Beiträge von Phryne

    Phryne hob die Augenbrauen.


    So, er ist beim Kampftraining?


    Sie stellte sich den Anblick höchst reizvoll vor. Ein gestählter Körper, glänzend vom Schweiß, die trainierten Muskeln in Aktion...


    Nun, da würde ich mir doch zu gerne selbst ein Bild davon machen. Und was die Gefährlichkeit angeht... lass das mal meine Sorge sein. Ich bin weit gefährlicher für ihn als die Waffen seiner Trainingspartner...


    Ihr siegesicheres Lächeln sollte den guten Mann durchaus einschüchtern. Sie drückte dem erstaunten Alten die Geschenke für den Hausherren in die Arme und zwängte sich an ihm vorbei.


    Wo genau sagtest du übt er?

    Mit einem abfälligen Blick musterte Phryne den Sklaven, der keinen Hehl daraus machte, dass er sie nicht leiden konnte.


    Was denkst du wohl?, fragte sie schnippisch. Ich möchte Titus Petronius Marcellus sprechen, den frisch gebackenen Eques. Ist er da?

    Phryne hatte lange nichts von Marcellus gehört. Dafür war ihr zu Ohren gekommen, dass er in den Ritterstand aufgenommen worden war. Sie wollte die Gelegenheit nutzen, ihn wiederzusehen. Als Geschenk brachte sie ein wertvolles Schreibset mit: mehrere Bögen feinsten Papyrus, ein Glas mit der teuersten Tinte und neues Siegelwachs.


    In zartes Violett gekleidet und von einer Wolke teuerstem Parfümöl umgeben wartete Phryne vor der Tür der Casa Petronia. Glaucus, der sie begleitete, klopfte an.


    Klopf, klopf, klopf

    Es war Zeit für das große Finale. Die Musiker bewegten sich aus dem Hintergrund auf die Bühne. Ihre Melodie steigerte sich in einem Crescendo. Als die Musik endete galt ihnen der Applaus des Publikums. Nach einer Weile nahmen sie ihre Instrumente wieder auf und spielten erneut.


    Zum Klang einer fröhlichen Melodie kamen alle Schauspieler und Tänzer zu dem Rezitator und der Fortunadarstellerin auf die Bühne. In einer Reihe aufgestellt verbeugten sie sich vor dem Publikum. Tosender Applaus brandete auf. Die Darsteller und Tänzer schienen den Applaus und die Bravo-Rufe sichtlich zu genießen.
    Nach einiger Zeit und wiederholten Verbeugungen bat der Rezitator die Organisatoren des Vortragsabends auf die Bühne.


    Ich bitte die für die Inszenierung verantwortlichen Personen auf die Bühne: den Magister Vici Iullus Helvetius Curio und Aciliana Phryne.


    Mit einem strahlenden Lächeln erhob sich Phryne und stieg mit rauschendem Gewand zunächst die Stufen zur Orchestra hinab. Sie wartete bis der Helvetius von seinem Sitzplatz aufgestanden war. Mit einem herausfordernden Blick ließ sie sich von ihm die Hand reichen und auf die Bühne helfen.
    Wie lange hatte sie den Applaus eines so großen Publikums nicht mehr genossen? Es war lange her. Endlich stand sie mal wieder im Mittelpunkt des Interesses und das im positiven Sinne. Sie nahm sich vor, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein sollte.

    Phryne setzte sich neugierig auf ihrer Kline auf.


    Erzähl, Korone! Was ist das für ein Mann? Ich will hören, was er da am Rhenus veranstaltet hat.


    Korone sah die Neugier ihrer Herrin und fühlte sich nicht wohl dabei. Sie hatte Angst vor dem Mann mit den Narben und dem Kapuzenmantel.



    Herrin, dieser Mann ist unheimlich. Er hat ganz viele Narben im Gesicht und sieht aus wie ein Magier. Als ich ihm das Geld gegeben habe, sah ich an seinem linken Arm eine Bemalung. Du weißt schon Herrin, eine die bleibt.


    Phryne hob die Augenbrauen. Der Mann war tätowiert?


    Interessant. Was hat er da jetzt gemacht? Hat er gezaubert, geweissagt oder nur Quacksalberei betrieben?


    Korone hob die Schultern.


    Er hatte Feuer gemacht und die ganze Atmosphäre war sehr gespenstisch. Aber eigentlich hat er nur der Reihe nach die Wünsche der Leute abgearbeitet. Sehr magisch war es nicht. Aber er ist unheimlich - unglaublich unheimlich. Ich habe Angst vor ihm, Herrin! Ich weiß nicht ob es gut ist, wenn ihr ihn trefft. Lasst bei der Großen Mutter unbedingt Glaucus dabei sein!


    Phryne winkte ab.


    Ach was. Was hat er gesagt, als du dran warst? Wie hat er reagiert?


    Die Sklavin verzog das Gesicht, antwortete dann aber wahrheitsgemäß.


    Er hat gesagt, dass er alsbald käme, wenn das Schicksal ihn zu dir führt.


    Phryne lächelte hintersinnig.
    Oh, ja. Auch wenn sie dem Schicksal mit drei silbernen Denaren nachgeholfen hatte.... das Schicksal würde sie sicher zueinander führen und dann wollte sie sehen, ob er einfach ein geschickter Scharlatan war oder ob mehr dahinter steckte. Sie drückte auch Korone eine Münze in die Hand, denn sie wusste welche Überwindung es für die abergläubische Frau gewesen war, dem Druiden gegenüberzutreten.


    Gespannt wartete Phryne darauf, wann das Schicksal den Kelten zu ihr bringen würde.


    Korone trat zögernd näher als der Druide sie zu sich bat. Sein "Hab keine Angst " wirkte nicht wirklich beruhigend auf sie und sie fragte sich, ob ihre Herrin eine Ahnung hatte, was für einen unheimlichen Mann sie kennenlernen wollte. Unter der Kapuze sah ihr ein Gesicht mit auffälligen Narben entgegen. Korone schauderte.


    Der Wunsch meiner Herrin führt mich zu dir. Aciliana Phryne, die Herrin der Casa Acilia, wünscht dich kennenzulernen. Sie schickt mich mit der Frage, ob du auch Hausbesuche machst? Sie gab mir diese Münzen für dich, um deine Unkosten für den Weg und vielleicht ein Bad in der Therme vor deinem Besuch in der Casa Acilia zu decken.

    Mit zitternden Fingern reichte sie ihm drei silberne Denare. So schnell sie konnte, zog sie ihre Hand wieder zurück und starrte auf den Boden vor sich. Bloß nicht in die unheimlichen Augen des Magiers blicken!

    Phryne entgingen die "Bravo"-Rufe des Duccischen Sippenoberhauptes nicht. Und auch wenn er sich nur dem Magister Vici zuwandte, so wusste sie doch, dass ein gehöriger Teil des Zuspruchs ihr gehörte.


    Nun würde der Höhepunkt und damit das Finale des Vortragsabends kommen. Die 16. Ode zum Seelenfrieden sollte einen versöhnlichen Abschluss bilden.


    Von beiden Seiten her traten der Rezitator und Fortuna auf und bewegten sich auf einander zu. Begleitet vom zarten Klang von Lyra und Flöten. Im Hintergrund war noch immer der Aufbau der Ode vom "Friedlichen Ort" zu sehen. Fortuna blickte versonnen auf die idyllische Szenerie während der Rezitator sich ans Publikum wandte. Er wartete ab, bis gespanntes Schweigen eingetreten war. Dann hob er an.


    "Ruh erfleht von Gott, wen der Sturm auf Aegeus´
    offenem Meere packt, wenn das Licht des Mondes
    schwarze Wolken bergen, kein sichrer Stern dem
    Seemann mehr leuchtet,


    Ruh erfleht, von Kriegen gemartert, Thrakien,
    Ruhe auch der Parther im Schmuck des Köchers,
    die für Purpur, Grosphus, nicht feil ist noch für
    Gold und Geschmeide:


    Denn kein Schatz der Welt, nicht des Konsuls Likto
    rkann die Stürme, welche die Seele quälen,
    kann die Sorgen scheuchen, die auch des Prunksaals
    Decke umflattern.


    Glücklich lebt mit wenigem, wem auf schlichtem
    Tisch das Salzfass schimmert, ererbt vom Vater,
    wem den sanften Schlummer nicht Furcht und schmutz´ge
    Habgier vertreiben.


    Warum streben kühn wir in kurzem Leben
    nach so vielem? Suchen die Länder unter fremden Sonnen?
    Kann, wer die Heimat flieht, auch selbst sich entrinnen?


    Selbst auf erzgepanzerte Schiffe steig die
    schnöde Sorge, Reiterschwadronen folgt sie,
    schneller als die Hirsche und der Ost, der
    Wolken daherjagt.


    Frohen Sinns genieße das Heut und lass den
    Kummer um das Morgen! Das Bittre meistre
    mit gelassnem Lächeln: Denn volles Glück gibt´s
    nirgends auf Erden.


    Rascher Tod ereilte Achill, den Helden,
    den Tithonus schwächte ein langes Alter:
    Was sie dir versagte, wird mir vielleicht die
    Stunde gewähren.


    Dich umbrüllen Hunderte Rinderherden
    auf Siziliens Insel; schon reif zum Rennen,
    wiehert dir die Stute; und Kleider trägst du
    zwiefach gefärbt mit
    Afrerpurpur: Mir gab die Parze, die nicht
    trügt, nur wenig Land, doch der Griechenmuse
    zarten Hauch und wider des Pöbels Missgunst
    tolze Verachtung."

    Phryne hatte erfahren, dass sich ein so genannter Druide in der Stadt befand und an der Iupitersäule ein Ereignis der besonderen Art durchführen wolle. Natürlich würde sie nicht selbst hingehen, aber sie schickte ihre Sklavin Korone, damit diese sich den Mann genauer ansah und ihr darüber berichtete. Auch wenn Phryne in keinster Weise abergläubisch war, fand sie allein die Vorstellung interessant einen solchen Mann einmal kennenzulernen. Galten die Druiden doch als die Philosophen und weisen Männer der Kelten.



    Korone mischte sich also unter die Wartenden und sah sich das Spektakel an. Als Partherin war sie an Magier gewöhnt und zudem wesentlich abergläubischer als ihre Herrin. Der Mann im weißen Mantel mit der Kapuze und die magische Stimmung am Rhenus im Schein des Feuers, machten sie nervös. Sie wartete angstvoll darauf, dass er sich ihr zuwenden würde.

    Es lief wie am Schnürchen. Die Musiker spielten auf, einen Marsch zum Auftritt Fortunas, dann einen Tanz. Die jungen Frauen tanzten einen herrlichen Kreistanz. Dann beobachtete die Glücksgöttin die idyllische Szenerie. Das Publikum klatschte. Es schien allen zu gefallen. Mit strahlendem Lächeln sah Phryne zu dem Helvetier hin um zu sehen, ob er ebenso angetan vom gemeinsamen Erfolg war.

    Phryne liebte die Ode vom friedlichen Ort. Und wahrhaftig wie treffend war sie doch für das friedliche Mogontiacum. Umgeben von Wäldern in denen Erdbeeren wuchsen und Wiesen auf denen der Quendel, der germanische Bruder des Thymian gedieh - wahrlich ein Ort des Friedens. Felder umgaben die Stadt von denen der Überfluss in die Stadt kam. Und wahrlich wie gut ließ sich in den sicheren Mauern der Stadt der Weinkelch leeren und dem Klang der Syrinx lauschen.
    Lächelnd lauschte sie der Stimme des Rezitators und wartete auf den Auftritt der Schauspieler.

    Phryne hatte wieder Platz genommen. Die Stimmen, die sie eingefangen hatte, waren durchwegs positiv gewesen. Nun würde der zweite Teil des Abends folgen. Gespannt blickte sie auf die Bühne und wartete darauf, dass es bald wieder losgehen würde.


    Wenig später stand nämlich dieser seltsam Helvetier vor ihm. Die hübsche Visage des rotblonden Mannes war ordentlich entstellt. Es war offensichtlich, dass er in eine Schlägerei verwickelt gewesen war. Dumnorix verzog das Gesicht. Er hasste es, wenn seine Leute sich nicht beherrschen konnten und auffällig wurden. Dieser Agrippa hatte ohnehin etwas geradezu Wahnsinniges an sich. Er war unberechenbar und wenn er nicht auch so skrupellos gewesen wäre, hätte Dumnorix durchaus auf ihn verzichten wollen. So aber brauchte er ihn. Der Helvetier war Bürger, stammte aus einer in der Stadt bekannten und durchaus angesehenen Familie. Das öffnete Tür und Tor. Man konnte ihn hervorragend als Spitzel einsetzen. Was noch dazu kam, er hatte Spaß daran aus anderen die Informationen herauszupressen, die man haben wollte. Folterung und Erpressung waren ihm förmlich ins Blut gelegt.


    Dumnorix knurrte. „Wie siehst du denn aus, Agrippa? Du solltest doch bloß diese kleine Schlampe aus dem Kräuterladen schröpfen. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so wehrhaft ist." Dabei grinste Dumnorix zynisch. Sofort aber verdüsterte sich seine Miene wieder.
    Und wo ist mein Geld?“

    Phryne hatte die Räume hinter der Bühne verlassen, um sich ein wenig umzuhören. Sie lächelte hierhin und dorthin und hielt nach Leuten Ausschau, die sie kannte. Womöglich würde sie die Gelegenheit finden neue Kontakte zu knüpfen.


    Eine ältere Dame hielt sie auf.


    Sag, bist du nicht die Libertina Phryne? fragte die Frau mit einer wirklich gepflegten Erscheinung.
    Ich habe ja nicht wirklich vorteilhafte Gerüchte über dich gehört, aber die Aufführung heute gefällt mir gut. Es scheint so als wenn das kulturelle Leben in Mogontiacum endlich in Schwung kommt. Wo ist denn dieser Helvetius, der Magister Vici?


    Phryne lächelte und zog eine Augenbraue hoch, als es um unvorteilhafte Gerüchte über sie ging. Dann aber kam ein Lob für den Vortragsabend. Nun fühlte sie sich geschmeichelt.


    Ich freue mich, dass es dir gefällt. Der Magister Vici ist noch hinter der Bühne mit organisatorischen DIngen beschäftigt. Sicher aber kannst du ihn nach der Vorstellung sprechen, wenn du möchtest.


    Phryne nickte noch einmal lächelnd, dann verabschiedete sie sich und zog weiter.

    Phryne nahm den angebotenen Becher und prostete dem Magister Vici zu.


    Auf die Musen, Helvetius! Mögen vor allem Terpsichore und Polyhymnia uns gewogen bleiben.


    Lächelnd hob sie den Becher auch in Richtung der Schauspieler und sprach ein großes Lob für die bisherige Darbietung aus.


    Wenn ich nicht weiter gebraucht werde, mische ich mich ein wenig ins Publikum, um ein paar Stimmen einzufangen. Ist das in Ordnung?


    Sie sah sowohl die Schauspieler wie auch den Helvetier fragend an. Nachdem kein Widerspruch kam, nahm Phryne den Wein mit und begab sich unter die Zuschauer, die sich die Zeit der Pause mit dem Kauf von Getränken und Leckereien vertrieben und dabei über das Dargebotene sprachen.

    Begeistert klatschte auch Phryne. Die Reaktion des Publikums zeigte, dass die Vorstellung bislang gut angekommen war. Erleichtert raffte Phryne ihr Gewand und stand auf. Sie wollte zum einen hinter die Bühne, nach dem Rechten sehen und sich danach ein wenig unter das Publikum mischen, um Meinungen aufzuschnappen.


    Also gab sie Korone ein Zeichen, ihr zu folgen und schritt in den Umkleidebereich hinter der Scena. Dort traf sie auf Helvetius Curio. Der Magister Vici stärkte sich mit einem Becher Wein.


    Ich glaube, wir können bislang zufrieden sein, oder wie siehst du das Helvetius Curio?


    Mit einem beruhigenden Lächeln wollte sie dem nervösen jungen Mann eine Brücke schlagen.

    Die Musiker spielten ein fröhliches Tanzlied wie es gern zu geselligen Zusammentreffen erklang. Dann erschienen der Reihe nach in tänzelnder Weise die Schauspieler und Schauspielerinnen mit Weinranken und Blumenkränzen geschmückt und brachten Tisch, Stühle, einen Mischbehälter, Karaffen mit Wein und Wasser, Becher, Oliven und diverse Leckereien. In Kürze schmückten sie auch die Tafel mit Weinranken und Blumenschmuck.
    Alles zusammen ergab ein schönes Bild des genussvollen Lebens in Friedenszeiten unter dem Schutz des Gottes Apollo Mogon, der huldvoll von der Seite den Feiernden zuwinkte.


    Dann bildeten die Männer und die Frauen zwei Tanzkreise. Zunächst in entegegengesetzter Richtung, dann schlüpften die Frauen von innen nach außen und sie wiederholten den Reigen. Zuletzt öffneten sie die Hände und tanzten immer ein Mann und eine Frau im Kreistanz, leichtfüßig und ausgelassen.
    Zum Abgang von der Bühne bildeten die Tänzer eine lange an den Händen gehaltene Schlange und tanzten in einem mäandernden Tanz hinaus.


    Der Rezitatior trat vor, verbeugte sich und kündigte eine Pause an.

    Der Rezitator im tiefgrünen Gewand trat wieder nach vorne. Er ließ seinen Blick durch die Cavea schweifen. Als selbst die schwatzhaftesten Zuschauer bemerkt hatten, dass es weiterging, ließ er seine Stimme mit der Ode "an Apollo" erklingen.


    Was heischt, Apollos heiligem Sitz genaht,
    Der Sänger? was doch flehet er, neuen Saft
    Der Schal' entgießend? Nicht die fette
    Saat aus sardinischen Fruchtgefilden;
    Nicht ausgedörrter Calaber stattliches
    Hornvieh, auch Indus Gold nicht und Elfenbein,
    Nicht Äcker, die der stumme Liris
    Still mit geruhiger Welle naget.
    Mit Cales Hippe bändige, wem das Glück
    Ihn gab, den Weinstock. Selber ans goldenen
    Pokalen schlürf' ein reicher Kaufmann
    Weine, mit syrischer War' erhandelt;
    Wert selbst den Göttern, weil er im Jahre drei
    Viermal des Atlas Brandungen ungestraft
    Heimsuchet. Mir sind Kost Oliven,
    Mir der Salat und die leichte Malve.
    Genuß des Eignen gieb zu Gesundheit mir,
    Und, Sohn der Leto, daß ich mit frischem Geist,
    Dies fleh' ich, kein unrühmlich Alter
    Lebe, noch ohne den Klang der Lyra!


    Mit den letzten Worten ertönte aus dem Hintergrund der sanfte Klang der Lyra mit einer schönen alten Melodie. Der Rezitatior trat zur Seite und öffnete die Bühne für die Schauspieler und Musiker.

    Flöten- und Lyraspiel leuteten den Auftritt des göttlichen Geschwisterpaares ein. Der kleine Chor war zwar mickrig im Vergleich zu den Aufführungen, die Phryne in Rom gesehen hatte, aber immerhin konnten sie singen. Die Stimmen waren gut und ließen tatsächlich eine erhabene Stimmung aufkommen. Diana und Apollo Mogon traten von den gegenüberliegenden Zugängen zur Bühne auf. Sie zielten mit ihren Bogen in die Ferne und verließen schließlich die Bühne wieder.
    Phryne klatschte Beifall und lehnte sich zufrieden zurück. Bisher lief alles hervorragend. Sie warf einen Blick ins Publikum. Es gab wohl einige, die Beifall spendeten, doch ebensoviele saßen gelangweilt auf ihren Sitzen und schienen sich mehr an ihren mitgebrachten Speisen zu delektieren als an den Oden des Horaz. Barbaren! Kulturbanusen!