Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Der Kaiser strich sich durch den Bart. Die Sache mit den Candidati Principis war immer schon eine schwierige Angelegenheit gewesen. Die meisten Senatoren fühlten sich gezwungen, jemanden zu wählen, den er offiziell unterstützte. Das machte die Abstimmung quasi überflüssig.
    "Wie gesagt habe keine Einwände gegen deine Ernennung, was du den Auguren gern mitteilen darfst." redete er sich deshalb etwas heraus. "Aber eine klare Empfehlung für dich kann ich derzeit nicht geben, wie ich fürchte. Immerhin haben wir uns gerade erst kennen gelernt und ich kann folglich schwer beurteilen, ob du ein geeigneter Augur wärst. Aber ich bin sicher, dass das Wort deines Großonkels bereits viel zählt. Vielleicht bittest du zusätzlich noch den ein oder anderen weiteren Senator um Unterstützung, dann bin ich sicher, dass mein Wort überhaupt nicht nötig sein wird." Was dem Senat das Gefühl geben würde, eigenständig entschieden zu haben.

    "Vielleicht ist das ein Modell, in der Tat." bestätigte der Kaiser. Auch, wenn Menecrates seines Wissens nach gewisse Frustrationen bei der Kommissionsarbeit erlebt hatte. "Aber ich wäre dir dankbar, wenn du dich diesbezüglich umhörst und die Sache in die Hand nimmst. Mein A Cognitionibus steht dir sicher auch mit Rat und Tat zur Seite." Dafür hatte er ihn ja.

    "Das hört sich ja gut an." antwortete der Kaiser und zuckte mit den Schultern. Er hatte sich für kultische Belange nie mehr als notwendig interessiert. "Unter diesen Umständen habe ich keine Einwände gegen deine Bewerbung als Augur. Traditionsgemäß werden die höchsten Collegia aber kooptiert und durch den Senat gewählt. Du solltest also ein Gesuch an Matius Metellus schreiben und ihm am besten auch eine Liste deiner Fürsprecher nennen. Er wird dann die Auguren abstimmen lassen und den Senat um Zustimmung bitten*." erklärte er das Verfahren. Als Mann des Senates hatte er diesem ja versprochen, ihn zur Rate zu ziehen. Das galt auch für kultische Belange.


    Sim-Off:

    * Du kannst einen Brief schicken. Der Narrator wird dann eine Abstimmung im Senat einleiten.

    Während die Gäste der Beauftragung schon fröhlich schwatzten, ließ Severus sich noch sein Paludamentum richten. Er würde heute traditionsgemäß als Militärbefehlshaber auftreten. Immerhin sollte Livianus ja als sein Legat die kaiserliche Provinz verwalten. Gleichzeitig war er aber auch als Ehemann hier, denn die Augusta würde ja mit dem Legaten nach Norden reisen. Entsprechend würde das Kaiserpaar heute gemeinsam auftreten.


    Fanfaren erklangen und mahnten zur Ruhe, als sich das große Portal der Basilica öffnete: Zuerst kamen mehrere Sklaven, die unter anderem das Paludamentum für den neuen Statthalter und Käfige mit den heiligen Hühnern trugen. Dann folgte der Augur, die Liktoren und schließlich der Kaiser im Feldherrenkostüm und die Veturia Serena in Reisekleidung, den jungen Caesar auf dem Arm. Als Spiegelung des staatlichen Personals folgten schließlich noch Dienerinnen und Ammen, die der Augusta bei Bedarf ihren Sohn abnehmen würden.


    Die kleine Prozession teilte sich und nahm Aufstellung, während das Kaiserpaar direkt auf den Decimer zuhielt. Dort angekommen reichte Severus seinem zukünftigen Legaten die Hand. "Salve, Decimus Livianus! Du scheinst ja schon jetzt in Rom vermisst zu werden!" Er blickte in den Saal mit den zahlreichen Gästen, die sich heute hier tummelten.

    Severus hörte zu viele Bewerbungen jeden Tag, um nicht alles in diese Kategorien einzuordnen. Aber diesmal lag er offensichtlich falsch. Der Purgitier suchte wohl nach einer etwas... flexibleren Aufgabe. "Nun, die Kommentierung unserer Gesetzestexte ist sicherlich eine vernünftige Sache." bestätigte er die Idee erst einmal allgemein. Er war selbst kein besonders guter Jurist. Dafür hatte er immer Berater gehabt. "Gerade für Laien wie mich selbst ist es oft nützlich, die juristischen Termini etwas klarer erklärt zu bekommen." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Im Grunde ist der Codex Universalis - und auch der Iuridicialis - voll von Gesetzen, die einer guten Kommentierung bedürfen würden. Und manche Gesetzestexte könnte man auch generell überarbeiten." Wenn er an die letzte Debatte über die Mos Maiorum in Bezug auf Frauen in Ämtern dachte, kamen ihm ein paar Punkte aus der julianischen Kodifikation, über die man vielleicht nachdenken musste.
    Aber er wusste gerade nicht genau, was der Consular von ihm erwartete. "Für so etwas könnte man vielleicht auch eine Senatskommission einsetzen. Also für eine Revision unserer Gesetze im Allgemeinen." schlug er deshalb noch vor.

    Der Kaiser ließ nicht locker. Er musste dem Trecenarius klar machen, dass er Klartext erwartete. "Was meinst du mit 'Position'? Und warum sind sie eine Gefahr?" Bisher hatte er noch nichts besonders Gefährliches über sie gehört. Und nachdem Verus zuerst vorgeschlagen hatte, die Christen zum Sündenbock zu machen und dieses selbst gestreute Gerücht sich nun vermeintlich bewahrheitete, musste er genau Bescheid wissen.

    "Sehr gerne." antwortete der Kaiser mit einem Lächeln. Er interessierte sich zwar nicht sonderlich für Gesetze. Aber seine Rechtsabteilung sollte doch einmal prüfen, ob das Gesetz seinen Interessen widersprach.
    Dann bedachte er den erwähnten Tiro mit einem freundlichen Blick. "Und wie war noch gleich dein Name, junger Mann?" Severus wusste nicht, ob man sie bereits vorgestellt hatte. Sein Nomenclator war aber zu weit weg, um ihm hier auszuhelfen.

    "Über die Anzahl der Wagenrennen kann das Volk sich in diesem Jahr sicherlich nicht beklagen." bestätigte der Kaiser mit einem Schmunzeln. "Und wie steht es um deine Markt-Projekte? Meine Gattin berichtee ja über eine Revision der Lex Mercatus. Glaubst du, dass sie noch in diesem Jahr fertig wird?"

    Der Kaiser bewegte sich hinauf auf seinen Thron. Das hier war ja immerhin eine Audienz. Und von dort hörte er sich das Anliegen des jungen Claudiers an. "Nun, dass den Claudiern die Religio Romana am Herzen liegt, wurde zuletzt ja recht deutlich." bemerkte er abschließend. Natürlich eine Anspielung auf die zahlreichen Feiertage, die Menecrates ausgerichtet hatte.


    Trotzdem wollte er natürlich ein bisschen mehr erfahren: "Aber warum das Collegium Augurum? Hast du persönliche Kontakte dorthin?"

    Der Kaiser nickte zufrieden.


    Dann kam gleich das nächste Anliegen. Es war ein bisschen verklausuliert, wie Severus fand. Militärische Expertise, aber kein Einsatz in der Provinz. Im Grunde lief das auf ein einziges Amt hinaus: "Ist das eine Bewerbung für die Stadtpräfektur?" Es war ein bisschen umständlich ausgedrückt. Aber andere militärische Ämter für einen Consular gab es Rom nun einmal nicht. Obwohl man sicherlich auch postalisch Ehen arrangieren konnte. Der Ehemann musste dafür ja nicht einmal anwesend sein.

    Der Kaiser strich sich nachdenklich durch den Bart. Er hatte langsam das Gefühl, der Tiberier wollte ihn manipulieren. Erst schlug er vor, den Christen den Aufstand anzuhängen. Dann betonte er immer wieder ihre Beteiligung. Und auf Nachfragen wich er aus und bat um freie Hand. Sehr verdächtig.


    Er musste hier Klarheit schaffen. Mit deutlichem Unwillen in der Stimme erwiderte er also: "Welche Rolle genau haben die Christen bei dem Sklavenaufstand nun gespielt?" Bevor er hier irgendetwas bewilligte, musste er die Wahrheit wissen. Danach wollte der Kaiser selbst entscheiden, wie man damit umging!

    Der Kaiser nickte. Die Vorbereitungen der Abreise würde sein Stab übernehmen.


    Aber Livianus hatte offensichtlich noch ein weiteres Anliegen, das er besprechen wollte. Der Kaiser hörte aufmerksam zu. Die Frage irritierte ihn ein wenig. "Nun, die Zustimmung zur Ernennung von Offizieren ist eher eine Formsache." erklärte er die Praxis. Zumindest nach dem, was er dazu erfahren hatte. "Die Kanzlei hat meines Wissens noch nie einen Beförderungsvorschlag abgelehnt. Es ging eher darum, dass wir hier in Rom wissen, wer eigentlich auf unseren Soldlisten steht."

    Die Res Gestae des Consul waren klar und analytisch. Das gefiel dem Kaiser. Auch wenn er sich natürlich vorbereitet hatte. Die Kommission schien ein bisschen schief gegangen zu sein. Aber allein das Engagement des Claudiers bei den Feiertagen war erstaunlich gewesen. Und die Spiele natürlich auch recht ordentlich.


    Als der scheidende Consul geendet hatte, fragte Severus schließlich als erster: "Verstehe ich es richtig, dass du die Arbeit der Kommission damit als erledigt betrachtest?"

    Das beruhigte den Kaiser irgendwie. Seine Frau war sehr umtriebig in letzter Zeit, wie man ihm berichtete. Nicht, dass er ihr misstrauen würde. Aber er wusste doch gern, mit wem Veturia sich traf.


    Dann wurde die Augusta plötzlich romantisch. Severus genoss den Kuss. "Ich werde Iulianus hüten wie meinen Augapfel." murmelte er in ihr Dekolleté hinein. Vielleicht konnte er ja wirklich täglich eine "Termin" mit seinem Sohn auf die Tagesordnung setzen. Sonst hatte er aber auch vertrauenswürdige Ammen, die den kleinen Caesar für ihn hüten würden.


    "Und ihr könnt gern vorbeikommen." fügte er noch an, als die Augusta förmlich über ihn herfiel. Er erwiderte den Kuss und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die Sklaven diskret verschwanden. Ob Veturia vorhatte, gleich noch einen Thronfolger zu zeugen?

    Wie üblich bei den Res Gestae der Magistrate erschien der Kaiser auch heute im Senat. Zwischen den neuen Consuln saß er auf seiner Sella curulis und hörte den Worten des Aureliers zu. Alles in allem klang seine Bilanz recht unerfreulich. Zumindest bewertete der scheidende Magistrat seine Amtszeit so.


    Severus wollte zuerst den Senatoren den Vortritt bei ihren Fragen lassen. Eine Frage konnte er sich aber doch nicht verkneifen: "Es gab im ganzen letzten Jahr nur einen einzigen Verstoß gegen die Lex Mercatus?" Das klang ja beinahe unglaublich. Oder hatte der Aedilis Plebis diese Dinge schwerpunktmäßig übernommen, während der Aurelier an der Lex Mercatus gearbeitet hatte?

    "So eine Aufgabe schon als Quaestor!" bemerkte der Kaiser anerkennend. Es war zwar nicht völlig ungewöhnlich, dass ein Quaestor Spiele veranstaltete. Regulär war es aber eigentlich erst die Aufgabe der Aedilen.


    Womit er gleich beim nächsten Gast war: "Aurelius, du warst vor deiner Amtszeit ja ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt, was die Ausrichtung von Spielen angeht." Die Totenspiele für Tiberius Durus und Palma waren ja recht eindrucksvoll gewesen. "Bist du auch mit deinen Ludi zu den Saturnalien zufrieden?" Damit hatte auch Lupus die Gelegenheit, ein paar Worte über seine laufende Amtszeit zu verlieren.