Phryne hatte wirklich Mitleid mit Calvina, weil ihre Eltern bereits verstorben waren. Sie selbst hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern, die entweder noch in Salona lebten oder ebenfalls die elysischen Gefilde bewohnten. Phryne hatte ja früh ein eigenes Leben geführt und sich andere Bezugspersonen gewählt, wie ihren Geliebten Sextus, der ja auch wesentlich älter als sie gewesen war. Damit war er ihr Lehrer in vielen Bereichen.
Es tut mir leid, dass du um deine Eltern trauerst. Hat dein Großvater nicht versucht, dich unter die Haube zu bringen? Schließlich hat er auch nicht das ewige Leben, oder? Da müsste er doch ein Interesse daran haben dich an den Mann zu bringen.
Was Calvinas Einschätzung ihres eigenen Aussehens anging fragte sich Phryne, ob die junge Frau wirklich so unbedarft und naiv war, wie sie tat oder einfach auf Komplimente hoffte. Als perfekte Freundin tat Phryne ihr jedenfalls den Gefallen...
Nun kokettiere mal nicht so, Calvina. Du bist jung und wunderschön. Keine Frau hier auf dem Forum kann sich mit dir messen, vor allem wenn man deine edle Familie kennt. Du bist sicher die beste Partie, die man sich vorstellen kann. Und dazu dieses Engelsgesicht...
Die Freigelassene strich sanft über Calvinas Gesicht. Dann wandte sie sich wieder der Fibel zu, die Calvina offenbar sehr gut gefiel.
Nicht wahr? Sie ist schön und wird dir wunderbar stehen. Ich schenke sie dir!
Phryne fragte den Fibelschmied nach einem zweiten Exemplar und einigte sich mit ihm auf einen akzeptablen Preis. Dann überreichte sie Calvina das in ein Tuch eingeschlage Fibelpaar.
Hier, für dich, schöne Calvina. Als Zeichen meiner Freudschaft.