Beiträge von Phryne

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    Tatsächlich überlegte Atticus ob Kaeso ein Sklave war, als er die Narben auf dem Rücken des Jungen sah. Doch spielte der Stand des jungen Mannes im Kult der Kybele keine Rolle. In die Gemeinschaft konnte jeder aufgenommen werden, ganz gleich ob Senator oder Sklave. Solange er sich an die Geheimhaltung hielt und die Große Mutter ehrte.


    Als Kaeso sein grasgrünes Gewand angezogen hatte, lächelte der Gallus. Er selbst legte sich eine Stola mit Glöckchen und Troddeln um und hielt auch dem jungen Mann ein Schultertuch hin, mit dem er seinen Kopf bedecken konnte. Klingelnd und klimpernd griff der Priester nach der Räucherschale und streute Weihrauchkörner auf die glühende Kohle. Er umwanderte Kaeso und ließ den duftenden Qualm in die Falten des Gewandes und Kaesos schöne dunkle Locken wabern.


    Hiermit reinige ich deine Aura. Lass alle negative Gedanken los. Versuche vor der Göttin rein zu werden. Folge mir, Kaeso.


    Dann gab der Gallus Kaeso einen Wink. Sie umrundeten den Tempel und standen bald vor der untersten Stufe des Podiumtempels. Aus dem Nachbartempel ertönten Gesänge und das Klappern und Sirren des Sistrums. Die Isis-Priester begrüßten den Tag und ihre Göttin.
    Claudius Atticus drückte Kaeso die Patera und eine Karaffe mit Wein in die Hand. Er selbst nahm einen Korb mit Obst. Mit der freien Hand hob er den Saum seines langen bunten Gewandes. In tiefer Meditation mit brüchiger alter Stimme ein frommes Lied singend stieg der Gallus die Stufen zum Tempel empor.

    Unglaublich! Entweder war Flore dumm, sich nicht um die Missgunst ihrer Mitbürger zu scheren, oder sie hatte einfach keine Ruf zu verlieren. Vermutlich war sie ohnehin eine stadtbekannte Billighure, die es in den Hinterzimmern der Taberna mit jedem trieb der 2 Asse auf den Tisch legte. Da konnte man natürlich gelassen sein, wenn man die Brut eines Verbrechers trug. Das Kind konnte ja von jedem Säufer und Schwerenöter Mogontiacums sein. Phryne jedoch wollte nicht in diese Schublade.
    Außerdem war Flore anzumerken, dass sie Phryne nach wie vor misstraute. Sie blieb sparsam mit ihren Worten. Also musste die Libertina nachlegen.


    Es freut mich zu hören, dass du Unterstützer hast und allem Anschein nach keine Befürchtungen für dich und dein Kind hast. Ich hätte dir sonst meine Unterstützung angeboten. Mein Haus ist groß und wir hätten uns die Kindererziehung teilen können. Du könntest die Taberna verlassen und dir als Amme ein Zubrot verdienen. Doch wenn du das nicht nötig hast, bin ich ja beruhgt.


    Insgeheim hatte Phryne überlegt ob sie die Geburt verheimlichte und dann Flore ihr Kind unterschob. Doch die Schankmagd schien keinen Bedarf an einer Untertützung zu haben. Phryne nahm ihren Becher und leerte ihn in einem Zug. Sie winkte Korone zu sich.


    Noch einen Becher von dem leckeren Trank, Korone. Du auch, Flore?


    Der Gallus holte Kaeso nach seinem Frühstück ab. Sie traten auf die Rückseite des Tempels. Dort befand sich ein kleines Gebäude in dem die Kultgeräte aufbewahrt wurden. Der Priester der Kybele trat in das Innere des Gebäudes und holte mehrere Gegenstände hervor. Eine Patera, eine Räucherschale mit Handgriff, eine Waschschüssel und eine kleine Tonflasche. Zwei kratzige alte Handtücher, zwei Stoffbahnen für den Lendenschurz und zwei bunte Gewänder lagen ebenfalls bereit.


    Zieh dich aus, Junge!


    befahl der Gallus und legte selbst seine Tunika ab. Dürr und mit hängender, faltiger Haut stand er nackt vor Kaeso. Und das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Der Kennerblick konnte den Kastraten erkennen. Wie es sich für einen echten Priester der Kybele gehörte, hatte sich Claudius Atticus einst in mystischer Trance selbst entmannt.


    Der Priester wartete bis Kaeso sich ebenfalls entkleidet hatte. Mit einem Lächeln in den Mundwinkeln beobachtete der alte Mann wie der Junge fror. Sein Blick hatte etwas Anzügliches. Allerdings nur einen kurzen Augenblick, dann hatte sich der Priester wieder im Griff. Er schüttete Wasser aus dem Brunnen in die Waschschüssel und begann sich mit dem kalten Wasser von Kopf bis Fuß zu waschen. Am Schluss goss er sich den Rest mit einem beherzten Schwung über den kahlen Schädel.
    Nachdem er die Schüssel erneut mit Wasser gefüllt hatte, nahm der Gallus eines der Handtücher und rubbelte sich trocken.


    Nun bist du dran, Kaeso.


    Er selbst griff nach der Tonflasche, goss sich duftendes Öl in die Hand und rieb sich damit ein. Seine alten aber wachen Augen beobachteten jede Bewegung des Mysten. Man konnte erkennen, dass Atticus gefiel was er beobachtete. Kombiniert mit der Öleinreibung konnte Kaeso erkennen wie sich sein alter, faltiger Freund vor Genuss aufzurichtete. Dann zog der Alte einen frischen Lendenschurz und das sehr feminin wirkende goldgelbe Gewand mit vielen Falten, Borten und Troddeln an.

    Phryne stelte mit Genugtuung fest, dass ihr Ablenkmanöver geglückt war. Wenn Flore den Wein gewählt hätte, hätte die Libertina versucht die Konkurrentin betrunken zu machen um ihr dann den Trank einzuflößen. Aber so war es ja noch viel einfacher.
    Doch so ganz war das Eis noch nicht gebrochen. Natürlich nicht. Flore war nicht dumm. Eine gewisse Bauernschläue konnte man ihr durchaus zusprechen und wenn sie nicht so erbitterte Konkurrentinnen um die Gunst eines bestimmten Mannes gewesen wären, hätte sich Phryne durchaus eine gute Zusammenarbeit mit Flore vorstellen können. Nun ja, vielleicht war dafür die Gelegenheit, wenn das leidige Kinderthema erst durch war. Phryne schaltete also auf den Honigtopf-Modus und säuselte.


    Ich habe nachgedacht, Flore. Als ich hörte, dass Appius ... äh Gurox verhaftet wurde, ist für mich zunächst eine Welt zusammengebrochen. Ich hatte mich darauf gefreut, die Mutter seines Sohnes zu werden und mit ihm gemeinsam ein kleines Imperium der Unterwelt zu regieren. Mit meinen Beziehungen hätten wir hervorragend harmoniert, geschäftlich wie auch... privat. In diesem kleinen Universum war leider kein Platz für dich und dein Kind. Versteh das nicht falsch - es war unpassend.


    Die Schauspielerin trank einen großen Schluck ihres Tranks. Korone hatte zwei verschiedene Kräutertränke gebraut. Für Phryne einen leichten Brennnesseltee für Flore die Abtreibungsmischung stark und unverdünnt. Die Dosis, die man sonst über den Tag verteilt trinken sollte in einem Becher. Phrynes Trank schmeckte sanft und leicht nach Honig. Sie zauberte erneut ein Lächeln auf ihre Lippen.


    Nun aber ist alles anders. Gurox hat sich als Verbrecher der schlimmsten Art entpuppt und das fatale daran ist, dass er sich dabei auch noch so dumm angestellt hat. Ich dachte, er wäre ein Verbrecher mit Hirn, der im Dunkeln seine Geschäfte macht und nach außen als Saubermann dasteht. Doch sein übermäßiger Trieb ist ihm zum Verhängnis geworden. Und uns damit auch. Wir beide müssen nun Spießrutenlaufen. Wenn bekannt wird dass wir schwanger sind, werden die Leute in der Stadt mit dem Finger auf uns zeigen. "Seht, die Huren des Verbrechers! Sie tragen seine Brut! Verbannt sie aus unseren Augen!"


    Wild gestikulierend untermalte Phryne ihre Aussagen und sah dann die Schankmagd an.


    Für mich ist das eine Katastrophe, denn gerade versuche ich mich von dem Makel der Freigelassenen in die Schicht der geachteten Bürger Mogontiacums zu erheben. Ich komme von ganz unten, Flore. Dort will ich nicht mehr hin. Und auch für dich wird es nur Nachteile haben. Die Schergen von Gurox, die nicht festgesetzt wurden oder von euch beiden wussten, ahnen auch wessen Kind du bekommst. Und sie werden es dafür hassen. Dazu kommt, dass sie glauben werden, dass du auch zu ihnen ins Bett steigst. Eine, die es mit einem Verbrecher treibt, macht doch für jeden die Beine breit. Haben sie es schon versucht? Es wird nicht mehr lang dauern, dann werden sie dich zwingen ihnen zu Willen zu sein. Am Ende bleibt für dich ohnehin nur die Prostitution. Was willst du jetzt schon arbeiten? Schwanger und später mit einem Kleinkind. Wer nimmt dich da in eine Anstellung?


    Phryne richtete sich auf. Sie sah Flore tief in die Augen.


    Wir müssen zusammenhalten, Flore. Und gegenseitig helfen. Gemeinsam können wir stark sein.

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    Gallus


    Der erste Morgen begann früh für den neuen Mysten. Der alte Gallus, Claudius Atticus, stand mit dem ersten Hahnenschrei auf. Wie die meisten alten Leute brauchte er nicht viel Schlaf. Er klopfte an die Tür des Versammlungsraumes in dem sich der junge Kaeso für die Nacht auf einer einfachen Schilfmatte unter einer Wolldecke zusammengerollt hatte und trat dann ein.


    Eos tanzt bereits über den Himmel, Kaeso. Es ist an der Zeit aufzustehen, um der Großen Mutter und ihrem Gefährten Attis zu huldigen. Sei so gut und hole Wasser aus dem Brunnen, der sich zwischen den beiden Tempeln befindet. Es ist heiliges Wasser. Vergiss nicht ein Dankgebet zu sprechen.


    Der alte Priester deutete auf zwei Holzeimer die bereits an Seilen von einem Joch baumelten. Mit diesem würde Kaeso das Wasser holen können.


    Danach sieh zu ob du von den Isis-Priestern ein wenig Brot bekommen kannst. Sie bekommen jeden Tag eine Lieferung und geben mir davon ab. Es sind auch noch Reste vom Kultmahl gestern übrig. Nach dem Morgenmahl treffen wir uns vor dem Tempel zur rituellen Reinigung. Du kannst dies hier anziehen.


    Er deutete auf eine einfache, weiße und bodenlange Tunika. Dann drehte sich der Gallus um und verschwand.

    Der misstrauische Blick Flores war Phryne nicht entgangen. Und der dazu passende Kommentar ließ die Libertina ahnen, dass sie vorsichtig sein musste.


    Es ist so ein typischer Kräutertrank mit blumigem Namen. Wie war das gleich "für glückliche 9 Monate" oder so. Du weißt schon, so was mit allem was nicht schadet und gut schmeckt, so dass die Frauen ihn fleißig jeden Monat kaufen. Bei so vielen Geburten, wie sie hier in der Stadt Jahr für Jahr stattfinden ein einträgliches Geschäft für die Hebamme. Wahrscheinlich ist es gefährlicher eine Karaffe Wein unvermischt zu trinken als einen Becher dieses Tees. Möchtest du lieber Wein?


    Nun war Phryne aber gespannt was Flore antworten würde. Sie hob die Hand um Korone zu winken, damit diese dem Gast jeden Wunsch erfüllen möge.


    Glaucus öffnete die Tür. Er wusste, wen seine Herrin erwartete. Wenn dieses vorlaute Schankweib nicht so ein loses Mundwerk hätte. Unverholen taxierte der Wachsklave Phrynes die Kurven Flores. Sie gefiel ihm.
    "Salve, Flore", begrüßte er sie. "Phryne erwartet dich".


    Er führte Flore ins Atrium, wo sie von Korone übernommen wurde.



    Die Leibsklavin bedachte Flore mit einem herablassenden Blick. Unverschämtes Weibsstück! Sie würde sich noch wundern. Dann geleitete sie Flore ins Triclinium. Mehrere Kohlebecken erwärmten den Raum. Es war kuschelilg warm. Phryne lag, in ein weites gelbes Kleid gehüllt auf der mittleren Kline. Vor sich stand ein Tisch mit verschiedenem Gebäck. Zwei Becher mit dampfender Flüssigkeit warteten darauf getrunken zu werden.


    Flore! Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Nimm an meiner rechten Seite Platz.


    Sie wartete bis ihre Konkurrentin es sich auf der Kline bequem gemacht hatte. Korone brachte ein Wasserbecken, das nach Orangen duftete und in dem kleine Orangenschalenstücke schwammen. Die Sklavin wusch der Schankmagd die Hände und die Füße, dann trocknete sie mit einem Handtuch ab.


    Ich habe Gebäck auftragen lassen und ich hoffe es ist dir recht, dass wir einen heißen Trank zu uns nehmen. Ich habe mich von der Hebamme Susina Alpina beraten lassen. Sie empfiehlt diese Kräutermischung für die Schwangerschaft. Soll Wunder wirken: gegen Übelkeit und Kreislaufstörungen und natürlich dem Kind helfen.


    ... vorzeitig auf die Welt zu kommen dachte die Freigelassene bei sich.


    Möchtest du etwas Honig in deinen Trank?

    Zufrieden stellte Phryne fest, dass der Gallus wie erwartet Kaeso Obdach gewährte. Als sie sich an diesem Abend, nach einer erbaulichen Kultfeier von Kaeso verabschiedete, nahm sie den jungen Mann noch Beiseite.


    Es freut mich, Kaeso, dass du hier die Gelegenheit hast, ein wenig zu dir zu finden und einige Tage der Ruhe und spirituellen Erfüllung zu erfahren. Aus dieser Ruhe und Abgeschiedenheit würde ich dich dann gerne zur Saturnalienfeier bei dem Alenpraefect Iunius Seneca entführen. Möchtest du mich zu diesem ausgelassenen Fest begleiten?

    Phryne wartete auf ihre Konkurrentin. Heute spürte sie zum ersten Mal die Schwangerschaft. Beim Aufstehen wurde ihr schwindelig und ihre Brust spannte unangenehm. Sie würde das Strophium lockern müssen.
    Eine Schwangerschaft passte der auf ihr Äußeres bedachten Phryne so gar nicht in den Kram. Jetzt in der Anfangsphase machte es sie noch attraktiver, dessen war sie sich bewusst. Der größere Busen, das Glänzen in den Augen, der weiche wiegende Gang. Aber in einem halben Jahr würde sie einem rollenden Fass gleichen, einem Walross auf zwei Beinen. Unförmig und hässlich! Phryne hatte all die Jahre pingelig darauf geachtet, dass sie nicht schwanger wurde. Sie hatte Pessare aus Schwämmen mit Essig und Alaun benutzt, hatte mit Kupferlösung gespült und Granatapfelschalen ausgekocht um Bäder und Spülungen zu machen. Jede erdenkliche Möglichkeit hatte sie ausgeschöpft. Zwei Mal hatte sie abtreiben müssen. Beide Male hatte sie die Schwangerschaft früh bemerkt und gleich einen entsprechenden Trank bereitet. "So schwanger" wie jetzt, wo die Blutung schon fast 4 Wochen ausgeblieben war, war sie noch nie gewesen.


    Phrynes ganzes Kapital war ihr Aussehen, ihr begehrenswerter Körper, die verführerischen Bewegungen, die Eleganz und die eingeübten Tricks mit denen sie die Männer umgarnte. Einmal schon hatte sie Glück gehabt und einen ganz dicken Fisch an Land gezogen. Dann noch dieser Antoninus aus Rom, der war auch ein Mann ganz nach ihrem Geschmack gewesen. Jetzt aber hatte sie nur noch Nieten gezogen. Das Tächtelmächtel mit Kaeso war kurzweilig gewesen, aber er taugte definitiv nicht als Vater ihres Kindes und von Appius - nein Gurox - hatte sie sich täuschen lassen. Seine Dominanz hatte sie gefesselt. Dabei hatte sie seine Verbrechernatur übersehen oder übersehen wollen. Wie auch immer.


    Eigentlich war es höchste Zeit für ein Kind. Phryne zählte 28 Sommer. Sie war spät dran um Mutter zu werden. Doch eigentlich hoffte sie darauf, auch in Mogontiacum noch einen Mann mit viel Geld und Ansehen in ihr Bett zu locken. Wie sollte sie das nun, mit dickem Bauch oder später mit einem Kind? Welcher Mann würde sie da noch ansehen?
    Mit sorgenumwölkter Stirn lag sie auf der mittleren Kline des Tricliniums und trommelte ungeduldig auf das Holz der Liege. Wo blieb dieses Flittchen?


    Korone


    Was für eine Zicke! Was glaubte sie eigentlich zu sein? Glaubte sie die Sonne schiene aus ihrem süßen Hintern? Korone lächelte ein geübtes Zuckerbäckerlächeln und nickte.
    "Dann erwarten wir dich."
    Ohne ein weiteres Wort und ohne Verabschiedung drehte sich Korone um und verschwand aus der Taberna.


    Korone


    Siehe da, plötzlich erschien die Gesuchte im Kücheneingang. Die Begrüßung war alles andere als freundlcih. Doch was hatte Korone anderes erwartet?
    "Salve, Flore!" begrüßte die Sklavin die Schankmagd. Sie nahm sich vor, nur ihre Botschaft zu überbringen und sich nicht über das Verhalten der anderen zu ärgern.
    "Phryne schickt mich. Sie hat nachgedacht. Und nachdem es ja nun so ist, dass keine von euch beiden Gurox noch für sich beanspruchen kann, da er, so wie es den Anschein hat, gefangen gesetzt und wohl den wilden Tieren im Circus als Extraration dienen wird, läd sie dich zu sich ein. Sie möchte Frieden mit dir schließen. Schließlich tragt ihr beide ein Kind von ihm und da solltet ihr zusammenhalten. So zumindest sieht es meine Herrin. Sie möchte dich deshalb zu sich einladen und mit dir besprechen, wie ihr auf die veränderten Bedingungen reagieren wollt. Es betrifft euch ja beide und mit Sicherheit wird es nicht einfach werden, als Trägerinnen der Brut eines Verbrechers!"


    Korone machte eine Pause um zu sehen wie ihre Botschaft wirkte. Dann setzte sie zum Schluss an.
    "Wenn du also möchtest, dann komm doch heute Nachmittag zur Casa Acilia. Phryne würde sich freuen."


    Und wie die sich freute!

    Na also. Phryne triumphierte. Die Hebamme rückte die Kräuter heraus. Sie betrachtete die Menge, die Alpina gemischt hatte. Es dürfte locker für eine ordentliche Dosis reichen. Und Alpinas Warnung war Musik in Phrynes Ohren. Ach? Man konnte damit nicht nur ein Kind töten, sondern auch die dazugehörige Mutter? Wie praktisch!


    Mit einem strahlenden Lächeln legte die Schauspielerin der Kräuterfrau das Geld auf den Tisch. Sie hätte das Doppelte verlangen können und auch das hätte Phryne gerne bezahlt. Die Aussicht darauf, dass Flore ihr Kind und dabei womöglich auch noch ihr eigenen Leben verlor war einfach zu verlockend.


    Danke für den guten Ratschlag, Alpina. Ich habe nicht vor mich zu vergiften. Denn ich bin mir sicher, dass mich noch einiges Schöne erwartet in diesem Leben. Nur ein Punkt in dem wir uns unterscheiden, nicht wahr? Was erwartet dich schon? Du musst schon froh sein, wenn so ein Verbrecher wie Gurox nicht wählerisch ist und jede Frau vögelt, die nicht bei drei auf einem Baum ist. Vermutlich wird es also auf lange Zeit das letzte Mal gewesen sein. Ich hoffe du hast es genossen.


    Ihre grünen Augen blitzten vor höhnischem Spott. Phryne griff sich die Tüte mit den Kräuter und rauschte davon.


    Salve, Alpina!


    Phrynes Sklavin Korone hatte den Auftrag der Konkurrentin ihrer Herrin eine Nachricht zu übermitteln. Da Phryne sich beihnahe sicher war, dass Flore nicht lesen konnte, würde Korone die Nachricht mündlich überbringen. Sie öffnete die Eingangstür der Taberna und stellte sich an den Tresen. Ihre wachen Augen durchmaßen den Raum, doch sie konnte Flore nirgendwo entdecken. Wo war sie nur?


    Glaucus


    Dem guten Glaucus blieb der Mund offen stehen. Der Kerl ließ sich nicht abwimmeln. Sah er doch aus wie ein Bettler und hatten sie nicht erst unlängst viel Ärger damit gehabt, dass sie einen wildfremden eingelassen hatten?
    Mürrisch ließ Glaucus den Mann ein und führte ihn ins hübsche Atrium der Schauspielerin. Er wies ihm einen Stuhl am plätschernden Brunnen des Impluviums zu, dann rief er Korone zu sich. Sie sollte Phryne Bescheid geben, wer gekommen war. Er selbst würde den Kerl keinen Augenblick aus den Augen lassen.



    Korone


    Die Leibsklavin wiederum fand ihre Herrin in ihrem Triclinium, bereit für die abendliche Cena. als sie den Namen des Mannes hörte, den Korone mit sichtlicher Mühe aussprach, hob Phryne die Augenbrauen.


    Na, mit dem hätte ich ja gar nicht mehr gerechnet. War es nicht Sommer als er versprach mir seine Aufwartung zu machen? Nun, denn. Ich bin neugierig. Führe ihn herein und frag ihn was er trinken möchte.


    Sie rückte sich auf ihrer Kline in Positur. Ein türkisblaues Gewand umfloss den Körper der rotblonden Schönheit. Sie zupfte sich das Haar zurecht und schob ihre Brust im Strophium so weit nach oben, dass sie im Aussschnitt schön zur Geltung kam. Ein Druide hatte noch nicht zu ihren Liebhabern gezählt. Ob die Kostverächter waren? Lebten sie womöglich zölibatär? Phryne nahm sich vor, es herauszufinden.

    Phryne schnappte nach Luft. So eine Unverschämtheit! Diese kleine Schlampe! Jetzt wo sie mal am längeren Hebel war, glaubte sie, dass sie frech werden konnte. Die Freigelassene schäumte. In einem gefährlich grollenden Ton antwortete sie.


    Ich bin nicht fahrlässig schwanger geworden, ich bin vergewaltigt worden! Und das nicht einmal, sondern mehrmals! Ich war die Geisel dieses Verbrechers!


    Sie verschwieg, dass ihr die herrische Art des Mannes, der sich mal Appius mal Gurox nannte, gefallen hatte. Es hatte sie geradezu erotisiert ihm ausgeliefert zu sein und von ihm nach Belieben genommen zu werden. Aber das würde sie dieser kleinen Hexe nicht auf die Nase binden.
    Nun aber musste Phryne wohl deutlicher werden.


    Und nun hör mir mal zu Alpina. In den letzten Wochen hat nicht nur dieser Verbrecher meinen Körper beschmutzt sondern mir hat auch ein anderer mit Freuden beigeschlafen: dein kleiner Gehilfe Kaeso. Nicht einmal hat er gefragt, ob ich mich präpariert habe, damit ich nicht schwanger werde. Er konnte gar nicht genug von mir kriegen! Es könnte also genausogut sein, dass es Kaesos Kind ist. Soll ich es in ganz Mogontiacum herausschreien? Soll ich überall verkünden, dass der Junge, der bei den Helvetiern untergeschlüpft ist und unter deiner Obhut steht, mich geschwängert hat? Ich könnte ihm die ganze Zukunft versauen. Er wird jede miese Gelegenheitsarbeit annehmen müssen, um seine Brut zu ernähren. Nichts mehr mit deinen hochtrabenden Plänen ihn erstmal bei einem Chirurgicus ausbilden zu lassen. Dafür wird er keine Zeit haben. Er wird sich ranhalten müssen, Futter für sein Weib und seinen Sohn heranzuschaffen. Ganz abgesehen von der Schande für die Helvetier und für dich!


    Phryne funkelte das Kräuterweib giftig an.


    Gibst du mir jetzt die Kräuter? Und nicht zu knapp, wenn ich bitten darf!

    Mit Kaeso im Schlepptau erschien Phryne wie üblich zum Treffen des Kultvereines. Der Junge hatte die letzte Nacht bei ihr und mit ihr geschlafen. Erneut hatte sie alle Register gezogen, um ihrem süßen Adonis eine unvergessliche Liebesnacht zu bereiten. Er sollte nur wissen was er an ihr hatte, damit er nicht vergass, wie glücklich sie ihn machen konnte und wie dankbar er ihr dafür sein durfte. Sie hatte alles aus ihm herausgeholt und seine glückliche Erschöpfung in vollen Zügen genossen.


    Nun standen beide mit einem großen Korb voller leckerer Speisen vor dem Gallus. Die übrigen Fanatici waren noch nicht erschienen, so dass Phryne und Kaeso in Ruhe mit dem Gallus sprechen konnten. Die angehende Priesterin nutzte ihr Vertrauensverhältnis und setzte an.


    Werter, hochverehrter Gallus. Ich bringe erneut meinen Freund Kaeso mit. Er hat den Weg zur Großen Mutter gefunden. Sie hat ihn und mich in Gefahr beschützt und schließlich sogar reich beschenkt. Und nun, wo er einen neuen Lebensabschnitt beginnen wird, möchte er ein paar Tage der Göttin Kybele dienen und im Gebet mit ihr verbringen. Sie möge ihm Kraft geben für die bevorstehenden Aufgaben.



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    Gallus


    Der Gallus lächelte und nickte. Er war sich nicht sicher, wie Phryne die Anspielung mit dem "reich beschenkt" meinte. Sprach sie von der Liebe, die beide verband? Denn Kaeso war seine Verliebtheit deutlich anzusehen oder sprach sie von einer Frucht der Liebe? Er wollte bei Gelegenheit einen der beiden danach ausfragen. Doch nun wandte er sich dem jungen Kaeso zu.


    So? Du möchtest den Dienst bei der Großen Mutter nutzen, um deine Hingabe an sie zu vertiefen? Das finde ich sehr gut. Meist schenkt Kybele den Mysten, die sich ganz ihr verschreiben, Träume und Gesichte, die zu tiefer Erkenntnis führen können. Ich kann dir nicht viel Komfort bieten, doch du kannst dein Lager in unserem Versammlungsraum aufschlagen. Tagsüber darfst du mir helfen, den Tempel zu reinigen, Die Bittsteller zu empfangen, zu reinigen und die Opfer vorzubereiten. Leider wirst du auch den Müll und Dreck wegzuräumen müssen, den die Gläubigen hierlassen.


    Er verzog das Gesicht. Das Tempelareal der Kybele und der Isis war hochfrequentiert und die Gläubigen brachten nicht nur Gaben und Geldspenden sondern auch jede Menge Unrat.


    Bist du dazu bereit? Dann will ich dir gerne Obdach gewähren.

    Anscheinend hatte der Bezug auf die Große Mutter bei Kaeso eine Änderung bewirkt. Er wollte nicht nur zum gemeinsamen Treffen gehen sondern um eine Auszeit im Tempel bitten. Phryne lächelte.


    Wir gehen gemeinsam zum Treffen und ich spreche mit dem Gallus. Arbeit gibt es im Tempel genug und ich nehme an, dass du dort sicherlich einige Tage im Zwiegespräch mit der Großen Mutter verbringen kannst.


    Kaeso war näher gekommen und Phryne spürte, dass nicht mehr viel fehlte um ihn wieder in ihren Bann zu ziehen. Sie stand auf, füllte zwei Becher aus der nebenstehenden Karaffe mit gemischtem Wein und gab ihm einen davon.


    Auf deinen Neuanfang! Und auf unseren Sohn! Möge er eines Tages stolz auf seinen Vater sein können!


    Sie prostete ihm zu und schielte über den Rand des Bechers hinweg wie ihr Trinkspruch bei Kaeso ankam.
    Als er getrunken hatte, nahm sie ihm den Becher wieder aus der Hand und stellte ihn zurück. Sie nahm zärtlich seine Hand.


    Und nun komm! Schlaf noch eine Nacht in einem weichen, warmen Bett, bevor du auf einer Pritsche im Tempel und später in der Gladiatorenschule nächtigen musst.

    Es war tatsächlich nicht zu glauben. Alpinas Antwort klang doch wirklich mitleidig. Der fragende Blick gab den Startschuss für Phrynes Vorhaben.


    Ich wollte dich nun um Kräuter bitten, die eine Blutung auslösen können. Du kannst sicher meine Notlage verstehen, oder?


    Phryne klimperte gekonnt mit den Wimpern. Sie war gespannt auf die Antwort.

    Nachdem Phryne vor einigen Tagen bereits ihre Sklavin Korone vorgeschickt hatte, Kräuter zu besorgen, wusste sie, dass Alpina wieder ihre Arbeit aufgenommen hatte. Nun wollte Phryne selbst gehen, um die Hebamme mit einer pikanten Information zu versorgen. Sie betrat den Verkaufsraum und trat an den Tresen.


    Salve, Susina Alpina. Du siehst ein wenig blass aus. Ich habe von dem Überfall gehört. Ich hoffe, dass es dir wieder besser geht. Und vor allem hoffe ich, dass die schändliche Tat keine Folgen hinterlassen hat... ich meine, dass es dir nicht ebenso geht wie mir. Ich bin schwanger! Vergewaltigt und geschwängert von einem Verbrecher! Stell dir das vor!


    Mitleid heischend sah die Schauspielerin die Kräuterfrau an.

    Siehe da! Der kleine Mistkerl! Jetzt wollte er sich also einfach aus dem Staub machen. Man hatte es schon einfach als Mann. Ein Kind - Frauensache. Nicht sein Problem....


    Phryne kochte innerlich. Natürlich kam Kaeso als offizieller Vater des Kindes nicht in Frage, es sei denn man könnte den Helvetiern damit eins auswischen. Doch so wie es aussah bestand keine Chance dort Unfrieden zu stiften. Oder doch?
    Phryne könnte es probieren! Sie war wütend und es war sehr ungeschickt sich mit ihr auf einen Zweikampf einzulassen. In der intriganten Schauspielerin reifte ein Plan. Sie gedachte ihn baldmöglichst umzusetzen.


    Ich wünsche dir dass du bald eine einträgliche Arbeit findest, denn nur so wirst du einer Familie eines Tages ein guter Familienvater sein können. Viel Glück dabei. Dennoch hoffe ich, dass wir uns in der Kultgemeinschaft der Großen Mutter wiedersehen. Du kommst doch zu den Treffen, nicht wahr?