Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Die Subura war ein Moloch, in der Tat. Aber nicht das einzige. Im Grunde war es überall zwischen den Hügeln eng und schmutzig. Während er darüber nachdachte, begann er sich an den Speisen zu bedienen. Er hatte den ganzen Tag über kaum etwas gegessen bisher.


    Als Silanus geendet hatte, erklärte er schließlich: "Nun, so verdiente Männer wie dich kann ich in meiner Verwaltung natürlich immer brauchen. Immerhin hast du wirklich eine Menge Erfahrung sowohl im Militär, als auch in der Administration." Manchmal vergaß der Kaiser ganz, dass der Iunier vor seiner Karriere am Kaiserhof auch schon eine lange Militärkarriere hingelegt hatte. "Spontan fiele mir ein, dass Maenius Firminus langsam etwas alt wird. Du bist dem Officium ab epistulis ja schon einmal vorgestanden. Da bräuchtest du gar keine Einarbeitungszeit mehr." Er strich sich durch den Bart. "Zumindest interimsweise, bis andere Posten frei werden, wärst du mir da eine große Hilfe."

    Der Kaiser war ständig auf Festivitäten irgendwelcher Senatoren eingeladen (warum er auch nicht zu Aurelius Lupus' Feier hatte kommen können). Er registrierte Kinder dabei kaum. Anders seine Frau. Dass er Grüße von einem Kind Grüße an die Augusta ausrichten sollte, kam aber auch selten vor.
    Severus lächelte deshalb ein bisschen. "Ich werde ihr Grüße bestellen." Er räusperte sich und nickte seinem Privatsekretär zu, der eine Notiz machte. Nicht, dass er das vergaß.


    "Aber ich nehme an, du bist nicht extra wegen dieser Grüße hierher gekommen." Neugierig strich er sich durch den Bart. Diesmal war er tatsächlich völlig ahnungslos. Wer hatte diese Audienz überhaupt angesetzt? Da er kein Briefing bekommen hatte, konnte der Aquilier sie momentan nicht einmal irgendeiner Abteilung zuordnen.

    Der Kaiser nahm einen Schluck Mulsum, während Silanus berichtete. Als er von dem Lungenleiden erzählte, machte er ein betroffenes Gesicht. Atemprobleme klangen für ihn sehr bedenklich. "Diese Lungenleiden sind eine furchtbare Sache." bestätigte er deshalb. "Trotz Cloaca Maxima und Thermen ist die Luft in der Urbs einfach miserabel. Ich wundere mich manchmal, dass es nicht mehr Menschen trifft."


    Nun wurden die ersten Speisen und der "normale" Wein aufgetragen. Da es Winter war, gab es Karpfen aus den kaiserlichen Fischteichen als Vorspeise. "Umso schöner, dass du wieder hier bist. Ich freue mich sehr!" Der Kaiser lächelte. "Axius Lucullus hat bereits angedeutet, dass du dich nun auch wieder kräftig genug fühlst, dem Staat zu dienen?"

    Natürlich wusste der Kaiser über Vinicius Hungaricus und Vinicius Lucianus genug um zu wissen, dass sie ihre Familienmitglieder gut für eine öffentliche Laufbahn vorbereiteten. "Nun, wie schon gesagt ist es prinzipiell möglich, mit dem Tribunat zu beginnen, aber doch eben unüblich. Ich muss abwägen, wen ich vorziehe." Er machte eine kurze Pause.


    Große Freude am Argumentieren schien der junge Mann nicht zu haben. Es wirkte eher so, als wäre diese Audienz nicht sehr ausführlich vorbereitet worden. "Dass die Ordnung so besteht, wie sie ist, hat folgenden Grund: Wer das Vigintivirat absolviert hat, besitzt bereits etwas administrative Erfahrung im öffentlichen Raum und hat schon einmal das Vertrauen des Senats gewonnen. Das macht es sehr viel wahrscheinlicher, dass er auch künftig bei Wahlen bestehen wird." erklärte Severus schließlich noch einmal und gab damit Gelegenheit für den jungen Vinicier, argumentative Ansatzpunkte zu finden. Auch diese Audienz war ja im Grunde ein Test.


    Außerdem konnte er angesichts dieses sehr kurzfristig anberaumten Treffens er beim besten Willen nicht sagen, wie genau es um die Tribunats-Situation im nächsten Jahr bestellt war. Aber falls es zu viele Bewerber gab, wollte er gleich mögliche Entscheidungsgründe sammeln. Dann musste er Massa nicht noch einmal einbestellen.

    Mit der Hand wies Severus auf die Klinen und nahm selbst Platz. Sofort kamen Diener und brachten Getränke. Mulsum zum Einstieg.


    "Erzähle mir, Iunius Silanus: Was hat dich so lange von Rom ferngehalten? Und was hat dich wieder zurückgebracht?" Manche Ritter und Senatoren zogen sich ja irgendwann einfach aufs Land zurück. Die wenigstens kehrten aber wieder.

    Vinicius Lucianus also. Der Mann war Consular, aber auch... umstritten im Senat. Der Kaiser nickte.
    "Natürlich freut es mich, wenn ein junger Mann aus so nobler Familie so motiviert ist, Rom zu dienen." erklärte er. "Aber wenn du mir sagst, dass du erst kürzlich nach Rom zurückgekehrt bist und seit dem Tod deines Vaters fern von Rom gelebt hast-" Das war ja schon ein paar Jahre her. "Wäre es dann für deinen Einstieg in den Cursus Honorum nicht ebenso geschickt, in einem Tirocinium Fori zuerst einmal hier in der Stadt Fuß zu fassen?" Sicherlich war der junge Mann nicht mehr ganz so jung. Er hatte ja auch lange von Rom entfernt gelebt. Das war natürlich ein Argument. Aber der Vinicier musste schon für sich selbst sprechen, wenn er eine Sonderbehandlung bekommen wollte. Der Kaiser spielte in diesem Fall gern vorerst den Advocatus Diaboli.

    Wie immer, wenn der Kaiser an gesellschaftlichen Anlässen teilnahm, wurde er sofort von Bittstellern und Schmeichlern in Beschlag genommen. Der Plausch zwischen den Auspizien war also schnell gefüllt. Danach kehrte wieder etwas Ruhe ein und die Trauungszeremonie folgte. Mit einem Lächeln sah Severus zur Augusta. Ihre Eheschließung lag schon eine Weile zurück, aber sie spürten immer noch eine tiefe Zuneigung zueinander. Der kleine Iulianus hatte das noch verstärkt.


    Dann war aber auch schon alles vorbei und das Hochzeitsmahl begann. Natürlich erhielten sie die Ehrenplätze. Eigentlich brauchte das Paar überhaupt keine Einweisungs-Sklaven mehr. Dann kam auch schon eine Dienerin mit dem Wein. Als sie vollmundig einschenkte, hob der Kaiser die freie Hand. "Danke, danke, das genügt!" Er musste heute ja den ganzen Abend durchstehen.

    Der Kaiser kam herein, wie immer gefolgt von einer großen Entourage aus Schreibern, Dienern und Leibwächtern. Die Aula Regia war für die formaleren Empfänge reserviert.


    Er hielt allerdings direkt auf den Purgitier zu und begrüßte ihn mit einem Lächeln. "Salve, Purgitius!" Er sah kurz zu seinem Privatsekretär, der mit den Schultern zuckte. "Man hat mich gar nicht informiert, was der Grund deines Besuchs ist. Trotzdem freut es mich natürlich dich zu sehen!" Er nickte und begab sich dann auf seinen Thron. "Wie geht es deiner Tochter?" Das zumindest hatte der Nomenclator ihm noch einmal gesagt. Familie war immer ein guter Einstieg.

    Offensichtlich war es um den Candidatus Augusti gegangen. Wieder einmal irritierte den Kaiser die sehr lakonische Art des Consuls. Gleich zum Nächsten: Jetzt also ein Tribunat. "Nun, ich habe die Stellenlisten nicht im Kopf, aber wir hatten das Thema ja schon einmal mit deinen Enkeln." erklärte Severus und sah abschätzend zu dem recht schweigsamen Vinicier. "Generell sind diese Posten sehr gefragt und prinzipiell haben die Vigintiviri des Vorjahres Vorrang. Wir bräuchten also schon einen Grund, warum wir dich vor Ableistung des Viginitivirates einsetzen sollten." Im Grunde war es ein Wettbewerb: Wer hatte gute Gründe? Wer hatte die mächtigsten Fürsprecher?

    "Nun, Prudentius Commodus war ja ebenfalls zuerst Ritter, wenn ich mich recht erinnere." stellte der Kaiser fest. Mit einem weiteren ritterlichen Onkel konnte man hier vielleicht wirklich von einer ritterlichen Familientradition sprechen. "Dann können wir den jungen Mann meinetwegen auch in den Ritterstand erheben. Trotzdem könntest du noch einmla das Gespräch mit ihm und Decimus Livianus suchen. Ein bisschen mehr wüsste ich schon über ihn, bevor ich ihm einen Offiziersposten zuteile. Oder du überlässt das dem Ab Epistulis. Der ist ja eigentlich für Militärposten zuständig." Faktisch überschnitten sich die Aufgabenbereiche der Kanzlei aber auch häufig. Aber so groß war der Apparat ja nicht, dass man sich nicht absprechen konnte.

    Wie üblich ließ der Kaiser etwas auf sich warten. Als er dann eintraf, trug er eine schlichte, aber modische Tunica mit seinem Mercurius-Medaillon mit einer bequemen Synthesis. Der Procurator hatte ihn schon ein wenig vorabinformiert, aber vor allem kannte der Kaiser den Iunier natürlich aus der Anfangszeit seiner Herrschaft.


    "Ave, Iunius!" begrüßte er den Gast also, nachdem er mit seiner Entourage das Triclinium betreten hatte und lächelte ihn an. "Endlich wieder zurück in Rom, wie ich sehe?"

    Der Kaiser strich sich durch den Bart. "Na, das scheint ja schon fast eher für eine senatorische Karriere zu sprechen. Oder hat seine Familie eine weitere ritterliche Tradition?" Als Großneffe eines ehemaligen Augustus stand ja doch recht hoch in der Rangordnung. Und als Enkel eines Consulars war er ja sogar im Ordo Senatorius.

    Dass der Consul direkt mit einer Fehlleitung durch die Götter einstieg, irritierte den Kaiser etwas. Natürlich beeinflussten die Götter die Welt und mancher glaubte an das Schicksal. Aber alles den Göttern zuzurechnen war wohl eher Aberglaube.


    Die Erklärungen des Claudiers wurden aber zunehmend klarer. Zuletzt klar genug, dass der Kaiser antworten konnte: "Einen Kandidaten direkt nominieren?" Er sah zu dem jungen Mann, den er nicht kannte. "Wenn du meinst, ob ich ihn als Candidatus Augusti quasi direkt in ein Amt erheben soll, muss ich euch leider enttäuschen. Wie ihr wisst, habe ich das seit Jahren nicht mehr getan, um die Wahl des Senats nicht zu beeinflussen. Da kann ich auch hier keine Ausnahme machen." Leitung der Götter hin oder her. Dem Aquilier hatten sie jedenfalls nichts offenbart.

    "Gibt es weitere Fürsprecher?" fragte der Kaiser routiniert. Der Sohn eines Praefectus Praetorio sollte zwar keine Probleme haben, Fürsprecher aufzubieten. Dieser konkrete Fall war aber lange nicht mehr in der Gesellschaft Roms bewegt und die Darstellung des Procurators deutete an, dass der junge Mann drohte, auf die schiefe Bahn zu geraten. "Oder sonst etwas, was für oder gegen ihn spricht?" Bildung, Verwandte im Ritterstand oder Verwaltungserfahrungen. Das Übliche eben. Das hieß... war Prudentius Balbus nicht der Sohn des Consul Prudentius gewesen? Dann lag es ja fast näher, ihn direkt in den Ordo Senatorius zu erheben!

    Ob der Trecenarius sich bereits vorbereitete oder nicht, lag in seinem Ermessen. Der Kaiser ließ die Bemerkung zum Entwurf also unkommentiert. Dann schien es auch schon, als ob die Besprechung quasi beendet war.


    Ganz beiläufig kam dann aber eine Frage, die doch etwas verdächtig klang. Denn es war ja offensichtlich, dass die Speculatores Aufstände zu verhindern hatten. Wenn der Tiberier nun explizit um freie Hand bat, hatte er offensichtlich Dinge vor, die durch die allgemeine Aufgabenbeschreibung nicht gedeckt waren. "Das hängt davon ab, was du unter freier Hand verstehst." antwortete der Aquilier deshalb. "Außergewöhnliche Maßnahmen sind weiterhin von mir abzusegnen. Spitzeleien und so weiter kannst du nach Ermessen durchführen, solange nichts auf mich zurückfällt." Kluge Senatoren wussten, dass die kaiserlichen Schergen gerne auch an ihren Türen lauschten. Aber wenn es herauskam, dementierten die Prätorianer natürlich. Und der Kaiser selbst gab sich unwissend, solange ihm nichts nachzuweisen war. Das sollte auch so bleiben.

    "Klient." korrigierte der Kaiser etwas amüsiert den Versprecher des Flaviers. Die Abhängigkeitsverhältnisse hatten sich mit diesem Gnadenerweis ja hoffentlich nicht umgekehrt! "Wenn es weiter nichts gibt, werde ich euch gern der Kandidaturvorbereitungen überlassen." bestätigte er dann mit Blick auf die anstehenden Wahlen, die sicherlich der Grund für diese Anfrage zu diesem Zeitpunkt waren.

    Der Kaiser saß natürlich nicht den ganzen Tag auf seinem Thron in der Aula Regia. Genaugenommen mochte er diese Halle nicht einmal besonders. Aber wenn unangekündigte Termine kamen, schickte man sie oft zuerst dorthin und Severus kam dann.


    So auch heute. Eigentlich hatte er gerade einen Bericht gehört. Aber wenn der Consul persönlich auf dem Palatin erschien, unterbrach sogar der Kaiser seine Arbeit. Es dauerte also nicht lange, bis er eintrat und direkt auf den Claudier zuging, um ihn zu begrüßen. "Und welches dringende Anliegen hat dieser junge Mann?" fragte er etwas überrascht angesichts des recht unvermittelten Verweis auf den ihm unbekannten Vinicier. Neugierig sah er zwischen den beiden Gästen hin und her, wer von ihnen antworten würde.

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    Original von Caius Flavius Scato
    "Augusta, Princeps, es ist uns eine große Ehre und Freude euch heute hier unter unseren Gästen zu wissen. Ich hoffe doch, dass ihr angemessen versorgt werdet und es euch an nichts mangelt?" fragte Scato das Kaiserpaar, bemüht darum die richtige Mischung aus Ehrfurcht und Gastlichkeit zu finden, wobei besonders der letztere Teil ob der ganzen Gardisten etwas schwieriger war als gedacht "Bitte, lasst es uns wissen wenn es einen Wunsch gibt." fügte er also an, da er dem Kaiserpaar nur schwerlich einfach zwei Becher Wein reichen könnte, ohne dass die Prätorianer sofort Wein samt Becher vernichten würden.

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    Original von Claudia Sassia
    Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt sie nun also an Scatos Seite und machte auch ihrerseits dem Kaiserpaar die Aufwartung. „Augustus, Augusta. Welch Freude euch hier begrüßen zu dürfen. Es ist uns eine große Ehre.“ Sagte sie und hoffte, dass sie die richtigen Worte gefunden hatte. Bisher stand sie ja immer nur im Hintergrund, wenn das Kaiserpaar in der Villa Claudia weilte. Ja sie wollte Scato auf keine Fall blamieren, sondern eher an seiner Seite brillieren.


    Als das Brautpaar sich endlich zu ihnen begab, erntete es ein breites Lächeln des Aquiliers. Der sonst eher harte Senator sah heute wirklich ein bisschen nervös aus und die Braut strahlte. "Meine herzlichsten Glückwunsche euch beiden!" erklärte er zuerst einmal und drückte die Hände der Brautleute. "Selbstverständlich kommen wir, wenn zwei so große Häuser aufs Neue ihr Bündnis erneuern!" Sassia war immerhin die Enkelin des amtierenden Consul.


    Die Frage mit der Versorgung verlangte aber auch nach einer Antwort: "Wir sind hervorragend versorgt, du kannst ganz beruhigt sein." erklärte er deshalb und hob einen Becher, den ihm ein aufmerksamer Diener direkt nach der Ankunft angeboten hatte und den nun einer seiner eigenen Sklaven hielt. "Und euch scheinen die Götter ja auch mit allem zu versorgen, was es für ein glückliches Paar braucht." fügte er dann noch an und blickte in Richtung des Haruspex Primus. Die Prophezeiungen waren ja recht positiv ausgefallen.