Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Den Seitenhieb auf die ständig wandelbaren Verhältnisse bei den Cohortes Urbanae kommentierte auch der Kaiser mit einem Lächeln. Letztlich war es natürlich immer auch eine Frage des Bedarfs.


    Als Dives dann kurz auf seinen Stammhalter zu sprechen kam, nickte er. "Kinder sind ein Lichtblick in der Tristesse des Alltags. Und in diesem Alter kann man sie auch bedenkenlos der Amme überlassen, nicht wahr, Sergia?" Auch wenn kaum eine römische Matrone stillte, waren junge Mütter im ersten Jahr doch immer recht besorgt um ihre Sprösslinge. Aber mit zwei Jahren war doch die erste Hürde genommen. "Ich erinnere mich noch gut, als Appius in diesem Alter war." Wieder zog ein Lächeln über die Miene des Aquiliers.


    Schließlich führte Dives das Gespräch wieder weg von den Kindern und hin zu seinen Studien. Ob er sich für irgendetwas empfehlen wollte? "Bedauerlicherweise war ich noch nie in Rhodus. Aber ich hörte, dass die Rhetorik dort eifrig studiert wird. Wer war dein Lehrer?" Diesmal erhielt sein Stammhalter einen Seitenblick. Der hatte seine Studien zwar bereits abgeschlossen, aber vielleicht interessierte es ihn dennoch. Wer wusste schon, vielleicht würde der Kaiser seinen Sohn auch mit einer Aufgabe in Achaia betrauen, sodass er nebenher die großen Rhetoren und Philosophen hören konnte!

    Dass der Annaeer es dem Kaiser überließ, wann er wen zum Flamen erkor, quittierte dieser mit einem Nicken. Er würde vermutlich zuerst abwarten, wie Modestus sich als Praetor Urbanus schlug und dann entscheiden, ob es sinnvoll war, ihm eine Doppelbelastung aufzubürden.


    "Oh, tatsächlich?" bemerkte er dann zu Iulius Dives' Ambitionen. Der neue Kaiser schien die Senatorenschaft bereits jetzt zu inspirieren! "Das ist ja sehr erfreulich. Gibt es noch weitere Interessenten für diese oder jene Priesterämter?" fragte er dann in die Runde. Annaeus Modestus zumindest schien ja gut informiert zu sein.

    Mit halbem Ohr lauschte der Aquilier den Herkunftsangaben des Iuliers. Familien mit griechischen Wurzeln kamen im Ansehen direkt hinter den Italikern!


    Dann aber wandte er sich lieber dem letzten Thema zu. "Oh, richtig. Wenn ich mich recht erinnere, warst du der letzte senatorische Amtsinhaber dort." kommentierte der Kaiser laut. "Euer Sohn wird sich also wohl ein wenig weiter aus der Urbs wagen müssen, wenn er seine Karriere antritt. Wie geht es dem Kleinen?" Der Nomenclator hatte Severus allgemein informiert. Das genaue Alter und weitere Informationen zum Nachwuchs der Familie waren ihm allerdings entfallen.

    Der Kaiser lächelte. Die Sache mit den Flaminaten war eher scherzhaft gemeint gewesen. Immerhin wusste Severus, dass fast alle von ihnen eine patrizische Geburt erforderten, die der Purgitier nicht besaß. Aber der Miene des Consulars nach zu urteilen war dieser Scherz nicht recht angekommen, weshalb der Aquilier nicht weiter darauf einging.


    "Ein Pontifikat erscheint mir durchaus angemessen für einen verdienten Mann wie dich." Mit einem Seitenblick auf den annaeischen Senator fügte er dann an "Mir liegt der Cultus Deorum sehr am Herzen und ich begrüße es ausdrücklich, wenn auch die plebejischen Senatoren wieder größeres Interesse an den Priesterämtern entwickeln, als das bedauerlicherweise lange Jahre der Fall war." Natürlich standen diesen nicht alle Ämter offen. Aber auch auf denen, die nicht abgeschlossen waren, hatten in letzter Zeit vornehmlich Patrizier gesessen.

    "Es ist auf jeden Fall ein Gewinn für das Imperium." bemerkte der Kaiser auf die Spekulationen des Claudiers. Dann blickte er seiner Frau hinterher, die bereits mit den Damen Platz genommen hatte. Natürlich folgte nun auch er und zog die männlichen Gäste mit, um es sich auf den Klinen gemütlich zu machen.


    "Appius ist noch jung und meine Erhebung zum Princeps hat uns... nunja, gewissermaßen unerwartet getroffen." nahm er dann Bezug auf Menecrates' letzte Bemerkung. "Er hatte ja noch nicht einmal die Quaestur hinter sich gebracht, sodass es nun seine erste Pflicht ist, Erfahrung zu sammeln. Nicht wahr, Appius?" Er sah erwartungsvoll zu seinem Sohn. Immerhin konnte der Junge auch selbst sagen, was er für die nahe Zukunft plante.

    "Nun, ich hatte vermutet, dass das Collegium Pontificium mir einen glückverheißenden Termin empfehlen könnten." antwortete der Kaiser. "Und Rinder wären sicherlich angemessen. Soll die kaiserliche Finanzabteilung diese besorgen oder... übernimmt das ebenfalls das Collegium?" Die letzten Staatsopfer, die Severus als Consul und Salier vollzogen hatte, waren von seinem Stab vorbereitet worden. Da er nun aber wohl häufiger würde opfern müssen, interessierten ihn die Rahmenbedingungen nun doch ein wenig mehr.

    "Das wäre ausgesprochen freundlich, Annaeus!" antwortete der Kaiser und nickte. "Sicherlich wird es in den kaiserlichen Archiven ebenfalls Informationen geben, doch können Ergänzungen niemals schaden. Mein Dank wird dir sicher sein!"


    Das Amt des Flamen Divorum, nicht selten in den Händen der kaiserlichen Familie. Doch Bala hatte derzeit wohl noch andere Sorgen. "Ich denke, dass die Übernahme dieses Flaminats durch dich eine gute Idee wäre, gerade wenn du dich jetzt bereits um die kaiserliche Familie verdient machst. Ich nehme an, du würdest dieses Amt nach deiner Praetur anstreben?" Dann aber überraschte Modestus den Kaiser aber doch noch. "Consular Purgitius, du ebenfalls? Ich fürchte, die Flaminate sind nun bereits alle besetzt. Welches Amt würde dir vorschweben?"

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Princeps, ich wollte noch ein anderes Thema ansprechen. Wie ich von deiner Kanzlei gehört habe, hast du meiner Bitte stattgegeben und willst nun bald ein Lustrum zelebrieren. Die Kanzlei schrieb auch, dass du meine Unterstützung dabei wünschst. Darf ich fragen in welcher Kapazität? Natürlich beteilige ich mich sehr gerne an dieser Sache. Ich trage mich ohnehin mit dem Gedanken bald wieder ein religiöses Amt zu übernehmen." Damit kam Modestus auf ein anderes Thema zu sprechen, das ihm wichtig war. Der Cultus Deorum. Es würde sich kaum eine bessere Gelegenheit finden, um seine Ambitionen im Hinblick auf das Amt des Flamen Divorum anzusprechen. Dass Flavius Gracchus ihn bereits für dieses Amt empfohlen hatte, wusste er natürlich nicht.


    Der Kaiser horchte auf, als Modestus ziemlich abrupt das Thema wechselte und ihn direkt ansprach. Dass es sich dabei ohnehin um eine Angelegenheit handelte, die er früher oder später selbst angesprochen hätte, machte diesen Wechsel jedoch durchaus willkommen: "Nun, formell bin ich natürlich als Censor dafür verantwortlich. Da die Zahl der bisher von mir vollzogenen Lustra sich allerdings sehr beschränkt-" Er lächelte. Kaum jemand konnte sich ja überhaupt noch recht an das letzte Lustrum erinnern. "-hatte ich gehofft, dass du mir bei der Vorbereitung und Organisation ein wenig zur Hand gehen könntest. Du verfügst ja bereits über reiche Erfahrung, wie jedem bekannt sein dürfte. Und bist durchaus ambitioniert, wie der Pontifex pro Magistro mir bereits mitteilte."

    Nachdem in einer ersten Sitzung noch Ergänzungsvorschläge zur Lex de Imperio des Severus gemacht worden waren, erschien der Kaiser einige Zeit später mit einem neuen Entwurf:


    "Senatoren, patres conscripti, meine Rechtsabteilung hat einen neuen Entwurf für meine Lex de Imperio vorgelegt, die mein Quaestor verlesen wird:" Pflichtschuldig erhob sich der Quaestor Principis und begann zu lesen:

    Lex Aquilia de Imperio


    Auf Beschluss des Senats und des Volkes von Rom werden dem Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus folgende Rechte und Vollmachten zugesprochen:


    I. Er erhält das Imperium Proconsulare Maius über alle Provinzen des Reiches und führt das Oberkommando über das gesamte Exercitus Romanus. Außerdem amtiert er ständig als Proconsul für die Provinzen Alexandria et Aegyptus, Alpes Cottiae, Alpes Graiae et Poeninae, Alpes Maritimae, Aquitania, Belgica, Britannia, Cappadocia, Cilicia, Dacia, Dalmatia, Epirus, Galatia, Gallia Lugdunensis, Germania Inferior, Germania Superior, Hispania Tarraconensis, Iudaea, Lusitania, Lycia et Pamphylia, Mauretania Caesariensis, Mauretania Tingitana, Moesia Inferior, Moesia Superior, Noricum, Pannonia Inferior, Pannonia Superior, Raetia, Syria und Thracia und hat das Recht dort nach seinen Wünschen Statthalter einzusetzen.


    II. Es erhält alljährlich die Tribunicia Potestas für die Stadt Rom. Damit stehen ihm alle Rechte eines Tribunus Plebis zu, ohne dass ein Veto gegen seine Maßnahmen durch die amtierenden Tribuni Plebis möglich ist.


    III. Er amtiert ständig als Censor ohne Amtskollege. Insbesondere obliegen ihm damit die Aufnahme von Personen in den Senat oder unter die Equites und ins Bürgerrecht. Auch erhält er das Recht, Familien unter die Patricii Gentes zu erwählen, wie es Divus Augustus und seinen Nachfolgern erlaubt war.


    IIII. Er hat das Recht Verträge im Namen des Senats und des Volkes von Rom zu schließen, so wie es Divus Augustus und seinen Nachfolgern erlaubt war.


    V. Er hat das Recht, Senatssitzungen abzuhalten, Anträge zu stellen und zurückzuweisen, Senatsbeschlüsse durch Antrag und Abstimmung herbeizuführen, so wie es Divus Augustus und seinen Nachfolgern erlaubt war.


    VI. Die Personen, die sich um ein ziviles oder militärisches Staatsamt bewerben und die er dem Senat und dem römischen Volk offiziell empfiehlt, sollen bei allen Wahlen außer der Reihe berücksichtigt werden.


    VII. Er erhält das Recht, die Grenzen des Pomerium und des Imperium Romanum auszudehnen und vorzuschieben, wenn es nach seiner Ansicht im Interesse des Staates liegt.


    VIII. Er erhält das Recht, kraft seiner Cognitio Extraordinaria jeden Prozess eines Iudicium Privatum oder Publicum an sich zu ziehen, Richter nach seinem Dafürhalten einzusetzen. Urteile dieser Gerichte kann nur der Imperator Caesar Aquilius Augustus aufheben.


    VIIII. Er erhält das Recht, alle Maßnahmen einzuleiten und durchzuführen, die nach seiner Ansicht im Interesse des Staates liegen und angemessen sind, so wie es Divus Augustus und seine Nachfolger hatten.


    X. Er ist von der Beachtung der Gesetze und Plebiszite entbunden, an die Divus Augustus und seine Nachfolger nicht gebunden waren, und ihm soll alles erlaubt sein, was Divus Augustus und seine Nachfolger erlaubt war.


    XI. Alle Entscheidungen, die vor diesem Gesetzesantrag durch den Imperator Caesar Aquilius Augustus, auf seinen Befehl oder in seinem Auftrag erfolgten, ausgeführt, beschlossen oder befohlen wurden, werden für rechtmäßig und gültig erklärt, wie wenn sie durch den Senat und das Volk von Rom erfolgt wären.


    Sanctio:
    Verstöße gegen die Leges, Plebiscita und Senatus Consulta, die aufgrund dieser Lex erfolgten oder erfolgen, können nicht rechtlich verfolgt werden.


    "Wie ihr gehört habt, wurde die Cognitio Extraordinaria nun als eigener Abschnitt eingeführt. Gibt es noch Einwände gegen diesen Text? Sonst würde ich ihn zur Abstimmung stellen."

    "Dann gib das an den A Memoria, genau. Wenn er sich bewährt hat oder weitere Fürsprecher auftreten, werden wir die Sache erneut auf die Tagesordnung setzen." entschied der Kaiser und spielte gedankenverloren an seinem goldenen Medaillon. Er hasste es, Dinge aufschieben zu müssen.


    "Kannst du mir die Kandidaten kurz vorlesen?" fragte Severus, der kein großer Freund des Selbstlesens war. Nachdem er die Namen einmal gehört hatte, nickte er jedoch "Dann stelle mir die jeweils von der Kanzlei empfohlenen Kandidaten kurz vor. Kurz bitte." Einerseits war es wichtig, die Equites im Reich ein wenig im Auge zu behalten und immer wieder einmal etwas über individuelle Karrieren zu hören. Andererseits war die Zeit des Imperators knapp bemessen.

    Nachdem der Großteil der Salier sich einverstanden erklärt hatten, nickte der Kaiser zufrieden. "Ich danke euch für eure Unterstützung. Ich hoffe, dass ihr sie sogleich zur Geltung bringen werdet und persönlich bei euren jüngeren Verwandten für diese ehrenwerte Sodalität werbt." Ein eindringlicher Blick ging in die Reihen.


    "Dann können wir uns nun mit unseren eigentlichen Aufgaben befassen." Er blickte zu einem der älteren Sodales, der den Kalender führte. Dann ging die Sitzung ihren gewohnten Gang.

    Zu den Bemerkungen des Annaeers nickte der Kaiser zustimmend. Da es im Grunde bereits Gewohnheitsrecht war, war es höchste Zeit, diese Praxis rechtlich zu kodifizieren. "Was konkret strebt dir bei der Strafverfolgung vor? Unter Aelius Quarto wurde ja der erste Schritt begangen mit der Abschaffung der Advocatio Imperialis." Der Aquilier erinnerte sich noch gut an die damalige Diskussion. Hatte nicht Tiberius Durus damals den Antrag gestellt? "Möchtest du die Stammeinheiten nun ebenfalls aus dem Gesetz streichen?"

    Offensichtlich handelte es sich bei den Fabii um eine Aufsteigerfamilie, die aber inzwischen zum Reichsadel zählte. Das erhöhte die Chancen dieses Valens natürlich. An ein Gespräch mit den Annaeer darüber konnte er sich allerdings gerade nicht erinnern. "Nun, ich bin ein wenig unschlüssig. Vielleicht sollten wir abwarten, wie er sich als Gehilfe von Duccius schlägt. Oder gibt es weitere Fürsprecher?" Von einem Patron hatte der Notarius ja nichts erwähnt, wenn Severus sich recht erinnerte.