Beiträge von Phryne

    Erstaunt hob Phryne die Augenbrauen. Kaeso fühlte sich dem Helvetischen Haus nicht zugehörig. Frei und unabhängig. Das klang schön, aber musste es nicht heißen: ohne Unterstützung und mittellos? Das wohl eher!


    Er wollte also die Casa Helvetia verlassen. Zu Alpinas Wohl! Das war ja mal interessant! Wieso zu ihrem Wohl? Die Freigelassene hegte wirklich keine Sympathien für die Peregrine, die sich geschickt ins gemachte Nest der Helvetier gesetzt hatte. Hatte sie nicht einem der beiden Brüder ein Kind angehängt? So machte man das wenn man geschickt war...
    Aber was hatte das dumme Weib davon? Nichts! Der Kerl an den sie sich gehängt hatte, war fort. Hatte sie mit der Brut zurückgelassen. Nun, Phryne war da deutlich besser dran. Sie war frei und unabhängig! Genau das, was Kaeso gerne wäre. Und warum? Weil sie Geld hatte! Sie hatte auf das richtige Pferd gesetzt!


    So so, Kaeso hatte also vor eine Lehre bei einem Chirurgicus zu machen, nach einigen Tagen der Kontemplation. Doch dieses blutige Handwerk war unter ihrer Würde. Sie würde sich nicht mit einem Chirurgicus zeigen in der Öffentlichkeit. Niemals!


    Du hast dir also bereits Gedanken über deine Zukunft gemacht. Das halte ich für vernünftig. Ich hoffe du wirst dort eine Unterkunft haben. Denn leider kann ich dir hier keine dauerhafte Bleibe bieten.


    Phryne schenkte Kaeso ein zuckersüßes Lächeln.


    Natürlich bist du hier immer als Gast willkommen und sollst dich auch wie Zuhause fühlen, doch werde ich unsere gemeinsames Kind so lange als das meine aufziehen, solange du brauchst um dir einen Namen in der Stadt zu machen. Das wirst du sicher verstehen, nicht wahr?


    Sie öffnete ihr Kleid und legte seine Hände auf ihre von der Schwangerschaft bereits volleren Brüste. Ihre Stimme wurde ganz weich.


    Und nun komm her zu mir, mein Süßer! Ich möchte, dass du mir und unserem Sohn ganz nahe kommst. So nah es geht...

    Phrynes Antwort ließ nicht lang auf sich warten.


    Ad Praefectus Alae
    Aulus Iunius Seneca
    Domus Iunia


    Io Saturnalia,


    besten Dank, werter Praefectus Alae Iunius Seneca. Gerne sage ich meine Teilnahme an deiner Saturnalienfeier vor den Toren der Stadt zu.


    Zu gerne würde ich auch die Gelegenheit wahrnehmen, mit deiner werten Gattin über ein Bildungsprojekt zu sprechen, das ich gemeinsam mit Duccia Silvana unterstütze. Richte ihr also bitte meine besten Grüße aus. Ich freue mich sehr auf die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen.


    Mögen die Götter euch beschützen,
    Aciliana Phryne

    Wie süß naiv Kaeso doch war! Phryne lächelte diebisch. Er kam gar nicht auf Idee anzuzweifeln, dass es sein Kind war.


    Natürlich bist du der Vater dieses Kindes. Ich habe keinen Zweifel!


    Wie schamlos sie lügen konnte, wenn es drauf ankam - sie war eine hervorragende Schauspielerin. Und Kaeso war wirklich zu süß. Er machte sich Sorgen um sie und sorgen darüber, wie er sich um sie und das Kind kümmern sollte. Phryne streichelte ihm mit dem Zeigefinger über die Wange. l


    Du bist allerliebst, Kaeso. Ja, darüber wie du für uns aufkommen willst, habe ich auch schon nachgedacht. So ganz ohne eine wohlhabende Familie im Hintergrund, ohne Ausbildung und passenden Beruf....


    Sie machte eine bedeutsame Pause.


    ... die Helvetier werden ja wohl kaum für deinen Sproß aufkommen wollen, nicht wahr?


    Phryne sah Kaeso herausfordernd an. Jetzt würde sich zeigen wie eng er mit den Bewohnern der Casa Helvetia verbunden war.

    Mit bestürzter Miene hörte Phryne den Schilderungen Kaesos zu. Sie hegte ja nicht allzuviel Sympathien für die kleine graue Maus Alpina, doch sie konnte sich annähernd vorstellen, was das Kräuterweib durchgemacht hatte.
    Als sie jedoch hörte, wie Kaeso Phrynes ehemaligen göttlichen Osiris verletzt hatte, entwich ihr ein entsetzter Schrei. Kaeso mochte es der Angst um ihn zuschreiben, doch die Libertina litt eher mit dem Mann, dessen Härte und Bedingungslosigkeit sie erregt hatten.


    Oh, bei Kybele! Du hast wahrhaft heldenhaft gekämpft, Kaeso! Ist er schwer verletzt?


    Phryne versuchte die Frage nach purem Interesse klingen zu lassen, doch schwang die Sorge um Appius oder Gurox, wie auch immer er wirklich hieß, mit.


    Rasend vor Eifersucht! Wie süß! Phryne spürte schon wieder dieses eigenartige Gefühl aufkommen. Nein, sie musste diese Sentimentalität lassen. Er war ein Verbrecher! Man würde ihn hinrichten. Sie musste sich von ihm distanzieren.
    Anscheinend sah man ihr die Sorge an. Kaeso jedenfalls stellte eine gewisse Blässe fest. Phryne legte ihren Arm auf seinen Unterarm.


    Keine Sorge, mein Süßer, ich fühle mich wohl. Sehr wohl und ich bin stolz, dass ich unter meinem Herzen das Kind eines solchen Helden trage! Kaeso, ich bin so stolz auf dich! Dein Sohn wird sicherlich ein ebenso mutiger Held werden, wie du es bist.


    Phryne strahlte Kaeso an. Sie wartete auf die Reaktion des jungen Mannes.

    Phryne hörte die Stimmen aus dem Vestibül und wusste, dass Kaeso gekommen war. Nun musste sie überlegen wie sie vorging. Sollte sie von der Schwangerschaft erzählen oder erstmal alles für sich behalten?
    Mit einem strahlenden Lächeln empfing sie ihren jugendlichen Liebhaber. Er begann sofort sie mit Küssen zu bedecken. Kichernd nahm Phryne diese Begrüßung entgegen.


    Salve, mein süßer Adonis. Ich bin unverletzt, der Großen Mutter sei Dank. Unsere Gebete sind erhört worden, Kaeso! Es war die richtige Entscheidung, die Große Mutter um Hilfe zu bitten. Dieser Verbrecher ist gestellt worden. Doch darüber weißt du sicher viel mehr. Erzähl mir was in der Taberna Medica geschah und wie du es geschafft hast nun scheinbar unverletzt vor mir zu stehen, Kybele sei Dank!


    Die Freigelassene deutete auf den Platz neben sich. Zwei hübsche Stühlchen standen am Impluvium des Hauses. Der Springbrunnen plätscherte.


    Glaucus


    Der bullige Leibwächter Phrynes öffnete die Tür. Ein Lächeln huschte über seine Lippen als er den jungen Kaeso erblickte.
    "Salve, Kaeso! Schön dich zu sehen! Ich habe gehört, du wärst bei einem Überfall dieses Verbrechers Gurox auf die Kräuterfrau verletzt worden. Es freut mich dich aufrecht und allem Anschein nach ohne große Verletzungen zu sehen."


    Er trat beiseite und ließ Kaeso ein. Nachdem Glaucus die Tür geschlossen hatte, sah er den jungen Mann erwartungsvoll an. Er wollte die Geschichte nun aus erster Hand hören. An Kaesos Seite ging der Leibwächter voran zum Atrium des Hauses.
    "Aber das wirst du Phryne sicher auch gleich erzählen wollen. Sie wartet bereits im Atrium auf dich. Wir atmen durch hier in der Casa Acilia. Seit kurzem haben wir keine Bewacher mehr. Sie sind geflohen als ihnen das Gerücht zu Ohren kam, dass man diesen Gurox festgesetzt hat. Vermutlich ahnten sie, dass es ihnen bald ähnlich ergehen würde."

    Einige Zeit nach Korone erschien auch Glaucus. Er bestätigte die Vermutungen, das ihr schwarzhaariger Liebhaber die Kräuterfrau und Kaeso angegriffen hatte. Kaeso schien nicht stark verletzt zu sein, wenn man den Aussagen Dritter glauben durfte. Doch eines stand fest: eine Einheit der Legio war aufmarschiert und hatte Appius festgenommen. Er war offenbar auch verletzt worden.



    Glaucus


    Und, Domina, es scheint sich zu bestätigen, dass er dich in allem getäuscht hat. Die Informanten gaben ihm den Namen Gurox und halten ihn für den Kopf einer Verbrecherbande. Er wird jetzt mit Sicherheit angeklagt werden.


    Phryne schlug die Hände vors Gesicht. Das waren katastrophale Nachrichten. Sie trug das Kind eines Schwerverbrechers aus. Sie musste etwas unternehmen. Dringend. Sollte sie ihr Kind als Kaesos Spross ausgeben? Behaupten, sie sei in der Nacht im Keller nicht fruchtbar gewesen, sondern erst wieder als Kaeso bei ihr gelegen hatte? Konnte ihr das vielleicht sogar nutzen ihre Intimfeinde, die Helvetier, in Verruf zu bringen? Schließlich wohnte Kaeso bei ihnen im Haus. Pikant wenn der Protegierte der Helvetier einer Freigelassenen mit bekanntermaßen zügellosen Liebesleben ein Kind machte...


    Die Schauspierein grübelte. Oder doch lieber noch abtreiben? Es war reichlich spät dafür. Eine große Gefahr, dass sie selbst dabei drauf ging. Phryne wanderte in ihrem Atrium auf und ab. Es musste eine Lösung her, dringend.


    Korone sah verstört aus als sie wiederkam. Phryne wedelte unwirsch mit der Hand, sie solle endlich mit ihrem Bericht herausrücken.


    Nun? Was ist los? Du kommst ohne Kräuter für den Trank? Warum?


    Die Sklavin begann zu erzählen.
    Ich bin wie du wolltest zur Taberna Medica Alpina gelaufen. Doch die Tür war verschlossen. Ein Schild besagte, dass vorübergehend geschlossen sei. Ich fragte also im Nachbarhaus was los sei und ob jemand wisse, wann Alpina die Taberna Medica wieder öffnen würde. Die Nachbarin zog mich ins Vertrauen. Sie erzählte, dass es einen Überfall auf die Hebamme gegeben habe. Ein schwarzhaariger Kerl sei es gewesen. Es habe wohl auch den jungen Kaeso erwischt.


    Korone sah ihre Herrin an. Wie würde Phryne auf die Neuigkeiten reagieren?
    Die Schauspielerin sprang auf. Sie packte Korone bei den Schultern.


    Was ist mit ihm? Was ist mit Appius? Ist er geflohen? Wo ist er?


    Korone hob die Schultern.
    In dem Moment wo mir das die Frau erzählen wollte ging in der Casa Helvetia die Tür auf und einer der Wachmänner kam heraus. Die Nachbarin hat sich sofort zurückgezogen und die Tür hinter sich verschlossen. Ich konnte keine weiteren Informationen bekommen. Auch nicht, wann die Taberna wieder öffnet.

    Kaum war Flore unter Ausstoßen eines wenig frommen Wunsches verschwunden, sprang Phryne von ihrem Hocker auf. Während Korone fluchend Phrynes Schminkutensilien zusammensammelte lief die Schauspielerin im Balneum auf und ab.


    Hast du das gehört, Korone? Dieses Flittchen ist schwanger! Und noch dazu offensichtlich schon länger als ich. Ob Appius sie mir jetzt vorziehen wird? Weiß er davon? Wo ist er überhaupt? Korone, diese Unsicherheit macht mich wahnsinnig! Ich will wissen, wo er ist und was er treibt! Womöglich hat er auch noch andere Weiber? Was, wenn er hier in Mogontiacum schon fleißig seinen Samen verteilt?


    Phryne tigerte im Kreis, wie eine Raubkatze im Käfig. Sie grübelte. Schließlich kam ihr ein Gedanke.


    Hör zu, wir müssen etwas unternehmen. Egal ob Appius von Flores Schwangerschaft weiß und auch egal was er davon hält. Wir werden etwas unternehmen.


    Die Augen der Schauspielerin blitzten böse. Ihr war ein hervorragender Einfall gekommen.


    Du gehst jetzt zu dieser Kräuterhexe Alpina und läßt dir einen Abtreibungstrank geben. Ich wollte das schon einmal, da hat sie mich abblitzen lassen, aber wenn du nur sagst, dass deine Blutung nur spärlich kommt und oft ganz ausbleibt, dann gibt sie dir einen Trank, der eine Blutung auslöst - genau das, was wir brauchen. Danach überbringst du dieser Flore eine persönliche Einladung von mir. Ich hätte darüber nachgedacht und wir zwei Frauen müssten doch zusammenhalten, jetzt wo wir beide unserem göttlichen Geliebten ein Kind schenkten... und so weiter... denk dir was Überzeugendes aus. Wir brauen ihr hier diesen Trank. Die doppelte oder dreifache Dosis. Dann wird sie das Kind verlieren. Und ich bin die alleinige Trägerin seines Kindes.


    Phryne triumphierte. Sie klatschte in die Hände und rieb diese aneinander.
    Korone grinste. Ihre Herrin war so unglaublich durchtrieben, sie war genial.
    So machen wir es Herrin. Ich laufe sogleich los.


    Die Freigelassene hielt ihre treue Sklavin noch einmal zurück.


    Sag Glaucus Bescheid, dass er überall nachfragen soll, ob jemand etwas von Appius weiß, ihn gesehen hat. Er soll jemanden bestechen auch in der Taberna zu fragen. Überall! Ich muss wissen wo er ist!

    Flore! Phryne hörte die schrille Stimme der Blondine durch ihre Casa hallen. Gleich war sie vor der Tür zum Balneum und schmähte die Freigelassene auf das Übelste. Dieses billige Flittchen aus der Taberna stürmte in Phrynes Balneum und störte die Prozedur der Morgentoilette.
    Ehe die Schauspielerin sich versah packte Flore sie am Hals und würgte sie. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Phryne der Blonden in die Augen und vernahm, was sie nicht hören wollte. Neben den Anschuldigungen, sie habe ihren gemeinsamen Geliebten versteckt entsprang Flores Schandmaul ein Satz, der die Freigelassene zusammenzucken ließ. Ein Stich in die Magengrube ließ Phryne gewahr werden wie sehr sie diese Aussage ins Mark traf. Schließlich ist er der Vater meines Kindes.


    Korone schaffte es, die zeternde Flore von Phrynes Hals zu lösen. Mit einem tiefen Atemzug richtete die Schauspielerin sich auf. Jetzt nur nicht die Fassung verlieren. Phrynes Blick musterte den Körper der Blondine vor sich. Der Bauch unterhalb der Rippen zeigte eine sanfte Wölbung. Verflucht! Sie sagt die Wahrheit! Und so wie es aussieht ist ihr Kind das ältere. Phrynes Gedanken rasten. Sie hatte sich diesen Mann an ihrer Seite gewünscht. Stolz wollte sie ihm den gemeinsamen Spross aus dem Hieros Gamos präsentieren. Und nun? Nun war eine Schankmagd ebenfalls schwanger von ihm und würde ihm noch vor ihr womöglich einen Sohn schenken. Was sollte Phryne nun machen?


    Moment man, du kleines Flittchen! Ich habe unseren gemeinsamen Freund nicht versteckt. Wie du dich offensichtlich schon überzeugen konntest, ist er nicht in meinem Haus. Und ganz ehrlich meine Süße, wenn er der Brut in deinem Wanst auch nur einen Gedanken schenken würde, müsstest du wohl nicht nach ihm suchen, oder?


    Phryne blitzte Flore böse an.


    Aber falls es dich interessiert hat unser Geliebter dafür gesorgt, dass wir ihn beide nicht vergessen werden, selbst wenn er zu keiner von uns jemals zurückkehren wird. Denn er hat in der Nacht der Heiligen Hochzeit von Isis und Osiris den Horussohn in meinen Leib gepflanzt. Dort wächst das göttliche Kind nun zu einem kleinen Helden heran. Nun, wie gefällt dir das?

    Zufrieden konstatierte Phryne, dass der Duccier ihr Vorhaben unterstützen würde.


    Gerne suche ich eine passende Lokalität aus. Ich präsentiere sie dir dann, wenn es dir gelegen kommt. Die Eingabe vor dem Ordo hat noch Zeit. Wir müssen ja erstmal die passende Lokalität finden und den Kostenrahmen abschätzen. Ich kann mich zunächst darum kümmern. Zu gegebener Zeit werde ich dich dann bitten, dem Ordo von dem geplanten Ludus zu berichten und die Decuriones an ihre Pflichen gegenüber den Municipii und den wirtschaftlich Schwachen zu erinnern. Das Klinkenputzen, wie du es nennst, würde ich durchaus gerne übernehmen. Wenn ich deinen Namen mit erwähnen darf, würde ich gerne eine Benefizveranstaltung zugunsten des Ludus-Projektes veranstalten. Es würde sicher helfen, diejenigen, die Rang und Namen haben, zu einer solchen Festivität zu vereinen, wenn ich mich auf dich berufen könnte. Womöglich veranstalte ich eine passendes Fest an den Saturnalien, da haben doch die meisten den Sesterz lockerer sitzen. Was hältst du davon?


    Sie sah das Oberhaupt der Duccii neugierig an. Es lief gut. Sie hatte die wichtigste Familie im Boot für ihr Projekt.



    Sim-Off:

    Phryne kümmert sich um die Haussuche und das Klinkenputzen. Wenn du die Eingabe im Ordo Decuriorum für den Anfang des kommenden Jahres einplanst wäre schon viel geholfen. Ist ja nicht eilig, aber über eine Fortsetzung des Plots würde ich mich schon freuen.


    Glaucus


    Der Leibwächter Phrynes öffnete die Tür. Das Hämmern hatte ihn einen dringenden Notfall vermuten lassen. Als er jedoch sah, wer vor der Tür stand, wollte er diese sogleich wieder schließen. Er hatte jedoch nicht mit der Impertinenz und dem Geschick Flores gerechnet. Schnell und gewandt zwängte sie sich durch die Eingangstür an ihm vorbei und war in schnellen Schritten im Haus.


    Phryne saß in ihrem Balneum auf einem Hocker und ließ sich die Haar hochstecken. Sie hörte Glaucus aufgeregtes Rufen und die nahenden Schritte. Misstrauisch ging ihr Blick zur Tür. Wer würde da nun wohl hereinstürmen.

    Als Phryne an diesem Morgen erwachte, warf sie einen sorgenvollen Blick auf die Wachstafel neben ihrem Bett. Sie zählte die Tage seit der letzten Blutung. 33!
    Es war nicht das erste Mal, dass die Monatsblutung verspätet einsetzte aber mit jedem Tag wurde die Freigelassene nervöser. Was würde sie tun, wenn sich bewahrheitete, was sie vermutete? Was, wenn sie wirklich schwanger war? Von wem war das Kind, das sich womöglich in ihrer Gebärmutter einnistete? War es das Kind der Nacht in dem dunklen Keller, wo sie als göttliche Isis in einer Art von Hieros Gamos Gurox als Osiris in sich aufgenommen hatte? Oder war es eher das Kind aus den Vereinigungen mit Kaeso. Beides war möglich. Wollte sie das? Wollte sie ein Kind von einem kindlichen Verehrer, jung, naiv und ungebildet? Oder wollte sie das Kind eines Verbrechers und Vergewaltigers? Nein! Sie wollte von beiden kein Kind! Am ehesten gefiel ihr der Gedanke ein Kind aus dem Hieros Gamos zu erwarten, doch Gurox war verschwunden. Er spielte mit ihr. Manchmal erschien er, dann wieder kam er Tage lang nicht. Und er machte keinen Hehl daraus, dass sie nicht die einzige Sexualpartnerin in seinem Leben war.


    Phryne hatte mehr als einmal schon eine beginnende Schwangerschaft mit Kräutersäften, Einläufen und Vaginalspülungen beendet. Warum fiel es ihr jetzt so schwer, diesen Schritt zu tun. Längst sollte sie Korone bitten, ihr den Trank zu mischen, der sie von dieser Last befreite.
    Stattdessen ertappte sie sich dabei, wie sie zärtlich über ihren Bauch streichelte.

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.4/bmi/1.1.1.5/bmi/www.imperiumromanum.net/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Als Glaucus die Tür der Casa Acilia öffnete traute er seinen Augen nicht. Was für ein zerlumpter Bettler stand denn da vor dem schmucken Haus der schönen Schauspielerin Phryne? Ein Waldschrat mit Bart und Stock, Tannennadeln und Kletten zierten sein Gewand. Er dünstete förmlich den Wald aus.
    Der Leibdiener Phrynes war misstrauisch. Sie hatten harte Zeiten hinter sich. Der letzte Unbekannte, dem er die Tür geöffnet und Einlass gewährt hatte, hatte alle Bewohner der Casa Acilia misshandelt und gedemütigt. Noch einmal würde das Glaucus nicht passieren. Unfreundlich stieß der blonde Ianitor seine Begrüßung hervor.


    Was willst du hier, Bettler? Dies ist das Haus von Aciliana Phryne. Bettler und Banditen sind unerwünscht. Die Herrin des Hauses ist nicht gewillt einem wie dir die Tür zu öffnen. Verschwinde!

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.5/bmi/www.imperiumromanum.net/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Angespannt vor Angst was passieren würde, wenn dieser Mistkerl, der sich Appius Irgendwas nannte und vermutlich aber Gurox hieß, entdecken würde, dass Phryne mit Kaeso die Nacht verbracht hatte, versteckte sich der Leibdiener der Freigelassenen hinter einer Tür. Von dort aus hatte er durch einen schmalen Spalt hindurch freien Blick auf das Cubiculum Phrynes.
    Er konnte sehen wie geschickt Phryne den Entführer und Peiniger aus ihrem Cubiculum in Richtung Balneum buxierte. Schon wollte er aufatmen, denn nun konnte Kaeso ja ungesehen verschwinden. Doch was war das? Splitternackt erschien der Junge in der Tür des Cubiculums und anstatt schnurstracks zum Ausgang des Hauses zu eilen, schlich er dem Paar hinterher.


    In wenigen Schritten war Glaucus bei Kaeso und legte ihm die Linke um den Mund, die rechte umfasste den Brustkorb des Jungen. Er flüsterte.


    Still! Ich bin es, Glaucus. Du Wahnsinniger! Was tust du da? Willst du unbedingt sterben? Lebensmüde? Nicht mit mir! Glaub mir, mein Kleiner, das will Phryne bestimmt nicht und auch ich werde das nicht zulassen.


    Der Leibwächter hob den jungen Mann hoch und trug ihn in seine eigene Kammer.


    Bleib hier und halt die Klappe, Kaeso! Ich hole deine Sachen und dann mach, dass du davon kommst! Phryne ist schlau, sie weiß mit dem Kerl umzugehen. Sieh du zu, dass du weg kommst und zerbrich dir lieber dein hübsches Köpfchen darüber wie wir den Mistkerl in den Circus bringen. Er muss bestraft werden! Wenn du so schlau bist wie du immer tust, dann mach mal!


    Mit einer Mischung aus Ärger und liebevoller Fürsorge schob Glaucus den Jungen in die kleine Sklavenkammer und holte ihm seine Kleidung. Dann ließ er Kaeso durch die Tür bei der Culina nach draußen.

    Es schien im ersten Moment so, als habe ihr Angebot mit dem Bad Appius abgelenkt. Er stellte eine Menge Fragen. Phryne kicherte.


    Natürlich habe ich es schon im Bad getrieben und auch ich schätze die wohlig warme Athmosphäre. Mit ihm? Nein, mit ihm nicht.


    Als er sie schließlich hochhob dachte sie zuächst sie hätte diese Teiletappe bezwungen. Die Frage nach einem neuen Körperöl ignorierte sie. Wiederum kichernd ließ sie sich von seinen Küssen eine Gänsehaut über den Körper zaubern. Dann aber schien er doch wieder ins Cubiculum zurückzuwollen. Kuscheln? Das ging gar nicht. Sie musst doch dafür sorgen, dass Kaeso aus dem Bett verschwinden konnte, ohne dass dieser schwarzhaarige Dämon ihn sah. Also Flucht nach vorne.


    Wollen wir nicht erst einmal nachsehen ob nicht schon alles bereit ist? Ein warmes Bad wäre mir jetzt viel lieber als ein verschwitztes Bett. Komm, lass uns ins Bad gehen. Sollte wider erwarten nicht alles bereit sein können wir uns immernoch dorthin zurückziehen oder in warme Handtücher gewickelt auf dem warmen Boden des Balneum räkeln. Na?

    Müde blinzelnd hob Phryne den Kopf. Die Stimme, die sie von der Türe aus ansprach, war ihr vertraut, wenn auch nicht diejenige, die sie zu hören erwartet hatte. Als ihr dämmerte in welch prekärer Lage sie sich befand, erschrak die Schauspielerin zutiefst und fuhr hoch. Sie musste sich zunächst von Kaesos nacktem Arm befreien, der sie noch immer umfangen hielt. Der junge Mann schlummerte friedlich neben ihr. Tat er das wirklich? Sie sah nicht nach ihm, sondern starrte zur Tür, in der ihr gefährlicher Geliebter so aufreizend lässig lehnte. Mit der auffahrenden Bewegung versuchte Phryne die Bettdecke so über Kaeso zu werfen, dass Appius ihn vielleicht nicht entdecken würde. Eine sehr kleiner Hoffnungsschimmer.
    Nackt wie die Venus entstieg Phryne dem Bett und kam in geschmeidigem, beckenwiegenden Gang auf den schwarzhaarigen Mann zu, der ihr ein so bezauberndes Lächeln schenkte und behauptete, sie vermisst zu haben.


    Oh, ich habe dein Fehlen auch sehr schmerzlich wahrgenommen! Geliebter!


    log die Freigelassene. Oder log sie nicht? Jetzt wo sie ihn so vor sich sah...
    Phryne schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Dabei versuchte sie ihn so zu drehen, dass er keinen freien Blick auf ihr Bett hatte. Sie drückte ihren Leib an ihn und schob ihn auf diese Weise sanft aber bestimmt hinaus vor die Tür ihres Cubiculums.


    Hast du auch Lust auf ein Bad? Korone bereitet mir immer ein Bad. Wir könnten es uns sehr schön machen. Na? Wie wär´s?

    Phryne sah den Duccier offen an. Er war pragmatisch, das gefiehl ihr.


    Ich nehme auch an, dass der Kauf eines Streifenhauses ausreichen müsste. Eventuelle Umbauten müssten dann eben vorgenommen werden. Es sollte aber unbedingt zentral liegen, damit die Kinder keinen weiten Weg haben.


    Was das Oberhaupt der Duccier zum Ordo Decuriorum sagte, ließ die Freigelassene nachgrübeln.


    Ich vermute wirklich, dass es besser ist, dem Ordo einen ausgereiften Plan mit Finanzierungsvorstellungen vorzulegen. Wenn du mich bei den Planungen, der Finanzierung und dem Einreichen des Vorschlages zu unterstützen bereit bist? Das würde sehr helfen.


    Die Rede kam auf den Grammaticus. Phryne hörte aufmerksam zu. Dann antwortete sie.


    Der Ludus ist ja gerade für die Kinder aus den finanzschwachen Familien. Die anderen, so wie ihr Duccier und einige mehr können sich die Ausbildung ihrer Kinder im eigenen Haus leisten. Dieser Ludus soll die abholen, die keine Chance auf Bildung haben. Gerade deshalb unterrichten wir auch die Mädchen und eben neben den klassischen Fächern in Themen, die ihnen im Leben helfen können, wenn sie nicht den nötigen finanziellen Rückhalt haben, sondern ihr Geld selbst verdienen müssen. Ich glaube nicht, dass die Bessergestellten ihre Kinder in den Ludus schicken, in dem auch das Kind des Gerbers oder Färbers unterrichtet wird. Daran wird der Einsatz eines Grammaticus scheitern. Was meinst du? Natürlich hätten wir so einen echten Grammaticus gerne, aber es sind wohl zu hoch gesteckte Ziele.