Beiträge von Decima Sevilla

    Thorgall war ihr nur als herzensguter Mensch bekannt. Dass er so reagieren konnte, Nela war wirklich überrascht. Sie schob es jedoch immer mehr auf die Sorgen, die sich die Männer sicher gemacht hatten. Nela nahm sich vor Thorgall niemals so zu reizen wie es Runa eben getan hatte und dieser würde nun sicher noch einige Tage lang der Hintern weh tun und das Reiten würde sicher nun auch kein Vergnügen werden. Wie alle anderen ritt sie nun im Tross mit und bald erreichten sie auch den Hof der Duccii. Damit waren Nela sowie auch Runa wieder zu Hause und der Ausflug hatte sein Ende gefunden. Allerdings würde Nela ihre Verwandte so schnell wie möglich aufsuchen müssen, damit es keinen Gram mehr zwischen ihnen gab. Sie hatte doch nur helfen wollen und Runa damit nicht verraten wollen.

    Hilflos stand Nela da und beobachtete das ganze Geschehen. Sie konnte Runa ja schon verstehen. Sie würde ja auch nicht einfach irgendjemanden heiraten wollen, den ihr jemand zugedacht hatte. Schon gar nicht wenn sie bereits jemanden liebte. Aber weglaufen war doch nicht die beste Idee. "Runa, bitte glaube mir. Es wird schon irgendeine Lösung geben. Aber weglaufen ist es nicht. Ich helfe dir, das hatte ich dir doch versprochen." Daraufhin bedachte Thorgall sie mit einem bösen Blick und Nela war wieder ruhig. So sauer wie der Knecht war, schwieg man lieber und erklärte nicht, dass sie ja eigentlich nur vorgehabt hatte Runa zurückzubringen.


    Thorgall hatte nun die Nase voll. "Du kannst mir mit allen Götter drohen. Das Donnerwetter, das es zu Hause gibt wenn ich dich nicht zurückbringe, macht mir mehr Angst. Dein Vater wird toben, also mache es nicht schlimmer als es schon ist." Als er dann das Messer in den Händen von Runa sah, wurden seine Augen ein wenig größer genauso wie seine Wut. "Mädchen? Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen? Steck das Messer weg sonst machst du es doch noch schlimmer," hallte nun seine laute Stimme durch den Wald. Er hatte keine Lust mehr noch länger zu warten und seine Geduld war nun wirklich am Ende. Verzogenes Gör. Mit drei langen Schritten war er bei ihr und hatte ihr schneller als sie schauen konnte das Messer entwunden. Er hatte ihr eine Tracht Prügel angedroht und sie hatte ihn herausgefordert. Er hielt die junge Frau fest in den Armen, setzte sich auf einen umgefallenen Baumstumpf und legte sie übers Knie. Drei Mal ließ er seine Hand auf ihren Hintern niederfahren. "Und jetzt bewege deinen Hintern auf das Pferd oder es gibt so viel, dass du nicht mehr sitzen kannst." Seine Worte waren ein leises Zischen und nachdem er sie losgelassen hatte, hoffte er, dass sie sich endlich einkriegte und auf das hörte, was er ihr gesagt hatte.

    Nela war wirklich glücklich nicht noch eine Nacht draußen im Wald verbringen zu müssen. Es war ein angenehmes Abenteuer gewesen eine Nacht dort im Wald zu schlafen aber mehr musste nicht sein und nun hatte sie auch Hilfe dabei Runa zurückzubringen. Dementsprechend überrascht blickte sie diese an als sie die Männer anwies nur Nela nach Hause zu bringen. Dann zuckte sie zusammen als Thorgall sich in einem Wutausbruch erging wie sie ihn noch nicht erlebt hatte. Mit hängenden Schultern und gesenkten Blick lauschte sie der Schimpftirade. "Runa, du solltest wirklich aufsteigen. Weglaufen bringt doch nichts." Vermutlich könnte sich ihre Verwandte nun etwas verraten vorkommen, aber sie wollte doch nur das Beste für sie und weglaufen gehörte da ganz sicher nicht dazu. "Komm, setz dich aufs Pferd und lasse uns noch mal zu Hause ganz in Ruhe über alles reden." Vielleicht konnte sie diese ja so überzeugen. Danach setzte sie sich auf ihr Pferd und wartete darauf, dass es Runa ihr gleich tat und Thorgall nicht noch wütender wurde.

    Nachdem Nela nun als Erste da gewesen war und sich von der eisigen und angespannten Stimmung hatte überzeugen können, verharrte sie etwas hilflos auf dem Platz vor dem Tempel. Sie hätte gern ihrer Verwandten und Freundin helfen wollen, aber es in diesem Fall nicht können. Es würde sich hoffentlich bald alles wieder einrenken. Nachdem sie dann zu ihrer Familie gefunden hatte, beobachteten sie gemeinsam die Opfer. Nach den Voropfern kamen die Beteiligten wieder heraus und der Rest wurde vollzogen. Gespannt verfolgte die junge Frau ob die Opfer gut ausgehen würden.

    Das Zurückreiten war wirklich eine gute Idee gewesen. Das Problem war nur, dass es sich hier um zwei Frauen mit wenig Draußenerfahrung handelte und für die Spuren lesen eher ein Kinderspaß gewesen war, denn eine richtige Ausbildung. Langer Worte kurzer Sinn, es half nichts wirklich. Sie verirrten sich eigentlich nur noch mehr. Was dann aber noch schlimmer war, die Reiter die sich auf ein Mal näherten. Runa rief schon, dass sie sich verstecken sollten und so stieg Nela so schnell sie konnte ab und versuchte sich und ihr Pferd hinter einem Busch zu verstecken. Genauso wie es Runa tat.


    Thogall und die drei anderen Knechte hatten schnell aufgeholt und fanden immer frischere Spuren. Sie waren den beiden jungen Frauen eindeutig auf der Spur und kamen immer näher.


    Nela blickte durch den Busch und erkannte einen der Knechte. "Sieh doch nur Runa. Die kennen wir doch." Das hatte sie der anderen leise zu geflüstert. Dann durchbrach Nela aber auch schon das Gebüsch und ging auf den Weg. "Was macht ihr denn hier?" So einfach zu geben, dass sie sich wirklich verirrt hatten, dass wollte Nela nicht. Dennoch war sie erleichtert, dass sie endlich gefunden worden waren.

    Das Abendessen ließ keine Wünsche offen. Runa hatte eingepackt was es zu Hause auch gegeben hätte. Es war einfach nur etwas rustikaler gewesen. Irgendwann war dann der Schlaf über sie gekommen und hatte sie ins Land der Träume entführt und länger als üblich dort behalten. Dies hatte jedoch ein Problem zur Folge. Da sie bereits in der Dämmerung ausgeritten waren und es auch schnell gehen musste, war keine Zeit geblieben sich den Weg zu merken oder eben markante Stellen, die man wiederfinden könnte wenn man denn an ihnen vorbeikommen würde. Aber weder das eine oder das andere war an diesem Tag der Fall gewesen. So kam es, dass sie sich verliefen und der Sonne in die falsche Richtung folgten. Irgendwann kamen Nela Zweifel an der Richtigkeit der Richtung, die sie eingeschlagen hatten. "Runa, ich weiß ja nicht." Nela ließ erneut den Blick schweifen. Irgendwie kam ihr diese Gegend so vollkommen unbekannt vor und das sollte sie doch eigentlich nicht sein wenn sie so langsam in heimatliche Gefilde hatten eintauchen sollen. "Irgendwie beschleicht mich immer mehr das Gefühl, dass wir hier falsch sind." Nela hatte ihr Pferd inzwischen angehalten und versuchte irgendetwas zu erkennen, das ihr Orientierung geben konnte.

    Für einen Moment fragte sie sich ob ihr Vater genauso reagiert hätte wie Runas. Sie war sich nicht sicher. Da würde sie wohl ihre Mutter fragen müssen und das wollte sie nicht weil sonst andere Wunden aufgerissen werden würden. So konnte sie nur mutmaßen und bei den Geschichten, die sie von der Familie gehört hatte, wäre das wirklich im Bereich des Möglichen gewesen. Vielleicht reagierten alle Väter so übertrieben wenn es um die Töchter ging, die es geschafft hatten sich einen Platz im Herzen ihrer Väter zu erobern. "Ja, das scheint er wohl zu sein," bestätigte sie dann Runas Aussage. "Da hat wohl mein irgendwann Zukünftiger Glück, dass diese Entscheidung von anderen getroffen wird." Sie kicherte leise. Nela war sich sicher, dass auch sie irgendwann unter die Haube kommen würde, aber da würde es dann keinen Vater geben der ihren potentiellen Ehemann noch ein mal mehr auf Herz und Nieren prüfen würde.


    Dann wurde es aber interessant. Runa öffnete ihren Beutel und förderte leckere Dinge zu Tage. "Du wolltest wirklich weg und wärst es auch wenn ich dir nicht nachgeritten wäre, oder?" Diese Gewissheit machte sich in Nela breit und ließ sie für einen kleinen Moment traurig drein blicken. Schnell hellte sich ihr Blick aber wieder auf. Hier war kein Ort zum Trübsal blasen. "Wirklich alles für ein gutes Essen außer Haus dabei und sogar Bier." Nela grinste ein wenig breiter. "Wenigstens keinen Met, den vertrage ich so gar nicht." Sie nahm Runa ein paar Dinge ab, damit diese dann etwas vom Brot schneiden konnte, vom Fleisch und vom Käse. So würde es doch noch ein netter - wenn auch ungeplanter - Abend im Freien werden.

    Auch wenn es Nela im ersten Moment erschreckte, so war es doch ganz gut, dass Runa ein paar Dinge mitgenommen hatte. Sonst müssten sie die Nacht im Dunkeln verbringen. Diese Aussicht hätte ihr gar nicht behagt. Nun konnten sie allerdings ein Feuer entzünden. Die notwendigen Dinge hatten die beiden Frauen dann zusammengetragen und irgendwann konnten sie sich dann auch über die Flammen freuen, die sie dem Holz abgerungen hatten. "Ich kann verstehen, dass dir in dieser schweren Zeit nur noch alles dunkel und schwarz vorkommt und du die Hoffnung im Augenblick nicht sehen kannst. Doch gibt nicht so einfach auf. Du bist eine Duccia, eine Tochter der Wolfriks-Sippe. Meine Mutter hat mal gesagt, dass es unser Los zu sein scheint immer wieder um das kämpfen zu müssen, das wir im Leben haben wollen und das uns wichtig ist." Nela machte eine kleine Pause. Sie suchte erneut nach Worten wie sie Runa aufmuntern konnte. "Es ist nicht unsere Art den Kopf in den Sand zu stecken oder einfach abzuhauen. Ich kann verstehen, dass dein Vater von dir und auch von Curio enttäuscht ist, gerade wo er wohl in ihm den lang ersehnten Sohn gesehen hat. aber du bist auch seine Tochter und gerade wo du doch immer wieder versucht hast ihm alles recht zu machen, sollte er auch dich verstehen können. Vielleicht war er einfach noch nicht bereit dazu. Aber auch er wird sich abregen. Das muss er einfach." Dann stubste sie Runa mit ihrem Ellenbogen ein wenig in die Seite, "Außerdem kannst du mich doch noch immer nicht mit denen allen allein lassen. ich würde ja wahnsinnig werden dabei. Am Ende rede ich dann auch noch mit loki. Welch abstruse Vorstellung," sagte Nela mit einem Kichern. Runa sollte einen Weg aus ihrem Loch finden. Nela konnte es doch nicht gut heißen, dass noch eine Duccia so mit ihrem Leben haderte, wie es ihre Mutter tat. Diese reichte doch schon. "Jetzt lass uns doch mal sehen was du da noch dabei hast." Noch immer zeigte Nela ihr bezauberndstes Lächeln, das fast immer ansteckend war.

    Es waren wirklich schöne Dinge, die ihnen angeboten wurden. Runa hatte einen Kamm gefunden und ehe sie es sich versah, steckte dieser auch schon in ihren Haaren und neben ihrer Verwandten begann auch der Verkäufer die begeisterten Freudenstürme Runas dafür zu nutzen ihn ihr auch noch schmackhaft zu machen. Mit anderen Worten, Nela wurde einfach überstimmt. "Na gut, wenn ihr beide meint, dass er mit so gut steht, dann nehme ich ihn. Aber nun müssen wir auch noch etwas für dich finden," meinte sie dann an Runa gewandt. Nun begann auch der Verkäufer bei der Suche zu helfen. Nela fand einen blau angemalten Kamm mit goldener Verzierung. Es waren Blumenranken. Blätter und Blüten schwangen sich kunstvoll am Rand entlang. "Sieh doch nur. Der passt doch hervorragend zu dem Stoff, den wir gerade gekauft haben."

    Nachdem Runa sich gesetzt hatte und auf den Boden klopfte, nahm auch Nela Platz. neben ihrer Verwandten saß sie nun und hörte dieser zu. Doch sie wollte nicht glauben was Runa ihr da erzählte. "Enttäuscht wird er sicher sein und das kann man irgendwie schon verstehen. Gerade wenn ihr bisher so ein gutes Verhältnis zueinander hattet und er nun von der ganzen Sache so überrumpelt wurde. Es wird sicher auch nur der erste Schrecken gewesen sei und wenn er genügend Ruhe gehabt hatte noch mal über alles nachzudenken, wird er sicher verstehen, dass es falsch ist seinen Plan umzusetzen." Da sprach einfach der Optimist in Nela. "Gib ihm Zeit, dann wird sich schon alles richten und er wird sich wieder einkriegen und auch euer Verhältnis wird sich wieder richten. Eltern verzeihen doch die taten ihrer Kinder viel schneller als alle anderen. Es sind doch ihre Kinder." Das jedenfalls hoffte Nela. Als sie noch kleiner waren und wenn sie dann etwas angestellt hatten, war ihre Mutter ja auch wütend gewesen, aber bald hatte sie ihnen vergeben. Das Problem jetzt war ja keine Kleinigkeit mehr, aber sicher auch noch aus der Welt zu schaffen. Musste es sein. Es tat ihr im Herzen weh ihre Verwandte so zu sehen und ihr so wenig helfen zu können. „So lange du diesen alten Knacker nicht geheiratet hast, gibt es noch immer Hoffnung. Für dich, für Curio, für euch beide.“


    Schlimmer konnte es irgendwie immer werden, genauso wie es auch besser werden konnte. Aber das konnte und wollte sie ihr nicht sagen. Sie war zum Trost spenden hier. „Loki, kann das vielleicht verstehen, aber so schlimm ist es noch lange nicht, dass man sich da an ihn wenden müsste und außerdem bin ich jetzt da und da brauchst du keine andere Gesellschaft.“ Nela lächelte ihre Verwandte an und stand wieder auf. “Ich glaube wir sollten wohl ein kleines Feuer machen. Heute werden wir nicht mehr nach Hause zurück können.“ Es war dunkel und sie wusste gerade auch nicht so genau wo sie waren. Sie begann in der Nähe ein wenig Holz zu sammeln. “Du hast nicht durch Zufall einen Feuerstein mitgenommen als du so einfach von dannen bist?“ Nela hatte nur daran gedacht Runa zu folgen und weder über die Tageszeit nachgedacht noch darüber, dass sie vielleicht im Freien übernachten würden müssen.

    Als gute Freundin war Nela natürlich bei diesem Opfer zugegen bei dem Runa mitmachen würde. Natürlich stand sie dieser in der schweren Zeit bei und hoffte, dass es ihr ein wenig half wenn sie das Opfer als Zuschauer verfolgen würde. Es würden hoffentlich noch weitere aus der Familie folgen. Nela war nur schon vor allen anderen aufgebrochen und somit auch auf dem Tempelvorplatz angekommen. Bei dem Tempel konnte sie aber nicht nur Runa erkennen sondern auch Curio und sicher würde dort auch Runas Vater sein. Das war ja etwas...nach den ganzen Problemen trafen die drei bei diesem Opfer wieder aufeinander. Wenn das mal wirklich blöder Zufall war. Die Situation hatte sich bisher nicht nicht gebessert. Ganz im Gegenteil. Es war irgendwie alles schlimmer geworden und nun trafen sie dort aufeinander. Hoffentlich ging das alles gut und die Götter würden diese Spannung zwischen ihren drei Dienern nicht mitbekommen.
    So langsam fanden sich weitere Besucher ein und wollten gespannt den Verlauf des Opfers beobachten.

    Nela lächelte wieder etwas. "Ja, das tun sie immer. Aber da darfst du auch nichts Genaueres hinterfragen. Sie kochen auch nur mit ganz normalem Wasser und keinem Rosenwasser. Sie halten sich für was Besonders, sind aber nur Durchschnitt, das sich ja so viele für etwas Besonderes halten." Das hatte sie damals schon so schrecklich gestört. "Aber ja, du hast recht. Sie sind mit meiner ehrlichen Art nicht so gut zurecht gekommen." Sie hielt halt in jungen Jahren nichts davon ihre Meinung nicht deutlich sagen zu können. Inzwischen hatte sie es gelernt. Sie hatte es müssen. Es ging zurück zum Stoffhändler und sie organisierten sich die ausgesuchten Stoffe. Noch etwas erfolgreich erworben. "Oh, das wäre wirklich ganz toll. Vielen Dank, dass du mir da helfen möchtest." Sie freute sich schon darauf dieses Kleid dann tragen zu können. Der Stoff war einfach zu schön. "Das gehört sich doch so. Man muss doch zusammenhalten. Also nichts zu danken. Immer gern zu Diensten." Das war Nela wirklich. Nachdem sie nun schon Schuhe und auch Stoff gefunden hatte, fehlte noch das richtige Zubehör. Schmuck. "Runa, jetzt müssen wir aber noch den richtigen Schmuck finden und das passende Zubehör für die Haare." Hier kannte sie sich nun gut aus und so war der nächste Stand, der entweder Schmuck oder Haarspangen anbot, ihrer. "Runa, sieh doch nur. Die ganzen verschiedenen Kämme," Nela hielt einen braunen hoch mit Bernsteinen versetzt. Dann noch einen Naturfarbenen mit blauen Blume bemalt.

    Wieder hörte Nela einfach nur zu was ihre Verwandte ihr sagte und versuchte sich daraus einen Reim zu machen. Es tat ihr wirklich sehr leid, dass Runas Vater so ein Sturkopf war und er sich scheinbar keinesfalls von den Bedürfnissen seiner Tochter leiten lassen wollte sondern von seinen eigenen. "Vielleicht war es nur einfach der erste Schrecken und wenn er erst mal darüber weg ist, dann wird er sich schon einkriegen und vielleicht ist ihm auch gar nicht bewusst was er damit anrichtet und wenn er von jemanden Dritten ein paar Worte dazu hört, denkt er noch mal drüber nach." Das hoffte Nela jedenfalls und sie hoffte, dass ihre mutter oder ihre Familie in Roma nie auf die Idee kommen würde auch bei ihr solch eine Sache abzuziehen. Sie konnte Runa nur all zu gut verstehen. Da ihre Mutter ja auch erst spät geheiratet hatte und den Mann, den sie liebte, konnte diese doch nun nichts anderes von ihr verlangen. "Es wäre sicher auch für deinen Vater nicht gut wenn er so einfach sein Patronat aufkündigt. Die Leute würde sich auch darüber die Mäuler zerreißen." Da sah sie eher eine geringere Gefahr. "Wie sollen wir denn wissen ob nicht doch noch etwas zu retten ist, wenn wir es nicht versucht haben? Du kannst doch nicht gleich im Vorhinein wissen was passieren könnte." Es war also noch lange nicht alles Wasser den Rhenus hinunter geflossen. Jedenfalls sah Nela das so. "Ich wäre es vermutlich auch nicht," erklärte sie dann mit einem schiefen Grinsen. "Ich würde sicher auch nicht so begeistert sein wenn meine Mutter oder die Familien mit irgendwelchen Heiratsplänen an mich herantreten würden und ich müsste dann irgendeinen alten Zausel heiraten." Das würde ihr Blut wohl wirklich so zum Rasen bringen, dass der daraus resultierende Wutanfall lange dauern würde und noch lange in Erinnerung blieb. Was ihr dann allerdings wirklich Einiges an Kopfzerbrechen bereitete war Loki oder viel mehr die Tatsache, dass Runa meinte er könnte ihr helfen. "Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Loki hilft Niemandem, Nie!" Das musste doch auch ihre Verwandte wissen.

    Nela stand etwas hilflos Runa gegenüber und wusste nicht so recht was sie machen sollte. Es blieb ihr doch nichts anderes übrig als ihr nur mit einem offenen Ohr zur Seite zu stehen und sie nach besten Kräften zu trösten. Hatte sie also doch richtig vermutet als Runa so mit ihrem Pferd von dannen gestoben war. Die junge Decima ließ Runa erst mal erzählen und sich ihrem Herzen Luft machen. Dann begann sie das Gespräch der Reihe nach abzuarbeiten. Vielleicht half das Runa auch ein wenig zur Ruhe zu kommen. "Als ich mitbekomme habe, dass du wegreitest, fiel mir ein was du erzählt hattest. Von Roma und den Vestallinnen. Ich kann dich doch nicht dorthin lassen. Dann wäre ich ja ganz allein hier." Auch wenn es gerade wirklich egoistisch klang, hatte sie das Gefühl, dass kein anderes Argument jetzt auch noch irgendwie gezogen hätte. Vielleicht brachte die Tatsache, dass Nela dann - nun so kurz nach dem sie sich zusammengerauft hatten - alleine wäre, den Verstand der Anderen dazu in anderen Bahnen zu denken. Bei ihrer Mutter hatte es manchmal geholfen. Dass Runas Vater nun Bescheid wusste, war wirklich ein Problem, aber ihrer Meinung nach, kein Unlösbares. Zur not musste sie ihr Temperament wirklich mal gegen diesen richten. "Das werden wir noch sehen ob du das wirklich machen musst. Es ist noch nichts zu Ende. Das verspreche ich dir. Wir haben noch Möglichkeiten." Daran glaubte Nela wirklich und nun nahm sie Runa in den Arm und drückte sie fest an sich. So lange wie diese es eben brauchen würde. "Er wird ihm den Kopf schon nicht abreißen. Das werden die Götter sicher verhindern und auch dich haben sie nicht verlassen. Sie scheinen nur gerade woandershin ihre Aufmerksamkeit gerichtet zu haben. Vielleicht passiert gerade noch woanders etwas noch viel Schlimmeres." Nachdem sie sich dann voneinander gelöst hatten, sah Nela Runa fest an. "Und du hast doch nach Loki gerufen. Ich habe es gehört."

    Gerade hatte sie in das Haupthaus zurückgehen wollen als sie schnelles Hufgetrappel vernahm. Gerade noch konnte sie Runa erkennen, die in den Sonnenuntergang ritt. Nela brauchte wiederum nicht lange um eins und eins zusammen zu zählen. da hatte es wohl Streit gegeben. Am Ende machte sie ihre Drohung wirklich noch wahr und ritt nach Roma um Vestalin zu werden. Das konnte sie nicht zulassen. Ohne sich großartig um andere zu kümmern, rannte sie in den Stall zu ihrem Pferd. Da die Zeit drängte, zog sie ihrer Stute nur das Zaumzeug über und stieg dann ohne Sattel auf. Das hatte sie auf dem Landgut ihrer hispanischen Familie gelernt und hier auch nicht geändert wenn sie es nicht musste. Nun waren also die nächsten schnellen Hufschläge zu vernehmen. Nela folgte ihrer Verwandten, die wirklich sehr schnell unterwegs war. Es wurde immer dunkler und sie hoffte, dass Runa langsam zur Vernunft kam und anhielt. So lange sie aber noch den Schatten erkennen konnte, folgte sie ihr. Als wirklich kaum noch etwas zu erkennen war, stieg Runa ab und auch Nela tat es. Sie führte ihre Stute am Zügel die letzten Schritte zu Fuß. Dann hörte sie Runa sprechen. Diese konnte sie aber noch gar nicht mitbekommen haben. Wenn sie das bisher nicht gemerkt, wäre das jetzt auch eher unwahrscheinlich. Dennoch redete Runa und Nela wunderte sich doch sehr. Aus einiger Entfernung hörte sie also Bruchstücke einer Unterhaltung. Was war das nur für ein sinnloses Gerede? Die junge Decima machte sich wirklich große Gedanken um ihre Verwandte und so trat sie endlich aus den Schatten und vor Runa. "Bei den Göttern, wie kannst du nur in so einer Situation auch noch nach Loki rufen? Bist du von allen guten Göttern verlassen?" Es war dunkel und so konnte Runa vermutlich Nelas überraschtes wie auch besorgtes Gesicht nicht erkennen und wenn doch, dann würde sie genau das dort sehen können. Nela sah sich schnell noch mal über die Schulter und hoffte, dass Loki nicht wirklich anwesend war. Man konnte doch diesen Gott nicht auch noch freiwillig zu sich rufen wo ihm doch jeder Schabernack zugeschoben wurde, der passieren konnte."Warte kurz, ich binde nur meine Stute schnell an und dann erklärst du mir was ist überhaupt los ist?" Das tat sie dann auch. Sie brachte ihr zu dem anderen und kehrte dann zu Runa zurück. "Also?" Das war wohl Aufforderung genug.

    "Aber auch nur, weil wir um die anderen Geschäfte einen großen Bogen gemacht haben," erklärte Nela dann den nicht ganz eingesetzten Schuh-Kaufrausch. "Wenn du das sagst," grinste sie Runa an. Bei den Schuhen konnte Nela nicht mitreden. Man hatte doch auch nur zwei Füße, aber jeder wie er mochte. "Wem, wenn nicht einer Dienerin der Götter wären diese gewogen," diese Frage meinte Nela genau so wie sie es sagte. Die Götter könnten sicher jedem Anderem zürnen, aber ihren Dienern sollten sie sich doch irgendwie verbunden fühlen. Alles andere trat aber in jenem Moment in den Hintergrund als Runa ihre Aussage zu Roma aufnahm und noch weiter zuspitzte. Ihr blieb buchstäblich der Mund offen stehen. "So wie du mich kennst?" Was sollte denn jetzt das bedeuten? "Roma hat einen großen Verlust mit meinem Fortgang erlitten." Jetzt zog sie eine Schnute und schmollte sogar ein wenig. "Das war gemein." Aber wirklich lange konnte sie das nicht. Die Vorstellung, dass die Bürger Roms jetzt jeden Tag zu den Göttern beteten, dass sie nicht zurückkehren würde, hatte irgendwie auch etwas Lustiges an sich und es zeigte sich wieder ein kleines Lächeln.

    Nela nickte Runa bestätigend zu. "Na ja, meinst du denn, dass es ihn vollkommen kalt gelassen hat, dass dein Vater sich da ganz andere Pläne ausgedacht hat wo doch auch scheinbar er sein Herz an dich verloren hat?" Nela versuchte sich an einem zaghaften Lächeln während sie Runa musterte. "Du meinst die ganzen Schuhhändler der Stadt leer kaufen zu müssen um damit irgendwie umzugehen und er scheint da einen anderen Weg für sich gesucht zu haben." Nun lächelte Nela ein wenig mehr. "Das solltest du auf jeden Fall." Nur so konnte sich Runa ja wirklich sicher sein was in Curio vorging. Sich darüber den Kopf zu zermatern und sich in zig Möglichkeiten ergehen zu lassen, würde ihr doch nichts bringen. Dessen war Nela sich sicher.
    Als Runa auch zu lächeln begann, strahlte Nela schon fast wieder und lachte leise auf. "Im Kuhstall riechts gegen Roma fast wie in einem Garten voller Blumen. Du kannst es mir gerne glauben wenn ich sage, dass du es dort nicht lange aushalten wirst."
    Natürlich übertrieb sie gerade ein wenig. Aber der Zweck heiligte die Mitte und wenn es ihrer Verwandten wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte, dann war es doch die kleine Übertreibung wert. "Du meinstest, du könntest Roma innerhalb eines Tages vernichten? Ich meine, es hat ja auch mich überstanden und das will doch schon etwas heißen." Das Kichern war erheblich lauter geworden. "Wenn du bei irgendetwas davon Hilfe brauchst, bin ich dabei. Allerdings habe ich wenig Erfahrug beim Verfluchen oder Verhexen. Quatschen kann ich dagegen schon mal um einiges besser. Da fällt uns dann sicher was ein." Da war sich Nela sicher.

    Zitat

    Original von Quintus Duccianus Alan


    Nela wusste, dass der Gemütszustand ihrer Mutter auch Alan beschäftigte. Irgendetwas würden sie sich auch einfallen müssen um da etwas zu ändern. Inzwischen war sie schon soweit doch mal einen Medicus aufzusuchen und diesen zu fragen ob ihm nicht irgendein Mittelchen einfiel, dass ihr helfen könnte. "Und immer wieder ruft die Arbeit," meinte sie mit einem Lächeln. "Es ist schön so einen fähigen Mann hier zu haben, der bei solchen Problemen auch schnell aushelfen kann. Aber das kannst du vielleicht auch erst Morgen machen. Die Ställe werden das auch noch einen Tag länger aushalten." Natürlich konnte sie auch verstehen, dass er sich irgendwie einbringen und auch beschäftigen wollte. "Ja gern, vielleicht bekommen wir sie ja gemeinsam dazu den verschiedenen Schriften den Rücken zu kehren und sich etwas mit uns zu unterhalten."

    "Ich denke einfach, dass er sich genauso vor den Kopf geschlagen fühlt wie du und er nun erst mal sehen muss wie er damit umgehen kann." Sicher war es für ihn mindestens ein genauso großer Schock wie für Runa selbst. Nela hielt sie so lange wie sie es brauchte. "Du musst doch nicht gleicht Vestalin werden." Soweit käme es noch. Ihre Verwandte in Roma. "In Roma würdest du es keine zwei Wochen aushalten. das kannst du mir glauben. Da stinkt es furchtbar." Nela lächelte ein wenig. Die Verzweiflung konnte sie aber nur all zu gut verstehen. Ihr würde es an ihrer Stelle sicher nicht anders gehen. "Überdenke noch mal alles in Ruhe und sprich mit deinem Vater. Wenn er nicht zuhören will, dann schnappen wir ihn uns gemeinsam und wie sagtest du so schön, mein hispanisches Temperament können wir dann gern nutzen. Dem entkommt keiner." Sie versuchte ein Glühwürmchen in einer riesigen dunklen Höhle zu finden. Das wusste sie, aber irgendwie musste sie doch Runa wieder etwas Zuversicht zurückgeben.

    Ah, dann hatte sie da also doch recht gehabt. Nela konnte nicht anders als ein wenig zu lächeln. Da hatte Runa sich doch einen netten Mann ausgesucht. Schade nur, dass der Vater da so dickköpfig war. Mit diesem Problem würde sie sich wohl eher weniger herumschlagen müssen. Wenn dann würde ihre Mutter wohl ein Wörtchen mitzureden haben und sicher auch ihre anderen Verwandten, aber wenn ihre Mutter etwas nicht wollte, dann konnte sie da sehr dickköpfig sein. Da musste sie halt nur ihre Mutter von ihrem Zukünftigen überzeugen und alles würde gut werden. Doch diese Gedanken schob sie dann schnell wieder zur Seite. Runa brauchte hier ihre Schulter zum anlehnen oder wahlweise ausheulen. "Ein Qntuiilius? Ich weiß von Mutter, dass es früher mal Beziehungen zu dieser Familie gab. Diese sollen also wieder ausgebaut werden und das zu deinen Lasten? Das kann ich nicht verstehen." Da fehlte ihr jedes Verständnis für. Wie konnte man nur so ignorant sein? "Hmm, ich verstehe. Das wäre natürlich schlecht, wenn dein Vater sich da querstellt und deinem Auserwählten dann auch noch Steine in den Weg legen würde." Immer diese politischen Arrangements. Nela wusste, dass es sie gab, aber musste sie verstehen warum man das gegen den Willen der Kinder durchdrücken musste? Nein, das musste sie nicht. Erneut nahm Nela ihre Verwandte in den Arm und drückte sie als diese weinte. "Meinst du nicht, dass eine Unterhaltung vielleicht irgendetwas bringen könnte? Ich würde dir auch helfen." Ein klein wenig Hoffnung haben, konnte doch nicht schaden.