Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Bescheidene Consulare. Ein seltenes Phänomen in diesen Tagen. "Oh, Flavius Scato, richtig." Er hatte den jungen Mann ja unlängst eingeladen. "Ich werde sehen, was ich für ihn tun kann." Natürlich würden in diesem Fall wie üblich Formalitäten geprüft werden müssen. Als Patrizier hatte er aber gute Chancen haben, soweit formell nichts dagegen sprach.

    "Eine ansehnliche Familie." stellte der Kaiser fest. Helvetius Geminus und Falco kannte er natürlich. Den Primicerius natürlich nicht.
    "Dein Großvater hat dir offensichtlich auch beigebracht, gut zu reden." Das war wohl Teil der Verwaltungsausbildung gewesen. "Eine Fähigkeit, die ich mir gern zunutze machen würde. Ich bin seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem Redenschreiber." Auch wenn es manchem professionellen Rhetoren gegen die Berufsehre ging, war es wohl kein Geheimnis, dass Severus viele Reden zu halten hatte. "Womöglich könntest du mir die eine oder andere Rede schreiben."

    "Sehr richtig." antwortete der Kaiser. "Ich weiß gern ein wenig über meine Mitarbeiter bescheid, wenn sie ihren Dienst antreten." Insofern ging es wohl nicht nur um Aufgaben in diesem Gespräch.
    Langsamen Schrittes ging er zu seiner Kline und nahm Platz. Der Primicerius erhielt keinen Stuhl. Nicht einmal die Procuratoren saßen bei ihren morgendlichen Audienzen. "Also erzähle mir ein wenig von dir, von deinen Qualitäten, deinen Verbindungen, was es Wesentliches über dich zu wissen gibt." Er lächelte. "Dass du ein gewisses Redetalent hast, weiß ich ja bereits."

    Der Kaiser nickte. Er hoffte eigentlich, dass sämtliche Consulare hinreichend loyal waren. Sonst zeigte er seine Missgunst schon so offen, dass der Senat es nicht wagte, sie zu wählen. Aber für eine Legion war ein besonders loyaler Geist natürlich schon wichtig. "Vielleicht Faustus Foslius Cluvianus Gurges?" warf er aus dem Kopf einen Namen auf. Ein politischer Freund aus Vor-Kaiser-Tagen. "Sonst könntest du dich auch nochmals mit dem A Libellis kurzschließen." Der war ja für Gefälligkeitskorrespondenz aller Art zuständig. Und kannte entsprechend auch die Günstlinge und Kritiker des Kaisers.


    Blieb noch die Verbindung der Legionskommandos, zu denen der Aquilier aus dem Stand auch nicht sonderlich viel sagen konnte. Aber es klang zumindest vernünftig so. "Genau, Statthalterschaft plus Truppenkommando, wo es günstig ist. Es sei denn, wir haben einen Eques oder Senatoren, der zusätzlich versorgt werden müsste." Auch das hatte er nicht im Kopf. Aber vielleicht der Ab Epistulis.

    Der Kaiser kam ganz unspektakulär in einer schlichten Senatorentunica ins Tablinium, die ihre individuelle Note nur durch ein goldenes Medaillon mit einem Mercurius-Bildnis erhielt. Im Hereingehen erkannte er den neuen Primicerius und hielt mit einem jovialen Lächeln auf ihn zu.
    "Ave, Helvetius-" Einen Moment schien er nach dem Cognomen seines neuen Mitarbeiters zu suchen, kapitulierte dann aber und blieb beim Nomen Gentile. "Du hast deinen neuen Posten angetreten, wie ich sehe? Hat Maenius dich bereits gut eingewiesen?"

    "Das dachte ich mir." antwortete der Kaiser und lächelte weiter huldvoll. Geschenke zu verteilen war doch etwas, was Severus liebte, vor allem, wenn sie unerwartet kamen. Aber er hatte sich vorgenommen, die Amtsträger des Cursus Honorum mehr zu würdigen und so gab es gelegentlich eben Geschenke kaiserlicher Gunst.


    Damit hatte er aber auch schon seine Anliegen abgeschlossen. Blieb noch die höfliche Frage: "Hast du noch irgendwelche Anliegen? Hast du bereits beschlossen, was nach deinem Consulat folgen soll?" Mancher strebte ja direkt Statthalterschaften oder dergleichen an.

    Sim-Off:

    Damit dein Sohn mal weiter kommt, beende ich das Essen mal an dieser Stelle. Wenn du neue Anliegen hast, kannst du ja wieder um einen Termin bitten.


    Der Kaiser aß ebenfalls eine Weile schweigend. Dann kam er auf die Gladiatorenkämpfe der letzten Ludi Plebei zu sprechen, fachsimpelte ein bisschen über die bekanntesten Venatores und plauderte schließlich zuletzt noch etwas über einige ältere Senatoren. Alles in allem war er so zufrieden, als man sich nach dem Nachtisch herzlich verabschiedete.

    Die nächste Besprechung mit der Sergierin führte Severus am nächsten Morgen zur gewohnten Zeit. Nach dem Ab Epistulis also. Und praktischerweise begann die A Memoria auch direkt mit einem verwandten Thema.


    Nachdem ihm diese Liste an Namen präsentiert wurde, atmete der Kaiser trotzdem erst einmal durch und fuhr sich nachdenklich durch den Bart. "Das ist mehr, als ich erwartet hatte." Er kniff die Augen zusammen und betrachtete die Liste. Einige Statthalter kannte er natürlich und in der Tat hatte er sie lange nicht gesehen. "Fest steht, dass wir die Statthalter aus Iulianus' und Valerianus' Zeiten dringend nach Rom zurückbeordern sollten. Bei den Proconsuln werde ich die Consuln entsprechend informieren. Haben wir da Vorschläge, wen ich als Nachfolger ins Spiel bringen könnte?" Auch wenn der Senat hier offiziell autonom war, hatte der Princeps natürlich Einflussmöglichkeiten, die er immer wieder nutzte.
    "Für meine Legaten klingen die Namen alle recht gut. Organisiere jeweils einen Gesprächstermin und bereite diese so vor, dass ich ihnen ihren vorbedachten Posten jeweils mit allen aktuellen Aufgaben in der Provinz vorstellen kann."
    Er warf noch einen Blick auf die letzte Tabula. "Minidius Geminus kann vorerst bleiben, denke ich.

    Sim-Off:

    Sehr fleißig ;)

    "Natürlich, ein guter Einwand." bestätigte der Kaiser. Die A Memoria nahm ihre Aufgabe, ihn an ausstehende Aufgaben zu erinnern, wirklich sehr ernst.


    Dennoch schien sonst nichts weiter auszustehen. Deshalb erklärte er "Nein, heute nicht. Dann noch einen guten Tag." Der eine Termin war vorüber, der nächste würde folgen.

    Der Kaiser hörte interessiert zu und strich sich nachdenklich durch den Bart. "Nun, diese Stadt ist eine niemals endende Aufgabe, seit mehr als achthundert Jahren. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass sie es in achthundert Jahren noch sein wird." Er lächelte. "Aber wir können wohl dennoch stolz sein, zumindest ein wenig zu ihrer Lösung beigetragen zu haben. Ich bin sehr glücklich, dass du deinen Beitrag im Bereich der Pax Deorum mit großer Gewissenhaftigkeit erfüllst, da mir an dieser Stelle das..." Er zögerte kurz. "...Talent ein wenig fehlt. Dass du darüber hinaus der Redekunst neue Aufmerksamkeit verschafft hast, freut mich ebenso."
    Er blickte nachdenklich ans andere Ende der Aula Regia, dann wieder zurück zu dem Consul. "Den wahren Wert unserer Leistungen werden wohl erst die kommenden Generationen zu beurteilen haben, sei es im Bereich des Cultus Deorum, sei es in der Politik, im Kriegswesen oder an welcher Stelle auch immer. Ich zumindest bin aber durchaus zufrieden mit deiner Arbeit gewesen und möchte dir daher ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit anbieten." Er ließ sich von seinem Sekretär eine Tabula reichen. "Ich besitze ein Grundstück bei Baiae, das unmittelbar an das der dortigen Villa Flavia angrenzt. Ich hatte mir überlegt, es dir zum Geschenk zu machen." Wieder lächelte er, diesmal geradezu jovial.

    Der Kaiser zuckte mit den Schultern. "Das ist alles relativ weit - nehmen wir die Britannica, ja." Das passte ja auch irgendwie. Die Legio Britannica für für den britannischen Statthalter.


    Bei Vettius Bolanus war die Sache wieder etwas komplizierter gelagert. Der Mann hatte im Vergleich zu Duccius Vala wenig von sich reden gemacht, insofern war es nur konsequent, dass er nicht so üppig belohnt worden war. Andererseits mussten die Statthalterposten auch gerecht verteilt werden.
    Severus fuhr sich nachdenklich durch den Bart. "Ich meine mich zu erinnern, dass die Statthalterschaften und Legionslegationen in früherer Zeit oft zu einem bestimmten Stichtag geprüft und dann gemeinsam neu besetzt wurden. Wäre es nicht geschickter, du bereitest direkt eine Liste der fällig werdenden Posten und der möglichen Kandidaten zusammen, die wir dann gemeinsam besprechen können?" Was natürlich nicht bedeutete, dass der Kaiser bestimmte Kandidaten nicht außer der Reihe berufen konnte. Oder eben abberufen. "Meine Vorgänger haben gerade die Statthalterposten ja sehr langfristig besetzt, vielleicht wäre da eine allgemeine Überprüfung sowieso sinnvoll. Damit hätten wir einen besseren Überblick, um Einzelentscheidungen zu treffen." Das war ja vermutlich der Grund, warum der Archivleiter für diese Dinge zuständig war. Auch wenn dem Kaiser das gerade ja nicht so bewusst war.

    Sim-Off:

    Alea iacta est: Cassius bekommt Britannia!


    "Hm." meinte der Kaiser ein wenig ratlos. Er wusste gerade nicht einmal auswendig, wo die drei britannischen Legionen standen. "Am geschicktesten wäre es sicher, wenn er die Legion bekommt, die Londinium am nächsten liegt, oder?" Sicherlich war die A Memoria auf diese Frage vorbereitet. Oder hatte einen Vorschlag. Dass der Cassier bestimmte Vorlieben hatte, nahm Severus jedenfalls nicht an. Immerhin war der bisher eher im Osten aktiv gewesen.

    Manchmal fand der Kaiser sich selbst in der Komplexität der kaiserlichen Verwaltung nicht zurecht. Aber glücklicherweise funktionierte der Apparat auch ohne, dass er jeden Stein selbst anstieß.


    "Nun, wenn das so ist." Severus strich sich wieder durch den Bart. "Laden wir ihn am besten zum Essen ein, um noch einmal persönlich mit ihm zu reden." Nicht dass der Cassier am Ende gar nicht aus Rom weg wollte und sich kalt gestellt fühlte! Außerdem ließ sich so immer noch am besten die Loyalität prüfen.

    Der Kaiser nickte zufrieden. Gracchus war nicht begeistert. Aber er riet auch nicht ab. "Dann werde ich das vorbereiten." Alles weitere würde dann der Senat zu entscheiden haben.


    Kam der nächste und wohl letzte Punkt: "Zuletzt wollte ich dich noch zu deinem Consulat befragen, das ja nun beinahe vorüber ist. Bist du zufrieden?" Natürlich würden noch die Res Gestae im Senat folgen. Aber unter vier Augen konnte ein Fazit ja durchaus anders ausfallen. Deshalb hatte er den Flavier ja überhaupt eingeladen.

    "So ungefähr." antwortete der Kaiser ein wenig abwesend. Ihm drängte sich mehr und mehr der Eindruck auf, dass die Sergia und er nicht so ganz auf einer Wellenlänge waren. Schade für jemanden, der ihm zuarbeiten und dabei eigentlich Arbeit in seinem Sinne abnehmen sollte. Aber er würde abwarten, was am Ende dabei herauskam.


    Der kommende Fall war wieder etwas unkomplizierter. Obwohl das eigentlich Aufgabe des Ab Epistulis war, sodass Severus ein wenig verwirrt wirkte, als die A Memoria eine Postenfrage aufs Tablet brachte. "Cornelius Cethegus, natürlich." Den Mann hatte man wirklich viel zu lange nicht mehr in Rom gesehen. Aber ihn durch Cassius Cavarinus ersetzen? "Ich weiß nicht, ob ich einem möglichen Konkurrenten eine Provinz so fernab von Rom überlassen möchte, dazu eine mit... drei Legionen?" Er runzelte die Stirn und strich sich nachdenklich durch den Bart. "Was wissen wir über seine Loyalität? Wie hat er sich zu meiner Kaiserwahl gestellt?" Wenn Fausta den Cassier schon so anpries wie warme Semmeln, hatte sie sicherlich ein Dossier. Das Dossier in seinen Händen hatte er noch nicht einmal angesehen.

    Ein wenig perplex ließ der Kaiser den Schwall an Erklärungen und Verteidigungen über sich ergehen. Hier und da hörte er dabei fast einen Ton heraus, der ihm so gar nicht gefiel, schon gar nicht von einer Frau. Sicher, der Aquilier war kein Jurist und kannte sich deshalb nicht sonderlich gut mit den Feinheiten der Rechtslage aus. Aber manches kam ihm doch idiotisch vor und die Art und Weise, wie die Sergierin hier manche Wörter betonte und daherredete, als sei er ein kleines Kind, passte ihm doch nicht. Vielleicht war es auf die Muttergefühle zurückzuführen, die Fausta seit ihrer Geburt sicherlich hegte. Trotzdem verhärtete sich Severus' Miene ein bisschen, während sie redete und redete.
    Zuletzt machte er eine wegwerfende Handbewegung. "Wie dem auch sei. Ich hatte an eine kleine Erklärung der Rechte gedacht, etwa vergleichbar mit den Standeserhebungsurkunden." Er strich sich ein wenig genervt durch den Bart. Wenn die Juristerei so kompliziert wurde, wurde der Aquilier ihrer sehr schnell überdrüssig. "Kläre das mit dem A Cognitionibus. Ich will auf jeden Fall eine Möglichkeit für die Empfänger dieses Privilegs, ihre Privilegien schnell und übersichtlich nachzuschlagen. Vielleicht in einem Kommentar zur Lex Iulia et Papia. Kümmere dich darum." Damit war die Sache für den Kaiser vorerst abgeschlossen.