Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Severus überging die Unzufriedenheit der Procuratrix einfach. Er wusste auch nicht, warum es ihr nicht passte, ihre Rechte Schwarz auf Weiß zu erhalten. Aber nicht sein Problem.


    Das Ulpianum dagegen schon. "Nun, sie soll dem Anlass angemessen sein. Immerhin werden die größten Männer und Frauen Roms geehrt. Mit dabei sind in jedem Fall Octavius Anton und Prudentius Commodus sowie den Senatoren Annaeus Florus und Tiberia Livia. Über Tiberius Durus muss der Senat noch einmal abstimmen." Auch die anderen Fragen mussten natürlich beantwortet werden: "Das Budget darfst du dem Anlass entsprechend ebenfalls mit dem A Rationibus aushandeln. Gladiatorenspiele sind eine gute Idee, immerhin sind die Geehrten ja alle schon tot." Traditionell waren Gladiatorenkämpfe ja Leichenspiele. "Ich denke, dafür können wir schon ein wenig springen lassen."
    Die letzten beiden Fragen ließen ihn dann kurz nachdenken. Das war etwas, was er nicht aus dem Bauch heraus entscheiden konnte. Und er hatte nicht mit diesen Fragen gerechnet. "Ich werde meinen Sohn fragen, ob er nicht die Eröffnung der Spiele übernehmen möchte. Dann kann ich am Ort des Geschehens ein paar Worte verlieren, genau. Und Veturia... nun, da muss ich noch einmal mit ihr sprechen." Blieb noch der letzte Punkt. "Bei der Organisation kannst du dich an den Procurator Familiarum Gladiatoriarum wenden." Der wurde immerhin dafür bezahlt, im Namen des Kaisers Spiele auszurichten.


    Manius Flavius Gracchus
    Villa Flavia Felix
    Roma, Italia


    Salve Flavius,


    der Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus lädt dich bezüglich der möglichen Amnestie für die Consulare Manius Tiberius Durus und Marcus Vinicius Lucianus zu einem Gespräch, auf den Palatin zu kommen.


    Der Termin ist angesetzt für ANTE DIEM III NON IUN DCCCLXVI A.U.C. (3.6.2016/113 n.Chr.) zur dritten Stunde.


    Im Namen des Kaisers


    M. Caelius Structus
    ~~Primicerius a libellis - Administratio Imperatoris~~


    [/quote]

    Wieder hatte der Kaiser seinen Consul (oder den Consul der römischen Republik, genaugenommen) einbestellt. Er hatte eine Sache zu besprechen, die er für so delikat hielt, dass er sie nicht sofort im Plenum des Senats diskutieren wollte. Lieber in der intimen Atmosphäre des kaiserlichen Audienzsaals.


    Dort wartete er bereits, als der Flavier (hoffentlich) eintraf.

    Nichts deutete an, ob der Aquilier den leitenden Stadtschreiber mit Namen kannte. Vermutlich schon. "Und gibt man dir nicht ausreichend Arbeit?" hakte er nach. Gerüchten zufolge dienten Scriba-Stellen manchem Jung-Eques, Erfahrung in der Verwaltung zu sammeln, um dann nach der Erhebung in den Ritterstand die Militia Equestris anzutreten. Was aber kein Grund war, den Scriba Urbis ein Lotterleben zu erlauben. "Ich werde Quartus auf jeden Fall dazu ins Gebet nehmen müssen." Als Praefectus Urbi trug des Kaisers Freund Stertinius Quartus immerhin die Verantwortung für solche Missstände.

    Der Kaiser verfolgte schweigend den kurzen Wortwechsel der Iulier unter sich. Dann war er wieder angesprochen. Und er antwortete. "Auf lange Sicht gibt es die Überlegung meiner Gattin, den Provinzen einen Besuch abzustatten. Außerdem soll das Ulpianum so bald wie möglich eröffnet werden." Gesetzesinitiativen überließ er dagegen vorerst den ambitionierten Senatoren und vor allem den Consuln. Vorerst zumindest.


    "Nunja, die Rechtsschulen scheinen ja in eine Art Winterschlaf verfallen zu sein." Zumindest hatte Severus seit Jahren keine fundamentalen Beiträge bekannter Rechtslehrer in der Öffentlichkeit mitbekommen. "Vinicius Hungaricus war noch ein recht umtriebiger Magister Iuris, Caecilius Metellus ist leider verstorben..." Er setzte eine nachdenkliche Miene auf. Vielleicht musste die Rechtswissenschaft sich noch vom Verlust der Schola als Institution erholen. "Insofern bleibt mir kaum etwas anderes übrig, als mir selbst Juristen auszuwählen, die mich beraten. Was ja auch schon eine gewisse Tradition hat." Nicht selten waren die großen Juristen ja auch die juristischen Berater des Kaisers gewesen.

    Sim-Off:

    Das eine schließt das andere ja nicht aus ;)


    "Getrennt am besten." antwortete der Kaiser ganz knapp. Er war diesem Privileg grundsätzlich nicht abgeneigt. Aber wenn, dann wollte er es kalkulierbar verwenden.


    Dann ruderte die Sergierin aber plötzlich wieder zurück. Seltsam. "Ich glaube nicht, dass es sinnvoll wäre, der Hälfte aller Reichsbewohner ein Recht zu verleihen, das ähnlich schwammig definiert ist wie die Lex de Imperio." bemerkte Severus lächelnd. Er war ein Mann der Traditionen, aber Fausta wusste zweifellos so gut wie er selbst, dass die Lex de Imperio ein Feigenblatt für die im Grunde schrankenlose Gewalt des Kaisers war.


    "Du kannst dich diesbezüglich mit dem A Cognitionibus beraten." Immerhin wollte sie das Recht ja, das in den letzten Jahren ziemlich außer Gebrauch gekommen war (sonst hätte sie ja kaum eine so lange Liste an potentiellen Empfängern vorlegen müssen). "Aber es genügt, wenn du mir den Entwurf demnächst vorlegst. Dann können wir ja nochmals über die genaue Form der Publikation nachdenken." Damit war dieses Thema hoffentlich vorerst abgehandelt. Ohne konkreten Entwurf, den die Procuratrix offensichtlich nicht so einfach aus dem Hut zaubern konnte, mussten sie hier ja nicht weiter diskutieren.


    Damit blieb Raum für ein Anliegen des Kaisers: "Ich hätte im übrigen noch eine kleine Aufgabe für dich." Er gab ihr kurz Zeit, das letzte Thema geistig zu verdauen und die Aufmerksamkeit auf das neue zu lenken. "Die Einweihung des Ulpianum steht vor der Tür. Endlich. Ich hatte mir gedacht, ob du nicht vielleicht die Organisation übernehmen könntest. Also die Planung der Feierlichkeit und so weiter."

    "Oh, das tut mir leid." antwortete der Kaiser pietätvoll, obwohl der Flavier offensichtlich schon weitgehend über den Tod seines Freundes hinweggekommen war. "Wie war denn der Name dieses Claudius?" Zwar kannte Severus die Claudier nicht sehr gut, aber der ein oder andere Name war ihm ein Begriff. Die Zahl der patrizischen Maiores war schließlich überschaubar.

    Helvetius Severus. Der Rhetorenwettstreit. Richtig. "Der Verteidiger von Orestes, ich erinnere mich." bemerkte Severus und lächelte dem jungen Mann freundlich zu. Dieses Lächeln gefror allerdings, als Iulius Dives fortfuhr und erklärte, sein Klient (oder was auch immer) wäre mit seiner Arbeit unterfordert. Er mochte es nicht, wenn Steuergelder verschwendet wurden. Einen Scriba nicht angemessen zu beschäftigen, fiel aber ganz sicher in diese Kategorie. "Wem bist du zugeteilt, Helvetius?" fragte er deshalb ernst.

    Wenn der Junge 17 war, konnte er theoretisch natürlich schon zur Legion. Trotzdem war es jung. "Wenn dein Vater es für richtig hält, werden wir sehen, was wir für dich tun können." bemerkte der Kaiser deshalb und blickte sich zu einem der Diener um. Der würde es seinem Sekretär sagen. Nur zur Sicherheit.


    Dann wandte er sich dem ersten Thema zu. "Bauprojekte sind natürlich immer gern gesehen. Nur hat Rom das Problem, dass es schon recht vollgebaut ist." Wenn er an die Debatten dachte, die das Ulpianum aufgeworfen hatte. Furchtbar. "Aber am besten du sprichst mit Racilius in diser Angelegenheit. Oder mit Stertinius Quarto, er wird ebenfalls einen Überblick haben, was derzeit ansteht." Dafür hatte er ja Curatores, die die unübersichtlichen Aufgaben für ihn übernahmen.

    Der Kaiser reagierte intuitiv. "Ich-" Dann wurde ihm bewusst, dass er sich diesbezüglich nicht vorbereitet hatte. "Also man müsste sicherlich die Priesterschaft des Tempels Kontakt aufnehmen. Baumaßnahmen wären ein Fall für den Curator Operum Publicorum. Die Suche nach einem geeigneten neuen Kultbezirk außerhalb der Stadt sollte dagegen das anwesende Collegium übernehmen, nicht wahr?" Jetzt sah er fragend zu seinem Pontifex pro magistro. Der kannte sich bei Tempelbaumaßnahmen hoffentlich besser aus.

    Der Kaiser hatte die genauen Bestimmungen der Lex Iulia et Papia nicht im Kopf. Er war kein Jurist. Aber dass die Privilegien so unkonkret formuliert waren, wie die Sergierin sie vorgestellt hatte, konnte er sich nicht vorstellen. "Bei der Verleihung des Rechts würde ich die Privilegien in die Urkunde aufnehmen. Also für eine Publikation, ja." Sie konnte ja an die Bestimmungen der Lex einfach wiedergeben, wenn es so einfach war.

    Obwohl die Sitzung nun schon eine ganze Weile dauerte, bemühte sich Severus, dem Iulier weiter konzentriert zu lauschen. Er war der Meinung, dass militärisches Engagement zwar auch allein ausreichen konnte, aber es regte sich sonst kein Widerstand. Und wer wusste schon, wer beim nächsten Consilium Ulpianum dabei sein würde?


    In jedem Fall zeichnete Dives sich durch bessere Aufmerksamkeit für die Richtlinien des Ulpianum aus. Der Kaiser hatte den Passus zu den Entscheidungsinstanzen schon wieder vergessen. Er war einfach davon ausgegangen, dass am Ende auch der Senat sein Placet erteilen musste. "Oh, wenn das so ist, können wir uns eine erneute Debatte im Senat tatsächlich sparen. Ein sehr guter Einwand, Iulius!" Dann wartete er noch einmal, ob es weitere Kommentare gab. Er wollte nun doch einmal zu einem Ergebnis kommen. Und Schweigen war Zustimmung.

    Ach richtig. Er hatte Flavius Scato ja zum Magister der Salii Palatini gemacht. "Das ist löblich. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Senatoren auch durch ihren Familienstand dem Volk ein Vorbild sind." Er wirkte zufrieden. "Hast du Kontakt mit Claudius Menecrates aufgenommen? Er hat ja recht viele junge weibliche Verwandte, wie man hört." Letztlich war es ja egal, welche Claudia ausersehen wurde, die Verbindung zwischen beiden Häusern zu bestärken.

    "Nun, mir ist derzeit nichts dergleichen bekannt." antwortete der Kaiser. Er hatte schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit dem Curator Aquarum persönlich gesprochen. Stertinius Quarto war ein Mann, dem er diesbezüglich vertrauen konnte. "Dachtest du daran, dem Volk von Rom ein Wasserbauwerk zu stiften?" So hatte er es zumindest verstanden.


    Dann kam Centho jedoch zu einem neuen Thema. Erstaunt sah er zu Avianus. "Ein Tribunat? Das ist natürlich löblich. Aber bist du denn schon in dem Alter um zu den Adlern zu gehen, junger Mann?" Severus war nicht besonders gut im Schätzen von Alter. Aber er hatte vermutet, dass der Sohn des Iuliers noch nicht in dem Alter war, in dem man sein Tribunat absolvierte.

    "'Verschiedenartige Vorrechte und Privilegien' ist natürlich keine Formulierung, die justitiabel ist. Insofern müssten wir dieses traditionelle Recht schon in klare Formulierungen gießen." erklärte Severus. Wenn Palma es anders gehandhabt hatte, war das ja nicht sein Problem. "Könntest du also dazu eine konkrete Vorlage erarbeiten?"

    Sim-Off:

    Wo dir die Fakten fehlen, sei kreativ ;)

    Der Kaiser hatte (in diesem Fall) nichts zu verbergen. Also deutete er an, was der Kurier ihm berichtet hatte: "Eine kleine Unregelmäßigkeit in Hierosolyma. Nichts, was uns beunruhigen sollte."
    Insofern lag es auch in seinem Sinne, thematisch nach Rom zurückzukehren: "Der Senat scheint auch sehr zufrieden gewesen zu sein. Ich konnte deinen Res gestae leider nicht beiwohnen, aber der Quaestor Principis hat mir ausführlich berichtet." Dafür hatte er ihn ja. "Insofern kannst du gestärkt in die Zukunft blicken. Was sind deine weiteren Pläne? Was hast du seit dem Ende deiner Amtszeit unternommen." Ein wenig hatte Severus sich doch gewundert, dass bisher kein einflussreicher Patron oder Gönner den jungen Flavier für den Senatorenstand empfohlen hatte. Nicht einmal der amtierende Consul aus derselben Familie.

    Pferdezucht war wirklich nicht das Fachgebiet des Aquiliers. Aber das war auch nicht nötig. Staatsverwaltung war wichtiger: "Nun, konkret erwarte ich natürlich von jedem Senator Roms, dass er sich an den Debatten im Senat beteiligt und das tut, was seinem Stand angemessen ist." Er blickte zu den beiden Kindern hinüber. Das Zeugen von Nachwuchs gehörte in den Augen des Kaisers auch dazu. "Darüber hinaus hege ich derzeit keine Pläne, da ich ja nicht wusste, inwieweit deine privaten Angelegenheiten nun geregelt sind und in welchen Bereichen du dem Staatswesen am besten dienen würdest. Wir hatten ja leider bisher kaum das Vergnügen, uns kennen zu lernen." Natürlich hatte Severus ein Dossier über den Iulier gelesen, aber ihm war auch der persönliche Eindruck immer sehr wichtig.

    Wie so oft ließ der Kaiser zuerst Raum für die Experten, sich zu äußern. Da der Promagister aber so zu ihm herüber blickte, fühlte er sich doch bemüßigt, etwas zu sagen. "Je nach Entfernung zur Urbs sollte es kein Problem sein, ein geeignetes Grundstück zu finden und auch einen Schrein zu errichten. Womöglich an einer Heilquelle oder ähnlich." Er wusste ja nicht ao genau, wo Aesculapius sich gerne verehren ließ.