Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    "Sehr gut!" stellte der Kaiser fest. Innerlich fragte er sich, ob das nicht ein Fall für die Finanzabteilung gewesen wäre. Aber wo er den Curator Calendarii schon vor sich hatte... "Wir planen übrigens den Bau eines Aquaedukt, um die Wasserversorgung Roms sicherzustellen. Ich hoffe, dass die Cura Italiae dafür sorgt, dass die angrenzenden Gemeinden uns unterstützen!" Dafür hatte man ja eine kaiserliche Gemeindeaufsicht...

    Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte der Kaiser wahrscheinlich verschmitzt gegrinst, als die Vestalin auf das Verführungspotential seiner Garde anspielte. Er persönlich fand zwar auch manche ältere Veteranen noch recht knackig. Aber er nickte.


    "Na, vielleicht war es auch schlicht eine Einzeltäterin." versuchte er dann die beiden Schwestern zu beruhigen. "Bis dahin werde ich einige Männer abstellen, die euer Atrium bewachen."

    Der Kaiser lächelte gequält. Er erinnerte sich natürlich an das Gespräch mit Heius und auch, was er damals gesagt hatte. Eine feste Zusage war es aus seiner Sicht nicht gewesen. Und seine Finanzabteilung hatte ihm danach auch gehörig auf den Deckel gegeben!


    Als der Claudier sich aber abfällig über den Praefectus Praetorio äußerte, horchte der Augustus auf. Natürlich standen die beiden Präfekten in Konkurrenz. Aber es war gut zu wissen, was zwischen den beiden vorfiel: "Was meinst du? Gibt es Unstimmigkeiten zwischen ihm und dir?"


    Dann folgte endlich das Konzept, das eigentlich recht leicht verständlich war. Auch die Standorte leuchteten ein. "Es ginge also im einen Fall um zwei Stationes in der Subura, respektive Regio IV." So weit, so gut. "Und jede dieser Stationes soll eine Kohorte aufnehmen?" Fragend sah er den Claudier an. Wenn er dafür eine Vigiles- und eine Urbaner-Kohorte brauchte, lag diese Rechnung auf der Hand. "Dafür wären ja zwei ganz schön große Stationes erforderlich..." Nachdenklich strich sich Severus durch den Bart. Er hatte selbst genug Zeit in den Provinzen verbracht um zu wissen, welche riesige Fläche ein Kohortenkastell einnahm.


    Die erweiterte Lösung leuchtete dem Kaiser ebenfalls sofort ein. Er hatte sich schon früher gedacht, dass die zentrale Unterbringung aller Stadtsoldaten ganz am Ostrand strategisch nicht ideal war. Zumal beispielsweise die Spielstätten eher im Zentrum und im Westen der Urbs lagen. "Die Idee einer dezentraleren Unterbringung finde ich gut." Er deutete auf den Standort am Marsfeld. "Unabhängig von einer Aufstockung der Truppe wäre das absolut überlegenswert. Zumal dort das Platzproblem nicht ganz so groß ist wie mitten in der Stadt." Natürlich war der Campus Martius seit Jahrhunderten nicht mehr das freie Feld, das es ursprünglich gewesen war. Aber es war weniger kritisch als im dichtestbesiedelten Gebiet Roms!


    Zuletzt fixierte der Augustus den Optio, den Menecrates bei dieser Gelegenheit erwähnte. Offensichtlich ein Mann mit "Fronterfahrung". Er nickte anerkennend, stellte aber keine Frage. "Ich bin zwar gespannt, ob das Experiment aufgeht, aber sicherlich ist die Subura ein Problemgebiet, dem die erste Aufmerksamkeit gelten muss." fasste er stattdessen seine Meinung zusammen.

    Die Reaktion des Flaviers entsprach dem, was der Kaiser erwartet hatte. Er war nicht in aller Tiefe vertraut mit dem Cultus Deorum. Aber wenn das Haupt der Vestalinnen ermordet wurde, war dies eine ernste Sache. Eine sehr ernste.


    Glücklicherweise war der Pontifex pro Magistro Profi genug, um sofort eine Reaktion parat zu haben. Ein großes Opfer, natürlich! Und als der Flavier erläuterte, was zu tun war, erinnerte sich der Augustus sogar selbst an die denkwürdige Zeremonie. "Ich erinnere mich..." bemerkte er daher zwischendurch. Er hatte damals einen schwarzen Stier auf den Schultern getragen. Was für eine Plackerei das gewesen war!


    Doch dass man das würde organisieren können, war keine Frage. Die spannendere Frage war das nächste Thema, das sein Berater ansprach. "Die Cohortes Urbanae ermitteln noch. Ich werde mir vom Praefectus Urbi persönlich Bericht erstatten lassen, sobald etwas bekannt ist."Mehr konnte er nicht tun. "Davon wird abhängen, wie wir politisch reagieren können."


    Einen Moment schien er nachzudenken und strich sich durch den Bart, dann wischte er die Gedanken mit einer Geste beiseite. "Ich benötige die Unterstützung des Collegium Pontificium, um diese Zeremonien durchzuführen. Dazu brauche ich Informationen, was weiter zu tun ist. Die Vestalinnen haben schon berichtet, dass die freie Stelle nicht sofort zu besetzen ist. Wir benötigen aber eine Nachfolgerin, nehme ich an?" Er hoffte, dass Flavius Gracchus ihm hier ebenfalls weiterhelfen konnte. Vielleicht sogar mit einer Personalempfehlung.

    Der Kaiser war erleichtert, dass er sich nicht selbst um die Bestattung kümmern musste. Eine Laudatio Funebris würde sich wohl kaum vermeiden lassen, aber immerhin übernahmen die Vestalinnen den organisatorischen Teil, wie es schien.


    Der nächste Schritt traf ihn dann aber wieder so unvorbereitet wie die Nachricht vom Tod der Decima. Liktoren erhöhen war eine schwierige Sache: Immerhin bedeutete die Zahl der Liktoren auch den Rang der begleiteten Person! Soweit er wusste, hatte kaum ein Priester mehr als einen Liktoren. Wenn er da nun die Vestalinnen begünstigte, könnte sich ein Flamen oder dergleichen beschweren... "Die Bestellung eines Liktoren ist nicht so einfach, denke ich. Ich kann aber einige Praetorianer in zivil entsenden, die das Atrium Vestae diskret bewachen und euch begleiten können." schlug er daher vor. Prätorianer waren sowieso effektiver und weniger in die traditionelle Ordnung des Staates eingebunden. Und damit flexibler!

    "Das heißt aktuell bist du nicht offizieller Eigentümer von genügend Landbesitz. Deine Familie besitzt zwar genügend, aber eben nicht du als Privatperson?" fragte der Augustus, um sicherzugehen, dass er den Germanicer richtig verstanden hatte. Hätte Aculeo nicht so offensiv darauf hingewiesen, hätte sich vermutlich niemand daran gestört!


    Severus strich sich nachdenklich durch den Bart und betrachtete wieder den goldenen Ring in der Hand Aculeos. "Wenn du davon ausgehst, dass du deine Verwandten dazu bringen kannst, dir in absehbarer Zeit wieder Land zu überschreiben, würde ich sagen, dass wir es einfach beim Status quo belassen..." stellte er schließlich klar. "Wenn du dir da nicht so sicher bist, müssten wir dich beim nächsten Census von der Liste der Equites streichen, bis du die Voraussetzungen wieder erfüllst." Das war zumindest der formal korrekte Weg. Und wenn er allzu freigiebig war, würde sich das herumsprechen und alle würden den Kaiser bitten, bei ihm eine Ausnahme zu machen! Abgesehen davon konnte er sich schon vorstellen, wer alles aufschlagen würde und sich beschwerte, dass irgendwelche Habenichtse den Ritterring trugen! Andererseits würde wohl kaum jemand zweifeln, dass die Germanici reich genug waren, um ein standesgemäßes Leben zu führen.

    Der Kaiser runzelte die Stirn, als Menecrates von zwei Kohorten sprach. Beim Conventus war noch von zwei bis drei Prätorianer- und einer Urbaner-Kohorte die Rede gewesen. "Du bräuchtest also eine Kohorte Vigiles und eine Urbaner." stellte er nachdenklich fest. Das war im Rahmen, dann würden die Prätorianer eben etwas weniger Zuwachs bekommen. Falls das Konzept passte!


    Als der Claudier dann den Mordanschlag erwähnte, brummte Severus nur "Über den Tod der Vestalis Maxima sollten wir auch noch sprechen." Er stellte sich darauf ein, endlich eine vollständige Präsentation zu bekommen. Aber noch immer machte der Präfekt es spannend: "Beginne mit der Vollversion deines Konzeptes und nenne dann die Abstriche bei der Sparversion." Anders würde er kaum entscheiden können, was sich dem Fiscus und dem Senat besser verkaufen ließ!

    "Stärkung kann er nur erhalten, wenn er zu sich kommt." Sie wollte sich nicht verteidigen und tat es doch. Sie wollte aus diesem Alptraum aufwachen, aber es misslang, weil der Angsttraum der Wirklichkeit entsprach.

    Was auch immer sie antrieb, sie setzte einen Fuß vor den anderen und funktionierte. Bei der Amme angekommen, sprach sie mit leiser Stimme. "Ich will den Medicus hier haben, sofort!"

    Anschließend schlich, teils taumelte sie zurück zum Bett ihres Kindes, wählte die gegenüberliegende Seite und setzte sich an den Rand. Ihr Herz verriet, dass ihr Junge heute wohl nicht mehr zu sich kam. Ihre Hand umfasste seine, die gänzlich ohne Körperspannung war. Mit der zweiten Hand strich sie die kleinen Finger in jene Haltung, die sie einnehmen würden, wenn er zufassen würde. So verharrte sie, bis der Medicus kam.

    Zufrieden stellte er fest, dass Serena ihren Fokus wieder auf den Jungen richtete. Das war in jedem Fall besser als das Grübeln über eigene Verfehlungen!


    Er sah noch einmal besorgt auf den kleinen Jungen, dann wieder im Raum herum. Erst jetzt bemerkte er, dass die Augusta und die Amme beide furchtbar übernächtigt aussahen. "Die Amme und du sollten sich abwechseln. Ihr braucht auch Schlaf."
    Er selbst konnte nichts tun, wie ihm bewusst wurde. Weder hatte er medizinisches Wissen, noch konnte er mit der mütterlichen Liebe der beiden Frauen konkurrieren, um den kleinen Caesar zu stärken. "Ruft mich, wenn es etwas Neues gibt!" stellte er daher fest und verließ den Raum, wobei er sich mit dem Medicus die Klinke in die Hand gab.


    Der Medicus drängte sich zwischen die Augusta und das Kind, schob dabei die Mutter zur Seite, da sie ohnehin nichts mehr tun konnte, falls er mit seiner Vermutung was geschehen war richtig lag. Schnell, jedoch äusserst professionell suchte er nach einem Puls und dies nicht bloss an einer Stelle, sondern gleich an verschiedenen Orten. Ebenfalls versuchte er, jede noch so kleine Atembewegung zu erhaschen, doch es war nichts mehr zu spüren und zu sehen.


    Tiberius Aquilius Iulianus weilt nicht mehr unter uns. Er ist auf dem Weg zu den Göttern, mögen diese seiner Seele gnädig sein.

    Der Kaiser war noch nicht in seinem Officium angekommen, als ihm ein Sklave hinterherkam und die schreckliche Diagnose des Medicus verkündete. Als er in den Raum zurückkehrte, war Veturia Serena bereits zusammengeklappt. Ohnehin eilte Severus zunächst an das Totenbett, wo in diesem moment niemand Wache hielt.


    Noch sah der Kleine recht lebendig aus, doch als sich der Kaiser hinabbeugte, bemerkte er sofort, dass der Brustkorb abgesackt und kein Atem zu spüren war. Seine Beziehung zu Iulianus war nicht sehr innig gewesen. Doch der Tod dieses kleinen Menschleins rührte den Herrn der Welt trotzdem an. Es war immerhin sein Sohn! Mit beiden Armen umfasste er das Köpfchen und drückte seine bärtige Wange an das zarte, leblose Gesicht. Tränen füllten seine Augen. Mit einem Kuss saugte er den letzten Atemzug aus dem leblosen Mund, wie es die Tradition verlangte.


    Kurz war er versucht, aufzuschreien und sich der Agonie hinzugeben. Wie befreiend würde es sein, den Schmerz herauszubrüllen!

    Dann aber gewann er die Fassung zurück. So wie damals in Dacia auf dem Schlachtfeld. Sicher, sein kleiner Sohn war tot. Aber herumzuschreien, zu weinen und zu klagen würde ihn nicht lebendig machen. Am Ende nützte es nichts. Und er war der Pater familias. Er musste für seine Frau, für seine Familie sorgen. Und nebenbei noch für ein ganzes Imperium!


    Mit fahrigen Bewegungen rappelte der Kaiser sich auf. Mit Daumen und Zeigefinger wischte er sich die aufkommenden Tränen aus den Augen. Dann atmete er zweimal durch. Dann ein drittes Mal. Und dann hatte er sich wieder unter Kontrolle: "Ich brauche Geld für den Fährmann! Einen Aureus!" Etwas geringeres hatte sein Sohn nicht verdient.


    Erst danach registrierte er, dass die Amme und mehrere Sklaven um die kollabierte Augusta knieten und standen und nervös auf sie einredeten. "Was ist mit ihr?" fragte er den Medicus, der ihre Vitalfunktionen untersuchte.

    "Die Nerven. Sie braucht nur ein wenig Ruhe." stellte der Arzt fest. Severus nickte. Er brauchte auch Ruhe. Oder vielleicht viel Arbeit. Das würde vom Schmerz ablenken.

    "Die eine Kohorte mehr sollte möglich sein, mehr nicht." antwortete der Kaiser. "Bei den Cohortes Praetoriae bin ich noch am Feilschen." Diese Einheit war immerhin die teuerste! "Wobei ich all das noch mit dem Senat besprechen möchte. Um die Herren Senatoren überzeugen zu können, brauche also zwei Dinge:

    1. ein gutes Konzept, das die Aufstockung nötig macht

    2. belastbare Zahlen, was diese Aufstockung für die jeweiligen Einheiten kostet."

    Er zählte mit den Fingern und streckte nach kurzem Innehalten noch einen dritten Finger:

    "3. natürlich ein Finanzierungsangebot, wie wir das ganze bezahlen. Also drei Dinge. Aber das letzte soll aber deine Sorge nicht sein." Er lächelte. Obwohl es gar nicht zum Lachen war, denn der A Rationibus war meistens unerbittlich und hatte die Zahlen auf seiner Seite!

    "Mir wurde schon zugetragen, dass die Götter nichts gegen den Wiederaufbau der Statio haben." erklärte er dann. Die Einholung von Auspizien mitten auf dem Capitolium ließ sich immerhin nicht geheimhalten. "Dann bin ich natürlich auch der letzte, der etwas dagegen hat. Wenn ihr ein Sicherheitskonzept habt. Ich will die Blamage vom letzten Mal nicht noch einmal erleben!

    Also gerne mehr: Was heißt "dezentral stationieren" konkret? Wie bleiben die verteilten Milites schlagkräftig und wie können sie sich besser vor Angriffen wie dem letzten schützen?" Es gab wirklich viele Fragen zu klären!

    Tatsächlich war der Kaiser bereits in sein Officium gekommen, um von dort aus ein paar Schreiben aufsetzen zu lassen. Als der Pro Magistro endlich eintrat, bedeutete er ihm mit einer Geste, auf dem Stuhl vor ihm Platz zu nehmen.


    "Flavius, sehr gut!" lobte er das schnelle Erscheinen seines Oberpriesters. "Es geht um eine sehr delikate... Angelegenheit. Vielleicht hast du auch schon davon gehört." Er versuchte in den Augen des Pontifex zu lesen, ob er diesbezüglich etwas ahnte. Immerhin ermittelten die Cohortes Urbanae bereits und wenn jemand Gerüchte über die Vestalinnen schnell erreichten, dann wohl einen Pontifex!


    Angesichts des Ernsts der Lage verzichtete er aber auf ein Ratespiel: "Die Virgo Vestalis Maxima wurde ermordet. Wir wissen noch nicht sehr viel über die Hintergründe und haben deshalb versucht, die Sache geheim zu halten. Du bist der erste der Pontifices, den ich darüber informiere." Er sah den Flavier fragend an. "Kriminalistisch wird der Fall bereits bearbeitet, aber was kultisch zu tun ist, da habe ich keine Ahnung!"

    "Gut." Der Kaiser war mit dieser Aussage zufrieden. "Dann warten wir auf Vesta." Was immer das hieß.


    Er spielte nachdenklich an seinem Mercurius-Medaillon. Der Gott des Handels war ihm immer näher gewesen als die Herrin des Herdfeuers. "Das heißt ich sollte eine Grabrede vorbereiten und ihr informiert mich, wann und wie das Funus publicum stattfindet. Und ich sorge dafür, dass der Fiscus das nötige Geld locker macht." Er sah zu seinem Privatsekretär, der eine entsprechende Notiz machte. "Oder muss ich noch etwas tun?"

    Der Kaiser hatte vieles erwartet. Das war ihm noch nie passiert! Wenn ein Eques seinen Census nicht mehr erfüllte, stellte das normalerweise der Census fest und die Insignien eines Ritters wurden klammheimlich eingezogen. Dass jemand sich extra einen Termin beim Kaiser geben ließ, war ungewöhnlich. Ziemlich ungewöhnlich!


    "Was soll das heißen, Germanicus?" fragte er daher ein bisschen perplex. "Die Germanici sind doch eine wohlsituierte Familie! Vor nicht allzu langer Zeit hat Senator Germanicus Avarus zu den reichsten Männern Roms gezählt! Und da gibt es nicht mehr genug Land, um deinen Ordo zu erhalten?" Die Details waren dem Augustus nicht geläufig. Sein Nomenclator hätte ihm sicherlich Genaueres zur Vorbereitung mitgeteilt, hätten sie gewusst, was auf sie zukam.

    Das Salutieren des Optios hatte der Kaiser kaum zur Kenntnis genommen. Ständig grüßten und salutierten irgendwelche Leute vor ihm. Er musste sich auf die Wichtigsten von ihnen fixieren. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Aussagen des Praefectus Urbi.


    "Das hört man gern!" antwortete er schließlich am Ende. "Ich habe auch wie versprochen mit der Finanzabteilung gesprochen. Die gute Nachricht: Wir können die Stadteinheiten moderat aufstocken. Die schlechte Nachricht: Wir werden uns das Geld dafür irgendwo aus den Rippen schneiden müssen!"

    Das war der Zwischenstand. "Aber fahre ruhig fort: Wie sieht dieses Konzept aus?"

    Ein Fingerzeig der Götter? Severus verstand nicht. Auch nicht, als Serena weiter ausholte und von göttlichen Zeichen zu sprechen begann. Er ehrte die Götter, ihre Zeichen und Regeln waren ihm aber nie besonders verständlich gewesen. Deshalb war er froh, Experten für diese Fragen zu haben. Er selbst traute sich kein Urteil zu, ob ein Opfer akzeptiert wurde oder nicht. Und einer Mutter, deren Sohn gerade mit dem Tod rang, schon gar nicht!


    Er zwang sich daher zu einem Lächeln. "Noch ist Iulianus nicht tot! Er wird es schaffen!" antwortete er trotzdem und sah auf den Jungen herab. Zärtlich strich er ihm über das Haar. "Er ist ein Aquilius!" Gerade eben erst hatte er den Jungen in diesem Zustand zum ersten Mal gesehen. Er war nicht bereit aufzugeben!


    Wieder wendete er seinen Blick der Kaiserin zu. "Hör auf, dich mit dir zu befassen! Kümmere dich lieber um deinen Sohn!" Tatsächlich hatte der Kaiser bisher wenig Zeit mit dem kleinen Jungen verbracht. Mit Appius war es anders gewesen. Er war sein Erstgeborener gewesen, er war "nur" Senator gewesen und hatte wesentlich mehr Zeit gehabt. Iulianus war eher in Obhut der Ammen oder der Augusta gewesen. Was aber nicht hieß, dass Severus nicht an ihm hing. Das Selbstmitleid und der Aberglaube seiner Gattin (so deutete er es) konnte er in dieser verzweifelten Situation nicht gebrauchen!

    Ein bisschen irritiert schaute der Kaiser drein, als die Valeria vom "Aufräumen" des Tatorts sprach. Es klang unwürdig, eine Virgo Vestalis Maxima auf diese Weise zu entsorgen. Gut, dass die Urbaner dazu gekommen waren!

    "Die Cohortes Urbanae werden Diskretion wahren. Ihr werdet in allen Fragen mit ihnen kooperieren!" bestimmte er schließlich. Ob das den kultischen Regeln entsprach, wusste der Augustus nicht, aber dass man die Mörderin identifizieren musste, um eine angemessene Reaktion zu zeigen, lag auf der Hand. "Ich werde die Pontifices einschalten, um zu klären, welche kultischen Folgen dieser feige Mord hat."
    Severus seufzte. Er hatte niemals gedacht, dass er zweimal in seinem Leben die Ermordung einer Virgo Vestalis Maxima hätte erleben müssen. Und schon gar nicht als Pontifex Maximus!

    Aber er musste die nächsten Schritte planen: "Wir werden diese Sache langfristig nicht geheimhalten können. Wir werden ihren Tod also offiziell bekannt geben müssen. Am besten wäre es, wenn wir dann auch schon einen Schuldigen präsentieren können!"

    Der Kaiser kam nicht lange nach der Ankunft der beiden. Er trug keine Toga, nur eine Tunica und sein Medaillon. Das hier war ein Arbeitstreffen.


    "Salve, Claudius!" begrüßte er den Präfekten. Den Optio hielt er für einen Sekretär, der keiner weiteren Aufmerksamkeit bedurfte.


    Er ließ sich in seinen Scherenstuhl fallen. "Die Liste unserer Themen ist lang: Was gibt es Neues zur Subura?" Menecrates war kein großer Plauderer, das wusste Severus bereits.