Beiträge von Phryne

    Gebannt verfolgte Phryne das Geschehen und fragte sich, wie es Kaeso in der Dunkelheit unter dem Stieropfer wohl gehen mochte. Hatte er Angst oder empfand er ein Hochgefühl?
    Sie selbst hatte fürchterliche Angst gehabt, damals in Rom, als man sie zum Taurobolium führte.


    Es tat einen dumpfen Schlag als der Stier tötlich getroffen niedersank. Opferdiener kümmerten sich um alles weitere. Später würden alle von dem zubereiteten Fleisch zu essen bekommen. Die angehende Priesterin, deren Weihe erst in einigen Tagen anstand und der Gallus standen neben dem Gestell und sahen zu wie sich das Blut seinen Weg ins Innere suchte. Sie mussten Kaeso noch eine Weile sich selbst überlassen. Die Dunkelheit, die Einsamkeit und Angst sowie das Ausgeliefert-sein gehörten zum Leben-Tod-Leben-Ritual. Kaeso musste im Inneren der Erde, unter dem Fruchtbarkeit spendenden Regen des Stierblutes seinen persönlichen Tod erleiden, bevor sie als Verkörperung der Kybele ihn wieder erwecken durfte.


    Düstere Melodien und monotone Trommelschläge versetzten die Kultgemeinde in die mysthische Stimmung, die den Reiz der Initiation ausmachte. Klagende Singstimmen weinten um Kaeso, der wie einst Attis den blutigen Tod gestorben war. Eine kleine Ewigkeit dauerte die Trauerzeremonie. Dann folgte wieder Stille. Phryne glaubte Kaesos Herz schlagen zu hören und seine Angst zu spüren.


    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, gab der Gallus Phryne das Zeichen, den Kranz und den Becher mit Milch aufzunehmen.
    Der Priester ging an das Gestell und öffnete die Pforte, damit der blutbesudelte Myste als neuer Fanaticus aus der Unterwelt steigen konnte.


    Als Kaeso blass und zittrig erschien, atmete Phryne auf. Ein befreites Lächeln zauberte sich auf ihre Lippen. Im langen, bunten Gewand mit dem Schleier und der Mauerkrone sollte sie ihm die Große Mutter sein.



    Claudius Atticus wartete bis Kaeso vor ihm stand. Dann gab er ihm den Kernos in die Hand.


    Sprich nun die Einweihungsformel, Kaeso! Dann nehmen wir dich auf in den Kreis der Fanatici!

    Das schmerzerfüllte Brüllen des Stieres war ohrenbetäubend. Die Männer hatten alle Hände voll zu tun, dass Tier zu halten. Festgebunden am Gestell und zudem am Kopf festgehalten musste der Stier die Qual erleiden.



    Claudius Atticus wartete mit dem Kernos, dem Gefäß, in welchem die Stierhoden aufbewahrt wurden, darauf, dass Kaeso vom Gestell stieg. Er empfing den jungen Mann mit einem zufriedenen Lächeln.
    Hervorragend, Kaeso! Hervorragend!


    Nachdem Kaeso die Hoden des Stiers in den Kernos gebettet hatte, öffnete der Gallus ein Tor im Unterbau des Opfergestells.


    Nun tritt ein in die Unterwelt. Übersteige die Schwelle zwischen Leben und Tod. Fühle wie es Attis ging als er starb und wieder erweckt wurde durch die Gnade der Großen Mutter. Stirb auch du, Kaeso und bete zu Kybele um die Gnade der Wiedergeburt.


    Tiefes Dunkel umfing den jungen Initianten als er den Raum unter dem Stier betrat. Das Brüllen des gequälten Tieres, die Blutstropfen der Kastrationswunde, der Geruch nach dem Schweiß und dem Blut des Stieres... mit all diesen Eindrücken war Kaeso nun allein.
    Draußen tosten die Tympanontrommeln, die Becken der Zymbeln klangen scheppernd und die Flöten begleiteten das Geschehen mit einer wilden Melodie. Bis zum Höhepunkt.


    Stille


    Dann ein letztes Aufbrüllen des Stieres bevor er ins Herz getroffen niedersank. Ein Opferhelfer hatte das Stieropfer vollzogen. Das warme Blut ergoß sich durch den gitterartigen Boden in die Kammer, in der Kaeso auf seinen rituellen Tod wartete.

    Die Prozession hatte auch ein paar Neugierige angelockt. Während üblicherweise die Treffen und Feste der Kultgemeinde unter Ausschluss der Öffentlichkeit abliefen, waren die Hilaria ein Fest für die gesamte Bürgerschaft. Man musizierte, tanzte und sang. Es gab leckere Kleinigkeiten und Wein für alle. Man trank aus der Zymbel und speißte vom Tympanon.


    Im Innenhof des Heiligtums war ein Holzgestell aufgebaut, auf das eine Rampe führte. Der Unterbau war stabil, die Oberfläche glich einem Gitter. Man hatte Planken ausgelegt, damit der Stier nicht in die Spalten trat und sich verletzte.


    Als sich die Sonne dem Horizont zuneigte, entzündeten die Profani und Fanatici Fackeln und Feuerschalen. Die Athmosphäre wurde mystisch und feierlich. Der Stier begann unruhig zu brüllen. Er ahnte wohl, dass sein Ende nahte.


    Claudius Atticus nahm Kaeso beiseite.



    So, mein Junge, nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du das Taurobolium vollziehen musst.


    Unter Rezitationen von Gebeten und Anrufungen der Großen Mutter reichte der Gallus Kaeso ein Messer. Jetzt wurde es gefährlich. Er würde mit dem Stier auf das Podest steigen und ihm die Hoden abschneiden müssen.
    Kräftige Männer standen bereit um das Tier zu führen und zu halten.


    Der Gallus nickte Kaeso zu.


    Nur Mut, Junge.

    Phryne war an diesem Tag sicher ebenso nervös wie Kaeso. Oder dachte sie das nur? Der Gallus hatte alles mit ihr durchgesprochen. Noch nie war ihr die Ehre zugekommen beim großen Frühlingsfest einen Profanus zum Fanaticus zu machen.
    Schon früh am Vormittag standen die Profani und die Fanatici am Flussufer in der Nähe des Hafens. Sie hatten am Tag zuvor die Schilfrohre geschnitten, die sinnbildlich für Attis standen, der selbst mit dem Messer Hand an sich gelegt und sich entmannt hatte.
    In einer feierlichen Prozession, begleitet vom Klang des Tympanon, der Zimbeln und Doppelflöten bewegten sich die Kultangehörigen auf die Stadt und den Tempelbezirk der Magna Mater zu. Die Fanatici in ihren bunten Gewändern mit Glöckchen, Amuletten und Troddeln, die Profani in einfachen bodenlangen Gewändern mit langen Ärmeln.


    Zu diesen gehörte Kaeso. Phryne genoss den Anblick. Er sah wundervoll aus mit seinen vor Aufregung geröteten Wangen. Wie stolz er das Schifrohr trug. Sie selbst war aufwändig gekleidet, sollte sie doch die Vertreterin der Großen Mutter darstellen. In einem langen Gewand mit vielen Falten trug Phryne einen zarten Schleier über dem Haar und war gekrönt von einer glänzenden Mauerkrone. Das Material war nicht sehr edel, doch wirkte es dennoch majestätisch. Sie thronte auf einem Wagen, dem die Schilfträger vorangingen. Natürlich wurde der Wagen nicht von Löwen gezogen, wie es die Legende besagte, sondern von Ochsen. Dennoch war die Prozession ein Schauspiel für die Menschen, die sich zu so früher Stunde schon auf den Beinen befanden. Mit neugierigen Blicken verfolgte man die Gruppe. Hinter dem Wagen führten Diener einen prächtigen rotbraunen Stier. Auch er war über und über geschmückt mit Bändern und Amuletten.


    Der Gallus führte die Prozession an. Er trug ein malvenfarbenes langes und langärmliges Gewand mit vielen Amuletten, Metallplättchen und Glöckchen behängt. Auf dem Kopf einen Schleier und einen mit Bändern verzierten Kopfputz, der an eine phrygische Mütze erinnerte. Um diese war ein Kranz mit Frühlingsblumen gelegt. Auf der Brust des Priesters prangte ein auffälliger Halsschmuck mit zahlreichen Bildtafeln aus Metall iin die kunstvoll Szenen aus dem Kybele-Attis-Mythos eingearbeitet waren. Weitere Ketten lugten aus dem faltenreichen Gewand hervor und Armreife blitzen an den Handgelenken. Ein Szepter wies Claudius Atticus als Oberpriester des Kybelekultes in Mogontiacum aus, ein Aspergillum diente zum Segnen der Gläubigen.


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    Langsam setzte sich die Prozession in Gang. Die Frauen und Männer musizierten, sangen und tanzten. Die Schilfträger, die man Cannephoroi nannte, marschierten ernst in ihrer Formation auf das Heiligtum der Magna Mater zu. Die Feierlichkeiten würden sich bis zum Einbruch der Dunkelheit hinziehen. Dann erst fand die Initiation Kaesos mit dem großen Stieropfer - das Taurobolium - statt. Wenn er in den Kreis der Fanatici aufgenommen war, würde ein Festschmaus folgen.


    Phryne blitzte den Soldaten nur böse an.
    Ich möchte dich mal sehen wenn du so gedemütigt wurdest, ob du das zur Anzeige bringen würdest. Bist du denn schon vergewaltigt worden? Kannst du dir das überhaupt vorstellen?
    All das hätte sie ihm gerne an den Kopf geworfen, doch sie verkniff es sich. Das würde sie sich für die zweite Runde aufheben. Die würde es ja wohl geben, daran ließ dieser Frugi keinen Zweifel.


    Was den Schmuck anging würde sie sich Flore vorknöpfen wenn diese erst wieder auf freiem Fuß war. Vorerst stürzte die Libertina die Lippen und giftete hinter dem davoneilenden Legionär her.

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    Der Gallus bemerkte wohl die Angst vor dem Unbekannten und dem Schmerz in Kaesos Augen. Der Junge würde erst noch erfahren wie erregend Schmerz sein konnte, wenn er in göttlicher Ekstase zugefügt wurde. Atticus war sich sicher, dass Kaeso ebenso von der Glut der rituellen Ekstase davongetragen würde wie er es immer wieder erlebte. Um so zufriedener konstatierte er das "Nein" des jungen Mannes.


    Dann fahre ich nun fort. Nach dem Pannychis, der Fackelprozession am Abend, der Trauer, die in die ekstatische Fröhlickeit umspringt und dem festlichen Mahl am Hilaria genannten Hauptfesttag, legen wir einen Ruhetag ein - Requieto. Der darauffolgende Tag ist dann der Reinigung gewidmet. Die Statue der Göttin wird in einer großen Prozession zum Hafen getragen und dort gewaschen. Dabei werden auch wir uns rituell reinigen, nach dem großen Fest.


    Atticus sah beseelt aus, als er gedanklich das Fest nachempfand.


    Es ist soweit alles besprochen. Ich sehe dich am Tag vor den Nonen des Martius damit wir gemeinsam mit einigen anderen Profani und Fanatici die Schilfrohre schneiden gehen. Im Anschluss daran schmücken wir dein Prozessionsgewand, das du nach der Initiation überreicht bekommst. Bringe ein farbenfrohes langärmliges und langes Gewand mit. Um die Glöckchen, Troddeln, Borten und Amulette kümmere ich mich. Oder willst du das übernehmen, Phryne?


    Die Schauspielerin lächelte.


    Das übernehme ich gerne, wenn du die Einkleidung übernimmst, Atticus. Ich glaube das ist in deinen Händen besser aufgehoben.


    Der alte Priester nickte lächelnd.


    So sei es denn. Nehmt denn den Segen der Großen Mutter. Bis bald.

    Phryne sah Kaesos strahlendes Lächeln. Sie war gespannt, wie er die Initiation dann wirklich empfinden würde. Denn bisher ahnte er wohl nicht recht welch ekstatisches Spektakel ein Taurobolium war.



    Der Gallus strahlte ebenfalls.


    Nach diesem Festauftakt bist du einer der Fanatici und darst das rituelle Gewand tragen. Von da an nimmst du als festes Mitglied unserer Kultgemeinde an den Prozessionen und Feierlichkeiten teil.


    Er machte ein Pause, dann begann er fortzufahren, wie das Frühlingsfest weiterging.


    Es folgen 7 Tage des Brotfastens und dann die eigentlichen Feiern der Hilaria. Am 11. Tag vor den Kalenden des Aprilis setzen wir das Fest mit dem "arbor intrat" fort. Wir tragen eine Pinie als Symbol des Attis in die Stadt und das Nemeton. Diese schmücken wir mit Veilchen und begraben sie hier. Am kommenden Tag trauern wir um den verstorbenen Attis. Wir fasten, klagen und singen.


    Atticus machte ein unglückliches Gesicht. Er lebte seine Religion.


    Der 9. Tag vor den Kalenden ist der "dies sanguis". Hier erfolgt ein neuerliches blutiges Opfer. Phryne wird eine Ziege und die Kultgemeinschaft einen Widder opfern. Das Blut spielt hier eine große Rolle. Wir geißeln und ritzen uns bis aufs Blut. Es ist ein wildes Fest mit Musik und Tanz, mit Ekstase und Trance.


    Die Augen des Alten leuchteten.


    Zunächt sind wir noch unglücklich doch in der Nacht wandelt sich alles. Er lächelte Phryne wissend zu. Der kommende Tag gehört der Feier, dem Fest des Freude und Heiterkeit. Wir feiern die Hilaria mit einem großen Festessen. Hast du noch Fragen bevor ich den Abschluss der Festlichkeiten beschreibe?

    Zitat

    Original von Octavius Frugi: "Mein Name ist immer noch Titus Octavius Frugi, genau wie bei meinem letzten Besuch. Unser Praefect ist nicht mit deiner Aussage zufrieden. Entweder ist sie unvollständig oder du lügst uns an. Wenn du auf meine drei nächsten Fragen mit ja beantwortest bis du mich fürs erste los. 1. Hattest du eine Beziehung mit Gurox? 2. Du beschuldigst Flore als Diebin? 3. Du hast Flore ohnmächtig in der Castra abliefern lassen, nachdem du ihr einen Trank verabreichst hast? Vergiss nicht wir haben Zeugenaussagen, sollten wir nicht mit deiner Aussage zufrieden sein, lassen wir alle die hier im Hause wohnen zu einem Verhör abholen.“ So das wird sie jetzt wohl zur Vernunft bringen, hoffte Frugi. Langsam hatte er wirklich genug.


    So ein Ärger. Dieser Legionär war ausgebufft. So einfach würde sie ihn nicht loswerden. Phryne musste sich eine andere Taktik überlegen. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen als sie die erste seiner Fragen beanwortete.


    Wenn du Freiheitsentzug, Vergewaltigung vor Zeugen, Bedrohung, Erpressung und Raub als "Beziehung" bezeichnest - ja! Dann hatte ich sehr wohl eine Beziehung zu diesem Kerl, der sich mir gegenüber nie Gurox genannt hat. Ich würde das alles als Straftaten bezeichnen und mich als das Opfer eines skupellosen Vergewaltigers, Erpressers, Entführers und Diebes. Reicht das zu Frage eins?


    Phrynes Stimme war schneidend geworden. Sie kochte vor Wut. Die zweite Frage war schnell und mit Nachdruck beantwortet.


    Zu zweitens: Ja! Flore ist eine Diebin oder zumindest weiß sie wo sich mein Schmuck befindet und rückt ihn nicht raus.


    Mit der dritten Frage musste Phryne vorsichtig sein. Es wäre ein Leichtes gewesen sämtliche Schuld auf diese Kräuterhexe zu schieben. Wenn sie jetzt sagte, dass sie den Trank von Susina Alpina bekommen hatte, dann wäre sie aus dem Schneider. Doch verdankte sie dieser verflixten Hebamme ihr Leben. Und auch wenn Phryne normalerweise keine Skrupel hatte, das ihren Vorteil daraus zu ziehen, einen anderen in Schwierigkeiten zu bringen, plagte sie in diesem Fall das Gewissen.


    Die dritte Frage ist nicht mit einem eindeutigen "Ja" zu beantworten. Ja, ich habe die ohnmächtige Flore in der Castra abliefern lassen. Aber ich gab ihr den Trank nicht in dieser Absicht. Wir tranken gemeinsam einen Trank für Schwangere. Er sollte uns gut tun. Dass er die gegenteilige Wirkung hatte, musste ich am eigenen Leib büßen, wie du sicherlich weißt. Du und diese Hebamme sind Zeugen gewesen, dass Flore wie auch ich vom selben Trank genommen haben. Ich gebe aber zu, dass ich die Situation ausgenutzt habe, jedoch nicht nur mit dem Wunsch, diese Diebin und Verbrecherin dingfest zu machen sondern ihr gleichzeitig in der Castra die bestmögliche medizinische Versorgung zuteil werden zu lassen. Schließlich verfügt die Legio über einen eigenen Medicus. Was konnte ihr also Besseres passieren? Ich musste mit einem raetischen Kräuterweib vorlieb nehmen, das mich und Flore überhaupt erst in diesen Zustand versetzt hatte...


    Ups, jetzt war es ihr doch herausgerutscht. Wollte sie nicht Alpina schonen? Phryne musste innerlich kichern. Es gelang ihr einfach nicht, die Kräuterfrau aus der Sache rauszuhalten.


    Claudius Atticus nickte zufrieden.


    In dieser Nacht wirst du vom Profanus, dem einfachen Gläubigen, zum Fanaticus - einem "Diener der Großen Mutter". Wenn du nach dem "hieros gamos" mit der Großen Göttin aus dem Tempel zurückkehrst wirst dir Milch gereicht und dir wird ein Kranz aufgesetzt werden. Dann musst du im Kreis der Profani und anderen Fanatici die Bekenntnisformel sprechen. Präge sie dir gut ein!


    Der Gallus machte eine bedeutsame Pause, dann intonierte er die Initiationsformel.


    „Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel hab ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis.“


    Der Priester wartete, dass Kaeso probeweise den Satz sprach, der seine Aufnahme in die Kultgemeinschaft besiegeln würde.


    Entzückt wertete der Gallus Kaesos Lächeln und Nicken als Einverständnis, ihm persönlich beim Einkleiden behilflich zu sein. Das hob seine Stimmung zusehens.


    Anschließend an das Taurobolium, dessen dunkles und blutiges Ritual dich an die Pforte des Todes führen wird, wo dich die Große Mutter in ihrer unendlichen Güte erneut ins Leben holt, so du ihr mit reinem Herzen wahrhaft dienst. Du musst hoch und heilig im Namen der Großen Mutter schwören, dass du die Riten, die in dieser Nacht stattfinden niemals jemandem erzählst. Alles, was im Heiligtum der Großen Mutter im Zuge deiner Initiation und der Feierlichkeiten der Hilaria stattfindet, muss auf ewig geheim bleiben. Leg deine Hand auf dein Herz und schwöre. Schwöre, Kaeso!


    Ernst sah der Oberpriester Kybeles den Initianten an.

    Zitat

    Original von Lucius Iulius Antoninus: Wie ist der Name dieser ominösen Gehilfin?“ An den Zellen stand ja selten Gehilfin des sowie so. Er brauchte erst mal einen Überblick über die Situation. Dann würde er entscheiden wie er verfahren wollte.


    Dann rollte er sich über seine Geliebte und sah ihr in die Augen. „Was würde die Fürstin meiner wollüstigen Nächte von einem Zweiten vielleicht ausgedehnterem Gang halten?“ Fragte er zuckersüß und lies seine Hand langsam die Außenseite ihres Oberschenkels hinauf fahren bis zu ihrer Talje.


    Phryne handelte das "Geschäftliche" schnell ab.


    Die Schlampe heißt Flore. Wenn sie nicht gerade im Carcer weilt arbeitet sie als Schankmaid in so einer Kaschemme mit damen "Zum brünftigen Hirschen".


    Nachdem das geklärt war, gab Phryne auf ihre ganz persönliche Art und Weise das Einverständnis zum zweiten Gang. Sie küsste Antoninus leidenschaftlich und tastete zufrieden, dass auch er für den zweiten Gang bereit war.


    Glaucus öffnete die Tür. Als er den Legionär sah rollte er genervt die Augen. Würden sie den niemals loswerden?


    Du hast Glück, knurrte Glaucus. Sie hat es überlebt und kann auch wieder Besuch empfangen. Komm mit mir!


    Tagelang hatte seine Herrin zwischen Leben und Tod darniedergelegen. Die Hebamme war täglich gekommen und hatte mit Spülungen, Tränken und Tamponaden versucht die Folgen der Abtreibung zu lindern. Tatsächlich war es ihr gelungen. Phryne mied es zwar noch zu baden, doch konnte sie wenigstens wieder sitzen. Im Haus war es still. Anstatt Männerbesuche zu empfangen, hatte sich die Schauspielerin mit ihren Bücherrollen zurückgezogen und las.



    Deshalb führte der Leibsklave den Legionär auch bis ins Cubiculum der Libertina, wo sie zwar geschminkt und frisiert doch bis zur Brust in eine Decke gehüllt lag und las. Als Glaucus nach dem Anklopfen mit dem Legionär eintrat hob sie die Augenbrauen. Auch wenn er nicht schlecht aussah war ihr so gar nicht nach Flirten zumute.


    Salve. Mit wem habe ich die Ehre?

    Er wollte also erst ein Anliegen besprechen. Phryne witterte Schwierigkeiten. Doch als heraus war, was ihn quälte, winkte sie lässig ab.


    Ist längst geschehen, mein Süßer! Es ist üblich in der Kultgemeinschaft, dass die finanzstärkeren Mitglieder den Opferstier für das Frühlingsfest bezahlen. Ich habe Glaucus schon losgeschickt ein möglichst schönes, stattliches Tier zu erwerben. Noch frisst dieser das saftige Frühlingsgras auf der Weide, aber zu deiner Initiation und meiner Priesterweihe wird er geschmückt auf das Opfer warten.


    Sie griff sich erneut einen Happen des herrlichen weißen Fisches, tunkte ihn ins Garum ein und schob ihn dann dem verdutzten Kaeso in den Mund.


    Außerdem habe ich einen Weihstein in Auftrag gegeben, der an meine Weihe zur Priesterin erinnern soll. Er wird am Tag nach meiner Weihe im Heiligtum aufgestellt. Du wirst mir doch sicher die Freude machen, bei dem Opfer dafür zugegen zu sein? Hierfür habe ich eine Ziege als Opfertier bestellt.


    Nachdem sie gesättigt war und auch noch der ein oder andere Fischhappen in Kaesos Mund verschwunden war, wusch sich Phryne die Finger in der eigens bereit gestellten Schale. Korone trocknete sorgsam die Hände ihrer Herrin und ölte sie mit einem Duftöl.


    Ich liebe Fisch, aber ich hasse den Fischgeruch. Und nun zu dir, mein Süßer. Wie ist das Leben eines angehenden Chirurgicus im Ludus? Ich hätte schon große Lust dich dort mal zu besuchen und mir diese Prachtexemplare von Mannsbildern aus der Nähe anzusehen.


    Mit einem schwärmerischen Blick begann sie über Kaesos Arm zu streicheln.

    Glaucus freute sich sichtlich als Kaeso klopfte. Seit der Entführung Phrynes waren beide doch ein wenig freundschaftlich verbunden.


    Salve, Kaeso. Komm doch herein. Phryne sitzt noch bei der Cena. Sie hat sicher nichts dagegen, wenn du ihr Gast bist. Hast du schon gegessen? Es gibt Fisch aus dem Rhenus. Nur so als Vorwarnung oder magst du etwa Fisch? Ich kann ihn nicht ausstehen.


    Der Sklave führte Kaeso ins Triclinium. Phryne lag dahingegossen da und tunkte mit spitzen Fingern Fischstücke in Garum. Dazu ass sie Brotstücke.


    Kaeso! Mein Süßer! Nimm an meiner Seite Platz. Bediene dich, es gibt Fisch!


    Gut gelaunt rutschte sie ein wenig, um Kaeso auf der Kline Platz zu machen.

    Die Zeit verging wie im Flug. Schon war es Martius und das große Frühlingsfest der Kybele - die Hilaria standen an. Aus diesem Grunde hatte Claudius Atticus, der Gallus des Tempels der Magna Mater, seine zwei Hauptakteure zu sich eingeladen. Mit einem freundlichen Lächeln bedachte er beide.



    Wie schön euch beide heute bei mir zu haben. Das Frühlingsfest der großen Mutter steht an und damit für euch beide sehr wichtige Ereignisse. Für dich, liebe Phryne, die Weihe zur Priesterin der Kybele und für dich, Kaeso, die Aufnahme in die Kultgemeinschaft - die Initiation mittels des Tauroboliums. Dann wollen wir die Feierlichkeiten einmal theoretisch durchgehen.


    Er blickte von einem zum anderen.


    Beginnen wir mit dir, Kaeso. An den Iden des Martius beginnen die Feierlickeiten mit dem "Canna intrat", einer Prozession mit Schilfrohren, die an Attis erinnern sollen. Du wirst einer der Cannaforoi, der Schilfrohrträger sein. Natürlich benötigst du für die Prozessionen ein passendes, langes Gewand mit Glöcken, Troddeln und Amuletten. Ich kann dir gerne dabei helfen ein geeignetes Gewand zu schmücken.


    Der Gallus strahlte bei der Vorstellung an Kaeso Maß zu nehmen.


    Am Abend nach der Prozession ist das Stieropfer vorgesehen und damit dein Taurobolium. Du hast sicherlich schon einen Stier bestellt, nicht wahr?


    Atticus fragender Blick ruhte auf Kaeso.

    Es sah so aus als würde sie in jedem Fall heute sterben. Egal ob durch die Blutung, die der Schwangerschaftsabbruch ausgelöst hatte oder durch die Hand der Hebamme, die sich schonungslos Zugang zu Phrynes Unterleib machte.


    Bei Kybele der großen Mutter! Lass mich leben, große Mutter! Erbarme dich meiner!


    Die Libertina betete laut und inbrünstig bis die Hebamme mit brutaler Gewalt ihren Unterleib aufdehnte.
    Bei allen Göttern, ich werde nie wieder Spaß an Sex haben, fuhr es Phryne durch den Kopf. Aufgedehnt und ausgeleiert. Das, was sie immer vermeiden wollte. Der Grund, weshalb sie bislang eine Schwangerschaft und Geburt vermieden hatte. Ihr Körper war schön und unverbraucht. Bislang! Das war jetzt wohl vorbei. Phryne schrie aus Leibeskräften, Tränen schossen aus ihren Augen. Sie litt, und wie sie litt! Doch das war erst der Anfang. Unerbittlich setzte die Hebamme das Messer ein. Ein schneideneder Schmerz durchzuckte Phryne. Sie bäumte sich auf, kratzte und biss Glaucus.


    Eine Pause verschaffte der Schauspielerin Luft. Sie atmete auf, hoffte schon alles überstanden zu haben. Die Spülung brannte wie Feuer.
    Doch der Gesichtsausdruck Alpinas verhieß nichts Gutes. Phryne flehte und bettelte, damit dieses brutale Weib von ihr abließ. Doch weit gefehlt. Wenigstens bekam sie nun einen Trank, der ihr relativ schnell die Schmerzen linderte und sie benebelte. Nur noch beiläufig nahm sie wahr wie die Hebamme ihre Arbeit fortsetzte und beendete. Die Schweinerei, die sie dabei anrichtete, war der weggetretenen Libertina egal. Erschöpft von den Schmerzen und dem Schreien und Weinen sank sie in die Kissen. Sie wollte nur noch vergessen. Wie sehr bereute sie, sich mit diesem Gurox eingelassen zu haben. Das hatte sie davon.

    Soso ein Spurinus. Nun ja, was war von einem Soldatenbastard schon anderes zu erwarten? Mit einem gönnerhaften Lächeln antwortete Phryne.


    Bring ihn doch einfach einmal mit zu mir. Oder meinst du, dass es besser ist, wenn ich dich in der Castra besuche? Das ist ja seine gewohnte Umgebung. Was meinst du wäre besser?


    Die Causa Gurox war kompliziert und Flore ein Dreh- und Angelpunkt.


    Ich sie entlasten? Nein, nicht im Mindesten! Sie steckte mit diesem Mistkerl unter einer Decke, trägt sogar einen Bastard von ihm! Aber ich könnte mir vorstellen, dass der Lagerpräfekt sie laufen lässt, wenn man ihre Rolle herunterspielt. Gerade die Schwangerschaft könnte helfen. Sie war von Gurox abhängig, weil sie sein Kind trägt. Also hat sie alles für ihn getan. Das wäre doch ein Aufhänger, oder nicht? So müsste man sie doch freibekommen. Dann muss man ihr nur klarmachen, dass sie diese Freilassung nur als Gegenleistung für ihre interessanten Kontakte in die Unterwelt Mogontiacums und die "Handelskontakte" respektive Hehler- und Schmugglerkontakte von Gurox bekommt. Du kannst doch sicher zu ihr in den Carcer vordringen und sie "verhören". Dabei könntest du einen entsprechenden Kuhhandel mit ihr vereinbaren.


    Phryne ärgerte es zwar, dass sie ihrer Gegenspielerin damit half, aber wenn es Antoninus und der guten Sache diente...

    Zitat

    Original von Iulius Antoninus


    Antoninus riet ihr einen Anwalt zu nehmen. Das war natürlich in seinen Augen die einzig richtige Maßnahme. Phryne versuchte das Thema zu wechseln. Da kam es ihr zupass, dass er gleich wieder zu seinem Sohn wechselte. Ja, er war sein Erbe und natürlich war ein Mann ohne rechtmäßigem Erben nicht vollständig. Mit seinem Tod war er vergessen. In den Kindern lebt man fort... Phryne kannte die Sprüche. Sie hatte dem Ganzen nicht sehr viel beigemessen, doch so langsam dämmerte ihr, dass alle Männer darauf aus waren. Gurox war begeistert gewesen von dem Gedanken mit ihr einen Sohn gezeugt zu haben, Kaeso fand es auch toll und nun hörte sie es wieder. Phryne grübelte. Wenn sie nicht so völlig unerfahren mit Kindern wäre, hätte sie ja anbieten können, seinem Sohn als Ziehmutter zu dienen. Damit würde sie Antoninus an sich binden können... Sollte sie? Irgendetwas in ihr sträubte sich. Eine andere Stimme jedoch rief laut "Tu es! Das ist deine Chance! Eines Tages schenkst du ihm einen Sohn, dann musst du nur noch den Bastard loswerden..."


    Nun, ich bin nicht sicher ob du weißt, dass ich die Kinder der weniger betuchten Bürger Mogontiacums in einer von mir und Duccia Silvana betriebenen Schola unterrichte. Ich habe also fast täglich Kinder um mich. Allerdings sind sie älter als dein Sohn. Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken, welche Unterbringung die Beste für ihn ist. Ich würde ihn jedenfalls gerne einmal kennenlernen. Wie heißt der kleine Fratz denn?


    Als sie auf Phrynes Geheimdiensttätigkeit zu sprechen kamen, lächelte die Freigelassene. Er schien unbeeindruckt zu sein vom Schweigen Roms zu den Geschehnissen in Mogontiacum. Die Aussicht darauf sie mit Informationen aus der Castra zu versorgen fand Phryne jedenfalls sehr gut. Ob sie Leute gewinnen konnte?


    Hm, ich hatte zunächst gehofft, diesen Gurox gewinnen zu können. Er schien eine Menge Verbindungen zur Unterwelt zu haben und hatte seine Finger überall drin. Dann aber entpuppte er sich als grausamer Entführer, Vergewaltiger und Verbrecher. Er hatte auch eine Gehilfin, die eine mindestens ebenso hinterhältige Verbrecherin ist. Sie ist ebenfalls eingesperrt in der Castra. Vielleicht könnte man sie gewinnen. Man könnte ihr die Geheimdiensttätigkeit anbieten als Gegenleistung für eine passende Aussage gegen Gurox. Das wäre doch was für dich, oder? Könntest du das nicht anleiern?


    Phryne wusste zwar nicht, ob sie Flore nicht lieber im Rachen eines Löwen oder den Pranken eines Bären sehen würde. Doch das konnte ja immernoch kommen. Wenn sie ihnen noch hilfreich sein konnte... warum nicht?


    Sim-Off:

    Causa Gurox und Geheimdienst: So könnte man beides vielleicht verbinden und Flore wieder ein Betätigungsfeld geben.... ;)


    Und zum Thema Kleinkind: Phryne wäre eine teuflisch gute Stiefmutter :D :D

    Endlich schien die Hebamme zu realisieren, dass es ihr wirklich schlecht ging. Zunächst atmete Phryne erleichtert auf, doch als sie das Gerät sah, dass die Obstetrix, weiteten sich ihre Augen.


    Bist du wahnsinnig? Willst du mich töten?


    Phryne versuchte sich aufzusetzen, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Sie hatte immer gewusst, dass ihr die Raeterin missgünstig war, seitdem sie diese kennengelernt hatte. Jetzt hatte dieses elende Kräuterweib die Gelegenheit sich an ihr zu rächen. Und sie würde es tun. Nachdem der Trank Phryne nicht getötet hatte, versuchte es die Hebamme anders. Der Schauspielerin stand die Angst in den Augen.


    Nein! Neeiiin!!!


    Glaucus musste alle Kraft aufbieten, um seine Herrin am Aufstehen zu hindern. Sie kratze ihn mit ihren Nägeln blutig.

    Zunächst antwortete Phryne auf die Causa Gurox.


    Die Hebamme Susina Alpina hat ihn angezeigt. Die hat er auch vergewaltigt. In meinem Fall war das schwieriger...


    Sie konnte ihm ja schlecht erklären, dass sie in einem abstrusen Ritual mehr oder weniger freiwillig die Beine breit gemacht hatte. Natürlich war es Freiheitsentzug und Nötigung gewesen, doch sie selbst hatte es schließlich interessant gefunden und sich Gurox zunächst förmlich an den Hals geworfen. Wenn alle Umstände der Entführung in die Öffentlichkeit kamen, war sie unten durch.


    Mal sehen ob sie mich als Zeugin brauchen. Ich habe keinen Vertreter im Prozess. Ich bin eine Libertina, mein ehemaliger Dominus ist tot. Richter wird vermutlich der Legatus Augusti sein.


    Nun kam Antoninus auf seinen Sohn zu sprechen. Auch wenn es vermutlich für hochrangige Legioäre nicht ungewöhnlich war ein Kind in der Castra aufzuziehen, empfand es Phryne doch als unpassend. Doch es war sein Kind, eines mit irgendeiner Schlampe in Roma. Für Phrynes Nachwuchs käme eine solche Unterbringung nicht in Frage. Aber soweit war es ja noch nicht. Noch nicht. Wobei ihr der Gedanke durchaus immer besser gefiel.


    Ich verstehe das natürlich. Wir werden sehen, was die Zeit bringt. Ich finde es jedenfalls sehr gut, dass du dich so sehr um deinen Sohn kümmerst. Vorbildlich!


    Es war nun an ihr noch ein weiteres Thema anzuschneiden.


    In letzter Zeit ist es sehr still geworden in meiner geheimen Mission. Ich bin nicht mehr angefragt worden, Informationen nach Rom zu liefern. Weißt du darüber mehr?