Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Der Trecenarius lernte schnell. Dass er die Kommission abwarten wollte, obwohl sie keine neuen Ergebnisse versprach, zeigte, dass er die Bedeutung des Senats verstanden hatte. Der Kaiser selbst war kritisch gewesen, als er von der Besetzung der Kommission gehört hatte. Aber sie steigerte zumindest die Legitimität der Ermittlungsergebnisse.


    "Dann warten wir erst einmal ab. Du kannst ja bereits mit den Präfekten einen Entwurf vorbereiten, wie die Stadteinheiten zukünftig besser zusammenarbeiten." Vorbereitung war immer gut! Vor allem, wenn man das Heft in der Hand behalten wollte.


    Die zweite Bitte klang auch nachvollziehbar. "Iulius Licinus, soso. Ich werde das durch den Ab Epistulis prüfen lassen und Bescheid geben, wenn wir einen anderen Kandidaten suchen müssen." Ein Praefectus Castrorum musste natürlich auch noch ersetzt werden. Denn auch wenn die Prätorianer oberste Priorität genossen, war auch auf die Einsatzbereitschaft der Grenzlegionen zu achten. "Die Liste schickst du am besten einfach an ihn."

    Severus war kein Dummkopf und kein Philosoph. Also musste man ihm natürlich nicht erklären, dass die Welt notwendigerweise ungerecht war und Roms Beitrag nur ein schwacher Beitrag war. Aber immerhin.


    "Eine Absprache wäre auf jeden Fall sinnvoll. Vielleicht warten wir aber auch die Ergebnisse dieser Kommission ab." entschied er dann und dachte einen Augenblick nach. "Wie beurteilst du diese Veranstaltung übrigens? Dürfen wir neue Ergebnisse über die Hintergründe des Aufstands erwarten?"

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Zwei Sklavinnen halfen der Augusta, die heute in ein dezentes seidenblaues Kleid gehüllt war aus der Sänfte. Schließlich stand nicht sie heute im Mittelpunkt, sondern die Braut. Natürlich wusste die Augusta, dass allein das Erscheinen des Kaiserpaares ausreichte um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie hielt sich aber dennoch dezent zurück, trat an die Seite ihres Mannes und würde sobald er ihr den Arm bot ihre Hand auf diesen betten um sich von ihm führen zu lassen.


    Der Kaiser bot seiner Gattin den Arm und begab sich dann gemeinsam mit ihr zum Bräutigam. Etwas kurios, dass die Feier nicht in der Villa Claudia begann, wie das Tradition war. Aber Severus war selbst zweimal Consul gewesen und wusste daher, dass dieses Amt auch den eigenen Haushalt stark belastete.


    Bevor das Kaiserpaar allerdings bis zu Scato vorgelangte (obwohl natürlich jeder respektvoll Platz gemacht hätte), hörte man die Rufe, dass die Braut ankam. Mit einem jovialen Lächeln auf den Lippen hielt der Kaiser sich daher zurück und ließ den Flavier zuerst einmal seine Frau in Empfang nehmen. Auch danach war allerdings keine Zeit für Begrüßungen, denn nun begannen die Zeremonien. Zuerst das Überschreiten der Schwelle, dann das Opfer des Haruspex Primus. Für Severus war dies nichts Neues: Als Kaiser musste er immer wieder den Rat der Haruspices einholen, häufiger sogar als er die Auguren befragte!

    "Ich glaube nicht, dass Themiskyra ein größeres Reservoir an potentiellen Aufstandsführern darstellt als andere Gebiete mit aufmüpfigen Provinzialen." erklärte der Kaiser, als Verus von einer entsandten Einheit stammte. Seinen Informationen zufolge bestanden ja keine direkten Verbindungen zwischen der Herkunftsregion dieser Varia und ihrem Aufstand in Rom.


    Er strich sich durch den Bart und hörte aufmerksam zu. "Diese Fährte zu Sergia Fausta leuchtet mir auch noch nicht recht ein. Aber ihr solltet der Sache nachgehen." Er sah seinen Spionagechef streng an. "Mit Diskretion, wie du schon sagst. Sie ist meine ehemalige Beamtin und hat sich um das Reich bereits verdient gemacht." Und die Indizien, die von ihr zu Varia führten, klangen doch eher schwach. Trotzdem musste man das überprüfen. Nur zur Sicherheit.


    Damit kamen sie zu den Morden: "Dass die Urbaner einer Mordserie schleppend nachgehen, ist tatsächlich bedauerlich. Aber mir leuchtet trotzdem nicht ein, inwiefern diese Morde zum Aufstand deuten." Wieder strich er sich nachdenklich durch den Bart. "In einer Stadt wie Rom gibt es sicherlich hunderte, die unseren Staat hassen, und tausende, die unsere Welt für ungerecht halten. Mich eingeschlossen." Vieles, was in dieser Stadt geschah, war ungerecht. Das wusste auch der Aquilier. Aber man musste pragmatisch sein: Man konnte nur dort ansetzen, wo sich auch etwas bewegen ließ! "Aber diese Leute müssen uns nur dann interessieren, wenn sie die Ordnung in unserer Stadt ernsthaft bedroht. Serienmörder gehören dazu. Vor allem aber organisatorische Genies wie diese Varia." Im Grunde hatte der Tiberier selbst erklärt, wo das Problem lag: "Du solltest also dein Spitzelnetz auf Vordermann bringen! Und die Stadteinheiten sollten zusammenarbeiten, dass verdächtige Hinweise über solche Verschwörungen sofort bei dir eintreffen. Dass ich von diesen Minen heute zum ersten Mal höre, ist ein sehr ungünstiges Beispiel für den fehlenden Kommunikationsfluss!" Wenn bewaffnete Sklaven von Tibur hierher marschierten, ohne dass die Behörden etwas mitbekamen, war das sehr, sehr bedenklich! Und auch, wenn man den Kaiser erst Wochen nach dem Sklavenaufstand darüber informierte!

    Da hatte Severus sich offensichtlich geirrt. Es wahr wohl ein Zufall gewesen. Auch gut.
    "Nun, ein so verdienter Vater spricht natürlich für dich." bestätigte er. "Und dass dein Patron für dich spricht und du dich sogar bereits um den Cultus Deorum verdient machst, ebenso." Der Kaiser strich sich durch den Bart. "Machen wir es kurz: Ich denke, unter diesen Umständen können wir dich in den Ordo Senatorius erheben." Der Kaiser nickte und gab seinem Privatsekretär ein Zeichen.

    Der Kaiser strich sich durch den Bart, während er sich die Selbstdarstellung des Ducciers anhörte. Er hatte wirklich bereits einiges unternommen, um sich gut zu positionieren. Ein Engagement in Kultvereinen gehörte ebenso dazu wie die Ableistung eines Tirocinium Fori. Obwohl er letzteres für die reine Erhebung in den Ordo Senatorius für nicht so zentral hielt. Das folgte sinnvollerweise ja erst der Erhebung!


    Eines allerdings irritierte Severus doch ein wenig. "Dein Vater ist Numerius Duccius Marsus, nicht wahr?" fragte er deshalb. Der Name war weder in dem Empfehlungsschreiben des Flaviers, noch in der kurzen Vorstellung gefallen. Man könnte fast vermuten, dass er bewusst verschwiegen wurde. "Unterstützt er deine Ambitionen?" Einen jungen Mann in eine Laufbahn zu bringen, die sein Vater missbilligte, wollte der Kaiser natürlich nicht riskieren.

    Die Hochzeiten von Senatoren waren für den Kaiser ein Anlass, sich wieder einmal in die Gesellschaft Roms zu begeben. Abgesehen davon mochte Severus diese familiären Feiern, die eine willkommene Abwechslung zu den oft etwas ernsten Staatsakten boten. Und das, obwohl sie die viel wichtigeren Grundlagen dieses Staats repräsentierten. Denn letztlich war es ja die Familie, die den Staatsmännern und kleinen Arbeitern eine stabile Grundlage bot. Und sie war es, wo Senatoren und Feldherren geboren wurden, wo angehende Priester dem Cultus Deorum zuerst begegneten und wo jeder seinen Platz in der Gesellschaft erlernte.


    Wie immer erschien der Aquilier (und seine Augusta) mit der unvermeidlichen Entourage, die einen Kaiser überall hin begleitete. Vor der Villa Flavia wurde es also fast etwas eng, als Liktoren, Sklaven, Prätorianer in Zivil und die kaiserliche Sänfte sich vor dem Eingang stauten.
    Als der Kaiser aber ins Freie trat und seine Diener begannen, die Toga zurechtzuzupfen, hatte man genügend Platz gemacht, dass er sich frei bewegen konnte.

    Den Traditionen gemäß begutachtete Severus den Ziegenbock, das Wahlsternzeichen des Augustus. Dann war das Opfergebet an der Reihe, das er mit erhobenen Händen rezitierte, während einer der Pontifices ihm soufflierte.


    "Agone?" fragte schließlich zum Abschluss der Victimarius und der Pontifex Maximus bestätigte: "Age!"

    Der Trecenarius drückte sich manchmal ein bisschen umständlich aus, wie dem Kaiser auffiel. Das war offensichtlich eine "Krankheit" vieler Patrizier. Selbst wenn sie ihr Leben bei der Truppe verbracht hatten. Aber alles in allem wurde das Bild durch die knappen Worte etwas klarer.
    Zum Schluss fasste der Kaiser die für ihn zentralen Ergebnisse nochmals zusammen. Nur um sicherzugehen, dass er den Prätorianer richtig verstanden hatte: "Der Aufstand geht also primär auf diese Varia zurück und ihr Motiv war Rache an Rom." Das mit dem Selbstmord leuchtete Severus nicht direkt ein. Da hätte sie auch einfach versuchen können, in den Palatin einzudringen oder ähnliches. "Ihr ist es gelungen, völlig unbemerkt vielleicht tausend Mann an entlaufenen Sklaven, Christen, Habenichtsen und sonstigem Abschaum mitten in Rom anzuwerben, zu bewaffnen und zu einer koordinierten Aktion zu drillen, die mir selbst bei meinen Legionen einen gewissen Respekt abnötigen würde." Er strich sich durch den Bart. Gerade vom Palatin aus hatte man ja sehr gut erkennen können, wie sich fast zeitgleich in der ganzen Stadt Banden zusammengerottet hatten, um Häuser anzuzünden und Zivilisten anzugreifen. In einer unübersichtlichen Stadt wie Rom war es keine leichte Aufgabe, so etwas zu koordinieren. Ganz abgesehen davon, dass man erstmal so viele Hoffnungslose für sich gewinnen musste. Und ihnen Waffen beschaffen!


    Dann ging es an die Klärung von Unklarheiten: "Was mir nicht ganz klar ist: Welche Rolle sollten diese Helvetier oder Sergia Fausta gespielt haben? Haltet ihr es für möglich, dass sie diese Varia zu ihrem Aufstand anstachelten?" Der mehrfach betonte Hass gegen Rom war ja eigentlich Erklärung genug! "Und wieso haben wir nichts von den Vorbereitungen mitbekommen? Du sprichst von Serienmorden - in welchem Zusammenhang stehen sie zu den Vorbereitungen dieses Aufstands?" Es musste ja ein kausaler Zusammenhang bestehen, der dem Aquilier aber bisher nicht klar geworden war. "Von welchen Minen kamen die Aufständischen und wie wurden sie angeworben? Wie konnten diese vielen Rebellen sich unbemerkt treffen, absprechen und ausrüsten?" Er runzelte die Stirn. "Ich weiß ja, dass die Subura ein heißes Pflaster ist, aber ich dachte, deine Männer hätten dort auch ihre Spitzel..." Dass man dieses Armenviertel nie wirklich kontrollieren konnte, war klar. Ähnliches galt für einige andere Gegenden Roms. Aber dass man zumindest einen groben Überblick hatte, was dort geschah, erwartete der Kaiser doch von seinem Geheimdienst.


    "Mir erscheint es sinnvoll, genau zu rekonstruieren, wie der Aufstand unbemerkt von uns organisiert werden konnte. Erst danach können wir fragen, wo unsere Fehler bei der Prävention lagen." schloss er schließlich seinen Kommentar ab.

    "Natürlich. Ein so bedeutsamer Senator wie du hat immer mein Ohr." schmeichelte Severus mit einem Lächeln. Unter Senatoren sprach der Kaiser gern auf Augenhöhe.


    Da es heute aber um einen Klienten ging, hielt er es nicht für verwerflich, nun auch seine Position klar zu machen. Also nickte er dem Duccier freundlich zu und begab sich dann die Stufen hinauf zu seinem Thron. Als er dort Platz genommen hatte, richtete er seinen Blick wieder auf Callistus. "Dein Patron berichtete mir, du möchtest ein Politiker werden, richtig? Erzähle mir ein wenig mehr über dein Pläne!" Durch diese Frage würde der Duccier die Möglichkeit haben, sein Redetalent unter Beweis zu stellen. Eine wichtige Fähigkeit für einen Senator.

    Als der Kaiser den mehrseitigen Bericht erblickte, fürchtete er um seine kostbare Zeit. Nachdem sein Sekretär die Tabulae entgegen genommen hatte, bedeutete er dem Centurio also, bequem zu stehen und sagte: "Danke. Kannst du mir die Ergebnisse kurz zusammenfassen? Wie kam es zu dem Aufstand? Wie war er organisiert? Was können wir tun, um so etwas in Zukunft zu verhindern?" Das waren die Fragen, die ihn interessierten. Um Details konnte er sich immer noch später kümmern.

    Diesmal wartete der Kaiser nicht bereits, als der Flavier eintrat. Erst als Callistus und Scato einen Moment in der kühlen Halle gewartet hatten, öffnete sich eine der Türen und Severus kam mit einem ganzen Schwarm an Dienern und Sekretären herein. Zielstrebig hielt er auf den Senator und seinen Klienten zu und begrüßte ihn mit einem Lächeln.
    "Salve, Flavius!" erhielt zuerst der Ranghöhere einen Gruß. "Und du musst Duccius Callistus sein, nehme ich an?" Der Kaiser wusste nicht, ob sie sich schon einmal begegnet waren. Aber man hatte ihn natürlich auf dieses Treffen vorbereitet.

    Der Vortrag, den ihm der Trecenarius hielt, verwunderte den Kaiser etwas. Er war wohl schon in der Politik aktiv gewesen, als Verus geboren war, hatte sich hochgearbeitet bis zum Consular und herrschte nun seit mehreren Jahren über ein ganzes Imperium. Der Tiberier war immer nur Soldat gewesen, hatte Befehle befolgt und das in einer Gegend, in der die Macht Roms in aller erster Linie auf brutaler Gewalt beruhte. Severus glaubte nicht, dass alle Germanen dumme Barbaren waren. So etwas von seinen Untertanen zu glauben war selbst eine gefährliche Dummheit. Aber hier in Rom waren die Dinge komplizierter. Der Senat war eine Schlangengrube, der keine reine Dekoration war: Auch ein Kaiser hing von den zahlreichen Kontakten und Netzwerken dieser alten Männer ab, die sich über das ganze Imperium erstreckten. Und sie waren keineswegs so leicht abzuspeisen wie der gemeine Mob, der sich mit Brot und Spielen zufrieden gab. Claudius Menecrates war das beste Beispiel dafür.



    Es war wohl Zeit, dem Trecenarius einmal seine Sicht der Dinge zu erklären: "Du irrst dich, Tiberius." begann er also und strich sich durch den Bart. "Du und deine Leute sind wichtige Stützen meiner Herrschaft, keine Frage. Das Volk ist wankelmütig und leicht zu beeindrucken, auch das stimmt. Aber was meine Herrschaft tatsächlich festigt ist der Umstand, dass der Consul und seine Senatoren ihre Klientel ruhig halten. Hier in Rom und im ganzen Imperium." Er hob mahnend den Zeigefinger. "Mir ist sehr bewusst, dass ich diesen Haufen unter Kontrolle halten muss. Aber niemand herrscht allein, jeder Kaiser braucht den Senat mit seinem Netzwerken und Klientelverbänden." Er fixierte den Tiberier streng. "Ich werde deshalb keine Politik gegen den Senat fahren. Ich habe nicht vor, den von ihm gewählten Consul unnötig vor den Kopf zu stoßen oder zu übergehen. Das ist nämlich weit wichtiger für den Erhalt meiner Herrschaft als er Umstand, dass die Plebs ein paar Tage länger auf die Ergebnisse der Senatskommission wartet." Abgesehen davon brauchten ja auch die Prätorianer ewig, um ihren Ermittlungsbericht vorzulegen.

    Der Kaiser begrüßte die Consuln und die anderen Staatsgäste mit einem freundlichen Nicken in ihre Richtung. Um jeden persönlich zu begrüßen war keine Zeit. Immerhin sollte das Opfer zügig vollzogen werden, damit die Spiele unten im Circus beginnen konnten. Außerdem störte das die Zeremonie.


    Also blieb der Aquilier vor dem Altar und der Büste stehen und wandte sich direkt an das gesamte Publikum.
    "Verehrte Gäste! Seit dem Tode des Augustus ist es Tradition, in den Tagen des Ianuarius an diesem Altar seinem Numen zu opfern. Divus Augustus erbaute dieses Haus, wie er auch unser Imperium erbaute. Auch wir verdanken ihm die bis heute herrschende Pax Romana, die Einheit unseres Volkes und den Frieden mit den Göttern. Opfern wir ihm und seiner Wirkmacht also auch heute und feiern wir sein Andenken in den kommenden Tagen mit den Spielen, die Consul Herius Claudius Menecrates bereits seit langem vorbereitet hat." Er blickte in die Augen seiner Zuhörer. "Aber nun lasst uns beginnen."


    Er drehte sich zu dem Altar um, auf dem bereits ein kleines Feuer brannte. Dann zog er die Toga über seinen Hinterkopf und wusch sich in einer Schale die Hände.
    "Favete linguis!" befahl der Herold und auch die Zuschauer wurden mit Wasser besprengt, um ihre kultische Reinheit herzustellen. Schließlich begann der Kaiser mit dem Opfergebet. Er pries die Größe des Numen Augusti, seine heilbringende Kraft, die das Imperium durchwirkte, seine Siege an allen Enden des Reiches und seine wohltuende Restitution der Republik. Er brachte ihm verschiedene Opfergaben dar. Zuerst Weihrauch, dann Opferkuchen und schließlich ein Trankopfer. Er bat um den Segen des Divus Augustus für das Volk der Römer und die kommenden Spiele zu seinen Ehren.


    Dann war der erste Teil des Opfers abgeschlossen. Als nächstes war der Ziegenbock an der Reihe.

    Der Kaiser nickte. Er würde sich wohl noch etwas mit dem Bericht gedulden müssen.
    Aber scheinbar war der Tiberier sehr erpicht darauf, noch vorher die Christen verantwortlich zu machen. Fast schon ein bisschen verdächtig, wie er darauf drängte. "Ich habe mit dem Consul wegen dieser Idee gesprochen." rückte er deshalb schließlich mit der Sprache heraus. "Er plädiert dafür, die wahren Hintergründe festzustellen und bekannt zu geben."


    Dann wandte er sich der Frage Varias zu. Die Anführerin war schon eine ganze Weile im Gewahrsam. "Wenn Varia alle Informationen geliefert hat, die wir brauchen, kann sie hingerichtet werden." Eigentlich hatte Severus angenommen, dass man Varia als Anführerin einen Prozess machte. Aber die Spiele standen nun eben an. Und vielleicht war es klüger, den Leuten nun endlich ihre Bestrafung zu präsentieren.

    Als der Kaiser erschien, hatte sich bereits eine Reihe von bedeutenden Persönlichkeiten der stadtrömischen Gesellschaft im Hippodrom versammelt. Severus erschien an der Spitze einer langen Prozession, bestehend aus allen Mitgliedern der vier stadtrömischen Priestercollegia. Er würde heute als Pontifex Maximus in ihrer aller Namen opfern. Auch das Opfertier war bereits dabei: Ein prächtig geschmückter Ziegenbock. Er sollte daran erinnern, dass Augustus sich gern mit dem glückverheißenden Sternbild des Capricorn in Verbindung gebracht hatte (obwohl er im Sternzeichen der Waage geboren war).


    Die Vorbereitung dieses Aktes hatte er seinem neuen Procurator Fabius übertragen, der allerdings nicht an der Prozession teilnahm. Das war den Priestern und Opferhelfern vorbehalten.

    "Verstehe." antwortete der Kaiser. Dass es Gruppen gab, die ihn und Rom allgemein nicht mochten, war ihm natürlich bekannt. Das Gespräch mit dem Consul hatte ihn noch ein wenig kritischer gemacht, ob er wirklich die Christen als Sündenböcke präsentieren sollte. "Auf jeden Fall will ich so schnell wie möglich über die Ermittlungen informiert werden. Wenn der Bericht so gut wie fertig ist, können wir ja auch noch so lange warten mit der Frage, wen wir verantwortlich machen."


    Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Die Liste interessiert mich natürlich auch sehr und ebenso, was genau jeweils geäußert wurde." Er wollte ja nicht als Tyrann regieren, wo jedes unbedachte Wort schreckliche Konsequenzen hatte. Er wünschte sich von den Mächtigen des Reiches respektiert zu werden, nicht gefürchtet.