Beiträge von Phryne

    Phryne hatte es geschafft, sich weit nach vorne durchzuschieben. Da endlich sah sie Marcellus. Er war im Gespräch mit seinem Onkel. Als dieser sich verabschiedete und weiterging, ergriff sie die Chance und grüßte den jungen Petronier.


    Salve! Auf ein Wort, Marcellus! Ich glaube, du schuldest mir noch eine Unterredung. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst. Ich hoffe sehr dass ich mich täusche... aber ganz davon abgesehen würde ich gerne deine Meinung zum Ableben des Kaisers hören. Müssen wir in Mogontiacum uns Sorgen machen? Werden die Barbaren die Gelegenheit ergreifen und die Führungslosigkeit des römischen Staates dafür nutzen, uns zu überfallen? Hast du irgendwelche Informationen, die du mit mir teilen möchtest? Gerne auch bei einem Becher Wein... bei mir oder bei dir?


    Sie schenkte ihm nicht nur einen Augenaufschlag sondern auch ein bezauberndes Lächeln. Phryne glaubte nicht, dass es seine Wirkung verfehlen würde. Sie war sich sicher, dass er noch manchmal an ihre gemeinsame Nacht in der Casa Acilia dachte.

    Phryne zog die Augenbrauen hoch. Nun, es verwunderte sie nicht, dass die Duccierin ihr das Geschenk ungeöffnet zurückschickte. Sie wusste offenbar wirklich nicht, was Manieren waren. Da war sie zu Fuß zum Landhaus der Duccii gegangen, um sich von dem Fräulein eine Abfuhr zu holen. Wie auch immer, Phryne wusste, wie sie es zu nehmen hatte. Zumindest hatte der Vater sehr angehme Umgangsformen. Das Mädchen war wohl zu lange mit der Mutter alleine gewesen...


    Sie nahm den verpackten Spiegel in die Hand und rief nach ihrer Sklavin Korone.


    Korone, meine Liebe! Komm doch mal zu mir, bitte.



    Ja, Herrin. Was kann ich für Dich tun?


    Als die treue Dienerin erschien, übergab Phryne ihr lächelnd das Päckchen.


    Hier, meine Liebe. Für deine treuen Dienste. Von dir weiß ich, dass du ein solches Geschenk zu würdigen weißt. Möge es dir immer nur das zeigen, was du auch sehen möchtest.


    Korone konnte es kaum glauben. Sie bedankte sich viele Male und öffnete dann das Päckchen. Als sie den schönen silbernen Handspiegel sah, traten ihr Tränen der Rührung in die Augen. Sie stammelte weitere Dankesbekundungen.
    Es erfüllte Phryne mit Genugtuung zu sehen, dass ihre Sklavin das Geschenk zu würdigen wusste. Nun, bei ihr war es offensichtlich in den besseren Händen.

    Als Phryne mit ihren beiden Sklaven auf dem Weg zur Basilika auf die Menschenmenge vor der Curia traf, hatte der Duumvir bereits die erschreckende Nachricht unters Volk gebracht. Es herrschte Unruhe. EIn Schieben und Drängen der Menschenmassen machte den Platz zu einem unguten Aufenthaltsort. Glaukus baute sich vor seiner Herrin auf, um sie zu schützen. Phryne wollte jedoch unbedingt genaueres erfahren. Der Kaiser war tot. Soviel war zu ihr durchgedrungen, aber welche Konsequenzen hatte das nun für die Provinzhauptstadt? Würde der germanische Legatus Augusti Ansprüche auf den Thron erheben? War er womöglich bereits abgereist? Er war nirgends zu sehen. Kaum ein Kaiser war bislang eines natürlichen Todes gestorben. Hatten im Hintergrund bereits irgendwelche Strippenzieher die Zügel in der Hand? Sie beschloss, sich trotz der aufgeheizten Stimmung weiter vor die Curia zu begeben, um Genaueres zu erfahren.


    An dem Grüppchen aus dem Aedituus des Apollo, der Kräuterfrau Alpina und der Duccierin Silvana vorbei schob sie sich auf das Tribunal vor der Curia zu. Sie hoffte Marcellus irgendwo zu sehen. Er war doch Magister Vici und musste Einblick in das Geschehen im Inneren haben. Noch war er wohl im Gebäude, aber irgendwann würde auch er herauskommen. Dann wollte sie ihn abfangen.

    Phryne strahlte über das ganze Gesicht. Sie hatte die intensive Befragung überstanden und war in die Kultgemeinschaft aufgenommen worden. Dass sie ihr Einstandsopfer eigenhändig darbringen musste, führte bei der Libertina zu einem Schaudern. SIe selbst sollte das blutige Opfer vollziehen? Das konnte sie sich einzig während eines ekstatischen Zustandes der göttlichen Entrückung vorstellen.
    Da das Fest der Hilaria nicht mehr weit war, fragte sie deshalb den Gallus:


    Kann ich das Einstandsopfer am Dies Sanguis vollziehen, ehrenwerter Gallus? Es ist ja nicht mehr lang hin bis zum Fest der Großen Mutter. Zu gerne würde ich im Rahmen der Festabläufe mein Opfer darbringen. Wäre das möglich?


    Als der Hocker für sie gebracht wurde und das gemeinsame Festmahl anstand, bat sie darum, ihre Diener mit den für diesen Abend mitgebrachten Speisen rufen zu dürfen. Es war ein erhebender Augenblick nun im Kreis ihrer neuen Kultgenossen das heilige Mahl zu vollziehen.

    Die Frage des so eigentümlich gekleideten Mysten schien nicht weiter schwierig zu sein, wenngleich sein seltsames Lächeln Phryne etwas verunsicherte.


    Das Taurobolium ist ein spezieller Entsühnungsritus, bei dem sich der Gläubige mit dem Blut eines über ihm geopferten Stieres reinigt. Der Stier wird auf einem Rost über einer Grube getötet. Das Blut läuft durch die Zwischenräume und reinigt so den Mysten. Es handelt sich um ein privates Opferfest im Kult.


    Phryne wartete nun auf die Frage des Gallus. Nervös knabbert sie an ihrer Unterlippe. Als sie die Frage hörte, nickte sie. Ein historisches Thema.


    Rom wurde damals, also vor mehr als dreihundert Jahren, von mehreren Katastrophen heimgesucht. Der punische Hannibal bedrohte das Reich ebenso wie Hungersnöte durch Missernten. Nach der Überführung der Göttin nach Rom konnten die Gefahren gebannt werden. Hannibal wurde besiegt und gute Ernten beendeten die Hungersnöte. Die Menschen dankten Kybele für ihre Gnade, indem sie ihr einen Tempel, das dazugehörige Kultpersonal und Spiele gewährten.


    Sie forschte im Gesicht des Priesters, ob er mit ihrer Antwort zufrieden war.

    Sim-Off:

    no problem


    Phryne musste feststellen, dass die Bräuche in der Provinz sich doch von denen in Rom unterschieden. Hähne wurde sicher auch im Tempel in Rom geopfert, aber nicht zu den großen Feierlichkeiten. Doch sie nickte verständinisvoll, als sie von der Germanin korrigiert wurde. Nun fühlten sich alle anderen Mitglieder des Kultvereins anscheinend angespornt, Phryne mit ihren Fragen zu überschütten. Sie musste achtgeben, dass sie nichts überhörte und auf alle Fragen antwortete.


    Zitat

    "Was ist der Dies Sanguis?"


    "Was verbirgt sich im Kernos?"


    "Wer ist Attis?"


    Phryne begann die Fragen der Reihe nach zu beantworten.


    Nun, der Dies Sanguis ist einer der wichtigsten Termine im Ablauf der Hilaria. Es ist der Tag des Blutes, der göttlichen Ekstase, in der die Mysten versuchen, sich in den Zustand der göttlichen Entrückung zu bringen, der den göttlichen Attis dazu brachte, seiner geliebten Göttin Kybele das größte Opfer zu bringen, zu dem er fähig war. Er wird mit ekstatischen Tänzen und Geisselungen gefeiert. Die Mysten bringen sich selbst blutige Wunden bei und opfern dieses Blut am Altar der Göttin. Natürlich ist auch das Opferblut von TIeren dabei. Römischen Bürgern ist selbstverständlich der letzte Schritt, die Entmannung, verboten. Sie steht nur Nichtrömern zu.


    Sie wandte sich einer Frau zu, die die zweite Frage gestellt hatte.


    Im Kernos werden die "vitres", die Geschlechtsorgane des Opferstiers aufbewahrt. Dieses Gefäß wird in der feierlichen Prozession während der Hilaria vorangetragen. Und jeder, der Aufnahme in den Kult der Großen Mutter beantragt, muss ihn einmal getragen haben.


    Damit war sich Phryne sehr sicher, denn sie hatte den Kernos bei der Prozession in Rom auch getragen, bevor sie die rituelle Aufnahme erleben durfte. Noch immer war sie bewegt, wenn sie an die Gefühle dachte, die sie überflutet hatten, als sie in die Geheimnisse der Mysterien eingeweiht worden war. Sie musste sich zwingen, auch die letzte Frage korrekt zu beantworten.


    Attis ist der Geliebte der phrygischen Göttin. Es gibt verschiedene Mythen über seine Herkunft. Sicher aber ist, dass die Göttin ihn vermutlich aus Eifersucht mit Wahnsinn schlug, infolge dessen er sich selbst entmannte. Heute verehren wir ihn als Gott und streben danach wie er das Mysterium aus Tod und Verwandlung zu erleben.
    Aus Ehrfurcht vor jenen, die das Mysterium des Attis am eigenen Leib erfahren haben, nennen wir den obersten Priester des Kultes Attis
    .


    Ihre Augen strahlten, als sie die zentrale Botschaft des Kultes aussprach.

    Zitat

    "Welches ist das bevorzugte Opfertier der großen Mutter?"


    Diese Frage war leicht zu beantworten.


    Das beliebteste Opfertier der Magna Mater ist der Stier. Doch nicht selten wird ihr auch ein Widder geopfert.


    Zitat

    "Welches ist das wichtigste Fest der Magna Mater in Rom?"


    Phryne nickte auf die Frage des älteren Togatus. Sie lächelte wissend.


    Heute ist das wichtigste Fest der Großen Mutter die Hilaria, das große Frühlingsfest. Es beginnt an den Iden des März und dauert bis zum Tag IV vor den Kalenden des Aprils. Noch bis zu den Zeiten des göttlichen Claudius war das wichtigste Fest die Megalesia, die im April gefeiert wurden.


    Selbstsicher blickte Phryne in die Runde. Bislang lief es gut.

    Erleichtert und beeindruckt lauschte Phryne den Ausführungen des Pontifex. Auch wenn sie sicher war, dass er auf sie herabsah und sich berechtigterweise über sie geärgert hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Seine Haltung war bewundernswert.
    Phryne giftete sich, dass sie es sich ausgerechnet mit ihm so früh verscherzt hatte. Jetzt blieb nur Schadensbegrenzung. Sie nickte also demütig zu allem was er sagte und erinnnerte ihn auch nicht mehr daran, dass die Provokation von seiner Tochter ausgegangen war, ihr erster Satz die Lawine ins rollen gebracht hatte.


    Dann trat sie vor und überreichte das in ein schönes Tuch eingewickelte Geschenk.


    Du hast sicher recht, dass deine Tochter und ich uns besser eine Weile aus dem Weg gehen sollten. Deshalb bitte ich dich, ihr mein Geschenk zu übergeben. Es kommt tatsächlich von Herzen, auch wenn sie es sich vielleicht nicht vorstellen kann. Wie du dir vorstellen kannst, ist mir sehr daran gelegen, wenn du dem Pontifex Petronius Crispus und auch dem Lehrer deiner Tochter bei Gelegenheit von meiner Entschuldigung erzählst. Und sei versichert, ich werde mich erstmal im Hintergrund halten. Mein ganzer Elan wird in nächster Zeit meinem Engagement in den Kultverein der Magna Mater gelten. Ich danke dir für deine Zeit und dein offenes Ohr, Pontifex Duccius Verus. Mögen die Götter deinen Weg beschützen.


    Sie nickte ihm in einer angedeuteten Verbeugung zu und machte Anstalten, zu gehen.

    Tatsächlich erschien wenig später der duccische Pontifex. Distanziert, aber nicht unfreundlich grüßte er Phryne. Sie war erleichtert, dass er überhaupt gekommen war.


    Salve, verehrter Pontifex Decimus Duccius Verus. Nun, den Grund meines Kommens kennst Du. Ich bin untröstlich über den Ausgang meiner Willkommensfeier und möchte mich in aller Form für mein Auftreten und das Gesagte entschuldigen. Es gibt nichts zu beschönigen und keine Ausflüchte meinerseits. Wenn ich ehrlich bin, kann ich gar nicht verstehen welcher Dämon mich geritten hat, mich so zu vergessen. Eine Mania, ein Anflug von Wahnsinn... es tut mir leid.


    Sie machte eine kurze Pause, um zu sehen, wie ihre Entschuldigung ankam. Und nachdem er nicht gleich losbrüllte, fuhr sie fort:


    Natürlich gilt meine Entschuldigung in erster Linie Deiner Tochter Duccia Silvana. Ich habe ihr ein Geschenk mitgebracht, mit dem ich darum bitten will, dass sie mir verzeihen möge. Schön wäre es, wenn wir noch einmal von vorne beginnen könnten. Ich werde ihre Indiskretionen und Provokationen vergessen und hoffe sehr, dass sie mir die in diesem Anflug von Irrsin ausgesprochenen Sätze ebenso verzeiht. Willst Du ihr das ausrichten und ihr mein Geschenk überreichen?

    Ein älterer Mann hatte Phryne geöffnet. Er wirkte freundlich und nahm ihr die erste Sorge, dass man sie gar nicht erst empfangen würde. Der Ianitor brachte sie in ein sehr schönes Kaminzimmer und bat sie Platz zu nehmen. Phryne war überhaupt nicht nach sitzen, aber sie gehorchte, bis er das Zimmer verlassen hatte. Dann stand sie auf und tigerte durch den Raum. Schließlich blieb sie vor dem offenen Feuer stehen. Der Anblick der tanzenden Flammen beruhigte sie ein wenig. Doch die Nervosität blieb.

    Nervös betrat Phryne den von einigen Öllampen schummrig beleuchteten Raum. Die Männer und Frauen, die sich dort versammelt hatten, musterten sie neugierig, vielleicht ein wenig mißtrauisch. Es war ihnen nicht zu verdenken, begehrte sie doch Einlass in einen Geheimkult und behauptete, bereits eingeweiht zu sein - Teil des großen Mysteriums geworden zu sein.


    Sie lächelte und grüßte leise. Die Stimmung war sehr feierlich. Phrynes Herz begann zu hämmern. Sie liebte diese besondere Atmosphäre und war sich sicher, die ihr gestellten Prüfungsfragen beantworten zu können. Ihr Blick ging vom Gallus zu dem bärtigen Kelten, der die einheimische Kleidung trug. Er durfte die erste Frage stellen.


    "Wie heißt der Vater der großen Mutter?"


    Phryne hob die Augenbrauen. Er schien sie wirklich prüfen zu wollen, denn darüber gab es verschiedene Ansichten. Woher sollte sie wissen, welche er hören wollte? Also begann sie vorsichtig.


    Nun, das ist keine leichte Frage. Ein Mythos erzählt, dass die Göttermutter aus einem Stein erwuchs, den Deukalion und Pyrrha nach der großen Sinnflut warfen. Als der Auftrag an Deukalion hieß: "Nimm die Knochen deiner Mutter und wirf sie hinter dich." Doch die allgemein übliche Überlieferung ist, dass Meon der König von Phrygien und Lydien ihr Vater gewesen sei, Dindyma ihre Mutter.

    Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet. Phryne konnte einen jungen Mann im langen Kleid sehen, der über und über mit Ketten und Amuletten behängt war. Sie kannte den Aufzug der "fanatici", der Diener der Magna Mater. Er musterte sie neugierig.
    Bist du Phryne, fragte er.


    So ist es, antwortete sie. Ich komme auf Einladung des Gallus Claudius Atticus.


    Der junge Mann nickte. Ich muss dich bitten, den Eid zu sprechen, dass nichts von dem was du hier siehst und hörst, nach außen dringen wird. Schwöre es bei der Großen Mutter, der Herrin über Werden und Vergehen, der Allmutter Kybele und ihrem Geliebten Attis.


    Phryne zögerte keinen Augenblick. Sie sprach mit fester Stimme:
    Ich schwöre bei der Großen Mutter, bei der Herrin über Werden und Vergehen, bei der Allmutter Kybele und ihrem Geliebten Attis, dass keine Silbe von dem nach außen dringt, was hier gesprochen und vollzogen wird. Das schwöre ich!
    Und sie ergänzte noch die Bekenntnisformel der Mysten. Vom Thympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel habe ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, in die Geheimnisse der Religion bin ich eingeweiht, ich bin ein Myste der Magna Mater und des Attis.


    Nun gab der Mann lächelnd die Tür frei.
    So tritt ein, Phryne. Sei willkommen im Collegium der Magna Mater und des Attis.

    Mit vor Kälte und Aufregung kalten Fingern näherte sich Phryne in Begleitung ihrer Diener dem Kultbezirk des Doppeltempels der Magna Mater und der Isis. Eine junge Frau stand dort und hielt Waschschüssel und Karaffe bereit, um die erwarteten Mysten zu reinigen. Sie lächelte die Ankommende an. "Salve!"
    Phryne unterzog sich der Reinigung. Auch ihre Sklaven mussten sich reinigen.


    Sie wusste, dass das linke Gebäude die Unterkunft des Gallus war und nahm an, dass dort auch die Sitzung des Collegiums stattfinden würde.
    Vor der Tür verharrte sie kurz. Dann klopfte sie beherzt an.

    Phryne hatte diesem Datum entgegengefiebert. Nun war der Tag da, an dem sie zur Versammlung des Collegiums der Magna Mater eingeladen war. Sie war aufgeregt und wollte keinen Fehler machen. Nach der gesellschaftlichen Pleite bei ihrer Willkommensfeier durfte ihr heute nicht wieder so ein Lapsus unterlaufen.
    Korone hatte drei Gewänder hergerichtet. Phryne stand ratlos davor und überlegte, ob sie Nachtblau, Dunkelrot oder Beige bevorzugen sollte. Schließlich entschied sie sich für das Dunkelrote. Rot wie das Blut des Attis. Rot wie das Blut des Stiers, der beim Taurobolium sein Leben für den Mysten ließ. Vielleicht konnte sie so Eindruck machen.


    Sie scheuchte Korone und Glaukus sich zu beeilen. Auf keinen Fall wollte sie zu spät kommen. Die Speisen für das Kultmahl hatte sie in zwei Körbe verpacken lassen, die von beiden Dienern getragen wurden. Ein Kästchen mit Weihrauch nahm sie selbst. Es sollte ihr Geschenk an den Gallus sein. Sie ließ sich den warmen Kapuzenmantel überhängen. Dann verließen sie das Haus.

    Phryne schickte Korone mit einer Antwort auf das Einladungsschreiben und einem Korb voller Geschenke auf den Weg zum Gallus. Die brave Sklavin brachte dem Priester neben einem Kästchen mit edlem Räucherwerk, einen geräucherten Schinken und eine Flasche feines Garum. Dazu ein paar Opferkuchen. Und sie übergab den Brief, den ihre Herrin verfasst hatte.



    Ad Gallus Magnae Matris et Cultor Isidis
    Claudis Atticus


    Als Myste der Magna Mater und des Attis habe ich mich sehr über die Einladung zur Versammlung des Collegiums gefreut. Ich werde pünktlich erscheinen und meinen Anteil am Kultmahl beisteuern. Wenn darüber hinaus noch etwas von mir gewünscht oder gefordert werden sollte, lass es mich bitte wissen.


    Selbstverständlich werde ich meinem Eid entsprechen und keinen Laut über die Geschehnisse im Collegium nach außen tragen.


    Salve, Phryne

    Salve Ianitor, mein Name ist Phryne. Ich war kürzlich die Gastgeberin einer Feier in der Casa Acilia und komme nun, um den Pontifex Decimus Duccius Verus zu sehen. Ich habe ein Geschenk für seine Tochter und hoffe, dass er mich empfängt. Würdest du bitte nachfragen, ob er bereit ist, mich zu empfangen?


    Phryne fühlte sich unbehaglich. SIe trat von einem Fuß auf den anderen und hoffte, dass der Pontifex ihr die Gelegenheit geben würde, sich zu entschuldigen.

    Triumphierend hielt Phryne die Einladung in Händen. Endlich hatte sie etwas, worauf sie sich freuen konnte, eine Aussicht darauf, sich bald zuhause fühlen zu können in diesen klimatisch wie zwischenmenschlich kühlen Gefilden.
    Dass Marcellus auf ihren Brief überhaupt nicht reagiert hatte, ärgerte sie ungemein. Immerhin war ihr erster Kontakt mit ihm doch sehr erfolgversprechend gelaufen. Sie hatte auch nicht vor, es einfach so auf sich beruhen zu lassen. Mit Sicherheit würde sie einen Weg finden, die Angelegenheit noch mit ihm zu diskutieren. Doch nun wollte sie sich ersteinmal auf ihren ersten Auftriff vor dem Collegium Cultorum Magnae Matris Isidisque vorbereiten. Sie rief Korone zu sich, um die Speisen zu besprechen, die sie zum Treffen mitbringen wollte und ihre Garderobe zu durchforsten, was sie anziehen könnte.

    Mit ihrem Geschenk und zwei Briefrollen in der Hand, falls man sie abweisen würde, stand Phryne in Begleitung ihrer Sklavin Korone vor dem Tor der Duccischen Villa. Interessiert betrachtete sie den eigenwilligen Dekor des Hauses. Die germanische Note war unverkennbar. Sie ließ Korone klopfen und wartete auf den Ianitor.

    Erstaunt stellte Phryne fest, dass Alpina das erste Mal seit sie sich begegnet waren eine halbwegs schlagfertige Antwort parat hatte. Sie hatte nicht vor, noch weiter darauf einzugehen, sondern lächelte nur bitterböse und wandte sich wieder dem Goldschmied zu.


    Nun, dann nenn mir bitte den Preis und pack mir diesen Spiegel bitte ein. Er soll ein Geschenk sein.