Beiträge von Julia Duccia Germanica

    Ich runzelte leicht meine Stirn, irgendetwas gefiel mir an seinen Worten nicht. Ich versteifte mich ein wenig und ließ ihn am Ende los, machte ein paar Schritte rückwärts und lehnte mich gegen die Wand.


    "Bruder... Was meinst du? Was hätte anders kommen sollen?"


    Einen Moment lang fragte ich mich, ob er vielleicht Maximian und mich meinte, doch verwarf ich diesen Gedanken sehr schnell wieder. Das würde ihn nicht so... seltsam erscheinen lassen. Wo war mein Bruder?

    Ich ließ mich in seine Arme schließen, doch irgendwie war Distanziertheit zwischen uns, das gefiel mir gar nicht. Weil wir uns solange nicht gesehen hatten? Weil er abgehärtet war? Weil ich langsam reifer wurde? Zögerlich legte ich nun auch meine Arme um ihn und atmete tief ein, schloss entspannt die Augen.


    "Ja. Auch ich bin gerade erst hier angekommen... Ich versorgte Skadi als du hereingekommen bist."


    Mir fiel nichts mehr ein, was es zu sagen gäbe und das stimmte mich traurig. Ich hatte eigentlich soviel zu erzählen, doch bei allem fiel mir etwas ein, weshalb ich es lieber lassen sollte. Hatte er sich verändert oder hatte ich mich verändert?

    "Wie geht es dir... Es ist schon lange her."

    Mein Herz klopfte gegen die Brust: Diese Schritte und diese Stimme. Da gab es keinen Zweifel, das musste Flavius sein. Doch.... Hatte er nicht in Rom noch so schlechte Laune gehabt? Mit gemischten Gefühlen drehte ich mich zu ihm um, sah seine Silhouette. Langsam ging in seine Richtung, war nervös... Etwas leise sprach ich...


    "Flavius... Sextus ist noch nicht hier..."

    Endlich wieder daheim, wenn auch nicht für lange. Bald würde es wieder weiter nach Confluentes gehen. Meine Heimreise hatte recht lang gedauert und ich war Valentin weit voraus geritten, nachdem wir vom Schiff herunterkamen. Ich hatte meine Ruhe gebraucht und ich vermutete, er verstand. Ich streichelte Skadi sanft die Nüstern und küsste sie zwischen die Augen. Als Gegenzug stubste sie ihren Kopf gegen meinen Bauch und ich lachte leis.

    Ich war noch ein wenig hin- und hergerissen, denn eigentlich wollte ich noch einmal die Route von Maximian und mir abreiten, doch nun ging es nach Germanien. Wann ich ihn wohl wiedersehen würde? Ich hoffte so, dass es bald geschehen würde... Ich ritt ganz am Schluss, wollte allein sein.

    Ich deutete lächelnd auf ein paar Treppen und sah Sextus mit einem Lächeln an. Ich verstand nicht ganz auf welche Frage sich seine Gegenfrage stützte, doch ich würde es nicht weiter beachten.


    "Wollen wir uns da hinsetzen? Ich kann absolut nicht mehr stehen und das Geschrei dahinten habe ich auch satt. Ich weiß nicht, was so toll daran soll zu kämpfen. Ich bin nur froh, dass Flavius heil zurückgekehrt ist. Aber ansonsten? Ich verstehe den Aufruhr wirklich nicht. Schrecklich das ganze Gequetsche und Geschreie..."


    Ich schauderte einmal kurz und lächelte dabei. Es war allerdings nur ein leichtes Lächeln. Ich sorgte mich ein wenig um Sextus, aber ich kannte ihn kaum. Ich sollte mich deswegen schämen, denn soweit mochte ich ihn sehr gerne.

    Spannen denn im Moment alle Duccia?`Sara schrie halb Rom zusammen, Flavius sah aus als wenn man ihm beide Arme abgeschlagen hätte, Sextus lief völlig aufgelöst davon und ich konnte mich nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden. Ich schloss zu ihm auf.


    "Sextus, lange nicht gesehen."


    Ich sah ihn ohne bestimmten Blick und ohne bestimmte Hintergedanken an. Damals... Ich sah errötend weg. Dann wieder zu ihm. Er war wirklich gewachsen und solange war ich doch auch nicht fort gewesen. Ich lächelte.

    "Du scheinst auch in Grabesstimmung zu sein. Was bedrückt dich?"


    Ich beschloss gerade heraus zu fragen. Wenn er es nicht sagen wollte, brauchte er es nicht, doch so hatte er die Möglichkeit zu sprechen. Schließlich war er mein Neffe.

    Ich hatte mcih in der Menge umgesehen, meine gute Laune war verflogen. War das da hinten nicht Sextus? Dieser Junge, den Valentin adoptiert hatte? Noch einen letzten Blick zum Triumphzug und wieder ein Blick zu ihm. Er drängte sich fort von uns. Was war im Moment nur los? Besorgt murmelte ich Valentin ein "Tschuldigung" zu und drängte mich hinterher. Als die Massen etwas lichter wurden konnte ich Sextus mühelos folgen.


    "Hey, warte auf mich Sextus!"


    Ich sprach in normaler Stimme, hoffte er würde mich vernehmen.

    Ich hatte Flavius erblickt noch bevor Valentin mich darauf aufmerksam machte. Und mich erfasste eine Kälte als ich seinen Blick sah, lief mir doch ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Bruder, was war geschehen? Grimmig schaust du des öfteren aber nicht so kalt, so erstarrt. Als plötzlich ein Schrei neben mir erklang hätte ich Sara vor Schreck am liebsten eine Ohrfeige gegeben und sie angefahren, doch sie wusste ja nicht dass ich so gedankenversunken war.


    Hallo...


    kam es tonlos von meinen Lippen, es waren nur Bewegungen und ich hob die Hand ängstlich zum Gruße. Was war los mit ihm? Gut, jetzt lächelte er aber seine Augen waren ein Spiegel seiner Seele und sie sahen aufgewühlt aus. Oder doch eher innerlich tot? Ich sah zu Boden.

    Ich sah wie versteinert dem Wagen hinterher, er schien mich bemerkt zu haben. Ich musste grinsen, warum wusste ich auch nicht genau. Vielleicht weil ich daran dachte wie verdutzt er wohl sein würde, wenn er das mit Maximian und mir erfahren würde? Sehr unwahrscheinlich, dass er es schon wusste. Ich sah dem Wagen irritiert hinterher...

    Ich sah ein wenig nervös zu Meridius. Er war Legatus Legionis der Legio IX Hispania, wie mir ganz entfallen war. Was er wohl dachte, während er da oben stand? Ich könnte mir vorstellen, dass es ihn ein wenig in Verlegenheit brachte und doch mit Stolz erfüllte. So jedenfalls meine Einschätzung über seine Person.


    Ja... Und hoffen wir, dass alle wohlbehalten zurückgekehrt sind!

    Zitat

    Original von Valentin Duccius Germanicus
    Er musterte den Mann und nickte.
    "Ich erinnere mich. Und es ist sein Sohn, den Du liebst?"
    Er sah ihn sich noch eine Weile an.
    "Ich hoffe für Dich, dass er kein Legionär ist," fügte er sanft an.


    Ich schüttelte den Kopf.


    "Nein, aber ich fürchte er wird in die Fußstapfen seines Vaters treten. Die beiden sehen sich wirklich verblüffend ähnlich und ich kam mir schon ein wenig vor. Ich hoffe sehr, dass Maximian nicht denkt ich würde ihn nur Meridius wegen lieben, denn... es ist Maximian, den ich liebe.


    Ziemlich unbehände gesprochen, doch was sollte es. Ich sah wieder gespannt auf die Reihen der Leute und lehnte mich an meinen Bruder, der mich von hinten an der Schulter fasste.

    Ich ergriff eine seine Hände und sagte mit stockender Stimme als wenn ich nicht Herr meiner Selbst war, während ich auf den Triumphator deutete.

    Das dort... Ist Maximians Vater und der Mann den ich einst liebte... Ich habe dir und nur dir von ihm erzählt...


    Ich drehte mich lächelnd zu ihm um. Doch hin und hergerissen war ich zwischen den beiden Männern nicht, denn Meridius hatte ich damals wie ein junges Mädchen geliebt. Maximian liebe ich als das was ich bin, wann ich ihn wohl wiedersehen werde? Ich würde zu gerne auch einmal wieder mit Meridius sprechen, es hat damals unheimlich Spaß gemacht.

    Mein Herz klopfte höher als ich die Menge sah die sich in meine Richtung bewegte, ich war schon so auf Flavius gespannt. Ich hatte ihn einige Monate nicht gesehen. Doch mitjubeln tat ich nicht, denn ich mochte Kriege nicht und konnte mir ausmalen, wieviele Gefallen waren. Auch wenn dieser Kampf berechtigt durch Roms Hand geschah. Ich sah auf und... Meridius ... schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte ihn kaum wiedererkannt, aber sicher! Das hatte ich völlig vergessen. Ich musste unweigerlich an Maximian denken, diese Ähnlichkeit... Meridius wusste noch nichts. Seltsam, dass ich ihn in Rom wiedersehen sollte. Und immer noch suchten meine Augen die Reihen nach Flavius ab.

    Langsamen Schritt uns mit der Hand in Höhe meiner Brust - eine unsichere Gebärde - betrat ich den Ort des Geschehens. Ich wusste, ich war viel zu früh, doch ich wollte Flavius nicht verpassen. Meinen Flavius. Ich sah durch die Mengen, doch erblickte ich niemanden den ich kannte.


    Bruder...


    murmelte ich leis vor mich hin. Ob es überhaupt gesund war wie sehr meine Brüder und ich aneinander hingen?

    Ich kuschelte mich fest an meinen Bruder und genoss dessen Nähe. Ich schloss entspannt meine Augen, wenn ich auch bemüht war meine Tränen zurückzuhalten. An eine Hochzeit hatte ich eigentlich bisher noch gar nicht gedacht und ich glaube Maximian auch nicht.

    Danke... Vorallem dass es dich gibt und du mein Bruder bist...


    Ich lächelte. Bessere Brüder als meine konnte man sich gar nicht wünschen. Sie würden alles für mich tun, außer mich ins Verderben rennen zu lassen. Ich beschloss mich irgendwie zu revanchieren....

    Etwas traurig sah ich Valentin an. Die ganze Zeit über habe ich daran gedacht, dass es ihn verletzen könnte. Nur jetzt nicht und ich hatte einfach erzählt. Etwas zerknirscht sah ich auf meine Knie. Ich sah aus Kinderaugen zu ihm auf und lächelte... Die Antwort wurde von meinem Herzen sofort zurechtgelegt doch kam sie kaum über meine Lippen.


    Iiich.... Ja. Ja, das tun wir. Doch ... er wohnt zu weit weg, ich habe Angst. Angst dass etwas zwischen uns 2 kommt. Er wohnt in Tarraco und wir in Mogontiacum. Es geht kaum weiter...


    Ich seufzte traurig.

    Valentin! Einen Moment noch bitte ich... muss dir etwas sagen... Ich glaube ich muss dir bald jemanden vorstellen... ich...


    Ich war nervös, ob er es genauso sehen würde wie bei Meridius damals? Dieses Mal war es zu spät um Einwürfe einzubringen. Ich drückte seine Hand und sah ihn erwartungsvoll und fragend an. Bei dem Gedanken an Maximian verschwanden letzte Zweifel.


    Er heißt Lucius Decimus Maximian, wir haben uns ganz in der Nähe kennengelernt. Er reitet auch so gerne und wir trafen uns weit außerhalb von Rom und...


    ich plapperte und hielt grinsend den Mund.

    Sara und Venusia sind auch da? Mit ihnen habe ich bisher kaum gesprochen... Ich denke es wird daran liegen, dass ich immer so in Gedanken versunken bin. Denke eher weniger an neue Bande knüpfen...


    Ein sanftes Lächeln ging zu Valentins Augen. Zaghaft tastete ich nach seiner Hand, es war schön wieder "zu Hause" zu sein. Ich wollte schon gerne über Maximian sprechen, doch was würde er sagen? Ich sollte es lieber verschweigen, erst einmal.

    Ich sah Valentin mit traurigem Lächeln an, doch langsam wurde ich insgesamt fröhlicher.


    Das sind ja hervorragende Neuigkeiten, in jeder Hinsicht! Sextus... Das war dieser drollige Junge nicht wahr? Und Sara ist wieder da? Wie schön, ich habe mir Sorgen um die gemacht...


    Ich freute mich schon auf Flavius, ich freute mich schon auf sie alle!