Einige Stunden nach seiner Ankunft in der Stadt und dem Gespräch mit seinem Cousin in der Casa des Helvetius Varus kam Severus an jener Insula an, zu dem ihn die Wegbeschreibung führte, die er von seinem Onkel erhalten hatte. Laut klopfte er an eine Tür und es dauerte einige Zeit bis ein voluminöser Kerl mit Glatze diese öffnete. Der misstrauische Blick löste sich schnell in Lust auf und er entblößte seine raren Zähne zu einem seltsam schiefen Lächeln, als ihm der Helvetier die Bestätigung zeigte. Mit einer ausladenen Handbewegung gefolgt von einem zweifelnden Blick auf den alten Gaul, der doch tatsächlich auch noch den Weg hierher überlebt hatte, bat er Severus ins Haus. Dieser schnappte sich seine Reisetasche und folgte, während der Glatzkopf in einem Schwall von seinen Geschäften, diesem Haus, seinen Verwandten usf. brabbelte. Das Treppenhaus war zwar nicht total verfallen, aber sicherlich auch nicht der neuste Schrei. Im ersten Stock angekommen, gingen sie den dunklen, nur von einigen wenigen Öllampen beleuchteten Flur entlang, bis sie an einer Tür ankamen. Der Dicke blieb stehen, nestelte in seiner Tasche, zog einen Schlüssel hervor und reichte ihn Severus. Dann verabschiedete er sich und kehrte zurück ins Erdgeschoss. Währenddessen steckte Severus den Schlüssel in die Tür und öffnete sie.
Als er in seine neue Wohnung eintrat, wehte ihm ein kühler Luftzug um die Ohren. Er schaute sich um, von rechts drangen durch zwei offene Türen die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf den Boden. Dort befanden sich also seine beiden Wohnräume. Ein Blick gradeaus eröffnete ihm den Blick auf eine noch gut erhaltene Schrankwand, möglicherweise für Bücher oder Unterlagen, davor eine Vorrichtung, an der man einen Vorhang anbringen konnte. Der Zwischenraum war groß genug für einen Schreibtisch, der allerdings fehlte. Eine erster Punkt auf seiner Zu-Erledigen-Liste, die er noch zu erstellen hatte. Danach trat er in den ersten Raum auf der rechten Seite ein, ein Raum, groß genug für drei Klinen, die man aber auch zugunsten eines Tischs an die Seiten schieben konnte. Der Tisch und zwei Stühle waren zwar vorhanden, die Klinen müsste er allerdings selber anschaffen. Ein Blick ins zweite Zimmer auf der rechten Seite ließ ein Bett zum Vorschein kommen. Dem ersten Augenschein nach würde es wohl für die erste Zeit ausreichen, auf Dauer müsste er sich aber wohl noch ein Bett und eine vernünftige Kleidertruhe anfertigen lassen. Danach besah er sich auch die drei Kammern auf der linken Seite. Zwei boten sich für jeweils einen Sklaven an, auf Dauer würde er wohl eine Köchin und einen Allzwecksklaven brauchen, in der mittleren, etwas größeren Kammer gab es noch die Kochstelle und bot sich als Aufenthaltsraum für die Sklaven an. Mit der Einrichtung der Kammern beschäftigte sich Severus freilich noch nicht, das wurde ohnehin erst notwendig, wenn er sich Sklaven anschaffen würde.
Daher ging er erstmal in sein neues Schlafzimmer, ließ seine Reisetasche auf den Boden gleiten und setzte sich auf sein neues Bett, das dabei leicht quietschte. Der Helvetier seufzte leise. Das ist also mein neues Heim, dachte er sich und ließ sich auf seinem Bett nieder, bevor er, erschöpft von dem langen Tag, so wie er war einschlief.