Da das Fest für Nelia mehr oder weniger ins Wasser gefallen war, hatte sie sich an diesem Morgen sehr früh in die Tonstrina aufgemacht um die Reste des Umbaus zu beseitigen. Glücklich blickte das Mädchen sich in dem Raum um. Nur noch putzen und der Laden wäre einer der schönsten hier. Casca hatte ihr freie Hand gelassen und ihr das nötige Geld gegeben. Doch Nelia wusste, dass er davon nicht so viel besaß, wie die anderen hohen Herren. Daher war sie sehr sparsam damit umgegangen... hatte sogar noch was übrig.
Auf dem Boden lagen dunkelgraue Terrakottafliesen, die Nelia billig erstanden hatte, da viele davon gebrochen waren. Somit lief man nun vom Eingang über einen Pfad aus Mosaik. Denn um die zerbrochenen Fließen zu ersetzen, hat Nel diese mit einem Stein noch kleiner geschlagen und aus den Stücken ein verschachteltes Muster gelegt, das die Kunden nun in den Raum führte. Der Rest der Fließen hatte zum Glück gerade so gereicht. Die Wand rechts und gegenüber des Eingangs strahlten in einem satten Orange und vermittelten einen wundervollen Sonnenuntergang. Die anderen Wände hatte Nelia in hellen Sandfarben angestrichen. Dann hatte sie in den jeweils gegenübergelegenen Farben filigrane Verzierungen in die Ecken gemalt.
Auf dem Markt hatte das Mädchen sich bei einem Künstler Bilder vom Meer angesehen, da sie selbst noch nie an diesem war. Aber die Bilder hatten sie so inspiriert dass sie den Kunden diese Stimmung vermitteln wollte. Die wenigsten kamen ans Meer um mal etwas zu entspannen. Sie hatte unterschiedliche Gräser gesammelt die nun in Schalen steckten, die Nel mit Sand und Steinen gefüllt hatte. Die standen auf den Ablagen vor den Spiegeln. Der Maler hatte ihr sogar drei Schilder gemalt und in einer geschwungenen Schrift das geschrieben, was Nelia ihm diktierte. Dafür hatte sie im drei Freitagtermine versprochen.
Auf einem Schild stand:
Alles behaart sein ist tierisch! Die Rasur ist das Symbol der höheren Zivilisation.
Ein gepflegtes Äußeres macht dich begehrenswert – erfolgreich – und fördert dein Wohlbefinden!
Auf dem Zweiten:
Rasiere dich jeden Morgen – du weißt nie, wenn eine Muse dich küssen will.
Das Dritte beinhaltete ein Angebot, für das Casca noch den Preis festlegen musste:
FREITAGSANGEBOT!
Lass dich nach einer arbeitsreichen Woche, bei einem Becher Wein verwöhnen
und betrete frisch und gepflegt dein Heim. Deine Liebste wird es dir danken.
FREITAGS LÄNGER GEÖFFNET!
Dabei hatte sich Nelia gedacht, dass man die Tonstrina etwas länger offen lassen sollte, als die anderen Läden. Damit auch die Geschäftsleute noch zur Rasur kommen konnten. Was Casca dazu meinte wusste sie noch nicht. Daher hingen nun die beiden ersten Schilder an der Wand neben den Spiegeln. Das Dritte konnte man dann immer noch aufhängen. Die junge Sklavin schuftete bis zum späten Nachmittag und betrachtete zufrieden ihr Werk. Alles glänzte, strahlte und duftete. Und wenn er wollte konnte der Herr morgen eröffnen. Sie hatte beschlossen selbst immer wieder nach dem Rechten zu sehen, damit es hier keine Nachlässigkeiten mehr gäbe.
So betrat sie müde und staubig, aber gut gelaunt und beschwingt das Zimmer ihres Herren. Sie würde erst mal ein Bad brauchen, ehe sie Casca ihre fertige Arbeit präsentieren konnte. Doch als sie das Zimmer betrat, fand sie ihn am offenen Fenster und er sah katastrophal aus. "Die Nachwehen des Weines?" fragte sie und trat neben ihn. Ihren Herren so zu finden, trübte ihren Enthusiasmus dann doch ein wenig.