Gegen Abend kam Korone von ihren Erkundungen zurück. Phryne wartete schon ungeduldig auf die Informationen, die ihre treue Dienerin zusammengetragen hatte.
Komm zu mir, Korone. Erzähl mir, was du in Erfahrung bringen konntest, sagte Phryne freundlich und schob der Sklavin einen Hocker hin.
Die Dienterin nahm auf dem angebotenen Hocker Platz und begann zu erzählen.
Herrin, ich habe eine der Küchenmägde abgepasst und sie auf den Markt begleitet. Wir kennen uns bereits von früheren gemeinsamen Einkäufen. So war es ein Leichtes, sie in ein Gespräch über ihren Herrn zu verwickeln. Tatsächlich aber führt dieser Petronius Marcellus ein verhältnismäßig zurückgezogenes Leben. Er ist weder Spieler noch betrinkt er sich. Seinen Oheim liebt er fast abgöttisch. Er widerspricht ihm nie. Das führte sogar soweit, dass er sich von seinem Oheim eine Verbindung mit Susina Alpina, der Kräuterfrau, verbieten ließ. Die Magd hat wohl an der Tür gelauscht, als die beiden sich unterhalten haben. Marcellus scheint Alpina tatsächlich geliebt zu haben. Zumindest behauptet das die Magd. Doch musste er auf Geheiss seines Oheims sämtlichen Kontakt zu ihr abbrechen. Es scheint nur eine kurze Liebschaft gewesen zu sein.
Phryne hörte gebannt zu. So? Er hatte dieses Mauerblümchen also wirklch geliebt? Schwer vorstellbar. Der Verdacht, dass einer ihrer Liebestränke daran schuld war, drängte sich förmlich auf.
Hat er jetzt momentan eine Geliebte?, wollte Phryne sofort wissen.
Korone schüttelte den Kopf.
Die Küchenmagd verneint das. Er geht aber wohl ab und an in die Garküche eines gewissen Ottmar. Dort trifft er sich mit Bekannten oder auch mal mit seinem Patron, aber soviel sie wusste, trifft er sich nicht mit Frauen dort. Ich könnte aber noch versuchen, die beiden Leibwächter auszuhorchen. Die begleiten ihn meist dorthin.
Sie machte eine Pause.
Ach ja, eine interessante Sache war da noch. Die Küchenmagd hat gesagt, dass sie Alpina heute früh gesehen habe, wie sie aus der Seitengasse hinter dem Lupanar hervorgekommen ist. Sie hat wohl versucht, sich hinter ihrer Palla zu verstecken, doch die Magd war sich ganz sicher. Es soll ganz früh am Morgen gewesen sein...
Phrye riss die Augen auf. Oha! Wie interessant! Was machte die Kräuterfrau zu so früher Stunde an der Hintertür eines Lupanars. Besserte sie ihr Einkommen auf?
Wunderbar hast du das gemacht, meine Liebe! Weiter so. Bleib da dran und sei ein wenig nett zu den Leibwächtern von Marcellus. Vielleicht bekommst du aus ihnen noch heraus, was er in der Garküche macht. Womöglich trifft er doch dort eine Frau in den Hinterzimmern... zuzutrauen wäre es ihm!
Sie nahm weitere Münzen aus ihrer Geldschatulle und gab sie Korone. Dabei warf sie lächelnd einen Blick auf die neue Perlenkette. Marcellus war jede Münze wert, die sie der Dienerin gab. Sie wollte einfach auf Nummer sicher gehen, dass es keine Konkurrenz gab.