Während Sevilla sich dem Chaos in ihrem Kopf hingab und auch der Verzweiflung, die sich ihrer bemächtigt hatte. Es war nicht untertrieben zu behaupten, dass einfach eine Welt für die junge Frau zusammengebrochen war und Sevilla nun das Gefühl hatte von ihr erschlagen worden zu sein. Es dauerte ein wenig bis sie den Worten ihrer Tante wirklich folgen konnte. Mit einem bestickten Tuch fuhr sie sich etwas unwirsch übers Gesicht. Noch immer schniefte sie vor sich hin. „In Ordnung.“ Durch ihre Weinattacke fiel es ihr schwer ruhig zu atmen, aber sie versuchte es. “Nur Marga,“ beantwortete sie die letzte Frage ihrer Tante. “Marga hat schon viele Schwangerschaften in der Familie miterlebt. Seit vielen Jahren ist sie die Köchin und wenn Marga etwas sagt, dann stimmt es auch.“ Das erklärte wohl nur warum Marga sich sicher war. Warum sie es in Betracht zog, hatte sie noch nicht erklärt und wieder begann sie zu schluchzen. “Ich war so dumm gewesen,“ überkamen sie nun erneut die Selbstvorwürfe. Ehe ein erneuter Weinkrampf über sie kommen konnte, erinnerte sie sich an die Worte ihrer Tante. “Marga hat mich nach einigen Anzeichen gefragt und sie stimmen. Sie war sich sehr sicher, aber ich habe noch keinen anderen gefragt. Ich habe mich nicht getraut. Es ist so schrecklich.“ Der neuerlichen Weinattacke hatte sie nun nichts mehr entgegenzusetzen. Sevilla griff nach der Hand ihrer Tante, die noch eben auf ihrer Schulter gelegen hatte und drückte sie fest. “Was soll ich denn nur machen?“ Sevilla wusste was ihre Situation für die Familie bedeutete, für beide Familien bedeutete, aber sie konnte das Geschehene doch nicht ungeschehen machen. Das ging doch nicht.
Beiträge von Decima Sevilla
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Sie hatte sich ein wenig beruhigen können ehe ihre Verwandte den Raum betrat, aber dennoch sah sie sehr verheult aus. Als Seiana den Raum betrat, schaffte sie es nicht mal aufzustehen und sie entsprechend zu begrüßen. Erst als ihre Tante die Hand auf Nelas Schulter legte, schien sie aus einer Art Schockstarre zu erwachen und erneut begann sie zu schluchzen. “Ich...,“ Sie konnte doch unmöglich ihrer Tante sagen, dass sie freudiger Erwartung war. Weder war sie freudig noch durfte sie irgendeiner Erwartung sein. So ging das nicht. “Marga hat mich heute morgen gefragt,“ schluchzte sie dann und wusste auch nicht wie sie es recht weiter ausführen sollte was ihr Problem war. In ihrer Verzweiflung schlug sie die Hände vors Gesicht und versuchte zu irgendeiner Form von Fassung zu gelangen. Sie war eine Decima und eine Duccia. Die trugen doch sämtliche Probleme mit Fassung und auch hier würde es sicher eine Lösung geben. Sie musste sie doch nur finden.
An die Lösung dieses Problems konnte sie aber nur gehen wenn ihre Tante endlich erfahren würde was genau das Problem war und wie es zu diesem Problem gekommen war. “Ich war vor einigen Wochen auf dem Markt unterwegs.“ Das war ja noch nicht schlimm und das konnte sie ohne größere Unterbrechungen oder Heulkrämpfe erklären. Aber das Folgende war es dann doch schon wieder. Und zum ersten Mal seit ihre Tante den Raum betreten hatte, sah Nela sie auch wirklich an. “Mich hat dort in Soldat angesprochen und er war sehr nett und so und irgendwie hat er mich dann überredet mit ihm in die Taberna zu gehen und dann...“ Wieder machte sie eine Pause weil ein erneuter Weinkrampf sie schüttelte. “Marga hat gesagt, dass ich ein Kind bekomme.“ Hilfesuchend blickte sie Seiana an. Sie durfte kein Kind bekommen, nicht so und schon gar nicht zu dieser Zeit. Der Ruf ihrer Familie, ihr Ruf und überhaupt und zu allem Übel war auch noch ein Verwandter an ihrer derzeitigen Situation schuld. “Ich weiß einfach nicht weiter. Du musst mir helfen.“ Inzwischen sah sie bestimmt noch schlimmer aus als vorhin. Sie fühlte sich auch viel schlechter, aber das lag an der Situation und nicht daran, dass sie nun bei ihrer Verwandten war. -
Ihr ging es gar nicht gut und mit jedem Schritt, den sie tat, wurde es schlimmer. Doch sie musste ihre Tante besuchen gehen. Zum einen wusste sie einfach nicht weiter und brauchte dringend Hilfe und zum anderen würde Marga sonst von ihrer am Morgen getroffenen Erkenntnis alle unterrichten und das wollte Nela nicht. Zuerst wollte sie sich mit jemanden unterhalten. Ihre Mutter war ihren Bruder besuchen und somit viel zu weit weg und so gab es nur ihre Tante, die ihr wohl irgendwie würde helfen können. Ihr Magen rebellierte. Das konnte sie ihm wohl kaum verübeln. Seit einer Woche fiel es ihr nun schon schwer das Essen bei sich zu behalten und nachdem Marga sie auf die Ursache gestoßen hatte, war das mühsam zu sich genommene Frühstück auch wieder retour gekommen. Mit hängenden Schultern hatte sie an die Porta geklopft. Eine Sklavin hatte sie davon unterrichtet, dass ihre Tante noch kurz beschäftigt wäre, sie aber gern warten konnte. Nela wurde dann ins Tablinum gebracht. Während sie nun dort saß und wartete, versuchte sie ihre Übelkeit unter Kontrolle zu bringen und sich zu überlegen wie sie ihrer Tante erzählen sollte welches Problem sie zu besprechen hatten. Sie fühlte sich schlecht und wenn sie Margas Worten trauen konnte, dann sah sie auch schlecht aus. Jetzt wo sie wirklich Zeit hatte sich ihrer Situation bewusst zu werden, liefen ihr die Tränen einfach ungehemmt übers Gesicht. Wie ein Häufchen Elend saß sie auf dem Stuhl und wartete auf Seiana.
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Es machte ihr unheimlich viel Spaß mit Hadamar zu spielen und ihm zu gestatten mit ihr zu spielen. Wobei sich natürlich darüber streiten ließ wer da wirklich mit wem spielte und wer das federführend betrieb. Das mit den Oliven war für sie ein Spiel gewesen. In ihrem mettrunkenen Hirn gestaltete es sich jedenfalls so. Ihr war einfach nicht mehr bewusst, dass sie ihrem Kopf nicht mehr wirklich trauen sollte. Als Hadamar den zweiten Krug mit Met bestellte, insistierte sie schon gar nicht mehr. Gedanken an das zerschlagene Gefühl am nächsten Tag und die Kopfschmerzen, die sie ganz sicher heimsuchten, waren genauso verpufft wie sämtliche Warnungen zu Männern, die besonders nett zu ihr waren. Diese existierten gar nicht mehr in ihrem Bewusstsein. Sie trank was er ihr einschenkte und genoss die Berührungen, die er ihr schenkte und sie erwiderte sie. Was sie dann aber für einen Moment seinem Zauber entriss, war die Tatsache, dass es inzwischen so spät geworden war. Sie konnte nicht mehr nach Hause. Jedenfalls nicht mehr ohne ihre Identität preis zu geben und das war ihr um so vieles unangenehmer als eventuell am nächsten Morgen der Familie zu erklären, dass sie in der Stadt geblieben war. Also ging sie auf seine Einladung ein ihr ein Zimmer zu bezahlen. Hadamar war wirklich ein sehr aufmerksamer Mann als er sie dann auch noch auf das Zimmer brachte. Bei ihr hätte es wohl ein wenig länger dauern können, da ihr Beine nicht mehr ganz auf so verlässlich waren. Als sie dann das Zimmer erreicht hatten, ging er nicht. Er blieb und es brauchte keiner großartigen Überredungskunst, dass sie es auch zuließ. Er küsste sie und es war um sie geschehen.
Der Morgen graute. Sie konnte es spüren als sie versuchte die Augen zu öffnen und es schnell wieder ließ. Der Kopf schmerzte. Doch dieser Umstand war schnell wieder vergessen als sie eine Bewegung neben sich wahrnahm. Eigentlich hätte sie wohl jetzt aus dem Bett springen müssen und sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Aber das tat sie nicht. Ganz im Gegenteil. Sie kuschelte sich an den warmen Körper neben ihr nachdem sie sich wieder umgedreht hatte. Ihre freie Hand legte sich auf die muskulöse Schulter und ohne, dass sie es wirklich bewusst beeinflussen konnte, begann sich diese freie Hand nun zu bewegen. Langsam aber sicher wurde es wohl offensichtlich, dass es noch eine weitere Runde geben würde, die nun von Nela eingeläutet worden war ehe sich dann ihre Wege trennen würden.
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Ein Konto für Sevilla hätte ich gern. Vielen lieben Dank
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Hadamar hatte wirklich viele Geschichten zu erzählen und sie hörte ihm sehr gern zu. “Du wirkst och nicht so als ob du so eenfach aufjeben würdst,“ bemerkte sie als das Handeln noch der Gesprächsinhalt war. Sie lächelte, denn es sollte ja kein Vorwurf sein sondern nur eine Einschätzung ihrerseits. Immer wieder versuchte er das Gespräch auf sie zu lenken, aber sie schaffte es auch immer wieder das Gespräch zurück auf ihn zu bringen. Doch durch das Hin und Her war dann doch zur Sprache gekommen wo sie überall schon gelebt hatte. Sie hatte es nicht erzählen wollen, aber der Met und das nette und angenehme Gespräch hatten ihr Übriges dazu getan. “Nu bist wieda Daheem und kannst essen watte jern hast,“ erklärte sie dann das wirklich recht Offensichtliche. Auch waren seine Berührungen ihr nie unangenehm worden. Ganz im Gegenteil. In ihrem inzwischen vom Met ziemlich vernebelten Hirn waren ihr auch keine argwöhnischen Gedanken gekommen. Er wirkte einfach nur sehr höflich und aufmerksam. Manchmal sogar so aufmerksam, dass sie gar rot wurde wenn er ihr ein Kompliment machte. Ein wirklich sehr netter Mann wie ihr immer klarer wurde. Sie begann sogar die ein oder andere Berührung selbst zu suchen.
Einige Becher Met später war die Platte dann fast leer und der Krug hoffentlich bald auch. Sie merkte den Met inzwischen recht deutlich. Nela kicherte ziemlich grundlos vor sich hin und ihre Gedanken wirkten eher in Watte gepackt als so flink und frei wie sonst. Aber das interessierte sie in diesem Augenblick nicht wirklich. Aus dem Krug zauberte Hadamar zu ihrer Überraschung doch noch etwas von der Flüssigkeit und füllte es in ihren Becher. Sie führte ihn an ihre Lippen und nahm einen Schluck davon, dann stellte sie ihn wieder auf den Tisch. Er hielt ihr eine Olive hin. “Also ejentlich bin ick satt, aba ick mach ma eene Ausnahme.“ Sie grinste ihn spitzbübisch an und in ihren Augen blitzte etwas auf. Ihr saß wohl gerade der ebenfalls alkoholisierte Schalk oder auch wahlweise Loki im Nacken.Sie nahm sich ebenfalls eine Olive und betrachtete sie einen Augenblick lang und es sah so aus als würde sie Hadamars Olive verschmähen. Doch dann beugte sie sich über den Tisch und kam seinen Fingern mit einem erneuten Grinsen auf den Lippen immer näher bis sich diese dann um die Olive schlossen. Dabei musste sie natürlich seine Finger berühren, aber das störte sie gar nicht. Im Gegenteil, sie fand es sogar eigenartig interessant es zu tun. Nun hielt sie ihrerseits eine Olive hoch und ihm hin. Die Letzte. “Und wat is mit dir? Hast du och noch Hunga?“ Mit neugierigen Blicken beobachtete sie nun Hadamar.
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Kurz überlegte sie. „Wäre es euch denn recht, wenn ich vielleicht in einer Woche mal vorbeikomme? Dann können wir uns in Ruhe unterhalten und ihr erzählt mir die neusten Sachen aus Roma und noch mehr von eurer Hochzeit?“ Sie freute sich schon sehr auf dieses Gespräch. Viel zu lange hatte sie schon mit Seiana nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sprechen können. „Also das heißt, wenn eine junge Frau überhaupt zur Castra darf,“ richtete sie dann an Seneca die Frage. Nur mit seinem Einverständnis würde sie überhaupt bis zu ihrer Tante gelangen können. Bei den Möglichkeiten zu abendlichen Beschäftigungen nickte sie bestätigend. “Es gibt wirklich eine Menge, dass sich anzusehen lohnt und vielleicht können wir ja die ein oder andere Gelegenheit nutzen sie gemeinsam zu besuchen.“ Sie blickte kurz zu Seneca. Darüber würde sie sich sehr freuen. Einfach Zeit mit der anderen Familie zu verbringen.
“Ja genau, den meine ich. Den Namen trägt das Gebäude noch weiter. Bisher ist ja nichts Neues gekommen.“ Damit versuchte sie zu erklären warum sie noch immer diesen Namen für das Gebäude nutzte obwohl es diesen Zweck nicht mehr erfüllte. Als sie dann weitergingen, erschienen noch weitere Tempel vor ihnen, die Nela dann auch noch benannte. „Auch der Cultus Deorum ist hier sehr stark vertreten. Vermutlich nicht so intensiv wie in Roma, aber es gibt ihn auch hier.“ Dass hier einiges anders sein mochte als in Roma wollte sie erst mal noch nicht erwähnen. -
Während sich die beiden Frauen unterhielten, wurden tatsächlich einige der Gastgeschenke fertig. Man mochte es wohl kaum glauben, da sie beide recht viel sprachen, aber es war dennoch so. „Da würde sie sich sicher sehr freuen wenn du sie besuchst und falls wir bei der Familie meines Vaters keine Unterkunft finden werden, könnten wir sicher bei ihr übernachten.“ Die einzige Frage zum Thema Rombesuch war wohl nur noch die Frage nach dem Termin. Dass sie dorthin wollten, war sicher und was sie dort unternehmen wollten, war auch schon besprochen. Nach all den Jahren freute sie sich schon darauf Roma und auch ihre Familie wiederzusehen. Ganz besonders ihre Tante, der sie nur Briefe hatte schreiben können. Aber auch ihr Onkel bei dem sie lange Zeit gelebt hatte als es in Roma so gefährlich geworden war.
Irgendwo war es beruhigend zu hören, dass nicht nur ihr Bruder so schreibfaul war. „Ja, es klingt ganz so. Wenn er noch so viel lernt wie er gern möchte, dann wäre es ein voller Erfolg.“ Sie blickte auf ihre Arbeit hinab. „Auch er wenn eine große Nervensäge ist, vermisse ich ihn dennoch sehr. Ich habe mal gehört, dass Zwillinge da besonders von betroffen sind und es nicht glauben wollen, weil er eben so viel nervt. Aber es stimmt wohl doch.“ Nela grinste schief und machte dann weiter. „Ich werde ihn immer erkennen,“ erwiderte Nela dann stolz. „Er wird aber sicher älter geworden sein und größer und sich auch verändert haben, genauso wie ich.“ Da machte sich Nela nichts vor.
„Ich drücke uns ganz fest die Daumen, dass wir hierbleiben können und gemeinsam unsere Männer in den Wahnsinn treiben können.“ Da mit dem Orakel war eine wirklich interessante Sache. „Ich habe mich auch schon mal gefragt ob ich nicht wissen möchte was die Zukunft mit bringt. Aber wie du schon sagtest, ich glaube ich möchte lieber unwissend bleiben und mich jeden Tag einfach wieder neu überraschen lassen. Wäre das Leben dann nicht langweilig wenn man es vorher schon weiß?“ Inzwischen hatten sie dann das Tuch zu Ende bestickt, das sie gerade angefangen hatten. „Los komm, lass uns zum Markt gehen. Das erste Getränk geht auf mich.“ Sie verstaute die fertigen Tücher noch in einer Truhe, die sie neben den Körben zu stehen hatte und dann fasste sie Dagny bei der Hand um mit ihr Richtung Markt loszueilen.
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„Aba uff jeden Fall ne notwendije Sache. Nen Tach frei musste bald ma machen.“ Hadamar grinste und es verleitete sie dazu auch wieder zu lächeln. Es fiel ihr in seiner Gegenwart so einfach das zu tun. Sie war ein fröhlicher Mensch, manchmal etwas aufbrausend, aber Lächeln war etwas, das ihr nie schwer fiel. In diesem Moment war es noch einfacher als sonst. Auch das Herumscherzen passierte ohne Zwang oder wirkte gekünstelt. Von beiden Seiten nicht. Die junge Frau lachte als Hadamar ihr erzählte wie heiß es in Carthago war. Sie lachte nicht darüber, dass es so heiß war sondern darüber wie er es beschrieb. Vom Handeln hatte sie auch schon gehört. Also dass die Menschen es fast als Beleidigung verstanden wenn man nicht mit Nachdruck versuchte den preis zu reduzieren. „Hast es jeschafft ordentlich zu handeln oda musstest etwa uffjeben?“ In Roma hatte sie mal ein Gespräch belauscht und ein Mann hatte erzählt, dass er irgendwann die Segel gestrichen hatte, weil er nicht mehr handeln wollte. In einem Moment war des dem Händler zu viel gewesen und im nächsten Augenblick hatte er gejammert ob an seine Familie hungern lassen wolle. Irgendwann hatte der Mann dann aufgegeben und das Kaufobjekt nicht erworben. Der andere Mann hatte es bestätigt. Dieses Bild hatte sich nun in Nelas Kopf festgesetzt. “De Menschn im Südn haben halt ne andere Mentalität,“ bestätigte sie dann Hadamars Aussagen.
Ihre Familie war dann das Thema geworden. “Findest? Ne jute Mischung, wat meenste?“ Ihr war klar, dass die Frage nur wirklich eine Antwort zuließ wenn er noch etwas von dem Essen abbekommen wollte. Aber das war ihr egal. Der Met machte sie mutiger und sie stellte Fragen, die sie vermutlich ohne Met nicht gestellt hätte. Sie gehörten sich einfach nicht. Doch der Met, die Gesellschaft und auch irgendwie die Umgebung ließen sie gewisse Konventionen einfach ignorieren. “Ick hab mal ne Zeit im Süden jelebt, aba nich so weit, datt man ett mit Carthago oda so vergleechen könnt. Dit nicht, aba ick weeß, datt ett noch heeßer jeht als ett hier is.“ Hoffentlich reichte ihm diese Aussage und sie musste nicht noch genauer werden. Sie fand die Unterhaltung sehr nett, aber sie wollte nicht so viele Dinge verraten, die Rückschlüsse auf ihre wahre Herkunft zuließen. Sie fand es sehr angenehm eher anonym unterwegs zu sein. Dann wurde das Essen gebracht und Hadamar forderte sie auf sich zu erst zu bedienen. Sie nahm etwas vom Käse und den gebratenen Gemüsen und vom Brot. Ein paar Oliven aß sie noch bevor der Käse und das Gemüse mit dem Brot eine Chance gehabt hätten gegessen zu werden. “Danke,“ sagte sie dann breit grinsend als sie die drei Oliven gegessen hatte. “Datt musste eenfach probiern, is wirklich jut.“ Sie schob das Brett nun ein wenig zu ihm. “Haste so watt schon mal jejessen?“ Vielleicht konnte sie einem soweit gereisten Mann ja noch etwas zeigen und ihm eine Spezialität ihrer anderen Heimat näher bringen. Erwartungsfroh und sehr gespannt, sah sie ihn an und wartete auf sein Urteil.
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Irgendwie bekam Nela immer mehr das Gefühl, dass diese Sucher nach einer Unterkunft noch eine ganze Menge Zeit in Anspruch nehmen würde. Solch ein Ort, wie ihn ihre Tante beschrieb war ihr bisher noch nicht aufgefallen. Also nicht frei verkäuflich jedenfalls. Aber gut, sie mussten ja auch nichts an diesem Tag finden. Sie glaubte aber auch nicht daran, dass es in den nächsten Tagen sein würde. Es waren doch schon speziellere Wünsche. “Das würde mich sehr freuen, wenn wir das bald mal machen könnten. Ich habe mich schon so lange Zeit nicht mehr mit dir unterhalten können. Das würde ich gern versuchen irgendwie aufzuholen.“ Wieder lächelte sie, besonders als Seneca die Annehmlichkeiten ansprach. “Das Wetter ist vermutlich der größte Unterschied zum Süden. Ansonsten ist es eben einfach nur etwas kleiner hier.“ Sevilla freute sich dass der Mann ihrer Verwandten das anerkannte. “Viele lokale Anbieter sind hier auf dem Markt zu finden. Gerade jetzt zu dieser Zeit sind die Waren alle sehr frisch und von guter Qualität. Eine bunte Mischung aus keltischen, germanischen und römischen Händlern. Hier befindet sich auf die Taberna, die die Familie ihr Eigen nennt. Eine gute Adresse wenn man mal nicht zu Hause essen möchte.“ Während sie über das Forum weiter liefen, fragte Seneca interessiert nach Freizeitaktivitäten nach. “Wir haben Beides hier. Derzeit sind auch Schausteller zu Gast. Es wäre also für Zerstreuung gesorgt.“ Mit den nächsten Schritten waren sie dann in die Nähe der nächsten Gebäude gekommen. “Dort vorn befindet sich die Schola und auch die Thermen, der Stadt.“ Damit hatten sie dann wohl auch bald das Forum abgehakt.
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"Das glaube ich gern. Ich kann dir aber versichern, dass ein Bruder auch schon manches Mal reicht." Er hatte sie auch das ein oder andere Mal schon zur Weißglut getrieben. "Dann kannst du ihnen ja die Schuld daran geben wenn sie sich mal wieder beschweren. Haben sie sich ja selbst zuzuschreiben." Nela grinste breit und kicherte vor sich hin während die nächste Blüte auf dem Tuch ihre Pracht zeigte. "Also ich hatte schon gedacht, dass wir es ihm persönlich geben. Wenn wir dann in Roma sind. Ich schmiede zwar Pläne, die nicht immer gleich umzusetzen sind, aber all zu lang in die Zukunft lege ich sie auch nicht. Ich habe ja auch Verwandtschaft in Roma. Die möchte ich auch bald mal wieder besuchen. Ich denke mal, dass es sicher noch Monate sein werden ehe wir das Tuch deinem Bruder geben können, aber ganz sicher keine Jahre. Also nicht in einem Brief mitschicken sondern schon persönlich übergeben." Sie war also ganz Dagnys Meinung. Nur zusammen. "Dann wirds ganz sicher so lustig wie wir uns das gerade ausmalen. Mindestens so lustig." Mitleid verdienten die Brüder ganz sicher nicht. Ganz im Gegenteil. Es war gut, wenn sich die Schwestern auch mal einen Spaß erlauben konnten. Sie mussten ja hin und wieder mal etwas ausgleichen.
"Mir nicht direkt. Er hat Mutter geschrieben und mich grüßen lassen. Na ja, das scheint den Männern so eigen. Sie schreiben nicht viel und scheinbar auch nicht gern. Ich hatte ihm inzwischen schon drei Briefe geschrieben und er antwortet jetzt Mutter." So war es eben. Auch wenn sie Zwillinge waren und man diesen eine besonders enge Beziehung nachsagte, hatte sie oft das Gefühl, dass sie die Ausnahmezwillinge waren, die von dieser Bindung scheinbar nichts abbekommen hatten. Das war früher mal anders gewesen. Als sie noch kleiner gewesen waren. Ab dem Moment wo sie getrennt unterrichtet worden waren, hatte sich das geändert gehabt. "Ansonsten geht es ihm ganz gut, hat er geschrieben. Die Familie dort ist sehr nett zu ihm und er hat auch schon einiges gelernt. Es wäre dort wohl aber vom Familienleben her ganz anders. Deutlich römischer hatte Mutter mir erzählt. Das wäre in diesem Umfang wohl noch recht neu für ihn." Nela stellte es sich lustig vor, dass Dagny es schaffte ihre Mutter so lange erzählen zu lassen bis diese kein Wort mehr sagen wollte. Diesen Punkt konnte sich Nela zwar nicht wirklich vorstellen, aber es gab ihn ganz gewiss irgendwann. "Ich bin mir sicher, dass ihr beide das schon hinbekommen werdet." Nelas Lächeln war freundlich und man konnte auch eine gewisse Erleichterung erkennen. Sie war wirklich froh, dass Dagny ihr da helfen wollte.
"Oh ja, genau. Langeweile wollen wir nicht haben und wir werden alles daran setzen, dass es sie nie geben wird. Wenn die Männer nett sind, dann dürfen sie auch mal mitkommen. Aber nur wenn sie ganz lieb sind." Nela kicherte wieder während sie sich vorstellte wie die vielen Mädchen - vier mindestens an der Zahl - miteinander spielten und Dagny und sie mittendrin saßen. Die Vorstellung war wirklich schön. "Das würde ich mir auch sehr wünschen, das wir uns immer weiter treffen können. Da müssen wir dann alles daran setzen, dass wir hier in Mogontiacum bleiben dürfen und nicht wo anders hinmüssen. Dann würde es tatsächlich schwieriger werden." Doch das war noch soweit hin, dass sie sich jetzt keine genaueren Gedanken dazu machen mussten. Bald würde Runa sie verlassen und dann mussten sie dafür sorgen, dass sie diese noch oft genug sehen würden. "Wir müssen auch darauf achten regelmäßig bei Runa einzufallen. Der soll ja auch nicht langweilig werden." Dass der zukünftige Ehemann vielleicht etwas dagegen haben könnte, darauf kam Nela beim besten Willen nicht. "Ich denke, das was wir in der Hand haben und noch ein Weiteres. Das wäre dann schon mal ein Anfang. Dann gehts auf den Markt. Den haben wir uns dann redlich verdient." Am Abend würde sie noch ein paar weitere Tücher besticken. Dann hätten sie hoffentlich bis zum Termin genügend zusammen.
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Den Vorschlag für diese besondere Darreichungsform der Speisenauswahl hatte sie zwar ihrer Mutter gemacht und danach ein Mal probiert, aber danach war sie nicht mehr in Verlegenheit gekommen noch mal von zu essen. Daher war sie nun gespannt ob es noch immer so schmeckte wie sie es in Erinnerung hatte und ob es auch bei anderen Verkostern gut ankam. Das würde sie nun bald erleben können. Nachdem sie dann auf das Zuhause angestoßen hatten, führten sie die Unterhaltung weiter. "Ja, dat is wohl wahr. Det Gefühl ändert sich nicht. Dit bleebt." Nela lächelte. Sie konnte es gut nachvollziehen. An einigen Orten hatte sie nun schon gelebt, aber hier war es einfach besonders. Vielleicht lag es auch besonders an den Freunden und der Familie, dass sie sich hier am Wohlsten fühlte und eben auch zu Hause. Außerdem war ja nun auch eine Verwandte aus Roma hier und sie hoffte, dass Seiana sich bald an die etwas andere Lebensweise hier gewöhnen konnte. Mehr denn je versuchte sie sich gerade im Spagat zwischen römischer und germanischer Lebensweise. Die hatte gemerkt, dass ihre Verwandte eine ganze Menge ziemlich befremdlich fand. Dinge, die für sie ganz normal waren, schienen Seiana hier und da ziemlich zu irritieren. Ihre Mutter hatte ihr versucht ihr drei Lebensphilosophien näher zu bringen und in denen versuchte sie sich eben so sicher zu bewegen wie es ihr möglich war wenn sie auf die entsprechenden Vertreter traf. Am Wohlsten fühlte sie sich jedoch wenn sie, gerade so wie jetzt, einfach eine ganz normale junge Frau sein durfte, die machen konnte was sie gern wollte. "Wenn de noch nich allet jesehen hast, dann musste dit aba janz schnell nachholen. Sonst isset doch keen richtiges Ankommen hier." So ging es ja schließlich auch nicht. Für einen Soldaten war es vermutlich schwerer sich mal so einfach umzusehen, aber nach Hause kommen und sich nicht so schnell wie möglich umsehen ob noch alles so war wie früher? Eine fast schon unmögliche Vorstellung. Also eine recht spontane Versetzung. Gut, dann konnte es wirklich schwierig sein noch an die Mutter zu denken und sich an den Kauf von Geschenken zu machen. "Dit is ja wat. Dann hoffen wa ma, dat deen Mutta nich so oft uffn Markt geht oder de Kette noch nich jesehen hat." Am Ende bekam er noch Ärger weil sie genau diese Kette auch schon auf dem Markt gesehen hatte und nun hielt ihr Sohn ihr diese vor die Nase.
Und schon wieder erhob Hadamar den Becher. Ob er mit Absicht ihr Vorhaben nicht zu viel zu trinken torpedieren wollte? Wahrscheinlich aber freute er sich einfach über die Heimkehr und wollte das eben ein bisschen feiern. Vielleicht sollte sie es dann mal nicht ganz so streng sehen und sich statt einem Becher mal zwei Becher genehmigen. Außerdem gab es ja gleich auch noch etwas zu Essen und das neutralisierte ja auch wieder etwas. "Afs gelegentliche Eikaffa," nahm sie seinen Trinkspruch auf und versuchte diesen in seinem Dialekt zu wiederholen. Der Schluck fiel auch ein wenig größer aus als die vorherigen. Als Hadamar die Cohortes ansprach, musste Nela aufpassen, dass ihr der Unterkiefer nicht herunterklappte. Dann kannte er am Ende ihren Onkel? Danach würde sie ihn aber nun nicht fragen. Dann wäre es sofort zu Ende mit der Anonymität, mit der sie sich gerade so gern umgeben wollte. "In Carthago warst auch? Wie isset denn da so?" An ihre Zeit in Alexandria konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sie war noch zu klein gewesen als sie die Stadt verlassen hatten. Dann war das Gespräch aber wieder bei ihr angekommen. "Meen Mutta ist von hier. Sie is eene Germanin. Meen Vata ist ausm Süden. Deswejen denken ville, dass ich nich von hier bin." Was ja nicht falsch war. "Manche sajen, dat ich viel von meenem Vata jeerbt habe." Auch das war keine Lüge. Das südländische Temperament musste einfach aus dieser Linie kommen. Dass ihre Mutter auch schon eher ein dunkler Typ war, das musste sie hier jetzt nicht anbringen. "Ick bin een Mischling," erklärte sie weiter und lächelte breit dabei. Ehe sie aber noch etwas hinzusetzen konnte, wurde sie Platte mit den verschiedenen Speisen gebracht. Sie dankte der Bedienung und artete bis diese dann wieder gegangen war. Was für ein Glück, dass sie hier keiner an diesem Tag kannte. Ihre kleine Scharade wäre ja sonst aufgeflogen.
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Er folgte ihrer Empfehlung und bestellte die Platte für sie beide. Nela kam nicht umhin sich darüber zu freuen, dass er sich ihrer Meinung fügte. Und dann lächelte er sie auch noch an. Sein Lächeln... Es war eindeutig gefährlich. Da würde sie tierisch aufpassen müssen. Als er dann noch Met bestellte, wusste sie nicht mehr ob es so eine gute Idee gewesen war mit ihm hierher zu kommen. Met war eindeutig ihre Schwachstelle und er hatte gerade für sie beide einen ganzen Krug bestellt. Einen Becher würde sie trinken und darauf achten, dass dieser nicht nachgefüllt wurde. Dann überstand sie diesen Abend auch. Um nicht zu zeigen, dass sie sich Gedanken machte, lächelte sie ihn an. “Dat muss ick dir lassen, eine wirchlich jute Wahl.“ Nachdem sie nun wieder allein waren, bestätigte er ihre Vermutung. Ein Legionär saß mit ihr am Tisch. Dann gab es also auch noch andere Familien mit germanischen Wurzeln, die sich so mit den Traditionen verbunden fühlten. Das war wirklich schön zu sehen. “Und wat sachst. Hat sich ville verändert? Wie lang warst denn nimma da?“ Sie musste Schmunzeln als er versuchte ihr klar zu machen was er meinte. “Ick denk, ick weeß watte meenst. Dat ist hier eenfach eenmalich und dat findest nirjends anders.“ Wieder lächelte sie. Die Bedienung kam zurück und brachte schon mal den Met. Sie stellte die Becher vor den beiden Gästen ab und füllte sie auch schon mal. Sie griff nach ihrem Becher und hob ihn. “Auf deene Rückkehr in de Heemat.“ Dann trank sie einen winzig kleinen Schluck und tat so als wäre es ein größerer, in dem sie einfach den Becher länger vor ihren Lippen hielt.
“Dann hoff ick ma, dat deen Mudda nicht den Händler kennt. Ick denke mal, dat sie ja lieber wat hätt haben wollen von da wo du herkommst.“ Diese Spitze hatte sie sich einfach nicht verkneifen können und ihr kleines Grinsen verriet es auch ziemlich genau. Dann fragte er nach ihrer Familie und sie musste sich was überlegen wie sie nicht lügen musste, aber auch nicht in Verlegenheit kam, die Wahrheit zu sagen. “Meen Famille lebt in de Näh der Stadt. Bisserl abseits. Ick helf da viel und jeh manchmal in de Stadt um wat zu koofen. Janz normal eegentlich.“ Nela hoffte, dass es so langweilig war, dass er sie nicht weiter fragen würde. “Wo warst denn vor de Lejio Zwee? Warste weit wech?“ Da war sie wieder. Nelas Neugierde und Abenteuerlust.
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Seine Aussage, dass die Mutter wohl sämtliche schrecklichen Geschenke aufbewahrte, die ihr Sohn bisher so vermacht hatte, ließ sie auflachen. Dieser Gedanke war so komisch. Sie hatte wirklich das Gefühl ihn vor einem großen Fehler bewahrt zu haben und ihm nun die Möglichkeit verschafft zu haben mit einem wirklich tollen Geschenk zu glänzen. Sie hatten etwas gefunden, das die Mutter würde tragen können und ihr womöglich auch gut gefallen würde. Geschmack war ja eben etwas dass jedem eigen war und nur eine Beschreibung, war kein absoluter Garant dafür ihn getroffen zu haben. Mit dem guten Gefühl ausgefüllt, hatte sie sich also sehr gern einladen lassen und nur wenig später waren sie durch die Türen der Taberna getreten, die ihrer Mutter gehörte. Ein kleines mulmiges Gefühl blieb.
Sie suchten sich einen etwas abgelegenen Platz und das war ihr mehr als nur recht. So würde sie nicht jeder, der sie vielleicht kannte auch sofort erkennen und als jene verraten, die sie nun mal eben war. Es war so schön für eine einfache Germanin gehalten zu werden ohne die ganzen Konventionen, denen sie unterlag wenn sie eben als Sevilla durch die Gegend ging. So ein abgeschirmter Bereich war da wirklich zu bevorzugen. Als er fragte was sie essen wollte, überlegte sie kurz. “Eene jemischte Platte passt janz jut. Da haben wa Auswahl und man kann essen wat man will.“ Nela freute sich außerdem, dass Hadamar diese gewählt hatte. Sie hatte ihrer Mutter den Vorschlag gemacht. In Hispania hatte sie so etwas mal gesehen und fand es gar nicht so schlecht. Eine Auswahl der Spezialitäten des Hauses. Die Bedienung verschwand wieder. “Wat machste denn wenn nich jerade aufm Markt unterwechs bist?“ Ihr war sein Gürtel aufgefallen und sie hatte eine Ahnung wohin sie den einordnen durfte, aber das wollte sie bestätigt wissen.
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Ein Häuschen auf dem Land mit Stadtnähe. Diesen Wunsch schienen einige zu haben. Das hatte sie schon das ein oder andere Mal gehört. Es konnte schwierig werden so etwas zu finden, aber es war nicht unmöglich. “Soll es hier um Mogontiacum herum sein oder im Vicus Novus? Das ist ja gleich am Castellum oder im Vicus Victoria? Habt ihr euch dazu schon Gedanken gemacht?“ Das war ja auch noch ein wichtiges Kriterium. In der Nähe von Mogontiacum etwas zu finden war schwieriger als in einem der Vicii und es wäre auch näher an Senecas Einsatzort.
“Na ja, ihr seid doch auch meine Familie und da gehört es sich ja irgendwie.“ Sie lächelte ein wenig verlegen. “Ja, so wie es sich anhört, war es wirklich schade, dass ich nicht dabei sein konnte. Vielleicht können wir es ja in einem wesentlich kleineren Rahmen mal nachholen.“ Dann würde sie doch noch irgendwie mitfeiern können und dann auch ein Geschenk dabei haben. Die Erzählungen waren wirklich schön und es hörte sich nach einer kleinen aber feinen Feier an und sie hätte vermutlich auch wieder alte Bekannte gesehen oder neue kennengelernt. “Vielen Dank für die Einladung. Ich werde sie gern annehmen.“ Ihre Tante – eigentlich Base, aber irgendwie hatte sich das mit der Tante im Titel so eingebürgert – hatte sich da einen wirklich netten Mann gesucht. So schien es jedenfalls jetzt wo sie ein wenig Zeit mit ihnen verbringen konnte.
“In Ordnung, sehr gern,“ begann sie die kleine Rundführung einzuleiten. “Dann fangen wir doch mal an. Also hier hinter uns oder wenn wir uns umdrehen vor ums, seht ihr das Castellum der Legio Secunda. Sie ließ ihnen einen Moment Zeit sich die Mauern anzuschauen. Mehr sah man von hier aus nicht so wirklich. Dann führte sie den kleinen Trupp die Hauptstraße entlang zum Forum. “Auf der linken Seite sehr ihr das Augustalium. Einer der vielen Tempel der Stadt. Dort vorn, könnt ihr schon das Forum erkennen. Das Herz der Stadt, wenn man es so sehen möchte.“ Natürlich viel kleiner als in Roma. Aber vieles war wohl einfach kleiner als Roma. Ein paar Schritte später hatten sie die Grenze des Forums erreicht. Dann deutete sie nach rechts. “Dort seht ihr das Gebäude der Curia und links. So ziemlich genau gegenüber die Basilica Germanica.“ Das ließ sie nun erst mal wirken.
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Sie würde also etwas verpassen? Belustigung zeigte sich auf ihrem Gesicht. Hadamar schien wirklich von sich eingenommen zu sein. Er war witzig und sie hatte das Gefühl als würde ihn nichts anderes interessieren als sie. Eine Weile hatte sie das gut ignorieren können, aber langsam wurde es wirklich deutlich und wenn sie ehrlich zu sich war, dann gefiel es ihr. Vielleicht sogar ein wenig mehr als vermutlich gut war. “Et wär doch schad wenn ick wat verpassn tät. Dat jeht ja jar nicht.“ Sie lächelte, strahlte sogar. Einen Augenblick fragte sich ein Teil ihres Verstandes was sie da gerade tat und warum sie wissentlich Ärger riskierte. Aber es war nur ein kurzes Aufflackern. Sie war neugierig und sie wollte wissen was sie wohl verpassen würde wenn sie jetzt gegangen wäre. Die Frage würde sie ihn vermutlich auch noch irgendwann stellen. “Det eenfachste? Dit jlob ich glei.“ Jetzt grinste sie sogar ein wenig. “Dann wars ja jut dat du mich jefunden hast. Wer weeß watte sonst für Kram jekooft hättest. Deen arme Mutter.“ Ihr Grinsen wurde noch etwas breiter. Für einen Moment fragte sie sich ob sie sich wirklich einhaken sollte. Aber auf der anderen Seite. Warum auch nicht. Hadamar schien ja nett zu sein und er würde ihr schon nichts tun. Also tat sie es einfach. Als er dann die Taberna vorschlug, die ihrer Mutter gehörte, zuckte sie kurz zusammen. Es kannte sie dort jedoch keiner. Sie war vor Jahren dort gewesen gewesen und sie hatte sich seit dem verändert. Es würde sie also keiner erkennen. Hoffte sie jedenfalls. “Dit isse noch immer. Keene andere is besser als wie die.“ Also keine Suppenküche sondern die Taberna. Sie addierte in Gedanken noch einige Zeit zu ihrem unerlaubten Fernbleiben hinzu.
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“Das ist auch ein ausgesprochen guter Gedanke. Das solltest du tatsächlich versuchen. Da wäre ich gern dabei wenn er dich fragt was es ist und ob er gleich darauf gekommen ist.“ Doch der Bruder war ja in Roma und damit würde es wohl viel zu lange dauern bis sie da irgendeine Nachricht oder Antwort bekommen würden. Das torpedierte also dieses Vorhaben ganz gewaltig, was wirklich schade war. “Du bist aber auch wirklich ein wahrer Quell der besten Einfälle, die man so haben kann.“ Sie selbst hatte ja schon einige Ideen, aber Dagny übertraf sie da wirklich um einiges. Das Sticken würde so wirklich nur halb so schlimm werden.
„Bestimmt kann sie sich gut behaupten. Wer wenn nicht Eldrid. Sie wird sich bestimmt gut anpassen können.“ Diese hatte ja schon einige Erfahrung in ihrem Leben sammeln können und Roma würde hoffentlich keine all zu große Herausforderung für diese werden. Auch wenn sie zwei angesehenen Familien entstammte, würde sie wohl dieses ganze politische Gedöns nicht aushalten können. Immer nur Lächeln und freundlich sein und so tun als würde man jeden leiden können. Was sie gehört hatte, war alles andere als verlockend. Da war das Leben hier in Mogontiacum viel einfacher. Ihrer Meinung nach jedenfalls.
Nela nickte als Dagny Verständnis für ihre Mutter aufbrachte. “Das würde sie sicher freuen und es wird ihr sicher auch guttun abgelenkt zu werden. Ich habe es schon so oft versucht und mir fällt nur noch wenig ein.“ Das tat Nela sehr leid, aber irgendwann waren ihre Möglichkeiten auch einfach erschöpft. “Die Nachhilfe bekommst du bei meiner Mutter wirklich. Sags ihr nur nicht gleich sonst lässt sie dich nicht mehr begehen bis sie dir nicht alles erzählt hat. Wobei sie das wirklich kurzweilig zu erklären weiß.“ Das war etwas, das ihre Mutter gut konnte. Dinge recht lebhaft schildern. Sie hatte vieles erlebt und die Gefühle dazu schien sie sich aufbewahrt zu haben. Das hatte sie immer bewundert.
Sie seufzte fast schon theatralisch als es um das Träumen ging. „Hach ja. Ich bin wirklich gespannt wie es uns ergehen wird. Vielleicht läuft uns ja doch noch der Mann über den Weg von dem wir geträumt haben. Das wäre doch schön. Wir hätten ein schönes kleines Haus, ein paar Kinder um uns herum. Am besten lauter Mädchen und wir würden uns mehrmals in der Woche treffen um uns zum Beispiel die Gladiatoren anzuschauen.“[/b] Nela geriet eindeutig ins Schwärmen. Als sie sich dessen einen Moment später gewahr wurde, kicherte sie. “Entschuldige, die Phantasie.“ Die Nadel schob sie jetzt wieder weiter durch den Stoff um die Stickarbeit weiter voranzubringen. “Schon allein um der Langeweile vorzubeugen, müssen wir uns immer wieder treffen. Das geht gar nicht anders.“ Langeweile war wohl das Schlimmste was einem passieren konnte und gerade unvorstellbar. “Sehr schön, dann sollten wir uns wohl mit den Stickereien ranhalten, damit wir da vorankommen und dann bald die Sänger uns anhören können.“ Sie griff nach einem Krug, der neben ihr stand. Fragend sah sie Dagny an ob diese vielleicht auch etwas von dem verdünnten Saft trinken wollte. So warm wie es war, hatte man ja das Gefühl ständig etwas trinken zu müssen.
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“Noch mehr als wi du?“ Eine Augenbraue zog sich nach oben. Da musste seine Mutter ja wirklich feuerrote Haare haben. Das war nicht oft. Aber auch wenn die Haare seiner Mutter noch intensiver gefärbt waren, passte die Kette da deutlich besser. Es war also entschieden und nur wenig später hatte ihr Begleiter sein Geschenk verpackt eingepackt. Da hatte sie also ihre gute Tat für diesen Tag schon getan. Also es war jetzt nicht so, dass sie jeden Tag auszog um gute Taten zu vollbringen. So war es bei weitem nicht. Aber es war doch ein schönes Gefühl wenn man helfen konnte und ein richtig gutes Geschenk zu finden, war nicht einfach. Da hatte sie nun unterstützen können und er schien auch noch zufrieden damit zu sein. Also war es doch gut. Sie durfte sich nun ein wenig besser fühlen. Der Marktbesuch schien nun damit seinem Ende zu zugehen.
Also eigentlich hatte sie es so geplant. Aber dann wurde sie zu einem Saftstand gezogen und musste dort noch etwas trinken. Der Saft war wirklich gut gewesen und sie bereute es nicht diesen Moment dafür noch aufgewandt zu haben. Das konnte sie nicht tun? Nela blickte überrascht über den Becherrand zu Hadamar. Konnte sie nicht? Eigentlich war sie doch frei zu tun was sie wollte. Ihr vorzuschreiben was sie machen sollte, ließ sie einen Augenblick auch Abwehrhaltung zu gehen. Doch seine Begründung, stimmte sie wieder versöhnlicher. Es erschien wieder ihr Lächeln im Gesicht und sie lachte sogar ein wenig. “Ah wat. Dat hab ich jern jemacht. Ick helf doch jern.“ Dass er sich jetzt noch bedanken wollte für ihre Hilfe wo sie sich doch hatte bedanken wollen für seine. Ihr Blick ging zum Himmel und schätzte die Zeit ab, die sie noch haben würde. Wenn sie jetzt noch blieb, würde sie nach Hause nicht nur laufen müssen, sie würde rennen müssen. Gern wollte sie das vermeiden. Auf der anderen Seite war ihr Begleiter doch ganz nett und sie hatte das Gefühl, dass es auch ganz lustig werden würde und wenn sie noch etwas blieb. “Ick kann nich gehen, meenste det wirchlich?“ Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen als sie nun noch mal nachfragte. Sie atmete tief durch als sie dann eine Entscheidung traf.
“Na jut.“ Noch hatte sie sich nicht ganz entschieden. Auf der anderen Seite... würde sie wirklich jemand suchen? Sie hatte keine Verabredungen getroffen, auch am Abend stand nichts an. Es würde doch gar nicht auffallen wenn sie später nach Hause kommen würde. Sämtliche Zweifel drängte sie zur Seite. “Ick wart noch a bissel mitm Heem jehen. Das Lächeln war nun nicht mehr so sicher, ein kleiner Rest Zweifel blieb einfach. Aber nach Hause wollte sie halt eigentlich auch nicht. “Wie willst dich denn bedanken? Een Essen?“ So einen kleinen Hunger hatte sie Tatsache. Was Kleines an einer Suppenküche, könnte sie in Ruhe noch essen.
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Der Kelte schien nicht die schlechteste Wahl gewesen zu sein. Es war so viel zu sehen und noch viel mehr zu kaufen gewesen. Sie hatte zwei der schönsten Dinge herausgesucht, die sie gefunden hatte und diese zeigte sie dem Fremden nun. Sein Lächeln war ansteckend und so wurde ihres noch breiter. Als seine Finger ihre Hände berührten, fühlte es sich nicht unangenehm an. Ganz im Gegenteil. Immer wenn er sie berührte, schienen sich Wellen von dort ausgehend ihre Arme entlang auszubreiten. Kurz musterte sie etwas eingehender sein Gesicht weil sie nicht so recht verstehen konnte woher dieses Gefühl kam und warum sie es hatte. Vor ihr stand ein fremder Mann und sie hatte ihm doch nur als Gegenleistung für seine Hilfe versprochen ihm nun bei seinem Problem zu helfen. Doch irgendwie... Sie konnte es sich beim besten Willen einfach nicht erklären wieso sie es als angenehm empfand von diesem Mann berührt zu werden. Schnell scheuchte sie diesen Gedanken wieder fort. Das gehörte nicht an diese Stelle. „Ick dank di für det Lob.“ Dann kam jedoch schon seine Kritik und sie ließ die Schultern etwas hängen. Es kam also nicht so gut an wie sie es sich gedacht hatte. Dann sprach er aber auch schon weiter. Nela dachte angestrengt nach und betrachtete ihn und die Schmuckstücke abwechselnd. „Jenau so wie du? Hm... Ick denk, de Kette wär wirklich bessa. Det schaut bestimmt knorke an ih aus.“ Die Kette war schön und sie drängte sich nicht auf. Sie würde einer rothaarigen Frau sicher besser stehen als die andere Wahl die sie getroffen hatten. Doch, damit könnte er sich sicher zu Hause sehen lassen. “Nimm de Kette. Die is schöna.“
Nachdem die Suche nach dem Geschenk dann abgeschlossen war, wurde Nela bewusst wie spät es schon war. Sie musste nach Hause. Bald würden sie merken, dass sie fehlte und am Ende würde sie wieder gesucht werden und sie wollte sich nicht mit Thorgall anlegen. Seine Reaktion beim unfreiwilligen Ausflug mit Runa hatte ihr da schon gereicht. Doch ehe sie sich dann verabschieden konnte, kam ein Mann auf sie zu und ehe sie es sich versah, stand sie auch schon vor dessen Stand. “Hier gibt es frische Säfte, die muss man unbedingt gekostet haben. Frische Obstsäfte.“ Dann hatte Nela auch schon einen Becher in der Hand. Der Becher war nicht teuer und so war sie geneigt dem Mann sein Geld auch zu geben und den Saft zu trinken. Nun mit dem Becher in der Hand, wandte sie sich wieder Hadamar zu. “Wenn ick den Becha ausjetrunken hab, dann muss ick Heeme. Is Zeit für mich. Et is scho spät.“ Aber denn Becher würde sie jetzt nicht herunterstürzen und sich ein wenig Zeit damit lassen. Dann konnte sie sich noch ein wenig mit Hadamar unterhalten und auf die paar Augenblicke kam es ja nun auch nicht mehr an.
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”Ick freu mir och, erwiderte sie dann höflich und lächelte erneut. Wenn sie wollte, konnte sie ja wirklich gut erzogen sein und sich auch von ihrer besten Seite zeigen. Wobei das gerade gar nicht sein musste. Sie war ja inkognito unterwegs und musste sich gar nicht so besonders gut benehmen. Doch irgendwie, es geschah ganz von allein. Hadamar war freundlich zu ihr und sie nun zu ihm. Erneut lächelte sie als er seinen Dienst als nichts wirklich Besonderes darstellte. Nachdem sie ihm also ihre Hilfe angeboten hatte, hörte sie sich seine Ideen an. Aus den Markt war sie gegangen um sich abzulenken und etwas Ruhe zu haben. Das war ihr primäres Ziel gewesen. Es gab einfach so Tage an denen sie gern für sich allein war und es ihr egal sein konnte wer sie war und was sie zu tun hatte und dies war so ein Moment gewesen. Warum sie sich jetzt nun als Helferin anbot, wollte sich ihr nicht so ganz erschließen. Sie hatte sich einen Augenblick Ruhe schaffen wollen und war nun weder allein, noch würde sie allein für sich einkaufen können. Nun gut, Ruhe konnte man auch irgendwie dann finden wenn man sich zu zweit über den Markt durchschlug. Vielleicht, möglicherweise oder auch eher nicht. Der Germane war nett und hatte sie vor einem modischen Fehltritt bewahrt und schon deswegen musste sie sich doch erkenntlich zeigen. Mit dieser Begründung war sie dann zufrieden.
”Ick glob, ick hab da wirklich eenen Vorschlach wat du deener Mutta schenken kannst und et is echt nich ganz alltäglich. Komm ma mit,” erklärte sie dann und bahnte sich einen Weg durch die Menge der anderen Marktbesucher. Ein Händler aus dem Westen hatte sich eingefunden und bot keltische Schmuckstücke feil. Nela hatte bisher nur von ihm gehört und ebenfalls mitbekommen, dass dieser Händler schöne Stücke haben soll. Das hatte man ihr ausgerichtet. Ihr Blick glitt über die Auslage. Sie griff zu einer Kette und zu einer Brosche mit der man ein Kleid geschlossen halten konnte. Zu erst hielt sie ihm die Kette hin. Ein Ring aus schmalen bronzenen Metallfäden, die zu einem Geflecht verknotet worden waren und in der Mitte hatten sie ein Stück polierter Muschelschale eingefasst. ”Dat wär doch wat Besonderes und gefällt mit großa Wahrscheinlichkeit jeda Mutter, de nur selten Schmuck trägt. Wat meenst de?” Schmuck war ihr Metier. Da kannte sie sich aus und hatte zu 95% ein gutes Händchen. Sie strahlte ihn breit an und freute sich über diesen Fund. Dann präsentierte sie ihm die Brosche, die sie sich auf ihre Hand gelegt hatte und ihm nun fast schon unter die Nase hielt. Diese Brosche war kostbarer gearbeitet und das konnte man nicht nur daran erkennen, dass der Händler ein wenig unruhig Nelas Treiben verfolgte. Es war ein Ring aus Silber, der an der oben recht dünn gehalten war und nach unten dicker zu lief. In der Mitte prangte ein blauer Stein und eine dünne Nadel war angebracht worden um sie an der Kleidung befestigen zu können. ”Det wär och wat Schönes. Da muss se keenen Halsschmuck tragen oder so. Se kann einfach de Kleidung verschönern. Wat meenste hier?” Wenn ihm ihre erste Auswahl nicht gefallen wollte, dann würde sie sicher noch etwas Anderes finden. Bis zu seinem abschließenden Ergebnis jedenfalls strahlte sie ihn fröhlich an und harrte der Entscheidung, die da kommen mochte.