Ocella´s Zustand war in etwa vergleichbar mit einer extrem durchzechten Nacht, er nahm alles wie durch einen Schleier wahr, dumpf und stumpf drangen Geräusche zu ihm. Er hatte Durst. Immer wieder tauchten vor seinem Gesichtsfeld helle Flecken auf und wischten an ihm vorbei. Er wurde müde, alles in ihm schrie nach einem Bett oder einer Stelle wo er einfach nur liegen konnte. Seine eiserne Disziplin ließ ihn im Sattel bleiben und die Tatsache, daß sie alle ein wenig in sich gekehrt und mit sich selbst beschäftigt warenließ sein Lebenslicht langsam unbemerkt verlöschen. Neben ihm tauchte ein Reiter auf und schrie flüsternd auf ihn ein. Ocella wandte sich der Stimme zu,...war es die Stimme von Varro? Nein,...es war die Stimme seiner Mutter, ganz sicher! Aber was machte seine Mutter den hier bei der Arbeit? War etwas mit Sabo?
Ocellas Augen waren rötlich verquollen. Seine recht Hand hielt eines der Sattelhörnchen, während seine linke die juckend, brennende Stelle an seinem Bauch hielt.
Mutter,...was,...was...? Ein Blitz fuhr ihm ins Gesicht, instintiv riss er seine Hände hoch, was...?
Ocella verlor durch die ruckartige Bewegung in seinem blutverschmierten Sattel den Halt und fiel seitlich herunter. Sein Pferd blieb augenblicklich stehen. Die Kolonne braucht unwesentlich länger, doch die Hufe des nachfolgenden Pferdes verfehlten ihn, was nicht zuletzt der Marschordnung geschuldet war. Irgendein alter Startege hatte die zwei Pferdelängen Abstand nach einem Gefecht wohl aus praktischer Erfahrung eingeführt.
Ocella fühlt sich wie auf der Außenseite in einem Strudel, Hände halfen ihm, doch er kam nicht auf die Beine, er sah verschwommene Gesichter, Varro,...das war Varro. Ocella weinte, es tat ihm leid, daß er in diesem Zustand war, gelobte Besserung. Er wollte zurück auf sein Pferd, doch er konnte nicht gehen, geschweige denn stehen. Sie schafften ihn an die Strassenseite, legten ihn auf seinen Mantel. Jemand entfernte seine Hamata, schnitt seine Tunika an der Seite auf. Er bekam das zischende Geräusch nicht mit, als die Umstehenden sich abwandten angesichts seiner Verletzung. Eine Hand strich ihm die schweißnasse Stirn, eine andere Hand hielt die seine. Varro?!...Varro?...ich...ich muss zu Sabo,...Mutter,...Mutter war hier... Er stand auf. Fühlte sich leicht und unbeschwert. Unter einem ordentlichen Furz drückte er sein Kreuz durch und spuckte auf den Boden. Sein Blick fiel auf die Gruppe die da am Boden vor einem Kerl knieten oder standen.
Was machten die denn für Gesichter? Wulfgar, Thorwald, Harald, was denn... heulen die? Dann der kleine Fango,...und Varro. Was? Wessen Hand hielt Varro da? ...und da,...der Praefectus Terentius ...der eitle Pfau Calenus...neugierig schob er sich vor um zu sehen wer da lag. Uff,...durchfuhr es ihn. Zugleich mit der Erkenntnis durchflutete ihn ein irrsinniger Schmerz der ihn niederstürzen ließ. Aauuuuu,...verdammt, wer puhlt mir denn da ...lass das du Sack, sonst tret ich dir...ooooaaaou...
Alles tat weh,...alles. Ocella atmete vorsichtig und ließ zu, daß man ihn verband und auf die Beine half. Mit zusammengekniffener Miene sah er in erleichterte Gesichter.
Was?...noch nie vom Pferd gefallen?...Marschordnung herstellen...auf auuuuuu...ffff. Da gab heute erstmal nichts mit reiten. Sie hievten ihn auf das Fuhrwerk mit den Gefallenen. Er lehnte mit dem Rücken gegen einen mit seinem roten Mantel bedeckten Körper, liebevoll tätschelte er die Stelle wo er die Schultern vermutete. Gute Reise mein Bruder,...ich komme heute noch nicht mit.
Kurz darauf verfluchte er innerlich die Strassenbauer, weil einfach jeder Stein seinem Gedärm seine Position meldete. Brachte das eigentlich Unglück,...mit all den toten Brüdern? Ach, Scheiß auf Unglück! Wenn er das überleben würde, dann...Ocella schlief ein und besorgte Gesichter wandelten sich in feixende Mienen. Ocellas Schnarchen übertönte sogar die Marschgeräusche.