Ich sah um mich herum, ein wenig beschlich Nervosität das Herz in meiner Brust. Jetzt, da Maximians Nähe mich nicht mehr umgab, mich sein Körper nicht mehr schützte kehrte ein wenig die alte Angst zurück. Doch sie erfüllte nicht mein Herz, vergiftete nur meine Gedanken. Mein Herz war unantastbar, es klopfte noch immer wild in meiner Brust, langsam immer langsamer werdend. Ich summte um die Stille zu vertreiben eine leise und unbestimmte Melodie vor mich hin, betrachtete die dunklen Wände, die bedrohlich wirkten und mir wahrscheinlich einbleuen wollten, dass ich hilflos war. Und wie ich nun das leise Getrappel von Skadis Hufen vernahm fielen mir einige Dinge ein.
Eine Kunst ist es zu denken.
Eine Kunst ist es zu hoffen.
Eine Kunst ist es zu lieben.
Eine Kunst ist es, man selbst zu sein.
Ich lächelte leicht bei dieen Worten, oh, wie wahr sie doch waren. Gerade jetzt, wo ich die erste Kunst aufgegeben hatte um die 2. und die 3. Kunst zu erlenen, verlernte ich die letzte Kunst. Zumindest für solange, bis ich ihn wiedersehen würde. Erst jetzt erkannte ich, dass Maximian mir etwas geschenkt hatte und zwar den Schlüssel zu meinem eigenen Ich. Doch schien er sich den Schlüssel wiedergeholt zu haben, denn ich fühlte wieder Uneinigkeit. War es, weil er mir fehlte? Ich musste an die Abschiedsworte der Frau in Britannien denken, die alte, greise Frau.
Mögest du im Leben das finden,
wonach du suchst,
erkennen, wenn du's siehst
und das große Glück haben,
eszu bekommen -
und für immer zu bewahren.
Das waren ihre einzigen Worte gewesen, mehr hatte sie nicht gesagt. Nur dieses liebevolle, mütterliche Lächeln auf ihren Lippen, das fröhliche Lachen in den Augen. Ich vermisste sie sehr, wie es ihr wohl ging? Ob sie noch lebte? Ich wünschte dieser Dame nur das Beste, sie hatte mir aus der schwierigsten Phase meines Lebens herausgeholgen, meine Brüder hatten mich gestärkt und Vollkommenheit der Gefühle schenkte mir Maximian.
In der Ferne konnte ich schon die Tore erkennen und ich spornte Skadi an, ich wollte nicht angehalten werden, wollte hinaus und das Pferd des Hungaricus fangen, wollte Maximian dieses Wunder schenken. Hoffentlich würde mir wirklich nichts geschehen, mich beschlich wieder diese ungute Unsicherheit, doch ich hoffte ich würde sie bald vergessen. Ich lächelte als ich an ihn dachte.
Und ich weinte.
Ich fühlte wie mir wieder einmal unaufhaltsam dass salzige Nass in meine Mundwinkel lief, ich schmeckte es. Ich streichelte sanft über Skadis Hals, lächelte. Rom lag hinter uns, nun war nur noch dumpfes Hufaufschlagen auf dem weichen Grasboden zu vernehmen, auf dem weichen Grasboden auf dem ich noch eben mit Maximian entlanggeritten war.
Unter den Sternen und dem Mond, unter denen ich schon eben mit Max langgeritten war, als wir gemeinsam dieses vom Boden lösen gefühlt hatten, gemeinsam abhoben. Auch jetzt war das Gefühl unbeschreiblich, ich fühlte den kalten Nachtwind um meine Nase wehen und fühlte mich beinahe zuhaus. Ich dachte schon voller Freude an Maximians und meine gemeinsamen Ausritte. Und ich musste lächelnd an meine Brüder denken, auf sie freute ich mich auch schon. Auch ich würde morgen aufbrechen, und auch ich würde mit dem Schiff reisen. Nach dem heutigen Tag hatte sich Skadi Schonzeit verdient.
Und so ritt ich immer weiter zu dem Horte des Glückes, dort wo ich Maximian kennengelernt hatte und wo ich noch den Schwarzen vermutete, Skadi würde mich schon zu ihm führen.