Beiträge von APPIUS AQUILIUS BALA

    Bala nickte verstehend und wandte sich an Lepidus. Er zog ihn ein wenig mit sich zur Seite und meinte, Ich reise ab Lepidus, ich bringe den Aquila der XXII nach Mogo, sehe mir die Arbeiten am Limes an,...dann werde ich mich auf den Weg in mein Exil machen,... er lächelte und legte Lepidus die Hand auf die Schulter. Nur die Ruhe mein alter Freund...ich gehe nach Cappadokia, befriede das Land, verjage diverse Steppenreiter und sichere den Weg diverser Waren um den Reichtum verschiedener Senatoren zu mehren. Ein leicht spöttischer Zug lag auf seinem Gesicht. Er erblickte Bassus und winkte ihn zu sich.

    Bassus trat ein wenig verschüchtert näher wie es schien.

    Nun, es sieht so aus als hätten wir den gleichen Weg,...wir werden zusammen reiten, wenn du nichts dagegen hast?!

    Bala ritt mit seiner Begleitturma vor das Haus. Er staunte nicht schlecht als er dort einige Equites warten sah. Wie seine Begleiter trug er die Felduniform der Praetorianer. Er glitt aus dem Sattel und trat zu Antigonos. Salve Tigono, wer sind die Equites und warum tragen sie innerhalb Romas Waffen?

    Bala hob die rechte Hand. An seinem Ringfinger prangte schwer und golden der Caesarenring. Movemini Furius,...movemini. Er schritt an den Decurio vorbei und klopfte ihm auf die Schulter. Ich brauche loyale Männer und einen loyalen Kameraden Furius. Er nahm in einem Scherenstuhl platz und nickte den Sklaven zu ihm und dem Decurio einen Becher Vinum zu reichen.

    Er hob den Becher und meinte vielsagend lächelnd. Salute, Furius, ich weiß, daß du schon unter meinem Vater in der Legio gedient hast, nun ist es an der Zeit mit seinem Sohn in ein Abenteuer zu ziehen,...Germania ist nur der Anfang der Missio, wir werden nach Cappadoccia ziehen, wo ich als Statthalter die Interessen des Imperiums wahren und mehren werde.

    Er bot Furius keinen Stuhl an, es gehörte sich nicht und es war auch sehr schwierig in einer Prunkrüstung unter voller Bewaffnung stilsicher zu sitzen. Halte deine Männer also bereit, wir werden ohne Tross reiten, nur das Nötigste. Ich hoffe in drei Wochen in Germania zu sein, eine Woche Aufenthalt, dann geht es weiter nach Cappadoccia. Die Etappen werden sich an den Castellen orientieren. Die Route ist ausgearbeitet und die Castelle informiert, daß ein Inspekteur kommt. Niemand weiß wer kommt, Furius,...niemand soll es wissen.


    Bala nickte dem Terentier zu. Er war der dienstälteste Decurio bei den Praetorianern. Ein harter Mann, bereit Befehle auszuführen. Ein Mann den er brauchen würde, ebenso wie seine Männer. Er nahm den Aquila entgegen und legte ihn auf einen Tisch. Ungewöhnlich vorsichtig als könne er ihn beschädigen oder gar wecken legte er ihn aus seiner rot-samtigen Umhüllung frei.

    Da lag er nun, goldglänzend...irgendwie verhältnismäßig klein, gedachte man der Symboiwirkung.

    Die Rolle des Adlers als Symbol Jupiters wurde durch in den Krallen getragene Donnerkeile und durch eine im Schnabel getragene Eichelbetont. Die Flügel waren nach oben ausgerichtet. Bala strich´mit der rechten Hand über die detailgetreuen Federnachbildungen. Dann, in Gedanken versunken packte er den Adler wieder ein. Für dieses Symbol würden Männer folgen und siegen, ja sterben wenn es nötig war. Sie identifizierten sich mit dem Aquila, sie schützten ihn, sie ehrten ihn.

    Dabei war er nur ein Symbol. Bala würde auch zu solch einem Symbol werden. Er würde sich den Respekt seiner Männer verdienen, er war zum Äußersten Bereit. An Furius gewandt fragte er,

    Nun Decurio, ich denke wir werden Morgen aufbrechen, du bist über deine Missio im Bilde?



    Bala sah von seinem Pokal auf. Wie immer hielt Lepidus seine Meinung nicht hinter dem Berg und formulierte sie so, daß er die Dinge ungleich klarer sah als vorher. Ich bin mir im Klaren darüber was es heißt an die Spitze zu wollen ...oder auch zu müssen. Dort oben ist es einsam. Er erhob sich und trat an das Fenster. Sah hinaus in die sternenklare Nacht.

    Wer anderes als dein eigen Fleisch und Blut sollte dir diese Einsamkeit nehmen,...ist es das was du meinst Lepidus? Ist das des Rätsels Lösung? Schickte ihn sein Vater deswegen an die heiße Ostprovinz? Warum hatten sie verlernt miteinander zu reden?

    Wann fiel die Türe ins Schloß? Lag es an ihm? Wirkte er auf seinen Vater wie eine dunkle Bedrohung die man weit von sich entfernt besser kontrollieren konnte? Quasi mit Beschäftigungstherapie?

    Es war Zeit...Lepidus?!...es war mir wie immer eine Freude und wenn du mir auch keinen Stein vom Herzen genommen hast, so hast du mir doch einen Weg gewiesen,...danke mein alter Freund! Er warf den Mantel wieder über Kopf und Schultern und verließ die Villa genauso wie er sie betrat...incognito.

    Wie immer wenn Lepidus sprach hörte ihm Bala aufmerksam zu. Seine Worte waren wie ein Teppich, gewebt aus Weisheiten und Subtext...natürlich war es ihm klar, daß sein Vater ihn nicht wirklich loswerden wollte. Natürlich war es ihm klar, daß die neue Augusta, die er der Staatsraison wegen an seiner Seite brauchte, wohl oder übel notwendig war. Und da er ein potenter Mann ist war es eine Frage der Zeit wann diese Augusta, so jung und verführerisch sie war ihm einen Erben schenken würde.

    Bala kaute auf seinem Bolus aus Brot, Vinum und gewürztem Öl herum. Seine Gedanken kreisten um den Erhalt seines Lebens, dem Schaffen eines soliden Ausgangspunktes , der Anerkennung und nicht das Mißtrauen seines Vaters, für den Erhalt seiner Linie zu sorgen war noch Zeit. Was meinst du? Kämpfe unerbittlich und siege weise? Ich bin durchaus mit der Lage im Osten vertraut Lepidus,...ich bin mir auch im Klaren über den Einfluss der Augusta und ihrem Bestreben für ihren Filius das Beste zu wollen. Aber dafür müßte Vater erst einmal sterben...und niemand würde die Augusta als Regentin akzeptieren bis ihr Balg mündig ist. Was schlägst du also vor? Soll ich meine eigenes Imperium im Osten errichten und Roma aufgeben, weil es sowieso politisch verseucht und korrumpiert ist? Er schluckte den Bolus herunter und sah Lepidus an. Soll ich auf Zeit setzen oder aktiv werden und den kleinen Prinzen umbringen?...oder gar einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen, weil die Hofschranzen ihre eigenen Ambitionen umsetzen wollen, ein Vakuum schaffen und Ströme von Blut reinigend durch Romas Strassen fließen lassen wie einst Sulla? Interessante Vorstellung...aber dazu müsste der Kaiser erstmal...Bala reichte Lepidus seinen leeren Pokal.

    Bala knurrte nur, und nicht nur weil er gerade den Mund voll hatte. Was ihm seine Zuträger berichtete hatten basierte zwar auf Hofklatsch und Gerüchteküche, vor allem weil eine solche ungeheure Operation wohl kaum protokolliert wäre, klang aber plausibel, nicht zuletzt weil es zu seiner Sicht der Dinge zu passen schien wie die Faust aufs Auge.

    Lepidus, ich bitte dich! Legatus Augusti Pro Regno Armenia? er kaute zuende und spülte mit ein wenig von dem für diesen Zweck viel zu köstlichem Vinum nach.

    Dann bricht ausgerechnet auch noch ein Konflikt mit irgendwelchen Steppennomaden los? Zufälle ohne Ende, und während mein werter Vater keine Zeit für mich hat geben seine Speichellecker sich die Klinke in die Hand! Für mich hat das den Ruch von "Wie werde ich unliebsame Nebenbuhler los"! Der Gute will mich loswerden, so ist das!

    Zornig tunkte er sein Brot in das Öl, so daß er seine halbe Hand benetzte.

    Bala nahm den Pokal an und nahm einen Schluck,...zunächst beiläufig, war er doch im Palast die besten Tropfen gewohnt. Doch hielt er kurz inne, lege den Kopf ein wenig schief und grinste Lepidus an.

    Das alter Freund ist der beste Falerner den ich seit langem getrunken habe. Leicht vor sich hin nickend nahm er noch einen Schluck und genoß diesmal seinen Trunk. Nach einer Weile, und in Lepidus´Bibliotheca war Zeit eine relative Sache, stellte er den kostbaren Glaspokal ab und beugte sich ein wenig nach vorn. Ich ähem, ja ich,...ich werde weggehen aus Rom Lepidus. Ich bringe der XXII ihren Adler nach Germania und werde nach der feierlichen Übergabe und dem üblichen Blabla weiterziehen nach Cappadocia. Das Lächeln mit dem er Lepidus ansah hatte etwas bitteres, gerade so als ob es ihm widerstrebte, er aber im Grunde keine Wahl hatte.

    Er ließ sich wieder in den Sessel fallen und nahm den Pokal wieder an sich. Zeit,...sie hatte in Lepidus´Bibliotheca kaum Relevanz.

    Die Türe öffnete sich und der junge Ajax brachte eine kleine Cena. Ein Herrenessen...nichts besonderes. Bala schüttelte den Kopf und obwohl er keinen Hunger hatte weil ihn seit Tagen der Bauch plagte nahm er sich eine Stulle, tunkte sie in das gewürzte Olivenöl und biss herzhaft hinein. Verdammt, dachte er bei sich. Ich sollte die Köchin mit nehmen!

    Grinsend klopfte er an die Türe der Bibliotheca und betrat sie nach der Aufforderung einzutreten.

    Lepidus saß im Schein einer Talklampe und studierte ein Pergament. Der Raum roch wie immer ein wenig nach Weihrauch und war wie immer einen Ticken zu warm.

    Lepidus, mein Freund, es tut gut dich zu sehen!...bleib sitzen! beieilte er sich zu sagen und setzte sich neben Lepidus auf den freien Sessel.

    Ein unbestimmtes Gefühl der Vertrautheit kam in ihm hoch. Wie oft hatten sie hier gesessen und er hatte Geschichten aus fernen Ländern von längst vergangenen Tagen gehört?

    Lepidus schien auch frühzeitig gealtert zu sein. Sein Gesicht war im Schein der Lampe vom Schmerz gezeichnet. Wie Antigonos war auch Lepidus ein Abbild des Verfalls.

    Wie geht es dir? fragte er, nicht ohne sich über die Floskel zu ärgern.

    Bala war erschüttert als er Antigonos sah. Das Alter nagte zusehends an ihm. Auf seine Frage hin nickte er nur und wünschte ihm einen guten Appetit. Daß Lepidus ihn noch arbeiten lies?! Aber andererseits würde Antigonos ihm wahrscheinlich noch die Leviten lesen, falls er auf solch eine törichte Idee kam.

    Bala löste den Mantel und legte ihn über die Schultern als er zur Bibliotheca ging. Das war es was ihn immer hierher gezogen hatte. Dieses respektvolle Miteinander. Hier waren immer Saturnalien. Er konnte sich auf keinen Fall vorstellen, daß einer seiner Sklaven so mit ihm sprach, geschweige denn mit seinem Vater.

    Wobei, wie oft hatte Lepidus Antigonos schon freigelassen?

    Bala war incognito zur Villa gekommen. Vor seinem Aufbruch wollte er noch ein paar Worte mit seinem väterlichen Freund wechseln. Denn auch wenn er seinen Vater zur Zeit nicht über den Weg traute, so wollte er nicht völlig mit ihm brechen.

    Lepidus wußte hier vielleicht Rat, so wie er es immer wußte. In einem kurzen Anfall von Infantilität wünschte er sich, daß Lepidus anstatt...zornig klopfte er erneut an das Tor.

    Bei Iupiters Eiern, verdammt Antigonos...

    Der Morgen war bereits empfindlich kalt und der Himmel grau verhangen, als Bala im Nachtgewand auf der Terrasse stand, um sich von der Kühle die Müdigkeit vertreiben zu lassen. Am östlichen Horizont glomm orange ein Streifen Morgenlicht und gemahnte wie ein göttliches Leuchtfeuer an die offen gebliebenen Aufgaben der letzten Mission des Caesars. Während die Urbs Aeterna ihre üblichen Netze sponn, lauerten dort an den Grenzen die Armenier und Parther. Die einen ein Klientelkönigreich, die anderen eine Großmacht, die mit ihrer scheinbaren Unbezwingbarkeit den Römern stets ein Dorn im Auge gewesen war.


    Irgendwo dort braute sich etwas zusammen.


    Bala blickte zurück zur Tür, als er ein Geräusch zu vernehmen glaubte, obwohl niemand in seinem Schlafgemach war. Die Wände des Palasts hatten Augen und Ohren in beide Richtungen. Bala wusste, dass man ihn scharf im Auge behielt, während er seinerseits seine Augen und Ohren entsandte. Was sie sahen und hörten, gefiel ihm nicht, besonders, was an Plänen seines Vaters bislang zu ihm hindurchgesickert war. Rom stand vor einem internen Umbruch. Und dass der Augustus keine Zeit für ein Gespräch mit seinem Sohn zu haben vorgab, während namhafte Günstlinge täglich aus- und eingingen und mit ihm hinter verschlossenen Türen mauschelten, wusste Bala durchaus zu deuten.


    Sümpfe musste man trockenlegen.


    Bala vermutete, dass nicht zufällig zu ausgerechnet den Zeiten, da der Augustus gewisse Änderungen plante, die Steppennomaden aus den parthischen Regionen begannen, die Grenze zu bedrängen. Balas vom Kaiser erteilter Auftrag als Legatus Augusti Pro Regno Armenia hatte vor allem eines zum Ziel - den potenziellen Rivalen in Gestalt des eigenen Sohnes auf räumliche Distanz zu bringen. Der Augustus wollte ungestört in der Urbs Aeterna seinen eigenen Interessen folgen. Bala würde dem Befehl natürlich folgen. Doch wie er ihn anging, war ihm überlassen. Bala würde diesmal nicht in den Südosten ziehen, um die Armenier mit einem romfreundlichen Klientelkönig zu beglücken oder die Legionen zu inspizieren ... er würde herausfinden, welcher menschlichen Werkzeuge sein Vater sich bediente, der aller Wahrscheinlichkeit nach hinter diesem offensichtlichen Ablenkungsmanöver steckte. Bala war der Überzeugung, dass der Augustus der Kopf hinter den Angriffen der Steppennomaden war, um ihn beschäftigt zu halten. Wenn das stimmte, war der Graben zwischen ihnen tiefer, als er gedacht hatte.


    Probleme konnte man lösen. Und so rief Bala seine Handlanger herbei, um alles in die Wege zu leiten für seine Abreise.


    Doch bevor sein Weg ihn nach Cappadocia führte, gab es noch etwas anderes zu klären ...

    Wie ihr wisst, war ich einige Zeit in Armenia und Cappadocia, um mich den politischen Angelegenheiten zu widmen. Von dort habe ich zahlreiche Erinnerungen mit nach Rom gebracht ... und nun entsandte mir ein Freund von dort ein ganz besonderes Geschenk.


    Der Schatten des Caesar


    Ich bin auf der Suche nach meinem Leibsklaven. Dir winkt ein Leben in exquisiter Umgebung und dir sei gestattet, dich in meinem Glanz zu sonnen und - im angemessenem Umfang - an meinem Luxus teilzuhaben. Du wirst mit den mächtigsten und reichsten Personen Romas und der bekannten Welt Bekanntschaft machen und dein Leben wird niemals langweilig sein, denn wir werden oft reisend unterwegs sein. Dein Name wird in die Geschichtsbücher eingehen und unvergessen bleiben. An meiner Seite wirst du unsterblich.


    Jedoch hat alles seinen Preis. Du bist mein Schatten. Wo ich bin, bist du. Wo ich nicht bin, bist du nicht - es sei denn, dies sei mein Wunsch. Damit ich dich guten Gewissens mit den Damen der hohen Gesellschaft Umgang pflegen lassen kann, ist dir zudem die körperliche Liebe verwehrt, denn du bist ein Eunuch.


    Voraussetzungen:


    - Herkunft: Eunuch aus den östlichen Provinzen oder dem östlichen Ausland.
    - Charakter: Bedigungslose Loyalität, Vertrauenswürdigkeit, Fleiß und die Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten.


    Dein Charakter, dein Alter, dein Aussehen und alles weitere sind dir überlassen. Die Eigenschaften sollten sich in einem Rahmen bewegen, dass sie dich zu einem charaktervollen Schmuckstück an meiner Seite machen, welches man gern herumzeigt und über das zu sprechen sich lohnt.


    Aussagekräftige Bewerbungen nehme ich per PN entgegen. So lange nichts anderes verlautbart wurde, bin ich weiterhin auf der Suche nach meinem Schatten.

    Unter den Zuschauern auf dem Forum Romanum war auch ein ganz besonderer Gast, ein Mitglied der kaiserlichen Familie: der Caesar Aquilius Bala. In Vertretung seines Vaters hatte er den Platz auf der Rostra eingenommen, um von dort den Festzug zu verfolgen. Auch wenn die Öffentlichkeit zum Glück von seinem nur mäßig erfolgreichen, diplomatischem Aufenthalt im Osten wenig Notiz genommen hatte, war der heutige Feiertag ein willkommener Anlass, dem Caesar wieder in einem unbeschwerten Kontext in Rom buchstäblich eine Bühne zu bieten. Und auch wenn der Caesar akut keinen Kindersegen benötigte, passte er als junger Mann doch deutlich besser hierher als sein Vater, dem man zwar gutmütigen, väterlichen Wohlwollen zu einem solchen Spektakel abnehmen würde, aber kaum echte Begeisterung.


    Noch war es etwas Zeit, bis die Lupercii hier ankommen würden, so dass der Caesar seinen Blick lässig über die Zuschauer gleiten ließ und sich die Zeit mit Plaudereien mit seinen Begleitern vertrieb.

    Des Caesars Leibwache hatte das Lager einige Meilen östlich von Satala aufgeschlagen, nur einen halben Tagesritt von der armenischen Grenze entfernt. Es hatte den klassischen Charakter eines römsichen Militärlagers im Quadrat, von behälfsmäßigen Palisaden umringt und im Inneren von Zelten gesäumt. Natürlich entbehrte es aber nicht einer gewissen Pracht, auf die der Caesar auch im Gelände nicht verzichten wollte. Vor allem nicht, da er hier immerhin wichtige politische Persönlichkeiten zu empfangen gedachte. Oder jedenfalls solche, die zukünftig erhebliches politisches Gewicht haben könnten, je nach Ergebnis der Verhandlungen.


    Appius Aquilius Bala hatte sich schließlich dagegen entschieden, bis nach Artaxata zu reisen. Er hatte zunächst gemeint, Verhandlungen auf neutralem Boden wären am sinnvollsten. Nachdem ihm aber sowohl die Kommandeure der vierten und vierundzwanzigsten Legion sowie auch der Legatus Augusti Pro Praetore Cappadociae - den er in Sebasteia getroffen hatte - davon abgeraten hatten, hatte der Caesar sich umentschieden. Es war klüger, die möglichen Kandidaten für den armenischen Thron auf römisches Territorium einzuladen. Allein, um Stärke und Machtbewusstsein zu demonstrieren. Er vertrat immerhin das Imperium Romanum, das stärkste Reich der bekannten Welt!


    So hatte er seine Reise von Antiochia zunächst wie geplant über Zeugma, Samosata und Melitene fortgesetzt, wo er die jeweils stationierten Legionen inspizierte. Mit seinen Beobachtungen war er sehr zufrieden gewesen, so dass Bala gut gelaunt nach Cappadocia weiterzog, wo er über Sebasteia nach Satala strebte. Dort hatte er die fünfzehnte Legion inspiziert und anschließend mehrere Boten nach Armenia ausgesandt. Sie sollten den Kandidaten für den armenischen Thron die Einladung zu Gesprächen überbringen, die der Caesar nahe der Grenze führen wollte.


    Und hier war er nun, in einem geräumigen Zelt auf einem bequemen gepolsterten Stuhl, in seiner Rolle als Legatus Augusti, als kaiserlicher Gesandter. Ihm gegenüber saß Vologases, Prinz aus parthischem Königshaus und jüngster Bruder des Pakoros. Etwas abseits saß ein Schreiber mit überkreuzten Beinen auf dem Boden und hielt fest, was gesprochen wurde.
    "Ich danke dir für den Regen Gedankenaustausch", leitete Bala soeben die Verabschiedung des Vologases ein. "Der Imperator Caesar Augustus weiß sehr zu schätzen, dass du dem römischen Volk so viel Sympathie entgegenbringst."
    "Ich bin ein Freund des beiderseitigen Interessenausgleichs", entgegnete Vologases. "Es gereicht unser aller Völker nur zum Vorteil, wenn ein Ausgleich zwischen Rom und Parthia stattfindet."
    Sie sprachen Griechisch. Wein war gereicht worden und das Ausloten der gegenseitigen Interessen hatte in entspannter Atmosphäre stattgefunden. Diese konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sowohl der Caesar als auch Vologases angespannt waren und darauf lauerten, dass der jeweils andere bestimmte Interessen zu erkennen gab. Letztlich verabschiedete Appius Aquilius Bala Vologases mit höflichen Worten und wünschte ihm eine gute Reise zurück nach Armenia, wo er ein zeitweiliges Domizil beziehen wollte.


    Entgegen seiner anerzogenen Abneigung mochte Bala den jungen Parther. Er hatte eine freundliche Art, die auf seine Mitmenschen abstrahlte. Sie hatten sich nicht nur über Politik unterhalten, sondern zum Aufwärmen auch nett über Weinbau, Frauen, Festlichkeiten und Spiele geplaudert, wobei sie schnell gemeinsame Interessen festgestellt hatten.
    Nichtsdestotrotz war der Caesar als Legatus Augusti Pro Regno Armenia hergekommen und hatte einen Auftrag zu erfüllen. Vologases war der letzte Kandidat gewesen, den er treffen sollte. Pakoros hatte gleich abgesagt, die restlichen Kandidaten waren allerdings erschienen. Mit allen hatte er aufschlussreiche Unterredungen gehabt. Manche waren erfreulicher, manche weniger erbaulich gewesen. Am Ende jeder Unterredung hatte er nach Verabschiedung des Kandidaten seinen Bericht an den Senat über die Gespräche ergänzt. Nun konnte er den letzten Teil des Berichts fertigstellen und absenden. Dann stand seiner Heimkehr nach Rom nichts mehr im Wege.

    Antiochia, Perle des Ostens! Die syrische Provinzhauptstadt war eine der wenigen Reichsmetropolen, die an Rom in Größe und Pracht heranreichte. Mit an die fünfhunderttausend Einwohnern war diese Polis für antike Verhältnisse gigantisch. Am linken Ufer des Orontes liegend, erstreckte Antiochia sich nach Osten hin bis auf die Hänge vierer Berge, darunter die Montes Silpius und Staurinus. Die Polis hatte alles zu bieten, was eine römische Metropole ausmachte: Breite Prachtstraßen, Foren und Thermen, ein Amphitheater und einen Circus. Tyche wachte über die Polis und auch dem Göttervater Iuppiter hatte man hier noch zu Zeiten der Diadochen einen Tempel errichtet. Südlich von Antiachia war das Villenviertel Daphne der Stadt vorgelagert, dessen Nymphenhain zahllose Pilger anzog und Bares in die Kassen der hiesigen Geschäfte spülte.


    Appius Aquilius Bala war in Seleuceia Pieriae an Land gegangen und von dort nach Antiochia gezogen. Nun durchquerte er die Prachtstraßen Antiochiens und steuerte auf den Statthalterpalast zu. Die Ankunft des Caesars hatte sich herumgesprochen, so dass Menschen am Wegrand aufliefen und ihm zuwinkten. Manche streuten Blütenblätter auf die Straße. Der Caesar winkte den Leuten huldvoll zu, ehrlich berührt von dem freundlichen Empfang der Menschen. Der Osten des Reiches lag ihm schon immer am Herzen und er mochte, dass sie Herrschern ganz selbstverständlich zugetan waren, wie sie es seit Jahrhunderten gewohnt waren.


    "Und wo liegt deine nächste Etappe, Caesar?", fragte der Legatus Augusti pro Praetore Syriae Servius Genucius Faustulus. Nach einer nicht enden wollenden Begrüßung der Gesandtschaft waren sie endlich zu einem Gastmahl geladen worden. Die üblichen Begrüßungsfloskeln und Schmeicheleien waren ausgetauscht worden und Bala hatte sämtlichen höheren Provinzbeamten fleißig die Hände geschüttelt. Jetzt saßen sie in kleinem Kreis beisammen und tauschten sich über den Stand der Dinge aus. Neben dem Statthalter waren der Legatus Iuridicus, der Flamen Divi Augusti und der Procurator Augusti geladen worden.
    "Ich möchte nach Nordosten zur Grenze und dort die IV. Legion besuchen. Von dort aus werde ich nach Norden reisen und ebenso bei den Legiones XXX und XXIV Halt machen. Über Sebasteia und Salata - und die Legio XV - soll es dann vorangehen nach Armenia. Mein Ziel ist Artaxata."
    Der Statthalter nickte zustimmend. "Du möchtest also die Truppen inspizieren?"
    Bala winkte ab. "Nein, es sollen nur kurze Besuche sein, um die Kommandeure zu sprechen und ein Bild der Lage an der Grenze aus erster Hand zu bekommen. Du wirst mir sicherlich mitteilen, wie die aktuelle Lage ist, aber ich frage auch gerne die Legati selbst nach ihrem werten Befinden." Der Caesar lächelte jovial. Genucius Faustulus konnte dem nichts entgegensetzen, sondern stimmte bloß zu.


    Während sodann die Speisen aufgetragen wurden, erstattete der Legatus Augusti Pro Praetore Bericht über die Lage der Provinz, allem voran über die Beziehungen zu den Parthern: "Aktuell erhalten wir keine beunruhigenden Berichte von der Grenze, mein Caesar", ließ Genucius Faustulus Bala wissen. "Es ist vielmehr so, dass wir aus Parthia nur wenige sichere Informationen erhalten. Unsere Kontaktleute berichten zwar allerlei, aber gerade in Bezug auf manchen Kandidaten für den armenischen Thron machen sich viele Informationen mehr als Gerüchte denn als Tatsachenberichte aus."
    Bala spießte soeben Schnecken in Butter auf, die er sodann genüsslich vertilgte. "Mhmhm. Und was wird so erzählt? Was ist mit Pakoros, Sanatruces, Vologases und... äh... Tiridates?" Weitere Schnecken folgten. Sie mundeten Bala überaus.
    "Über Pakoros wissen wir wenig. Er scheint sich immer noch am parthischen Hof aufzuhalten. So ist jedenfalls mein letzter Stand. Aber womöglich ist er auch schon auf dem Weg nach Armenia, wer weiß? Sein Bruder Vologases soll vor zwei Wochen in Gazaca gesichtet worden sein. Er dürfte mittlerweile in Artaxata eingetroffen sein. Es heißt er sei als offizieller Gesandter des Osroes unterwegs. Sanatruces dagegen ist bereits in Artaxata, wo er sich häufiger im Tempel als im Palast aufhält."
    "Wie war noch gleich der Name des Gottes?", warf der Caesar hier ein.
    "Zarathustra", erwiderte Genucius, der als Kenner seiner Nachbarn keine Probleme mit der Aussprache des Gottesnamens hatte. "Also dieser Sanatruces lebt sehr zurückgezogen und hat bisher wenig Interesse an der hohen Politik gezeigt. Ebenso hat er wenige Unterstützer am armenischen Hof. Über seine Ziele ist uns deshalb auch nichts bekannt. Und Tiridates, zuletzt, lebt auf einem Landsitz bei Caenepolis. Wie man hört, wäre er nicht abgeneigt, seinem Neffen auf den Thron zu folgen."
    Bala hörte aufmerksam zu, nickte hier und dort, war letztlich aber nicht zufrieden mit dem Bericht des Statthalters. "Schade, Genucius. Ich hatte mir mehr Erkenntnisse von meinem Besuch hier erhofft. Nun gut, dann werde ich die Interessen der Kandidaten wohl vor Ort ausloten müssen. Können wir nun zum Lammbraten übergehen?" Süffisant lächelnd sah er Genucius an. Die anderen Anwesenden sahen betreten zu Boden. Eine solche Schelte mochte niemand vom Caesar - oder gar vom Kaiser selbst! - empfangen. Bala hingegen ließ sich gut gelaunt noch etwas Wein nachschenken. Heute würde er noch etwas feiern, bevor er seine Reise über Heerstraßen antrat und in unbequemen Militärbetten schlief!

    Nach seiner Abfahrt aus Ostia hatte der Caesar den Seeweg nach Süden beschritten, entlang der italischen Küste. Die Trireme schoss über die salzigen Wellen, der Wind stand günstig. Es dauerte drei Tage, bis sie Rhegium erreichten. Dort hielt man sich nur kurz auf, auch wenn selbstredend die lokalen Magistrate ein großes Aufsehen um den Zwischenstopp des Caesars machten. Freilich verbreitete sich die Nachricht von seiner Reise zügig gen Osten, so dass er damit rechnete in jeder größeren Hafenstadt überschwänglich begrüßt (und vor allem durch Festivitäten und Gastmähler von der Weiterreise abgehalten) zu werden.


    Von Rhegium aus ging es für Appius Aquilius Bala weiter gen Nordosten Richtung Croton, bevor sie ostwärts schwenkten und Achaia ansteuerten. Dort wollte der Caesar Halt machen in Athenae. Er mochte diese Stadt sehr und die Aura vergangener hellenistischer Zeiten, die sie ausstrahlte. Auch wenn Bala also in diplomatischer Mission nach Armenia unterwegs war, gönnte er sich dennoch zwei Tage Rast in der ehemals bedeutenden griechischen Polis. Natürlich auch diesmal mit ausschweifenden Gastmählern, Schmeicheleien der Magistrate und allerlei Lobpreis. Auch der Proconsul Gaius Granius Silvanus ließ es sich nicht nehmen, aus Colonia Laus Iulia Corinthiensis anzureisen und mit dem Caesar ein Pläuschchen zu halten.


    Als es Bala zu viel wurde, reiste er weiter über das Mare Aegaeum nach Lycia et Pamphylia, wo er in Patara für eine Übernachtung anlegte. Der Legatus Augusti Pro Praetore Marcus Vettius Bolanus war entzückt über seine Einkehr und richtete - oh Wunder - ein Festmahl zu seinen Ehren aus. Verkatert und überfressen bestieg der Caesar tags darauf seine Trireme und musste an sich halten, um nicht seinen Magen in unwürdiger Weise über die Reling zu entleeren.
    Das nächste Ziel war Seleuca Pireiae, wo man final Anker werfen würde. Von dort aus wollte der Caesar gen Antiochia seinen Weg fortsetzen. Denn nach der ganzen Feierei galt es einen Mission zu erfüllen.

    Der Caesar war noch vor Tagesanbruch aus Rom aufgebrochen, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen und nicht im Verkehr in den römischen Straßen stecken zu bleiben. Eine Abteilung Praetorianer hatte ihn bis Ostia begleitet, gähnende Milites, von denen einige mit Appius Aquilius Bala das Schiff nach Antiochia besteigen würden. Bereits im Vorfeld hatte man das Gepäck des Caesars auf das Schiff verladen lassen, so dass man nun nur noch vom Pferd ab- und sozusagen auf das Schiff aufsteigen musste. Bala lächelte zufrieden. Sein Transportmittel war eine stattliche Trireme, die nicht viel Komfort bot. Für den Caesar genau das Richtige. Sie würden zügig unterwegs sein und Bala wollte gerne noch einmal in das Soldatenleben hineinschnuppern, von dem er seit langer Zeit nichts mehr erlebt hatte.


    "Also los, rauf auf's Schiff", hieß der Caesar die Milites ihm zu folgen und betrat sicheren Schrittes über eine breite Planke die Trireme. Er scherzte mit dem Kapitän und winkte den Seeleuten fröhlich zu und bald konnte abgelegt werden. Die Männer fanden Bala am Bug, wo er die Nase in die salzige Meeresluft hielt. In Antiochia wurde er bereits erwartet. Und er kam. Denn in Armenia musste ein neuer Krieg verhindert werden.

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    [...] „Eine sehr gute Rede. Du hast den Nerv des Volkes genau getroffen.“ [...] So nickte die Kaiserin ihrem Stiefsohn noch einmal lächelnd zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit dem Geschehen in der Arena widmete.


    Appius Aquilius Bala ließ sich gemächlich auf seinem Platz nieder. Die Kaiserin erstaunte ihn mit ihrem Lob. In einem Moment der Unbeherrschtheit ließ der Caesar sich seine Überraschung anmerken, als er sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. "Danke", sagte er, riss sich aber schnell wieder zusammen. "Das Volk liebt pathetische Worte. Und es liebt Gladiatoren. Sieh, wie heiß diese Menschen auf die Kämpfe sind, das ist eine leichte Übung." Er lächelte die Augusta selbstsicher an. Natürlich verschwieg er, dass er vor seinem Auftritt nervös gewesen war. Bala hatte früh gelernt, keine Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Er lehnte sich auf seinem Platz nun wieder zurück und verfolgte den weiteren Gang der Spiele.


    Sim-Off:

    An dieser Stelle verabschiedet der Caesar sich aus dem Plot und tritt seinen Auftrag im Osten des Reiches an. Natürlich wird er weiterhin herrschaftlich lächelnd die Kämpfe verfolgen und dem Volk gönnerhaft zuwinken. ;)

    "EGO, APPIUS AQUILIUS BALA, HAC RE IPSA DECUS IMPERII
    ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.


    EGO, APPIUS AQUILIUS BALA, OFFICIUM SENATORIS
    IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN
    OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET
    VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM
    ESSE IURO.


    EGO, APPIUS AQUILIUS BALA, RELIGIONI ROMANAE ME
    FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM
    PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, APPIUS AQUILIUS BALA, OFFICIIS MUNERIS
    SENATORIS ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA
    IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS SENATORIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."