella sah auf die niedergemachten Kameraden, bemerkte die Berührung an der Schulter und wertete sie als Freude darüber daß er noch am Leben sei. Er löste seinen Blick von den Toten und beeilte sich hinterher zu kommen. Drei von den Kerlen folgt Eques Fango,...ansonsten ist alles feindfrei und die Lage ruhig.

    Meldete er und folgte Varro nach draußen. Das Unwetter war inzwischen weitergezogen und sie standen in Matsch.

    Ocella blickte in Richtung des Waldes wohin die Kerle und Fango mit seinen Kameraden hingerannt waren. Er hatte ein wenig Sorge, denn das Gelände und die Umgenung waren dunkel und schützten die Flüchtenden. Es überkamen ihn gerade ein paar nagende Zweifel ob Fango der Richtige war.

    Ocella, leicht durchgefroren und nass wunderte sich nicht schlecht als ihm Varro das Getränk versagte. Fragend sah er ihn an und kurz darauf schwappte der Inhalt des Bechers durch den Raum. Mit einiger Verblüffung sah er dem Schwall hinterher und eine seltsame Wandlung im Verhalten des Optios. Auch die Kameraden wurden seltsam.

    Er war etwas benommen und zog ein wenig umständlich seine Spatha.

    Dieser seltsame Optio drang auf Varro vor, der sich schützend vor ihm gestellt hatte. Ocella schüttelte den Kopf und dachte er müsse sich nützlich machen.

    Deshalb rannte er zur Türe, drei von den Kerlen im Schlepptau. Varro brauchte Platz um kämpfen zu können und die frische Luft würde seinem Augennebel sicher auch den Garaus machen.

    Equiteeees!!! schrie er kaum daß er draußen war und die peitschende Regenwand ihn schlagartig wachrüttelte.

    Die Türe der Scheune flog auf und Männer mit Fackeln und Schwerter stürmten heraus.

    Ocella wandte sich seinen Verfolgern zu und fletschte die Zähne. Na los ihr Bastarde! Los,...kommt schon!

    Doch sie kamen nicht. Der sicher geglaubte Sieg über den halb betäubten Römer ging verloren. Sie trauten sich nicht ihn wie angeordnet gefangen zu nehmen und ihre Flucht zu sichern und liefen in den nahen Wald. Ocella wies seine Männer an sie zu verfolgen Fango! Holt sie euch! Wenn es geht lebend! Doch er wußte, daß das kaum möglich war.

    Er rappelte sich auf und rannte zurück zum Haupthaus.

    Was er dort sah überraschte ihn wenig. Der Optio lag am Boden, drei seiner Leute auch. Einer lebte wohl noch und hielt sich den abgeschlagenen Stumpf seines rechten Unterarms.

    Von Varro war zunächst nichts zu sehen, doch eine der Türen war offen. Ocella teilte die Leute auf und stürzte zu der offenen Türe.

    Dort sah er Varro. Er beugte sich über eine an der Wand sitzende Gestalt. Im Raum verteilt lagen 7 weitere Männer mit aufgeschlitzten Kehlen...die Benefitzarier durchfuhr es ihn.

    Decurio Germanicus! machte er auf sich aufmerksam. Er wußte, daß es im Eifer des Gefechts schon mal zu Überschlagshandlungen kommen konnte. Auch wenn Varro nicht war wie andere Männer, wollte Ocella sicher gehen.

    Ocella kam von der Scheune gerannt und knallte die Türe hinter sich zu. Er war triefnass und bibberte vor Kälte. Einer der Benefitzarier schob ihn ans Feuer und drückte ihm einen Becher in die Hand, ein anderer reichte ihm eine Decke.

    Er nuckelte am heißen Becher und sah sich nach Varro um. Bald sah er ihn am Fenster stehen.

    Männer und Pferde sind untergebracht, alles in Ordnung! meldete er und sah ebenfalls aus dem Fenster. Doch dort war nichts zu sehen außer starkem Regen.

    Er nippte weiter an seinem Becher und wischte sich mit der Decke ein wenig trocken.

    Ocella war ein wenig irritiert. Sabo stimmte ihm zu? War er schon so betrunken, daß er glaubte sein Bruder stimme ihm auch nur in irgendetwas zu? Aber halt, natürlich war das eine Falle.

    Was glaubst du denn wird einem Untergebenen passieren, der den Befehl seines Vorgesetzten nicht befolgt?

    Auffordernd sah er Sabo an, er wußte, daß der Mistkerl wieder seine Spielchen mit ihm trieb.

    Als Vorgesetzter habe ich Mittel und Möglichkeiten deinen Gehorsam einzufordern. Ich werde keine Insubordination dulden, von niemandem,...auch nicht von dir.

    Machtspielchen...es war nun einmal so, beim Exercitus war der Vorgesetzte näher an den Göttern,...wehe dem der ihren Unmut erregte.

    Im besten Fall,..Ermahnung. Sollte das nicht helfen, Verwarnung mit Eintrag in die Personalstammrolle, sollte das auch nicht helfen,...Disziplinierung. Das hätte eine Degradierung zur Folge, vielleicht sogar Carcer. Sollte das auch nicht helfen,...nun, dann bliebe je nach schwere des Vergehens noch die Versetzung in eine unliebsame Gegend oder Unehrenhafte Entlassung.

    Er starrte seinen Bruder an. Viele Möglichkeiten um undisziplinierte Quertreiber auf Linie zu bringen.


    Natürlich hatte Varro Recht. Er war kein Jungspund mehr. Er erwehrte sich ja auch schon seit geraumer Zeit der erdrückenden Liebe seines Bruders. Verzweiflung kam in ihm auf. Der eine wollte ihn, der andere ließ von ihm ab. Ja, es war an der Zeit selber seine Geschicke zu lenken.

    Als Varro sich abwandte bemerkte auch er, daß sich am Horizont etwas tat, natürlich wieder später, als Varro.

    Er schmiss den leeren Becher dem gleichen Eques in die Arme und seine Stimme hallte über den Rastplatz.

    Feuer aus, Abmarsch in drei Minuten!

    Er ging zu seinem Pferd, welches sichtlich unruhig war und mit großen Augen in die Nacht starrte.

    Ruuuhig Brauner,...ruuuhig...! Dann schwang er sich in den Sattel und sah befriedigt, daß alles geschah was er befeohlen hatte. Er lenkte sein Pferd neben Varro und sie nickten sich zu.

    Abmarsch! Die Benefitzarierestation war nicht allzu weit entfernt. Kurz darauf ritten sie im leichten Trab allesamt an ihm vorbei. Er blieb und folgte dem letzten Mann. Niemand blieb zurück.

    Ocella lauschte Sabo´s Monolog und seiner Ausführung von römischer Moral. Auf dessen Frage hin schüttelte er nur den Kopf. Nein, Sabo, stell´dir vor. Ich habe niemanden erpresst, ermordet, bestochen oder über´s Ohr gehauen, alles was ich bin seit wir uns getrennt haben, bin ich durch mich selbst...stell´dir vor,...ganz und gar Un-Sabotisch, ganz und gar... Varrotisch! wollte er noch sagen. besann sich aber eines Besseren.

    Er lugte in den Humpen und alle Sinne warnten ihn davor nun auch noch den vierten Humpen zu ordern. Er sah seinen Bruder durch einen wabernden Schleier an. ...im Grunde...hob er den Zeigefinger ...im Grunde bin sogar dein Vorgesetzter Offizier,...ich bin ranghöher und du musst tun was ich sage,...was ich will! So will es unser Eid,...aber Eide sind bei dir ja eh´ Auslegungssache...!...so ganz römisch ne´?

    Interessante Vorstellung, die ihm ein Grinsen abnötigte. Das sich jedoch schnell wieder verflüchtigte als Sabo seine Interpretation von Mutterliebe zum besten gab.

    Er nickte als Sabo ihm erneut seine Hilfe anbot. Insgeheim wußte er ja daß er es ehrlich meinte, eine besudelte, erpresserische, mörderische Ehrlichkeit.

    Meine Zukunft? fragte er dann? Meine Zukunft ist noch nicht in Stein gemeisselt,...aber ich gedenke entweder unter den Adlern zu sterben oder danach Evocati zu werden, was im Grunde auf das selbe hinausläuft.

    Er sah sein Heil in der Legion, die einzige Familie die er erlebte.

    Ocella hielt ihm den Becher hoch und nickte, ...auf alles was uns wichtig ist! Gab es noch ein uns? Es gab Gerüchte, daß Varro demnächst zum Subpraefecten ernannt werden würde. Es gab Gerüchte, daß er die höchste Auszeichnung diese Corona was weiß ich, daß er auch noch zum Ritter geschlagen worden war. Ein bißchen viel auf einmal. Vor allem für ihn. Er sah den Freund entschwinden, und das war es was ihn umtrieb, er hatte Angst ihn zu verlieren. Angst alleine zurück zu bleiben. Angst wieder in die erdrückenden Fänge seines Bruders zu geraten.

    Die Pferde wurden versorgt, zwei Feuer flammten auf und wärmten die Männer.

    Varro winkte Ocella zu sich und sah auf die Stadt die sich in etwa 3 Meilen breit machte.

    Als Ocella bei ihm war nickte er ihm zu. Nun, mein Freund,...wie geht es dir? ein gequältes Lächeln umspielte sein Züge. ...wir haben uns lange nicht gesehen.

    Ocella kontrollierte seine Männer auf Zustand und Ausrüstung, dann ging er zu einem der Feuer und hielt seine Hände über das Feuer und starrte in die Flammen. Er hatte Varro nicht gesehen, nicht bewußt nach ihm gesucht. Er reagierte zunächst nicht auf Varro´s Frage und rieb sich die Hände. Ja,...entgegnete er schließlich. ...eine ganze Weile.

    Varro fehlte ihm, sie hatten die letzten 10 Jahre nahezu miteinander verbracht. Das war mehr Zeit als er mit irgendjemand so intensiv zusammen war. Selbst mit Sabo waren es nur 3 Jahre bis er sich von ihm abwandte. Doch er wollte sich nicht beklagen. Varro ging seinen Weg, dabei nahm er ihn ein Stück weit mit.

    Damit musste er sich abfinden. Er konnte nur hoffen und ansonsten endlich erwachsen werden.

    Ocella verdrehte die Augen und winkte ab, Sabo war ein typisches Alpha Männchen. Immer vorn, immer der Beste, immer der Größte, mit seiner ganz eigenen Art der Betrachtung wenn er sprach hatte ein Gott gesprochen. Ocella mochte keinen ungefragten Rat, er wollte auch nicht bemuttert werden.

    Er war irgendwann abgestoßen von Sabo´s Welt, wollte seinen eigenen Weg gehen, seine eigenen Entscheidungen fällen, er wollte Freiraum.

    All das bot ihm Varro, all das hatte ihn zum Vexillarius gemacht. Und so seltsam es klang, die Disziplin der Legion gefiel ihm besser als die brutale Anarchie in Sabo´s Bande.

    Was redest du denn da? Christ werden? Nein, ich habe meine Götter und die stehen zu mir. Was Sabo wohl sagen würde, wenn er ihm weismachte, daß es auch Varros´ Götter waren?

    Was Sabo´s Götter betraf, so waren sie höchstwahrscheinlich düster und finster. Kein Wunder, daß ihnen ihr Adept gefiel.

    Du hast ihn vom Kreuz holen lassen? Verdammt Sabo, das war nobel von dir und völlig römisch,...du hast Recht, du bist ein selbstloser, loyaler Mann, ein Vorbild für jeden jungen Römer.

    Nicht zu fassen, daß man sich mit Geld von Strafen loskaufen kann! Auch wenn es ihn für Armádos freute, so stellte dies doch einen eklatanten Verstoß gegen römisches Recht dar. Doch andererseits war von Sabo im Grunde nichts anderes zu erwarten. Er würde immer alle Möglichkeiten zu seinem Vorteil suchen und erbarmungslos nutzen.

    Er hob die Hand und meinte,

    Lass´gut sein Sabo, du versuchst nun schon seit Jahren mich zu bekehren,...vergiss es!

    Er tippte auf die Tischplatte.

    Du bist mein Bruder, das bedeutet ich bringe dir Loyalität und stehe dir bei. Doch ich werde kein römisches Recht beugen! Wenn du dereinst schuldig gesprochen werden solltest,...was sollte es denn für dich für eine Strafe geben? Ad bestias? Du bist selber eine Bestie...kopfschüttelnd sah er seinen Bruder an. Ja, er würde ihn auch aus der Hölle herausholen und es sich dann später vorwerfen.

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    Luscinus kam um die Ecke und sah den verbeulten Eques zusammen mit seinem Kumpel Gerald. Ein kurzes Gespräch klärte die Sachlage und er trat zu Tisander. Es ging ihm nicht um Disziplinierung oder Strafe. Ihm ging es um die Gesundheit des Eques.

    Das war ziemlich dumm von dir, dich zu verkrümeln,...wärst du hiergeblieben könntest du mit Sicherheit am Mittag das Vale verlassen, jetzt ist dein Gesicht angeschwollen wie ein Ochsenfrosch und wird langsam schwarz. Er nahm das Gesicht in beide Hände und betrachtete die Schwellung. Er sah, daß sie nur gekühlt werden musste, hielt es aber bei einem besorgten Blick für sich. Danke für´s Zurückbringen Gerald! Dann griff er Tisander beim Arm und bugsierte ihn in dessen Pritsche. Jetzt bleibst du hier,...sonst kann ich dir nicht mehr helfen.

    Kurz darauf landete ein kühlender Salbenverband auf Tisanders Gesicht.

    Der Wachhabende wartete geduldig, wozu auch nicht? Er hatte die nächsten 6 Stunden nichts anderes zu tun. Nachdem der Marschbefehl aus den tiefsten Untiefen des Gepäcks aufgetaucht war las er ihn durch und stutzte. Der Mraschbefehl war schon auf die ALA I Aquilia Singularum ausgestellt. Nun die frohe Kunde hatte sich ja schnell im Imperium verbreitet.

    Er reichte den Lappen zurück an den Kameraden und machte eine Geste, wonach sich die Wachen entspannten.

    ...dann willkommen bei der ALA I Aquilia Singularium! Du kennst ja das Procedere!? Einmal Waffen abgeben, in der Principia melden,...wenn alles geregelt ist, kannst du dir deine Waffen hier in der Wachstube wieder abholen.

    So war das nun einmal wenn man fremd und der Ceasar im Haus war.