Beiträge von Marcus Helvetius Severus

    Sicherlich brauchte Severus Zeit, sich einzugewöhnen. Grade hier in der großen Stadt musste er sich zurechtfinden und zumindest die wichtigsten Wege - zum Forum, zum Palatium, zu den Thermen - zu kennen. Daher nickte er auf die erste Aussage seines Vetters. Auch die Nachricht, dass es bislang keine richtigen "Feinde" gab, beruhigte Severus. Wahrscheinlich würde sich das noch früh genug ändern, wenn Commodus erstmal richtig in den Cursus honorum eingestiegen wäre, aber das konnte Severus dann ja auch verfolgen. Auch die Namen befreundeter und verwandter Personen nahm er zu Kenntnis: Varus war also Klient der Purgitier, es gab diese Sergia Fausta, die wiederum ein gutes Verhältnis zu den Iuliern ermöglichte. Und dann war da noch der amtierende Konsul, Duccius Vala. Damit konnte Severus arbeiten.


    Zur letzten Frage dachte Severus einen Augenblick nach. Die Helvetia ist ja schon länger in der Factio Praesina aktiv. Sofern dort Hilfe benötigt wird, würde ich mich ebenfalls dort engagieren. Die zweite Frage zu den Vereinen wiederum hatte sich Severus auch schon durch den Kopf gehen lassen. Allerdings wollte er sich dazu nochmal genauer informieren. Das Engagement in anderen Vereinen, darunter auch Kultvereinen, muss ich nochmal für mich prüfen würde ein Engagement dort aber sicherlich beginnen, sobald ich mich gut in Rom eingelebt habe.

    Wenn du dich bei der Kanzlei und beim Consul für mich verwenden würdest, wäre ich tatsächlich dankbar und natürlch werde ich dich auch in jedem Fall als Oberhaupt der Familie anerkennen. Wer sollte denn auch sonst als Oberhaupt auftreten? Er stammte aus der direkten Linie des großen Senators Titus Geminus und war Sohn eines ehemaligen Prätorianerprafekten. Was sollte sich der Sohn eines Primicerius da zu emanzipieren versuchen. Gibt es denn Leute, die unserer Familie nicht wohlgesonnen sind? Um wen soll ich einen Bogen machen? Diese Frage war derweil noch offen und sicherlich nicht weniger wichtig, als das Wissen um Freunde der Familie.


    Was die Wohnung anging, würde Severus sicher auf das Angebot eingehen und würde, sobald er eine Aufstellung der Möbel in der Habitatio gemacht hatte, diese auch an die Casa Helvetia weiterleiten. So ein Altar wäre sicherlich schon etwas schönes, vielleicht würde ja sogar noch mehr rausspringen. Ich danke dir für dein Angebot.


    Sim-Off:

    Ebenso wie die Pläne zu meiner ersten Anstellung. Nachricht hierzu folgt.

    Severus stand hinter seinem Cousin. Ebenfalls in Trauerkleidung gehüllt, sah er den Leichenzug vorbeiziehen. Langsam und feierlich zog er in Erinnerung an den verstorbenen Kaiser durch die Straßen. Auch Severus haderte mit der Situation, denn damit musste er sich erstmal Alternativen zu seinem ursprünglichen Plan überlegen. Besonder allfällig war die schlechte Laune seines Cousin, der als Oberhaupt der Familie an deren Spitze stand.

    Das hörte sich doch alles sehr gut an für Severus. Offizieller Schreiber in der Cura Operum prublicorum, damit auch direkter Mitarbeiter eines senatorischen Curators. Jetzt ging es bergauf, dachte der Helvetier, nickte zu den Arbeitsmodalitäten und folgte dann den weiteren Ausführungen des Senators. Eine Testaufgabe also, kein Problem, damit würde Severus schon fertig. Danke, Curator. Natürlich werde ich diese Aufgabe übernehmen. Doch galt es natürlich noch die eine oder andere Frage zu klären, schließlich ging es ja bei jedem Test auch darum, erste Prozedure zu kennen. Zu welchem Anlass soll das Schreiben ausgestellt sein? Und wer soll adressiert werden? So ein Schreiber arbeitete ja auch nicht ins Blaue irgendwelche Schreiben aus, sondern erstellte zu konkreten Anlässen, zum Beispiel einen Inspektionsbesuch, und für konkrete Adressaten ein Schreiben.

    Und schon ging es ans Eingemachte. Der Senator hatte ins Schwarze getroffen bei Severus Zukunftsplänen, doch war Severus neu in der Stadt und erhoffte sich kaum, dass er hier direkt an höhere Posten kam. Sofern auch eine Anstellung als Scriba in der Cura operum publicorum frei ist, werde ich diese natürlich übernehmen. Denn ich plane tatsächlich für meine Zukunft, eine Verwaltungslaufbahn einzuschlagen, die mich, so es meine Leistungen zulassen, als Notar in die kaiserliche Kanzlei bringen soll. legte Severus nun alls Karten auf den Tisch. Er musste sich einen Namen machen und wenn er direkt als städtischer Scriba dem Curator zuarbeiten konnte, umso besser. Allerdings kannte der Senator nun auch schon die nächsten Schritte von Severus Zukunftsplänen und könnte entscheiden, ob ihm ein solcher Mitarbeiter recht war.


    Warum Severus derweil so tief stapelte? Er hatte als Verwalter ebenfalls mitanpacken müssen und war kein Verwalter, der nur mit Briefen, Tabellen und Abrechnungen jonglierte. Zwar konnte er das auch, aber er hatte auch oft genug im buchstäblichen Dreck wühlen müssen. Dabei lernt man Demut, was ihn aber nicht davon abbrachte, die Hände irgendwann auch endgültig aus dem Dreck herauszuziehen. Ursprünglich habe ich mich auf deine Stelle beworben, da ich weiß, dass Rom eine große Stadt ist, in der man sich erstmal langsam hocharbeiten muss. Er hatte den nötigen Stolz und die notwendige Disziplin, um sich lange genug in die Laufbahn einzureihen, konnte ihn aber auch, so wie bei seiner urspünglichen Bewerbung mal zurückschrauben, wenn es darum ging, eine Möglichkeit gab, zu Lasten seines eigenen Status Kontakt zu einem einflussreichen Menschen knüpfen zu können.

    Interessiert hörte sich Severus das Angebot seines Cousins an. Ihm gefiel, was er da hörte, doch gab es noch viele Fragezeichen bezüglich seines Einstiegs. Leider haben mir weder mein Vater, noch mein Großvater Kontakte zu einflussreichen Römern ermöglichen können. Mein Großvater war nach seiner Entlassung als Primicerius auch nur noch selten in Rom. Daher würde mich interessieren, wie unsere Gens derzeit in der Stadt aufgestellt ist. Wo sitzen weitere Verwandte von uns? Gibt es Verbünde? Gibt es Personen, um die ich besser einen Bogen machen sollte? Gibt es vielleicht sogar erklärte Gegner? Und abschließend: Gibt es weitere Personen, ob nun Verwandte oder Freunde, bei denen ein Vorstellungsbesuch erforderlich ist? Ja, so war das, wenn man in Rom anfing: Türknaufputzen, bis der Medicus kommt und vor allem wissen, wer auf die Helvetier gut zu sprechen war und vor allem wen man gar nicht erst aufsuchen sollte.


    Zur nächsten Frage seines Cousins konnte Severus die Schulter zucken. Mein erster Weg führte mich zur Casa meiner Verwandten, damit ihr über meine Ankunft bescheid wisst. Erst später werde ich dann schauen können, wie weit die Habitatio eingerichtet ist und was alles benötigt wird. Severus rechnete kaum mit vollausgestatteten Habitatio, sondern ging davon aus, dass er viel nachkaufen musste. Allerdings müsste er sich wohl ohnehin eine Liste machen. Vielleicht konnten seine Verwandten ihm aber ja eine gute Schreinerei empfehlen.

    Viel war los in der Casa und ständig gingen Leute an Severus vorbei, einige sprachen über ihre Posten, andere von ihrer Familie. Offenbar kannten sich einige, sodass Severus davon ausging, dass es sich um Klienten handelte. Da Severus merkte, dass er doch etwas länger warten musste, tat er es den übrigen Leuten gleich, bediente sich am Wasser und nahm sich auch ein paar Trauben. Mit der Zeit wurde dann auch das Atrium leerer und irgendwann trat ein älterer Mann mit Latus Clavus aus einem der Räume und trat auf Severus zu. Salve, Curator Germanicus grüßte Severus zurück und sollte auch sofort in medias res gehen.


    Da der Senator keine Anstalten machte, ihn in irgendeinen Raum zu führen, Severus jedoch darauf wartete, entstand eine kurze Pause, die Severus schließlich aber sofort füllte, als ihm bewusst wurde, dass das Bewerbungsgespräch genau hier stattfinden sollte. Natürlich, Curator. Mein Name ist Marcus Helvetius Severus und ich wurde auf dem Landgut meines Großvaters, dem ehemaligen Primicerius Marcus Helvetius Verus, in der Nähe von Fregellanum großgezogen. Dort erhielt ich eine Ausbildung im Lesen, Schreiben und Rechnen und eine Ausbildung in der Verwaltung des Landguts. Im Anschluss war ich einige Zeit Assistent des dortigen Verwalters und übernahm später selbst die Verwaltung des Guts. Soviel zu seiner Ausbildung und seinem bisherigen Werdegang. Natürlich fing Severus hier in der großen Stadt sozusagen nochmal von vorne an, allerdings bot ihm die hiesige Stelle auch die Möglichkeit, frühzeitig Kontakte zu knüpfen, die er für spätere Vorhaben nutzen konnte. Überdies erhielt er wichtige Erfahrungen mit Aufgaben auf höherer Ebene, die ihm bislang komplett fehlten. Nun möchte ich mich um die von dir ausgeschriebene Stelle als Schreiber und Bote bewerben. endete er dann mit der Bewerbung um die konkrete Stelle. Würde sich der Senator für seine Zukunftspläne interessieren, würde Severus natürlich auch gerne Auskunft geben.

    Langsam arbeitete sich Severus in die Casa und zum Sentor vor. Nachdem er von dem hünenhaften Türwächter eingelassen wordenwar, stand er nun im Atrium des Hauses, dem man ansah, dass hier gleich zwei Senatoren lebten, die darüber hinaus auch beide Curatorenposten in der Stadtverwaltung innehatten. Das hier war nochmal etwas ganz anderes, als das Wohnhaus, das seine Verwandten im Bezirk Isis und Serapis bewohnten, geschweige denn von seiner Habitatio am Caelius. Severus blickte sich um und nahm die diversen Dekorationen war, darunter vor allem Statuen von Vorfahren. Severus ging davon aus, dass er ein bisschen warten musste, schließlich hatten Senatoren mit Curatorenposten so viele Termine, dass sie solche Bewerbungsgespräche wahrscheinlich irgendwo dazwischen schoben.

    Sim-Off:

    Jetzt komme ich aber in die Bredouille, da auf dem Aushang kein Name steht. -.^ Aber ich behaupte jetzt einfach mal.


    Offenbar war der Türsklave nicht über den Aushang informiert worden. Was umso ärgerlicher ist, da auch auf dem Aushang kein Name vermerkt war. Es war lediglich von einem "bedeutenden Römer" die Rede, weswegen die Chancen des Helvetiers nach seinen Recherchen zufolge bei fünzig zu fünfzig lagen. Die Ausschreibung stammt von Senator Germanicus Avarus. riet Severus daher einfach mal ins Blaue hinein, allerdings auch auf die Gefahr hin, dass er von dem Senator später direkt wieder vor die Tür gesetzt werden würde.

    Der Kauf der Habitatio und die Übernahme der ersten Kosten - waren ja auch das Mindeste, für die ganze Arbeit, die Severus auf dem Landgut geleistet hatte, mit dem Wissen darum, dass er selbst es nicht erben würde - sind tatsächlich freundliche Gesten meiner Verwandten. antwortete der Helvetier auf den Einwurf seines Cousins. Jedenfalls kam er erstmal so über die Runden, auch wenn er sich sehr schnell um eine Anstellung bemühen würde.


    Was seine Karriereplanungen anging, war ihm klar, dass der Posten des Primicerius sicherlich keine Krönung einer Karriere, sondern vielmehr ein Zwischenschritt für die höheren Posten sein konnte. Eine Standeserhebung jedoch würde so oder so recht schwer und ohne einen bekannten Patron und weitere Fürsprecher nahezu unmöglich. Mir ist bewusst , dass der Weg in der Kanzlei steinig ist und ich weiß, dass es dafür viel zu arbeiten gilt. Ebenso weiß ich von den Erfahrungen meines Großvaters, welche Stellung ein Primicerius innerhalb der Verwaltung innehat. gab er daher erstmal unumwunden zu, dass er zumindest genau zu wissen glaubte, worauf er sich einließe. Dennoch weiß ich von meinem Großvater auch, dass die Chancen zu einer Erhebung steigen, je näher man an das Zentrum der Macht heranrückt. Und näher als in der kaiserlichen Kanzlei wäre ich wohl nur als direkter Patron des Kaisers.. Severus teilte seine Gedanken zum Aufstieg gerne mit seinem Cousin, zumal er wusste, dass dieser auch grade auf dem Sprung nach oben war.

    Der fast schon obligatorische hünenhafte Türsklave öffnete Severus die Tür, versperrte aber sofort den Weg. Severus blickte an dem Sklaven hinauf, atmete tief durch und antwortete Salve! Mein Name ist Marcus Helvetius Severus, ich habe eine Ausschreibung eines Bewohners dieser Casa am Bekanntmachungsbrett auf dem Markt entdeckt und möchte mich auf eine der dort ausgeschriebenen Stellen bewerben. Seine Stimme blieb dabei ruhig und sein Blick ruhte auf dem Gesicht des Sklaven. Dafür musste er allerdings seinen Kopf aufrichten, da der Türwächter doch um einiges größer war als der Helvetier.

    Zitat

    Original von Marcus Helvetius Commodus
    "Nun leider kenne ich deine Verwandten nur vom Namen her und auch wenn es schon etwas her ist so möchte ich dir doch mein Beileid für deine Verluste aussprechen. Habe ich dich richtig verstanden das du ein Gut bei Fregellanum besitzt? Den Landbesitz setzt ja ganz andere Voraussetzungen für die Möglichkeiten einer Karriere. Mit welchen Verwandten hast du dich denn abgesprochen?"


    "Bevor ich dir die Gelegenheit gebe auch mir ein paar Fragen zu stellen wüsste ich vorher gerne noch in welcher Art du dir Dienst für Imperium und Kaiser vorstellst?"


    Dass sein Vater innerhalb der Gens nicht bekannt war, überraschte Severus kaum. Schließlich war er gestorben, noch bevor er etwas hätte erreichen können, was seinen Namen etwas bekannter gemacht hätte. Sein Großvater wiederum war schon vor längerer Zeit nach Fregellanum gegangen, sodass Gensmitglieder, die noch nicht so lange in Roma lebten, ihn auch nur vom Namen her kennen konnten. Vielen Dank für deine Beileidsbekundung. Doch sind meine Eltern und mein Großvater lange gestorben und begraben versicherte Severus, während ihm von einer Sklavin eine gute Mischung von Wasser und Wein eingeschüttet wurde.


    Dann jedoch schien ein Missverständnis aufgekommen zu sein. Ich habe dem Landgut in Fregellanum vielmehr als Veralter vorgestanden. Es gehört den Erben des Bruders meines Vaters klärte er daher die Stuation sofort auf, damit hier nicht ein falscher Eindruck entstand oder sogar übertriebene Erwartungen entstünden. Allerdings sind sie kaum dort und ich war schon froh, dass sie vor kurzem ein paar Tage dort waren, damit ich mich ihnen die Übergabe des Landguts an den neuen Verwalter vollziehen konnte. Die Unzufriedenheit des Helvetiers mit seinen Verwandten war kaum zu überhören. Letztlich hatte er das Landgut alleine geschmissen, hatte aber stets die Einnahmen weiterzuleiten. Er selbst hatte lediglich ein überschaubares Einkommen erhalten, dass er in unregelmäßigen Abständen so aufgestockt hatte, dass es nicht weiter auffiel.


    Was meine zukünftige Beschäftigung hier in Rom angeht - fuhr er nach einer kurzen Paus fort - plane ich, eine Anstellung in der Kaiserlichen Kanzlei anzustreben. Ausgehend von einer Notarsstelle ist mit etwas Arbeit sicherlich auch eine Stelle als Primicerius möglich, von wo aus ich dann sicherlich auch unserer Gens von Nutzen sein kann. Dabei skizzierte er seine Planungen und setzte eine kleine Kirsche auf den bereits großen Kuchen. Ein Aufstieg in den Ritterrang wäre derweil sicher möglich, aber auch mit deutlich mehr Arbeitszeit verbunden und war daher auch erstmal eine Planung auf seeehr langfristiger Ebene.

    Eine Frage zur Organisation des Kaiserhofs:


    Es gibt dort fünf Procuratorenposten als "Abteilungsleiter":


    a libellis
    ab epistulis
    a rationibus
    a cognitionibus
    a memoria



    Allerdings haben nur drei dieser Abteilungen Primicerii als "Bürovorsteher":


    a libellis
    ab epistulis
    a rationibus


    Gibt es dafür einen (historischen) Grund oder hat sich das einfach im Laufe der Zeit hier so ergeben?

    Ein paar Tage, nachdem er den Aushang der Germanicer am Markt gelesen hatte, stand Severus nun vor der Casa Germanica. Er hatte sich in seiner Habitatio zurecht gemacht, eine neue Tunika angezogen und hatte dann den Weg vom Caelius zur Casa Germanica zu Fuß zurückgelegt. Der Helvetier war recht entspannt, war doch sehr gut, es würde sich aber auch sicherlich noch eine andere Möglichkeit finden. So blickte er nochmal an der Casa hinauf, nickte zufrieden und klopfte dann an die Tür.


    KLOPF KLOPF

    Wenn Severus eines wusste, dann dass er in der großen Stadt die Augen offen halten musste. Grade auf den Märkten bot sich dies umso mehr an, da dort ja auch immer wieder offene Ausschreibungen für irgendwelche Stellen ausgehangen wurden. Einige Male war er nun schon hier gewesen, hatte die Augen offen gehalten, doch bislang war nichts passendes für ihn dabei gewesen. Heute jedoch sollte sich das ändern. Schnell fiel ihm ein Aushang ins Auge, in dem ein "einflussreicher Römer" nach Angestellten suchte. Gut. Viele Römer neigten dazu, sich als "einflussreich" zu bezeichnen, doch als er dann weiterlas und die Adresse "Casa Germanica" fand war für Severus klar, dass er dieses Gesuch nicht einfach so beseite wischen konnte. Natürlich hatte er sich in seiner kurzen Zeit in Rom nach den wichtigsten Familien und Gentes erkundigt, und bei dem Namen Germanicus fand er in seinem Gedächtnis gleich zwei Personen senatorischen Rangs die gleichzeitig hohe Ämter in der Stadt bekleideten.


    Das war seine Chance, eine erste Anstellung zu finden und gleichzeitig die Möglichkeit für ein gutes Empfehlungsschreiben eines hohen senatorischen Beamten einzuheimsen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Diese Chance konnte, durfte er sich nicht entgehen lassen. Daher merkte er sich die Adresse und würde dann bald in der Casa Germanica vorstellig werden.

    Auch Severus war zum Forum gekommen, zumal die Gerüchte schon am frühen morgen vollkommen entgrenzt gewesen waren. Nun beobachtete er, wie die beiden Konsuln, dieser Hüne von Duccius und sein Collega, zu erkennen an den zahlreichen Liktoren, die sie umgaben, zur Rostra schritten, einige Augenblicke dahinter verschwanden und schließlich oben auf der Tribüne zu sehen waren. Überall hörte er Gemurmel um sich rum, vom Tod des Kaisers war die Rede, sogar von Mord, oder einem Anschlag auf dem Palatin. Letztlich erhoben die Konsuln das Wort und schnell wurde es ruhiger. Von seinem Platz aus konnte er die Gesichtsausdrücke der beiden Magistrate nicht wahrnehmen, doch bestätigte sich anhand von dem, was sie sagten, dass das schlimmste eingetreten war: Der Kaiser war tot. Sofort erhob sich Geschre von allen Seiten aber auch Zwischenrufe: Auch hier war von Mord die Rede, und vom Testatement des Kaisers.


    Severus schaute sich um und runzelte die Stirn. Es war sogar in zweierlei Weise unglücklich: Ersten würde die große Stadt vermutlich erstmal wieder und bis auf weiteres in Unsicherheit versinken. Zweitens war es für ihn persönlich unschön, da die Kanzlei nun sicherlich besseres zu tun hatte, als die Bewerbung für eine kleine Notarsstelle zu bearbeiten.


    Der Helvetier blieb an seinem Platz, denn es interessiert ihn, ob es noch irgendwelche Aussagen von den Konsuln geben würde. Doch überlegte er schon, wie er den Platz wieder verlassen konnte, um seine nächsten Schritte zu planen.

    Einige Stunden nach seiner Ankunft in der Stadt und dem Gespräch mit seinem Cousin in der Casa des Helvetius Varus kam Severus an jener Insula an, zu dem ihn die Wegbeschreibung führte, die er von seinem Onkel erhalten hatte. Laut klopfte er an eine Tür und es dauerte einige Zeit bis ein voluminöser Kerl mit Glatze diese öffnete. Der misstrauische Blick löste sich schnell in Lust auf und er entblößte seine raren Zähne zu einem seltsam schiefen Lächeln, als ihm der Helvetier die Bestätigung zeigte. Mit einer ausladenen Handbewegung gefolgt von einem zweifelnden Blick auf den alten Gaul, der doch tatsächlich auch noch den Weg hierher überlebt hatte, bat er Severus ins Haus. Dieser schnappte sich seine Reisetasche und folgte, während der Glatzkopf in einem Schwall von seinen Geschäften, diesem Haus, seinen Verwandten usf. brabbelte. Das Treppenhaus war zwar nicht total verfallen, aber sicherlich auch nicht der neuste Schrei. Im ersten Stock angekommen, gingen sie den dunklen, nur von einigen wenigen Öllampen beleuchteten Flur entlang, bis sie an einer Tür ankamen. Der Dicke blieb stehen, nestelte in seiner Tasche, zog einen Schlüssel hervor und reichte ihn Severus. Dann verabschiedete er sich und kehrte zurück ins Erdgeschoss. Währenddessen steckte Severus den Schlüssel in die Tür und öffnete sie.


    Als er in seine neue Wohnung eintrat, wehte ihm ein kühler Luftzug um die Ohren. Er schaute sich um, von rechts drangen durch zwei offene Türen die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf den Boden. Dort befanden sich also seine beiden Wohnräume. Ein Blick gradeaus eröffnete ihm den Blick auf eine noch gut erhaltene Schrankwand, möglicherweise für Bücher oder Unterlagen, davor eine Vorrichtung, an der man einen Vorhang anbringen konnte. Der Zwischenraum war groß genug für einen Schreibtisch, der allerdings fehlte. Eine erster Punkt auf seiner Zu-Erledigen-Liste, die er noch zu erstellen hatte. Danach trat er in den ersten Raum auf der rechten Seite ein, ein Raum, groß genug für drei Klinen, die man aber auch zugunsten eines Tischs an die Seiten schieben konnte. Der Tisch und zwei Stühle waren zwar vorhanden, die Klinen müsste er allerdings selber anschaffen. Ein Blick ins zweite Zimmer auf der rechten Seite ließ ein Bett zum Vorschein kommen. Dem ersten Augenschein nach würde es wohl für die erste Zeit ausreichen, auf Dauer müsste er sich aber wohl noch ein Bett und eine vernünftige Kleidertruhe anfertigen lassen. Danach besah er sich auch die drei Kammern auf der linken Seite. Zwei boten sich für jeweils einen Sklaven an, auf Dauer würde er wohl eine Köchin und einen Allzwecksklaven brauchen, in der mittleren, etwas größeren Kammer gab es noch die Kochstelle und bot sich als Aufenthaltsraum für die Sklaven an. Mit der Einrichtung der Kammern beschäftigte sich Severus freilich noch nicht, das wurde ohnehin erst notwendig, wenn er sich Sklaven anschaffen würde.


    Daher ging er erstmal in sein neues Schlafzimmer, ließ seine Reisetasche auf den Boden gleiten und setzte sich auf sein neues Bett, das dabei leicht quietschte. Der Helvetier seufzte leise. Das ist also mein neues Heim, dachte er sich und ließ sich auf seinem Bett nieder, bevor er, erschöpft von dem langen Tag, so wie er war einschlief.

    Endlich kam dann doch noch jemand, den er den Berichten seiner Verwandten aus Fregellanum schnell als Marcus Commodus erkannte. Doch offenbar waren die Kontakte aus Rom besser, als diejenigen in Rom, sodass er sich erstmal vorstellen musste. Salve, Marcus Commodus. Es ist mir eine Freude, das Oberhaupt unserer Gens persönlich kennenzulernen. Mein Name ist Marcus Severus, ich bin der Sohn des Caius Severus und der Enkel des Marcus Verus, einem Bruder deines Großvaters, des großen Senator Titus Geminus. Mein Großvater war einige Zeit Primicerius in der kaiserlichen Kanzlei und zog sich, wie du vielleicht weißt, nach dem Ausscheiden aus dem Dienst auf sein Landgut nahe Fregellanum zurück. Mein Vater, Caius Severus, und meine Mutter, kamen bedauerlicherweise auf dem Weg nach Rom um, sodass ich früh bei meinem Großvater aufwuchs. stellte Severus erstmal die groben familiären Verhältnisse klar. Nach seiner Zählung waren sie also Cousins zweiten oder dritten Grades, aber das war ja auch eigentlich zweitrangig. Wichtig war nur, dass sie mit ihrem Urgroßvater einen gemeinsamen Verwandten hatten. Bei der kurzen Erwähnung seiner Eltern schluckte er kurz. Eigentlich hatte er sie gar nicht richtig kennengelernt, aber immerhin gut genug, um sie vermissen zu können.


    So langsam wurde seine Kehle trocken und er wartete darauf, dass ein Sklave, das hieß irgendein Sklave, sich grade dazu bemüßigt fühlte, seine Pflicht zu tun in diesem Haushalt. Seither wuchs ich also bei meinem Großvater auf und wurde von einem Hauslehrer im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet und praktisch in der Verwaltung des Landguts ausgebildet. Nach dem Tod meines Großvaters arbeitete ich zudem als Hauptverwalter des Guts. Nun allerdings habe ich mich, in Absprache mit meinen Verwandten, dazu entscheiden, mein Leben hier in Rom weiterzuführen und meinem Großvater im Dienst für Imperium und Kaiser nachzufolgen. Sie sicherten mir jegliche Unterstützung zu, kauften mir eine Habitatio auf dem Caelius nahe der Porta Querquetulana und sicherten mir ebenso zu, vorerst alle notwendigen Rechnungen für den Neustart hier in Rom zu tragen. Damit war auch klar, das Severus zumindest fürs erste nicht finanziell von seinem Verwandten hier in Rom abhängig war. Lediglich eine Anstellung müsste er irgendwann bekommen. Ob es aber sofort jene Anstellung war, die er sich erwartete, nämlich eine Notarsstelle in der Kanzlei, oder ob er zuerst eine niedrigere Stelle annehmen musste, würde auch von Commodus abhängen. Daher machte Severus nach seinen ersten Ausführungen eine Pause, um Fragen seines Cousins zu ermöglichen.

    Und wieder die erste Sklavin. Offenbar ging hier wirklich einiges drunter und drüber. Dennoch schüttelte Severus nur den Kopf. Die Sklavin konnte nichts mehr für ihn tun, wenn die zweite Sklavin schon damit beschäftigt war, Getränke und vielleicht sogar einen kleinen Snack herbeizubringen. Währenddessen würd Severus einfach warten, bis sein Cousin oder sein Gastgeber, Tiberus Varus, oder sogar beide hier auftauchten.