Der Wettstreit der Rhetoren

  • "Danke. Eigentlich haben wir beide keinen Grund nervös zu sein, oder?" Er lächelte sie dabei an und war gerade froh hier nicht alleine zu sein, sondern zumindest eine vertraute Person in seiner Nähe zu wissen. "Im Übrigen gefällt es mir nicht, dass Serapio einer der Juroren ist. Er wird sicherlich besonders streng in meinem Fall entscheiden, damit erst gar nicht der Verdacht aufkommt ich hätte bevormundet werden können." Auch wenn er wusste dass Serapio ein gerechter Mensch war, aber so etwas konnte er sich nicht erlauben und wäre auch für Scipio sicher nicht hilfreich gewesen.

  • Zitat

    Original von Marcus Helvetius Severus: Doch stelle ich die Frage: Ist diese Anklage gegen ihn überhaupt gerechtfertigt? Oder ist sie nicht vielmehr der klägliche Versuch, die schändlichen und frevlerischen Taten der Königsmörder Aigisthos und Klytaimnästra zu vertuschen?


    Chrysogona hörte gebannt zu. Sie fand, dass Severus seine Verteidigungsrede hervorragend aufbaute und ebenso wortgewaltig und hervorragend argumentativ vorbrachte. Im Verlauf der Rede bemerkte sie, wie sie die Hände im Schoß zusammenballte. Sie hielt Orestes die Daumen. Verrückt? Natürlich, schließlich war er eine Sagenfigur. Doch zeigte es nicht wie mitreißend die Rede des jungen Helvetiers war? Chrysogona atmete tief durch als er seine Rede beendet hatte. War das zu toppen? Was kam nun? Wer war der nächste Redner, wen würde er verteidigen?

  • Gemeinsam mit dem Flavier und dem Demicier betrat die Augusta die Szenerie. Sie hatte für heute ein dezentes Äußeres gewählt, denn hier und heute ging es nicht um sie oder ihre Person, sonder einzig und allein um die Redner. Serena war schon unglaublich gespannt auf den Wettstreit. Der Consul hatte sie auch nicht lange überreden müssen hier und heute als eine Mitglied der Jury zu fungieren. Im Gegenteil, die Augusta freute sich außerordentlich auf die ihr zugedachte Aufgabe.


    Nicht lange nach der Eröffnungsrede des Flaviers und einer kurzen Einführung trat auch schon der erste Redner auf. Die Augusta lausche gespannt dem jungen Mann. Also wenn das mal kein guter Auftakt war. Wenn dies so weitergehen würde, dann würde das hier eine wirklich vielversprechende Veranstaltung werden.

  • Scipio & Nelia


    "Sicher habe ich weniger Grund, als du. Ich muss ja nur rumstehen." meinte Nelia schmunzelnd, drückte noch einmal den Unterarm des jungen Mannes neben ihr und ließ ihn dann los. "Was meinst du? Warum sollte er mit dir strenger sein, als mit den Anderen?" Das verstand Nelia nicht so ganz, hatte sie etwas verpasst? Wahrscheinlich. Sie verbrachte schließlich die meiste Zeit mit Casca, da verpasste mal wohl so einiges. "Alles wird gut. Mach dich nicht verrückt, Marcus." Sie sprach mit dem Dunkelhaarigen wie mit einem Freund. Nicht sicher ob sie das durfte. Doch würde sie ihn gerne als Freund ansehen.

  • Zweifelsohne hätte ein Ankläger noch den ein oder anderen Angriffspunkt in der Rede des Helvetius finden können, doch Angriff und Verteidigung war nicht Teil dieses Wettstreites. In der Annahme all dies war bereits während einer Verhandlung geklärt worden mochte die Argumentation des Kandidaten Gracchus in seiner Richterrolle durchaus überzeugen, war sie doch ausgewogen in ihrem Aufbau, Wortwahl, Taktik und Schlussfolgerung. Kurz versicherte der Flavier sich mit einem Blick zu dieser und jenem, dass auch die Augusta und Serapio keine weiteren Fragen hatten.
    "Vielen Dank, Marcus Helvetius Severus, für deine Rede. Orestes hätte zweifels..ohne sich glücklich schätzen können, einen wortgewandten Advocatus wie dich an seiner Seite zu wissen. Wir haben keine weiteren Fragen zu deiner Verteidigung."

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    "Hervorragend, hervorragend!" applaudierte Calpetanus. "Ein wenig mehr Begeisterung bitte für diese erste wunderbare Verteidigungsrede von Marcus Helvetius Severus!"
    Er wartete bis der Applaus verklungen war.
    "Vielen Dank, Helvetius Severus!"
    Und wandte sich wieder an das Publikum.
    "Womit wir auch sogleich zum nächsten Fall kommen. Die Verteidigung übernimmt bei diesem Marcus Scipio aus dem bekannten Hause Decimus, ja um genau zu sein ein Enkel des Triumphators Maximus Decimus Meridius, der uns heute beweisen wird, dass dieses Haus nicht nur große Taktiker und Soldaten hervorgebracht hat, sondern ebenso brillante Redner! Er übernimmt die Verteidigung von Helena, der Tochter des Tyndareos, Königs von Sparta, und der Leda."
    Auch diesen Namen ließ Calpetanus kurz wirken, ehedem er den Fall erläuterte.
    "Hohes Gericht, werte Zeugen! Die angeklagte Helena ist von den Göttern seit ihrer Jugend mit umwerfender Schönheit beschenkt worden. Ihre Reize waren stets derart groß, dass jeder Mann, der ihrer angesichtig wurde, sie umgehend besitzen wollte. Viele Fürsten der Achaier warben um sie schon in jungen Jahren, weshalb ihr Vater die Feindschaft aller Männer fürchtete, welche er abweisen musste wenn er sie nur einem einzigen zur Frau gab. Aus diesem Grund beschloss er, dass seine Tochter ihre eigene Wahl treffen musste und ließ alle Freier einen Schwur leisten, diese Wahl anzuerkennen und gegen jedermann zu verteidigen. Helena erwählte Menelaos, den Prinzen von Mykene und somit späteren König von Sparta. Sie heirateten und bald nach der Hochzeit gebar sie ihm eine Tochter, Hermione."
    Er nickte wissend.
    "So weit wieder nicht allzu spektakulär. Aber nun, werte Zuschauer, gebt acht! Eines Tages begegnete die schöne Helena einem Prinzen von Troja, Paris, der im Zuge einer Gesandtschaft nach Sparta gekommen war. Sie verliebte sich in ihn und in heimlicher Aktion verlassen sie Helenas Heimat gen Troja. Menelaos erklärte daraufhin Troja den Krieg und forderte von allen abgewiesenen Freiern Helenas, ihren Wunsch zu verteidigen, wie sie dies einst ihrem Vater geschworen hatten. Dies führte zum Krieg um Troja - eben jenen Krieg im übrigen, in welchen Agamemnon aus dem Fall zuvor zog, auch wenn das hier nun eventuell nicht weiter von Belang ist. Doch dieser Krieg kostete zahllose ehrbare Männer das Leben - auf beiden Seiten - und führte letztendlich zur Zerstörung einer ganzen Stadt! Auch Paris fand den Tod, woraufhin Helena dessen Bruder Deiphobos ehelichte!"
    Calpetanus hatte seine Stimme mit den letzten Worten erhoben, ganz so als wäre er selbst der Ankläger. Sodann wandte er sich zu den Iudices um.

    Wiederum erhob Gracchus sich, die Anklage zu verkünden.
    "Die Anklage wird im Namen des Menelaos, König von Sparta, geführt und lautet auf Ehebruch und vorsätzli'he Provokation eines Krieges, der zum Tode von tausenden rechtschaffenen Männern führte."

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  • Zufrieden nickte Severus, als die Richter ihn aus dem Rednerstand entließen. Er war zufrieden mit seinem Auftritt und auch wenn er damit nicht auf dem ersten Platz landen würde, hatte er doch ein Ausrufezeichen gesetzt, übrigens auch für seinen Patron, den er grade, als er die verließ erblickte und ihn mit einem dezenten Kopfnicken begrüßte. Der Iulier war ja als exzellenter Redner bekannt und bei der nächsten Salutatio würde es sicherlich noch eine kurze Kritik zu seinem Auftritt hier geben.

  • Nach dem Augustus erreichte bald auch das dreiköpfige Richtergremium seine Plätze, darunter die Veturia Augusta, selbstredend der hohe Consul Flavius sowie angekündigtermaßen natürlich auch der seit einiger Zeit wieder an der geteilten Spitze der Cohortes Praetoriae stehende Decimus Serapio.


    | Quintus Petilius Sophus


    "Sag, Dives, du kennst diesen Decimus doch etwas besser als ich, oder?", erkundigte sich der Petilier ohne näheres Hintergrundwissen über die Vergangenheit der beiden. "Mir ist klar, dass er der Sohn des Consulars Decimus ist. Und auch die Tatsache, dass er als Praefectus Praetorio einen festen Platz als Beisitzer des Senats hat, ist mir natürlich nicht entgangen. Jedoch vor dem Ältestenrat reden hörte ich ihn noch nicht, wie mir auch kein Fall bekannt ist, da er als Kläger oder Verteidiger oder - abseits der heutigen Veranstaltung - als Iudex in Erscheinung getreten wäre." Fragend blickte Sophus zu seinem befreundeten Senatskollegen.
    "Und deine Frage ist?", gab sich jener jedoch nur eher kurz angebunden, während er seinen Blick nebenher etwas über das Publikum schweifen ließ, gegebenenfalls den Mann zu erspähen, der ihm noch ungeliebter war als der Decimer. Doch jener Peregrinus war unter all den Menschen hier nicht auszumachen. Vielleicht spionierte er wieder hinter irgendeinem Mitglied der divitischen Familia hinterher? Oder vielleicht war er auch einfach niemand, der in der Menge dieses Publikums großartig auffiel und aus ihr herausstach. Mit einem dezent unbefriedigten Lächeln wandte der Iulier seinen Blick erneut seinem petilischen Nachbarn zu.


    "Ich schätze, was ich wissen möchte, ist, ob der Decimus - so als römischer Militär durch und durch - tatsächlich derartig wortgewandt auch in Bezug auf die politische oder gerichtliche Rede ist, wie er uns auf den Aushängen angekündigt wurde.", beantwortete Sophus die ihm gestellte Frage etwas wortreicher. Denn dass die Frau eines Consulars und heutigen Augustus über die Jahre, die sie an der Seite ihres Mannes gestanden und ihm den Rücken gestärkt hatte, gewiss auch einige Erfahrungen beim Hören derartiger Reden gesammelt hatte, erschien ihm genauso naheliegend, wie die rednerische Erfahrung eines amtierenden Consuls selbst. Dachte er indes jedoch an einen römischen Militär, so sah er diesen nur meist im eher rauen Umgang mit anderen Soldaten und Militärs.
    "Gewiss.", blieb Dives seiner Wortarmut in diesem Thema treu, bevor dankenswerterweise der erste Redner angekündigt wurde, sodass eine Vertiefung dieser oder ähnlicher Fragen des Petiliers zum aktuellen Zeitpunkt faktisch ausgeschlossen war. "Der Mörder eines Mörders... bleibt dennoch ein Mörder, oder nicht?", lenkte der Iulier im Anschluss an den vorgestellten Fall die Aufmerksamkeit auch seines befreundeten Nachbarn auf selbigen und die anschließende Rede des Helvetiers.


    "Nun, wollen wir doch zunächst hören, was der Helvetius dazu zu sagen hat.", lächelte Sophus schmal, bevor sodann die Rede begann - eine lange und gute Rede, wie nicht zuletzt auch der Petilier am Ende fand. "Da wird sich mein Sohn aber ordentlich anstrengen müssen, an diese Rede heranzureichen.", urteilte der Senator dennoch zufrieden. Denn weshalb auch sollte er nicht zufrieden sein, war er doch immerhin genau deshalb hier - ein paar gute Reden zu hören.
    "Da hast du in jedem Fall recht.", stimmte Dives seinem Mitsenator zu, bevor er das grüßende Nicken des Helvetiers lächelnd erwiederte. "Aber immerhin ist dieser Mann, Helvetius Severus, auch mein Klient... wenngleich er mir bislang verschwiegen hat, über ein derartiges Redetalent zu verfügen..."

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • So ein öffentlicher Auftritt - quasi Seite an Seite mit der Kaiserfamilie und anderen herausragenden Persönlichkeiten der Stadt - war jedes Mal ein schönes und erhebendes Erlebnis, auf das sich Prisca schon sehr gefreut hatte. So langsam füllte sich die Haupttribüne mit den Ehrengästen, des heutigen Spektakels und auch die Aurelia fand schließlich ihren Sitzplatz, zwischen all den elitären Zuschauern Rom´s. Ihrer Meinung nach hätte der Platz zwar durchaus etwas näher an der Kaiserfamilie sein können, doch saß sie zumindest in einer der vordersten Reihen. Von dort aus konnte Prisca das Spektakel (samt Ehemann) sehr gut überblicken und … ach wie hatte mein Mann neulich im Theater zu mir gesagt? … "Meinen Glanz auf ihn herab scheinen lassen


    … was Prisca auch prompt tat, indem sie ihrem Ehemann jedes Mal ein strahlendes und bewunderndes Lächeln schenkte, wann immer seine Blicke zufällig in ihre Richtung schweiften. Indes wurden die Zuschauer von den Rhetoren regelrecht in den Bann gezogen, was zweifelsohne dem hohen Anspruch derer Wortgefechte geschuldet war. Da musste man schon aufmerksam bei der Sache bleiben und den Ausführungen bis zum Ende folgen, um letztendlich bei dem Richterspruch der Juroren mitreden zu können.


    "Sag Prisca, welcher Redner liegt denn in deiner Gunst ganz vorne?", vernahm Prisca just zur Unzeit die Stimme einer Freundin, die schräg hinter ihr saß und einige Sekunden später folgte schon die nächste Frage: "Der Iulier vielleicht?" und einen Wimpernschlag später: "Wen würdest du denn zum Sieger küren, wenn du die Wahl hättest?" Auf derlei "Störungen" reagierte die Aurelia prompt mit einem genervten Seufzer und mit einer patzigen Antwort, da sie sich durch solch unnötige Zwischenfragen sehr in ihrer Konzentration gestört fühlte.


    "Bei allen Göttern … Agrippina!! Der Wettstreit hat doch gerade erst begonnen!! … Könntest du wenigstens für ein paar Minuten den Mund halten?! … Oder nein, besser noch, stell dich doch zu den Rhetoren und nerve die mit deiner ständigen Fragerei" zischte Prisca leise in Richtung ihrer Freundin und sandte einen bösen Blick über die Schulter hinterher. Unglaublich! … verbat sich Prisca jede weitere Disturbation. Kurz folgte ein entschuldigender Blick zu der Person zu ihrer Rechten, angesichts der ihrerseits initiierten Störung durch diese verbale Zurechtweisung, ehe Prisca schlussendlich ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf den Wettstreit der Rhetoren richtete ...

  • Nun betrat Scipio die Bühne, stand im Mittelpunkt und sein Magen fand das alles nicht gut, Trotzdem schaute er erst kampfeslustig durch die Menge, dann zu den Richtern, dann kurz hinauf in den Himmel. Er holte Luft, atmete einmal tief durch und began nun seine Rede.


    "Bürger Roms, werte Iudices, ja es stimmt, Helena wählte einst aus vielen ihren Mann, den statthaften und ehrwerten Menelaos, König von Mykene. Doch wer genau ist diese Helena? Aus diesem Grund habe ich Helena selbst um ihre Anwesenheit gebeten, so dass sich ein jeder hier selbst ein Bild davon machen kann welch trefflich Werk einst von den Göttern gemacht wurde. An die anwesenden Ehefrauen sei aber eine Warnung gerichtet: Haltet eure Männer zurück, denn dieser Schönheit kann niemand trotzen."


    Nun war der Zeitpunkt gekommen wo Nelia die Bühne betreten musste und Scipio vertraute darauf dass sie es auch tat.


    "Sehet das Werk der Götter, nun frage ich euch: Welcher Mann könnte bei diesem Anblick noch widerstehen? Bürger, denkt ihr auch ein ehrwerter Mann wie Paris hätte hier nein sagen können? Vielleicht, aber er hatte keine Wahl. Nicht Paris, nicht Helena hatten es in ihrer Hand was geschehen würde. Nein, die Götter waren es...." Er riss dabei die Hände theatralisch gen Himmel und deutete nach oben... "... denn sie waren es die das Schicksal der hübschen Helena besiegelten."


    Scipio schaute nach unten, dann wieder nach oben und fixierte willkürlich einzelne Personen im Publikum. "Es waren Hera, Aphrodite und Athene die sich um den Apfel der Eris stritten, welcher der schönsten Frau gebühren sollte, wofür ja nur die Göttinnen in Frage kämen. Zeus selbst war dem Streit überdrüssig, also entschied er sich dafür dass Paris, der junge Prinz Trojas, entscheiden sollte. Ein unschuldiger Jüngling, der nun den Göttinen persönlich gegenübertreten und entscheiden sollte welche nun die Schönste ist. Würde jemand der Herren tauschen wollen?"
    Wieder eine Handbewegung in Richtung des Publikums, erwartungsvoll schaute Scipio sich um, keiner regte sich, perfekt.


    "Nein, natürlich nicht! Und die Göttinen, schlau und vorausschauen, überboten sich regelrecht darum Paris zu bestechen. Die Herrschaft über die Welt, unendliche Weisheit oder die Liebe der schönste sterblichen Frau der Welt standen Paris zur Wahl. Und der Jüngling, den es weder nach Macht oder Weisheit dürstete, entschied sich für die Liebe. Wer, so frage ich euch, war kann es ihm verdenken? Und hier kommt die arme, unschuldige Helena ins Spiel, denn sie war der Einsatz, sie war unbestreitbar die schönste der Sterblichen und so wurde sie Paris versprochen."


    Er zeigte auf Nelia. "Seht ihr diese Schönheit? Diese Anmut? Selbst wenn sie gewollt hätte, sie wurde Paris von den Göttern versprochen, sie hatte keine Wahl. Ich sage euch Bürger Roms, sie wurde sogar von Aphrodite soweit gebracht nur Paris zu lieben, wie diesem versprochen wurde." Nun hob Scipio die Hände warnend nach oben. "Die Götter wussten was geschehen würde, als Paris aufbrach das ihm versprochene Weib zu holen. Und Helena, die sich nicht gegen den Willen der Götter wehren konnte, ging natürlich mit ihm nach Troja. Oh Götter, was habt ihr nur getan." Sein Kopf sank zu Boden.


    "Bürger Roms, Iudices, ich frage euch: Kann man Helena dafür anklagen dass sie sich dem Willen der Götter beugen musste, ja sogar von den Göttern dazu gebracht wurde ihren Mann zu verlassen? Hatte die unschuldige Helena überhaupt eine Wahl? Ich sage NEIN, sie stand unter einem Zauber der Aphrodite, die Götter selbst hatten ihr Schicksal in die Hände genommen und Helena wurde ihr Spielzeug. Und wollt ihr etwa die Götter anklagen, sie verärgern? Wenn man jemand anklagen kann, dann alleine Paris, denn er wusste um die Umstände, er wusste was geschehen würde und trotzdem hat er sich Helena als Lohn für den Apfel der Eris ausgesucht. Doch Paris ist tot, wer kann schon über die Toten Gericht halten?"


    Nun drehte sich Scipio den Richtern zu, schaute jeden einzelnen kurz an.
    "Werte Iudices, werte Bürger, ich plädiere auf Freispruch. Helena hatte keine Wahl, sie wurde durch die Götter zu ihren Taten gezwungen. Für sie war ihre Schönheit en Fluch, kein Segen und das Wissen dass wegen ihr Tausende den Tot fanden, darunter ihr Mann und Paris, sollte Strafe genug sein."
    Es war getan. Scipio verbeugte sich kurz, dann ging er mit Nelia wieder nach hinten.

  • Nelia legte noch ein letztes Mal ermutigend die Hand auf Marcus Schulter und nickte. Dann trat dieser auf die Bühne. Sie war selbst nervös und hoffte auf das Wohlwollen der Menschen da draußen. Nichts war schlimmer als mit nach unten gerichtetem Daumen und BUH-Rufen empfangen zu werden. Doch diese Leute wollten die Rhetoren sehen und hören. Sie war dabei völlig gleichgültig. Somit hoffte Nelia, dass alles gut gehen würde. Sie kannte genau den Zeitpunkt, wann sie nach vorne treten musste. Somit wartete sie den ersten Satz von Scipio ab, setzte ein kleines Lächeln auf, straffte die Schultern und trat an Marcus Seite. Ihre blauen Augen wanderten über die Gesichter der Zuschauer, ohne an einem festzuhalten.


    Der warme Wind spielte sanft mit ihren langen Haaren. Plötzlich war jede Aufregung von ihr abgefallen. Hier an dieser Stelle war sie Helena. Eine fremde Person, deren Rolle sie übernommen hatte. Und doch schlich sich eine leichte Röte auf ihre Wangen, als der junge Redner ihre Schönheit und Anmut erwähnte. Seine Verteidigung hatte er wunderbar und ohne zu stocken oder zu haspeln hinbekommen. Nelia war stolz auf Marcus der sich schließlich verbeugte und mit ihr zusammen die Bühne verließ. Erleichtert atmete Nelia aus, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und fiel ihm um den Hals. "Das ist geschafft." Doch dann löste sie sich schnell von ihm und blickte zu Boden. "Verzeihung."

  • Nelias plötzlicher "Anfall" von Nähe lies Scipio rot werden. "Musst es nicht verzeihen, das tat gerade mal gut. Und nun, wo ist der Wein ich brauche einen Schluck."
    Er machte sich kurz auf die Suche und kam mit zwei Bechern wieder. "Hier bitte, das haben wir uns bereits verdient. Und wenn die Entscheidung gefallen ist suchen wir uns was leckeres zu essen und lassen es uns gut gehen." Er reichte Nelia einen der Becher, die Anspannung war nun total abgefallen, er war erleichtert und zufrieden.
    "Du warst aber auch wirklich umwerfend, vor allem als die Sonne auf dich fiel, einfach perfekt. Vielen Dank."

  • Nelia strahlte förmlich. Auch deswegen, weil Marcus ihr das kleine Vergehen gerade, nicht übel zu nehmen schien. Im Gegenteil. Er hatte es, ob der Erleichterung, wohl auch genossen. "Du hast wunderbar und fehlerlos gesprochen." sagte sie während er ihr einen Becher Wein reichte. Das hatte sie ihm gar nicht zugetraut, wenn sie ehrlich war. Plapperte er doch sonst einfach so drauf los. Aber das sagte sie natürlich nicht laut. "Ich danke DIR. Es war, trotz der Aufregung, wirklich eine Freude." Sie trank einen Schluck, der sich sofort warm in ihrem Magen ausbreitete. Ja, sie musst bald etwas essen.

  • Mit einiger Spannung verfolgte Macer die ersten Beiträge, denn er wusste weder vorher, welche Fälle verhandelt werden sollten, noch welche Rolle die Teilnehmer darin einnehmen würden. Schon beim zweiten Teilnehmer stimmte das allerdings nicht ganz, denn bei diesem handelte es sich um seinen Klienten, mit dem er sich vorher ausgetauscht hatte, wenn auch nur kurz. Eher aus Spaß als aus einer Notwendigkeit heraus übte sich Macer während der Reden in der Haltung eines Iudex, der zwar Freude am Vortrag hatte, aber keine offensichtliche Sympathie für die eine oder andere Seite erkennen ließ. Ganz gelang ihm das natürlich nicht, da er seinem Klienten nach dessen Vortrag anerkennend zunickte, aber darüber hinaus war nicht zu erkennen, welchen der bisherigen Vorträge Macer besser fand. Aber er musste sich ja auch gar nicht entscheiden und warf daher zwischendurch eher einen Blick zu den Richtern dieses Wettstreits, ob bei ihnen eine Regung zu erkennen wäre.

  • Zitat

    Original von Nelia
    Nelia strahlte förmlich. Auch deswegen, weil Marcus ihr das kleine Vergehen gerade, nicht übel zu nehmen schien. Im Gegenteil. Er hatte es, ob der Erleichterung, wohl auch genossen. "Du hast wunderbar und fehlerlos gesprochen." sagte sie während er ihr einen Becher Wein reichte. Das hatte sie ihm gar nicht zugetraut, wenn sie ehrlich war. Plapperte er doch sonst einfach so drauf los. Aber das sagte sie natürlich nicht laut. "Ich danke DIR. Es war, trotz der Aufregung, wirklich eine Freude." Sie trank einen Schluck, der sich sofort warm in ihrem Magen ausbreitete. Ja, sie musst bald etwas essen.


    "Ich danke dir. Ich glaube wir hatten beide einen guten Tag, und egal wie es endet, ich für meinen Teil hab es genossen." Auch wenn die Aufregung wirklich grauenhaft war, aber wenn er Karriere machen wollte, würde er sich daran gewöhnen müssen.

  • Auch der Kaiser verfolgte interessiert die ersten Reden, nachdem Gracchus, der tatsächlich wie auch ein anderer für so einen Wettstreit geeignet war, selbigen eröffnet hatte. Die Fälle gefielen dem Aquilier, der eine Schwäche für die griechische Mythologie hatte, bereits recht gut. Aber auch die Ausarbeitung der Reden, die beide weniger juristisch als emotional waren, jedoch eigene Akzente setzten. "Ob die Regeln solch ansehnliche Requisiten in der Wertung berücksichtigen?" murmelte er schließlich vergnügt seinem Sohn zu, als Decimus Scipio die Rostra mit seinem hübschen Anschauungsobjekt verließ. Ein Blick auf die Richterbank erinnerte ihn dann aber wieder, dass zumindest einer der Juroren wenig empfänglich dafür sein durfte.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Decimus Scipio wählte seine Taktik mit Verweis auf die Götter, was vor einem römischen Gericht allfällig weniger relevant wäre gewesen, in Anbetracht des mythischen Hintergrundes indes durchaus legitim und zweifelsohne geschickt gewählt war. Als die schöne Helena leibhaftig die Rostra betrat und so den göttlichen Zwang unterstrich konnte Gracchus ein schmales Lächeln nicht unterdrücken, wenn auch er weniger die Schönheit der jungen Frau delektierte als mehr die Idee Decimus'. Er ließ seinen Blick kurz über das Publikum schweifen und endete schlussendlich bei seiner Gemahlin, welche auf der Ehrentribüne saß, erwiderte ihr sanftes Lächeln und dachte einen Augenblick, dass in einer erweiterten Fassung dieses Prozess-Stückes die Ehrentribüne der Olymp mochte sein, der Kaiser Iuppiter selbst und Prisca zweifelsohne die Aphrodite. Gleichwohl gemahnte er sich sogleich weiter auf Scipios Rede zu achten, welche noch einmal zu einem emotionalen Höhepunkt anhob, um hernach erwartungsgemäß mit der Forderung nach Freispruch zu enden. Auch zu dieser Verteidigung gab es keine weitere Fragen.
    "Auch dir vielen Dank, Marcus Decimus Scipio. Nach dieser Verteidigungsrede wird es der schönen Helena zweifels..ohne bereits ein wenig leichter ums Herz sein, auch wenn unser Urteil noch ein wenig vertagt werden muss."

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Und wiedereinmal bewies sich, dass der Kaiser seine Frau gut kannte. Voller Spannung hatte sie die Rede bis zu dem Moment verfolgt als plötzlich das Hilfsmittel die Rostra betrat. Bisher fand sie die Argumentation des Decimus verfolgt. Sie fand es sogar schlau den Göttern die Schuld zu geben. Aber anstatt er wortgewandt wie er nun mal war einfach die Schönheit der Helena beschrieb, holte er eine Sklavin an seine Seite und verglich sie allen ernstes vor sämtlichen Frauen Roms mit der Helena? Serena stürzte missbilligend die Lippen. Sie war zwar eher zurückhaltend. Aber hier mal eben vorgeführt bekommen, das ein Sklavin die Schönster aller Schönen sein sollte? Nein das gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Dennoch verfolgte sie die weiteren Argumente des Decimus. Liebe? Nun damit traf der junge Mann nicht den Nerv der Kaiserin. In ihren Kreisen wurden Ehe nicht aus Liebe geschlossen und jeden Frau sollte so viel Pflichtbewusstsein haben sich nicht von der Liebe belenden zu lassen und ihre Pflicht ihrem Ehemann gegenüber vergessen und ihr gar hintergehen. Nicht mal die Götter selbst könnte sie dazu bringen.
    Dieser Gedanke war so absurd für die Augusta, dass sie nun beim besten Willen nicht mehr den Erklärungsversuchen des Redner folgen konnte.
    Fragen nein sie hatte keine Fragen. Sie ließ ihre Blicke über die Menge scheifen, wie dort diese Rede angekommen war.

  • | Quintus Petilius Sophus


    "Dann gratuliere ich dir zu deinem Klienten, diesem Helvetius..?" Erwartungvoll sah der eine Senator zum anderen. "Severus.", beantwortete Dives sodann die ungestellte Frage. "...Helvetius Severus. Sag ihm, er soll mich unbedingt in meinem Haus besuchen, bevor er seine erste Rede als Candidatus vor dem Senat hält.", nickte Sophus. "Nun, soweit ich weiß, strebt er eher eine ritterliche denn eine senatorische Laufbahn an.", fühlte sich der Iulier in der Pflicht, sogleich aufzuklären und seinen Mitsenator zu enttäuschen. Jener indes jedoch ließ sich von einer etwaigen Enttäuschung nichts anmerken - im Gegenteil. "Na, fabelhaft und umso besser! Dann gibt es einen potenten Mitbewerber weniger, mit dem sich mein Sohn zu Beginn seiner Karriere wird messen müssen.", zeigte sich der Petilier auch mit dieser Konstellation keineswegs unglücklich. Unterdessen wurde bereits der zweite Fall - es handelte sich um keinen geringeren als jenen der schönen Helena - angekündigt.


    "Wie ich sehe, folgt auf deinen Klienten nun also gar ein Verwandter von dir, was, mein lieber Dives?", konnte sich Sophus bei der Ankündigung des Decimus Scipio einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Denn es war ihm schließlich kein Geheimnis, dass die verstorbene Gattin des verwitweten Triumphators Decimus Meridius eine Iulia aus dem Geschlecht der Iulii Caepiones war - und folglich sie genauso eine Verwandte des Iulius Dives wie ihre Nachkommen. "Mir scheint, dich verbinden am Ende noch mit jedem der heutigen Teilnehmer die einen oder anderen persönlichen Bande..." Mit nach oben gezogenen Augenbrauen sah der Petilier seinen Nebenmann fragend an.
    "Ich fürchte, ich werde dich an dieser Stelle nur einmal mehr enttäuschen müssen, doch wäre es mir neu, dass Iulia Severa einen Enkel Marcus Decimus Scipio gehabt hätte.", gab Dives zu. "Indes magst du ihn vielleicht verwechseln mit meinem Neffen Marcus Decimus Aquila, welcher dir mitunter noch als mein einstiger Trauzeuge in Erinnerung ist. Er nämlich ist über Iulia Severa tatsächlich mit mir verwandt.", lächelte er anschließend. "Womöglich also handelt es sich hier um einen adoptierten Enkel respektive den Sohn eines adoptierten Sohnes des Decimus Meridius.", mutmaßte der Iulier schlussendlich in der Hoffnung, dass der vortragende Decimer tatsächlich kein Ergebnis eines unehelichen Fehltritts des Triumphators wäre.


    "Wirklich?", war es inmitten der decimischen Rede der iulische Quaestorier, der von dem kraftvoll betonten 'Nein' des vortragenden Redners sich beinahe ein wenig herausgefordert fühlte. Sophus quittierte den divitischen Kommentar mit einem neuerlich fragenden Blick. "Ich meine, hat man nicht nahezu immer irgendeine Wahl?", reagierte der Iulier nur mit einer weiteren Frage. "Hätte speziell in diesem Fall die Helena nicht auch die Wahl gehabt, sich zum Beispiel der Lucretia gleich selbst zu richten, um damit, wenn schon nicht den Ehebruch, dann doch wenigstens den großen Krieg um Troia zu verhindern?", rechtfertigte Dives seinen Einwand letztlich.
    "Sicherlich.", lächelte Sophus nach kurzer Denkpause amüsiert. "Aber sieh doch diese reizende Helena dort vorne. Helena die Schöne, die _schönste_ Frau der damaligen Zeit.", verweilten die Augen des petilischen Senators noch einen Moment länger bei der jungen Schönheit neben dem Decimer. "Einer solchen Frau kannst du doch unmöglich den eigenen Suizid nahelegen, mein lieber Dives.", wandte er sich hernach wieder an seinen Mitsenator. "Stell dir vor, es ginge nicht um Helena sondern um deine werte Gemahlin Sergia Fausta. Mit ihr hast du - wie Meneloas mit der Helena - schließlich ebenfalls einen überaus ansehnlichen Edelstein dir in dein Haus geholt. Und würdest du _sie_ je dazu drängen, dieser Welt vorzeitig schon den Rücken zu kehren?", gab Sophus seinem deutlich jüngeren Mitsenator in beinahe väterlichem Tonfall zur Antwort.


    "Ich halte es für nicht ganz angebracht, mich an dieser Stelle mit dem betrogenen und verlassenen Menelaos gleichzusetzen.", protestierte der Iulier ob jenes Vergleichs leicht angesäuert, bevor er sich - wie auch der nun erheitert grinsende Petilier - wieder dem Geschehen an der Rednerfront zuwandte.

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    "Ganz vorzüglich!" ereiferte sich Calpetanus. "Einen Applaus für Marcus Decimus Scipio - und einen extra Applaus für seine ganz entzückende Helena!"
    Eben dieser Helena blickte er ein wenig anzüglich hernach.
    "Vielen Dank, Decimus Scipio!"
    Als die beiden die Rostra verlassen hatten eröffnete Calpetanus sogleich den nächsten Fall.
    "Die nächste Verteidigungsrede führt Marcus Maro aus dem Hause des Oppius Octavius Ecidius, welche so großartige Redner wie Cicero Octavius Anton und Gaius Octavius Victor hervorgebracht haben. Auch wenn Octavius Maro selbst derzeit im Dienst der Cohortes Urbanae steht, so wird er uns hier und heute zweifelsohne zeigen, dass er seinen Verwandten in nichts nachsteht! Er übernimmt die Verteidigung der Medea, der zauberkundigen Tochter des Königs Aietes von Kolchis und der Eidyia, Priesterin der Göttin Hekate."
    Als er den Namen der dunklen Göttin ausrief weiteten Calpetanus' Augen sich theatralisch.
    "Einst kamen Iason und seine Argonauten von Iolkos nach Kolchis, um im Auftrag von König Pelias das Goldene Vlies zu beschaffen. Dieses war der wertvollste Besitz Medeas Vater und wurde von einem grässlichen Drachen bewacht! König Aietes stellte Iason und seinen Männern als Bedingung der Übergabe eine unlösbar schwere Aufgabe mit dem Hintergedanken, dass Iason bei der Erfüllung ohnehin den Tod finden würde. Doch Medea verhalf ihm mit ihren Zauberkünsten die Aufgabe zu bestehen, so dass Iason die Prüfung überlebte. Aietes jedoch wollte das Vlies dennoch nicht herausgeben und plante heimlich die gesamte Mannschaft der Argo zu töten. Medea, die diesen Plan kannte, verhinderte dies, indem sie Iason einweihte und diesem erneut halft. Sie schläferte den wachenden Drachen ein, so dass die Argonauten das Vlies stehlen und heimlich gen Iolkos zurück segeln konnten. Medea, welcher von Iason die Ehe versprochen war, segelte mit ihnen. Um die Verfolger Kolchis' aufzuhalten zerstückelte sie ihren Halbbruder Absyrtos und warf die Teile Stück um Stück vom Schiff, so dass die kolchischen Seeleute gezwungen waren diese Teile einzusammeln, um den Königssohn bestatten zu können. Iason und Medea heirateten, so dass die junge Frau in keinem Fall rechtmäßig in ihre Heimat zurück gezwungen werden könnte. In Iolkos forderte Iason den Thron von Pelias, dessen Bedingung dafür das goldene Vlies gewesen war. Dieser indes, der zuvor den Thron unrechtmäßig von Iasons Vater geraubt hatte, weigerte sich. Da die Argonauten zu wenige und zu schwach waren, um gegen die Truppen des Königs zu kämpfen, erbot sich Medea den Thronräuber mit List aus dem Weg zu schaffen. In einer Verkleidung suchte sie die Töchter des Pelias auf und erzählte ihnen, dass sie ihnen einen Zauber beibringen konnte, um alte Menschen zu verjüngen. Zum Beweis zerstückelte sie einen alten Widder, warf ihn in einen Kessel und heraus sprang ein junges Lämmchen. Begeistert erzählten die Töchter ihrem Vater von dem verjüngenden Zauber, welcher sogleich zustimmte, sich zerstückeln zu lassen, um als junger Mann wiederzukehren. Doch als das Ritual vollzogen war, bleib Pelias' Leib zerstückelt. Medeas List war geglückt und die Argonauten konnten Iolkos einnehmen."
    Hier versuchte er die Neutralität des Gerichtes zu wahren, auch wenn dieser Fall - würde er nicht der Mythologie entspringen - schon recht gräulich war.
    "Iason und Medea zogen weiter nach Korinth, denn dies war das ursprüngliche Königreich des Aietes - Medeas Vater -, welches zu dieser Zeit ohne König war. Iason wurde dort König und zeugte mit Medea zwei Söhne, Mermeros und Pheres, und lebten dort lange Jahre. Die Korinther jedoch sahen in Medea eine barbarische Zauberin, was auch Iason Sorge bereitete. Als König Kreon von Theben ihm die Hand seiner Tochter Glauke anbot, trennte er sich von Medea - denn per Gesetz waren ihre Söhne Fremde, welche das Königreich nicht erben konnten. Medea war wutentbrannt, willigte jedoch der Hochzeit ein und schenkte Glauke ein wunderschönes Kleid. Als jedoch Glauke es anzog, entbrannte es in Flammen und die Königin, ihr Vater und viele Gäste der Hochzeit verbrannten qualvoll. Nur Iason überlebt. In ihrer Rache tötete Medea sodann auch noch ihre beiden Söhne, auf dass Iason diese nie wiedersehen würde, und floh nach Athen."
    Calpetanus nickte und blickte zu den Iudices.

    Dort erhob sich wiederum Gracchus kurz zur Verkündung der Anklage.
    "Die Anklage wird im Namen des Iason, König von Korinth, geführt und lautet auf zweifa'hen Kindsmord."

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