Beiträge von Servius Matinius Ocella

    Ocella wählte das Waid in Tunke. Danach verdrehte er innerlich die Augen als Sabo seine Bestellung machte. Sein selbstherrliches Gelaber über Toleranz und Akzeptanz traf es auf den Punkt. Es war ihm entweder egal was andere dachten und reagierte je nach Gemütslage oder er nutzte die Situation zu seinem Vorteil.

    Als er nach seiner Vorstellung vom Dienst unter den Adlern angesprochen wurde durchströmte ihn eine plötzliche Energie. Die Müdigkeit wurde wie weggeweht. Mit klaren Augen sah er seinen Bruder an. Meine Ideale bringen mich in Gefahr sagst du? Ich war täglich größeren Gefahren ausgesetzt als ich mit dir unterwegs war. Ich sehe meinen Dienst als Buße für all die Sünden der Vergangenheit. Er schien zu wachsen. Ich leiste Abbitte auch für dich Sabo, denn du bist mein Bruder und auf dem falschen Weg. Für dich gilt nur das Überleben und der persönliche Vorteil. Selbstlosigkeit ist nicht dein Ding. Der Dienst unter den Adlern hat mir die Möglichkeit geboten aus dem schwarzen, feurigen Strudel deiner Welt zu entkommen und dafür bin ich dankbar. Ich bin sicher wäre ich damals nicht gegangen, so hätte mich das gleiche Schicksal ereilt wie Armádos, Hungi, Jossip und wie sie alle hießen, sie sind deinen Idealen zum Opfer gefallen wie die Kinder von Chronos. Er lächelte fast. Guter Vergleich. Doch es sind nicht meine Ideale. Wenn ich dereinst im Elysium meinen Ahnen gegenüberstehe, so will ich mit Fug und Recht behaupten können ich habe ein würdevolles und ehrenvolles Leben zur Ehre der Familie gelebt. Er wischte mit der Hand als würde er eine Fliege verscheuchen.

    Mag sein, daß dir das alles nichts bedeutet und du nur im Hier und Jetzt lebst, ...er tippte sich an die Brust. ...mir bedeutet es etwas Sabo, ich will, daß man meiner wohl gedenkt. Und wenn ich dereinst sterbe, dann mit der Gewissheit meinen Weg gegangen zu sein. Ich will bei den Adlern dienen und in den Jahren bisher ist es mir gelungen dies ordendlich, sauber und vor allem tadellos gelungen.

    Nicht zuletzt weil er an Varros Seite war. Er war sein Leuchten in der Nacht, sein Halt und sein Schild. Für ihn würde er ohne zu zögern sein Leben aufs Spiel setzen, für Sabo,...?

    Nach reiflicher Überlegung,...vielleicht.

    Ocella starrte zuerst auf den Humpen, dann auf Sabo und dann auf den leeren Platz den ihr Bruder Avienus hinterlassen hatte. Wo zum Geier...?

    Er schob den Humpen von sich, denn er begriff, daß er genug getrunken hatte und sich langsam in einen schwebenden Zustand begab. Ein strammes Kopfschütteln und Augenreiben justierte seine Gedanken wieder ein wenig.

    Hör´zu Sabo...begann er. Wo war denn der große Bruder nun wieder hin?

    Hör zu,...du bist wie du bist,...ich kann dich nicht ändern, ...es bringt auch nichts über die Moral eines militärisch begründeten Imperium zu streiten, besonders nicht wenn man Teil dieser militärischen Executive ist. Er war plötzlich hundemüde, wie ausgelaugt. Das Verlangen den Kopf auf den Tisch zu legen drückte seine Lider schwer nach unten. Wieder schüttelte er den Kopf. Verdammt,...was war in dem Met?

    ...aber...gesteh´mir auch meine Ideale zu...ich stehe und falle lieber mit meinen Idealen als mit deinen, verstehst du das?

    Da tauchte Eila wieder in seinem Sichtfeld auf und instinktiv hob er die Hand um auf sich aufmerksam zu machen.

    ...und die Möglichkeit zu fallen habe ich bei der Unterschrift unter den Vertrag zum Beitritt in unseren Verein berücksichtigt,...da stand nichts davon sich von seinen Idealen zu verabschieden.

    Er wandte sich Eila zu und meinte, Ich habe einen Brummschädel von eurem Met,...ich brauche etwas zum Wachwerden, sonst falle ich auf dem Weg ins Castellum noch in den Strassengraben. Er grinste unbeholfen und dachte kurz daran an ihrem Busen in Schlaf zu fallen,...aber nur kurz.

    Cimber ritt bis vor das Haupttor der Castra Alae II Numidae und ließ sich dann von Impetus rutschen.

    "Salve jemand hier der die Neuen kurz begrüßt?", rief Cimber freundlich und kramte nach seinem Versetzungsbefehl.

    Lustiger Vogel...der Wachhabende trat aus dem geheizten Wachhäuschen und trat an den beiden Schildwachen vorbei auf den Ankömmling zu. Er musterte ihn kurz, betrachtete das Pferd und hielt die Hand hin um den Marschbefehl zu prüfen.

    Salve Miles,... was aufgrund seines Auftretens zunächst einmal offensichtlich war. Denn er schien ein Equites zu sein, soviel stand fest.Seine Waffe sorgten für eine gespannte Aufmerksamkeit der Schildwachen und sorgten für zwei weitere Wachen, die sich seitlich rechts und links des Wachhabenden stellten.

    Es waren unruhige Zeiten.

    ...was hast du für mich?

    Er nickte dem Offizier zum Abschied zu. „Danke. Das werde ich machen.“ Waffen führte er ohnehin keine mit sich, aber er fand den Hinweis trotzdem nett. Er hätte ihm ja keinen geben müssen. Er wartete, bis der Offizier verschwunden war und trat dann wieder an … nun ja, seine vielleicht zukünftigen Kameraden heran, um das nun folgende Prozedere über sich ergehen zu lassen.

    Inzwischen hatte ein Wachwechsel stattgefunden und nachdem man beobachtet hatte, daß der kleine Braune mit dem designierten Subpraefectus gesprochen hatte nahm man an es wäre von Vorteil etwas vorsichtiger zu sein. Sie wußten dank einer knappen Übergabe was der Bube wollte und filzten ihn und sein Gepäck, als er auf sie zutrat, ordentlich nach Waffen, jedoch nicht allzu grob.

    Anschließend, nachdem er sich etwas sammeln konnte, wies man ihm den Weg zur >> Principia wo er weiteres Gehör finden würde.

    War ja klar, daß er unbedingt Recht behalten wollte. Ocella rang mit sich einfach aufzustehen und zu gehen. Doch er wagte einen letzten Versuch.

    Ein Mann der Haus und Hof verteidigt, der Eindringlinge von seiner Familie fernhalten will, handelt ehrenvoll! entgegnete er halbwegs ruhig. Er musste an sich halten, denn die Argumente Sabo´s waren nicht von der Hand zu weisen. Wer war denn Arminius? ...eine Geisel,...ist es ehrenvoll Geiseln zu nehmen die man im Falle des Ungehorsams liquidiert?

    Was wenn mich einer als Geisel genommen hätte? Was hättest du getan? Was hast du bisher getan? Wir nehmen ganze Völker als Geisel Sabo, wir müssen uns nicht wundern, daß wir sie gegen uns aufbringen und daß sie uns wieder loswerden wollen.

    Oh, er war dieses selbstherrliche Gequatsche dermaßen satt.

    Ich muss dir nicht sagen was während einer Schlacht in den Menschen vor sich geht, sie,...sie sind nicht sie selbst. Der Krieg holt das Dunkle aus uns hervor und um uns vor einem völligen Absinken in die Finsternis zu bewahren gibt es die Ehre,...die Moral,...sie ist es die uns zu denkenden und besonnen handelnden Menschen macht!

    Er wies mit der Hand in den Schankraum. Sich immerzu gehen zu lassen ist freilich leicht, wenn man Bestätigung findet, wahre Größe findest du hier und auf dem Schlachtfeld eher selten, da heißt es du oder ich...ich werfe dem Feind nicht vor daß er sich wehrt und sich rächt,...das solltest gerade du verstehen.

    Er sah seinen Bruder traurig an.

    Sie sind wie wir Sabo, haben ihre Sorgen, ihre Freuden, ihre Laster...nur wir sind besser organisiert. Warte ab, irgendwann werden sie sich wieder verbünden um uns zu vertreiben,...nicht heute,...nicht morgen, aber mit jedem Gegner den du erschlägst bringst du einen Sohn, einen Bruder, einen Vater, einen Onkel,...einen Freund gegen dich auf. Das wird auf Dauer nicht gutgehen. Er nickte seinem Bruder zu. Was glaubst du wann du alle niedergemacht haben wirst? Wenn du nur noch alleine auf der Welt auf einem Berg von Leichen mit deinem blutigen Schwert stehst? Er griff nach dem Humpen, doch der war leer.

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    Luscinus sah den Burschen und trat an ihn heran. Wortlos tippte er ihn gegen die Stirn, damit dieser den Kopf in den Nacken legte. Er nickte wissend und ein weiteres Tippen gegen den Hinterkopf veranlasste den Kopf wieder in Normalstellung zu bringen. Eine kritischer Blick untersuchte die geschwollene Gesichtshälfte. Doch auch nach einem schmerzhaften Abtasten ergab es keine alarmierenden Neuigkeiten.

    Er zeigte auf eine der Pritschen und meinte,

    Glück gehabt, nichts gebrochen, aber du hast sicher ein Wummern im Kopf, auf- und abklingend?! Leg´dich mal da hin, du bleibst zur Beobachtung hier. Hast du sonst noch was?

    Sim-Off:

    Ich habe mich da einfach an die Avatare gehalten und die glubschen bläulich...


    Ocella wandte sich, sichtlich gereizt zu Sabo um und meinte, Was denn?...ich kann deine Frage selbst beantworten! Er nahm noch einen Schluck aus dem Humpen und stellte fest, daß der schon wieder leer war. Das löste etwas in ihm aus...die aufgeheizte Stimmung, die Wärme im Schankraum und der Met waren zusammen eine ungünstige Mischung um sich zu streiten.

    Missmutig schob er den Humpen von sich und wischte sich über den Mund.

    Ruhm ist ein höherer Grad der Ehre. Der Ruhm erfordert, daß der Wert eines Menschen allgemein bekannt sei. Er schränkt sich weder auf den kleinen Kreis ein, der einen Menschen zunächst umgibt, noch auf seine Zeitgenossen, sondern er geht auf einen größeren Kreis und auch auf die Nachwelt über. Wer bloß in seiner Einheit unter seinen Kameraden vorteilhaft bekannt ist, hat Ehre, aber noch keinen Ruhm. Wer Ruhm erwerben will, muß sich durch große, seltene Talente, Eigenschaften, Taten und Verdienste auszeichnen.

    Er warf Sabo einen abschätzigen Blick zu bevor er fortfuhr.

    Daher ist auch der Ruhm ein Anteil weniger Menschen, ein gewisser Grad der Ehre hingegen kommt vielen Menschen zu, die ihn nicht durch schlechte Handlungen verwirkt haben, und ein unberühmter Mann kann doch große Ehre genießen. Denn Ehre ist das Bewußtsein, daß unsere Handlungen der sittlichen Würde des Menschen entsprechen, dann aber auch die Anerkennung einer solchen Denk- und Handlungsweise von Seiten anderer, mag sich diese in Worten oder Handlungen derselben äußern oder nicht.

    Er sah seine Brüder an ob sie ihm folgen konnten.

    Daher wird Ehre auch oft für die äußeren Zeichen der Achtung gebraucht. Man erweist dem Ehre, welchem man solche Zeichen der Achtung und des Respekts gibt. Oft gilt die Ehre in diesem Sinne bloß dem Stande, dem Amte, der Stellung jemandes, die man oft um des Amtes oder Standes willen auch dem nicht versagt, den man persönlich nicht achtet; Ruhm dagegen gründet sich nur auf persönliche Vorzüge des Geistes und des Herzens und der Anerkennung durch die Gemeinschaft.

    Natürlich war sich Ocella bewußt, daß er hier ein Bild Varros gewoben hatten, aber er war der einzige Mann in seiner Nähe und auch weit darüber hinaus, den er mit Ruhm und Ehre verbinden konnte.

    Die Anzahl an geschlachteten Gegnern, Kindern, Weibern und Greisen mag in gewissen Kreisen als ruhmvoll gelten, doch sind sie nur die Konsequenz einer Vorgehensweise die wiederum den Ruhm und die Ehre als solches ad absurdum führt...Er hob den Zeigefinger, Die größten Schlächter werden von ihresgleichen moralisch legalisiert und von den Geschichtsschreibern verharmlost,...man überhäuft den schalen Geruch des Todes mit Ehrentiteln und ersinnt Ruhmestaten...doch wenn wir mal ehrlich sind Sabo,...es ist etwas anderes Mann gegen Mann zu kämpfen und seinen Kameraden beizustehen als ein wehrloses Dorf nieder zu machen, zu plündern, zu schänden und zu ermorden.

    Sprachs und lehnte sich zurück in seinem Stuhl.


    Der fremde Bruder tauchte auf,...lieber spät als nie. Ocella sah den dritten im Bunde freundlich an und hoffte inständig, daß Sabo aus der Art geschlagen war. Zumindest war er ansatzweise witzig. Ocella winkte ab und meinte, Nichts besonderes, Sabo ist nur wie üblich anderer Ansicht. Was natürlich maßlos übertrieben war. Er wies auf den freien Platz und bestellte noch einen Humpen Met für den Ankömmling.

    Während er Avianus ein wenig musterte stellte er fest, daß er der einzige mit dunklen Augen war. Avianus und Sabo hatten helle Augen. Diese Erkenntnis machte ihm neue Gedanken.

    Und bestätigte ihm insgeheim, daß er wohl eher nach der Mutter kam, während Sabo und Avianus wohl eher,...er rief sich zur Ordnung, vorschnell zu urteilen war nicht von Vorteil.

    ...wie ich höre soll es bald losgehen und die Weihung des Adlers steht an! Des Adlers, der ihn zwei Löcher in den Körper gekostet hatte.

    Ocella sah seinen Bruder fast schon mitleidig an. Es passte nicht und doch passte es wieder wie angegossen. Sabo war in der Tat eine zerrissene Persönlichkeit. Für ihn gab es nur Mord und Totschlag. Er sollte sich überlegen ob er nicht als Gladiator den Sinn seines Lebens finden würde?! Mit dem was er gerade gesagt hatte , distanzierte sich Ocella endgültig von seinem Bruder.

    Sein Blick fiel in seinen Krug. Verdammt er war leer...sein Blick suchte Eila.

    Er wandte sich um und sah seinen Bruder mit einer Mischung aus Mitleid und Abscheu an.

    Oh,...Mann, Sabo...du bist mir langsam etwas unheimlich.

    Eila wischte in der Nähe vorbei, Ocella hob die Hand und hob zwei Finger hoch. Kurz darauf wuchtete ein anderer Servierer zwei neue Krüge Met auf den Tisch. Hastig zog er den schaumgekrönten Krug an sich heran und nahm einen Scjluck.

    Verdammt,... er wischte sich dem Mund ab und schüttelte den Kopf. ...du wirst in den tiefsten Tiefen schmoren für deine Taten Sabo,...das...wieder schüttelte er den Kopf ...das hat weder mit Ehre noch mit Ruhm zu tun,...das ist einfach Mord...wie...er schüttelte den Kopf. ...wie kannst du nur so anders sein,...so absolut dunkel?

    Ocella sah Fango mit Zornesfalte auf der Stirn an. Was zappelte der Kerl so herum? Und warum hatte er so ein Winzpferd, verdammt? War das ein Pony?

    Dabei hörte er jedes Wort von Varro. Er lauschte mit gemischten Gefühlen, bedeutete doch die Rettung der Patrouille Scarpus´daß sein Kommando beendet sein würde. Dabei hatte er sich gerade mit dem Gedanken angefreundet eine Turma zu befehligen und Varro so zu beweisen, daß er es konnte.

    Wenn er allerdings seine Männer so betrachtete hätte er am liebsten losbrüllen können.

    Na los Varro, lass uns losreiten! dachte er bei sich, bis das hier noch zu einer Lachnummer wurde. Er nahm sich fest vor diese Eierbeisser nach der Patrouille dermaßen mit Formaldienst zu begeistern, daß sie das nächste Mal wie Zinnsoldaten parat standen. Verdammte Bande.

    Ocella hatte zwar Probleme bei dem steten Lärm im vollen Schankraum seinen Bruder zu verstehen, doch bekam er genug mit um verstehen weshalb er seinen Bruder insgeheim fürchtete. Natürlich war ihm Varro ein Dorn im Auge, er betrachtete sich als Beschützer seines inzwischen gar nicht mehr so kleinen Bruders.

    Er schien nicht zu begreifen, daß Varro ihm diese selbsterwählte Aufgabe nicht streitig machen wollte Varro war für Ocella kommandierender Offizier und Fixstern zugleich. Jemand zu dem er aufsah, jemand der als Vorbild diente.

    Ob Sabo irgendwann erkannte, daß man Liebe nicht erzwingen konnte?

    Die Zufälle der Geburt hatten sie zu Brüdern gemacht und deshalb galt ihm sein Respekt und seine Loyalität. Doch Freundschaft und Zuneigung empfand er nicht für diesen potentiellen Galeerensträfling, geschweige denn Liebe.

    Er würde sich jederzeit für Sabo einsetzen, sich vor ihn stellen und ihn mit seinem Leben verteidigen, aber nicht weil er es wollte, sondern weil er es musste. ER sah seinen Bruder an und dachte bei sich; Nichts bist du, nichts ohne die andern. Der verbissenste Misanthrop braucht die Menschen doch, wenn auch nur, um sie zu verachten.

    Hass ist eine üble Sache Sabo,...er macht dich blind...darauf wartet das Germanenpack, wie du sie nennst nur,...da heißt es kühl und hellwach zu sein, sonst ergeht es dir übel...


    Ocella hörte interessiert zu. Wenngleich die Neuigkeiten Sabacos auch aus einem großen Teil Latrinenparolen bestehen könnten, so schien was dran zu sein. Dessen Schlussfolgerung, daß wegen des Caesar etwas geschehen musste lag auf der Hand, ebenso die Tatsache, daß die XXII neu und kampfunerprobt war und man deswegen erfahrene Männer brauchte.

    Er nickte und nahm noch einen Schluck Met.

    Die Erinnerung an dem Kampf, oder dem Gemetzel kamen ihm in den Sinn.

    Es war ein ungleicher Kampf,...die Kerle waren zwar zahlenmäßig überlegen, aber es waren hauptsächlich Raufbolde und Grünlinge denen gerade die Haare am Sack sprießten.

    In Gedanken an seine Wunde zog er ein Gesicht und meinte,

    Die wenigsten hatten schon einmal ausdauernd gekämpft,...es war gefährlich weil es so viele waren, da half denen schon mal der Zufall, die Enge, eine kleine Unachtsamkeit,...wie bei mir.

    Weiter hinten im Schankraum huschte Eila vorbei. Ocella sah ihr nach. So ein Weib ,...ja so ein Weib wollte er auch haben, irgendwann, wenn sein Dienst abgeschlossen war.

    Der Harte Kern um den Anführer,...das waren erprobte Krieger, sicherlich Söldner oder so was. Aber um die hat sich Varro gekümmert,...man konnte niemanden mehr befragen.

    Nachher im Valetudinarium hörte er die Geschichten welche die Legende um Varro nährten. Am Ende fragte er sich ob irgendjemand außer Varro an den Kämpfen teilgenommen hatte. Sicher war das was er selbst gesehen hatte. Daß Varro sich eine blutige Schneise zu den Anführern schlug. Doch er kam nicht dort an, weil der Anführer floh und es keine Möglichkeit gab ihm zu folgen.Varro war umzingelt und kämpfte sich einen Weg aus dieser Umkreisung. Er selbst wurde bei dem Versuch Varro beizustehen und zu ihm zu gelangen getroffen. Und während er begriff, daß er verletzt war sah er, daß Varro im Grunde keine Hilfe brauchte...er nahm einen kleinen Schluck Met und fragte sich ob es Götter auf dem Schlachtfeld gegeben hatte. Er vermied dabei Varro in deren Richtung einzuordnen, auch wenn es ihm nicht ganz gelang.

    Den Enthusiasmus seines Bruders teilte er nicht. Er kämpfte wenn es sein musste, aber nicht um des Kampfes, sondern um des Überlebens Willen.

    ...würdest du dich denn zur XXII versetzen lassen falls jemand auf die aberwitzige Idee kommt die Hunde des Krieges dort zu versammeln?

    Kein Offizier, der auch nur halbwegs sein Handwerk verstand würde einen Wüterich wie Sabo ernsthaft in seinen Reihen dulden. Sabo war kein Schaf, er war ein Wolf, ...besonders im Kampf, ...wild, leidenschaftslos und grausam. Ein leichtes Zittern durchfuhr ihn als er Sabo´s Augen sah. Glomm darin Mordlust?


    Ocella folgte Varro an den Schreibtisch und warf einen Blick auf die Karte. Ihm fielen Markierungen auf. Er erkannte sie als bereits erkundete Bereiche auf der Suche nach Atius Scarpus.

    Also würde die Patrouille eine Such- und Rettungsmissio werden. Nicht daß ihn das störte, aber wenn sie erfolgreich waren würde er seine Turma Secunda wieder abgeben müssen.

    Sie besprachen die Einzelheiten und bestimmten die Männer, die an der Suche teilnehmen würden.

    Ocella wurde ein wenig schwer um´s Herz als Varro die in Frage kommenden Männer der Prima aufzählte. Alles alte Kumpels. Sie fehlten ihm.

    Er nahm noch einen letzten Schluck des nur noch lauwarmen Würzweins und klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch.

    Gut,...dann bis Morgen zum Sonnenaufgang.

    Er unterband seinen Drang Varro auf die Schulter zu klopfen. Irgendetwas nagte an ihm und er hielt es für sich. Ocella kannte ihn gut genug um zu wissen, daß er dann lieber für sich war und respektierte das. Also nickte er ihm nur zu und verließ dann den Raum. Gedankenvoll schloß er leise die Türe und machte sich auf zu seinen Leuten.

    Natürlich war es nur so dahin geredet. Sabo konnte nicht aus seiner Haut. Erw ürde jede sich bietende Gelegenheit nutzen um klarzustellen was und vor allem wer er war.

    Ocvella verdrehte leicht die Augen als er einen weiteren Schluck aus dem Humpen nahm.

    Der ältere Bruder tauchte nicht auf. Er blieb fern, so wie er bisher seinem ganzen gefühltem Leben fern geblieben war.

    Ein leichtes Grummeln meldete sich aus seinem Bauch. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen.

    Sag'...wandte er sich an Sabo nachdem er einen Blick durch den sich langsam füllenden großen Schankraum geworfen hatte.

    Was sagst du zu den Gerüchten, daß sie in allen Einheiten erfahrene Offiziere zur XXII versetzen wollen?

    Die Aushebungen dauerten inzwischen schon fast ein Jahr und es war wenig dabei herausgekommen. Die II. hielt nur noch mit einer Vexillation das Castellum aufrecht. Von den geplanten 10 Cohorten waren vielleicht 4 maximal 5 angeworben. Ocella bezweifelte, daß dies auf der anderen Seite des Rhenus unbekannt war.

    ...sie soll aus mindestens einer Cohorte Veteranen und Evocatii bestehen, vom Statthalter selbst zurück gerufen.

    Auch der ältere Bruder hatte den Dienst unter dem Adler bereits abgeleistet und sich erneut gemeldet...

    So fand ihn Ocella vor. Er schloß die Türe und stellte sich neben seinen alten Freund. Irgendetwas schien ihn zu belasten. Was ist los mein Freund? fragte er, während er dem Geruch von Würzwein folgte und zwei Becher einschenkte. Er reichte einen Varro und stieß mit ihm an. Hör´zu,...Eila arbeitet jetzt in der Taberna...ich weiß nicht ob du das weißt, aber...

    So war sie Freiwild für jeden notgeilen Zecher. Er wußte um Varro´s Schwäche für Eila, er wußte aber auch daß er sie nicht in sein Leben einzuordnen vermochte.

    ...lass uns über die Patrouille reden...morgen geht´s los?

    Varro hielt den Becher unangetastet in der Hand und starrte weiter in die Glut der Feuerschale. Er schien weit entrückt zu sein.

    Ocela schüttelte hilflos den Kopf und nahm einen Schluck Würzwein.

    Ocella setzte den Humpen etwas heftiger ab als nötig. Diese selbstherrliche Aufwertung seiner Person, diese bigotte Einstellung zu ihm zu allem. Welcher Gott sprach denn wenn Sabo furzte?Seine Belehrungen, sein ständiges beglucken. Ocella starrte auf den Schluck Met, der sich um seinen Humpen gebildet hatte.

    Er wandte sich sichtlich angespannt um und sah Sabo ernst an.

    Sabo ich bin 26, Vexillarius der ALA, ich stehe seit 8 Jahren unter den Adlern, habe viele Schlachten geschlagen, meine Männer vertrauen mir, glaubst du wirklich ich habe diese Ratschläge noch nötig? Glaubst du nicht auch ich bin Manns genug um in dieser Welt zu bestehen? Seine Blicke bohrten sich in Sabos blassblaue Augen.

    Ich werde den Teufel tun und mit Eila anbandeln, ich habe auch nicht vor sie oder eine reiche Römerin zu heiraten bevor ich meine Donation in Händen halte, also erspar dir deine Ratschläge und lass uns einfach einmal Brüder sein, nicht Vater und Sohn.

    Natürlich wollte er nichts von Eila. Die hatte damals nur Augen für Varro. Er war nur freundlich, mehr nicht. Welch eine Katastrophe wenn Sabo von Eilas Schwäche für Varro erfuhr, er würde sie nur um Varros wegen zu Tode vergewaltigen...und dann,...dann würde Ocella ihn töten. Ein flüchtiger Blick auf Sabo, dann nahm er den Humpen und einen tiefen Schluck.

    Ja, er würde ihn töten und sich selbst damit befreien.

    Ocella war derlei von seinem Bruder gewöhnt, es kratzte ihn nicht mehr. Kopfschüttelnd nahm er den Humpen, stieß ihn gegen Sabo´s und nahm einen tiefen Schluck. Süß explodierte der Met an seinem Gaumen und wandelte sich langsam in ein leicht herbes Ziehen bevor er Schluckte.

    Anerkennend nickte er und stellte den Humpen wieder auf den Tisch. Es sah wie Eila mit den Gästen sprach und bemerkte den Abstand den sie überall hielt.

    Er lächelte kurz. Dann meinte er, , während er den Humpen mit beiden Händen festhielt.

    Meine Eier meinst du? Er sah Sabo ernst an, gerade so als würde er den Wert eines Pferdes taxieren.

    Meine Eier sind da wo sie hingehören Sabo,...frag´dich ruhig um! Er machte eine Handbewegung und wies auf die anwesenden Gäste, die größtenteils Militärs waren.

    ...nur habe ich sie unter Kontrolle und rammele nicht alles was nicht bei drei auf dem Baum ist.

    Ursprünglich hatte er vor Sabo auf die Gerüchte anzusprechen. Angeblich ließ es der große Stecher sich es von einem Vorgesetzten besorgen...hier in der Taberna. Kaum zu glauben, daß Sabo jemand über sich und vor allem in sich duldete.

    Er nahm noch einen Schluck Met und sah sich weiter im Schankraum um. Eila war nicht zu sehen.

    Ocella zuckte bei der Spitze Sabo´s , die wie üblich zum falschen Zeitpunkt kam, ein wenig zusammen. Nun dürfte es klar sein, daß Legionäre zuweilen ihren Dampf im Lupanar abließen. Allein deswegen war Eila für ihn weiter weg als die Sterne. Er musterte seinen Bruder kurz mit einem tödlichen Blick über die Schulter und schüttelte leicht den Kopf.

    Du musst meinen Bruder entschuldigen, er ist bei der Classis und die fallen immer mit der Türe ins Haus. Meinte er dann zu Eila und um das Ganze schnell zu entspannen schob er gleich noch die Bestellung nach.

    Wir warten noch auf unseren großen Bruder,...bring´uns doch zwei Humpen Met...


    Die Torwache erkannte das Gefolge und trat zu beiden Seiten des Tores an. Salutierend ließen sie den Caesar und ihre Kommandeure einreiten.

    Nachdem sie die Wache passiert hatten meinte einer feixend,

    Wir haben vergessen sie auf Waffen zu überprüfen!

    Grinsend machten sie sich wieder auf um das Castellum vor Schaden zu bewahren. Sie waren nun die Elite, dank Caesar,...diese Erkenntnis machte ihre Brust breit.

    Ocella wunderte sich nicht über Sabo´s Bemerkung. Er hatte gerne alles unter Kontrolle und so wie es schien entzog sich Avianus dieser gerade.

    Er war angenehm überrascht als er in der Serviererin jene junge Frau erkannte die sie im Frühjahr aus den Fängen einer Räuberbande befreit hatten. Freundlich lächelte er sie an und es begann in seinen Ohren zu rauschen. Oh,...Eila nicht wahr? Natürlich hieß sie Eila, er hatte sich wochenlang mit der Möglichkeit beschäftigt sie zu rauben oder mit ihr eine Familie zu gründen. Doch sie war einfach zu schön,...zu elfengleich. Sie war ganz eindeutig nicht seine Liga. Umsomehr verwunderte ihn, daß sie hier servierte.

    Es,.. ähem, es freut mich auch dich zu sehen,...darf ich vorstellen dies ist mein Bruder Sabaco,...Sabaco,...dies ist Eila.

    Inzwischen dürften seine Ohren die Farbe des Blutes angenommen haben, doch er rief sich zur Ordnung. Ohne die Reaktion seines Bruders abzuwarten fragte er,

    Wolltest du nicht zum Lacus Brigantinus?

    Erstaunlich was er sich alles gemerkt hatte, dachte er während er verlegen lächelnd in ihren grünen Augen versank.