Der Kaiser war ganz glücklich, dass er die Opferung des eindrucksvollen Löwen seinem Sohn überlassen konnte. Er kannte Appius gut genug, dass er erkennen konnte, dass auch der Caesar sich zusammennehmen musste, um die Weihe des Raubtiers zu vollziehen. Alles andere schien dann wieder ganz dem Schema zu entsprechen, das auch bei seinem Stier abgelaufen war.
Nach der Opferzeremonie folgte nun die eigentliche Weihe der Imagines, die sein pro Magistro übernahm. Beim Anblick der heißen Schale kam Severus kurz der Gedanke an die zahlreichen Garküchen Roms, wo leckere Eintöpfe in weniger edlen Gefäßen, aber auch ähnliche Weise zubereitet wurden. Schade, dass er kaum mehr die Gelegenheit hatte, durch die Gassen Roms zu spazieren. Als die Imagines dann zu seiner Familie gebracht wurden, nahm er bereits sein eigenes Kultbild, um es genauer zu betrachten. Trotz der Blutflecken darauf zeichnete sich sein Profil deutlich ab. Nur ob seine Haut wirklich noch so makellos war wie die des bärtigen Kaisers, wagte er zu bezweifeln. Für Zweifler war sein Name aber rundherum angebracht.
Der Fanfarenstoß riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn wieder einmal über die makellose Formalausbildung der Prätorianer staunen. Wie ein Mann traten die Signiferi vor. Und dann war die kaiserliche Familie wieder an der Reihe: Der Aquilier trat, gefolgt von Frau und Sohn, vor und ging die Reihe der Feldzeichenträger ab. Mit der Hand berührte er jede einzelne, als ziehe er sie heran, um dann die runde Scheibe an ihren Träger zu überreichen. Jedem der tapferen Soldaten schenkte er einen ernsten, langen Blick, ehe er weiterging. Nach dem fünfzehnten Gesicht nahm die Intensität des Blickkontakts zwar etwas ab, aber nur bis der Kaiser dies registrierte. Denn ihm war natürlich wohl bewusst, dass diese tapferen Recken Mann für Mann mindestens einen Augenblick Aufmerksamkeit verdient hatten! Und so gewährte er den letzten beiden Signiferi einen besonders langen Blick und sogar ein geflüstertes: "Danke für euren Dienst!" Dem letzten legte er zusätzlich kurz die Hand auf die breite Schulter und drückte sie, ehe er sich umwandte und an die Seite des flavischen Pontifex zurückkehrte.