Beiträge von Servius Matinius Ocella

    Die Wache war wenig beeindruckt. Aquilius Bala,...na und? Da sie allesamt junge Germanen aus der Gegend waren versetzte sie der schwarzgekleidete Trupp wenig in Wallung. Allein die Nennung ihres Praefecten sorgte für abnehmende Lethargie. Der Wachhabende trat vor und meinte,

    Salve Aquilius Bala,...ich lasse dich anmelden...inzwischen müsst ihr eure Waffen ablegen!

    Ein übliches Prozedere.

    Nachdem der Tiro weg war inspizierte er noch seine Lorica Hamata. Genau an der Verschlussstelle war der Speer eingedrungen. Kopfschüttelt meinte er zu sich...Bei den Eiern von Mars,...da hab´ich wohl einfach nur Glück gehabt... Er reinigte die verbluteten Kettenglieder und ölte sie dann gut ein. Nachdenklich hängte er die Hamata auf den Rüstungsständer und nahm sich seine weitere Ausrüstung vor. Der Helm hatte eine ordentliche Beule, die sich auch an seinem Schädel als Beule nachvollziehen liess.

    Er fragte sich wann er denn den Schlag...?!

    Schulterzuckend überprüfte er Spatha und Puggio, befand sie jedoch als in Ordnung. Dann nahm er den Helm unter dem Arm, brach beim heraus gehen noch ein Stück Kuchen ab und ging kauend rüber zur Fabrica,...er konnte ja wohl kaum mit einem verbeulten Helm herumlaufen.

    Es war Ocella fast schon unangenehm....da mach´dir mal keine Sorgen Tiro, die Arbeit zahlt sich aus... er brach sich ein Stück aus dem zugeschobenem Kuchen heraus und stopfte es in den Mund. Wider Erwarten war es schmackhaft, nicht zu süß. Er kaute und nickte dann. Der Kuchen ist gut, danke Iunianus,...dann nickte er ihm ernst zu. ...auch an deine Kameraden...

    Er wandte sich wieder ab und begann seine Ausrüstung wieder zu sichten, besonders seine Tunica, sie war durchstoßen und blutgetränkt. Der Tiro mit seinem Weicheigehabe war ausgeblendet...ein Kuchen,...wo gab es denn sowas?

    Ocella starrte von dem Kuchen auf Fango und zurück auf den Kuchen. ...äähhh... fast schon betreten schüttelte er den Kopf. Noch nie hatte ihm jemand einen Kuchen gebacken, von seiner Mutter abgesehen. Dabei mochte er im Grunde keinen Kuchen, aber hier ging es um eine Geste. Die Ausbildungsturma ...in persona Arschsonne Fango, buck Kuchen für Ocella.

    Ja, nun,...Tiro,..ich äh, ich danke der Ausbildungsturma,...wie ,...wie komme ich zu der Ehre?

    Üblicherweise waren Tirones während der Ausbildung eher geneigt Morddrohungen oder -gelüste zu entwickeln als Kuchen zu backen. Er roch ja ganz gut...

    Ocella war da. Ein wenig mißmutig , ob seiner Wunde die sich nicht ganz so entwickelte wie er es sich vorstellte, oder bisher gewohnt war. Die Mist narbe brannte und vor allem juckte sie wie bekloppt. Doch kratzen sollte er sich nicht daran. Ein Ding der Unmöglichkeit. Es sei nur zu seinem Besten. Es sollte kein Dreck an die Wunde. Ocella verstand nicht so recht warum man dabei auf seine Fingernägel starrte.

    Tief in Gedanken versunken schreckte er halbwegs zusammen und wandte sich zur Türe.

    Oh nein,...der die Sonne strahlt mir aus dem Arsch Tiro Fango.

    Ocella atmete tief ein und sah Fango mit einer Mischung aus Mordlust und Gleichgültigkeit an. Er hob das Kinn und grollte,

    Jaaa,...was zum...was willst du?


    Ocella schreckte nicht direkt hoch, aber er sah Varro überrascht an. Sicher nicht, der Medicus meint, es wäre der Tränenkanal eines Erdgottes,...grinsend warf er den letzten Kiesel genau in die Mitte des Tümpels, wo er mit einem saftigem Plopp versank.

    Ich bin wieder eingeschränkt dienstfähig,...soll heißen alles außer Reiten und Kämpfen,...toll,...was denken die Kerle sich? Soll ich Ställe ausmisten oder Tabulae sortieren?

    In hilflosem Zorn knetete er seine Hände ineinander. Noch nie kam er sich so ausgesondert, unnütz und selbstmitleidig vor.

    ...sag´mal,...kannst du da nicht was machen?...Mensch Varro,...ich geh´jetzt schon vor die Hunde! Ich brauche mein Pferd, meine Kameraden...

    Dabei war ihm klar, daß Varro niemals die Anordnung der Mediziner mißachten würde. Er zog die Tunica hoch und zeigte Varro seine riesige Narbe. Ein etwa 30 cm langer Wulst rötlich blau zeugte von der Tatsache, daß er dem Tod von der Schippe gesprungen war. Sieh´mal,...alles gut,...die haben sogar schon die Fäden gezogen!

    Nein, nicht alle, Ocella puhlte einen übersehenen Faden heraus, worauf hin ein kleiner Bluttropfen in der Wunde erschien.

    Zerknirscht meinte er, ...das kommt von dem Faden,...der war etwas eingewachsen.

    Die Tunica rutsche wieder herunter und Ocella klaubte sich ein paar Kiesel vom Boden um trüben Blickes weiter den Tränenkanal zu füllen. Scheinbar hatte sich alles gegen ihn verschworen.

    Ocella sah zu wie sein Bruder die beiden Humpen quasi in einem Schluck leerte und fragte sich wie er das mit seiner Blase regelte. Die musste gigantisch sein, denn bis jetzt hatte Sabo nur gesoffen und war nicht zum Abort.

    Ohja,...Freunde kann man immer gebrauchen! Nun komm Bruder,...es ist spät. Fast zu spät für den Fremden. Denn wer in Sabo´s Zustand nicht dessen Vorstellungen entsprach hatte schnell das Nachsehen. Denn mochte er auch voll wie zehn nackte Marser sein, seine Faust war schnell und präzise.

    Ocella sah zu wie Sabo zur Türe wankte und am Rahmen stehen blieb. Er zahlte die Zeche und legte danach den Arm seines Bruders über seine Schulter.

    Ohne Tritt marsch,... So marschierten sie mehr schlingernd als aufrecht in die Nacht hinein. Er fragte sich was wohl Sabo´s Vorgesetzte sagten wenn er dermaßen abgefüllt und zugedröhnt zur Kaserne kam.

    Ocella winkte ab. Manche Geschichten sollte man besser ohne fremde Ohren hören. Und hier hatten die Wände Ohren. Lieber nicht,...ich bin ziemlich am Arsch,...Da fielen ihm auch schon die Augen ein wenig zu. Sabo´s Besuch war lieb gemeint aber er fühlte sich nicht weniger erschlagen als kurz nach dem Gefecht.

    ...sei mir nicht böse, Bruder,...ich möchte noch ein wenig ausruhen. Was ohnehin ein seltenes Gut war, denn zum Ausruhen kam ein Legionär eher selten.

    Ocella grinste seinen Bruder schief an und meinte, Danke für deinen Besuch Bruder,...und versuch bis zum nächsten Herrenabend keinen allzu großen Bock zu schießen!

    Dabei sah er seinen älteren Bruder ernst an. Ständig war er in Sorge um ihn.

    Ocella kam vom Abtritt zurück und fand seinen Bruder in einer für ihn fast typischen Situation. Als er dessen Worte vernahm sah er sich alarmiert um, doch die wenigen noch anwesenden Gäste waren entweder zu betrunken oder zu schläfrig um sich einen Reim auf Sabos Gequatsche zu machen.

    Er trat auf ihn zu, von Vorn, ...in seinem Zustand war es besser ihn nicht unnötig zu überraschen und klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch.

    Ich denke es ist an der Zeit zu gehen Bruder,... Er nickte dem Fremden zu, der sicherlich froh war mit dem wüst aussehenden Grobian nicht mehr alleine zu sein.

    Gut,...entgegnete Ocella auf Sabo´s Lippenbekenntnis. Ich zweifele an Dir? Ocella sah Sabo vergnügt an. Du weißt, daß ich dein Bruder bin, und als solcher stehe ich dir bei, ...aber es gibt Grenzen. Du weißt, daß du ein etwas schwieriger Mensch bist Sabo,...ich liebe dich und wünsche dir das Beste, aber ich schwöre dir, wenn du hier nochmal irgendetwas abfackelst stehst du alleine da! Er hatte schon länger das Gefühl, daß Sabo seine Finger beim Brand der Silva Nigra im letzten Winter hatte.

    Nimm dich zusammen und hör auf mit deinem Neid und deiner Rachsucht. Du lebst dein Leben und ich meins,...wir sind und wir werden einen Teil unseres Weges gemeinsam gehen.

    Er richtete sich stöhnend auf und legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter.

    Du kannst nicht teilen sagst du? Er schüttelte traurig lächelnd den Kopf. ...das brauchst du nicht Bruder, denn ich werde immer in deinem Herzen sein.

    „Der Fuß war schon fast geheilt, nur noch ein leichtes hinken war zu sehen, doch nach dem Kampf war es wie nach der Verletzung in den Bergen.“ Die Zehen bewegen ging ja noch in etwa, doch an drehen war nicht mehr zu denken. „Den Göttern sei dank wenn es keine Brüche sind. Doch ich hörte Verstauchungen könnten noch
    schmerzhafter sein und dabei war ich so froh wieder hier zu sein“
    , fügte er leise hinzu.

    Luscinus hatte genug gesehen und gehört. Er nickte, drehte sich um und werkelte an einem Tiegel herum. Wenn etwas gebrochen wäre würde es nach so langer Zeit schon anschwellen und zwar rot und nicht blau...du wirst dich zunächst ausgiebig waschen, dann lässt du dir von einem Kameraden die Salbe auf Arm und Fuß schmieren. Das ganze machst du drei Tage lang. Sollte es nicht besser werden, kommst wieder hierher,...aber ich denke du hast ein paar starke Prellungen, die müssen abschwellen, deshalb schonen...komm nach drei Tagen hierher,...ich denke aber dann hast du das Schlimmste überstanden!

    Er reichte dem Kameraden einen Tiegel mit Salbe und ein Bündel Binden. Du solltest versuchen die Gelenke immer wieder zu nutzen,...also leichte, drehende Bewegungen bis zur Schmerzgrenze...

    "Varro ist nicht mein Vorgesetzter. Mich aus dem Lager werfen ist alles, was er kann. Darüber hinaus muss er bei den Offizieren der Classis vorsprechen und ihnen sein Leid mit mir klagen. Was will er denen sagen? Dass ich mich auf das Wort der von ihm ausgebildeten Wache verließ, die mich wegen eines Notfalls durchwinkte?"


    "Der Dienst an Rom ist gefährlich, Ocella, keine Frage. Wir alle gehen diesen Weg, weil es etwas gibt, das uns mehr wert ist als die eigene Sicherheit. Aber ich will dich nicht verlieren, nur weil du diesem Germanicus irgendetwas beweisen willst. Unter seinem Kommando geschah das hier."

    Ocella rief sich innerlich zur Ordnung. Die Wunde schmerzte umso mehr wenn er sich verkrampfte. Wenn er sich aufregte neigte er dazu sich zu verkrampfen.

    Er atmete tief ein und aus,...zählte die Zeit bis er eingeatmet hatte, atmete die gleiche Zeit aus.

    Hör´zu Sabo,...piss Varro nicht an´s Bein. Der hat hier mehr Einfluss als der verdammte LAPP.

    Ocella schüttelte langsam den Kopf. Wie dumm und verbohrt Sabo doch war. Hielt sich für raffiniert. Doch würde ein Wort von Varro genügen und Sabo wäre seinen Posten los. Er würde versetzt werden und irgendwo an einem Standort am Arsch der Welt irgendwelche Tore bewachen.

    Der Dienst an Rom ist wie er ist, wir werfen hier niemanden vor wenn einer von uns verletzt oder getötet wird. Im Gefecht sind wir am Ende ausserhalb der Formationen auf uns gestellt.

    Er sah seinen Bruder ernst an als er fortfuhr.

    Varro hat mir im Laufe der Zeit schon so oft das Leben gerettet, daß selbst du in seiner Schuld stehen würdest, hättest du auch nur ansatzweise ein Gespür dafür...ich muss ihm nichts beweisen, wir sind Brüder in Waffen, das verbindet, ebenso wie uns beide der Zufall der Geburt. Ihr seid keine Konkurrenten!

    Ocella wußte, daß es wenig Sinn machte an die Intelligenz oder Integrität seines Bruders zu appellieren, wenn dieser sich in seinem Ego touchiert wähnte.

    ...tu´uns beiden einen Gefallen, leg´dein Bandengehabe endlich ab und diene wie es sich für einen Matinier ziemt. Du bist Suboptio beim Mars,...leg´dich nicht immer mit allen an, sonst bist du nicht nur Suboptio gewesen, sondern hast bald die Dauerkarte im Latrinenputzen...und da dir das nicht gefallen wird, wirst du abhauen,...desertieren,...rate mal wer dich dann jagen wird?...die Classis?...oder die schnellste Einheit in der Nähe?


    Als die Schritte verklungen waren, setzte Sabaco sich wieder auf den Scherenstuhl am Kopfende von Ocella, das Schwert ließ er auf dem Tisch liegen. "Netter Kerl, dieser Varro." In seiner Stimme schwelte das Gift der Eifersucht, auch wenn Sabaco sich alle Mühe gab, den Klang zu unterdrücken.

    Ocella saß auf heißen Kohlen als Varro und Sabaco einander beschnüffelten. In freier Wildbahn hätte er keinen Pfifferling für

    Sabo´s Leben gegeben. Sabo war ein provozierender Bastard, ein emotionaler blindwütiger Totschläger. Varro eine eiskalte Tötungskreatur. Während Sabo alles platt machte, vermied Varro überflüssige Bewegungen, taxierte seinen Gegner und entschied sich für eine Vorgehensweise. Diese war immer zum Nachteil des Gegners,...immer.

    Verdammt, Sabo! Es gibt ein paar Leute mit denen man sich nicht anlegen sollte, vor allem nicht in deren Revier,...du bist nicht mehr in der Urbs! Kopfschüttelnd sah er seinen Bruder an. Er war sicher, Varro hatte nur seinetwegen keine weiteren Schritte eingeleitet. Du bist manchmal wie ein Strassenköter! So,...er klopfte auf seine Bettkante. Gwendolyn,...ich warte!

    Es hatte keinen Sinn seinem Bruder ins Gewissen zu reden oder zu einem rationalem Vorgehen anzuhalten...

    "Mir hat einer dieser Barbaren mit seiner Keule auf den rechten Arm geschlagen, zuerst war er taub und bewegungslos, seit der Nacht schmerzt er wie irre. Außerdem schmerzt mein rechter Fuß noch immer seit dem Unfall in den Bergen." Dies berichtete Tisander während er zu dem zugewiesenen Behandlungsraum ging.

    Luscinus nickte und bat Tisander sich freizumachen und dann auf einen der Stühle platz zu nehmen. Dann nahm er vorsichtig den Arm in Augenschein. Er war blau-schwarz und geschwollen. Ebenso der Fuß.

    Kannst du den Arm bewegen?, also heben, im Gelenk drehen, den Bizeps anspannen? Es sieht erstmal nicht so aus als sei er gebrochen...dann den Fuß, beweg´ihn mal,...so im Gelenk drehen, die Zehen einzeln bewegen. ...zeig´mir mal was du alles bewegen kannst...Luscinus vermutete starke Prellungen im Arm und eine Verstauchung im Fuß, das würde jedoch erst das Bewegungsprofil zeigen.

    Luscinus kam gerade um die Ecke um nach Ocella zu sehen, doch der winkte ab und wies mit dem Daumen nach draußen. Da braucht dich einer dringender als ich... Luscinus nickte, sah sich trotzdem Ocellas Wunde an und nickte. Dann ging er zur Tür wo Sabo stand und sie vollends versperrte.

    Salve, Matinius,...was machen die Zähne...?

    Die durften wohl noch in Ordnung sein,...sonst wäre der gute Matinius schon längst wieder hier gewesen.

    Er nutze eine Lücke die Sabo ihm ließ um zu seinem Patienten durchzuschlüpfen.

    So,...meinte er zu Tisander während seine Blicke ihn taxierten.

    ...was hast du denn? Rein Äußerlich war ausser ein wenig Dreck und Blut wenig zu erkennen. Offenbar einer von dieser Patrouille...Na komm,...Luscinus wies ihm den Weg in einen freien Behandlungsraum.

    Fassungslos sah Ocella Sabo an. Dieses unbekannte Kapitel seines Lebens weckte Befürchtungen in ihm, Befürchtungen in seinem ihm eigenen Zorn eine große Dummheit gemacht zu haben.

    Die Unterbrechung ihres gemeinsamen Weges lag weniger an Varro, sie lag an der extremen Richtung die Sabo einschlug. Zu dieser Zeit war er für sich der König der Welt, Nichts und Niemand konnte ihm widerstehen.

    Es war nicht so, daß er es nicht versucht hatte, doch Sabo war nun einmal so wie er war...und bevor ein unversöhnlicher Streit oder schlimmeres geschehen konnte zog er es vor Sabo und seine Bande zu verlassen. Still heimlich und leise, denn Sabo, so glaube er damals hätte ihn niemals freiwillig ziehen lassen.

    Daß er wegen einer Frau die Kurve bekommen haben sollte erschien ihm angesichts der Zügellosigkeit Sabo höchst unwahrscheinlich, aber im Licht der Ereignisse möglich. Er suchte Trost für den Verlust des Bruders und fand sie in Gwendolyn und ihrer Familie...bis...

    Ocella stützte sich auf seinen Ellenbogen und sah Sabo an. Sabo,... er sah sich um, doch sie waren alleine. ....was hast du getan Sabo? Alles in ihm zog sich zusammen.

    Ocella hörte seinem Bruder zu. Er genoss dessen prahlerische Geschwätzigkeit. Sie zeigte ihm, daß er noch am Leben war.

    Nein, ich hab´keine Ahnung wer die waren, ...die meisten waren wohl eher jung und übermütig...nicht handverlesen, ...eher ein zusammengewürfelter Haufen.

    Der Kampf gegen solche Gegner barg eine gewisse Tücke. Man konnte sie oft nicht abschätzen und so gelang ihnen mancher Glückstreffer. Na ich weiß nicht,...wenn man nicht weiß wer die Kerle waren sollte man nicht unbedingt ringsum alles platt machen. Wozu auch? Um noch mehr gegen uns aufzubringen?

    Mühsam drehte er sich ein wenig auf die Seite um die Wunde zu entlasten. Tief einatmend ruhte er eine Weile und sah dann seinen Bruder an. Er wußte, daß Sabo die These der verbrannten Erde vertrat, jedoch war sie nicht immer zielführend. Wer wußte schon wieviele dieser Barbaren weiter hinten im Osten lauerten?

    Nickend bestätigte er seine Kenntnis über die schnellen Patrouillenboote, er sah sie manches Mal den Rhenus befahren.

    ...hey,...alle Achtung, so eins kommandierst du jetzt? Hast es ja schnell zu was gebracht!

    Was ihn ein wenig wunderte, normalerweise saß Sabo inzwischen im Carcer oder mußte irgendwelche Strafarbeiten versehen.

    Es freute ihn, daß es seinem Bruder gut ging und daß er eine Aufgabe hatte die ihm offensichtlich lag.

    ...und jetzt,...wer zum Henker ist Gwendolyn?

    Achso,...entgegnete Ocella und machte eine wegwischende Bewegung. Die Mühe kannst du dir sparen,...von den Barbaren lebt kein einziger mehr,... sein Blick wurde kurz leer als er von den Erinnerungen übermannt wurde. Ich habe eine Menge Glück gehabt,...der Treffer war wohl von der Hamata abgeleitet,...ein wenig weiter in die Mitte und ich wäre nicht mehr.

    Er hob die Tunika und zeigte seinem Bruder die gut heilende große Narbe eine Handbreit über der Hüfte. Morgen wollen sie die Fäden ziehen,...und wenn alles klar geht bin ich nächste Woche wieder auf dem Damm. Was optimistisch war. Er ersparte seinem Bruder die Einzelheiten. Fakt ist er wäre beinahe drauf gegangen.

    Erfreut lauschte er Sabo´s Erzählungen über seine Einheit. Er nickte zuweilen und fragte nach wenn er etwas nicht verstand.

    Gubernator? Hört sich an wie ein Gladiator...und was ist ein Naves Iusoriae? Sabo war, wie es schien endlich irgendwo angekommen. Ocella hatte ihn lange nicht mehr so ausgeglichen gesehen.

    Ocella schreckte aus seinen Träumen auf und sah in das grinsende Gesicht seines Bruders. Oh,...ich denke das haben schon ein paar garstige Waldläufer versucht, aber sie waren schlampig!

    Mit einem schmerzverdrängenden Grinsen kam er hoch und umarmte seinen Bruder. Überraschenderweise war der Geruch von Muff und leichter Fäulnis gewichen.

    Nach der Umarmung setzte er sich auf die Bettkante und meinte, ...der Posten bei der Classis scheint dir zu bekommen!?

    Er grinste Sabaco an. Immerhin darfst du dich frei bewegen und ziehst keine Fliegen mehr an. Er hoffe daß sein Bruder, angesichts seiner momentanen Situation, auf seine übliche Reaktion in Form eines brüderlichen Schlages, verzichten würde.

    Ocella lag auf seiner Pritsche und dümpelte vor sich hin. Die Kumpels waren wieder weg und er hatte Langeweile. Luscinus kam regelmäßig vorbei und sah nach dem Rechten. Die Wunde war entgegen erster Prognosen gut verheilt und morgen wollte man die Fäden ziehen, damit sie nicht einwuchsen. Trotzdem durfte Ocella nichts weiter tun als sich nur so zu bewegen, daß er nichts in der Wunde spürte. Kein Ziehen oder Zerren war erlaubt. Anfangs hatte er noch eine Heideangst gehabt. Die Kerle murmelten was von potentiell und Darmverschlingung...und was zum Geier war Mundstuhl?

    Doch bald schon gab es Entwarnung. Obwohl Ocella es seltsam befremdlich fand als der Medicus und seine Helfer seinen Haufen inspizierten. Occultes Blut suchten sie. Nix, sein Scheiß war in Ordnung!

    Nicht in Ordnung war der Fraß,...nur Suppen ohne Schmackes, kein Brot, kein Puls.

    Ocella hatte den Eindruck er wurde schon dünner...wann kam er hier endlich wieder raus?