Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    "Die gleichzeitige Verleihung mehrerer Diplomae war früher in Gebrauch, in der Tat." bestätigte der Kaiser. Er verstand nicht so ganz, was der Claudier mit seiner Bemerkung zu den Beziehungen meinte. Deshalb erklärte er einfach seine Auszeichnungspraxis im Bezug auf Diplomae: "Allerdings habe ich mich auch in dieser Sache meinen unmittelbaren Amtsvorgängern angeschlossen und habe ebenfalls darauf verzichtet. Mir scheint es sinnvoller, Diplomae qualitativ nach ihren Ausstellern und dem Anlass zu beurteilen und nicht auf die reine Quantität zu achten. Denn wie du schon sagst, kann ja jeder Lehrer eine ausstellen. Sie gleichberechtigt neben die eines Consul oder gar eine Diploma auf Senatsbeschluss zu stellen, scheint mir doch inadäquat, selbst wenn letztere zwei oder drei auf einmal verleihen würden." Überhaupt war eine Diploma ja nichts als eine Tafel. Es lag auf der Hand, dass ihr Text zählte.


    Menecrates' Empörung über seine Ausführungen überraschte den Aquilier wiederum. "Und viele sind gegangen wegen der Änderung dieser Zustände in der späteren Regierungszeit von Iulianus." fügte er deshalb an. Das war das Problem von Tradition: Sie war so reich, dass man am Ende doch auswählen musste. Immerhin kam auch kein Senator seit Cato dem Jüngeren mehr auf die Idee, auf seine Tunica zu verzichten, weil die ersten Römer sie nicht gekannt hatten. "Es steht dir frei, in Fragen der Kommission Zeugen vorzuladen oder Tiberius Verus auszuzeichnen. Wenn er die Kommission so eifrig unterstützt hat, wäre es vielleicht sogar wirklich angemessen." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Allerdings bin ich nicht sicher, ob Zeugenaussagen allein den Senat überzeugen werden." Severus meinte das als gut gemeinten Rat. Die Arbeit als Consul hatte Menecrates nach seiner Beobachtung ein wenig resignativ werden lassen, sodass er ihm weitere Enttäuschungen ersparen wollte. Immerhin hatte der Claudier Großartiges geleistet! "Die Stellung der Frauen für den Aufstand verantwortlich zu machen, wird zwangsläufig eine Interpretation bleiben, die kaum durch Zeugen oder Fakten zu bestätigen sein wird. Aber auch unabhängig von dem Sklavenaufstand scheint es mir sinnvoll, darüber zu sprechen. Wie du schon sagst, ist die aktuelle Lage wohl manchem ein Dorn im Auge, sodass eine offene Diskussion im Senat sicherlich nicht falsch ist." Severus war in dieser Sache nicht leidenschaftlich. Er folgte schlicht aus Pragmatismus der Praxis seiner Vorgänger.

    "Du meinst eine von mir und eine von dir als Consul?" fragte der Kaiser zurück. Mehrere Diplomae gleichzeitig zu verleihen war einigermaßen aus der Mode gekommen. Die meisten waren zu der Einsicht gekommen, dass Diplomae nach ihrer Qualität statt nach ihrer Quantität zu bewerten. Und es war ja naheliegend, dass man eine Diploma des Consul höher bewertete als die eines dahergelaufenen Rhetorik-Lehrers.


    Dann kam Menecrates zum nächsten Thema. Oder genau genommen zum nächsten Teil dieses umfassenderen Themas. "Wie ich dir schon geschrieben hatte, ist es durchaus in meinem Interesse, dass wir uns absprechen, bevor der Senat über meine Verwaltung diskutiert. Insofern bin ich nicht unglücklich, dass der Senat in dieser Sache ein wenig zögerlich reagiert hat." Es hatte gezeigt, dass die Senatorenschaft ihn als Princeps respektierte.


    "Aber es ging mir vor allem um die Frage des 'wie' als des 'was'. Natürlich bin ich, wie jeder gute Römer, ein Freund der Mores Maiorum. Die Frage ist, wessen Mores wir als maßgeblich behandeln. Ich habe mich in meiner Regierung tendenziell an die Traditionen meiner Amtsvorgänger gehalten. In der Frage, welchen Beschäftigungen Frauen nachgehen können, konnte ich keine einheitliche Linie erkennen: Divus Iulianus gab in den frühen Zeiten seiner Regierung noch Legionen und Provinzen in die Hand von Frauen, Senatorinnen saßen in der Curia Iulia und niemand störte sich daran. Zuvor war das unüblich, in den späten Jahren von Iulianus wurden die Spielräume für Frauen in der Administration ebenfalls wieder eingeschränkt. Trotzdem sind sie von den letzten Kaisern regelmäßig in zivile Verwaltungsposten eingesetzt worden. Ich habe diese Tradition fortgesetzt, ohne das Gefühl zu haben, damit die Mores Maiorum mit Füßen zu treten." Er machte eine kurze Pause, um nachzudenken.
    "Aber wie ich dir ebenfalls schon geschrieben habe, bin ich durchaus gesprächsbereit. Ich denke, dass kein Gremium geeigneter ist zu beurteilen, wie wir die Mores Maiorum für unsere Zeiten auslegen, als der Senat." Schon seit Alters her war er immerhin der Hüter der Sitten und politischen Erfahrung. Man konnte sogar sagen, dass die Beratung der Magistrate in diesen Fragen seine ursprünglichste Aufgabe war. "Mir wäre insofern daran gelegen, dass du den Dialog mit ihm in dieser Frage weiterführst. Aber ich denke, dass man zuerst einmal ein Stimmungsbild einholen sollte, was die Senatoren für unsere Zeiten für sinnvoll halten, bevor wir darüber nachdenken, ob ein Gesetz, ein informeller Konsens oder eine andere Absprache sinnvoll wäre. Wie gesagt sehe ich es etwa nicht gern, wenn der Senat mir bei der Besetzung der kaiserlichen Verwaltung zu enge Vorschriften macht. Ich nehme seine Meinung stets ernst, keine Frage. Aber die Entscheidungsgewalt über meinen Stab möchte ich wie jeder Privatmann auch ungern aus der Hand geben." Das war in Kürze eine Wiederholung seines Briefes. Aber vielleicht konnte man so am einfachsten ins Gespräch einsteigen.

    Einen Augenblick betrachtete der Kaiser das Tier schweigend. Es war wirklich hübsch. "Ich werde ihn Orestes nennen." entschied er dann. Nach dem Schützling der Athene.


    Als der Tiberier dann explizit betonte, dass er keine Gegenleistung erwartete, schmunzelte Severus. Wer so begann, meinte in aller Regel genau das, was er verneinte. Und so war es auch diesmal. "Deinem Tod zumindest etwas Würde?" fragte er überrascht. Es klang fast so, als hätte sein Leben keine Würde. Dabei war er der Spross eines edlen Hauses. Die Tiberier hatten sicherlich genügend Geld, um einen der ihren angemessen zu bestatten. Selbst wenn er eine etwas... unorthodoxe Karriere gewählt hatte. "Vermisst du in deinem Leben Würde?"

    Der Kaiser hatte gerade einen Brief nach Asia diktiert, als Silanus eintraf. Die Nachricht, die er mitbrachte, erschreckte ihn. Der Trecenarius! Ausgerechnet der Herr über seinen Geheimdienst!
    "Der Trecenarius? Eine Giftklinge?" Der Kaiser sah ratlos zu dem Tribun. "Wo ist das geschehen? Gibt es irgendwelche Hinweise auf den Täter?"

    Der Kaiser hörte geduldig zu. Menecrates hatte sich offensichtlich einige Gedanken gemacht und war scheinbar sehr angetan von dem Tiberier. Aber es schimmerte auch Kritik an ihm selbst durch. Darauf nahm er zuerst Bezug: "Bezüglich deines Dilemma möchte ich folgendes bemerken: Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich ein Mann des Senats sein möchte. Ich weiß, dass diese Politik mühsam ist. Die Senatoren sind oft ein bisschen lethargisch und ängstlich. Deshalb habe ich auch nichts gegen deine recht ambitionierten Vorstöße. Es ging mir nur um einen bestimmten Teil, nämlich den meiner persönlichen Administration. Über die Scribae und Apparitores der Magistrate und so weiter darf der Senat gern entscheiden, obwohl ich auch hier nichts überstürzen würde. Aber ich lasse mir eben ungern vorschreiben, wer meine Korrespondenz erledigt. So wie es dich ja sicherlich auch empören würde, wenn der Senat ein Gesetz erlässt, wer dir beim Ankleiden helfen darf und wer nicht."


    Dann war aber doch die Auszeichnung an der Reihe: "Zu der Auszeichnung." Er machte eine kurze Pause, um seine Worte passend zurechtzulegen. "Die Mitarbeit an einer Kommission erscheint mir nicht wirklich mit einem Triumphzug vergleichbar, muss ich sagen. Eine Diploma erscheint mir da passender, gerade wegen des administrativen Kontexts. Viele Lehrer vergeben ja auch Diplomae für die besonders erfolgreiche Teilnahme an Kursen und Ausbildungen." Im Grunde war eine Diploma ja eine Art Empfehlungsschreiben. "Somit scheint mir die Diploma doch am ehesten angebracht." Auf das einzelne Lorbeerblatt ging er nicht genauer ein. Das erinnerte ihn zu sehr ans Kochen.

    Dass der Tiberier plötzlich noch ein Geschenk überreichte, machte sein Verhalten für den Kaiser nicht besser einzuschätzen. Nicht, dass ein Kaiser nicht ständig Geschenke bekam. Aber normalerweise geschah so etwas am Anfang einer Audienz, um das Wohlwollen des Kaisers zu gewinnen. Außerdem war eine Eule natürlich doch... extravagant.


    Trotzdem erhob er sich und musterte das Tier genauer. "Ein sehr hübsches Ding. Hat sie einen Namen?" fragte er dann. Dabei fragte er sich, was der Trecenarius mit dieser Eule sonst noch ausdrücken wollte. Die Weisheit des Kaisers, die alle anleitete... das klang doch ein bisschen schwülstig für diesen vielschrötigen Offizier.

    "Dann sollte der Senat sich ebenfalls diesem Thema widmen." bestätigte Severus die Klärung des Consulars. Er blickte in die Augen der Senatoren. Er erwartete von ihnen allen, dass sie sich an diesem Prozess beteiligten. "Auch wenn ich annehme, dass es uns nicht gelingen wird, die Subura zu einem Vorzeigeviertel unserer Stadt werden zu lassen." fügte er trotzdem noch etwas versöhnlich hinzu. Die Subura war seit Jahrhunderten ein Armenviertel, aus dem der Staat sich weitgehend zurückgezogen hatte. Das zu ändern würde horrende Summen verschlingen. "Aber einige Schritte in Richtung besserer Lebensbedingungen wären sicherlich zu diskutieren."

    Der Kaiser war beim Aufstand nicht anwesend gewesen. Seine Prätorianer hatten ihm bisher nichts über ein auffälliges Verhalten von Frauen berichtet. Es war also kein Wunder, dass er überrascht war.


    Aber bei seiner zweiten Rückfrage hatte Menecrates ihn offensichtlich falsch verstanden. "Das ist richtig. Die Frage, die sich mir stellt, ist aber: In welchem Verhältnis stehen die beiden von dir ausgemachten Ursachen. Also einerseits die Rolle der Frauen und die schlechten Lebensbedingungen. Soweit ich hörte, hatte man in deinem letzten Gesetzesantrag zur Frauenfrage den Eindruck, dass die Hauptursache vor allem darin liegt. Dein Bericht heute stellt Frauenfrage und Lebensbedingungen der Plebs nebeneinander. Was ist deiner Meinung nach nun das Problem, um das der Senat sich zuerst kümmern sollte? Oder stehen beide Ursachen nebeneinander und wir sollten uns beidem gleichberechtigt widmen?"

    Verus war selbst schuld, dass der Kaiser so misstrauisch war. Immerhin hatte der Prätorianer ihm zuerst vorgeschlagen, die Christen zu Sündenböcken zu machen. Jetzt waren sie aus dem Nichts heraus plötzlich eine Gefahr für die Staatsmacht.
    "Wenn es zu beweisen ist, dass die Christen Menschen opfern, dann muss ihr Kult natürlich verboten werden." erklärte er das Offensichtliche. Mord war strafbar, Ritualmord ebenso wie jeder andere. Wobei es Severus aber doch wunderte, dass man schon länger nichts mehr derartiges über die Christen gehört hatte.

    Der Kaiser nickte. "Ich hoffe, dass du dich mit deiner Meinung auch in Zukunft an der Ursachenbekämpfung für solche Aufstände beteiligst." stellte er fest. Die Sache mit der Nivellierung der Unterschichten war vielleicht wirklich ein Punkt, den man aufgreifen konnte.


    Damit hatte er den jungen Mann aber genug gelöchert. "Keine weiteren Fragen." erklärte er also. Damit hatten auch die übrigen Senatoren noch Gelegenheit zu fragen. Falls sie nicht direkt abstimmen wollten.

    Die Antwort des Consulars klang danach, als hätte er keine konkreten Zahlen. "Deinem Eindruck nach hatten aber Frauen einen maßgeblichen Anteil an diesem Aufstand?" hakte der Kaiser deshalb nach. Auch wenn Tiberius Verus die Einschätzung des Claudiers teilte, fand er es doch etwas abenteuerlich, dass man nun das weibliche Geschlecht an sich dafür verantwortlich machte. "Oder wie genau bewertest du ihre Verantwortung neben den schlechten Lebensbedingungen in der Subura?" Es ging ja nicht einfach darum, irgendetwas zu tun. Es ging darum, die wesentlichen Gefahrenfaktoren für die Sicherheit Roms auszuschalten.

    Sim-Off:

    Huch, ganz übersehen!


    Die Hassrede gegen die Christen überraschte den Kaiser. Offensichtlich hatte die Einflussnahme des Tiberiers diesen davon überzeugt, dass die Christen eine echte Bedrohung waren, nicht nur Sündenböcke. Als Statthalter von Dalmatia hatte er ein paar Mal mit Christen zu tun gehabt, aber der göttliche Trajan hatte sie für ungefährlich erklärt. Außerdem gab es ja noch das Decretum Christianorum. "Gibt es Beweise für diese Menschenopfer? Ich habe gehört, dass sie eigentlich recht harmlos sind." hakte er deshalb weiter nach. "Dass sie unserem Staat gegenüber kritisch eingestellt sind, ist ja allgemein bekannt. Deshalb gibt es ja das Decretum Christianorum."

    Der nächste Punkt des Consulars kam nicht unerwartet. Sie hatten noch nicht über die Ermittlungsergebnisse gesprochen. Dabei war das höchst notwendig, wie Severus auch geschrieben hatte.


    Vor dem Inhaltlichen wollte Menecrates aber offensichtlich zuerst ein paar formelle Dinge klären. Genauer gesagt eine Auszeichnung für Tiberius Verus. "Eine gute Idee, Tiberius für seine Kooperativität auszuzeichnen." stellte er zuerst einmal fest. So wie er den Trecenarius kannte, hatte zwar nicht pure Aufopferung für die Interessen des Consuls zu seinem Engagement geführt. Aber im Grunde war das Interesse der Prätorianer ja das Interesse des Kaisers. "Ich hätte prinzipiell empfohlen, dass du als Consul selbst eine solche Auszeichnung vornimmst." erklärte er dann. Eine Diploma beispielweise konnte ja quasi jeder ausstellen. Und eine militärische Auszeichnung war für diese Verdienste ja eher unpassend. Zumindest soweit der Aquilier das sah. "Oder an was für eine Auszeichnung hattest du gedacht?"

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Ich danke dir Augustus. Keine Sorge. Ich werde gut auf deine Gemahlin acht geben und ihr in Germanien ein guter und fürsorglicher Gastgeber sein. Vale Bene."


    Er verabschiedete sich beim Kaiser so wie sie sich auch begrüßt hatte - mit einem Handschlag. Dann ließ er das Kaiserpaar hinter sich, so dass sich auch die Kaiserin in einem mehr oder weniger privateren Rahmen von ihrer Familie verabschieden konnte, während er selbst auf die bezaubernde Aglaia zuging und dieser seinen Arm anbot.


    "Das will ich hoffen. Sonst wird dich nicht nur der Zorn der Götter treffen." antwortete der Kaiser mit einem Lächeln. Das Ganze war zwar ironisch gemeint, entsprach aber durchaus der Wahrheit. Die Augusta war sein Augapfel.

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Nun war es also soweit, sie musste Abschied von Mann und Kind nehmen. Sie drückte ihren Sohn nochmal ganz fest an sich. „Pass gut auf deinen Vater auf. Ich hab dich lieb mein Kleiner.“ Der Kleine bekam noch einen mütterlichen Kuss auf die Stirn, bevor sie ihn an die Amme übergab und sich ihrem Mann zuwandte. „Nun ist es also soweit.“ Sagte sie und seufzte leise. „Pass gut auf unseren Kleinen und auf dich auf. Überanstrenge dich nicht so sehr und gönne dir Ruhepausen.“ Ja sie sorgte sich um ihren Mann, gerade jetzt wo sie nicht da war und im Hintergrund wirken konnte, damit der Kaiser nicht so viele Termine hatte. Sie konnte nur hoffen, dass seine Vertrauten auch weiterhin darauf achteten, dass sich der Kaiser nicht zu viel zumutet. Serena wollte den Abschied aber nicht unnötig schwer machen, daher machte sie es kurz, ließ sich von ihrem Mann in den Reisewagen helfen. „Ich bin so bald wie möglich wieder da.“ Sagte sie und drückte nochmal liebevoll die Hand ihres Kaisers. Nun konnte es also losgehen.


    Dann war die Veturierin an der Reihe. Sie verabschiedete sich zuerst von dem kleinen Iulianus, der ein fröhliches Gesicht machte. Er hatte noch nie auf seine Mutter verzichten müsste. Also verstand er auch nicht, was hier vor sich ging.
    Als dann Severus selbst an der Reihe war. Er drückte seiner Gattin einen Kuss auf die Wange, ehe er ihr in die Kutsche half. "Ich werde so viel Zeit für Iulianus freischaufeln, wie ich kann." versprach er. Dass er wie immer viel arbeiten würde, war klar.
    "Schreib mir regelmäßig!" bat er dann noch, ehe die Kutschentür geschlossen wurde und der Tross sich auf den Weg machte. Der Kaiser winkte seiner Gattin noch hinterher, dann ging er zu der Amme. Ab heute würden sie ein reiner Männerhaushalt sein. Wenn man von den zahlreichen Sklavinnen absah.

    Der Kaiser hörte auch die Res Gestae der Quaestoren. Als Flavius Gracchus Minor an der Reihe war, hörte er natürlich besonders interessiert zu. Der junge Mann hatte immerhin unermüdlichen Einsatz gelobt, nachdem seine letzte Magistratur weniger optimal verlaufen war. Diesmal hatte sich der Junge aber scheinbar ins Zeug gelegt.


    Als dann Menecrates sofort eine Auszeichnung vorschlug, ließ Severus sich doch noch das Wort erteilen. "Bevor wir gleich zur Abstimmung schreiten, hätte ich noch eine Frage." Er pflegte jedem Magistraten mindestens eine Frage zu stellen. Hier war das aber gar nicht so einfach. "Eigentlich zwei Fragen. Zum einen: Gibt es Bereiche, in denen du unzufrieden mit deinen Leistungen bist? Und zum anderen: Wie beurteilst du das Ergebnis der Untersuchungskommission? Du sagtest ja, dass du den Consul beraten hast. Teilst du auch seine Schlüsse?" Beide Fragen waren vielleicht ein bisschen kritisch. Aber der junge Flavier war immerhin als guter Redner bekannt. Da konnte man ihn schon mal ein bisschen aus der Reserve locken.

    "Das wäre auf jeden Fall wichtig." bestätigte der Kaiser und blickte in die Runde. Er war beeindruckt gewesen vom Tatendrang des Claudiers. "Gibt es weitere Fragen? Oder möchte jemand Claudius Menecrates eventuell für eine Auszeichnung für die geleistete Arbeit vorschlagen?" fragte er deshalb ganz offensiv in die Runde. Als Kaiser konnte er solche Abstimmungen kaum selbst einleiten. Dann würden sich wieder alle gezwungen fühlen zuzustimmen. Das Problem des mächtigsten Mannes der Welt, der seinem Senat eigentlich echtes Mitspracherecht einräumen wollte.

    Für den Kaiser waren hübsche Betthäschen reicher Aristokraten keine Besonderheit. Entsprechend war selbst die attraktive und exquisit gekleidete Gespielin des neuen Legaten für ihn kein besonderer Blickfang. Abgesehen davon war er viel zu sehr damit beschäft, dass seine Frau heute ebenfalls auf eine lange Reise aufbrechen würde.


    Und dieser Aufbruch rückte näher. Mit einem Nicken quittierte er den Treueschwur des Decimers. "Nicht mehr erwarte ich von dir." fügte er noch an und überreichte eine gesiegelte Rolle mit konkreten Befehlen zu seiner neuen Stelle.


    "Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg. Gib gut auf meine Gattin Acht!" Damit war die Zeremonie auch schon wieder beendet. Gemeinsam begab man sich nach draußen, um den Reisenden Lebewohl zu sagen.

    Auch wenn der junge Claudier tapfer die Höflichkeit wahrte, spürte der Kaiser, dass er ein bisschen enttäuscht war. Aber Severus wusste, dass er sehr genau beobachtet wurde. Wenn er an dieser Stelle begann, in Rom völlig unbekannte junge Männer an allen Traditionen vorbei in ein Collegium zu hieven, würden bald eine Menge Leute Schlange stehen.


    "Ich bin sicher, dass der Magister Augurum leicht von deinem Anliegen zu überzeugen sein wird. Du kannst ihm auch gern meine Grüße bestellen." Das war nicht direkt ein Befehl zur Cooptatio, aber würde sicherlich auch einen Wink geben.