Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Es war schon ziemlich lange her, fiel dem Augustus auf, dass er eine Rede vor dem Senat gehalten hatte. Was das Staatsgefüge anging sah er sich in vielerlei Hinsicht als Traditionalist.

    Unter anderem mischte er sich auch selten in die Wahlen zu den Ämtern ein und versuchte generell den Staat nach den Idealen des Augustus zu lenken. Es war schon eine beeindruckende Versammlung, die sich da versammelt hatte und wie immer wenn er hier war, wurde dem Princeps die Gravitas dieser vornehmen Institution bewusst, die so lange die Geschicke des Erdkreises mit bestimmt hatte. Davor galt es auch als Erster Bürger Respekt zu beweisen und er war durchaus nervös, wenn er dieses Gremium adressieren sollte. Niemand würde es wagen, ihn hier auszulachen, zu buhen oder sich in irgendeiner Form feindselig zu zeigen. Trotzdem wusste der Augustus, dass man jede seiner Bewegungen genauestens betrachten und jedes seiner Worte auf die feinste Goldwaage legen würde. So lag nunmal die Natur der Dinge

    Schließlich erteilte man ihm auch das Wort.


    "Patres conscripti. Es ist ein betrüblicher Anlass, der mich heute in eure Mitte führt. Keinem von euch wird verborgen geblieben sein, dass der

    Quaestor Principis Galeo Rusius Cotta nicht mehr unter uns weilt. der Schlag trifft die Alten am einde ihrer Tage, jedoch auch manchmal die jüngeren in der Blüte ihres Schaffens. So wie Galeo Rusius Cotta, während er seiner Pflicht als Patron für seine Klienten vorbildlich nachkam.

    Ich bin sicher ich spreche nicht nur für diese Versammlung, sondern für das ganze Gemeinwesen, wenn ich seiner Familie unsere tiefe Anteilnahme und unseren Dank für sein hervorragendes Werk ausspreche. Ein Werk, das darin bestand sich der Wohlfahrt unseres großen Gemeinwesens zu widmen. Seine Hingabe und sein Pflichtgefühl dienen uns allen als Vorbild. Und so wird man sich an ihn erinnern. Als vorbildlichen Magistraten und als Vorbild für alle, die sich gegenwärtig dem Gemeinwesen widmen und denen, die dies noch tun werden.

    Und mag es ihm nun nicht mehr zukommen, seinen Weg ihm Dienste Roms fortzusetzen, so sollen seine Familie und seine Freunde sich gewiss sein: Der Senat und das Volk von Rom sind zutiefst dankbar für Galeo Rusius Cottas Dienst und seine Verdienste werden nicht vergeblich sein, oder vergessen werden."


    An dieser Stelle ließ der Augustus ordentlich Platz für den Applaus der versammelten Senatoren.


    "Nun, Patres Conscripti, reißt Galeo Rusius Cottas Abwesenheit nicht nur unter seinen Freunden und in seiner Familie eine Lücke. Er tat seinen Diest zuletzt als Quaestor Principis. Ein solcher fehlt nun in unserem empfindlichen Gefüge unseres Gemeinwesens.

    Es ist die vornehme Aufgabe dieser Versammlung diejenigen zu bestimmen, die jene Ämter auszufüllen haben. Ich denke, dass es im dringenden Interesse des Gemeinwesens ist, wenn möglichst schnell ein Nachfolger im Amte des Quaestor Principis gefunden werden könnte. Wie Cotta mich oft consilio erinnerte: Die Umstände warten nicht.

    Eingedenk dieser weisen Worte sei es nun an euch, Patres Conscripti."


    Damit beendete der Princeps seine kleine Ansprache. Er setzte sich und nickte dem Konsul zu zum Zeichen, dass er fertig war. Er wolte nicht zu ausufernd reden. Sicher gab es, bevor man zu Nachwahl schritt, noch andere, die Galeo würdigen wollten und der Princeps wollte genug Platz lassen. Die Senatoren redeten gerne bei solchen Anlässen.

    Als alle versammelt waren, begann der Augustus auch ohne Umschweife mit dem Anliegen dieser Besprechung:

    "Torquatus, Vibulanus, danke, dass ihr gekommen seid. Es geht um folgendes." leitete er mit einer allgemeinen Floskel ein und berichtete dann auch dem Praefectus Praetorio von der Audienz der Tiberia Stella.

    "Ich habe dann entschieden, Torquatus hier zu den Tiberiern zu schicken, einerseits um zu sehen, was sie sich eigentlich genau vorstellt und andererseits, um sich mal ein bisschen genauer bei den Tiberiern umzuschauen.

    Ich habe dich, Praefectus heute dazu bestellt, da es sich bei der zu ehrenden Person um den ehemaligen Trecenarius und damit um ein hohes Mitglied der Garde gehandelt hat. Deswegen wäre es mir wichtig, deine Meinungen zu jeder... Ebene dieser Angelegenheit zu hören.

    Lass uns aber zuerst hören, was du, Torquatus, in Erfahrung gebracht hast."

    "Mhm, ich sehe das Potential durchaus. Ich würde sagen, Titus, du bewährst dich in deinem Tirocinium bei Pontifex Gracchus und wenn auch er von deiner Eignung überzeugt ist, dann soll einer Erhebung in den Ordo nichts im Weg stehen."

    So hätte der Augustus noch eine zweite Meinung eingeholt, die auf mehr gründete, als nur einem Gespräch. Aber wenn der Furier es nicht vermasselte, würde der Augustus sicher nicht im Wege stehen. So lange mochte sie Titus aber noch in Geduld üben. Und Cnaeus auch.

    "Ich nehme an, das findet eure Zustimmung." Weniger eine Frage, als eine Feststellung.Wenn er den jüngeren Furier richtig einschätzte, würde er die Chance nutzen, die sich ihm bot. Und alles daran setzen, die in ihn gesetzten Erwartungen zu übertreffen.

    In der Epistelkanzlei landete ein Brief des Kaisers an den Konsul Iullus Curtilius Victor



    Ad:

    Iullus Curtilius Victor

    Consul


    Mein teurer Freund, sicher hast du die bedrückende Nachricht schon gehört, dass Quaestor Rusius Cotta nicht mehr unter uns weilt. Seine Loyalität und sein Eifer, dem Gemeinwesen zu diensten zu sein, wird uns allen fehlen. Dies bringt das Gemeinwesen in die schwierige Lage, dass uns nun deswegen der Quaestor Principis fehlt. Wir sollten deswegen zügig handeln, um eine Krise zu vermeiden. Ich bin sicher, dass ich mich da auf deine tatkräftige Mithilfe verlassen kann.

    Ich werde wegen Rusius' Ableben im Senat sprechen um meine Wertschätzung für seine Taten auszudrücken.

    Außerdem muss der Staat natürlich zusammen stehen und das bedeutet, dass möglichst schnell ein neuer Quaestor Principis gefunden werden muss. Sieht man sich um, fällt unter den vielen talentierten Männern unsere Gemeinwesens der Sohn des verdienten Annaeus Florus auf. Dieser Lucius Annaeus Florus Minor hat sich während seines Vigintivirats und seines außergewöhnlich langen Dienstes in Germania um das Gemeinwesen verdient gemacht. Ich bin sicher, du wirst ihn, falls du ihn noch nicht kennen solltest, schnell zu schätzen lernen.

    Schreibe mir doch, wann wir uns deswegen treffen und die Angelegenheit mit Florus besprechen können.

    Vale bene


    Tib. Aquilius Severus Aug.




    Der Vermerk dazu war:



    An das Haus des Konsuls Iullus Curtilius Victor

    Augustus


    "Sehr gut."


    Sie sprachen noch ein wenig über die politische Agenda und der Augustus gab dem zuküftigen Quaestor einen groben Überblick über die Lage in der Stadt. Schließlich meinte der Princeps:


    "Nun, das wäre dann alles, denke ich. Wenn du also nichts mehr ansprechen möchtest, wären wir hier fertig. Ja, ich werde jetzt einen Brief an den Consul schreiben. Man wird dich natürlich auf dem Laufenden halten. Halte dich bereit, ich denke, dass diese Sache sehr zügig über die Bühne gehen könnte."

    Der Augustus nickte ernst. "Es ist eine hohe Verantwortung. Aber weißt du, ich habe gelernt, mich auf meine Menschenkenntnis zu verlassen. Darüber hinaus wäre es nicht gut, wenn in diesen Angelegenheiten große Brüche entstehen. Als Princeps muss ich die Sache in die Hand nehmen und sollte nicht überrumpelt wirken. Also ist es gerade gut, dass direkt jemand geeignetes zur Verfügung steht, der den frei gewordenen Posten übernehen kann und dafür Sorge trägt, dass die Zügel nicht schleifen."

    Darüber hinaus hatte Florus Vater sich äußerst verdient gemacht und der Kaiser hatte generell nur gutes über Florus gehört. Von daher glaubte der Princeps jedenfalls einen ordentlichen Kandidaten gefunden zu haben. Man musste den Leuten die Gelegenheit geben sich zu beweisen. Man konnte nur die Chancen nutzen, die einem gegeben wurden. Und wenn es nicht funktionieren sollte, konnte er sich des Annaeus immer noch entledigen. Aber der Augustus glaubte nicht, dass es notwendig werden sollte.

    Der Augustus verfolgte die Erwiderung mit die Augen leicht verengt und das Kinn auf die linke Hand gestützt und nickte dann.

    "Mhm, ja. Eine gute Antwort, in der Tat. Es ist ein ziemlicher Balanceakt, den man hier einfädeln und am Laufen halten müsste, aber er geht die meisten Ebenen des Problems an. Sehr schön." An mangelnder Intelligenz, Weitblick oder politischem Gespür würde es jedenfalls nicht scheitern. Der Augustus war zufrieden mit dem Ergebnis der kleinen Probe auf die er den jüngeren Fabier gestellt hatte. "Und ihr sagtet, es fehlte noch der Ordo Senatorius?"

    So langsam erlangte der Augustus ganze Klarheit über diese Lage, die sich so drastisch verändert hatte. So war das Leben.

    "Quaestor Principis." Florus war sehr lange aus Rom fort gewesen, da war es nicht verwunderlich, dass er nicht mit jedem einzelnen Amtsträger vertraut war "Du würdest dann seinen Platz einnehmen." Un das Prozedere war auch klar. "Der Senat muss natürlich informiert werden. Und der Konsul. Ja, Florus, so schnell kann es gehen, würde ich sagen. Es wird eine... Nachwahl notwendig sein. Du wärest doch bereit diese Aufgabe zu übernehmen?"

    Der Augustus ging davon aus, dass Annaeus mit den Aufgaben eines Quaestor Principis vertraut war. Trotzdem würde Florus sich sicher zumindest überrumpelt fühlen.

    Der Augustus lächelte wohlwollend. "Nun, ich bleibe gerne auf dem Laufenden. Ich habe dein Buch über römische Recht veröffentlicht, nicht wahr? Dazu wollte ich dir gratulieren. Ich habe es mit Interesse gelesen.

    Keine Sorge, ich habe nicht die Absicht, irgendwelche größeren juristischen Diskussionen zu veranstalten oder dergleichen. Nein, vielmehr... in meiner Position tut man gut daran, aufstrebende Leute im Auge zu behalten... und kennen zu lernen.

    Ich höre außerdem, du arbeitest mit dem Pontifex Flavius zusammen?"

    Diese Antwort offenbarte dem Augustus mehrere Fakten über den jüngeren Torquatus. Eine kreative Lösung, die gleichzeitig direkt am Herzen des Problems ansetzte. Außerdem schien der Fabier doch kein solcher Institutionalist zu sein, wie seine Antwort zum Cultus Deorum vielleicht vermuten hätte lassen. Im Gegenteil ließt er traditionelle Mittel der Gesetzesdurchsetzung ausßen vor, wenn man einmal von den Prätorianern absah. Damit einher ging trotz aller Frömmigkeit offenbar ein gesundes Maß an Pragmatismus. Ihm ging es darum was funktionierte, nicht um das was konventionell war. Vorzüglich.

    Aber nun musste man bei so einer innovativen Lösung natürlich die Kehrseite bedenken.


    "Mhm. Und was würdest du dem besorgten Praefectus Urbi und den Cohortes sagen, wenn sie besorgt feststellen, dass man nun, wie sagtest du... an die Bandenführer heran treten sollte?"

    Hervorragend, dann war das auch geklärt.

    "Nun gut. Falls dir andererseits nichts auf dem Herzen liegt, denke ich wäre das auch schon alles. Die Rückkehr von Leuten wie dir ist von größter Wichtigkeit, denn es gibt viel zu tun. Ich denke, du wirst finden, dass ich deine Meinung etwas öfter zu Rate ziehen werde in nächster zukunft. Es gibt viel zu tun, in der Tat."

    Das passte dem Augustus gerade überhaupt nicht in den Plan. "Ja. Das ist wirklich sehr ärgerlich." Er schwieg einen Moment und sortierte seine Gedanken. Aber vielleicht stand die Lösung des Problem just in diesem Augenblick gerade vor ihm.

    "Florus. Es scheint es fehlt mir seit kurzem ein Quästor. Nun, es ist mir sehr unangenehm, wo ich dir doch gerade das Volkstribunat angeboten habe, aber ich würde dich bitten, darüber nachzudenken, ob du nicht zuerst Rusius Quästur übernehmen könntest. Es liegt mir fern, dich zu kränken, aber es ist schlecht, wenn Rom ein Quästor fehlt und du stündest gerade zur Verfügung und wärest hervorragend geeignet. Ich würde deswegen in dieser Sache mein Vertrauen in dich setzen wollen, Florus."

    Der jüngere Torquatus war sehr ernsthaft. Mit Frömmigkeit und Pflichbewusstsein. Soweit so gut.

    "Vollkommen deiner Meinung, Titus. Wenn das Pontificum dein Interesse geweckt hat, bist du ja bei Gracchus zweifellos am richtigen Platz." Der besagte hatte als Pontifex Pro Magistro stets loyale Dienste geleistet. Im Übrigen war eine Mitgliedschaft in diesem Gremium auch alles andere als karrierehinderlich. Das zog auch in Zweifel, was der ältere Furius über die politischen Instinkte des jüngeren gesagt hatte. Die schienen dem Augustus für Minors Alter doch durchaus gesund zu sein. Aber er wollte dieser Bemerkung doch auf den Grund gehen. Und vielleicht noch das eine oder andere heraus finden. "Dein Vater behauptet, es fehle dir an politischem Instinkt. Ich frage mich, ob er dich nicht vielleicht unterschätzt. Mhm, sehen wir mal... versetze dich doch einmal kurz in meine Lage: Sagen wir, es gibt ein Kriminalitätsproblem in der Stadt. Bewaffnete Banden treiben in den Armenvierteln der Stadt ihr Unwesen. Welche Amtsträger würdest du in deinem Consilium in dieser Frage versammeln und welche Maßnahmen würdest du zur Diskussion stellen?"

    Der Augustus nickte auf die Ausführungen des A Memoria anerkennend.
    "Ein Mann mit Potential also." meinte er an den älteren Fabius gewandt.
    Es schien als hätte Torquatus Senior da ziemlich viel richtig gemacht. Der Princeps wandte sich dem Jüngeren zu.
    "Nun, dein Wunsch in den Dienst des Gemeinwesens zu treten und die Ämterlaufbahn zu beschreiten, ist natürlich sehr lobenswert und gebildete Leute mit einem Talent zur Juristerei werden immer gebraucht. Und ich denke, du wirst dein Tirocinium bei Flavius Gracchus genießen. "
    Der Princeps war sich zwar ziemlich sicher, dass Spurgitius Macer der Patron von Torquatus war und fragte sich deshalb, warum der jüngere Fabier sein Tirocinium nicht dort absolvierte. Aber welche Arrangements Cnaeus Fabius Torquatus im Hintergrund getroffen hatte, erregte allerdings dann doch nicht die Neugier des Princeps genug, um danach zu fragen. Wenn der Fabier seine Beziehungen zu den Flaviern verbessern wollte, dann hielt der Princeps das für eine äußerst schlaue Idee.
    "In der Tat. Und ein Tirocinium bei Flavius Gracchus bietet natürlich exzellente Möglichkeiten sich mit den Wundern des Cursus Deorum vertraut zu machen."
    Er lächelte kurz über sein Wortspiel. Wunder - Deorum, Götter. Naja. Ihm waren schon bessere eingefallen.
    "Hat denn auch etwas im Bereich des Cursus vielleicht deine Aufmerksamkeit erregt?" fragte er Titus.

    "Oh, ich denke das wirst du. Dein Vater nämlich -"


    Der Augustus brach ab, weil sich ein vernehmliches Pochen an der Tür zum Cubiculum hörbar machte.
    Normalerweise schätzte es der Princeps überhaupt nicht, in solchen Gesprächen unterbrochen zu werden. Die Gesprächskunst bestand darin, dass man die Übersicht und irgendwo auc die Kontrolle über ein Gespräch behalten konnte. Wurde man unterbrochen, ging das nicht.


    "Was ist denn?!"


    Ein nervöser Notarius, dessen Name dem Princeps gerade entfallen war, wagte sich langsam über die Schwelle.
    "Bitte Herr, hat mir aufgetragen euch sofort Bescheid zu geben, weil -"


    "Das kann ich mir nicht vorstellen."


    Doch der Notarius war auf seine Botschaft fixiert.
    "weil... der Quaestor Galeo Rusius Cotta heute kurz nach seiner Salutatio der Schlag getroffen hat. Er ist dann vor kurz darauf verschieden, Herr."


    "Ach." meinte der Princeps leise. Auf seinem Gesicht zeigte sich keine Regung. Er hatte Rusius durchaus geschätzt, aber der Herr der Welt konnte natürlich nicht in Gefühlsausbrüche verfallen.
    "Ich danke dir." Er wedelte den erleichtereten Notarius hinaus und wandte sich wieder Florus zu "Er war ein guter Mann, Rusius. Aber so ist der Lauf der Zeit, Florus. Mhm." Er hatte Mühe mit den Gedanken beim Gespräch zu bleiben. Das plötzliche Ableben des Quaestors schuf einen ganzen Haufen unerwarteter Probleme.