IN NOMINE IMPERII ROMANI ERNENNE ICH Caius Flavius Scato ZUM MAGISTER DER SALII PALATINI - DCCCLXV AB URBE CONDITA -
ET SENATVI POPULIQUE ROMANI
Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
-
-
"Ich sehe keine Gegenstimmen. Dann ist es wohl beschlossen." bestätigte der Kaiser schließlich die Zustimmung seines Sohnes. Wieder eine Angelegenheit, die sein Scriba von der Liste streichen konnte.
-
Als die Opferhelfer die Bauchdecke des Stiers öffneten und seine Eingeweide herausrissen, fühlte der Kaiser sich seltsam an so manchen Kaisermord erinnert. Caligula hatten sie damals auch in Stücke gehackt. Aber glücklicherweise blieb es ihm in dieser Stimmung zumindest erspart, die Vitalia selbst zu überprüfen. Das Ergebnis stimmte trotzdem. Gut hatte es der Flavier gemacht.
Damit war sein Teil des Opfers weitgehend beendet und die nächste Göttergabe wurde vorgeführt. Eine Löwin für Veturia passte auch erstaunlich gut auf seine junge Frau, die noch so voller Energie war. Dies war einer der ersten Auftritte für seine Frau, bei der sie mehr tun musste als lächeln und winken. Und so war der Kaiser gespannt, wie sie sich schlug.
-
Wie es sich für einen anständigen Römer gehörte, besaß der Kaiser ein eigenes Schlafzimmer, das er sich nicht mit seiner Gattin teilte. Zwar hatte das Herrscherpaar durchaus Zuneigung zueinander, aber wenn sie sich anstellten, einen Thronfolger zu zeugen, nutzte Severus eine unauffällige Tür, die direkt ins Zimmer seiner Frau führte. Angeblich war sie schon von Divus Augustus für seine Drusilla genutzt worden.
Heute dachte der Kaiser allerdings nicht an solche persönlichen Dinge, denn heute morgen, direkt nach dem Aufstehen, hatte er seine erste Morgenvisite angeordnet. Da er Arztbesuche im allgemeinen nicht sehr mochte, war der mächtigste Mann des Imperiums sogar ein bisschen nervös, als er im Nachthemd auf seinem Bett verharrte und auf die einbestellte Plinierin wartete.
-
Erst während des zaghaften Schweigens wurde dem Kaiser bewusst, dass zumindest bei einer Personalie seine Meinung Voraussetzung für eine weitere Diskussion darstellte. "Bezüglich Vinicius Lucianus bin ich ein wenig unentschlossen." Die explizite Aufhebung des Urteils würde möglicherweise die Salinatorianer vergraulen, die explizite Aufhebung dagegen die Palmaner. Zu dumm, dass der cornelische Kaiser nur die Enteignungen, nicht aber die Urteile seines Vorgängers aufgehoben hatte. "Ich würde den Fall, sofern wir zu dem Schluss kommen, dass er jenseits dieses schrecklichen Vorwurfs für eine Aufnahme geeignet wäre, die Entscheidung über die Aufhebung des Urteils dem Senat zur Abstimmung vorlegen." Damit würde ihm zumindest niemand direkt einen Strick daraus drehen können. "Dasselbe Vorgehen würde ich bei Tiberius Durus zur Anwendung bringen."
"Also sprecht ganz unbedarft." Um die Debatte anzuschieben, sah er kurz in die Runde und entschied sich dann, die Vestalin als erste um ihr Votum zu bitten: "Decima, wie stehst du zu den vorgeschlagenen Kandidaten?" Er deutete auf die Liste der Kandidaten, die die A Memoria dankenswerterweise vorgelegt hatte.
-
Der Kaiser nickte. Glücklicherweise las er keine Gedanken, denn das hätte ihn wirklich an der Eignung (und ein wenig sogar am Geisteszustand) seines designierten Praefectus Praetorio zweifeln lassen.
"Wunderbar!" stellte er stattdessen fest und präsentierte wieder einmal sein oftgesehenes Lächeln. "Ich bin froh, dass wir dieses unsägliche Dilemma zur allseitigen Zufriedenheit klären konnten." Natürlich war es ganz offensichtlich nicht zur allseitigen Zufriedenheit verlaufen. Die Floskel lautete aber so. Und klang so auch sehr viel versöhnlicher."Gibt es etwas, was ich dir zur Anerkennung deiner unermüdlich geleisteten Dienste für das Imperium Gutes tun kann, Decimus Livianus?" fragte er dann weiter. Immerhin hatte er den Decimer mehr oder weniger aus dem Amt komplementiert.
-
Sim-Off: Gut.
Carpinatius Ruga, ein Primicerius. Der Kaiser versuchte sich zu erinnern, ob er dem Beamten schon einmal begegnet war. "Wie sieht es mit seinem Census aus? Genügt er für den Ritterstand?" fragte er schließlich. Neben der persönlichen war die ökonomische Eignung ja ein zentraler Faktor."Und mit dem Director Ludi..." Er kannte den Mann natürlich, aber er konnte sich jetzt nicht erinnern, etwas über seine Amtsführung gehört zu haben. "... lade ihn ein."
-
Der Kaiser hörte aufmerksam zu. Als der Iulier geendet hatte, sah er zu Messalina. "Gab es bereits Voten zu den einzelnen Kandidaten? Oder bereits einen Arbeitsmodus?" Im Grunde war Dives mit den beiden Personalien Vinicius und Tiberius bereits in die Einzeldiskussion eingestiegen. Ein wenig Struktur wünschte der Aquilier sich aber doch: "Ich würde vorschlagen, dass wir zuerst eine Runde machen, in der sich jeder zu den genannten Kandidaten äußert." Er selbst hatte ja vorerst keine Zusatzkandidaten. Zuerst sollte das Ulpianum einmal eröffnet werden.
-
Mit dem Rücken zu den Soldaten, den von seiner Toga bedeckten Kopf zu den Standarten gewandt, verfolgte der Kaiser das Voropfer. Mit Wohlwollen stellte er dabei fest, dass der Decimer eine durchaus gute Figur machte, denn wie man hörte, war nicht nur alles von ihm organisiert worden, sondern er übernahm auch seine Aufgabe vor den Augen seiner Kameraden mit einer Souveränität und Würde, die einem Kommandeur wohl anstand.
Auch ihn fuhr es aber schließlich eiskalt den Rücken herunter, als das Geschrei aus tausend Kehlen erscholl, das die Götter anrief und zugleich ihr Handeln belegte: Schon jetzt wirkten Honos und Fides in diesen schwarz uniformierten Körpern und gaben ihm das Gefühl, gut beschützt zu sein. Als der Tribun dann seinen Teil abgeschlossen hatte, wandte auch der Aquilier sich nach rechts und sah zu, wie man den Opferstier heranführte. Wie die Prätorianer war er eine imposante Erscheinung und doch so zahm, als würde selbst die Tierwelt sich der Macht dieses Rituals beugen.
Wie an einem Kiesel perlte kurz darauf das reinigende Wasser an seiner ernsten Miene ab, ehe er vortrat und auch seine sorgfältig manikürten Hände in das kühle Nass tauchte. Beseelt vom martialischen Auftreten der Garde dachte er dabei an seine Hoffnung, das Wasser möge zumindest für diesen Tag alle kleinlichen politischen Kalküle und unheroischen Züge an ihm wegwaschen, um ihn ganz für den göttlichen Mars zu öffnen.
Dann ließ er sich den Culter reichen und trat näher an den Stier heran, dessen Größe und Kraft ihn zu besonderer Aufmerksamkeit zwang. Die Kette im Boden war sicherlich keine Garantie, dass dieses Vieh unter Kontrolle zu bringen war, wenn es plötzlich ausrastete. Aber er ließ sich von der Entkleidungszeremonie nicht stören, sodass Severus ein wenig erleichtert an seinen Platz an der Seite des Pro Magistro zurückkehren konnte.
Dann breitete er die arme aus und sprach das Gebet, das Gracchus ihm eingab: "Mars pater, Vater aller Römer, Herr des Krieges und seiner Streiter! Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Stärke für die treuen Streiter des Imperium Romanum, eingefasst im Abbilde Roms Herrschers und seiner Familie!
Marspiter, der mit seinem Schild das Imperium schützt und mit seiner Lanze die Feinde des Reiches vernichtet! Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie unter Deine Gunst stellst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Söhne beschirmen mag!
Mamars, waffengewaltiger Lenker und unbezwingbarer Wender der Schlachten! Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie mit Deiner Stärke und Deinem Mut beseelst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Feinde zerschmettern mag!
Allgewaltiger Mars, nimm Du unsere Gabe für Dein Wohlwollen, Deinen Schutz und Deine Stärke!" Langsam wurde er immer geübter im Nachsprechen der Opferformeln, sodass es beinahe wirkte, als spräche er sich aus dem Gedächtnis, wie Severus zufrieden feststellte.
Für den Rest brauchte er jedoch keine Regieanweisungen mehr: Die Kette des Stiers wurde angezogen, sodass das Riesenvieh seinen Kopf neigte. Ein Stier von einem Mann trat hinzu, einen mächtigen Opferhammer in der Hand. Ein weiterer, nicht ganz so eindrucksvoller Minister hielt das Opfermesser parat und fragte laut: "Agone?"
"Age!" rief der Kaiser und ein Krachen von Knochen und ein langgezogener Schrei schallten über das Marsfeld. Als der Aquilier das zuckende Monstrum betrachtete, kamen ihm wieder philosophische Gedanken: Alle Kraft und alles Äußere hatten den Stier nicht vor einem raschen Ende bewahrt. Zumindest würde er zur Ehre des Kriegsgottes dienen.
-
Tragischerweise war der Kaiser der Schelm, der Arges dabei dachte. Nur leider nicht im Interesse von Decimus Junior. Denn dass dieser offenbar wie ein Löwe darum kämpfen wollte, seinem Vater einen Posten zu erhalten, den dieser selbst angeboten hatte (obwohl es nach Severus' Vorstellungen über innerfamiliären Gehorsam nicht unbedingt angemessen war, seinem Vater vor den Augen des gemeinsamen Vorgesetzten zu widersprechen), stimmte den Kaiser nachdenklich.
Denn für den Kaiser gab es nur zwei Erklärungen, warum Serapio sich so verhielt. Der eine war, dass seine wortreichen Beteuerungen Lügen waren, mit denen er sich klammheimlich in eine Position bringen wollte, um seinen Dienstherrn unter Druck setzen zu können. Der zweite war, dass er alles genau so meinte, wie er es sagte. Dann zeigte er damit einerseits, dass er sehr von sich und seiner Familie eingenommen war und sich daher auch für unersetzlich hielt. Andererseits offenbarte er damit, dass er keine Ahnung von Politik und der harten Realität des Lebens hatte, wo jeder schnell herausfand, dass nichts unbedingt war: Kein Glück. Keine Macht. Keine Loyalität.
Beide Alternativen (und er wusste noch nicht, für welche er sich entscheiden sollten) waren Grund genug, ein tiefes Stirnrunzeln zu zeigen. Aber die Einsichten in politische Zwänge und Unvollkommenheiten jeder Position machten auch vor dem Kaiser nicht halt und so musste er doch eingestehen, dass die beiden Decimer bisher durchaus loyale und begabte Verwalter gewesen waren, die er trotz aller Unzulänglichkeiten gern in seinen Diensten sah. Daher blieb er bei einem versöhnlichen Ton, als er sich zu Serapios Worten Stellung bezog, noch ehe Livianus einen Rückzieher machen konnte: "Decimus, Decimus, ich habe bereits mehrfach gesagt und bezeugt, dass ich euch zutiefst vertraue: Ich habe deinen Vater über Jahre als meinen Stellvertreter in der Urbs bestellt. Manche möchten behaupten, im einflussreichsten Amt, das ein Senator inne haben kann. Ich plane dich zum Kommandeur meiner Leibgarde zu ernennen. Ich wäre ein Narr, wenn ich diese Position jemandem geben würde, dem ich nicht völlig vertraue. Denn beide Positionen allein würden für einen Verräter wohl ausreichen, mir das Leben schwer zu machen oder mich sogar heimtückisch zu ermorden."
Er kam seufzte. "Es ehrt dich ebenso, stets loyal zu dem gestanden zu haben, der in deinen Augen den legitimen Anspruch auf den Thron hatte, und ist auch ein entscheidender Faktor, warum ich dich für den geeigneten Mann für das für dich vorgesehene Amt halte. Doch weiß ich genauso, dass andere andere Vorstellungen von der Legitimität deines Kaisers hatten und beide Parteien haben gute und einleuchtende Gründe vorgebracht. Wie ich schon sagte, will ich diese Frage auch nicht entscheiden. Aber ich habe doch meine Lehren daraus gezogen und bin zu dem Schluss gekommen, dass auch Legitimität ein Gut ist, das nicht absolut ist. Ebenso Loyalität. Dein Vater wird dir in einer ruhigen Minute sicherlich weitere Beispiele dafür liefern können, wie oft in der Politik unverbrüchlich erscheinende Bündnisse brachen oder vermeintlich klare Rechtslagen plötzlich fraglich erschienen." Er sah versöhnlich zu Livianus, dem er gleich die Möglichkeit einräumen wollte, sich selbst zu äußern.
Zuvor galt es dem designierten Prätorianerpräfekt aber noch einen weiteren Aspekt vor Augen zu führen, den es in der Politik zu beherzigen galt. "Im Übrigen habe ich auch zu berücksichtigen, dass es nicht nur darum geht, was ich denke. Dir wird bewusst sein, dass deine Familie genauso umstritten ist wie jede der führenden Familien Roms. Wenn ich euch, Vater und Sohn, die beiden mächtigsten Posten Roms gebe, wird das Eifersucht und Misstrauen bei anderen sähen, die euch in weniger positivem Licht sehen. Und das würde letztlich auf mich zurückfallen." Die Prätorianer konnten den Kaiser schützen. Aber nicht vor allem.Ein wenig erschöpft von dieser kleinen politischen Lehrstunde fiel der Kaiser ein wenig in sich zusammen. Jetzt war es an der Gegenseite, Stellung zu beziehen. Er wollte beide Decimer im Dienste seiner Herrschaft, denn sie waren offensichtlich loyal und erfahren. Aber es ging nicht nur um sie, er musste auch andere Aspekte berücksichtigen.
-
Die schrecklichen Gerüchte über Iulia Torquata hatten selbstverständlich auch den Kaiser als ihren Tutor erreicht und erschüttert. Insofern konnte er die Bitterkeit in den Worten Dives' nachvollziehen, selbst wenn sie in einer Mahnung zur Eintracht verpackt waren, die ihm zusätzlich schmeicheln sollte.
Einer spontanen Eingabe folgend beugte er sich zurück, wo sein getreuer Privatsekretär bereit stand, der sich eifrig zu ihm herabbeugte und seinen geflüsterten Befehl entgegennahm. Er eilte davon und kam kurz darauf mit einigem Brot wieder, das er an den Aquilier, seine Gattin und seinen Sohn verteilte.
Das Brot in der Hand erhob Severus sich dann und ging zu Dives hinüber. "Ich danke dir, eine sehr ergreifende Rede." murmelte er dem adoptivkinderlosen Vater ins Ohr.
Dann drehte er sich zur Menge. Mit der Rechten hob er das Brot in die Höhe: "Wie Iulia Torquata mit ihren Schwestern das Heilige Feuer nährte, so möge dieses Brot in uns Frieden und Eintracht nähren. Denn am Ende leben wir nicht nur von der Nahrung, sondern auch von gegenseitiger Eintracht und wechselseitigem Respekt! Möge Iulia Torquata uns allen in guter Erinnerung bleiben!" Damit griff er zu dem Brot und nahm demonstrativ einen Bissen. Vielleicht nicht seine beste Rede, aber immerhin.
-
"Ich denke, vorerst sind wir ausreichend beschäftigt, nicht wahr?" erwiderte der Kaiser und lächelte (wieder einmal). Als sie dann selbst direkt wieder einen Vorschlag machte, hob er den Zeigefinger. "Ach ja, das könntest du noch in die Wege leiten." Als A Memoria war sie ja nicht zuletzt für die stetig wiederkehrenden Termine im Amtsjahr zuständig.
-
Mit so viel Entgegenkommen hatte der Kaiser nicht gerechnet. Aber vielleicht unterschätzte er wieder einmal den Einfluss, den er inzwischen einfach aufgrund seines Amtes genoss und der ihm entgegeneilenden Gehorsam einbrachte. Umso besser.
"Oh." entfuhr es ihm zuerst einmal etwas überrascht. Aber da er diesen Vorschlag auch selbst hatte einbringen wollen, konnte er recht schnell reagieren: "Natürlich möchte ich auch sehr ungern auf deine reiche Erfahrung verzichten, Decimus Livianus. Ich könnte dir daher anbieten, dich als Curator Rei Publicae einzusetzen und in meinem Namen ein Auge auf die Städte Italias zu haben. Ich habe kürzlich Germanicus Aculeo zum Curator Kalendarii ernannt, sodass ihr hier gewinnbringend kooperieren könntet." Er dachte kurz nach und fügte dann an: "Alternativ könntest du natürlich auch in Rom bleiben. Auch der Posten des Curator Aquarum ist vakant." Zwar besetzten schon ehemalige Aedile dieses Amt, aber früher waren es grundsätzlich Consularen vorbehalten gewesen, sodass es wohl keine Beleidigung war, es dem Consular vor ihm anzubieten. "Wie du sicher weißt." fügte er rasch an, da der Praefectus Urbi als Vorgesetzter über eine solche Lage ja sicher im Bilde war.
Während Livianus Zeit zum Nachdenken hatte, warf der Aquilier einen Seitenblick auf dessen Adoptivsohn, um seine Reaktion abzuschätzen. -
Severus Pius. Das klang an sich nicht schlecht. Aber war diese Aussicht es wert, einen Mann zu divinisieren, mit dem ihn nicht sehr viel verband. "Ich würde kurz einen Blick auf das Dossier werfen, bevor wir ihn einladen. Vielleicht brauche ich dann ja gar keinen Rat mehr." Er lächelte unter seinem sorgsam gepflegten Bart hervor. Es eilte ja auch nicht. Und vielleicht ließ sich stattdessen ja sein Vater unter die Götter schmuggeln. So wie Divus Traianus es damals geschafft hatte.
-
Severus starrte ernst geradeaus, während der Diener ihm die Informationen einflüsterte. Dann nickte er kurz. "Ich denke, Tiberius wird sich verspäten. Beginnen wir also schon einmal, wenn es keine Einwände gibt." Er sah lächelnd in die Runde und deutete dann auf die Tabulae in der Mitte des Tisches.
"Wie ihr seht, können wir auf einige Vorarbeiten zurückgreifen und einige von euch haben ja bereits an der letzten Sitzung teilgenommen." Er blickte zu der Vestalin und dem Iulier. "Könnte einer von euch beiden kurz die Ergebnisse zusammenfassen?" Vielleicht konnten sie dies ja auch gemeinsam übernehmen.
-
Der Kaiser strich sich durch den Bart und hörte nachdenklich zu. Die Worte des älteren Decimers schienen die Zweifel zerstreuen zu können. Doch war das hier doch eine ziemlich heikle Angelegenheit, in die er auf keinen Fall unbedacht einwilligen durfte. "Es ist natürlich beruhigend zu wissen, dass keiner von euch Ambitionen auf meine Position hegt." Er hob die Hand. "Aber nicht nur der Tiber ist ständig im Fluss: Was, wenn ihr nächstes Jahr eure Meinung ändert? Oder plötzlich einen Usurpator unterstützt, weil ihr ihn für geeigneter für den Kaiserthron haltet?" Das Gespräch war unangenehm, da der Aquilier alle Masken der Höflichkeit und des Republikanismus ablegen musste. Aber es ging hier nicht nur um ihn. Es ging um seine Familie. Seine Dynastie.
-
Der Kaiser folgte mit ernstem Gesicht dem Totenbett der Vestalin, neben sich die Augusta, gefolgt vom Caesar. Außerdem begleiteten ihn natürlich einige Praetorianer in zivil, die den Herrscher des Imperiums auch in stiller Trauer abschirmten.
Vor der Rostra angekommen nahm er auf dem für ihn vorgesehenen Sitz Platz, von wo aus er einen guten Blick auf das bereits ein wenig eingefallene Gesicht des vestalischen Mädchens hatte. Wie schade um dieses junge Leben.
-
Zitat
Original von Marcus Iulius Dives
Viel zu kurz währte der letzte Augenblick familiärer Zweisamkeit mit seiner Tochter, da erschienen bereits die ersten Trauergäste, die den kurzen Leichenzug vom Atrium Vestae bis zur Rostra des Forum Romanum begleiten würden. Schweren Herzens löste sich der Iulier von Torquata, ermahnte sich mehr als nur einmal zu innerer Stärke und Gefasstheit und begrüßte sodann den Augustus und seine Familia.
"Salve, Pontifex Maximus.", wählte er selbstredend jene Form der Anrede, die dem heutigen Anlass am angemessensten erschien. "Ich danke dir und deiner Familie für euer Erscheinen und dafür, dass du es überhaupt möglich gemacht hast, in dieser Form Abschied zu nehmen von..." Einen kurzen Moment hielt er die Luft an und gemahnte sich einmal mehr zu einem würdevollen Auftreten. "Torquata."
"Das ist doch selbstverständlich." antwortete der Kaiser auf die Dankesbekundigungen. "Ich bin sicher, Torquata wird einen Ehrenplatz unter deinen Ahnen einnehmen." Das Amt einer Vestalin war wohl auch alles, was eine Frau für ihre Karriere erwarten durfte.Nach und nach füllte sich das Atrium. Schließlich machte man sich auf den Weg. Der Kaiser folgte direkt hinter Dives und der engsten Familie dem Totenbett. Immerhin war er ja der dritte Vater der Verstorbenen.
-
Wieder nickte der Kaiser kurz. Die Sache war abgehakt. Nächster Punkt.
Sim-Off: Generell sollten alle wichtigeren Ernennungen und Verkündigungen mit meinem Siegel gezeichnet werden. D.h. Standeserhöhungen, Gesetze, Kommandeure, Behördenleiter etc. Du solltest nur nichts mit meiner Unterschrift siegeln, wo du nicht absolut sicher bist, dass ich es ohne Rückfragen unterschreiben würde
"Die Divinisierung von Valerianus?" Severus war tatsächlich überrascht. Der letzte Ulpier war nicht unbedingt für seine Tatkraft berühmt gewesen und letztlich wohl hauptsächlich deshalb in Erinnerung geblieben, weil er so hinterhältig ermordet worden war. Andererseits... "Womöglich sollte man dieses Thema aber einmal mit dem Pontifex pro Magistro diskutieren, sehr wohl. Du könntest zur Vorbereitung ein Dossier erstellen, was für und gegen eine Diviniserung spräche." -
"Ich bin sicher, wir werden uns in Kürze sehen." erwiderte der Kaiser und nickte seiner neuen Leibmedica nochmals zu.
Dann wandte er sich den beiden Herren zu und bedeutete ihnen, auf den Klinen Platz zu nehmen. Er selbst platzierte sich in ihrer Mitte und sah von einem zum anderen. "Ich habe euch beide eingeladen, weil ich eine Thematik mit euch besprechen möchte, die mich sehr beschäftigt."
Er machte eine kurze Pause und seufzte hörbar. "Ich stehe vor einem gewissen Dilemma: Es ist allgemein bekannt, dass wir einen neuen Praefectus Praetorio benötigen und ebenso, dass du, Decimus Serapio, diesen Posten nicht nur hervorragend ausgefüllt hast, sondern auch bestens geeignet wärst, ihn wieder zu besetzen. " Er sah wieder zu Livianus. "Nun haben wir aber das Problem, dass sein Vater, also du, werter Decimus Livianus, nicht nur sein Vater bist, sondern ebenso der Praefectus Urbi und damit der Kommandeur der zweiten großen Militäreinheit hier in Rom. Das wiederum bedeutet, dass ich, wenn ich Serapio zum Praefectus Praetorio mache, mein Leben und das von ganz Rom in die Hände von Vater und Sohn gebe." Er sah lauernd in die Gesichter seiner beiden Gäste. Damit waren sie direkt in medias res und er war gespannt, was die beiden Decimer dazu sagen würden.