Beiträge von Julia Duccia Germanica

    Julia schwieg. Doch lange konnte sie dieses Schweigen nicht halten.

    "Es ist inzest und verboten. Und dieser Inzest wird auffliegen, ich bin sicher, ich bin schwanger... Und dann wird ohnehin alles aus sein. Ich kann ihm diese Schande nicht antun...."


    Ihre Stimme begann zu beben.

    "Er wird auch wütend sein, dass ihr ihn nicht benachrichtigt habt. Valentin, doch tu mir einen Gefallen, beende deine Sätze bitte. Nahezu jeden Satz der von deinen Lippen kommt unterbrichst du..."


    Sie sah weiterhin mit dem Rücken zu ihm gekehrt auf den Boden.

    Sie ließ Valentin los und sah ihm für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen. Es war der Blick eines Menschen, der jegliche Hoffnungen an ein Wiedergutwerden verloren hatte, der sein Leben gänzlich in die Hände anderer legte. Der Blick eines Menschen, der den Sinn des Lebens nicht mehr erkennen wollte.



    "Sag ihm, dass er mir das Wichtigste in meinem erbärmlichen Leben war!"


    Sie wandte den Blick ab, sie hasste es vor ihrem Bruder zu weinen. Es ließ sie so schwach darstehen, sie wollte nicht mehr schwach sein. Dabei ahnte sie gar nicht, dass dies die schwächste Zeit ihres Lebens war. Sie tat 2 Schritte von Valentin weg und atmete einmal tief durch, drehte sich allerdings nicht mehr um.


    Sie sagte nicht, dass sie sich danach sehnte, Flavius wiederzusehen, ihn zu umarmen. Sagte nicht, dass nur der Gedanke an ihn sie am Leben gehalten hatte. Eines Tages würde es scheitern. Am römischen Imperium. Die Liebe würde der Vergangenheit angehören und wenigstens so konnte sie im Herzen für die Ewigkeit bewahrt werden.


    Sie sagte nicht, wie sehr sie Valentin liebte. Sagte nicht, dass sie immer für Sextus da sein wollte. Sagte nicht, dass sie gerne Kinder haben würde. Und für ihr verlogenes Schweigen hasste sie sich.

    Sie sah Valentin traurig an und lehnte ihren Kopf an seine Brust.


    "Ich weiß, ich befinde mich wahrscheinlich auf einem sinkenden Kahn. Ich glaube nicht, dass die Germanen gegen die Römer gewinnen werden und wenn sie mich hier finden, wird es ihnen egal sein, dass ich einst in Rom lebte, sie werden mich wie all die anderen hier... versklaven oder gar töten..."
    Die Stimme klang belegt und in Julia machte sich ein beklemmendes Gefühl breit.


    "Ich kann die Leute hier nicht im Stich lassen. War ich zu Beginn unfreiwillig hier, so hat mir der Gode doch Pforten in mein Inneres geöffnet. Geschahen hier auch grausige Dinge, so war da doch dieses kleine Mädchen das ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern konnte. Verstehst du? Dieses Dorf ist ein Teil meines Lebens geworden, genau wie meine Familie."


    Sie schloss an seiner Brust die Augen und atmete langsam durch... Leise sprach sie weiter, senkte den Tonfall wieder der eben erregt und laut geworden war...


    "Valentin... Ich will dich nicht verlieren... Geh, nimm' Sextus und geh. Für mich wird es keine Zukunft mehr geben! Ich bin bereits verloren..."


    Sie wusste, sie klang pessimistisch, doch sie glaubte nicht an einen Sieg der Germanen an die Römer. Und im römischen Reich würde sie sich wie an Ketten gelegt fühlen, würde überall den Hauch der zwangsvollen Vereinigung wittern...

    "Unsere Liebe würde immer geheim gehalten werden müssen: vor römischem Recht und germanischem Brauch. Doch warum bist du so erschrocken, liebster Bruder...? Ich glaube fest daran, dass ich den Weg einer Wicca zu begehen habe..."


    Sie fand es seltsam, diese Worte aus ihrem Munde zu hören, doch der Gode hatte sie wahrlich überzeugt. Oder war es die Nähe der Götter, als sie sich in Trance befand?

    Ihr Blick wurde völlig ruhig und keine Spur von Hetze stand mehr in ihnen geschrieben. Vertrauensseelig lächelte sie ihn an und nahm seine Hand in die ihre und drückte sie an ihr Herz.

    "Ich lege mein Schicksal in die Hände der Götter. Ich wage es nicht, mich gegen sie zu stellen. Entweder sie fordern mich als ein Opfer oder es ist meine Bestimmung eine Wicca zu werden. Wobei der Gode sich des Letzteren sicher ist. Und sollte dieser Modorok sich gegen die Götter stellen, wird er hart dafür bezahlen müssen!"

    Sie lauschte aufmerksam seinen Worten und nun hatte sie doch arg mit den Tränen zu kämpfen. Sie wischte sich die leichten Ansätze schnell aus den Augenwinkeln und sah ihn an.

    "Aber das alles war nicht deine Schuld, was hättest du den tun sollen? Er hat dich angegriffen und..."


    Seufzend suchte ihr Blick den seinen. Ihre Hand fand auf seine Wange und liebkoste sie sanft. Auf seine Frage, was er sonst hätte tun können, wusste sie keine Antwort.


    "Ja, hier gibt es 1, 2 Leute die mir mächtig ans Herz gewachsen sind und die mir bislang aus jeder misslichen Lage herausgeholfen haben. Die Frauen behandeln mich wie eine der Ihren und... es ist einfach heimisch. Erst jetzt bemerke ich, wie sehr ich Germanien vermisst habe, so zynisch es sich bei meinem Anblick auch anhören mag..."

    Julias Blick wurde zunehmend geschockter. Doch sie sagte nichts dazu schwieg sich in dieser Sache dann doch besser aus. Sie suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln, wollte sich die Enttäuschung nicht anmerken lassen, Valentins Selbstvertrauen nicht mindern.


    "Es ist schön hier, in diesem Dorf..."

    Sie sah ihn etwas bitter an...


    "Wo ist er.. überhaupt...?"


    Die Lippen deuteten ein leichtes Beben an, doch sobald sie es bemerkte untedrückte Alrun es mit aller Macht. Sie biss sich auf die ohnehin schon aufgeplatzte Lippe...


    "Wieso ist er nicht hier?"


    Es war nicht so, dass sie sich nicht über Valentin freute, im Gegenteil. Doch teilte sie ihre Liebe nicht mit 'Flavius'? Hatte er nicht die besseren Ambitionen in einem Zweikampf?

    "Bist du verrückt...?"


    Sie zischte ihm diese Worte nur leise zu, in ihren Augen stand große Sorge geschrieben. Und trotz der gespielten Wut waren ihre Worte zittrig und ohne große Schärfe.


    "Du hast schon ewig keine Waffe mehr angerührt und wirst niemals gegen einen dieser Krieger bestehen können, zumal du ohnehin eine Abneigung gegen Waffen hast.... Bruderherz, besinn dich..."


    Sie griff leicht zitternd nach seinen Händen, Tränen unterdrückte sie allerdings.

    Ja, wie ging es ihr? So recht hatte sie sich über diese Frage auch noch nicht den Kopf zerbrochen. Es ging ihr einerseits unglaublich mies und andererseits war sie doch glücklich... Unglücklich ob der Geschehnisse und glücklich ob der Heimat. Doch sie wollte nicht für noch mehr Kummer sorgen...

    "Es geht mir gut... wirklich....!"


    Erst langsam realisierte, wovon Valentin und Gundalf sprachen, doch sie wollte erst später darauf eingehen.


    "Dürften mein Bruder und ich ein wenig unter vier Augen sprechen...?"


    Sie sah den Fürsten bittend an.


    "Meinetwegen unter entfernter Beobachtung, aber so, dass wir für uns sind..."

    Sie ließ sich in di Arme schließen, auch wenn sich ihr Körper dabei leicht versteifte. Zaghaft schloss sie ihn leicht in die Arme. Ihr Blick wanderte zu dem 'kleinen' Sextus und sie rang sich auch für ihn ein leichtes Lächeln ab, selbst wenn es völlig unecht war.


    "Was sucht ihr hier?"


    sprach sie noch immer im gleichen Tonfall.

    "Sarolf, ich bin hier!"


    sprach sie mit leiser und leicht melancholischer Stimme. Und ihre Worte glichen eher einem flüsternden Gesang denn irdischen Worten. Sie selbst hatte diese auch nicht richtig wahrgenommen, sie entglitten ihr einfach.

    Als ich Sextus' Stimme vernahm, vielmehr den Namen den er aussprach, begann mein Herz heftig zu schlagen. Kurz vergaß ich all meine Verletzungen, vergaß ich die schrecklichen Momente vor noch wenigen Stunden. Ich trat ohne Zögern in die Hütte ein und blieb schweigend und beinahe ungläubig in der Tür stehen. Beinahe schämte ich mich meiner kurzen Trauer, doch.... wo war Leif?

    Vor welcher 'Alrun' stand. Sie hatte von dem Tumult gehört und als Gundalf weggegangen war, hat auch sie die stille Hütte verlassen. Als Modorok herausgestürmt kam, schmiegte sie sich ängstlich mit dem Rücken gegen die Wand und sah ihm hinterher...

    Ich trank nur, das Essen ließ ich unangerührt. Während seiner Worte sah ich ihn an und prägte mir seine Züge genau ein. Ich mochte ihn sehr gerne und er schaffte es mir, Kraft zu geben.


    "Ja...."


    Mehr brachte ich nicht über meine Lippen.

    "Darf ich etwas fragen...? Nicht zum Zecke der Spionage... Warum stellt sich unser Volk so plötzlich so hart gegen Rom?"

    Ich starrte an die Decke, fühlte wie er sich an meiner Kleidung zu schaffen machte und hörte wie er sie zerriss... Hatten die Götter ein Leben als Hure für mich vorgesehen und zwangen mich diesen Weg zu begehen? Oder hatte ich einfach nur Pech?


    Ich nahm die Ankunft von der Frau nur durch einen Schleier wahr. Doch ich nahm sie war. Und als ich merkte, dass er von mir abließ hob ich meinen Kopf an. Doch sie verschwand und hoffnungslos ließ ich meinen Kopf sinken, was sie sagte hatte ich nichit wahrgenommen.

    Meine Hände waren inzwsichen taub und ich suchte nach der Welt zwischen dasein und Traum. So wie ich es früher immer getan hatte. Flavius... Leif... Verdammt wo bist du?


    Auf die Worte des Kriegers hin nickte ich nur, während ich langsam abdriftete...

    Ich musste heftig husten als ich den Schlag abbekam und musste weinen. Nein, nein nein...

    "NEIN"


    In mir stiegen wieder viele Bilder auf, viele Hände die nach mir griffen. Der Wahnsinn drohte wahrlich mich einzuholen.


    "Oh Leif.. bitte... Bitte Liebster..."


    Tränen rannen über meine Wangen, wollte fort von hier. Mein ganzer Körper erschlaffte kraftlos, warum geschah das immer mir? oh ihr Götter, warum? Ich sah ihn an, zitterte stark.


    "Bitte... lass mich..."

    Mein Blick wurde langsam aber sicher hasserfüllt.


    "Ohja, da werde ich sicherlich was von haben. Glaub mir, du wirst allerdings nichts als Nachteile ziehen... Schwein!"


    Ich spuckte ihm verächtlich ins Gesicht, als er meinen Hals berührte, sagte jedoch nichts weiter - was sollte ich dazu auch sagen?


    "Ich würde dir die Augen auskratzen, wenn ich nicht gefesselt werde. Ich würde dich deiner Männlichkeit berauben und einen Eunuchen aus dir machen, so wie ich dir Narben verpassen würde. Wenn ich dich nciht sogar in den gleichen Tod schicken würde, in dem dein Vorgänger nun ist!"


    Er hielt mich hart fest, ich konnte nicht ausweichen. Also hielt ich meine Lippen fest verschlossen. Was mir aber außer Schmerzen nichts brachte. Kurz wehrte ich mich also nicht und biss heftig in seine Zunge.