Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Auch diesem Veteranen gönnte der Kaiser den Triumph der Auszeichnung. Obwohl er bei der kurzen Rede noch nicht so überzeugt war, dass er diesen erfahrenen Feldherrn für alle Zeit von militärischen Kommandos ausschließen würde. Vielleicht ergab sich ja eines Tages nochmals die Gelegenheit. Man wusste nie.


    Noch einmal schüttelte er schließlich die Hand des Decimers und klopfte ihm zum Abschied auf den Rücken. Dann blieb nur noch eines: die Ernennung eines neuen Praefectus Urbi:


    "Jeder Abschied ist auch ein Neubeginn!" führte er auch rhetorisch zum nächsten und letzten Programmpunkt hinüber. "Und diesen Neubeginn vertraue ich heute einem guten Freund an, der nicht wenigen von euch noch von seinem Consulat in Erinnerung sein wird, das er kurz nach meinem Regierungswechsel errang: Publius Stertinius Quartus!" Tatsächlich war dieses Consulat nicht sonderlich spektakulär gewesen. Eher langweilig. Aber dafür war die Personalie gerade den Senatoren wohl ein Begriff, denn dieser Mann hatte maßgeblich den "Wahlkampf" des Aquiliers zum Kaiser organisiert. Deshalb auch das Consulat zu Beginn der Regentschaft. "Er ist kein hochdekorierter General wie die Recken, die ich heute begrüßen und verabschieden durfte. Aber wie wir alle wissen, ist der Praefectus Urbi nicht zuerst Soldat, sondern ein Administrator und auf diesem Feld verfügt Stertinius über hervorragende Qualifikationen: Neben den Ämtern im Cursus Honorum amtierte er als Curator Operum Publicorum und Viarum und verwaltete die Provinz Lycia et Pamphylia." Letzteres allerdings nur sehr kurz. Stertinius war ein Mann, der sich im Senat sehr viel wohler fühlte als in exotischen Ländern oder an den wüsten Grenzen des Imperiums. Und er hatte Kontakte, sodass man ihm dies auch weitgehend erspart hatte. Bis auf einmal: "Doch auch im Bereich des Militärwesens hat er Erfahrung: Er absolvierte nicht nur ein Militärtribunat, sondern hatte auch wie sein Amtsvorgänger diesmal das Kommando der Legio IX Hispana inne." Wenn auch nur ein Jahr. Vor geraumer Zeit.
    "Doch auch hier soll zuerst Iuppiter Optimus Maximus seinen Willen offenbaren, bevor dieses wichtige Amt erneut besetzt wird." Der designierte Praefectus Urbi hatte sich schon auf den Weg gemacht, blieb aber nun etwas unschlüssig stehen. Schließlich kam Severus ihm vom Tribunal aus entgegen und nahm ihn mit hinüber zum Augurenzelt. Dort wurde noch einmal das uralte Ritual abgespult, das diesmal ein anderer Augur übernehmen durfte (die Ehre, dem Kaiser zu assistieren, musste schließlich gleichmäßig auf das Collegium verteilt werden). Doch auch diesmal verlief alles wie geplant. Kurz darauf stand der Stertinier nun in Amt und Würden neben dem Kaiser auf dem Tribunal und sprach ein paar nüchterne Dankesworte. Er war kein großer Redner. Ihm lag eher das Vieraugengespräch.


    Damit war der formelle Teil endgültig abgeschlossen. Blieb erneut Platz für die Stammeinheiten, mit ihrer hervorragenden Formalausbildung zu glänzen!

    Der Kaiser wunderte sich, als sein Sekretär Plinia ankündigte. Er hatte sie erst kürzlich bei einer Visite gesehen, während sie während des Tages quasi nie in sein Blickfeld kam. Dass sie ihr Anliegen nicht angesprochen hatte, wies darauf hin, dass es nicht um eine Privatsache ging.


    Was sie dann formlos wie gewohnt vorbrachte, bestätigte diese Vermutung. Severus strich sich nachdenklich durch den Bart. Der Weihetag des Aesculapius-Tempels waren die Ianuarius-Kalenden. Da war ein Kaiser leider regelmäßig verhindert. Und sonst hatte er ja einen Apollo-Tempel auf dem Palatin, wenn er einen Heilgott brauchte.


    Die Problemlage war ihm also weitgehend entgangen, was er so offen natürlich nicht zugeben wollte: "Das ist natürlich eine denkwürdige Angelegenheit. Obwohl ich davon ausgehe, dass die Schlange es Aesculapius nicht nur die Kranken dort heilt, sondern auch die Gesunden Roms in der Regel schützt." Er lehnte sich auf seiner Kline, auf der er zu arbeiten pflegte, zurück. "An was für eine Art von Behandlungseinrichtung hattest du denn gedacht?"

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Ich melde die Cohortes Urbanae zur Kommandoübergabe angetreten, mein Kaiser!"


    "Hervorragend." antwortete der Kaiser. Dann drehte er sich mit einer militärisch-zackigen Bewegung wieder zur Menge.


    "Volk von Rom!" begann der Aquilier seine Rede. "Marcus Decimus Livianus ist euch allen wohlbekannt! So lange wie kaum ein anderer verwaltete er im Auftrag der Caesaren diese Stadt, den Augapfel des Imperiums!
    Seit frühester Jugend steht er im Dienst des Staates, begann als junger Rekrut und diente sich durch alle Ränge. Er riskierte sein Leben im Kampf gegen Aufständische in Hispania und wurde beim Triumph seines Verwandten mit der Corona Obsidionalis ausgezeichnet! Dieser Ruhm und diese Kompetenz öffneten ihm schließlich die Pforten des Senats und eine Reihe der angesehensten Kommandos des Imperiums: Zuerst brachte er mit militärischer Erfahrung die Cohortes Urbanae auf Vordermann, dann befehligte er seine alte Einheit, die ruhmreiche Legio IX Hispana, anschließend des Kaisers eigene Legion, die Prima Traiana Pia Fidelis und zuletzt die Legio II Germanica im hohen Norden.


    Doch war er keineswegs nur ein fähiger Soldat und begabter Kommandeur: Neben seinem Kriegsdienst durcheilte er den Cursus Honorum mit dem gleichen Pflichtgefühl, das er im Felde zeigte, und so wurde er auch für jedes einzelne Amt durch den Senat ausgezeichnet. Selbst nach langer Absenz aus Rom genügte sein Ruf, dass er nicht nur in die große Politik zurückkehrte, sondern zugleich seine Karriere mit dem höchsten Amt des Staates krönte und endlich beide Qualitäten vereinte, um erneut als Praefectus Urbi Sorge zu tragen für diese Stadt, militärisch und administrativ.


    Nun, nach vielen Jahren des treuen und zuverlässigen Dienstes heißt es nun erneut Abschied zu nehmen von der Truppe. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies niemals ein leichter Schritt ist. Und doch heißt es für ihn heute, sich auf einem neuen Schlachtfeld zu beweisen, denn als Curator Rei Publicae wird er nun nicht nur eine, sondern viele Städte Italias betreuen und in ihrer Verwaltung unterstützen." Er blickte hinüber zu dem Geehrten und lächelte. Livianus war ein alter Soldat und aus seiner Lebenserfahrung wusste der Aquilier, dass der Wechsel in die Verwaltung, wo oft mehr geredet als gehandelt wurde, nicht immer leicht war.
    "Zuvor ist es aber angemessen, Decimus Livianus, dir für deinen Dienst zu danken und so ist es mir ein Bedürfnis und eine Freude zugleich, dich heute mit der Hasta Pura auszuzeichnen."
    Ein Diener trat hervor, in der Hand den silbernen Speer. Der Kaiser ergriff ihn und wandte sich dem Decimer zu. "Ich danke dir, Decimus!" Mit einem Lächeln drückte Severus ihm die Hand und gab dann die Hasta weiter.


    "Alexandria ist durchaus einen ausgiebigen Besuch wert." kommentierte Severus. "Und eine fundierte Bildung wird dem Staatswesen zum Nutzen gereichen."
    Er blickte sich um und stellte fest, dass eine ganze Schar an Gratulanten wartete. "Ich denke, dass ich dich dann einmal dem Bad in der Menge überlasse. Wir werden uns zukünftig ja zweifellos noch häufiger sehen." Damit ließ der Kaiser den frisch erkorenen Consul zurück.

    Der Kaiser lächelte jovial, als er den Dank seines Präfekten entgegennahm. Serapis, ach ja! Irgendwie waren die östlichen Personifikationen der Götter ihm nie so recht nahe gegangen. Dann lieber Philosophie.


    Aber auch für einen sehr traditionellen Römer bot Serapios Rede genug schöne Worte und Götteranrufungen. Die Idee eines Ehrenmales für die Gefallenen des Bürgerkrieges klang ebenfalls interessant. Nachdem der Jubel daher verklungen war, griff er den Faden nochmals auf: "Die Gefallenen zu ehren ist stets ein ehrenhaftes Ansinnen, das ich ausdrücklich unterstütze!"


    Dennoch war der Prätorianer-Teil an dieser Veranstaltung vorerst abzuschließen, weshalb Severus Serapio nochmals die Hand drückte und dann mit lauter Stimme befahl: "Praefectus Decimus Livianus, progredde!"

    Der Kaiser hatte sich wie in den vergangenen Jahren entschlossen, den neugewählten Consuln nicht den Ruhm ihres Tages zu nennen, weshalb er sich nicht am Processus Consularis der beiden Kandidaten beteiligte. Stattdessen erwartete er sie auf dem Forum, wo alle Amtsträger zusammen kamen, um ihren Amtseid zu leisten. Hier sah er seinen Platz als Censor und Hüter des Staatswesens, der stumm den Vereidigungen lauschte, um dann jedem einzelnen zu gratulieren.


    Besonders herzlich fiel der Gruß bei seinem Pontifex pro Magistro aus: "Nun trittst auch du endlich in die Fußstapfen deiner Ahnen, Flavius. Ich wünsche dir den Segen aller Götter und die Gunst aller Senatoren für dein neues Amt!" Er reichte ihm lächelnd die Hand.
    "Dein Sohn ist noch immer in Alexandria?" fragte er dann. Immerhin war der Aquilier informiert!

    Serapio wurde nach vorn gebeten und gemeinsam mit dem Kaiser verfolgte er nun das Ritual, das der Augur vollzog. Mit dem Augurenstab wurden Felder in den Himmel gezeichnet. Zwar konnte Severus keinen Vogel sehen, aber der Iulier fand offensichtlich, was er suchte. Die Zustimmung Iuppiters wurde zumindest erklärt und es konnte endlich weitergehen.


    "Da die Unsterblichen keine Einwände haben, erkläre ich Faustus Decimus Serapio zum Praefectus Praetorio!" Der Kaiser führte den frisch erkorenen Präfekten zum Tribunal, um ihn den Jubel des Volkes kosten zu lassen.
    "Möchtest du ein paar Worte an das Volk wenden?"

    Der zweite Teil begünstigte die Zuschauer auf den "Logenplätzen" besonders und der Kaiser genoss bewundernd die Darbietung. Als Soldat und Feldherr war er selbst viel im Sattel und wusste, was diese Manöver Pferd und Reiter abverlangten. Und wäre sein Sohn noch ein wenig jünger gewesen, hätte er sich vermutlich unter dem Mantel seines Vaters versteckt, so bedrohlich wirkten die schwarzen Blitze, die auf die Tribüne zuschossen und erst abdrehten, wenn es schon so aussah, als würden sie gleich in das Holz stürzen. Auch die Zielübungen zeigten noch einmal die tödliche Präzision. Dann war es auch schon vorbei. Viel zu früh natürlich.


    :app: :app: :app:


    Severus spendete besonders viel Applaus, als die Reiter an ihre Posten zurückkehrten. Jetzt war es Zeit in die Stadt zurückzukehren, weshalb er sich erneut seinen Schimmel bringen ließ, kraftvoll aufstieg und sich an die Spitze der sicherlich noch immer ziemlich erschöpften Kavalleristen setzte.

    "Gut." bestätigte der Kaiser und wartete noch einen Moment, ob die Medica ihm noch irgendetwas mitzuteilen hatte. Oder eine weitere Untersuchung.


    Das war aber nicht der Fall und so kletterte er wieder von der Liege hinab. "Dann würde ich mich mal an meine Korrespondenz machen!" Während er redete, streckte er schon die Arme aus, um den Sklaven anzudeuten, dass er jetzt angekleidet werden wollte.

    Die Existenz eines Zeltes auf dem Marsfeld ließ die ganze Zeremonie noch feldmäßiger wirken, als sie es sowieso schon tat. Der Kaiser schritt also hinunter zu dem Zelt, wo Iulius Centho bereits darauf wartete, sein Amt auszufüllen.


    Als er dann an der Reihe war, befahl er (strengenommen hatte er ja das Imperium Consulare gar nicht, sondern nur das Amt eines Censors) in der uralten Formel: "Mit dem Recht eines Censors von Rom befehle ich das Auspizien gehalten werden, ob meine Entscheidung, dass Faustus Decimus Serapio Präfekt der Prätorianer sein soll, den Göttern gefällt." Damit war die Bühne frei für den Auguren.

    "Das wäre sicherlich sinnvoll." bestätigte der Kaiser sofort. Aderlässe kamen ihm intuitiv sowieso schon gefährlich vor. Sie von einem Quacksalber durchführen zu lassen, war das letzte, was er wollte. "Würden die Tage zwischen Opalia und Larentalia genügen?" An den Larentalia musste er ja schon wieder hier in Rom opfern. Aber vielleicht konnte er sich von dem abendlichen Gastmahl fernhalten und war wieder auf den Beinen, wenn er am Tag nach den Opalia begann.

    Der Kaiser hatte sich entschlossen, die Parade als Feldherr auf dem Tribunal abzunehmen, wie es auch bei den Legionen in den Provinzen üblich war. Seine Familie saß heute also unter den übrigen Honoratioren. Nur die Liktoren standen heute hinter ihm auf der Tribüne und erinnerten in militärischer Kluft an alte Zeiten, als die Caesaren und Consuln noch selbst auf den Schlachtfeldern des Imperiums gefochten hatten. Heute waren sie nur Inszenierung.


    Einheit für Einheit paradierten die stadtrömischen Kohorten also an ihm vorbei, jeweils den Blick kurz zu ihm wendend, um dann wieder auf ihren Weg zu sehen und auf dem Marsfeld Aufstellung zu nehmen. Als der glücklose Maevier auftauchte, gefror das huldvolle Lächeln des Aquiliers. Der Präfekt sah aus, als würde er sich kaum noch auf dem Pferd halten können. Höchste Zeit, ihn mit dem kraftvollen jungen Mann hinter ihm auszuwechseln, der sogar ein anerkenndes Heben der Hand kassierte, als er direkt vor dem Tribunal vorbeiritt. Dann folgte die Infanterie und schließlich der zweite Star des Tages, Marcus Decimus Livianus, der heute wie sein Vorgesetzter in militärischer Pose erschien. Auch ihm hob Severus die Hand zum Gruß, dann marschierten aber auch schon die Cohortes Urbanae, deren Parade der Kaiser schon lange nicht mehr abgenommen hatte. Anerkennend musste er feststellen, dass beide Formationen sich heute alle Mühe gegeben hatten, ihren Kommandeuren Ehre zu erweisen.


    Schließlich erkletterte Sextus Maevius Mussidianus als erster die Bühne und meldete, dass die Kohorten angetreten waren. Der Kaiser nickte. Er erhob sich und setzte zu einer höflichen, aber eher reservierten Rede auf die Dienste des Maeviers an. Kurz seine Biographie, knapp die wenig erinnerungswürdigen Leistungen. Höflicherweise verzichtete er, die krankheitsbedingt mangelhafte Amtsführung im höchsten Amt des Staates offen anzusprechen. Stattdessen reichte er ihm schließlich versöhnlich die Hand und gewährte mit wenigen Worten endlich die Gnade des Ruhestands. Ohne Auszeichnung. Ohne neues Amt.


    Stattdessen ging er direkt weiter zur Ersetzung des Postens, den manche für den mächtigsten im ganzen Imperium hielten. "Es gilt nun, dieses Amt wieder zu füllen. Lange habe ich beraten und die besten Männer des Staates in Betracht gezogen. Wie es den Cohortes Praetoriae als Elite des Reiches entspricht, entschied ich mich schließlich für den Besten der Besten, dessen Biographie ihn außerordentlich für dieses Amt qualifiziert: Es ist Faustus Decimus Serapio, dem nichts fremd ist, was ein Soldat erleben mag: Als junger Legionär zeichnete er sich im Parthia-Feldzug des Divus Iulianus aus, kämpfte bei Edessa und Circesium. Nach dem Krieg wechselte er hierher und lernte Rom als Centurio der Cohortes Urbanae kennen, um dort den Ritterstand zu erlangen. Schließlich diente er als Tribun in Aegyptus und errang neuerlich eine Auszeichnung als furchtloser Kämpfer. Wieder kehrte er nach Rom zurück und diente seither bei den Cohortes Praetoriae, wo er nicht sich nicht nur im offenen Kampf, sondern auch bei der Bekämpfung der verborgenen Feinde Roms verdient machte." Er sah in die Menge. Wenige mochten von der geheimen Mission wissen, die Serapio als Tribun übernommen hatte. Dafür war umso bekannter, dass er Valerianus' Mörder entdeckt hatte. "Schließlich wurde er zum Praefectus Praetorio und stand treu zum Kaiser, selbst als Rom und das Reich im Bürgerkrieg versanken und geriet schließlich die Gefangenschaft, um nach den Wirren der Nachkriegszeit erneut in die Cohortes Praetoriae aufgenommen zu werden und zuletzt federführend seinen Vorgesetzten zu unterstützen." Eine kometenhafte Karriere, wenn man es so betrachtete.


    "Nichts ist ihm fremd: Von den Sorgen und Nöten eines Miles Gregarius bis hin zu strategischen Erwägungen eines kommandierenden Feldherrn. Vom Erlebnis kleiner Scharmützel bis hin zu gewaltigen Feldzügen. Von der Erfahrung im offenen Kampf bis zur Verteidigung des Reiches im Geheimen. Er diente bereits mit großem Erfolg als Praefectus Praetorio und nur die unglücklichen Verstrickungen eines grausamen Bürgerkriegs waren der Grund, dass er diesen verdienten Posten räumen musste. Bereitwillig kämpfte er für den Kaiser in Rom und versöhnte sich doch ebenso bereitwillig mit seinem alten Gegner, um wiederum dem Wohle Roms zu dienen. Es gibt keinen besseren Mann für diesen Posten und so bin ich überzeugt, dass auch die Götter zustimmen, wenn ich zuletzt ihre Zustimmung erbitte, um Faustus Decimus Serapio erneut zum Praefectus Praetorio zu berufen!" Nun war es an der Zeit für den Auguren aufzutreten und gemeinsam mit dem Oberbefehlshaber die Auspizien einzuholen, die für so fundamentale Personalentscheidungen üblich waren.

    Der Kaiser war wie gewöhnlich auch unter den Senatoren, als die Kandidaten des Jahres sich vorstellten. Und natürlich war er sehr erstaunt, als er von seinem Stellvertreter in religiösen Belangen als Kandidat für das Consulat hörte. Und noch erstaunter, als er ein eher unkonventionelles Programm vortrug, das aber nichtsdestotrotz recht interessant klang. Nicht nur das übliche Wagenrennen und die hundert Gladiatorenpaare. Obwohl der Pöbel natürlich auch das liebte.


    "Ein innovatives Programm, geschätzter Flavius." kommentierte er seine Ankündigungen deshalb wohlwollend. Natürlich war er sehr zufrieden mit seinem Pro Magistro (sonst wäre er es ja nicht mehr), aber als Kaiser wusste er natürlich auch, dass jeder Wink vom Senat als Zwang gewertet werden konnte, seinen dezenten Hinweise blind zu gehorchen. Deshalb verzichtete er auf eine Lobesrede für den Flavier. Der hatte so etwas aber sowieso nicht nötig, da er zuletzt immerhin eines der besten Wahlergebnisse aller Zeiten eingefahren hatte und jeder eigentlich nur darauf wartete, dass er seine Karriere krönte. "Möchtest du diese musischen Initiativen auch durch dauerhafte Weichenstellungen in unserem Staat flankieren? Etwa durch neue gesetzliche Regelungen?"

    Nachdem die Begrüßungen vollzogen waren, wies der Kaiser auf die bereitgestellten Klinen, auf denen man sich traditionell zu verteilen hatte.
    "Nehmen wir Platz." sprach er und die bereitstehenden Sklaven wiesen alle an ihre Liegen: Das hieß, der Kaiser bekam den Platz des Gastgebers im Eck, direkt flankiert auf der einen Seite von seiner Frau, auf der anderen von Centho und dann dessen Kindern.


    Kaum hatten alle Platz genommen, wurde Mulsum, der süße römische Aperitif gereicht. Parallel als gesprächstechnischer Appetithappen begann Severus mit dem Offensichtlichen, wenn man das Wetter einmal außen vor ließ: "Iulius, du hast geschrieben, du warst geschäftlich in Mantua. Gab es Probleme auf deinen Gütern dort oder was hat dich so lange von Rom entfernt?" Seine Stimme war eher besorgt als anklagend. Immerhin hatte Centho ja geschrieben, dass er geschäftlich im Norden Italias gewesen war.

    Die kaiserliche Familie ließ die Gäste wie üblich einen Moment warten, ehe sie eintrat und alle begrüßte. Severus ergriff zuerst die Hand des iulischen Senators und lächelte ihn freundlich an. "Ave, Iulius. Wie schön, auch deine Kinder kennen zu lernen! Meine Familie dürfte dir ja bekannt sein, auch wenn wir noch nicht persönlich das Vergnügen hatten." Er wies auf Gattin und Sohn.


    Daraufhin wandte er sich den jüngeren Iuliern zu, um ihr Erfreutheit zu erwidern. "Schön, dass ihr euren Vater begleitet! Es ist noch nicht so lange her, dass mein Appius so alt war wie ihr!"

    Der letzte große Auftritt der stadtrömischen Einheiten lag noch nicht allzu lange zurück, doch ein Ereignis jagte das nächste. Heute nun stand nicht die kaiserliche Familie im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Familia Decima Liviana. Denn obwohl es um zwei grundsätzlich unterschiedliche Kommandos ging, waren doch Vater und Sohn involviert. Der eine scheidend, der andere (zurück-)kommend.


    Und da es hier um zwei der wichtigsten Kommandos im ganzen Imperium ging, wurde der Wechsel der Befehlshaber entsprechend gefeiert. Wieder hatte man auf dem Marsfeld Tribünen errichtet und wieder tummelten sich Händler, Schaulustige und Militärbegeisterte aller Art auf dem großen Feld, auf dem schon Männer wie Scipio Africanus und Divus Iulius das Imperium ihre Einheiten übernommen hatten. Anders als damals gab es aber heute keine Legionen mehr in Rom, was die Bedeutung der stadtrömischen Kommandeure aber nur erhöhte, da sie quasi konkurrenzlos Einfluss auf die Politik nehmen konnten. Wenn sie denn wollten.
    Dass sie das nicht tun würden, hatte der neue alte Prätorianerpräfekt nicht nur beteuert, sondern auch der Kaiser war davon überzeugt. Und so durfte er heute sein Kommando wieder antreten, während sein Adoptivvater seines gegen einen zivilen Posten tauschte. Nur zur Sicherheit.


    Also konnte der Aquilier heute ohne jedes schlechte Gewissen auf das Marsfeld kommen, wieder gehüllt in seine Kriegsrüstung und sein Paludamentum, um zuerst die scheidenden Amtsträger aufmarschieren zu sehen.

    Erneut hatten die Aquilier sich das Nymphaeum für ein Gastmahl ausgesucht. Zwischen den zahlreichen Statuen sorgte eine kleine Kapelle für angenehme Hintergrundmusik, während im Zentrum die Klinen aufgestellt worden waren, von wo aus die kaiserliche und die julische Familie ihr lauschen konnten.

    Purgierung, das klang so nett. Der Kaiser wusste es besser. Er war ja nicht zum ersten Mal beim Arzt. Aber Medizin musste bitter schmecken, wenn sie wirken sollte. "Nunja, an den Saturnalia sind nicht allzu viele Termine tagsüber." Er runzelte die Stirn. "Kulinarisch werde ich mich aber zumindest in den ersten beiden Tagen kaum um das eine oder andere Gastmahl herumkommen. Danach habe ich aber ein paar Tage auf dem Land eingeplant." Er hatte zwar gehofft, diese Tage nicht auf der Latrine zu verbringen, aber normalerweise dauerte so etwas ja nicht allzu lange.