Beiträge von Galeo Sergius Plautus

    Es war einfach fabelhaft zu sehen, wie flugs die drei ihr Bierchen weggegurgelt hatten. Plautus machte richtig große Augen. Allerdings würde das Bier die Suche nach den Ursachen für die Leere in der Basilica mit dem Fortschreiten des Abends zunehmend verdunkeln, schoss es ihm durch den Kopf. Dennoch folgte er willig dem Ruf nach mehr Bier: "Rutilo, bring uns noch drei Becher Bier, hier herrscht eine garstige Dürre!"


    Bedenklich rieb sich Plautus das Kinn: "Und macht Euch mal über die Würstchen und den Schinken her, damit das Zeugs nicht auch noch verdorrt".


    "Heute morgen hat mir mein Barbier erzählt, dass eine Germanenhorde in die Canabae eingedrungen sei und dort das Lupanar verwüstet hätte. Alle Mogontiaken seien dann dorthin gerannt, um das zu verhindern. Das könnte erklären, warum die Basilica heute so leer ist. Ich sag das deswegen, weil vorhin einer von Euch gefragt hat, ob sich was in der Stadt täte, von dem Ihr noch keinen Wind bekommen hättet. Als ich dann auch in die Canabae rennen wollte, hat mein Barbier schließlich zugegeben, dass es Fake News wären".

    Na ja, darüber wo er sich befand, war sich Plautus voll im Klaren. Er war aber nicht gekommen, um irgend jemand der Duccischen Fürstenfamilie zu sprechen, sondern er wollte lediglich eine geschäftliche Vereinbarung mit dem Vilicus dieser Sippe treffen.


    "Salve Albin. Ich bin Sergius Plautus und wollte gerne mit Dir, dem Vilicus eine geschäftliche Abmachung besprechen. Wie ich weiss, bist Du Gewürzhändler und hast einen Betrieb namens 'Wurtjo e Kruda', der auch Küchengewürze anbietet".


    Bei der Aussprache des germanischen Namens 'Wurtjo e Kruda' kam Plautus noch etwas ins Stolpern, aber er hoffte, dass rübergekommen war, was er meinte.

    Willig folgten Plautus, Segimundus und Lala der Hausherrin in die Culina, wobei es offenkundig war, dass Mechthild sich ein kleines bißchen schämte, weil sie ihre Gäste 'nur' in ihre Küche führen konnte. Was sie hier im etwas abgelegenen Mogontiacum selbstverständlich nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass selbst hochgestellte Römer gelegentlich auch mit ihren besten Freunden gerne und ausgiebig in der Culina herumhingen, anstatt im Triclinum zu speisen. Aber man musste solcherlei abartige Vorlieben ja nicht unbedingt an die große Glocke hängen ...


    "Wenn ich's mir richtig überlege, dann täte uns allen wohl ein Bierchen ganz gut, wenn es Dir keine Umstände macht", sagte Plautus. Segimundus und Lala nickten beifällig. Im Stillen dachte Plautus daran, dass ein Bierchen bei Segimundus wohl schon verdunstet war, bevor es seine Speiseröhre passiert haben würde.


    "Alpina hat versprochen, nach Flore zu schauen, als sie aus der Regia weggegangen ist. Denkst Du dran, sie zu rufen, wenn sich Flore mies fühlt?", ergänzte Plautus.

    Plautus drehte sich auf dem Absatz herum, als die Frau auf sein Angebot zurückkam. Ja sicher, man sollte diesen Krankentransport auch ordentlich zu Ende bringen. Er nahm eine Decke von der Karre, legte sie seinem Sklaven Segimundus auf die Arme und meinte:


    "Mach voran, Segimundus, aber schön sachte". Segimundus fing behende mit der Decke die angeschlagene Flore auf und trug sie ins Haus, als wäre sie nur ein Federchen.


    Dann wandte er sich an Mechthild: "Sag ihm, wo er sie ablegen oder absetzen soll".

    Zitat

    Frugi: "Was ist eigentlich los? Ist es nur hier so leer? So ein Einführungsangebot, lässt sich doch normalerweise keiner entgehen. Tut sich etwas in der Stadt von dem wir wissen sollten?"


    Rutilo brachte erst mal die drei Becher mit Bier: "Wohl bekomm's, Leute!"


    Etwas verwirrt drehte Plautus seine Augen nach oben und hob die Schultern: "Beim Arsche des Pluto, sowas hab ich hier auch noch nicht erlebt. Das zerkloppt mir ja die ganze Neueröffnungsparty, so ein Mist aber auch. Es ist ja so, als ob alle aber auch alle Mogontiaken sich verabredet hätten, die Basilica nicht zu betreten, solange ich hier Würstchen verteile. Oder vielleicht ein Fluch, den die Konkurrenz ausgestoßen hat, um mir das Geschäft zu versauen. Ihr könnt Euch ja beim Kauen und Trinken eine überzeugende Verschwörungstheorie ausdenken und mir nachher erzählen. Nur zu!"

    Zitat

    Plautus: "Hmm, wenn sie liegend transportiert werden muss, dann kann ich eine Maultierkarre holen. ... Was meinst Du, könnte das so gehen?"


    Eh sich Plautus versah, war das Kräuterhexlein schon wieder weg, ohne eine Antwort da zu lassen. Auch gut, dann machen wir das eben so, wie wir es für richtig halten, dachte sich Plautus.


    Nachdem die Karre und das Maultier eingetroffen waren, packte man eine dicke Lage Stroh auf die Karre, dann hob Segimundus Flore samt dem Deckenstapel obendrauf und man konnte loszuckeln. Den Göttern sei Dank, dass das Maultier keine ihm bekannten Wege gehen musste und so wenigstens seine langsamste Geschwindigkeit einhalten konnte, ohne dass Flore zu sehr durchgerüttelt wurde. Als wir bei dem Haus der Korbflechterin Mechthild angekommen waren, ging Plautus zur Porta, klopfte an und rief: "Wir bringen Flore, sie ist sehr schwach, macht bitte auf!"

    "Ach so, mein Name. Der ist Sergius Plautus. Also dieser Schnupfen-Plautus, der Dich mal im Januar konsultiert hat. Aber, wie ich eben mitgekriegt habe, hast Du ja auch schwerere Fälle".


    Das mit dem Transport musste sich Plautus noch ein kleines Weilchen überlegen. Gehen konnte Flore ja nicht. Zumindest nicht bis in die Cabanae. Sänfte, Maultierkarren?


    "Hmm, wenn sie liegend transportiert werden müsste, dann kann ich eine Maultierkarre holen. Wenn wir noch etwas Stroh unter die Decken packen, dann müsste sie auch weich genug liegen. Und ne Plane können wir auch da drüber spannen, falls es regnen sollte. Was meinst Du, könnte das so gehen?"

    Boiorix kam aus der Aula zurück und wollte berichten. Aber er kam nicht mehr dazu. Hinter der aufgespannten Decke ertönte ein entsetzlicher Schrei, gefolgt von einer vielsagenden Stille. "Jetzt nicht," flüsterte Plautus, "heb Dir's auf für später".


    Gleich darauf schleiften zwei Wächter einen wild um sich blickenden Gurox an Plautus vorbei aus der Regia und vermutlich in den Carcer. Er wusste jetzt, dass dieser Gurox der Vater des Kindes war, das gerade hinter der aufgespannten Decke geboren wurde.


    Plautus horchte. Dann hörte er die Stimme von Alpina mit der traurigen Nachricht, dass die Götter das Kind nicht in die Welt der Menschen gelassen hatten. Arme Flore, armer Gurox.

    Plautus nickte: "Drei Bier, drei Schinken, drei lukanische Würste, alles mit Brot. Gemüse haben wir nicht im Angebot, junger Mann. Ich lass das dann aber gerne holen".


    Er schaute über seine Schulter: "Rutilo geh mal zum Gemüsefritzen und hol ein paar Hände voll Lattich, Kresse, Rauke, Pastinak und Lauch. Dann machste nen Salat für den Herrn, der da grade von einem Kriegszug heimgekehrt ist. Wird ihm sicher gut tun".

    Den Göttern sei Dank, dass jetzt Alpina auftauchte. Sie hatte gerade in der Aula ihre Aussage gemacht und ihr Gesicht zeigte alle Zeichen von Zorn und Scham. Eine leicht explosive Mischung von Gefühlen, aber verständlich nach all dem, was da in der Aula abgegangen war. Trotz allem wandte sie sich gleich Flore zu.


    "Wir sind richtig erleichtert, dass Du Dich jetzt um Flore kümmern kannst. Wir haben die Tür zum Nebenraum mit einer Decke verhängt. Ich bin draußen, wie sich's gehört und bei Dir ist noch meine Sklavin Lala, die Dir zur Hand gehen kann."

    So als ob sein Werbespruch doch noch Wirkung zeigen wollte, kamen auf einmal drei Soldaten in die Taberna und setzten sich an einen Tisch. Wenigstens etwas. Erleichtert trat Plautus an den Tisch, den die Drei in Beschlag genommen hatten.


    "Salvete Ihr Drei, willkommen in Plautus' Metzgerbude! Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Euch. Die gute: Heute ist Alles, was Ihr verzehrt, wegen der Neueröffnung gratis. Ist ne Werbeaktion. Egal, ob Ihr Euch für lukanische Würste, Schinken oder Bier entscheidet. Und Brot gibt's umsonst dazu. Die schlechte: Das gilt nur noch für drei Tage, dann führen wir wieder Normalbetrieb ein. Also, was hättet Ihr Krieger den gerne?"

    Wenn man den Leuten etwas Kostenloses anbietet, dann kommen sie gewöhnlich in hellen Scharen, um eiligst zuzugreifen. Hatte sich Plautus gedacht als er die Taberna Lanienae Plauti eröffnete. Aber Rutilo hatte ihm Abend für Abend berichtet, dass wider Erwarten niemand bei der neueröffneten Taberna erschienen war. Mal abgesehen von den üblichen Schnorrern, denen schon ihre Armut gebot, nach allem zu greifen, was nichts kostete. So machte Plautus sich auf, um dort mal nach dem Rechten zu sehen.


    Rutilo:
    "Gähnende Leere", sagte Rutilo, "seit sieben Tagen". Er hatte damit Plautus' Gedanken mühelos erraten.


    "Na ja, gräm Dich nicht, Rutilo. Die Luft in Mogontiacum ist momentan solchermaßen erfüllt mit Vielerlei grausamer und herzzereißender Dramen, dass kaum ein Mogontiner auf die abseitige Idee kommt, hierher in die Basilica zu pilgern, bloß um Würstchen zu essen ".


    Kurzerhand stieg auch Plautus auf den Hocker und rief seinen Werbespruch noch dreimal durch die Basilica. Aber nichts als der Nachhall seiner eigenen Stimme antwortete ihm.


    Sim-Off:

    WISIM!

    Zitat

    Flore: „Meinst du man könnte die Türe eine Spalt öffnen? Es ist wichtig für mich mit zu bekommen, was da drinnen geschieht.“


    Boiorix erzählte flüsternd, was inzwischen in der Aula vorgegangen war. Plautus gab das Erzählte dann an Flore weiter:


    "Nun, der Praefectus Iulius Licinus hat seine Aussage gemacht. Er sagte als er die Casa Helvetia betrat, habe er dort den Angeklagten, den Kaeso und Susina Alpina vorgefunden. Kaeso hatte eine Wunde an der Schläfe und Alpina war apathisch und stand unter Schock. Der Praefectus interpretierte diesen Zustand Alpinas als den einer Vergwaltigten. Es wird sich zeigen, ob das Gericht diese Interpretation als zweifelsfreien Beweis anerkennen wird. Nach Aussage des Praefecten war Gurox zuächst gefesselt, konnte sich aber freimachen und sich seiner Festnahme zuächst widersetzen, wenigstens solange, bis man ihn schließlich überwältigt hat. Schließlich kam noch heraus, dass Gurox der Anführer einer Art Geheimbund sein soll, dem man alles Mögliche zutraut. Gurox selbst hat dazu im Prozess nichts gesagt. Inzwischen wurde Susina Alpina als Zeugin aufgerufen."


    Plautus schickte Boiorix wieder in die Aula zurück mit dem Auftrag, dort genau zuzuhören und dann seinem Dominus zu berichten. Er wandte sich wieder an Flore:


    "Nein, ich werde die Tür auch nicht nur ein klitzekleines Spältchen öffnen. Du bekommst von mir erzählt, was im Gerichtssaal vor sich geht."


    http://fs5.directupload.net/images/user/170620/nf699anb.png Rutilo:


    Vorsichtig öffnete Rutilo die Läden der Taberna. Einige wenige hatten sich am frühen Morgen dieses Tages tatsächlich schon vor der Taberna eingefunden. Er wuchtete seine Leibesfülle auf einen Hocker, wischte sich ein paar Tröpfchen Schweiß von der Stirn und schrie: "Leute, Municipes und Incolae! Herbei, herbei! Kommt her und holt Euch die Würste, die Schinken und das Bier! Es wird Euch schmecken. Und wir garantieren, dass die Wurstwaren, die wir künftig hier anbieten, auch weiterhin so verdammt gut schmecken werden!"


    Schnaufend stieg er wieder von seinem Hocker herunter und wedelte weiter mit seinen Armen.

    Zitat

    Flore: „Meinst du man könnte die Türe eine Spalt öffnen? Es ist wichtig für mich mit zu bekommen was da drinnen geschieht. ... ja und was der Angeklagte so macht würde mich auch sehr interessieren.“


    So unrecht hat diese Flore ja nicht, dachte sich Plautus, denn er war ja selbst davon betroffen, dass er jetzt als unfreiwilliger Aufpasser für Flore nun mal akustisch vom Prozessverlauf abgeschnitten war. Zu blöd aber auch! Da fiel ihm ein, dass er zu Anfang der Veranstaltung seinen Sklaven Boiorix unter den Zuschauern gesehen hatte. Der war ja wohl auch von der Neugierde hier her getrieben worden, obwohl er eigentlich im Betrieb Porcelli Plauti die Schweinchen hüten sollte. Aber es war ja inzwischen nachmittag und da würde ihn Himilco schon abgelöst haben.


    Eigentlich war es ein Geschenk der Götter, dass ausgerechnet Boiorix hier her gekommen war. Boiorix war nämlich Gallier und kam aus einer Provinz, in der romanisch inzwischen die erste Sprache war, die man auch auf der Straße lernte, weshalb er auch den Prozessverlauf gut verfolgen konnte. Und er hatte einen Prozess wegen eines Raubüberfalls hinter sich, der ihm auch rudimentäre Kenntnisse über die Prozessordnung vermittelt haben dürfte.


    Plautus dachte nicht im entferntesten daran, die Tür auch nur einen Spalt zu öffnen und damit Flore die Kontrolle über das weitere Geschehen zu überlassen. Er stand auf und winkte Boiorix zu sich.

    Nachdem wir festgestellt hatten, dass die Böcke und die Eber auf dem Gelände der PORCELLI PLAUTI in den letzten Monaten ausgesprochen fleißige Arbeit geleistet hatten, konnte Rutilo seine Messer wetzen und die Wurstküche wie auch die Räucherkammer anwerfen.


    Plautus schickte ihn dann in die Basilica, wo er zusammen mit Echembrotus und Thoas die Taberna einzurichten hatte. Nachdem die Kerle ein paar Tage gehämmert, gesägt und den nötigen Krempel in die Taberna geschafft hatten, blieb eigentlich nur noch übrig, ein ansprechendes Schild zu pinseln und gut sichtbar anzubringen.



    Während Rutilo noch mit Nägeln auf den Lippen von der Leiter herunterstieg, sah er, dass schon einige Schnorrer sich schnuppernd um die Taberna herumdrückten.


    http://fs5.directupload.net/images/user/170620/nf699anb.png Rutilo:


    "Na was denn, Leute, habt doch noch ein paar Tage Geduld, dann kriegt Ihr was auf's Mäulchen!"

    Zitat

    Flore: „Kannst du deinem Dominus nicht klar machen, dass es mir unbehaglich ist in Gegewart eines fremden Mannes hier herum zu liegen und womöglich ein Kind zu gebären. Oder musst du wieder weg?“


    http://fs5.directupload.net/images/user/170605/pzpff928.png Lala:
    Das Spätzchen begann, mit seinen Flügelchen zu flattern, was Lala als ziemlich unangebracht empfand.
    "Nö, weg muss ich nicht. Und wenn ich mir Deinen Bauch begucke, dann will ich auch nicht weg, weil da bald was losgeht, meine Liebe."


    Sie griff sich eine der übriggebliebenen Decken und hängte sie wie einen Vorhang in den Türrahmen. Ihren Dominus schickte sie dann nach draußen. "So, das ham wir schon mal. Von wegen Gegenwart eines fremden Mannes. Es müsste Dir jetzt schon etwas behaglicher sein. Und es wird Dir sicher noch behaglicher, wenn Du daran denkst, dass eine Hebamme jetzt nur noch ein paar Dutzend Schritte entfernt ist. Is doch logisch, oder?"