Phryne hatte gute Lust, dem frechen Soldaten den Marsch zu blasen, doch sie wollte kein Aufsehen erregen. Also entschied sie sich, ihm die beglaubigte Abschrift des Testaments zu zeigen. Sie winkte ihrer Sklavin, die ein metallbeschlagenes Kästchen aus dem Reisewagen holte und die versiegelte Papyrusrolle an ihre Herrin übergab. Mit herablassender Miene hielt sie das Schriftstück dem Wachsoldaten hin.
Legat aus dem Testament des
Sextus Acilius Priscus
Mit dem Moment meines Todes schenke ich meiner Sklavin Phryne die Freiheit. Außerdem vermache ich ihr meine Villa in Mogonticum, die ich einst als Sicherheit für einen Kredit erhielt, der nie zurückgezahlt wurde. Damit sie ein gesichertes Auskommen hat, soll ihr eine Summe von
200 000 Sesterzen ausgezahlt werden.
Möge Dir, meine geliebte Phryne, in Mogontiacum ein Neuanfang als Libertina gelingen!
Gezeichnet: Sextus Acilius Priscus