Beiträge von Galeo Sergius Plautus

    Plautus hatte Rutilo zum Hafen geschickt, um die Sklaven aus Roma abzufangen, die man nach Mogontiacum beordert hatte. Rutilo machte sich dabei ein Nachrichtensystem zu Nutze, das bei den Schiffern aus Gründen der Sicherheit in Gebrauch war. So wusste jeder Schiffer ziemlich gut, wer 'hinter' oder 'vor' ihm den Rhenus herabkam. Die Schiffahrt auf dem Rhenus war nämlich nicht ganz ungefährlich, denn man konnte sich leicht in den vielen Seitenarmen des Stroms verfranzen oder auf eine Kiesbank aufbrummen. Die Kähne, die ja in Ufernähe fuhren, passten auch ganz gut in das Beuteschema von Räubern oder feindlichen Germanen, die gelegentlich aus irgendwelchen Gründen in ihren Nachen den Fluss überquerten und sich dann so nebenbei auch mal einen Lastkahn zu Brust nahmen. Wenn also ein Kahn nicht am Zielort ankam, dann konnte man im Zweifelsfall das auch der Classis melden.


    Rutilo hatte also die Aufgabe, den Schiffern, die aus Süden kamen, Löcher in den Bauch zu fragen, um herauszukriegen, ob man unsere siebenköpfige Sklavengruppe in einem der Häfen stromaufwärts gesehen hatte. Er hatte bei dieser Tätigkeit selbstverständlich den einen oder anderen Met zu trinken oder auch auszugeben, weil Met ja den Ruf hat, die Zungen zu lösen. So war es nicht zu vermeiden, dass er den einen oder anderen Abend sternhagelvoll nach Hause kam.


    Nach ungefähr einer Woche kam er freudestrahlend nach Hause und meldete, dass er einen Schiffer getroffen hätte, der unserer Truppe im Hafen von Noviomagus begegnet sein wollte. Es würde noch ein bis zwei Tage dauern, bis der Kahn in Mogontiacum ankäme.


    "Dann gehen wir morgen runter in den Hafen", brummte Plautus.

    Beim Hades, wie wird man Aquarius? Plautus überlegte hin und her. Darauf hatte er nun wirklich keine allgemeingültige Antwort.


    "Ich bin aus Neapolis. Dort hab ich im Bausektor gearbeitet, meistens an Aquädukten. Nur, die neapolitanischen Schurken haben mir bloß einen Taglöhnerlohn ausgezahlt und den Rest in's eigene Säckel gesteckt. Da bin ich nach Roma gegangen, weil ich meinte, dass es dort ehrlicher zugehen sollte und hab ein freundliches Gesicht gemacht. Daraus kann man aber auf keinen Fall einen Ratschlag für angehende Aquarii fabrizieren, oder?"


    Der hohe Beamtengermane schien etwas reserviert zu reagieren, weshalb Plautus erneut nach den Armlehnen suchte, dann aber doch seine Hände auf den Knieen ließ. Über welche Projekte Plautus denn die Aufsicht hatte, fragte der Procurator dann.


    "In Roma war ich zuständig für die Aqua Appia und den Anio Novus. Die Appia ist ein uraltes Hütchen und wurde als Tunnel in den Tuff geschlagen, weshalb sie immer wieder mal bröselt. Ich musste mich mit Landbesitzern rumschlagen, die die Trassenmarkierungen versetzt hatten, um dort eine Kuhweide einzurichten. Auch zwanzig Fuß Tuff ist nämlich durchlässig für Kuhpisse. In Roma hatte ich ständig die früher-war-Alles-besser-Meckerfritzen auf dem Hals, die immer mal wieder an der Wasserqualität rumnörgelten. Ach, damit ich's nicht vergesse, der Anio Novus versorgt den Kaiserpalast. Da kam es vor, dass plötzlich ein wild gestikulierender Primicerius in meinem Officium auftauchte, weil in der Domus Augustana ein Rohr geplatzt war. Stell Dir vor, der Kaiser müsste - platsch, platsch, platsch - zu seinen Audienzen wandeln. Mein überwiegend peregrinischer Reparaturtrupp hat das dann in's Lot gebracht und die Torwachen am Kaiserpalast waren leicht überfordert."


    Als Plautus versuchte, sich zurückzulehnen, stellte er fest, dass dort anstatt einer Lehne nur leerer Raum war. Auch gut, aufrecht geht der Römer durch's Leben. Da war ja noch der Princeps Praetorii zu bewältigen, der Plautus auf den Zahn fühlen sollte.

    Obwohl die Taberna Silva Nigra in Mogontiacum unter
    Mogontiacum » Forum Mogontiaci » Taberna Silva Nigra
    zu finden ist, wird man sie am Forum Mogontiaci vergeblich suchen.


    Wenn man den Stadtplan von Mogontiacum im Tabularium absucht, stellt man fest, dass sie klammheimlich auf eine Insula umgezogen ist, die etwa 300 passus nördlich vom Forum liegt. Gleich neben dem 'V' von Vicus Apollinensis zeigt ein Pop-up-Fenster den neuen Standort an.


    Ist das Absicht?


    Gruß
    Plautus

    Nach Allem, was Plautus über diesen Procurator wusste, war der ein Germane in römischen Diensten. Daran muss man sich erst mal gewöhnen, dachte sich Plautus. Dass in dieser Grenzprovinz jede Menge Germanen herumliefen, war ja nicht weiter verwunderlich, aber Germanen in Form höherer Beamter waren dann doch bemerkenswerte Fälle. Plautus versuchte aber, keinen Dünkel aufkommen zu lassen, denn dafür war ja eher seine Cousine Fausta zuständig, deren Dünkel landauf landab berühmt war.


    "Nun, Procurator, in Roma habe ich als Aquarius gearbeitet. Ich sehe aber, dass es hier in Mogontiacum leider kein vergleichbares Stellenangebot gibt. Ich denke aber, dass sich hier doch ein Ersatz finden lässt. Aquarii sind nämlich eierlegende Wollmilchsäue, was bedeutet, dass man sie für alles Mögliche einsetzen kann, demzufolge auch für die Arbeit eines Scriba. Ich hatte anfangs auf die Stelle des Scriba in der Verwaltung des Municipiums spekuliert, bin aber davon abgekommen, als ich hörte, dass der Scriba Provincialis einen um zehn Sesterzen höheren Lohn bekommt. Dieser Job würde mich nicht bloß kohlemäßig brennend interessieren. Und ich bin zu Dir gekommen, um Dich dafür zu gewinnen, beim Legatus Augusti für meine Bewerbung ein gutes Wort einzulegen".


    Plautus versuchte, seinen Arm ebenfalls auf die Lehne des Scherenstuhls zu legen, aber römische Scherenstühle haben nun mal keine Armlehnen, auch nicht hier in Germanien. So legte er seine Hände auf die Knie und wartete auf eine Antwort.

    Für die Räume in der Casa Sergia, die als Lagerräume für Waren dienen sollten, war es natürlich klar, dass die Türen mit guten Schlössern versehen werden mussten. Leider hatten einige der Türen keine Schlösser und so machte sich Plautus auf, um welche zu besorgen.


    Vorbei an der Regia und dem Templum Magnae Matris erreichte er das Forum, wo rechter Hand behäbig und breitärschig die Markthalle saß. Er ging hinein und begann nach dem Stand oder der Taverne eines Schlossers zu suchen. Er hätte ja auch jemand fragen können, aber er liebte es, Dinge selber zu finden und so schaute er in alle Tavernen hinein. Nachdem er auf diese Weise nach und nach das Warenangebot in dieser Stadt kennenlernte, sah er in einer der Tavernen zwei Frauen sitzen, die sich angeregt unterhielten. Oder, um es anders zu sagen, sie waren heftig am Klaafen.


    Wenn Frauen mal einen solchen Klaaf angefangen haben, dann bleibt es auch den besten Auguren verborgen, wann dieser ein Ende findet. Ein solches Ende kommt dann, würde man meinen, wenn sich die Frauen voneinander verabschieden. Weit gefehlt, Frauen können sich fünf mal Vale sagen und es geht dennoch weiter. Wenn Männer anwesend sind, dann stehen die mit hängenden Armen rum und warten halt auf das Ende. Man soll eben Frauen nicht unterschätzen. Plautus grinste stillvergnügt und lenkte seine Schritte zur nächsten Taverna.


    Und ha! Es war die Taverna eines Schlossers.

    Wahrlich, Berge von Wachstafeln. Genau genommen gleich zwei Berge davon. Dazwischen lugte der Procurator hervor, als Plautus eintrat.


    "Salve, Procurator Duccius, ich hoffe, dass mein bescheidenes Anliegen nicht Deine wichtigen Amtsgeschäfte über Gebühr aufhält. Ich bin nämlich auf der Suche nach einer Anstellung und setze in Deinen Rat und in Deine Fürsprache große Stücke".

    Sieh da, sie brachten das Muli doch tatsächlich in einen Stall. Es schien sich unter den Soldaten merklich wohl zu fühlen, was eingedenk seiner militärischen Vergangenheit als Reittier eines Meldereiters auch nicht weiter verwunderlich war.


    "Schönen Dank, Milites, dass Ihr auch an das Tierchen gedacht habt. Die Götter mögen Euch ihr Wohlwollen schenken".

    Gleich zwei Soldaten quollen aus der Tür zur Wachstube heraus und guckten abschätzig erst auf Plautus und dann auf das Muli an der Säule.


    "Eh, salvete, ihr Wachleute. Ich bin Sergius Plautus und möchte gerne mit dem Procurator Rationis Privatae Duccius sprechen. Ich bin auf der Suche nach einem Arbeitsplatz, vielleicht kann mir der Procurator Duccius dabei behilflich sein".


    Plautus zeigte mit dem Daumen nach hinten zu dem Muli: "Der muss bei dem Gespräch nicht unbedingt dabei sein. Er ist Warten gewohnt und wird sich auch zu benehmen wissen".

    Ach dieses unschuldige Mogontiacum! Verbarg es doch in irgendeiner Falte seines Stadtlebens auch einige ganz unspießige Allüren. Während also der pontische Barbier an Plautus' Haaren herumschnippelte, bekam Plautus fabelhafte Einzelheiten ins Ohr geträufelt, von denen er noch nicht mal zu träumen gewagt hätte. Plautus genoss das, denn er hasste Wartezeiten und hier war er ja sozusagen für die Dauer der barbierischen Behandlung an den Sessel angekettet.


    So hörte er von einem versteckten Kellertheater, dessen Intendant ein geheimnisvoller Nebelfürst zu sein schien und zu dem nur extrem auserlesene Besucher Zutritt hätten. Von realem Sex und nicht bloß von Andeutungen desselben. Von tatsächlich exekutierten und nicht etwa gespielten Vergewaltigungen vor den Augen der Zuschauer.


    Selten wird man bei einem Barbierbesuch einen Porno zu hören bekommen, der einem einen gewaltigen Schauer nach dem anderen durch Körper jagt.


    Als der Barbier mit dem Schnippeln fertig war, sagte Plautus: "Ganz hervorragend, Tiribazus". Er meinte damit nicht nur den Haarschnitt, sondern auch die Fama, die er während des Haareschneidens serviert bekommen hatte.


    Beim Bezahlen fragte Plautus: "Jetzt sag mal, Tiribazus, wo hast Du denn die Story her?" Tiribazus strich die Münzen mit seiner Pratze zusammen und ließ sie in einer Schublade verschwinden. "Das hat mir der Besitzer des Lupanars im Vicus Navaliorum hinter vorgehaltener Hand erzählt. Und die Frau des Bäckers an der Ecke sagt das auch".


    Plautus verabschiedete sich und kam zu dem Schluss, dass trotz oder gerade wegen der Bestätigung durch die Bäckersfrau die ganze Geschichte ziemlich postfaktisch war.

    Er runzelte die Stirn: "Mein lieber Tiribazus, halb Mogontiacum läuft zum Ärger der richtigen Römer mit einem Bart herum. Blödsinnigerweise würde der Kaiser hier mit seinem Bart gar nicht weiter auffallen. Warum, beim Arsch des Pluto sollte ich mir also einen Bart wachsen lassen? Bin ich vielleicht Germane oder Gallier?"


    "Aber Sergius, das ist doch jetzt voll im Trend!" kartete Tiribazus nach.


    Jetzt schoss Plautus das Blut in den Kopf: "Wer, beim Hades bestimmt eigentlich, was grade trendy ist? Der Kaiser oder die Pythia vom delphischen Orakel? Mir jedenfalls ist das Alles schnurzpiepegal, also bleiben wir bei der Rasur, basta und Amen".


    Nach einer Pause, in der der Barbier das Rasiermesser wetzte, ergänzte Plautus: "Und das mit den Kaiserlocken, das lassen wir auch lieber sein, Tiribazus. Oder willst Du, dass mich hier in Mogontiacum irgendwer mit dem Kaiser verwechselt? Trend hin, Trend her, das Ding wäre doch einfach oberpeinlich, meinst Du nicht auch?"


    Plautus lehnte sich zurück, während der Barbier schweigend mit der Rasur begann. Dann aber brach der sein Schweigen mit einem einleitenden 'Ahem':


    "Ich weiß nicht, ob es Dir schon zu Ohren gekommen ist. Aber wir in Mogontiacum haben auch richtige Orgien. Glaub bloß nicht, dass das nur in Roma passiert".


    Plautus spitzte die Ohren.

    Einer der Läden, die auf die Straßenseite der Casa Sergia gingen, war an einen Barbier verpachtet, der zweite beherbergte einen Gemüsehändler aus der Gallia Narbonensis. Mit dem Kauf des Hauses hatte Plautus eben diese Pachtverhältnisse übernommen. Sozusagen all inclusive.


    Die lange Reise von Roma in den hohen Norden hatte nicht zuletzt dazu geführt, dass sein Äußeres etwas heruntergekommen war. Warum also, wenn man schon an der Casa Sergia herumrenovierte, auch den Plautus gleich mit aufzupolieren?


    Darum war es sicher richtig, dem Barbier vorne links einen Besuch abzustatten. Er hörte auf den Namen Tiribazus Ornodopantes und kam von den Ufern des Pontus Euxinus. Plautus versuchte sich vorzustellen, was den Typ wohl an die Ufer des Rhenus verjagt hatte, aber er vergaß es gleich wieder, eingedenk seiner eigenen Entschlüsse.


    Tiribazus wedelte gleich heran, als er seines Pachtherrn ansichtig wurde und komplimentierte ihn auf einen der Sessel, die für wichtige Kunden bereitstanden.


    "Haarschnitt und Rasur, bitte, Tiribazus".


    Tiribazus meinte nach einer längeren Inspektion des Haupthaares: "Du hast einen dichten Haarwuchs, Sergius, da könnte man was draus machen. Wie wäre es, wenn ich Dir die Haare in Locken lege, so wie es der Kaiser trägt. Und dann wäre es viellicht auch ganz gut, wenn wir auf die Rasur verzichten, denn der Kaiser trägt ja einen Bart".


    Plautus war geschockt.

    Und es ging munter wieder zurück: Via Borbetomagna (mäßiger Galopp), Canabae (gemächlicher Trott), Vicus Navaliorum (gemächlicher Trott) bis zur Via Praetoria (links abbiegen) und vor dem Tempel des Apollo Mogounis (gemächlich rechts abbiegen). Und da war sie schon die Regia Legati Augusti pro Praetore.


    Plautus band sein Muli an einer Säule fest und klopfte an der Porta.

    Der Knurrhahn starrte Plautus reglos an.


    In Plautus' Kopf wirbelten einige Gedanken herum, die sich allmählich zu einer Klarheit verdichteten: Es musste noch einen anderen Weg zum Färschden geben. Na klar, wenn der Typ Procurator war, dann bestand die Chance, dass man ihn in der Regia sozusagen dienststellenmäßig antreffen können sollte. Nix wie hin.


    So hob Plautus die Hand zu einem Abschiedsgruß für den Knurrhahn, ging wieder die Treppe hinunter, band sein Muli los und ritt in die Stadt zurück.

    Das Muli war trotz seiner eigenwilligen Performance doch ein deutlicher Fortschritt, weshalb Plautus seinen Aktionsradius beträchtlich ausdehnen konnte. Er kam gerade von einem Erkundungsritt zum Vicus Salutaris zurück, wo es ihm gelungen war, ein größeres Gelände beim Rhenus zu pachten, das für seinen Betrieb Porcelli Plauti gut geeignet war.


    Als er das Haus betrat, rief er gleich nach seinem Sklaven Rutilo.


    "Bevor Du den Brief nach Roma abschickst, schreib bitte noch hinein, dass Echembrotus, Monobazus und Thoas auch herkommen sollen. Die Kleintierzucht Porcelli Plauti können sie in Roma zumachen. Sie brauchen nur Werkzeug mitzubringen. Wir machen den Betrieb hier wieder auf, Material für die Pferche und die Viecher für die Zucht können wir leicht auch hier auf dem Markt besorgen".

    Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein grauköpfiger Knurrhahn lugte misstrauisch heraus. Der Knurrhahn verkündete erstmal, dass man sich am Tor der Villa Duccia befände, um dann nach dem Begehr des Bittstellers zu fragen. Bei dem Wort 'Begehr' fühlte sich Plautus tatsächlich wie ein kleiner Petent, denn schließlich war er ja bloß mit einem Muli hier her zu dieser Prachtvilla gekommen. Er reckte sich und warf sich etwas in die Brust, um seinem 'Begehr' etwas Nachdruck zu verleihen.


    "Salve, ich bin Sergius Plautus und möchte gerne mit Procurator Duccius sprechen, in der Hoffnung, von ihm einige Ratschläge und eventuell auch Hilfe bei meiner Suche nach einer Anstellung zu bekommen".

    Plautus' Sklaven Rutilo war es gelungen, ein Muli zu erstehen. Das Muli als solches ist sozusagen der Lieferwagen des römischen Mittelstandsbetriebs. Praktischerweise ist es aber genau so gut als Reittier einsetzbar.


    Nachdem Plautus herausgefunden hatte, wo dieser Duccius wohnte, mit dem er sprechen wollte, schwang er sich auf das Muli, zumal dieser Fürst Duccius weit außerhalb der Stadt residierte. Er ritt durch den Vicus Navaliorum und durch die Canabae, um auf die Via Borbetomagna zu kommen. Wenn er das Campus Drusi passiert hätte, würde er nach einer halben Meile auf eine Allee treffen, die nach rechts von der Borbetomagna abging. Die führte zu dem Landsitz des Fürsten. Vor dieser Allee lag, wie man ihm gesagt hatte, noch ein Torhaus.


    Im Vicus Navaliorum und den Canabae legte das Muli zuächst einen gemächlichen Trott vor, sodass Plautus genug Zeit hatte, diese sehenswerten Stadtteile von Mogontiacum in sich aufzunehmen. Dann aber auf der Via Borbetomagna angekommen, beschleunigte das Tierchen plötzlich auf eine deutlich höhere Geschwindigkeit. Als man dann die Ecke erreicht hatte, wo der Weg zum Torhaus von der Straße abging, versuchte Plautus, das Muli dazu zu bringen, nach rechts abzubiegen. Aber das Viech blieb einfach stehen. Plautus stieg ab, ging ein paar Schritte auf das Torhaus zu und rief dem Muli zu, ihm zu folgen. Keine Reaktion. Null. Nichts.


    Das Tierchen schien nachzudenken. Nach längeren Verhandlungen mit Krauleinheiten und ins-Ohr-flüstern tat es dann ein paar Schritte in die gewünschte Richtung. Plautus stieg wieder auf und das Viech trottete jetzt tatsächlich auf das Torhaus zu, wenn auch mit der besagten gemächlicheren Gangart.


    Später würde ihm Rutilo erklären, dass das Muli vorher im Dienst- und Futterverhältnis eines Meldereiters der Legio II gestanden hatte, der Briefe mit Anweisungen und Befehlen zwischen der Legio und dem Lager der Ala beim Vicus Novus zu transportieren hatte und dass das Tierchen aus diesem Grund ganz eindeutige Vorstellungen betreffs seiner Route hatte.


    Am Torhaus angekommen, band Plautus das Muli an einen Baum, ging die Treppe hinauf und klopfte.

    Indem er die Kräutersäckchen einsteckte meinte Plautus:


    "Lass man, ich höre da schon heraus, dass Du nicht unbedingt den Dreck und Gestank von Roma erlebt haben musst, um herauszufinden, was Dir wirklich gut tut. Ich geh jetzt mal inhalieren und fußbaden. Vale bene und auf Wiedersehen bis zu meiner nächsten Krankheit".