Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    "Dann können wir ja beginnen." Der Kaiser nickte Vestina zur Bestätigung zu. Dann begab er sich gemeinsam mit den Vestalinnen zur Apsis der Aula Regia, wo normalerweise sein Thron stand. Heute hatte man einen kleinen Altar errichtet, auf dem eine goldene Statue der Vesta stand. Sie betrachtete der Pontifex Maximus kurz. Dann drehte er sich zu der jungen Valerierin.


    Langsam streckte er seine Rechte aus und legte sie dem Mädchen schwer auf die Schulter. Dann blickte er ihr in die Augen und erklärte: "Valeria Vestina, vom Collegium Pontificium auserwählte Jungfau aus dem Geschlecht der Valerier. Ich nehme dich hiermit auf in den heiligen Dienst der Göttin Vesta, der Hüterin des ewigen Herdfeuers. Ich unterstelle dich meiner Patria potestas und verpflichte dich zu Keuschheit für die Dauer deines Dienstes. Du wirst im Atrium Vestae wohnen und auf allen deinen Wegen von einem Liktor begleitet werden. Du darfst mich Vater nennen und die Gemeinschaft der Vestalinnen wird dir wie eine Familie sein. Dies ist der Wille Vestas."

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    Original von Iulia Stella
    Der Kaiser selbst half mir wieder auf die Beine, was mich noch viel nervöser machte, als ich ob des Missgeschickes eh schon war.
    Bitte verzeiht mir, mein Kaiser. Ich war so ungeschickt.
    Mehr brachte ich nicht hervor und hoffte, dass die Angelegenheit möglichst schnell wieder vergessen wäre.


    "Manius hier hätte etwas vorsichtiger sein sollen." antwortete der Kaiser lächelnd und wies auf den Prätorianer in Zivil, der etwas bedröppelt dreinsah. Dann war die Sache für ihn erledigt. Immerhin stand das Brautpaar direkt vor ihm:

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    Original von Iunia Axilla
    “Wenn ich gewusst hätte, dass du die Domus kennenlernen möchtest, hätte ich dir schon viel früher eine Einladung zukommen lassen, mein Kaiser“, flötete Axilla fröhlich auf die kaiserlichen Worte hin. Und auch die nächsten konnten sie nicht aus dem Konzept bringen. Wer eine Zeit im Palast eines Kaisers gelebt und einen anderen mit Armee aufmarschierenden Kaiser mitten auf der Straße zum Gespräch gezwungen hatte, den brachte eine einfache, kaiserliche Bemerkung nicht aus der Fassung. Kaiser waren auch nur Menschen, das wusste Axilla besser als viele andere.
    “Ich wusste gar nicht, dass ich einen Ruf habe, den ich verteidigen müsste. Ich hoffe in diesem Fall, ich werde ihm auch gerecht“, flirtete Axilla ein wenig und lächelte.
    Und just da passierte es und die noch in der Nähe stehende Iulia Stella kam durch einen Rempler eines Prätorianers zu Fall. Galant halt der Kaiser ihr auf und rügte den entsprechenden Wachhund milde. Gut, kein größerer Schaden angerichtet, alle noch heile.


    "Nun, das Engagement, das du in der Schola Atheniensis und den Acta Diurna unter Beweis gestellt hast, scheint jetzt in den Haushalt zu fließen." stellte er fest, während er um sich blickte. Immerhin waren sie hier im Elternhaus der Braut, die sicherlich für die Organisation der Feier maßgeblich Verantwortung getragen hatte. "Ein wohl gepflegtes Haus, wie mir scheint. Schmerzt es dich, ihm wieder den Rücken kehren zu müssen?" leitete er geschickt auf den bevorstehenden Umzug ins Haus ihres neuen Ehemannes über. Natürlich wusste er, dass Axilla schon Witwe war. Es war also sicher nichts Neues. Aber gerade in fortgeschrittenen Lebensphasen konnte es ja unangenehm sein, sein Umfeld zu wechseln.

    Diesen Rat hatten ihm die Ärzte schon immer gegeben. Als römischer Aristokrat waren sie nur kaum einzuhalten. Immerhin war man ständig zu mehrgängigen Gastmählern eingeladen. Und die köstlichsten Gänge auszulassen kam Severus auch irgendwie unhöflich vor.
    "Ich werde sehen, was ich tun kann." erklärte er deshalb. Obwohl er nicht vor hatte, seinen Lebenswandel zu ändern, solange er gesund war.


    Dann war die Lunge an der Reihe. Auch das war natürlich erlaubt. Dafür hatte er ja eine Leibärztin: "Natürlich."

    "Es ist der Wille der Götter." erwiderte der Kaiser. "Du musst dich also nicht fürchten." Die Götter bestimmten ja niemanden ohne Grund als Priesterin. Zumindest war das das, was die Priester behaupteten.


    Da das Mädchen doch recht eingeschüchtert wirkte, beschloss Severus, zuerst das Ritual zu vollziehen. Er sah also zu den übrigen Vestalinnen und erklärte: "Von mir aus können wir das Offizielle hinter uns bringen." Es gab ja ein gewisses Ritual, das mit der Bitte um die Captio begann.

    Das Mädchen war ziemlich nervös. Severus wusste wenig von kleinen Mädchen. Seine erste Frau hätte ihm zwar beinahe einmal eine geboren, aber das arme Ding war noch am Tag der Geburt gestorben. Aber wahrscheinlich wäre selbst ein gestandener Senator an so einem Tag nervös gewesen. "Valeria, es ist eine große Ehre, die dir heute zuteil wird. Weißt du das?" fragte er das Kind und lächelte. Mit Lächeln konnte man die Nervosität von Gesprächspartnern oft etwas senken.

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    Original von Cnaeus Fabius Torquatus
    Die Ankunft des Kaisers kündigte sich bereits an, als es lauter auf der Straße und unruhiger in den Reihen der eintreffenden Gäste wurde. In all seiner Bescheidenheit gesellte er sich gar in eben diese Schlange und wartete. Eine Geste, die wohl von gesellschaftlichem Kalkül geprägt sein musste - anders konnte ich mir es nicht erklären. Der ein oder andere machte allerdings auch ohne Aufforderung Platz, sodass der Ehrengast der Feierlichkeiten recht zügig zu uns gelangte. "Salve, Augustus.", grüßte ich förmlich und mit der nötigen Ehrerbietung. Ich fühlte mich dem Kaiser zwar mittlerweile nicht mehr völlig fremd, führte ich doch fast täglich Gespräche mit ihm, zeigte in der Öffentlichkeit aber trotz der recht formlosen Morgenroutine dennoch die notwendige Distanz. "Es ist uns natürlich eine besondere Freude, dass du Zeuge unserer Hochzeit bist. Meine Frau kennst du bereits persönlich?", fragte ich dann zunächst, um auch Axilla ins Gespräch einzubinden.


    Als Severus an der Reihe war, reichte er dem Fabier die Hand zum Gruß, danach auch der Braut. Er hatte Iunia Axilla seines Wissens noch nie persönlich getroffen. Aber natürlich hatte sein Nomenclator ihm ein kleines Dossier zusammengestellt. Er kannte sie also nicht persönlich. Aber er wusste ein paar Dinge über sie:
    "Ich glaube, wir hatten noch nie das Vergnügen, einander vorgestellt zu werden." Er wandte sich direkt an die Iunierin. "Aber dein Verlobter hat mir natürlich viel Gutes über dich berichtet und einer so verdienten Frau wie dir eilt ihr Ruf natürlich voraus." Damit spielte er natürlich auf ihr Engagement bei den Acta Diurna und der Schola Atheniensis an. Zwei Institutionen, die es in dieser Form nicht mehr gab.


    Obwohl der Kaiser geglaubt hatte, respektvoll gewartet zu haben, bis das Brautpaar "frei" war, passierte es offensichtlich, dass einer seiner auffällig unauffälligen Leibwächter ein Mädchen zu Boden stieß. Manche Prätorianer konnten sich mit seiner Politik des bescheidenen Auftretens eben immer noch nicht recht anfreunden.
    Aber gerade in solchen Situationen musste man seine Haltung explizit betonen. Er beugte sich also herunter und half dem armen Mädchen auf. Natürlich war es völlig eingeschüchtert. Wann wurde einem schon vom Kaiser persönlich aufgeholfen?
    "Da war der gute Manius wohl unaufmerksam." bemerkte er mit einem Schmunzeln. Manius war ein beliebter Deckname der Prätorianer. Selbst wenn man nicht wusste, wie dieser spezielle Leibwächter hieß, würde die Botschaft wohl ankommen.
    Er erhob sich wieder. Natürlich war seine Toga-Faltung jetzt ruiniert. Aber er hatte ja Sklaven dabei, die so etwas schnell wieder richteten.

    Natürlich kam der Kaiser zu diesem wichtigen Termin nicht zu spät. Die Vestalinnen standen unter dem besonderen Schutz des Pontifex Maximus und auch wenn Severus dieses Amt eher seinem Stellvertreter im Collegium überließ, fühlte er sich in dieser speziellen Aufgabe besonders verpflichtet. Angekleidet in das Gewand des obersten Priesters und begleitet von einer Schar Ministri nahm er also den vertrauten Weg in die Aula Regia, wo die Vestalinnen bereits warteten.


    "Salvete, meine Vestalinnen!" begrüßte er dann zuerst die Priesterinnen. Dann blickte er zu der Valerierin. "Ist dies eure neue Schwester?"

    Der Kaiser konnte sich Zeit lassen, wenn er zu einer Feier kam. Selbst wenn es die Hochzeit eines seiner Procuratoren war. Die Begrüßung war also schon in vollem Gange, als der kaiserliche Corso mit Liktoren, Prätorianern in Zivil, einem Heer von Sklaven und sonstigen Begleitern vor der Domus Iunia erschien. Ihr entstieg Severus heute allein, bekleidet mit einer mit Goldfäden durchwirkten Toga. Sein Sohn war noch in Armenia, die Augusta in Germania und der kleine Iulianus hätte sich bei so einer Veranstaltung sicherlich nur gelangweilt. Aber als Kaiser war man ja eigentlich nie allein!


    Er trat also ein und begab sich direkt zum Brautpaar. Natürlich stellte er sich hinten an (selbst wenn ihm sicherlich jeder bereitwillig Platz gemacht hätte). Als er dann aber an der Reihe war, begrüßte er die beiden: "Salve Iunia, salve Fabius! Ich freue mich, heute endlich einmal in der Domus Iunia zu Gast zu sein." Hier war er noch nie gewesen. Zumindest, soweit er sich erinnern konnte.

    Im Gegensatz zu dem Aquilier schien die Medica ein wenig besorgt. "Normalerweise ist mein Stuhl... normal." erklärte er deshalb schnell, während sie sein Auge inspizierte.
    Die nächste Frage musste er aber leider verneinen: "Nein, du kennst ja meine Latrine." Vielleicht musste er in regelmäßigen Abständen auch mal eine Stuhlprobe sicherstellen lassen.


    "Übelkeit und Erbrechen habe ich keine. Blähungen heute morgen ein bisschen stärker als normal. Ausscheidungen sind regelmäßig und normalerweise eben... normal. Nicht zu fest und nicht zu flüssig." Dafür sorgte ja schon sein Speiseplan zu Hause, bei dem seine Leibmedici ein Wörtchen mitzureden hatten.
    Als er endlich lag, erklärte er noch: "Die Schulter ist auch in Ordnung, der Atem ebenfalls."


    Dann begann sie ihn abzutasten. Der Druck auf der Leber und in Richtung Galle war nicht besonders angenehm, aber auch nicht schmerzhaft. "Nein." bestätigte er deshalb.

    Der Kaiser runzelte die Stirn, als Gallus erklärte, dass die Zufuhr von Kobalt und Antimon eigentlich gar nichts änderte. Auch bei der Beziehung von Altmünzenschmelze und Preis kam er nicht ganz mit. Aber er war eben kein Fachmann in diesen Fragen.
    Nach einigem Nachdenken stellte er dann aber fest, dass er vielleicht den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht hatte. "Ich glaube, ich muss noch einmal zur Grundfrage zurückkehren, bevor wir über Preise nachdenken: Geht es bei der Entwicklung einer neuen Legierung um eine optische Veränderung unserer Sesterzen? Denn das wäre ja mit Antimon oder Kobalt nicht gegeben, wenn ich dich recht verstehe. Oder einfach darum, die Tradition unserer Vorväter fortzusetzen? Oder um Einsparungen durch die Verwendung unedlerer Metalle?" Kobalt und Antimon waren ja offensichtlich keine Erze. Ob sie dann Metalle waren, wusste der Aquilier nicht. Aber der Claudier ganz bestimmt. "Je nach dem scheinen mir nämlich andere Fragen wichtig."

    Der Kaiser hörte zu. Er hatte den Pompeier noch nicht persönlich kennen gelernt. Torquatus hatte sich darum gekümmert. Aber auf der Hochzeit würde sich sicherlich die Gelegenheit ergeben. Und vielleicht auch für den Sohn des Fabiers, von dem er noch gar nicht gehört hatte. "Du hast einen Sohn? Das wusste er gar nicht! Wo hat er sich aufgehalten?" Wenn er den Kriegsdienst ablehnte, war er vielleicht eher ein kleiner Gelehrter. Severus tippte auf Alexandria oder Ephesus.

    Dem Kaiser schwirrte ziemlich schnell der Kopf, als der Claudier von allen möglichen Metallen zu reden begann. Offensichtlich hatte der Vigintivir ein Faible für Chemie. Ein Buch mit sieben Siegeln für den Aquilier. "Deine chemischen Fachkenntnisse in allen Ehren, Claudius, aber ich denke, um hier eine Entscheidung zu treffen, brauchen wir etwas konkretere Anhaltspunkte. Hast du Entwürfe für deine verschiedenen Vorschläge? Und kannst du uns Zahlen zu den Gesamtkosten der verschiedenen Varianten liefern?" Er wusste natürlich, dass verschieden alte Münzen unterschiedliche Farben hatten. Aber er hatte angenommen, dass das Varianzen beim abgebauten Metall waren. Oder der Umstand, dass die Kaiser immer mehr am Edelmetallgehalt ihrer Münzen gespart hatten. Man wusste ja, dass alte Münzen tendenziell wertvoller waren als jüngere.

    Der Kaiser saß heute wieder einmal zwischen den Consuln, um an der Senatssitzung teilzunehmen. Als der junge Claudier an die Reihe kam, hörte er auch diesem interessiert zu. Der ungewöhnlich alte Vigintivir hatte einen ähnlich sachlichen Stil wie sein Vater. Aber er gab zumindest sehr präzise Informationen. Nur eine fehlte: "Ich danke dir für deinen Vortrag, Claudius. Bevor wir in die Diskussion gehen, hätte ich doch eine Informationsfrage: Wie beläuft sich der preisliche Unterschied für die von dir vorgeschlagenen Varianten? Also welche Mehrkosten kommen etwa auf das Aerarium zu, wenn wir den Silbergehalt erhöhen? Oder wie stehen sie im Vergleich zu Kobalt?" Von diesem Metall hatte Severus noch nicht einmal gehört. Genauso wie Antimon.

    Der Kaiser runzelte die Stirn beim Gedanken an Bittsteller. Er hatte selbst jeden Tag unzählige davon, sodass es auch ihm manchmal zu viel wurde. Er wollte sich gar nicht vorstellen, welchen Andrang es bei Veturia geben würde. "Dann geht es ihr wie mir manchmal." bestätigte er deshalb und nickte lächelnd. "Ich denke, bisher besteht noch kein Grund zur Sorge."


    Für einen Moment schwieg der Kaiser nachdenklich. Dann fragte er plötzlich: "Ist dir übrigens bekannt, wie es deinem Stiefsohn bei den Vigiles geht?" Die Ernennung zum Tribun war schon ein kleines Weilchen her. Aber die Familien seiner Procuratoren fanden natürlich das besondere Interesse des Kaisers.