Der Kaiser runzelte die Stirn zu dem Kommentar des Tiberiers. Was er sagte, klang ganz danach, als unterstelle er ihm selbst, dass er unverständig Orden verlieh. Dann gab er aber doch noch einen Hinweis, dass diese Aussage wohl auf den Duccier bezogen war, was Severus ein wenig beruhigte. Trotzdem blieb ein schaler Beigeschmack zurück.
Als dann die nächste Frage kam, horchte Severus wieder auf. Die Bitte um das Patronat des Kaisers war ein kühner Schachzug, selbst für einen Trecenarius. Nachdem er geendet hatte, schwieg Severus eine Weile und fuhr sich nachdenklich durch den Bart. Er schien abwägen zu müssen.
"Wir hatten es gerade noch von Auszeichnungen." begann er schließlich und seufzte tief. "Mein Patronat zählt wohl unter den meisten Bürgern Roms als die höchste Auszeichnung, die es zu erringen gibt: Ein direkter Zugang zu mir und meine besondere Gunst." Das war es, was jeder darunter verstand. Da sich im Grunde jeder Staatsdiener als Diener des Kaisers verstand, waren die Pflichten ja kaum größer.
Der Kaiser setzte erneut an. "Deine Beobachtungen sind nicht ganz falsch, das will ich zugeben: Obwohl wir nun schon eine Weile zusammenarbeiten, habe ich nicht das Gefühl, dir vollauf vertrauen zu können." Das war wohl eine gefährliche Aussage für einen Geheimdienstchef. Immerhin lebte er vom Vertrauen des Kaisers. Sonst konnte er schnell weg vom Fenster sein. "Die Entscheidung etwa, ohne meine Zustimmung eine Hetzjagd auf die Christen zu beginnen, hat mich tatsächlich irritiert. Du magst deine Gründe dafür haben, aber ich hatte in dieser Sache den Eindruck, als würdest du mich nicht ins Vertrauen ziehen, was wiederum mein Vertrauen in dich erschüttern musste."
Wieder fuhr er sich durch den Bart. "Wäre ich ein einfacher Senator, würde mich deine Bitte ehren und ich würde sie freimütig annehmen. Doch ich bin kein einfacher Senator, sondern der Imperator Caesar Augustus. Genauso groß wie meine Macht ist auch meine Bürde, den Erwartungen des Senates und des Volkes zu entsprechen. Wen ich als meinen Klienten annehme, der gilt in der Gesellschaft als ausgezeichnet. Ihm gegenüber bin ich verpflichtet, ob ich will oder nicht." Immerhin lebte auch der Kaiser davon, dass der Senat und das Volk von Rom seine Herrschaft akzeptierten. "Kurzum: Ein Patronat bei mir erscheint mir nicht geeignet, eine Beziehung zu stärken, sondern kann nur die öffentliche Bestätigung einer gestärkten Beziehung sein. Die Stärke dieser Beziehung sehe ich in unserem Fall nicht gegeben."
Er richtete sich ein wenig auf. "Nichtsdestotrotz sehe ich mich wie alle Imperatoren als Patron aller Soldaten, besonders meiner Prätorianer. Ihr habt mir die Treue geschworen und wollt sie mir wieder schwören. Ich baue darauf, dass ihr bereit seid, diesem Eid zu folgen, so wie ich bereit bin, für euch zu sorgen und euch zu fördern, wie es einem Vater ansteht. Ich sehe hier keine Trennung zwischen einem Amt und einer Person: Euer Eid bezieht sich auf eure gesamte Person, ebenso wie ich mit all meinen Möglichkeiten für euch da bin." Immerhin erhielten die Prätorianer ja auch zusätzliche Gelder und wurden oft auch nach ihrer Dienstzeit bevorzugt behandelt. "Wenn du diesem Eid folgst und mir mit aller Kraft dienst, wenn du dich meines Vertrauens als würdig erweist." Er machte eine kurze Pause. "Dann sehe ich die Möglichkeit, dich eines Tages als meinen Klienten anzunehmen. Andernfalls fürchte ich" Wieder machte er eine kurze Pause und sah den Tiberier etwas bedauernd an. "dass sich unsere Wege trennen werden."