Beiträge von APPIUS AQUILIUS BALA

    Bala´s erster Impuls war es diesen dreisten Fiesling Aemilius Nero den Garaus zu machen, doch kam ihm der Germanicer zuvor. Bala lauschte dessen Worten und betrachtete die Gesichter der ihn umgebenden Männer. Vor allem sein Praefect schien mit jeder Faser an diesem Mann zu hängen. Sinnlos ihn für die Praetorianer zu rekrutieren.


    Insgeheim war er neidisch auf Varro, dieser Kerl hatte Potential,…jedoch konnte dieses Potential auch gefährlich werden. Bala schätzte ihn als absolut gradlinig ein, für politische Ränke oder notwendige Vorgehensweisen jenseits der Moral würde man ihn nicht gewinnen können.


    Bala sah ein, daß der natürliche Lebensraum dieses Mannes seine Einheit war, um sich von ihr zu trennen musste es einen triftigen Grund geben. Vielleicht gab es den,…in ferner Zukunft. Doch nun musste die Gegenwart gestaltet werden.


    Wir brechen auf! Rief er, Legt die Toten auf das Fuhrwerk, sammelt die Pferde…


    Er nickte den beiden Offizieren der Ala zu, Auf nach Mogontiacum,…

    Bala sah sich Furius´Vorgehen an. Wie erwartet führte er es wunschgemäß aus. Zufrieden wandte er sich an Varro. Und zu seiner Überraschung sah er wie dieser etwas aufhob,...ein Schwert,...sein Schwert, es lag unweit von ihm beim Fuhrwerk. Da fiel es ihm wieder ein, einer der letzten Angreifer hatte sich geduckte und mit der ausgeführten Wucht des Schlages prallte seine Hand gegen die Kante der Ladeklappe und das Schwert entglitt ihm. Er stieß dem siegessicher grinsenden Barbaren beim Erklimmen des Karren den Puggio ins Herz.

    Lächelnd nahm er sein Schwert entgegen und meinte, In einem der Barbaren dort vor dem Wagen müsste mein Puggio stecken,...ich bin froh und dankbar, daß du und deine Männer uns, auch unter großen Opfern beigestanden seid. Während Furius sich nach dem Puggio umsah trat Bala auf Varro und Terentius Nero zu.

    Er sah sich um, dann traf er eine Entscheidung. Wir werden unsere Toten mitnehmen und beim Castellum bestatten, Ich werde eine Boten zum LAPP senden damit er die Leiche seines Sohnes nach seinen Vorstellungen bestatten kann. Sein Blick fiel auf Bassus. Ein Jammer, er war eine Zierde seines Geschlechts. Was man beileibe nicht von allen anwesenden Aemiliern sagen konnte, wie sein vernichtender Blick auf den dicken Nero aussagte.

    Der Regen hatte auf seltsame Weise gut getan. Germanicus Varro also, nun, diesen Namen würde er sich merken. Tropfnass wandte er sich an den Praefectus der Ala und meinte grinsend,

    Nun, da kann ich kaum ablehnen,...die Inspektion des Limes hat Zeit,...es ist offensichtlich, daß wir auf ihn nicht wirklich vertrauen können. Sein Blick fiel auf den kleinen dicken Aemilier, der seltsam aufgekratzt den Helm seines toten Verwandten an sich nahm. Wut stieg in ihm auf. Seine Hand fuhr wie von selbst zu seinem Puggio, doch er war weg, genauso wie sein kostbares Schwert. Er musste einschreiten, dieses Sakrileg verhindern. Seine eisblauen Augen fixierten Nero wie ein Falke seine Beute. Alles an diesem Nero stieß ihn ab, seine Haltung, sein Gesicht, sein aufgesetztes Gehabe. Die Welt würde nicht untergehen, sollte er auf auf diesem Schlachtfeld sein Leben gelassen haben. Er atmete tief ein,...er war Caesar, kein despotischer Kleinfürst.

    Gerade als er einschreiten wollte sah er Furius mit Varro herankommen.

    Ah, Furius, stell doch bitte sicher, daß der Subpraefect komplett bleibt...wieviele Tote haben wir?

    Er beruhigte sich wieder, ärgerte sich über sich selbst und darüber, daß er erst jetzt bemerkte, daß er waffenlos war.

    Bala fand wieder zu sich. Der Wind vertrieb allmählich den Geruch von Tod und Blut der sich bisher wie eine Glocke über dem Ort des Geschehens gehalten hatte. Einer der kürzlich hinzugekommen Kavalleristen kam auf ihn zu. Bala erkannte ihn als Terentius Nero. Nero war ein alter Soldat mit seiner letzten Station als Praefectus der Ala hier in Germania. Sie kannten sich, er ist schon mehrfach zu Auszeichnungen im Palast gewesen. Bala hob die Hand als er die Bestürzung in jeder Faser seines Gegenüber sah.

    Das ist das Risiko, wenn man incognito reist,...mir geht es gut Nero,...vielen meiner Männer nicht,...vor allem deinem Subpraefectus dort.

    Er führte Nero an die Stelle an der Bassus wie aufgebahrt lag. Jemand hatte seinen Helm gefunden und neben seinem Kopf platziert. Ergriffen stand Bala da und starrte auf den toten Aemilier. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Brüsk wandte er sich ab, rief sich zur Ordnung. Klopfte den ebenfalls betroffenen Terentier auf die Schulter und wandte sich ab. Seine Sorge galt dem Adler der XXII. Die Erkenntnis ihn verloren zu haben versetzte ihm einen eiskalten Stich.

    Wo waren die Packpferde? Frustriert atmete er aus und winkte einen der Praetorianer zu sich. Dieser kam beflissentlich herbei, nahm trotz offensichtlicher Verletzungen Haltung an und salutierte. Bala nickte ihm wohlwollend zu und beauftragte ihn mit der Suche nach dem Adler.

    Natürlich war es pietätlos in einer solchen Situation danach zu suchen, aber der Verlust des Adlers würde schwerer wiegen als all das was hier geschehen war.

    Sein Blick schweifte herum und er sah Furius bei einer Gruppe Equites stehen. Er erkannte den Offizier neben ihm,...das war er.

    Bala winkte Terentius Nero an sich heran und meinte als dieser bei ihm war, Dort hinten, der Offizier bei deinem Verwandten,...wer ist das? Bala wußte selber nicht warum er dermaßen passioniert auf den Mann reagierte. Vielleicht hatte ihm seine Art imponiert, vielleicht irritierte ihn auch die Erkenntnis, daß selbst er diesem Mann folgen würde.


    Bala hockte in einer Ecke des Fuhrwerks. Nachdem die Kampfhandlungen eingestellt waren sackte er in sich zusammen und schluchzte unkaiserlich vor sich hin. Was wenn es mehr gewesen wären? Was wenn seine Praetorianer und die tapferen Männer der Ala nicht derartig hätten kämpfen können? Was wenn die ...vor seinem geistigen Auge sah er Bassus sterben, sah die Gesichter der Barbaren die er selber niedergestreckt hatte. Er wischte sich mit seinen blutigen Händen über das Gesicht.

    Seine erste Schlacht,...war das eine Schlacht? Wie fasziniert war er von den Erzählungen seines Vaters gewesen, als dieser seine Heldentaten in den Schlachten der Vergangenheit preiste?

    Er fühlte sich nicht wie ein Held. Das hier hatte nichts heroisches. Im Gegenteil, er hatte die Vermischung von Angst mit etwas anderem gefühlt, etwas, daß ihm half nicht heulend in eine Ecke zu kriechen, etwas, daß ihm half seine Erinnerungen an unzählige Waffenübungen hervorzuholen und anzuwenden.

    War das Heldentum? Nein! Dieser Alen-Offizier,...Bala kannte den Namen nicht,...er war ein Achilles, ein Perseus...ein von den Göttern geschützter Held. Er ließ sich von Furius kurz auf die Beine helfen und beruhigte ihn. Ja, ja...mir geht es gut, ich bin unverletzt...doch jetzt suche mir diesen Offizier,...den von der Ala der uns beigestanden hat,...such´ihn mir Furius.

    Er nickte dem Praetorianer zu, ungemein froh, daß dieser noch lebte. Dann glitt er vom Fuhrwerk herunter und beugte sich über Bassus, der mit dem Gesicht auf dem Boden lag.

    Mit einem Grollen stieß er Nero auf Seite und drehte Bassus vorsichtig auf den Rücken. Er blickte fassungslos in sein junges Gesicht. Wie schlafend und unendlich entspannt wirkte es auf ihn.

    Er schob die Spatha in die Scheide und arrangierte ihn ein wenig. Er glaubte, daß er es ihm schuldete, obwohl sie sich kaum kannten.

    Dann warf er einen Blick auf die beiden Zivilisten, die offensichtlich unverletzt waren. Leer sah er sie an, dann machte er sich auf...es gab noch viel zu tun.

    Der Schildwall hielt! Bala kletterte wenig kaiserlich würdevoll, eher ungeschickt und hastig zurück auf den Karren und atmete tief durch. Der Offizier vorhin hatte ihn tief beeindruckt. Er vermittelte ihm nicht den Eindruck auf einem Schlachtfeld zu stehen, eher auf einem Markt oder dem dichtgedrängten Forum. Nichts an ihm wirkte fahrig, hastig oder nervös. Es schien ihm als sei Mars selbst in den Mann gefahren. Er stellte sich an den Rand der hüfthoch beplankten Ladefläche und suchte nach ihm.

    Bald sah er ihn, aber er sah auch einen Barbaren, der den Schildwall durchbrochen hatte und auf ihn zustürmte. Doch bevor dieser die Planken erklimmen konnte stach er ihn in den Hals.

    Immer wieder gelangte einer durch die erschöpften Reihen seiner Garde und der Ala bis zum Wagen, doch sie waren keine Gefahr und ein leichtes Opfer für seine Klinge.

    Inzwischen hatte er Gesllschaft im Wagen,...jenen Ochsenfroschäugigen Aemilier. Anscheinend war er schockiert, nun,...das gestand Bala dem Knaben zu, auch er hatte seine liebe Mühe mit dem Chaos um ihn herum klar zu kommen.

    Neben ihn erschlug ein Barbar einen Römer,...wie von Sinne stach Bala zu und erwischte den Kerl am Hals, doch es war zu spät. Mit Entsetzen sah Bala, daß es sich um Bassus handelte, jenem angenehmen Aemilier, der noch eine große Zukunft vor sich hatte.

    Bala schluckte schwer, er hatte den jungen Mann gemocht und fragte sich in diesem Moment was der Ratschluss der Götter wert war, wenn solche Männer wie Bassus dahingingen und solcher Abschaum wie Nero leben durfte.

    Verbittert ging er wieder nach vorn um dort Ausschau nach Barbaren zu halten. Wenn es einer hinten durch schaffte sollte er sich an diesem Rotzlöffel gütlich tun bevor er selbst durch Bala den Tod finden würde.

    Bala hatte seinen letzten Pfeil verschossen. Er begann oben vom Fuhrwerk aus auf Barbaren die der Kampf in dessen Nähe driftete mit dem Schwert zu attackieren. Bald verlor er den Halt und stürzte aus dem Fuhrwerk zu Boden. Er landete auf einigen Körpern und versuchte angewidert sich zu erheben. Plötzlich griff ihm jemand unter die Arme und half ihm auf.

    Nach kurzer Panik erkannte er einen Römer, einen den er nicht kannte,...woher...? Der Mann drückte ihm ein Schwert in die Hand, gab ihm eine Losung und machte sich dann wieder ans Werk. Wie eine Sichel die Ähren schnitt so glitt der Mann durch die Horde der Barbaren. Fasziniert betrachtete Bala den Mann bei seiner Arbeit, die im Gegensatz zu seiner oder der seiner Kameraden unaufgeregt und zielgerichtet war. Der Mann wußte und konnte was er tat.

    Plötzlich tauchten weitere Römer auf und blockierten den Bereich vor dem Fuhrwerk mit ihren Schilden. Ein Moment für eine Atempause entstand. Noch lebende Praetorianer nahmen ihre Schilde auf und halfen den fremden Soldaten den Ring zu erweitern.

    Bala lehnte schwer atmend am Fuhrwerk und sah sich um. Überall Tote,...alles war voller Blut, ein unglaublicher Gestank. Es war sein erster Kampf und seine Achtung für die Männer in den Legionen war immens gestiegen.

    Bala war kein Krieger, ein passabler Kämpfer und Trockenschwimmer. Aber er besaß diesen Instinkt für Dinge die nicht zusammenpassten. Der Gesang, den die Götter durch den Regenschwall beendet hatten, die Bewaldung rechts und links der Straße. Das Ochsengespannt, welches die Straße einengte. Alles das zog seine Brust zusammen und als er die schemenhaften Gestalten aus dem Wald brechen und Furius brüllen hörte, dröhnte es in seinen Ohren und er war wie gelähmt. Fassungslos sah er das Pferd von Furius auskeilend niederstürzen und Furius unter zwei Germanen verschwinden. Doch Mars war ihm hold! Die Angreifer fanden keinen Raum für ihre Waffen und einer nach dem anderen sackte unter Furius Dolch in sich zusammen. Zwei Praetorianer deckten ihn gegen Angreifer von Rechts und endlich gelang es ihm sein Schwert zu ziehen. Er hielt es für eine gute Idee abzusteigen und sein Pferd davonzujagen und dann mit Furius gegen wütende Barbaren zu kämpfen. Jemand hatte die Ochsen getötet und die Reisegruppe kämpfte an zwei Bereichen um den Karren herum.

    Bala schlug, stach, wich aus, wurde geschnitten, gerammt. Der Boden wurde glitschig von Blut und der Gestank der Gedärme von Menschen und Tieren war atemberaubend.

    Er wandte sich um und sah entsetzt in ein bärtiges Gesicht, dessen Schädel über dem linken Auge halb abgetrennt war, einer seiner Praetorianer hatte ihm wohl gerade das Leben gerettet.

    Doch blieb keine Zeit sich zu bedanken. Er rannte einem Barbaren das Schwert in den Bauch und mühte sich den verkanteten Stahl wieder heraus zu ziehen. Als er über sich einen Schatten wahrnahm. Furius stieß ihn nach hinten und schlug eine Lanze zur Seite. Bala landete zwischen Körpern und matschigem Gedärm. Angewidert erhob er sich, rutschte jedoch aus und sah dann am zitternden Körper von Furius´Pferd einen Bogen und einen Köcher voll Pfeile. Er raffte beides an sich und es gelang ihm sich auf den Karren zu retten. Dort nahm er Position ein und tat etwas, was er deutlich besser beherrschte als den Umgang mit dem Schwert. Zielsicher gab es seinen Kameraden Deckung. Jeder seiner Pfeile traf sein Ziel...nur leider gab es mehr Ziele als Pfeile. Er sah sich um,...um ihn herum tobte der Kampf, die ersten Kameraden lagen tot oder verletzt am Boden. Wieder griff er in den Köcher,...heiß durchfuhr es ihn,...nur noch drei Pfeile und es strömten noch immer Barbaren aus dem Wald rechts und links der Straße.

    Hinter ihm sangen die Equites der Ala ein Lied. Bala wußte nicht wie ihm geschah. Es war nun nicht unbedingt so als ob sie auf einer Mission waren die unbedingte Ruhe verlangte, er fragte sich ernsthaft wer auf diese Schwachsinnsidee gekommen war und bevor er sich umdrehen konnte um dem Gebrüll ein Ende zu machen räusperte sich neben ihm der Terentier und wies mit dem Kinn nach oben. Bala folgte dem Hinweis und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Das Wetter schlug um. Pechschwarze Wolken drückten sich in ihre Richtung und weit und breit kein Unterschlupf.

    Ein Grollen tat sich auf und ein langer, vielzackiger Blitz raste der Erde entgegen. Ihm folgte ein Knall als habe Iupiter selbst in rasendem Zorn einen Blitz geschmettert. Pferde stiegen wiehernd auf und sie hatten alle Hände voll zu tun um nicht zu Boden zu gehen. Es folgte ein Niederschlag aus dicken eiskalten Tropfen und kleinen Hagelkörnern.

    Bala ließ absteigen und legte sich und seinem Pferd seinen Mantel über den Kopf damit die Hagelkörner nicht in die Augen der Pferde schlugen. Ein starker Wind kam auf, Bala hatte das Gefühl er stünde bis zum Knie in Wasser. Beruhigend sprach er auf sein Pferd ein, welches unruhig hin und herstapfte. Der Platzregen dauerte 10 Minuten an und sie waren alle und Alles bis auf die letzte Pore klatschnass. Der Regen ließ nach und Bala nahm den regennassen, schweren Mantel vom Kopf und klopfte seinem Pferd aufmunternd auf die rechte Halsseite.

    Der Himmel brach auf und eine recht starke Sonne ließ nach kurzer Zeit erste Schwaden von Pferden und Männern aufsteigen.

    Er wrang seinen Mantel aus und nickte seinen Männern zu.

    So heißt uns diese Provinz willkommen Männer!...laßt uns das Wasser loswerden und dann weiter nach Mogontiacum!

    Die Männer brummten Zustimmung. Die Aussicht auf Mogontiacum mobilisierte noch einmal ihre letzten Reserven nach dieser langen Reise. Nach 10 Minuten saßen sie wieder in ihren Sätteln und die Sonnen schien als sei nie irgendetwas geschehen.

    Die zwei Tage Ruhe hatten gut getan. Früh am Morgen standen die Praetorianer neben den Pferden bereit zum Abmarsch. Der Adler der XXII. war gut verstaut und die Männer frohen Mutes. Gerade gesellte sich die Abordnung der Ala II Numidia zu ihnen.

    Entgegen deren Pläne direkt zum Castellum zu reiten war Aemilius Bassus dem Wunsch Caesars gefolgt ihn auf der Tour an den Limesstützpunkten zu geleiten. Er nickte Bassus zu und schwang sich behände auf sein Pferd welches darauf kurz trippelte, sich aber sofort wieder beruhigte als sich Bala im Sattel einrichtete. Kurz nach ihm saßen alle im Sattel, zumindest all jene auf die es jetzt ankam. Wie auf der ganzen Reise trug Bala das unauffällige Schwarz seiner Garde. Niemand der es nicht wußte würde in ihm etwas anderes sehen als einen weiteren Praetorianer.

    Er trabte los und die Kameraden folgten, wohin auch immer.

    Die Nacht war ruhig. Bala hatte tief und fest wie lange nicht geschlafen. Noch vor Sonnenaufgang machte er sich auf und begab sich zu seinem Pferd. Es war eines der wenigen Pferde, welches die lange Reise komplettgemeistert hatten. Der schwarze Hengst schnaupte in seinem sauberen Stall als er Bala sah. Sie begrüßten sich und Bala reichte ihm ein Büschel Hafer. Während der Hengst an dem Büschel zerrte und kaute, klopfte ihm Bala auf den kräftigen Hals.

    Ja, mein Freund, friss und ruh dich noch ein wenig aus,...Morgen geht es weiter. Er reichte ihm noch ein Bündel Hafer und tief in Gedanken Gedanken murmelte er...morgen geht es weiter.

    Er füllte noch den Wassereimer auf und verließ dann den Stall in Richtung Forum. Er wollte im Iupitertempel opfern und die Ahnen um Beistand bitten.

    Borbetomagus tauchte auf. Hier waren außer ein paar Benefizarier nach der Vorverlegung der Truppen zum Limes keine römischen Truppen mehr. Sie teilten sich auf die Tabernen der Stadt auf und vereinbarten zwei Tage Ruhe für sich und die Pferde. Bala strich incognito durch die Civitas, nur begleitet von Terentius und Bassus. Auch wenn er es nicht zeigte, mochte er sowohl den scheinbar steifen Terentius und den scheuen Bassus. Er wußte um die Loyalität des Terentiers und er war sicher sollte er den Aemilier anfordern, er würde ihn zweifellos bekommen.

    Seine Gedanken schweiften zu der Reisegesellschaft...und den beiden Zivilisten, die trotz des Tempos ebenfalls angekommen waren. Er konnte sich eines Grinsens nicht erwehren als er sah wie die beiden, besonders Nero watschelten als sie von den Pferden stiegen. Wobei ihm sein Gesäß auch ziemlich schmerzte.

    Bala´s Ungeduld wuchs, wie seine schlechte Laune. Es dauerte ihm schon alles viel zu lange. Natürlich wäre es einfach gewesen es diesem Auswurf von einem Aemilier und seinem Bettgenossen zuzuschieben. Doch die hielten einigermaßen mit. Nein. Es war das Wetter. Sein Blick wanderte nach Oben. Keine Sicht, nur dunkle Wolken in allen Schattierungen trieben dahin. Es war als würde sich das Land gegen ihn wehren. Ein wölfisches Grinsen umspielte seine schmalen Lippen.

    Nur zu, dachte er, wehr´dich,...so macht es wenigstens Spaß.

    Er nickte dem Terentier zu und schwang sich behände in den Sattel. Er trug die Rüstung der Praetorianer, niemand sollte ihn erkennen, oder auf dumme Gedanken kommen.

    Er stieß die Faust in die Luft und trabte an. Es war ihm egal ob alle mitkamen, zur Not würde er sich allein durch diese düstere Provinz kämpfen.

    Bala schwang sich auf sein Pferd und die Reise ging weiter. Unter Mühen und dem Verlust von drei Packpferden sowie einem Equites der Ala ließen sie die Alpes hinter sich und machten in Parthanum Halt. Bala ließ Männer und Rösser zwei Tage ausruhen.

    Die Zivilisten hielten erstaunlich gut mit, was ihn im Falle des Nero wenig verwunderte. Die Söhne des Lepidus hatten eine umfangreiche Ausbildung genossen. Dazu zählte sicherlich auch das Reiten.

    Ihren nächsten Halt machten sie in Abodiacum und schließlich in einem Vexillatio Castell der III.Legio Italica bei Summuntorium.

    Die nächsten Unterbrechungen waren Übernachtungen auf dem Weg entlang des Limes Richtung Noviomagus.

    Dort lag ein Limescastell, welches mit knapp 500 Mann Infanterie für die Sicherung dieses Abschnitts des Limes zuständig war.

    Die Vexillation war gut organisiert und half Balas Männern beim Bau eines Nachtlagers.

    Nun waren es noch knapp zwei Tage bis Mogontiacum.

    Ein Klacks, verglichen mit dem was sie hinter sich hatten. Drei Wochen, doch schien das Wetter umzuschlagen, hatten sie bisher nur in den Alpen Problem, so schien sich vor Ihnen der Winter zurück zu melden.

    Bala, dem nicht entgangen war, daß sich die Aemilier nicht gerade grün waren. Als der Subpraefectus dieser kleinen Schwamm Nero hinter ein Gebüsch gezerrt hatte. Er machte sich auf dem Weg zu diesem Gebüsch, mehr aus Neugier als aus Sorge.

    Der Anblick der sich ihm bot war erheiternd, fast schon so wie in einem der Strassentheater in der Urbs.

    Ein kleiner schwammiger Kerl drückte seine Stirn gegen der Zeigefinger eines gepanzerten Offiziers. Welch Tollkühnheit oder finaler Wahnsinn brachte ihn dazu? Lebenslange Abweisung? Verzweiflung?

    Mut war es sicherlich nicht. Er baute sich vor den beiden auf, verschränkte die Arme und meinte trocken,

    Ich denke es ist wenig ruhmvoll Bassus,...er ist wahrlich kein Gegner...dieser kleine, weiche, picklige, zornig verwöhnte Nero.

    Er wandte sich ab und meinte dabei, Abmarsch in 5 Minuten Soldat! ...und du kleiner Mann,...paß auf daß deine Wünsche nicht in Erfüllung gehen,...dann wird es aber kein elegant zivilisierter Römer sein, der dich ersticht, es wird ein stinkender Barbar sein, der dich mit einer fast stumpfen Axt in Stücke hackt...

    Oh, Lepidus, ich kann kaum glauben, daß dies dein Sohn sein soll. Vielleicht wäre es für alle das Beste wenn er...

    Bala´s Augenbraue wanderte ein wenig nach oben.Es kam ihm einmal mehr in den Sinn sich zu fragen was eigentlich in dieser Reitereinheit alles schief lief.


    Zuerst in Waffen nach Roma einzureiten, dann unvollständig abzurücken und nun noch ein paar Streuner mitzubringen.


    Doch als er sah wer einer dieser Streuner war musste er sich zusammennehmen. Nero war ihm kein Unbekannter wie jener Subpraefectus aus Lepidus´Gens.


    Nero war Stadtbekannt. Es widerstrebte ihm diese Kreatur in seiner Reisegesellschaft mitzuführen.Er wandte sich Furius zu und meinte,


    Ich glaube kaum, daß wir Zeit für die Begleitung von Reisenden haben,…aber sie sind Römer also muß ich etwas zu ihrem Schutz unternehmen…was schlägst du vor?


    Sein Blick fiel auf Nero und seinen Begleiter. Sie waren gezeichnet von den Strapazen der Reise. Sollte er ihnen die Umstände eines militärischen Marsches zumuten? Er dachte an Lepidus. Was musste der alte Bücherwurm wohl mitmachen mit solch einem Sohn?


    Da strich ihm ein anderer Gedanke…was musste sein Vater wohl mitmachen mit einem Sohn wie ihm?


    Kurzentschlossen sagte er,


    Besorgt ihnen zwei frische Pferde, diese Kiste kann mit der Post nachgeschickt werden, wir halten uns nicht an ihnen auf…wenn sie zurückfallen soll sich die Ala um die beiden kümmern…Abmarsch in einer Stunde!


    Sprach´s und wandte sich ab, nicht ohne Nero einen vernichtenden Blick und Ballus ein ausatmendes Kopfschütteln zuzuwerfen.

    Entgegen der Tatsache, daß die meisten Römer die Reise auf dem Pferd ablehnten liebte Bala diese Tiere. Er genoss die Geschwindigkeit, den kraftvollen Gang, ja sogar den Geruch.


    Die Reisegruppe bestehend aus Bala, den Praetorianern und der Abordnung der Ala II Numidia kam gut voran.


    Der Tag war mild und der Verkehr erträglich. Sie kamen gut voran, auch weil im Anblick der Praetorianerstandarte die Meisten ihr Heil am Rand der Strasse suchten.


    Ihr ersten Halt war die kleine Stadt Falerii Novi, etwa 30 Meilen von Roma entfernt. Bala wollte es am ersten Tag nicht übertreiben und auf keinen Fall im Dunkeln reiten.


    Die Speculatores hatten für Quartier gesorgt und nach einer kurzen Nacht ging es kurz nach dem Morgengrauen weiter. Knapp 26 Tage hatte er eingeplant. Das war machbar und mit nur einem wirklichem Risiko versehen. Die Überquerung der Alpen.


    Ihr Weg führte vorbei an Clusium, Arretium, Florentia. Über Bononia, Mutina und Verona. Bald tauchten die Alpen vor ihnen auf und sie machten in Tridentum einen Pferdewechsel und in Veldidena einen Tag Rast. Die Überquerung der Alpen barg zu dieser Jahreszeit zumindest auf der gegenüberliegenden Seite Gefahren durch Wetterstürze.


    Balas Laune war gut, die seiner Männer ebenso.


    Vor dem Lager, einer Vexillation der Legio Prima, hatte man ihnen Platz für Pferde, Zelte mit Schlafplätzen und eine ordentliche Mahlzeit.


    Sie saßen als Brüder vereint um die wärmenden Feuer und aßen ihren Puls, der köstlich erweitert war mit Käse, Eiern, Kräutern, Butter, Fleisch und Zwiebeln. Es gab Cervesa und Met.


    Bala sog die Luft ein, genoß die Kameradschaft und lebte förmlich auf, den Zwängen und bösen Geistern des Palastes entkommen zu sein.


    Bala nickte Furius zu. Er vertraute dem Terentier. Wozu hier jetzt noch ein Fass aufmachen. Er warf noch einmal einen letzten Blick auf die Mauer der Stadt, dann gab seinem Pferd die Sporen. Eine neue Aufgabe, im Grunde ein neues Leben lag vor ihm.

    Vielleicht war es gut so, denn hier konnte und wollte er nicht bleiben. Es gab zuviel Zwist zwischen ihm und seinem Vater.

    Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. Einer der wenigen die ihm fehlen würden war ausgerechnet Aemilius Lepidus. Er war ihm viel mehr Vater als sein eigener. Onkel Lepi mit den phantastischen Geschichten. Stundenlang lauschten er und Marcus den Abenteuern des Odysseus, der Schlacht um Troja, ließen sich in ferne Länder entführen wo es seltsame Menschen und noch seltsamere Tiere gab. Marcus,...ja,...Marcus fehlte ihm schon lange. Ständig verpaßten sie sich wenn er einmal in der Stadt war.

    Die Speculatores rissen ihn aus seinen Erinnerungen. Sie meldeten freie Wege bis Mediolanum und eine Unterkunft alle 100 Meilen...Er hoffte ohne all zu viele Probrleme über die Alpen zu kommen. Wobei Hoffnung ein schlechter Ratgeber war.

    Hundert Meilen reiten, Bala hoffte, daß er seinen Hntern nicht allzusehr strapazieren musste.

    Bala hing seinen Gedanken nach als sie das Tor passierten. Er war es gewohnt daß man bei seinem Anblick in Schockstarre verfiel, ebenso dürfte es den meisten beim Anblick herankommender berittener Praetorianer ergehen.

    Er zügelte sein Pferd und winkte Furius zu sich.

    Warum ist an der Porta keine Wache? fragte er mehr zu sich selbst. Decurio?! Nimm dir drei Mann und trete diesen Nichtsnutzen einmal ordentlich in den Hintern. Auch wenn er Roma verließ und wahrscheinlich nie wiedersehen würde ging es ihm gegen den Strich, daß hier derartige Sitten Einzug hielten. Grimmig nickte er Furius zu.

    Und sah ihm ernst nach als er mit drei Equites zurückritt und vor der Porta vom Pferd glitt.

    Bala nickte ernst. Es war bereits geschehen und es würde wieder geschehen. Sein Vater hatte das Tragen von Waffen innerhalb der Stadtmauern noch vor kurzem thematisiert. Das betraf natürlich eher die Bruderschaften und Banden der Subura. Verdiente Milites, die über tausende Meilen hierher kamen um einen kommandierenden Offizier abzuholen mochte das entgangen sein. Der Wache an den Toren jedoch nicht. Er wandte sich an Bassus. Es ehrt dich, daß du für deine Männer einstehst, Subpraefectus. Wir werden in dieser Angelegenheit nicht weiter intervenieren. Ich denke weder du noch deine Männer werden einen solchen Fehler noch einmal machen. Lass uns aufbrechen, ich will bis Sonnenuntergang noch nach Tarquinii. Ein kurzes energisches Nicken, ein freundschaftlicher Klapser auf die Schulter des Lepidus Leb´denn wohl alter Freund. Wir werden uns sicher noch einmal wieder sehen.

    Er strebte seinem Pferd zu. Decurio, fertig machen zum Abmarsch! dröhnte seine befehlsgewohnte Stimme, die doch nur so wenig älter war als die des Bassus. Und während Terentius Furius die Praetorianer bereitmachte schwang sich Bala in den Sattel.